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Furbaby_Mom

Bewertungen

Insgesamt 469 Bewertungen
Bewertung vom 29.08.2019
Vier Pfoten für ein Weihnachtswunder / Der Weihnachtshund Bd.12
Schier, Petra

Vier Pfoten für ein Weihnachtswunder / Der Weihnachtshund Bd.12


sehr gut

Ich habe den Roman mitten im Hochsommer gelesen & fühlte mich sogleich in die kühle Jahreszeit versetzt. Die vielen detaillierten Beschreibungen des wundervoll gewählten Settings ließen automatisch die Bilder der Handlung vor meinem inneren Auge entstehen; als würde man einen Film anschauen. Man kann beim Lesen förmlich den Schnee unter den Füßen knirschen hören, während man mit Laura & Justus durch den Wald spaziert. Zum Schreibstil finde ich nur lobende Worte, die Dialoge & Gedankengänge der Figuren sind meist sehr authentisch & nachvollziehbar gestaltet worden. Keine schwere Lesekost, tatsächlich fliegen die Seiten nur so dahin, weil man sich mit den größtenteils sympathischen Charakteren so wohl fühlt, d. man einfach wissen muss, wie es weitergeht. Anfangs habe ich kurz stutzen müssen, als mir klar wurde, d. sowohl Santa Claus, das Christkind sowie diverse Elfen Teil der Handlung sind – aber wenn nicht in einem Weihnachtsroman, wann dann? Auf jeden Fall war dies eine erfrischende Abwechslung von anderen Weihnachtsgeschichten; auch die außerordentlich tiefgründigen Hintergrundstories der Protagonisten haben mich überrascht; die Autorin hat sich wirklich ins Zeug gelegt, um ihren Roman von der Masse abzuheben. Am niedlichsten fand ich die Gedankenbeschreibungen der kleinen Hündin, Lizzy ist für mich mit Abstand der eigentliche Star der Geschichte. Gerne hätte ich noch mehr von ihr gelesen, aber sie nimmt doch eine kleinere Rolle ein als erwartet. Die weibliche Hauptfigur, Laura, fand ich nett & angenehm; sie ist alles andere als verbittert, obwohl sie in der Vergangenheit schon viele Schicksalsschläge erleben musste. Und erst ihre Marketingideen – äußerst kreativ! Was ihre Persönlichkeit angeht, wird sie allerdings in Sachen Wiedererkennungswert & Sympathiefaktor von ihrer Freundin Angelique in den Schatten gestellt, die unheimlich auf Zack ist & mich komplett begeistert hat. Evtl. hat die Autorin ja ein zukünftiges Projekt rund um Lauras Freundin geplant, vielleicht in Kombination mit dem anderen Sternbach-Sohn?
So bezaubernd ich die Grundidee des Werkes finde, gab es dennoch ein paar Dinge, die mir nicht so gefallen haben. Die Familie Sternbach kam mir sehr überzeichnet vor – ja, sie sollten extrem liebenswert, herzlich und einnehmend wirken, aber letztlich fand ich sie wahnsinnig anstrengend & in ihrem Verhalten ziemlich penetrant. Dass sie ihre neue Angestellte permanent & ungefragt für Privatangelegenheiten einteilen – meinetwegen. Aber Justus & seine Flirtattacken auf Laura, obwohl diese ihn wiederholt bittet, Abstand zu halten, grenzen schon an Belästigung. Auch die Erotikszenen waren eindeutig unpassend für solch einen Roman.

Bewertung vom 16.08.2019
Das Erbe der Porzellanmalerin
Jasmund, Birgit

Das Erbe der Porzellanmalerin


gut

Angenehmer historischer Schmöker für zwischendurch!
Dies ist der Folgeband des Romans "Das Geheimnis der Porzellanmalerin", welcher mir inhaltlich nicht bekannt war. Für mich war es das 1. Buch der Autorin B. Jasmund und ich habe mich gut unterhalten gefühlt.
Das Werk verfügt über eine in sich geschlossene Handlung und kann problemlos ohne Vorkenntnis des Vorgängerbandes gelesen werden. Zudem geht dem Roman ein ausführliches Personenregister voran, welches nach fiktiven und realen historischen Persönlichkeiten unterteilt und in einem lockeren Ton gehalten ist. Zu meiner Freude findet dort sogar der freche Mops "Otto" Erwähnung.
Alle Hintergründe zu Figuren und deren Konstellation untereinander werden im Laufe der Geschichte aufgegriffen und schlüssig erklärt; man kann direkt in die Handlung eintauchen, ohne groß grübeln zu müssen, in welchem Verhältnis die Charaktere miteinander stehen. So wird beispielsweise auch kurz geschildert, wie der weiblichen Hauptfigur, Geraldine von Scholl, einst die Flucht aus Santo Domingo gelungen war, wo sie bei Pflegeeltern gelebt hatte. "Sie hatte sich für das ungeliebte Kind einer armen Frau und ihres Geliebten vom anderen Ende der Welt gehalten." (S. 71) Dank eines Medaillons hatte Geraldine letztlich ihren wahren Vater ausfindig machen können. Inzwischen ist dieser jedoch verstorben und hat Geraldine sein Rittergut vermacht. Als sie unerwartet die offizielle Erlaubnis erhält "außerhalb der Manufaktur auf Porzellan zu malen" (S.13), kann die schöne junge Frau ihr Glück zunächst kaum fassen, stürzt sich anschließend aber mit Feuereifer in die Arbeit. Ihr Halbbruder Peter hingegen sieht sich um sein rechtmäßiges Erbe betrogen und schwört wutentbrannt Rache. Geraldine ahnt nicht, dass er ausgerechnet in jenen Kreisen Unterstützung findet, die ihr bedrohlich nahe sind. Wem kann sie trauen und wer treibt ein falsches Spiel? Als wäre dies nicht dramatisch genug, gilt es plötzlich eine bis dato geheime Zusatzklausel des Testaments zu erfüllen: sollte Geraldine nicht binnen eines Jahres nach dem Tode des Vaters verheiratet sein, verliert sie ihr Erbe…ausgerechnet an Peter! Zusätzlich zur Suche nach einem geeigneten Gatten muss sich Geraldine noch gegen die Machenschaften eines Neiders wehren – ohne sich dessen doppelten Spiels bewusst zu sein. Eine Gefahr, die sie ihr Leben kosten könnte.
Geraldine hat in ihrer Jugend schon viele Schicksalsschläge erleben müssen und je mehr ich über ihre Vergangenheit erfahren habe, desto mehr gönnte ich ihr die jetzige wohlhabende Position. Dass sie sich ihren gütigen Charakter bewahrt hat und ihr der neue Reichtum keineswegs zu Kopf gestiegen ist, wird deutlich an der liebevollen, beinahe familiären Umgangsweise mit ihren Bediensteten. Weiterhin bewundert habe ich ihre Engelsgeduld (mit dem unerzogenen Hund, ihren Kunden, Jannes Tochter, etc.) und die Entschlossenheit, mit denen sie ihre Ziele verfolgt.
Der Schreibstil ist angenehm und verständlich; besonders gut gefallen hat mir, dass die Recherche der Autorin nicht nur historische Fakten beinhaltet hat, sondern dass auch die damalige Umgangssprache miteingebunden wurde, was die Dialoge sehr glaubwürdig macht. Das Leben auf dem Rittergut wird authentisch wiedergegeben. Insgesamt hätte ich mir lediglich eine intensivere Auseinandersetzung mit den Figuren gewünscht; wir erfahren zwar durchaus von deren Emotionen und Gedanken, aber die Charaktere blieben für mich dennoch ungewohnt flach. Normalerweise habe ich beim Lesen immer einen Film vor Augen laufen – hier war mir Geraldine zwar äußerst sympathisch, ihr Schicksal berührte mich allerdings nicht. Irgendwie blieben alle Figuren eher oberflächlich. Das Ende ließ mich kurz stutzen und erschien mir ziemlich unrealistisch: Widrigkeiten wurden angesichts der Tiefe des vorherigen Verrats und der Intrigen zu simpel und nahezu überstürzt aufgelöst. Auf den Prozess der Porzellanmalerei wird ausführlich eingegangen, was mir gut gefallen hat.

Bewertung vom 12.08.2019
La Dolce Kita
Bentz, Jennifer

La Dolce Kita


sehr gut

Herrlich humorvoll!
Hier war es einmal nicht das Buchcover, sondern der Titel des Buches, der mich in der Buchhandlung zum Lesen der Inhaltsangabe verleitet hat. - "La Dolce Kita", eine witzige Anspielung auf "La Dolce Vita" (ital. für "das süße Leben")... Zwei Konzepte, die so rein gar nichts mit einander zu tun haben können, meint man; ich zumindest verbinde den Gedanken an Entspannung o. den allgemeinen Genuss des Lebens nicht zwingend mit der täglichen, einem Bienenstock ähnlichen, wuseligen Betriebsamkeit eines Kindergartens. Ich liebe Kinder, habe selbst einmal in einem Kindergarten ein Praktikum absolviert und kann bestätigen: so viel Spaß, wie es auch gemacht hat, so anstrengend war es auch. Nichts da mit 'dolce irgendwas'. Dementsprechend war ich gespannt darauf, wie sich die Geschichte um 3 junge Mütter, deren Kinder von einem Kita-Streik betroffen sind & nun anderweitig täglich betreut werden müssen, entwickeln wird.
Die 3 Damen, allesamt berufstätig, sind verständlicherweise zunächst wenig begeistert von der Situation - hat doch jede schon ihr eigenes Päckchen an Alltagssorgen zu tragen. Fridi (Mutter von Hanna), steht kurz vor der bisher wichtigsten Präsentation ihrer Karriere. Jahrelang hat sie auf die Chance hingearbeitet, solch ein Projekt zu erhalten, das sie endlich in eine höhere Gehaltsklasse befördern soll. Dumm nur, d. ihre Chefin gerade jetzt von Fridi noch mehr Präsenzzeit im Büro voraussetzt und folglich noch mehr Engagement über die reguläre Arbeitszeit hinaus fordert - Kind hin oder her. Karrierefrau Lea (Mutter von den Zwillingen Maxi & Nicki), die zusammen mit ihrem Ehemann beim lokalen Fernsehen im Moderationsbereich arbeitet, steht ein Besuch ihrer besserwisserischen Schwiegermutter Erika bevor: "Jeden dritten Mittwoch im Monat springt dieses sockenflickende Ungeheuer aus seiner Zeitkapsel und kommt uns besuchen." Und Annette (Mutter von Emily), kämpft darum, ihren Ehemann beim Thema Haushalt zu mehr Eigenverantwortung zu erziehen. Notgedrungen beschließen Fridi, Lea & Annette, eine gemeinsame Notbetreuung der Kinder auf die Beine zu stellen. Da ihre Ansichten hinsichtlich Kindererziehung nicht unterschiedlicher sein könnten, gibt es genügend Konfliktpotential - allein die Kinder kommen prima miteinander aus.
Leider konnte mich die Hauptfigur Fridi nicht überzeugen. Sie wirkt ständig in Gedanken und zutiefst verunsichert, wird auch von Annette & Lea permanent unterbrochen und die meisten ihrer Sätze scheinen aus Gestammel wie "Oh" oder "Mmmh" zu bestehen. Ich kann ja nachvollziehen, dass es für manche Menschen schwierig ist, Präsentationen vor einer Gruppe von Zuhörern zu halten. Fridis Nervosität im Job, gerade bei einer eher unterkühlten Chefin, die nur darauf wartet, sie als nicht belastbare 'Mutti' einzuordnen, verstehe ich also durchaus. Doch auch im Privatleben wirkt sie so verloren wie ein Blättchen im Wind, dass man sie am liebsten schütteln möchte, um ihr etwas Leben einzuhauchen. "Fridi ist alleinerziehend und schafft es nicht mal regelmäßig zum Friseur", heißt es bereits in der Inhaltsangabe auf der Rückseite des Buches. Zwischenzeitlich habe ich rufen wollen "Um Himmels Willen, was schafft sie denn ÜBERHAUPT?!" Wie soll diese junge Frau, die uns als solch ein von der Welt überforderter Charakter präsentiert wird, bitte ihren Alltag mit Kind bisher gehandhabt und ihr Kind dabei noch so gekonnt ALLEIN erzogen haben? (Die kleine Hanna drückt sich nämlich stets freundlich und höflich aus - ganz im Gegensatz zu Annettes forderndem Töchterlein Emily.) Fridis Background deckt sich für mich folglich nicht mit ihrem aktuellen Verhalten. Die Handlung wird hauptsächlich getragen von dem witzigen Schlagabtausch zwischen der toughen Lea, die sich nichts gefallen lässt & schon mal "einen zwei Meter hohen Türsteher mit krimineller Vergangenheit zum Weinen gebracht" hat & der um Perfektion bemühten, in Selbstaufgabe aufgehenden Annette, die von Lea verächtlich als "Miss Super-Mami" bezeichnet wir

Bewertung vom 09.08.2019
Die Frauen der Rosenvilla
Simon, Teresa

Die Frauen der Rosenvilla


weniger gut

Leider kein Lesevergnügen – verworren und ohne jeglichen Tiefgang.
Als Fan historischer Frauenromane hatte ich mir so viel mehr erwartet von diesem leider enttäuschend ausfallenden Werk. Ich habe mich tapfer bis zum Ende des Romans durchgequält in dem Versuch, die mehreren Erzählebenen (3 verschiedene davon in Form von Tagebucheinträgen) sinnvoll miteinander zu verknüpfen, um Sinn aus dem Ganzen zu machen. Mit der Renovierung der alten Rosenvilla erfüllt die junge Anna sich einen Traum: das einstige Familienanwesen soll wieder so prunkvoll werden, wie es einmal war. Zwar steht der dazugehörige Garten noch längst nicht wieder in voller Blüte, aber bald schon werden hier wunderschöne Rosen blühen. Wirklich viel weiß Anna nicht über ihre Familiengeschichte; ihr geliebter Opa ist längst verstorben & ihre Eltern sind nicht gerade gut auf ihn zu sprechen. Aus dem Grund für ihr ablehnendes Verhalten machen sie allerdings ein Geheimnis; es werden ominöse Andeutungen gemacht, doch viel öfter stößt Anna auf eine Mauer des Schweigens. Gerade als sie sich mit der Situation abfinden möchte & sich mit Feuereifer in die Eröffnung ihrer 2. Chocolaterie in der Dresdner Altstadt stürzt, macht Anna auf dem Grundstück der Villa eine Entdeckung, die ihr Leben auf den Kopf stellen wird. In einer eisernen Schatulle findet sie ein Sammelsurium einzelner Schriftstücke: Briefe, Tagebucheinträge sowie diverse andere Habseligkeiten von 3 Frauen, die einst in der Rosenvilla gelebt haben. Noch ahnt Anna nicht, welch dramatische Ereignisse ihre Familie geprägt haben & wie eng das Schicksal von Helene, Emma & Lotte mit ihrem eigenen Leben verknüpft ist.
Leider bin ich mit der weiblichen Hauptfigur der Gegenwart überhaupt nicht warmgeworden. Es kam mir irgendwie so vor, als wäre Anna in dem Wirrwarr der Geschichte komplett untergegangen - als wäre ihre Figur nur geschaffen worden, um eben mal 'irgendjemanden' aus dem Hier & Jetzt zu haben, der die alten Notizen liest; noch schnell eine alte Liebelei hier & ein neuer Flirt da angedichtet, fertig. Der Schreibstil ist klar & flüssig; mit etwas mehr Tiefgang hätte Anna gewiss zu einer sympathischeren Protagonistin ausgearbeitet werden können, mit der man mitfiebert. So bleibt sie für mich nur eine Randfigur, deren Schicksal einem relativ egal ist.
Durch den permanenten Wechsel zwischen den verschiedenen Zeitebenen & Verfasserinnen der Briefe, musste ich höllisch aufpassen, in welcher Epoche ich mich gerade befinde & bei wem. Zwar gab es stets eine Überschrift mit dem jeweiligen Datum, aber es ging so beherzt durcheinander, d. ich bis kurz vor knapp nicht sicher war, wer nun mit wem in welchem Verwandtschaftsverhältnis steht & welche Auswirkung das auf die Gegenwartsperspektive haben könnte. Alles in allem recht müßig & langatmig, unübersichtlich & emotionslos; selbst die eigentlich anrührenden alten Tagebucheinträge wirkten eher aufgesetzt & im wahrsten Sinne herausgerissen.
Insgesamt wäre in diesem Werk weniger mehr gewesen. Die Themen Schokoladen- bzw. Pralinenherstellung, Krieg, Judenverfolgung, Rosenzucht, Betrug, Mord, Herzschmerz, Familiengeheimisse etc. hätten auch in geringerem Ausmaß verpackt werden können, z.B. um den Figuren mehr Raum zur Entfaltung zu ermöglichen.
Als häufige Besucherin der Elbmetropole hatte ich mir etwas Dresden-Flair erhofft, was jedoch komplett fehlte; abgesehen von ein paar Namensnennungen (& noch seltenerer Einbindung von Dialekt) hätte der Roman auch in jeder anderen Stadt spielen können. Lokalkolorit gleich null, schade! Das Ende, die langerwartete Auflösung des Familiendramas, kam ziemlich unspektakulär & halbherzig daher.
Das in zarten Farben gehaltene Cover finde ich traumhaft schön & passend gestaltet für einen historischen Roman. Lobenswert sind auch das informative Nachwort zum historischen Hintergrund des Romans sowie die inkludierten Pralinenrezepte. Ein Personenregister wäre sehr hilfreich gewesen. Fazit: Eine interessante Idee, leider mangelhaft umgesetzt.

Bewertung vom 08.08.2019
Sommer in Atlantikblau
Covi, Miriam

Sommer in Atlantikblau


ausgezeichnet

Dieses ist bereits das 2. Werk von M. Covi, das mich restlos begeistert hat! Wie auch mit ihrem ebenso wundervollen Wohlfühlroman "Sommer unter Sternen" versetzt uns die Autorin wieder in Urlaubslaune, diesmal geht es nach Nova Scotia, Kanada. Das malerische kleine Örtchen Chester gibt es übrigens tatsächlich und es würde mich nicht wundern, wenn es nach dem Erfolg dieses Buches einen Touristen-Boom erlebt.
Kurz vor ihrem Tod macht Tante Charlie ihrer geliebten Patentochter Lotte, zu der sie seit jeher ein besonders inniges Verhältnis hat, noch ein ganz außergewöhnliches Geschenk: Flugtickets nach New York! Es soll Lottes Junggesellinnen-Abschieds-Reise werden, die sie zusammen mit ihrer Mutter Erika und ihren 2 Schwestern (der Karrierefrau Luise & dem hochschwangeren Nesthäkchen Sophie) antritt. Zwar ist Lottes Verlobter nicht gerade begeistert vom Spontantrip seiner Zukünftigen, immerhin sind es keine 3 Wochen mehr bis zur Hochzeit und die Vorbereitungen dazu längst noch nicht abgeschlossen, aber dieses eine Mal im Leben lässt Lotte sich nicht von ihrer Meinung abbringen: sie wird den letzten Wunsch ihrer Großtante erfüllen und die Reise antreten. Was soll schon passieren? Womöglich bringt dieser Ausflug die Frauen der Familie einander wieder etwas näher…denn irgendwie gibt es keine richtige Gemeinsamkeit & Vertrautheit mehr zwischen ihnen. Dann funkt Lotte das Schicksal jedoch gehörig dazwischen…bzw. ein Vulkanausbruch. Oder ist es gar eine höhere Macht, womöglich Tante Charlie, die ihr ein Zeichen sendet? Der Rückflug endet jedenfalls verfrüht: mit einer Notlandung in Kanada. Weiterreise ungewiss. Während ihre Mutter etwas verloren in all dem Trubel wirkt, Luise fuchsteufelswild & Sophie zwar genervt, aber ansonsten entspannt ist, ist Lotte vor allem eines: verzaubert von Halifax und seiner Umgebung. Noch am Flughafen begegnet das Familiengrüppchen zufällig einem jungen Mann, der ihnen zu einer Unterkunft im zauberhaft idyllischen "Mapletree Bed & Breakfast" verhilft. Connor und Lotte haben nicht gerade den besten Start miteinander, aber trotz seiner irritierenden, ruppigen Art kann Lotte eine gewisse Faszination nicht abstreiten…und muss sich bald ernsthaft fragen, ob ihre Zukunft womöglich ganz anders ausschauen könnte, als ursprünglich geplant…
M. Covi hat ein wunderbares Talent, solch liebenswerte Charaktere zu erschaffen, die einem noch lange nach Beendigung der Lektüre im Gedächtnis bleiben. Ich habe mich direkt in die stets um Harmonie bemühte Lotte hineinversetzen können – ebenso in ihre Familienmitglieder. Besonders ins Herz geschlossen habe ich die gutmütige Hazel, die man einfach nur knuddeln möchte. (Als Extra-Schmankerl gibt es im Anhang übrigens das Rezept zu ihrem legendären Lemon Meringue Pie – lecker!) Und dann ist da noch der charismatische Connor mit seinen strahlend blauen Husky-Augen…
Ein Highlight neben den traumhaften, atmosphärischen Landschaftsbeschreibungen (- Chester ist ein Ort, der wie gemacht für einen Wohlfühlroman scheint -) sind die durch und durch realistischen Dialoge. Auch die Dynamik zwischen den einzelnen Familienmitgliedern wird unheimlich glaubwürdig beleuchtet; man hat das Gefühl, mitten in einem Film zu sein. Ich hätte noch ewig weiterlesen können! Der Schreibstil ist sommerlich leicht und oft mit einer Prise Humor gespickt, wartet jedoch auch mit leisen Zwischentönen und ganz viel Emotionen auf. Auch interessante historische Informationen (wie z.B. der Hintergrund der lokalen Butterboxen) werden gekonnt miteingebunden in die Story.
Bereits das Cover verströmt für mich Urlaubsfeeling pur und lässt mit den abgebildeten Muscheln auf Meeresnähe schließen. Tatsächlich kam mir das Lesen wie ein Kurzurlaub vor und noch Wochen später huscht mir beim Gedanken an dieses Werk ein seliges Lächeln übers Gesicht.
Fazit: Ein zauberhafter, romantischer Wohlfühlroman mit sympathischen Figuren, Familiengeheimnissen, überraschenden Wendungen & großen Gefühlen vor der atemberaubenden Kulisse Kan

Bewertung vom 08.08.2019
Zwei Handvoll Leben
Fuchs, Katharina

Zwei Handvoll Leben


ausgezeichnet

Eines der besten Bücher, die ich je gelesen habe – unbedingte Lese-Empfehlung!!

Katharina Fuchs hat mit dem berührenden Portrait ihrer beiden Großmütter ein mitreißendes, in jeglicher Hinsicht herausragendes Werk geschaffen, das mich nicht nur restlos begeistert und emotional überwältigt hat, sondern ganz klar schon allein aufgrund des sensationellen Schreibstils die Auszeichnung 'bester historischer Roman' verdient! Ich lese wirklich gerne und viel, speziell Romane, die vor einem geschichtlichen Hintergrund angesiedelt sind – aber dieses Werk hat mich einfach umgehauen! Um es kurz zu machen: man möchte am liebsten allen Freunden und Bekannten die Lektüre dieser schicksalhaften Erzählung nahelegen; ich habe dies in jedem Fall getan, denn selten hat ein Roman so lange und intensiv bei mir nachgewirkt.

Die beiden jungen Frauen Anna Tannenberg und Charlotte Feltin führen ein Leben, das unterschiedlicher nicht sein könnte. Der wohlbehüteten Charlotte mangelt es – zumindest in materieller Hinsicht – an nichts; sie liebt das Leben auf dem Hofgut ihrer Familie in Sachsen. Anna hingegen wächst in bitterer Armut auf, dafür mit umso mehr Liebe. In einem kleinen Örtchen im Spreewald kämpft ihre Familie ums Überleben und so zögert Anna letztlich nicht, in Berlin auf Arbeitssuche zu gehen. Die Großstadt erscheint ihr zunächst wie ein gefräßiges Monster – wohin Anna auch blickt, ist sie mit Lärm, Schmutz und menschlichem Elend konfrontiert.

Beide Frauen ahnen nicht, dass sich ihre Wege eines Tages kreuzen werden – viele Jahre später, nach zwei Weltkriegen, unendlich vielen Entbehrungen und mutigen Entscheidungen, stets geprägt von der Zuversicht auf eine bessere Zukunft.
Erzählt wird abwechselnd aus der Perspektive von Anna wie auch Charlotte; mühelos lässt die Autorin die Vergangenheit lebendig werden und uns Leser teilhaben an ihrer persönlichen Familiengeschichte. Der Mut und die Entschlossenheit der weiblichen Hauptfiguren – zu Zeiten, in denen Frauen eine eher untergeordnete Rolle in der Gesellschaft spielten und unfassbar viel Ungerechtigkeit und Leid erdulden mussten – haben mich wahnsinnig beeindruckt und inspiriert. Man kommt nicht umhin sich zu fragen, wie man wohl selbst in gewissen Situationen gehandelt hätte. Beide Handlungsstränge werden so einnehmend und fesselnd, so intensiv, atmosphärisch und bildgewaltig aufgebaut, dass man sich partout nicht losreißen kann vor lauter Spannung und Mitfiebern. Trotz vieler Schicksalsschläge und dramatischer Ereignisse verliert sich dieses Werk niemals in Negativität, im Gegenteil; es bleibt damit der Lebenseinstellung der zwei starken Frauen (sowie überhaupt der damaligen Bevölkerung Deutschlands) treu.

Fazit: Ein literarisches Meisterwerk! Für mich mit Abstand nicht nur das Lese-Highlight des Jahres, sondern eines der bedeutenden Bücher, wie sie einem nur ganz selten im Leben begegnen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.08.2019
Glücklich ist, wer vergisst, dass hier alles kacke ist
Bindrum, Victoria

Glücklich ist, wer vergisst, dass hier alles kacke ist


ausgezeichnet

"Anleitung für ein echt gutes Leben"!
In ihrem humorvoll geschriebenen Ratgeber erklärt Autorin Victoria Bindrum, warum wir uns von der klassischen Vorstellung vom Glück verabschieden sollten, um das wahre Glück zu finden – allerdings ohne danach zu suchen. Alles klar?!

Bereits der freche, leicht provokante und definitiv Wiedererkennungswert aufweisende Titel, der auf dem knallig-farbigen Cover prangt, lässt einen eher unkonventionellen Inhalt vermuten – nämlich nicht das übliche Sachbuch nach dem Schema F. Das tiefenentspannte Lama macht’s vor: 'Einfach mal abschalten!', 'Mut zum Nichtstun!' heißt die Devise.

Alles andere als ein trockener Ratgeber bietet dieses Werk einen Einblick in die Art und Weise, wie – zumindest in der westlichen Gesellschaft – kollektiv nach dem Glück gestrebt wird und erklärt, warum die Suche nach dem großen Glück zwangsläufig in einer Enttäuschung enden wird. "Je mehr wir uns anstrengen, desto mehr Energie und Zeit verschwenden wir auf ein Ziel, das wir niemals erreichen werden, weil es nicht existiert." Klingt deprimierend – ist es aber eigentlich gar nicht. Zum Glück gibt es jede Menge praktische Tipps und Tricks, um dem Hamsterrad zu entkommen. Die Autorin beleuchtet die verschiedensten Bereiche unseres Lebens, vom Berufsleben, dem Wunsch nach finanzieller Sorglosigkeit bis hin zu Partnerschaften, Eltern-Kind-Beziehungen…und die Erwartungen, welche wir an die jeweilige Situation knüpfen.

Der locker-leichte, aber niemals oberflächliche Schreibstil ließ mich an manchen Stellen vergessen, dass ich gerade ein Sachbuch lese – es war vielmehr wie ein Roman, in dem man selbst die Hauptfigur ist und sich von der Autorin persönlich angesprochen fühlt.

Ich habe mich in vielen Beispielen wiedererkennen und aufgrund der angeführten Übungen einige hilfreiche Ansätze für meinen Alltag mitnehmen können. Speziell das Werte-Mantra kann ich empfehlen, da ich es mittlerweile erfolgreich in mein Leben integriert habe. Ebenso die Übung 'Gedanken begrüßen' hat sich für mich als enorm positiv erwiesen.

Ein Anhang mit weiterführender Literatur rundet diese angenehme Lektüre ab, die nicht nur inspiriert und zum Nachdenken anregt, sondern auch richtig gute Laune macht! Definitiv empfehlenswert!!

Bewertung vom 02.08.2019
Schokolade aufs Brot
Pindeus, Simona

Schokolade aufs Brot


ausgezeichnet

Romantisch-humorvoller Frauen-/ Familien-/ Wohlfühlroman – genial geschrieben!

Ich kann Autorin Simona Pindeus nur beglückwünschen zu diesem wundervoll gelungenen Roman, bei dem ich häufig schmunzeln und noch öfter laut auflachen musste…und sie inständig bitten, noch viele, viele weitere Bücher zu schreiben! Dieses Werk hat alles, was das Leserherz begehrt: eine Bandbreite an Emotionen, reizende Figuren, jede Menge Humor und einen interessanten Plot voller unerwarteter Wendungen.

Die junge Kinderärztin Flora Sandig hat noch immer an der Trennung von ihrem Ehemann Eric zu knabbern, als sie mit ihren zwei kleinen Kindern Unterschlupf bei ihren Eltern findet. Eigentlich hatte sie sich ihr Leben so ganz und gar anders vorgestellt. Zum Glück ist Flora von Natur aus Optimistin und fackelt nicht lange: ein Neuanfang muss her! – Leichter gesagt als getan, wenn man Kindergartenprojekte zu betreuen hat, sich an einem neuen Arbeitsplatz behaupten muss und die ungewohnte Wohnsituation am Nervenkostüm zerrt. Und dann taucht auch noch ein unverschämt irritierender Kollege auf – Julian Klee sieht zwar gut aus, gehört aber leider zur Kategorie "eingebildeter Schnösel". Seine direkte Art bringt Flora schnell auf die Palme…und ihr Herz zum Klopfen. Wer nun glaubt, die weitere Entwicklung vorhersagen zu können, darf sich auf ein paar Überraschungen freuen – ich selbst habe den Roman in einem Rutsch durchlesen müssen, weil ich mich vor Neugier nicht losreißen konnte!

Am meisten begeistert hat mich der herrlich originelle, witzig-freche Schreibstil, der nie ins Übertriebene abgleitet, auf Kitsch verzichtet und auch hier und da leise Töne anklingen lässt, die zum Nachdenken anregen. In vielen Situationen zeichnen sich die Charaktere durch ihre emotionale Reife und Authentizität aus. Auch die Dialoge sind so überzeugend, dass sie direkt aus dem echten Leben stammen könnten. Die Glaubwürdigkeit dieses Romans insgesamt hat mich ungemein beeindruckt!

Der weibliche Hauptcharakter Flora ist eine sympathische junge Mutter, die sich - wie überhaupt alle Figuren - durch Ecken und Kanten auszeichnet. Ich habe mich wunderbar in sie hineinversetzen können und bis zum Schluss mit ihr mitgefiebert. Auch die Nebenfiguren sind durch und durch liebenswert; man muss die Charaktere einfach ins Herz schließen! Vor allem Floras Eltern sind zum Knuddeln!

Fazit: So witzig und lebensbejahend wie Susanne Fröhlich, so warmherzig und emotional wie Anne Hertz. Ich bin wirklich begeistert! Unbedingte Leseempfehlung!!

Bewertung vom 23.07.2019
Aufbruch in ein neues Leben / Hebammen-Saga Bd.1
Winterberg, Linda

Aufbruch in ein neues Leben / Hebammen-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Wer historische Frauenromane mag, wird dieses Werk LIEBEN!
Linda Winterbergs Auftakt zur großen Hebammen-Saga um drei junge Frauen, die gegen Ende des Ersten Weltkriegs in der Neuköllner Hebammenschule ihre Ausbildung zur Geburtshelferin durchlaufen, hat mich von der ersten Seite an gefesselt – noch während der Lektüre habe ich in der Verlagsvorschau nach den Folgebänden gestöbert und sie sogleich auf meine Wunschliste gesetzt. Selten hat mich ein historischer Roman so selbstverständlich in vergangene Zeiten eintauchen lassen; nicht nur, dass hier fundierte Recherche auf einen mitreißenden Erzählstil trifft – trotz völligem Verzicht auf Kitsch werden solch tiefe Emotionen beim Lesen erweckt, wie nur das wahre Leben es vermag…wenn man es denn so grandios und realitätsnah abzubilden vermag wie die Autorin. Es sind harte Zeiten, in denen Edith, Margot und Luise sich begegnen: der Erste Weltkrieg wütet und reißt erbarmungslos Familien auseinander. "Bald drei Jahre tobte nun dieser unsägliche Krieg, in dem es nur Verlierer geben würde." (S. 7) Während die Männer an der Front einen sinnlosen Tod sterben, versinkt der Großteil der daheimgebliebenen Bevölkerung in bitterer Armut. Trotz stundenlangem Warten in Lebensmittelschlangen ist das Essen Mangelware; Hunger, Krankheit und desillusionierte, verbitterte Invaliden bestimmen das Stadtbild, als die junge Luise Mertens ihr kleines Heimatdorf in Ostpreußen verlässt, um im großen Berlin eine Ausbildung zur Hebamme zu beginnen. Sie möchte eines Tages in die Fußstapfen ihrer geliebten Großmutter Else treten, der Eckersberger Dorfhebamme – eine weise Frau, der es wichtig ist, dass ihre Enkelin eine gescheite Ausbildung mit einem offiziellen Abschlusszertifikat erhält. Nur widerwillig lässt Luise sich dazu überreden, ihre Heimat zu verlassen. Die hübsche und aus vornehmem Hause stammende Jüdin Edith Stern hingegen kann es gar nicht erwarten, die kalten Gemäuer ihrer noblen Familienvilla hinter sich zu lassen und ihre Lehre in Neukölln anzutreten. Sie versucht alles, um ihre an alten Konventionen festhaltenden Eltern, die sie am liebsten vorteilhaft verheiratet sehen möchten, für ihren Traum (- Hebamme zu werden -) zu begeistern. Und dann ist da noch die aus gänzlich ärmlichen Verhältnissen stammende Margot Bach, die ihren Ausbildungsplatz lediglich aufgrund eines Empfehlungsschreibens des Vaterländischen Frauenvereins erhalten soll – es ist eine einzigartige Chance für sie, ihrer kriegsgebeutelten Familie finanziell unter die Arme zu greifen. Alle drei jungen Frauen werden in den kommenden achtzehn Monaten sowohl unsagbar berauschende Momente des Glücks sowie herzzerreißende, tragische Erlebnisse erfahren – immer wieder überstrahlt vom Wunder des Lebens, wenn sie einem weiteren kleinen Erdenbürger auf die Welt helfen, von der sie verbindenden Freundschaft und der Hoffnung, dass am Ende alles gut werden wird…weil es einfach muss.
So authentisch und unheimlich atmosphärisch die Autorin den Alltag in der Lehranstalt sowie die Lebenssituation der Bevölkerung im Kriegsdeutschland geschildert hat, so intensiv hat sie sich auch mit der Ausarbeitung der überaus sympathischen Charaktere - einschließlich herzensguter Nebenfiguren – beschäftigt. Jede der Hauptfiguren kann ich als absolut liebenswert und klug bezeichnen, alle von ihnen haben Ecken und Kanten und glänzen mit Facettenreichtum. Obwohl ernste Themen wie eine hohe Kindersterblichkeitsrate und katastrophale Missstände während des Krieges angesprochen werden, nimmt zu keinem Zeitpunkt die Negativität Überhand, im Gegenteil – es ist ein wundervoll lebensbejahender, hoffnungsvoller Roman. Die Faszination und Begeisterung, die mit dem Beruf der Hebamme einhergehen, sind hier so ansteckend und emotional eingefangen worden, dass man nur ehrfürchtig staunen und diesem Beruf Respekt zollen kann.
Auch der Schreibstil ist dermaßen bildreich und einladend, dass ich das Werk in einem Rutsch durchgelesen habe und mich tatsächlich nicht losreißen konnt

Bewertung vom 21.07.2019
Die Lichtsammlerin
Kramlovsky, Beatrix

Die Lichtsammlerin


weniger gut

Familiendrama vor historischem Hintergrund.
B. Kramlovsky hat für ihren Roman "Die Lichtsammlerin" den Handlungsbogen über 3 Familiengenerationen und verschiedene Kontinente gespannt.
Mary hat zu ihrer Mutter Erika schon immer eine eher spezielle Beziehung gehabt, wirklich nahe waren sich die beiden nie. Erika, die einst mit ihrem Mann von Europa nach Australien ausgewandert war, hatte in ihrer neuen Heimat nie Wurzeln schlagen können und vermisste Österreich schmerzlich. Ihre in Australien geborene Tochter Mary hingegen beherrscht zwar die deutsche Sprache, verspürt ansonsten allerdings keinerlei Bindung zu ihren europäischen Wurzeln. Marys Vater ist mittlerweile schon lange tot, ihre Mutter Erika lebt längst wieder in Österreich, wo sie mit Alzheimer diagnostiziert wird. Widerwillig reist Mary zu ihr, um sich um sie zu kümmern. Je mehr Zeit die 2 ungleichen Frauen miteinander verbringen, desto mehr erfährt Mary über die Vergangenheit ihrer Mutter und die schmerzvollen Erfahrungen, die sie zu solch einer kalten Person gemacht haben.
Ein Familienroman voller Höhen und Tiefen, tragischer Verluste und einschneidender Kriegsfolgen. Über Kriegsflüchtlinge, die sich in Australien niedergelassen haben, hatte ich bisher nicht viel gelesen und dieses Buch hat mein Interesse geweckt, mehr darüber in Erfahrung zu bringen.
Ich verstehe durchaus, dass nicht jeder Roman blumig ausgeschmückt sein und vor bildhaften Beschreibungen nur so strotzen muss – sofern die Kernaussage, die Emotion trotzdem den Leser erreicht. In meinem Fall hat der nüchterne, beinahe unterkühlte und distanzierte, bestenfalls neutrale Schreibstil dafür gesorgt, dass jeglicher Eindruck von Gefühl gar nicht erst zustande kam. Am meisten konnte ich mich noch für die Figur Rosa erwärmen, die, wie mir schien, mit dem meisten Wohlwollen beschrieben worden war. Sie beeindruckte mich mit ihrer bewundernswerten Charakterstärke und ihrem Mut, das Richtige, das Menschliche zu tun - zu Zeiten, in denen andere Menschen sich lieber anpassten, um nicht aufzufallen und in der Meinung der Masse abtauchten. Dem Erzählstrang der Gegenwart konnte ich dagegen wenig abgewinnen. Mary blieb mir von Beginn bis Ende völlig fremd und ich konnte weder mit ihr mitleiden noch mitfiebern. Erika fand ich – trotz aller Tragik um vergangene Erlebnisse und daraus resultierender Verbitterung – schlichtweg völlig unausstehlich. Der Buchtitel bezieht sich auf Rosa und ich hätte mir gewünscht, dass sie im Fokus des Romans gestanden und nicht nur eine Art Nebenrolle in der Vergangenheit eingenommen hätte.
Ich lese oft geschichtliche Romane, die vom Krieg bzw. den Folgen des Krieges handeln, von Berichten aus Lazaretten bis hin zu den Tragödien auseinandergerissener Familien. Diese Werke zeichnen sich für mich dann aus, wenn sie trotz aller tragischen Elemente ein positives Gefühl nach dem Beenden der Lektüre beim Leser zurücklassen o. zumindest zum Nachdenken anregen. Unheimlich schade hingegen finde ich es, wenn ein Roman, der vom Thema her das Potential zum wahnsinnig spannenden, emotional mitreißenden Werk hätte, als Gesamteindruck einen eher bitteren, negativen Geschmack hinterlässt. "Die Lichtsammlerin" fällt für mich leider in letztere Kategorie, da ich das ganze Buch über das Gefühl hatte, dass eine dunkle Wolke über mir schweben würde. Dabei geht es gar nicht mal um sonderlich erschütternde Ereignisse, sondern um den unterschwelligen Pessimismus, den Eindruck der Dauer-Negativität, der bei mir durch den Schreibstil entstanden ist.
Auch die vielen Sprünge zwischen verschiedenen Erinnerungen, Erzählperspektiven & Zeiten (teilweise innerhalb eines Kapitels) waren für mich ein wenig zu viel des Guten; es erschien mir wie ein wirres Hin und Her. Hier wäre weniger mehr gewesen (vielleicht eine Beschränkung auf nur 2 Zeitebenen bzw. Perspektiven & diese dafür intensiver gestaltet, z. B. mit mehr Informationen zum Leben in Australien o. ein Roman gänzlich aus Rosas Perspektive).