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anette1809 - katzemitbuch.de
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Bewertungen

Insgesamt 957 Bewertungen
Bewertung vom 08.03.2016
Ein brillanter Geist in der unwürdigen Hülle eines Nagetiers / Kriminaloberkommissar Kasimir Bd.2
Endres, Brigitte

Ein brillanter Geist in der unwürdigen Hülle eines Nagetiers / Kriminaloberkommissar Kasimir Bd.2


ausgezeichnet

"Ich bin Valentine, Tochter eines Bestatters, und seit der brillante Geist von Kriminaloberkommissar Kilian Kasimir in die verstorbene Hülle meines Meerschweinchens Bully gefahren ist, weiß ich: längst nicht alle unsere toten Kunden sind auf eine natürliche Weise gestorben."

Das Trio Valentine, Kriminalnager Kilian Kasimir und Polizeihund außer Dienst Marlowe stoßen schneller auf ihr nächstes Mordopfer als es ihnen lieb ist. Valentines Eltern ahnen nichts von den unkonventionellen Ermittlungsmethoden ihrer Tochter, aber Bruder Felix muss öfter mit Rat und Tat zur Seite stehen, damit Valentine mit der Aufklärung des Falls vorankommt.
Ein in Mordfragen ermittelnder Teenager fällt auf, so muss Valentine immer wieder ihr Mundwerk und ihren Einfallsreichtum bemühen, um aus prekären Lagen unbeschadet herauszukommen. Ein Kriminaloberkommissar hat es im Körper eines Meerschweinchens alles andere als einfach seiner Arbeit nachzukommen, aber auch für Valentine wird es schwierig, so zu tun als hätte sie keine Ahnung, woher Krallenspuren in einem neuen Sarg kommen, gegen ihre Müdigkeit dringend einen Espresso zu benötigen und mit ihrem Gewissen auszumachen, ob es mit ihrer Ermittlungsarbeit zu vereinbaren ist, wenn sie an einem Tatort auf Zuspruch des nikotinsüchtigen Kilian Kasimir eine Packung Tabak mitgehen lässt.
Die ungleiche Freundschaft zwischen Mädchen, Meerschweinchen und Hund wächst immer mehr - und das wächst ans Leserherz - und das Lachen ist nicht mehr ganz so verzweifelt, wenn Valentine ihrem Kriminaloberkommissar zu Espresso und Zigaretten verhelfen muss. Mittlerweile fällt es dem Leser wesentlich einfacher das Meerschweinchen als Kostümierung zu sehen - Kommissar bleibt Kommissar! Und Freunde sind Freunde, egal wie ungleich sie sein mögen. Valentines und auch mein Gefühl als Leser gegenüber Kilian Kasimir verwandelt sich immer mehr von Mitleid zu einer – wenn auch seltsamen – Form von Freundschaft oder zumindest Verständnis. Brigitte Endres vermittelt an Hand des ungleichen Ermittlerduos wie wichtig es in Beziehungen ist, um Hilfe bitten zu können und das Freunde auch in den schwersten Situationen für einen da sind. Dieses Motiv wird auch an Beispiel des hier vorliegenden Mordfalls ausgeleuchtet, allerdings mit völlig anderem Ausgang…
Im Laufe der Handlung kommt es zu einem zweiten Mordfall, der mit dem ersten in Verbindung zu stehen scheint, diese beiden stehen kaum zurück hinter dem verzwickten Fall aus dem Vorgängerband, ich zumindest habe wieder sehr gerne mitgerätselt und überraschende Züge und Motive bei den involvierten Protagonisten entdeckt.
Da die Kriminalfälle aus erstem und zweiten Band rund um Valentine und Kilian Kasimir völlig unabhängig voneinander sind, kann man die zweite Geschichte ohne Kenntnis der ersten genießen, allerdings verpasst man so das Zusammenfinden des schrägen Duos und die Entwicklung der einzelnen Charaktere, die in beiden Bänden eine Rolle innehaben.
Ich liebe diese verrückte Ermittlergruppe, die durch Marlowe und phasenweise auch Felix vervollständigt wird, die in einem Drahtseilakt junge und erwachsene Leser gleichermaßen erreichen kann - bitte, bitte, bitte mehr davon!

Reihen-Info:
Band 1: Der Tag, an dem mein Meerschweinchen Kriminaloberkommissar wurde
Band 2: Kriminaloberkommissar Kasimir ein brillanter Geist in der unwürdigen Hülle eines Nagetiers

Bewertung vom 08.03.2016
So wüst und schön sah ich noch keinen Tag
LaBan, Elizabeth

So wüst und schön sah ich noch keinen Tag


sehr gut

„So wüst und schön sah ich noch keinen Tag“ ist der Debütroman der Autorin Elizabeth LaBan, dessen Originaltitel zwar wesentlich einfacher, aber aussagekräftiger ist, was den Inhalt des Buches angeht: „The tragedy paper“.
Die Geschichte beginnt damit, dass Duncan das Gelände der Irving School betritt, am ersten Tag seines Abschlussjahres, wo jedem Senior im Gegensatz zu den vorhergehenden Jahren ein Einzelzimmer zugewiesen wird. Ein Zimmer gibt es, das keiner haben will… das des Albinos Tim, mit dem Duncan vor den Ferien einen unschönen Zwischenfall gehabt haben muss, auf den jedoch noch nicht näher eingegangen wird, denn die Tragödie spielt darauf hin. Natürlich zieht Duncan das Unglückslos und landet in Tims altem Zimmer. Dort erwartet ihn eine ganz besondere Überraschung. Jeder alte Seniorschüler hinterlässt dem Erben seines Zimmers einen „Schatz“, das ging in den vergangenen Jahren von vergammelter Pizza bis hin zu einer Bulldogge. Zunächst scheint Duncans Schatz mehr als langweilig und einfallslos zu sein: ein Stapel CDs… doch auf den CDs verbirgt sich Tims Geschichte, die Duncan etwas ganz besonderes geben soll, die Geschichte zu dem tragischen Aufsatz, den die Abschlusschüler in ihrem letzten Jahr abliefern müssen. Die Kapitel sind im Wechsel aus Duncans Sicht und Tims Geschichte, die Duncan auf CD hört. Tim ist ein Albino und stand wohl immer sehr alleine in seinem Leben. Bis er sich in der Schule in ein Mädchen verliebt. Auf Grund mangelden Selbstbewusstseins gesteht er ihr jedoch nie ein...
Die Autorin schafft es hervorragend die Neugier auf den weiteren Lauf der Geschichte zu schüren, da man zu Beginn nur mit Andeutungen gefüttert wird. Ein wenig erinnert die Atmosphäre an den Roman „Eleanor und Park“, der im letzten Jahr ebenfalls bei Hanser erschienen ist. Wenn ich denke, wie sehr bereits die ersten beiden CDs von Tim beim Lesen berührten, glaubte ich, dass die Geschichte noch sehr viel gefühlvoller und trauriger im Laufe der Zeit wird. Zudem war ich gespannt, was den Leser als Auflösung erwartet, welche Beziehung Tim zu Duncan (und dem Rest der Schüler) hatte. Von seinem einleitenden Brief an Duncan und den CDs kommt Tim sehr sympathisch rüber, aber er scheint tatsächlich große Schwierigkeiten auf Grund seiner Erkrankung gehabt zu haben.
Im Format mit den beiden wechselnden Erzählern mischt sich so manches Mal des Schicksal von Tim und Duncan, ihr Werdegang auf der Irving ist ähnlich, ich blättere mal zurück, lese nach, bin wieder im Bilde. Der Druck auf eine für mich befriedigende Auflösung am Ende steigt, eigentlich eine Auflösung, zu der es zwangsläufig kommen musste, andererseits viel zu belanglos für einen Unbeteiligten, um die geschürte Neugier auch nur annähernd zu befriedigen.
Insgesamt handelt es sich hier aber um einen hervorragend ausgearbeiteten Highschoolroman, der nicht nur die Tragödie als Schulabschlussthema behandelt, sondern deren Protagonisten Tim und seine Abschlussklasse tatsächlich in eine Tragödie verwickelt werden, die sie an die nächste Generation weiterreichen können, in diesem Fall Duncan, der ihre gemeinsamen Erlebnisse nur noch zu Papier bringen muss.

Bewertung vom 19.02.2016
Tot ermittelt es sich schlecht / Digby Bd.1
Tromly, Stephanie

Tot ermittelt es sich schlecht / Digby Bd.1


sehr gut

Digby #01 ist der rasante Auftakt einer Mischung aus Young Sherlock Holmes und Bridget Jones - wobei Digby beide Personen und noch ganz andere Facetten in sich vereint ;)

Psychisch labil, immer mit einem Arsenal Tabletten ausgestattet und auf der Suche nach potentiellen Mitstreitern kürt er sich Zoe als Ermittlerin aus, die neu auf seiner Schule landet und anscheinend einiger seiner Probleme teilt. Aber egal, ob man sich Digby mitteilen möchte oder nicht... einmal mitgehangen ist mitgefangen, und so findet so Zoe bald wieder zwischen Strafarbeiten, Polizeigewahrsam, einer mysteriösen Sekte und neuen - schrägen - Freunden. Der rote Faden der Geschichte ist Digbys vor Jahren entführte vierjährige Schwester und ein Teenager, der ebenfalls vor ein paar Jahren verschwunden ist. Das rasante Erzähltempo erreicht die Autorin durch die vielschichtigen Charaktere, deren familiären Problemen, wie die weiteren kleineren und größeren Vergehen, die Hand in Hand in den Erführungsfällen mitgehen.

Setting und Figurenausarbeitung haben mich begeistert, Geschwindigkeit und Verwirrung der Handlung hingegen wurden mir irgendwann zu viel... So schwanke ich hin und her in der Bewertung von erfrischenden interessanten Personen, die die Handlung tragen, und Handlungssträngen, die teilweise zu einer heillosen Überladung des Ganzen geführt haben. Wer die klassischen Ermittlungsmethoden des Sherlock Holmes in einem ganz neuen Gewand erkunden möchte, sollte zu Digby greifen, wer die Ermittlungen in Ruhe und altertümlicher Besinnlichkeit durchführen möchte, bleibt lieber dem klassischen Ermittler treu.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.02.2016
Michael Ende
Dankert, Birgit

Michael Ende


sehr gut

Zeit seines Lebens gab es keine Autobiographie von Michael Ende. Obwohl ich eine Handvoll seiner Werke mehr als nur einmal gelesen habe, wie die bekanntesten "Die unendliche Geschichte", "Momo", die beiden Bände von "Jim Knopf", weniger bekannte wie "Der lange Weg nach Santa Cruz" und einige seiner Bilderbücher, wusste ich gar nichts über sein Leben. Mit seinen Gedichten und Theaterwerken konnte ich, soweit mir bekannt, leider nie viel anfangen. Möglicherweise war das der ausschlaggebende Punkt, warum ich die Episoden in der Biographie, in denen seine Kinder- und Jugendbuchklassiker entstanden, am interessantesten fand.

Birgit Dankert unterteilt die Biographie in folgende Zeitabschnitte:

Vorwort

* Kindheit im Künstleratelier (1929-1940)
* Jugend und Krieg (1940-1949)
* Experimente im Frieden (1949-1558)
* Befreiung und Flucht (1957-1970)
* Glück in Italien (1970-1975)
* Welterfolg und Abschied (1975-1985)
* München und Japan (1985-1995)

Nachwort

Anhang
Lebensdaten
Chronologisches Werksverzeichnis
Literaturpreise
Literaturverzeichnis
Personenregister
Werks-, Orts- und Sachregister

Dank

Bildnachweis

Bereits auf der Inhaltsseite weisen Schlagworte den Weg, durch was Michael Ende in der jeweiligen Lebensphase geprägt wurde, z..B. "München und Japan: Neuanfänge, Schulden, Krankheit".

Bevor ich in die Biographie eingestiegen bin, habe ich sowohl ausgiebig die Inhaltsangabe als auch den Anhang studiert. Allein aus Interesse, ob alle Werke, die ich von Ende kenne, in der Biographie Erwähnung finden, als auch, ob es noch weitere für mich lesenswerte Werke zu entdecken gibt, die bislang an mir vorbeigegangen sind.

Dann startete ich mit leichten Anfangsschwierigkeiten in die Lebensgeschichte von Michael Ende, da Frau Dankert diese sehr nüchtern und sachlich abgehandelt hat. Der Text ist sehr fundiert, wissenschaftlich und objektiv gehalten. Es ist nicht wie in einer Autobiographie, wo man dem Autor näher kommt und manchesmal seine Charakterzüge weit über seiner Arbeit stehen, vielmehr ist es oftmals eine wissenschaftliche Abhandlung, eine Analyse wie der Autor zum Schreiben generell und zum Schreiben seiner besonderen Werke kam. Zu 80% habe ich das Buch mit sehr großem Interesse gelesen, nur wenn Michael und seine Frau Ingeborg politisch aktiv werden wollten, bestand bei mir kein großer ein Reiz zum Weiterlesen. Des Weiteren gab es Episoden, wo ich mir mehr Tiefe gewünscht hätte. Seine Frau Ingeborg Hoffmann hat jahrelang hinter ihrem Mann gestanden und meiner Meinung nach konnte nur dank ihr der Autor aus ihm werden, der er letztendlich wurde. Umso mehr hat es mich enttäuscht, dass nach ihrer jahrelangen Lungenkrankheit, die sie nie von der Unterstützung Endes abgehalten hat, ihr Tod kaum mehr Platz als eine Erwähnung im Buch findet.
Am Lebendigsten hat sich Michael Ende zwischen den Seiten für mich angefühlt, wenn man echte Zeitzeugendokumente lesen durfte, wie Verhandlungen zwischen Autor und Verlag, oder dem Suchen des Verlags nach einem Illustrator für eines von Endes Bilderbüchern.

Weitere Nähe zum "Menschen" Ende entsteht durch die Aufnahme einiger schwarzweiß Fotographien in das Buch, abseits des im Alter vorangeschrittenen bärtigen Mannes, der einem vom Schutzumschlag entgegenlächelt.

Das Lesen der Biographie von Michael Ende war für mich eindeutig eine Bereicherung, da einige seiner Titel meine Kindheit und Jugend über Jahre hinaus geprägt haben, und ich dennoch nie etwas über sein Leben und seine Art zu Schreiben und die weiteren Ziele, die er verfolgte, wusste.
Danke Michael Ende, für das unglaubliche Vermächtnis, dass Sie mit Ihren Werken hinterlassen haben, und Danke Birgit Dankert, für das Zusammentragen der Informationen, Briefwechsel, Fotografien und Anekdoten, die neben der wissenschaftlichen Lebens- und Werksanalyse etwas Lebendigkeit und Persönlichkeit zwischen die Zeilen bringen.

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.02.2016
Ein Nilpferd macht das Rennen / Holly Hosenknopf Bd.1
Haberstock, Meike

Ein Nilpferd macht das Rennen / Holly Hosenknopf Bd.1


sehr gut

Im ersten Abenteuer von "Holly Hosenknopf" und ihren Freunden werden die Protagonisten zunächst auf mehreren Seiten steckbrieflich vorgestellt. Den Beinamen Hosenknopf trägt das Findelkind Holly ähnlich dem Protagonisten aus dem Kinderbuchklassiker Jim Knopf auf Grund eines Knopfes an ihrer Kleidung.
Ihre Freunde sind ihre Adoptiveltern und jede Menge Tiere.
Mit Käthe und Hinnerk wohnt Holly nachts im Rosa Holzhaus, mit den Tieren tagsüber in einem Übersee-Container.
Die Illustrationen überwiegen zum Text, der teilweise als Fließtext, aber auch in Comicblasen dargestellt wird. So kann das Buch weder komplett zum Bereich Vorlesebuch noch zum Erstleserbuch zugeordnet werden. Ich habe das Buch laut im Wechsel mit meiner Tochter gelesen, das hat sehr gut geklappt.
In Hollys ersten Abenteuer erlebt die Freundeschar einen Tag auf einem Pferdeturnier, bei denen sie verrückte Sachen entdecken und es sich mal wieder zeigt, wie wichtig Freundschaft ist. Den Beautywahn unserer heutigen Gesellschaft nimmt die Autorin schrill und kindgerecht auf die Schippe - sowohl meine Tochter als auch ich hatten viel Spaß beim Lesen des kurzen Abenteuers.

Rein vom persönlichem Geschmack wäre mir ein Erstleser/Vorlese-Buch ohne Comicblasen lieber und so putzig und lustig die außergewöhnlichen Tiernamen zum Vorlesen sind, beim Selbstlesen stolpert ein Leseanfänger doch eher darüber als über Wörter, die zum normalen Grundschatz gehören.

Reihen-Info:
Ein Nilpferd macht das Rennen
Herbert in Not

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.02.2016
Mein Leben und andere Missgeschicke / Lil April Bd.1
Gessner, Stephanie

Mein Leben und andere Missgeschicke / Lil April Bd.1


ausgezeichnet

"Lil April" erzählt Geschichten aus dem turbulenten achtköpfigen Großfamilienhaushalt von Lil plus Au Pair Mädchen plus Hund, aus der Sicht von Lil, die sie schriftlich und zeichnerisch in ihren LLBs - Lils Lebens Büchern - festhält. Lil ist sozusagen ein alter Ego der Autorin Stephanie Geissner, die gleichfalls in einer achtköpfigen Familie großgeworden ist, aber als Jüngste der Kinderschar. Lil ist nach ihrem Bruder Pego die Älteste in der Familie und wird somit häufiger in den Haushalt einbezogen als die kleinen Geschwister oder muss ihre Freizeitgestaltung sogar auf diese abstimmen. Wie es in einem Einzelkindhaushalt zugeht, erfährt sie hautnah durch ihre HALF - ihrer allerbesten Freundin Hellie, die ihrerseits die Probleme einer Großfamilie nur durch Lils Erzählungen kennt.
Egal ob Einzelkind, Geschwisterkind oder Elternteil, dadurch, dass Stephanie Gessner gewissermaßen ihr eigenes Leben zum Thema des Buches macht, weißt sie genau von was sie schreibt und so kennt jeder das eine oder andere Erlebnis, welches in dem Buch stattfindet, aus erster Hand. Ich denke, die realistische Darstellung dieser verschrobenen Erlebnisse, die eben manchmal in Familien stattfinden, sind der Grund, dass der Humor des Buches auch absolut bei Erwachsenen noch ins Volle trifft. Ich habe mich beim Lesen köstlich amüsiert und die Geschichte regelrecht verschlungen. Nicht zuletzt, weil sich bei Lils Vater merkwürdige Dinge ereignen und Pego und Lil versuchen mehr schlecht als recht dessen Geheimnissen auf die Spur zu kommen.
Da Peinlichkeit immer noch zu steigen ist, flirtet Pego in diesem Schuljahr alles an was lange Haare hat inklusive dem viel älteren Au Pair Maria aus Griechenland, und Lil verliebt sich in den Nachbarsjungen Dennis. Der aber eine Fernbeziehung führt oder doch nicht? Aus Teenagern wird man weder als Erwachsener schlau, noch wenn man im gleichen Alter ist.
Um die Skurrilität der Familie April noch zu überspitzen, ist diese mit einem griechenlandaffinen Oberhaupt ausgestattet, der Archäologie studiert hat und seine sechs Kinder allesamt nach griechischen Göttern benannt hat. Da ist der Familienhund Pan noch glimpflich weg gekommen.
Bereits das Cover und die Vorsatzseiten geben einen ersten Vorgeschmack auf das turbulente Leben von ihrem Hobby dem Zeichnen.
"Lil April" ist in erster Linie ein Buch zum Spaß haben, zeigt aber gegen Ende auch, egal wie nervig Familie sein kann, in der Krise ist Verlass und alle arbeiten zusammen, um Probleme zu lösen!

Zum Glück wird es einen zweiten Band rund um Lil und ihre Familie geben, zu dessen Verlauf man aber die erste Geschichte kennen muss und ich will das Geheimnis von Lils Vater nicht preisgeben ;) Auf jeden Fall bin ich gespannt auf weitere Turbulenzen, die Entwicklung zwischen Lil und Dennis und der Antwort auf einen wichtigen Brief, den Lil gerade noch rechtzeitig versendet hat. Wie man sieht, hat die Autorin sogar mehrere Eisen im Feuer, warum man nach dem verrückten Einstieg in Lils Leben unbedingt noch mehr von ihrer Großfamilie erfahren will!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.02.2016
Der Fluch des Bonawentura
Collin, Andreas

Der Fluch des Bonawentura


sehr gut

"Der Fluch des Bonawentura" ist ein klassisch angehauchtes Abenteuerbuch für Jungen und Mädchen ab acht Jahren, das in Abwesenheit von Fernsehen, Smartphones und Internet herrlich entschleunigt wirkt. Das ganze Ambiente und die Namensgebung der Protagonisten lässt von Anfang an ein nostalgisches Lesegefühl aufkommen.
Artur lebt seit er denken kann bei seinem fiesen Onkel Gisbert. Als er diesen eines Tages belauscht, dass er seinen Neffen auf Nimmerwiedersehen verschwinden lassen will, ergreift Artur die Flucht. Statt wie geplant in der Südsee, landet er als blinder Passagier auf der Ladefläche eines Lastwagens in Polen. Unterwegs trifft er auf seinen Schulkameraden Oswald und in Gefangenschaft einer polnischen Schmugglerbande lernen die beiden Kamila kennen, die auf der Suche nach ihrer verschollenen Mutter ist. Das ungleiche Trio kann den gefährlichen Schmugglern entfliehen und findet sich bald in einem größeren Abenteuer wieder: der berühmte polnische Räuberhauptmann Bonawentura soll einen sagenumwobenen Schatz versteckt haben, auf dem ein Fluch liegt. Die Suche nach dem Schatz gestaltet sich als schwierig, da sich die drei ungleichen Kinder zunächst zusammenraufen müssen und auch schnell klar wird, dass die drei nicht die einzigen sind, die den Schatz aufspüren wollen.
Als Erwachsene habe ich die Szenen besonders genossen, die an alte Kinder- und Abenteuerklassiker erinnern, als Kind könnte ich mir jedoch vorstellen, dass der Spannungsbogen zu lange braucht, bis er seinen Höhepunkt erreicht. Andreas Collin gibt den drei Ausreißern viel Zeit bis zu ihrem Aufeinandertreffen und einem näheren Kennenlernen bis der titelgebende Bonawentura mit seinem sagenumwobenen Schatz seinen großen Auftritt hat.

"... man bedenke nur, wer alles schon dort unten entlanggewandert ist! Phileas Fogg, auch wenn sich in seinen Aufzeichnungen verständlicherweise nichts darüber findet. Karl Konrad Koreander wusste sicherlich auch von ihrer Existenz. Dazu der legendäre Bonawentura und..." (S.131)

Anfang und Ende des Buches schlagen einen fantasievollen Bogen. Das Ende des Buches fand ich so einfallsreich, dass ich nach Beenden der Geschichte das erste Kapitel ein weiteres Mal gelesen habe, um den stilistischen Kunstgriff voll auszukosten. Ein kleines Manko könnte für den einen oder anderen sein, dass man von Oswalds familiärer Situation nichts mehr erfährt. Für mich war die Aufklärung der Familiengeschichten der Kinder eher nebensächlich, soweit sie nichts mit der Schatzgeschichte zu tun hatten. Ich habe die klassisch angehauchte Schatzsuche genossen, die mir im Vergleich zu dem umfangreich ausgearbeiteten Anfang der Geschichte nur leider etwas zu kurz gekommen ist.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.02.2016
Hamish und die Weltstopper / Hamish Bd.1
Wallace, Danny

Hamish und die Weltstopper / Hamish Bd.1


sehr gut

Die Zeit... einem Kind die Zeit nahezubringen ist eine sehr große Aufgabe: gleich, sofort, 5 Minuten, ich muss noch mit dem Hund raus... Mal ehrlich - das ist doch blasphemisch gegenüber dem genauesten Zeitmesser auf Erden, den Hamish dank des Chromatographen seines Großvaters sein Eigen nennen kann.
Die Zeit soll nun von bösen Weltenstopper untergraben werden, die nach und nach alle Erwachsenen auf ihre Seite ziehen, indem sie sie entführen, einer Gehirnwäsche unterziehen und nach und nach wieder in ihre gewohnte Umgebung zurückschicken.
Allein die Kinder haben noch eine Chance den Untergang der Zeit aufzuhalten - eben dank des sekundengenauen Chromatographen - der die Zeit auch dann noch korrekt anzeigt, wenn die ganze Welt den Atem anhält.

Zum Glück bleibt Hamish nicht lange alleine im Kampf gegen fiesen Weltenmonster. Ein ausgefallener und sehr schräger Trupp Jugendlicher hat sich zusammengefunden, um Zerstörungsstrupps aufzustellen, die den Aliens zeigen wollen, das diese die Rechnung ohne sie gemacht haben, dass sie falsch geschnitten sind, wenn sie meinen, sie hätten auf unserem Planet was zu sagen, aber bis dahin ist noch ein weiter Weg zurückzulegen. Bevor die Situation in Panik umschlägt, werden Erzfeinde erst einmal zum Narren gemacht und der Süßigkeitenladen ausgeraubt. Am Anfang ist es noch richtig cool, die Zeitspannen, wenn die Welt still steht, zum Ausrauben von Süßigkeitenläden zu nutzen oder üble Gegner an der Nase herumzuführen, aber nach einer Weile sehnt man sich nur noch nach Gesellschaft und Regeln. Dabei tickt unaufhörlich die Zeit und keiner weiß, wie lange der zufällig zusammengewürfelte Trupp Kinder den Weltenstoppern noch etwas entgegen zu setzen hat, die immer gefährlicher werden.

Ich hoffe sehr auf eine Fortsetzung der Geschichte, da die familiären Sorgen unserer handlungsführenden Kids in diesem Teil viel zu knapp abgehandelt wurden. Ich hatte unheimlich viel Spaß beim Lesen der Geschichte und mit den gelungenen Illustrationen, aber am Ende hingen mir ein paar lose Fäden zu viel herum, die die Geschichte für das Lesepublikum ab 10 Jahren zu einem runden Abenteuer machen, da die Handlung und auch die Bilder teilweise richtig fies und beängstigend sind. Daher folgt hoffentlich zeitnah eine Weitererzählung, die sich mit dem mysteriösen Zettel beschäftigt, den die Kindern am Ende ihres Abenteuers in den Händen halten, mehr über das Verschwinden ihrer Familien preisgibt und die Intention der Weltenstopper, woher genau sie kommen und was sie dazu bewegt, unsere Erde für imer längere Zeitabschnitte anzuhalten.

Mit 10 Jahren habe einige Leser mit über 300 Seiten Lesestoff eine ganze Weile zu kämpfen. Zahlreiche Illustrationen lockern die Geschichte jedoch unheimlich kurzweilig auf, dass man sie kaum zur Seite legen kann und sich die Seiten flott weglesen. Die jugendlich gehaltene Sprache lässt sich zudem leicht verstehen, auch wenn der Autor teilweise Fremdwörter einstreut, die sicher nicht jedem Leser im Kindesalter bekannt sind, deren Bedeutung aber aus dem Kontext hervorgeht.

Fazit:
Das relativ offene Ende kann hoffentlich nur bedeuten, dass es mit Hamish und seinen Freunden im Kampf gegen die Weltenstopper weitergehen wird! Als Einzelband hätte ich das Buch ansonsten etwas schwach empfunden, da die Ereignisse sich plötzlich überschlagen und zu viele Fragen offen gelassen werden. Da Text und Illustration für das Lesealter manchmal recht düster sind, ist das für mich ein weiterer Grund, warum ich mir ein weniger offenes Ende gewünscht hätte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.01.2016
Das Nest
Oppel, Kenneth

Das Nest


ausgezeichnet

Steves Familie besteht aus 5 Personen, Mama und Papa, Steve und Nicole, und das Baby, das auf Grund eines Gendeffekts und noch einigen anderen Krankheiten ums Überleben kämpft.

Kapitellang ist es nur das Baby... dann wird es er... bis wir das Wesen endlich unter seinem Namen Theo kennenlernen, als wollte Steve so gut es geht vermeiden eine Bindung zu seinem Geschwisterchen aufzubauen.

In einer Nacht schleicht sich eine Wespe in Steves Träume ein und macht ihm ein Angebot, dass sie einen perfekten Theo ausbrüten können, der dann gegen das falsche, kranke Baby ausgetauscht wird. Letzten Endes darf Theos Platz natürlich nur von einem Baby eingenommen werden. Steve muss dem Handel nur zustimmen und schon machen sich die Wespen an die Arbeit.

Doch schon bald macht sich Steve erhebliche Vorwürfe, ob sein Baby auf Grund seiner Erkrankungen weniger wert ist, als der perfekte Theo, der im Wespenbau nach und nach Form annimmt. Kann er seinen Eltern einen Austausch zumuten? Darf er das kranke Baby aufgeben? Ist es nicht sogar eine Form der Diktatur, der Euthanasie, wenn ich mich bewusst für oder gegen ein Wesen entscheide, sie auf Grund von Defiziten im Aussehen oder einer möglicherweise eingeschränkten geistigen Leistung verurteile? Die Zweifel drängen sich in den Kopf des Lesers, was darf erlaubt sein, was nicht... Noch spannender wird das Thema, wenn man bedenkt, dass auch Kenneth Oppel ein Kind mit Handicap hat. Hat er in den Zeiten der Schwangerschaft seiner Frau oder den ersten Monaten mit dem Säugling ähnliche Alpträume über sich ergehen lassen müssen?
Nicht alles in "Das Nest" ist real oder mit gesundem Menschenverstand zu erklären, aber auch nicht alles ist Traum. Die Traumwespen aus Steves Schlaf greifen in Steves reales Leben ein, zudem wissen sie Dinge über ihn, die keiner wissen kann. Neben den Wespen gibt es noch einen Herr Niemand, ebenfalls ein Grenzgänger zwischen realen und geträumten Welten. Diese Zwischenwelten verbreiten Angst, ganz besonders, da der Verlag eine Ausstattung gefunden hat, die dieses bedrohliche Gefühl noch anschürt. Immer eine Wespe mehr zählen die Kapitel durch. Die Bilder von Jon Klassen wirken melancholisch, düster und traurig, manche verbreiten sogar leichte Angst beim längeren Betrachten.

Ich konnte der Geschichte die Lehre mitnehmen, dass man sich bis zuletzt an die Hoffnung klammern muss und das nichts auf die äußeren Werte gegeben werden sollte. Schöne Gesichter, schöne Kinder, schöne Haustiere... das sind Statussymbole, aber sicher nicht die Familien, in denen die größte Liebe gelebt wird. Liebe sollte nicht an Vergänglichkeiten geknüpft werden.

Das Ende des Buches ist sanft, familiär, ehrlich - der Weg dorthin beängstigend, erschreckend und albtraumhaft. Auch wenn am Ende des Tunnels das Licht wartet, sollten Eltern das Buch vorab lesen, wenn sie es tatsächlich jüngeren Lesern ab 10 (ich fühle mich sicherer mit 12) Jahren geben möchten, denn neben surrealen Komponenten behandelt die Geschichte auch reale Kinderängste.

Bereits in der Fledermaus-Trilogie und der Wolkenreiter-Trilogie von Oppel gab es immer wieder harte und brutale Szenen, "Das Nest" berührt in dieser Hinsicht weit mehr, weil diese Art der Geschichte realer ist als eine Tierfantasy- oder eine Steampunktrilogie. Zudem sollte man eine Vorliebe für Surrealität mitbringen, um "Das Nest" vollends genießen zu können, denn diese Geschichte kann und will nicht Stein um Stein oder Wabe um Wabe logisch erklärt werden.

Und nun hoffe ich, mich noch von ganz vielen weiteren Werken Kenneth Oppels überraschen lassen zu dürfen, denn keiner schreibt so vielfältig, genreübergreifend und dabei noch so genial gut wie er!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.