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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Insgesamt 2612 Bewertungen
Bewertung vom 29.04.2023
Die Hochhaus-Detektive Bd.1
Lindemann, Johanna

Die Hochhaus-Detektive Bd.1


sehr gut

Dieser Detektiv-Club pfeift auf kulturelle Unterschiede
Im EMF Verlag erscheint Johanna Lindemanns Kinderbuch "Die Hochhaus-Detektive" für Leser:innen ab acht Jahren. Die Illustrationen stammen von Elli Bruder.



Anton (10) wohnt im berüchtigsten Hochhaus der Stadt und langweilt sich an seinen letzten Ferientagen. Seine Freizeit verbringt er überwiegend als Internet-Checker. Doch dann zieht eine indische Familie neben ihm ein und er lernt die schlaue Isha (10) kennen. Sie liest wie Anton gerne Detektivgeschichten und so kommen sie auf die Idee, einen Detektivclub auf dem Dach des Hochhauses zu gründen. Davon bekommt Mesut Wind und er will unbedingt mitmachen, immerhin hat er ein tolles Fernglas und kennt die Stadt wie seine Westentasche. Sie nennen sich von nun an HD 42 und haben schon bald ihren ersten Fall. Mit dem Fernglas beobachten sie, wie der Pizzabote die Handtasche einer alten Dame klaut. Nun gilt es zusammen zu halten, mutig zu sein, Fakten zu ermitteln und dem Täter auf die Spur zu kommen.

Anton, Isha und Mesut sind Kinder aus sozial schwächeren Familien, durch ihren Detektivclub wachsen sie zusammen und werden Freunde und nutzen ihre gemeinsamen Stärken, um über sich hinauszuwachsen.

Bei dieser Geschichte finde ich toll, dass sie ein geheimes Büro auf dem Hochhausdach als Treffpunkt haben. Von diesem Versteck darf nämlich der Hausmeister Kawuppke nichts wissen. Das Trio ist ein witziger Haufen, sie sind Multikulti und es entwickelt sich durch ihren Detektivclub eine echte Freundschaft, in die jeder seine individuellen Stärken einbringt und alle über sich hinauswachsen.

Anton ist ein echter Tüftler und kennt sich im Internet aus, Isha ist die Tochter von Indischen Einwanderern und besonders intelligent, sie ist das Superhirn der Truppe. Und Mesut weiß, wie man sich behauptet und gibt schon mal ordentlich Kontra. Alle drei wohnen in einer sozial schwachen Gegend, ihr Wohnblock ist sogar unter Taxifahrern nicht gern gesehen.

Mit einigen Tricks und vielen Nachforschungen kommen die drei Freunde dem Täter auf die Schliche, nebenbei müssen sie ihre Eltern etwas von ihrem Tun ablenken und Mesut nutzt ganz heimlich das Fernglas seines Opas, das würde sein Vater gar nicht gerne sehen.

Bei diesem Buch werden auch die Probleme der Familien angesprochen. Antons Mutter ist alleinerziehend und durch mehrere Jobs selten zu Hause. Ishas Eltern mussten wegen der Corona-Pandemie ihr Restaurant schließen und wohnten vorher in einem besseren Stadtteil.

Mesuts Vater ist an Long-Covid erkrankt und das belastet das Familienleben.

Normalerweise würden die Kinder verschiedener Kulturkreise sich in dem Wohnblock eher aus dem Weg gehen, aber durch ihren Club werden sie zu Freunden. Diese Aussage ist die Botschaft des Buches und ganz nebenbei bekommt man noch etwas über die indische und türkische Kultur erklärt.

Diese Geschichte wird kindgerecht erzählt, ist spannend und interessant zu lesen und durch die Figuren auch sehr abwechslungsreich.

Echte Freundschaft überwindet kulturelle Grenzen, so wie es bei den Kindern des Detektiv-Clubs auch der Fall ist. Freundschaft verbindet und bewirkt, dass man sich gegenseitig unterstützt. Ein spannender Kriminalfall, bei dem man gerne mitfiebert.

Bewertung vom 28.04.2023
Monet
Sefrioui, Anne

Monet


ausgezeichnet

Ein wunderbares Leporello mit interessanten Erläuterungen zu Monets Werken
Im Prestel Verlag erscheint in einem hochwertigen Leporello-Druck in Leinenbindung im Schmuckschuber "Monet - Meisterwerke des Impressionismus" von Anne Sefrioui.

Claude Monet (1840 - 1926) zählte zu den bedeutendsten französischen Malern und gehörte zu den Gründervätern des Impressionismus. In seinen Gemälden stellte er besonders gern die Natur mit Licht und Schatten dar und dieses Kunsterlebnis kann man in diesen Leporellos aus nächster Nähe ansehen und genießen. Insgesamt gibt es fünfzig Werke des Künstlers zu bewundern, die auch die künstlerische Entwicklung Monets deutlich machen.

Monet stellte neben Stadtansichten und dem Meer auch die Seine und Gärten in verschiedenen Jahreszeiten dar. In seinen Anfängen bildete er eine getreue Wiedergabe der Landschaft ab, sehr gerne vom Wasser, dass sich durch Licht und Farbe ständig in seiner Wirkung verändert. Die Natur faszinierte ihn, er wollte in seinen Gemälden die Natur mit ihren farbigen Erscheinungen und ihre Veränderung im Licht abbilden, dazu nutzte er eine Technik mit kurzen Pinselstrichen und wurde damit zu einem der bedeutendsten Maler des Impressionismus. In seine späteren Schaffensjahre gehören die weltbekannten Seerosen-Gemälde. Bei diesen Serien kann man besonders gut die unterschiedlichen Farb- und Lichtveränderungen entdecken, die teilweise die Formen auflösen und verwischen. Damit gilt Monet auch als Vorläufer der Abstraktion.

Der edel in Leinen gehaltene Schuber enthält neben einem 16 Meter langen Gemäldeleporello von fünfzig Werken Monets auch ein Booklet, in dem Anne Sefrioui zu allen abgebildeten Gemälden Bildbeschreibungen abgibt und auf abgebildete Personen oder Hintergründe zur Bild-Entstehung eingeht. Nach einer Einleitung über Monets Lebens- und Schaffensjahre werden die fünfzig Bilder in verkleinerter Schwarz-Weiß-Ansicht näher beschrieben. Angegeben werden der jeweilige Titel, das Entstehungsjahr, die Malweise, die Größe des Bildes und der Ort, wo man das Gemälde im Original bewundern kann.

Durch die Leporello-Form kann man die Gemälde aus nächster Nähe ansehen und dadurch auch die Pinselführung und die Farbaufträge genau erkennen. So nah kommt man im Museum keinem der berühmten Bilder und deshalb ist dieses Buch auch für Kunstbegeisterte und Maler:innen so interessant. Es ist so eindrucksvoll, wie Monet Licht und Farben gemalt hat und damit die Stimmungen in der Natur so ausdrucksstark wiedergibt.

Dieser Schmuckschuber ist ein wunderbares Geschenk für alle Kunstinteressierten und für Fans von Claude Monet, denn hier werden viele seiner berühmten Gemälde aus nächster Nähe gezeigt und darüber interessante Informationen genannt.

Bewertung vom 27.04.2023
Zwischen den Zeilen / Die Repoterin Bd.1
Simon, Teresa

Zwischen den Zeilen / Die Repoterin Bd.1


ausgezeichnet

Ein großartig erzählter Roman, der die 60er Jahre lebendig widerspiegelt
"Zwischen den Zeilen" ist der erste Teil der Dilogie "Die Reporterin" von Teresa Simon, die im Heyne Verlag erscheint.

1962: Marie Graf studiert Pharmazie in München, ihre Eltern erwarten von ihr, dass sie mal die familienbetriebene Apotheke übernehmen wird. Doch Maries Lebenstraum sieht ganz anders aus, sie möchte Gesellschaftsreporterin werden. Heimlich bewirbt sie sich bei verschiedenen Verlagen und erhält schließlich eine Stelle als Volontärin bei einer Zeitung. Das verheimlicht sie ihren Eltern. Sie muss sich im Job erst einmal im Umgang mit Interviewpartnern wie Pierre Brice und Hildegard Knef beweisen und hat trotz der Unterstützung ihrer Mentoren auch mit Missgunst und Ablehnung von Kollegen zu kämpfen.


Teresa Simon kann einfach wunderbar erzählen, in diesem Roman wird man durch den eingängigen, bildhaften und sehr lebendigen Erzählstil nicht nur großartig unterhalten, man erlebt gleichzeitig eine authentische Zeitreise in die 60er Jahre, die sich von Anfang bis Ende spannend liest.

Im Roman spielen mehrere Figuren eine Rolle, da wäre neben der sympathischen Marie/Malou noch ihr Großonkel Julius, ihre Freundin Roxy und Freddy, die alle zu ihr halten und sie in ihrem Berufswunsch von Kräften unterstützen. Baron Bárthoy ist ihr erfahrener Mentor in Sachen Gesellschaftskolumne und bringt ihr alles bei, was sie dazu wissen muss. Denn als Malou Graf hat sie Interviews mit den Showgrößen ihrer Zeit zu führen, wo sie durch ihre charmante und natürliche Art sehr gut ankommt und ihnen so einige Details entlocken kann, woran ihre Kollegen teilweise scheitern.

Die Charakterausarbeitung ist der Autorin ganz wunderbar gelungen, die damaligen Sichtweise auf gesellschaftliche Ansichten, die Rolle der Frau, das Thema Homosexualität, sowie Lebensgefühl, Arbeitsmarkt und Alltagsleben werden sehr authentisch mit Leben gefüllt und gezeigt. Wir erleben den Besuch von Charles de Gaulle und der Queen, erfreuen uns an den Liedern der Beatles und an früheren Prominenten und werden automatisch in diese Zeit zurückversetzt.

Die fesselnde Geschichte kommt mit Licht und Schatten daher, Malous Berufsleben wird eine Erfolgsgeschichte, doch ihr Privatleben verläuft nicht ganz so glücklich. Es gibt aber Hoffnung auf eine neue Liebe und am Ende wird ein Familiengeheimnis gelüftet, das im nächsten Band sicher aufgegriffen wird.

Im August erscheint der zweite Band, den ich schon jetzt sehnsüchtig herbeisehne. "Die Reporterin - zwischen den Zeilen" ist ein großartig erzählter Roman, den ich unbedingt weiter empfehlen kann.

Bewertung vom 26.04.2023
Häkeln
Svane, Rose

Häkeln


sehr gut

Moderne und bunte Häkelanleitungen für DIY-Objekte mit individueller Note
Im Prestel Verlag erscheint das DIY-Buch "Häkeln" von Rose Svane.

Häkeln ist ein wunderbar entspannendes Hobby. Und man kann es überall ausüben und gleichzeitig etwas Schönes fabrizieren. Wir alle kennen die üblichen Topflappen aus dem Schulunterricht, aber es gibt noch soviele andere Möglichkeiten, die man häkelnderweise zaubern kann. Alles sind echte Unikate, die in Form und Farbe auffallen und selbstgemacht auch den individuellen Geschmack zeigen. Ob es nun eine Tasche oder ein Kissen als Geschenk oder ein Teil für den eigenen Kleiderschrank sein soll, in diesem Buch gibt es viele gehäkelte Sachen, die mit ihrem Charme bestechen.

Die Dänin Rose Svane ist Häkel-Shooting-Stars und stellt in diesem Buch 15 Anleitungen für farbenfrohe Decken und Kissen, Pflanzgefäße oder einen Sitzpuff, Taschen und Kleidungsstücke wie Pulli, Bikini oder Strandrock vor. Die Vorschläge kann man entweder farb- und mustergetreu übernehmen oder es als Anregung für eigene Ideen nutzen. Bei diesen Häkelideen juckt es mir sofort in den Fingern, selbst zu Nadel und Garn zu greifen und loszuhäkeln.

In ihrem ausführlichen Vorwort erzählt Rose Svane, was sie zum Häkeln bewegte und warum sie damit so großen Erfolg hatte. Das erste Kapitel stellt das nötige Zubehör und alle Häkeltechniken vor und es wird die Leseweise der anschaulichen Anleitungen oder Farbzählmuster erklärt. Danach folgen die fünfzehn unterschiedlichen Objekte mit farbenfrohen Fotos, die sich auf die Bereiche: Wohnung, Accessoires und Kleidung verteilen.
Ausdrucksstarke Fotos zeigen die Objekte, die mit verständlichen Häkelanleitungen versehen sind. Und das Schönste ist, die bunten Bilder machen einfach Lust, gleich selbst loszuhäkeln. Wie wäre es mit einem Muschelkissen, einem Pouf, einem Bikini oder einer Infinity-Decke! Es gibt Vorschläge für Anfänger und Fortgeschrittene, jeder findet hier ein geeignetes Objekt.

Häkeln ist ganz einfach, denn dazu gehören insgesamt nur vier Grundmaschen: die Luftmasche, die feste Masche, das halbe Stäbchen und das Stäbchen. Sie alle setzen sich in Abwandlungen zu speziellen Maschen zusammen.

Wer schon immer mal ein Top oder einen luftigen Strandrock häkeln wollte, findet hier tolle Beispiele.

Die Anleitungen sind sehr gut verständlich und die Bilder zeigen viele Motive und Farben, die nur mit wenigen Häkelmaschenarten herzustellen sind. Die Autorin ist auch gleichzeitig ihr eigenes Fotomodell, sie zeigt ihre Kleidung persönlich, was ich ganz schön finde. Aber auf den doch recht ausführlichen privaten Einblick hätte ich gern zugunsten von ein paar mehr Anleitungen verzichtet. Deshalb vergebe ich häkelfreudige vier Sterne!


Farbenfrohe und vielseitige Häkelanleitungen für Anfänger und Fortgeschrittene, da ist für jeden was dabei!

Bewertung vom 25.04.2023
Halliggift / Minke-van-Hoorn Bd.3
Henning, Greta

Halliggift / Minke-van-Hoorn Bd.3


sehr gut

Unblutiger, aber mordreicher und sehr atmosphärischer Halligkrimi

Im Februar starten die Vorbereitungen für das traditionelle Biikebrennen auf Hallig Midsand. Dort lebt die frühere Meeresbiologin und Insel-Kommissarin Minke van Hoorn, die nach einem gesichteten Pottwal vor der Küste Ausschau hält. Doch ehe sie sich um den Wal kümmern kann, erfährt sie vom plötzlichen Tod der beliebten Chorleiterin Hanni, die nach der Aufführung eines Kindertheaters tot aufgefunden wird. Minkes Bruder Bo weilt nach einem Sportunfall auch auf der Hallig, als Rechtsmediziner drängt er nach den offensichtlichen Anzeichen an Hannis Leiche auf eine Obduktion. Es stellt sich heraus, dass der Tod von Hanni durch Gift herbeigeführt wurde. Minke und ihre Assistentin Lisa Röhrle machen sich an die Nachforschungen und der Giftmörder hat bereits sein nächstes Opfer im Blick.

Der Regionalkrimi gefällt mir besonders mit seiner Beschreibung von der besonderen Atmosphäre auf einer Hallig. In vielen bildhaften Beschreibungen zieht die Landschaft, das Meer und das Wetter vor meinem geisigen Auge vorbei.

Der Erzählstil ist flüssig und lässt sich gut lesen, die Charaktere sind nicht nur vielseitig angelegt, sondern auch zahlreich vorhanden. Diese Personenmenge muss man erst einmal kennenlernen, ein Personenregister hätte da gute Hilfe geleistet. Ich mochte Lisa mit ihrem schwäbischen Zungenschlag und Minkes Bruder Bo, der mit gebrochenen Beinen im Rollstuhl sitzt und Langeweile schiebt. Natürlich möchte er als Rechtsmediziner in Minkes Ermittlung mitmischen, was für einige humorvolle Szenen sorgt.

Neben der Aufklärung der Giftmorde kommt auch um das Privatleben Minkes nicht zu kurz. Der Fall beginnt relativ spannungsarm, doch dann nimmt die Handlung Fahrt auf, denn es gibt gleich mehrere Tote und einige Verdächtige, deren Geheimnisse aus der Vergangenheit mit den aktuellen Fällen zu tun haben. Anhand von Tagebucheinträgen wird man in die frühere Zeit mitgenommen und bekommt so Stück um Stück Informationen über die Toten und Beteiligten geliefert. Doch ich konnte mir lange Zeit keinen Reim auf die Zusammenhänge mit den Giftmorden machen. Erst am Ende bringt eine überraschende Auflösung Licht ins Dunkel.


Die Beschreibung der besonderen Atmosphäre des Lebens auf der Hallig finde ich sehr gelungen und dazu passt auch die vorgestellte Tradition des Biikebrennens, die dem Regionalkrimi ein stimmiges Bild vom Leben an der Nordsee verleiht. Dafür werden die Ermittlungen recht gemächlich angegangen und die Renovierung des Reviers scheint fast wichtiger zu sein. Das sorgt aber auch für eine humorvolle Note, die dem Krimi einen unterhaltsamen Charakter verleiht. Der Fall ist wirklich recht rätselhaft, da gibt es viele Spuren zu verfolgen. Die Bewohner sind alle recht wortkarg, schweigen oder wollen nichts mit den Ermittlern zu tun haben. Und es ist auch dem Zufall zu verdanken, dass Minke und Lisa schliesslich auf der richtigen Spur sind und die Morde aufklären können.

Mir hat es gut gefallen, dass hier eine Walrettung in die Handlung eingebaut wurde, denn immer öfter verirren sich die Tiere in die Nordsee und stranden bei Ebbe, was häufig ihr Ende bedeutet.

Dieser Krimi zeigt das Leben auf einer Hallig mit den Besonderheiten der Nordsee und seiner Bewohner und sorgt mit rätselhaften Giftmorden für Spannung!

Bewertung vom 24.04.2023
Mademoiselle Eiffel und der Turm der Liebe
Villard, Sophie

Mademoiselle Eiffel und der Turm der Liebe


gut

Ein unterhaltsamer, zeitbeschreibender Roman rund um den Bau des Eiffelturms
Sophie Villards Roman "Mademoiselle Eiffel und der Turm der Liebe" erscheint im Penguin Verlag.

Paris 1887: Der französische Ingenieur Gustave Eiffel hat die kühne Idee, in Paris den höchsten Turm der Welt zu bauen. Der Stahlbau soll pünktlich zur Weltausstellung fertig sein und das stellt den Konstrukteur vor einige Probleme und auch der Gegenwind aus der Pariser Künstlerszene macht ihm zu schaffen. Als Gustavs Privatsekretär ausfällt, übernimmt Tochter Claire diese Aufgabe und hilft ihm aus als Mittlerin und Ratgeberin. Diese Aufgabe füllt sie zeitlich aus und darunter leidet auch ihre kleine Familie und ihre Ehe mit Adolphe. Kann ihre Ehe diese Belastung aushalten? Es wird nicht nur für den Turm ein Wettlauf mit der Zeit!

Sophie Villard erzählt die Entstehungsgeschichte des weltbekannten Pariser Eiffelturms, zeigt interessante Fakten um die baulichen Maßnahmen und die Anfeindungen durch die Pariser Künstler und stellt Claire, die Tochter des Erbauers Gustav Eiffel in den Mittelpunkt ihres Romans. Zur damaligen Zeit war es unüblich, dass sich Frauen beruflichen Aufgaben widmeten. Ihr Platz war in der Familie, doch für Claire war ihre Mitarbeit im Familienunternehmen Eiffel eine Selbstverständlichkeit und für den finanziellen Unterhalt auch unerlässlich. Scheiterte der Bau des gewagten Turms, so wäre auch der Ruin der Familie die Folge gewesen.

Der flüssige Schreibstil führt zügig durch die Geschichte und der Roman lässt sich gut lesen, denn neben der Familiengeschichte werden viele zeitgenössische Figuren, das damalige Leben und technische Fakten eingewebt, die die Handlung unterhaltsam abrunden.
Besonders die Hintergrundszenen um die auftretenden Probleme und den Fortschritt des Turmbaus fand ich sehr interessant und war überrascht über den Widerstand der damaligen Künstlerszene von Paris. Sie hielten den Turm für einen Schandfleck. Die Erzählung der Familiengeschichte der Eiffels hat mich mitgenommen auf eine Zeitreise ins damalige Paris.

Der Roman ist stimmig und lesenswert, mit der Ausarbeitung von Claires Charakter hatte ich aber so meine Probleme. So sehr ich es auch wollte, sie wirkt zwar lebendig, aber nicht sehr authentisch auf mich. Einerseits stellt sie eine selbstbewusste Frau dar, die mit ihrer Weitsicht und Intelligenz für einige Schwierigkeiten rund um den Bau praktikable Lösungen parat hat und der es gelingt, die Probleme der Arbeiterschaft aufzufangen und nebenbei ihre berufliche Tätigkeit mit familiärer Hingabe zu verbinden. Doch zu ihrer Person passt es gar nicht, dass sie altmodisch über die Beziehungen ihrer Schwester wacht und eifersüchtig auf weibliche Konkurrenz im Arbeitsfeld ihres Mannes ist. Dieses Verhalten lässt sie recht klischeehaft wirken. Es hat mich auch sehr gewundert, dass die anderen Geschwister Eiffel in der Geschichte gar keine Rolle spielen, während die Szenen um Valentines Bekanntschaft und Gedanken um ihre Verheiratung so große Aufmerksamkeit bekommt. Diesen Erzählstrang hätte es meiner Meinung nach nicht gebraucht. Wahrscheinlich sollte er aber auch nur Claires familiäre Rolle als Mutterersatz darstellen, die sie in dieser Aufgabe vertritt.

Unter den Nebencharakteren hat mir besonders Elisabeth Otis als toughe Frau gefallen, aber auch Gordon Bennett, der die französische Ausgabe der Zeitung "The Herald herausgibt, den Eiffelturm-Bau unterstützt und das in seinem Blatt auch positiv darstellt. In diesem Roman wurde mir erstmalig auch bewusst, dass der Turmbau maßgeblich an das Privatvermögen der Eiffels gekoppelt war undvon den Künstlern der Stadt auch als umstrittener "Schandfleck" in Stahlform gesehen wurde.

Der Autorin ist es wunderbar gelungen, die zeitliche Atmosphäre authentisch einzubringen. Angefangen vom damaligen Kleidungsstil, von dem ich gern mehr gelesen hätte, bis hin zu den zahlreichen Szenen, in denen Claire auf historische Persönlichkeiten trifft, wie Annie Oakley, Henri de Toulouse-Lautrec, Jules Verne und Guy de Maupassant als Gegner des Turms. Sie alle füllen den Roman auf lebendige Weise mit dem entsprechenden Zeitgeist der Belle Époque.

Dieser Roman brachte mir auf interessante Weise die Hintergründe vom Bau des Eiffelturms näher, ich habe bewundert, wie dieses Bauvorhaben sämtliche Widrigkeiten überstanden hat und zum Symbol von ganz Paris wurde. Die Lebensgeschichte von Claire liest sich unterhaltsam, konnte mich nur leider nicht ganz abholen, ihre Person wirkte auf mich etwas unnahbar und gekünstelt.

Bewertung vom 22.04.2023
Die Tage in der Buchhandlung Morisaki
Yagisawa, Satoshi

Die Tage in der Buchhandlung Morisaki


weniger gut

Leider nicht mein Fall!
Im Insel Verlag erscheint der Roman "Die Tage in der Buchhandlung Morisaki" von Satoshi Yagisawa.

Takako wird von ihrem Freund verlassen, er teilt ihr mit, dass er eine andere Frau heiraten wird. Daraufhin bricht für die 25jährige eine Welt zusammen, sie kündigt ihre Wohnung und ihren Job, denn auch ihr Freund arbeitet dort. Sie hat keine Idee, was sie jetzt tun soll und muss sich irgendwie finanziell absichern. Sie hat Glück und bekommt von ihrem Onkel Satoru das Angebot, in seiner Buchhandlung im Stadtteil Jinbocho von Tokio gegen Kost und Logie in der Buchhandlung mitzuhelfen. Takako macht sich auf nach Tokio, wo sie der Zauber des Bücherviertels langsam aber sicher einfängt.

Bei diesem Buch erlebt man die Bücherstadt Tokios, das Bücherviertel Jinbocho und kann im Buchladen von Satoru etwas aus der Vielfalt der japanischen Literatur kennenlernen. Anfangs kann Takako mit den Büchern nichts anfangen, aber dann lernt sie die heilsame Kraft des Lesens zu schätzen. Sie knüpft im Buchladen und im Viertel neue Freundschaften und lässt ihre Enttäuschung hinter sich. Auch Satotu gewinnt durch die Anwesenheit seiner Nichte an Lebensfreude. Doch dann erscheint seine Ehefrau Momoku, die ihn vor einigen Jahren einfach verlassen hat und die Story nimmt einen unerwarteten Verlauf.
Mir erscheint der ruhige Schreibstil des Autors wie eine meditative Entspannungserzählung, das passt zur japanischen Szenerie, erscheint mir aber auch etwas einfach und nicht sehr ausdrucksstark.

Überhaupt hatte ich mich auf eine interessante Geschichte gefreut, die mir Japan näher bringt und mehr über die dortige Buchwelt erzählt. Insgesamt dreht sich die Story um die junge Takako, die nach einer Lebensenttäuschung wieder Fuß fassen muss. Mir ist aber schleierhaft, dass sie nicht mitbekommt, dass ihr Freund eine andere Frau hat und sie nicht den Mut hat, ihm weiterhin im Beruf gegenüberzutreten.

Ich muss leider sagen, das dieses Buch recht enttäuschend für mich war. Die japanische Mentalität und Lebensart wird im Buch nur unterschwellig deutlich, wenn es um Tee und Gerichte oder um den Besuch eines Shinto Schreins geht. Und die vielen Namen japanischer Autor:innen waren mir leider alle unbekannt, deshalb konnte mich die Buchheilung auch nicht erreichen. Vorrangig wird gezeigt, wie Takako durch die heilsame Kraft des Lesens ins Leben zurückfindet und neue Bekanntschaften knüpft. Diese Schilderungen fand ich ja noch ganz unterhaltsam, aber die eingebundene Handlung rund um Tante Momoko diente nur dazu, Takako wieder in ihre Familie einzubinden und das fand ich irgendwie abwegig und recht dürftig.

Die Charaktere lernt man durch ihr Handeln und ihre Äußerungen kennen und erkennt, hinter jeder Person steckt ein anderes Schicksal mit Enttäuschungen oder Verlusten. Doch irgendwie kamen sie mir nicht nahe.

Der Roman konnte mich nicht überzeugen, die Figuren wirken trotz ihrer Sorgen und Nöte recht blass und ich hätte gern die Autoren gekannt, von denen im Buch die Rede ist.

Bewertung vom 21.04.2023
Helden der Stille
Jardin, Izabelle

Helden der Stille


gut

Fesselnde Story mit einseitig dargestellten Figuren

"Helden der Stille" ist der zweite Band der Achenthal-Saga von Izabelle Jardin, die Reihe erscheint bei Tinte & Feder.

Pflichtbewusst heiratet Elise den Fabrikantensohn Fletcher Cunnhingham, diese Ehe soll ihre Familie Achenthal und die Tuchweberei retten. Elises Hochzeitsreise mit Fletcher führt zu den Baumwollplantagen in den Süden Amerikas, dort erlebt sie die Qualen der Sklaverei und erkennt zum ersten Mal den wahren Charakter ihres Mannes. Flechter möchte die schwangere Elise "schonen" und nimmt sich das Recht heraus, eine farbige Sklavin zu kaufen und nimmt sie mit nach England. Kann Elise sich in dieser Ehe einfinden? Ihre Gedanken sind ständig in Schlesien und bei Konrad.

Nach dem ersten Band wollte ich unbedingt wissen, wie es Elise weiter ergeht. Im ersten Teil habe ich ihren Mut und ihre Menschlichkeit bewundert und erlebe nun, wie sie auf ihre große Liebe zu Konrad von Radenau verzichtet, um ihre Familie vor dem finanziellen Ruin zu bewahren und dazu den Fabrikantensohn Fletcher Cunningham aus London heiratet.

Elise erlebt auf ihrer Reise in den Süden Amerikas die Ausbeutung von Sklaven und begreift, dass der Wohlstand der Cunninghams auch aus diesen Geschäften erwachsen ist. Doch Fletcher geht noch weiter, er nimmt sich selber eine junge Sklavin zu seiner Geliebten nimmt. Das ist für Elise kaum vorstellbar, aber sie fügt sich dem bösen Handeln und wird kurzerhand in ein anderes Haus geschickt, das Bride´s House, wo sie von nun an lebt.

Der Erzählstil dieses Buches ist wieder ganz im Zeichen der Zeit gestrickt, die Formulierungen finde ich sehr passend. Die Handlung birgt wieder reichlich spannende Szenen und mit Flechters Handeln auch regelrechten "Sprengstoff". Er entpuppt sich als widerwärtiger Mensch, der vor der Ehre anderen Menschen keine Achtung hat. Elise nimmt sein Verhalten still leidend hin, sie versucht, stark zu sein, denn sie trägt die Verantwortung für ihr ungeborenes Kind, dass sie dann in der Abgeschiedenheit von Bride´s House zur Welt bringt. Später nimmt sie auch die Geliebte ihres Mannes bei sich auf und beweist damit Menschlichkeit und Nächstenliebe.

Elises Gefühle werden in diesem Buch sehr anschaulich gezeigt, sie wächst über sich hinaus und entwickelt trotz ihrer Jugend Kampfgeist und Stärke. Sie wird eine starke Frau, die sich für ihre Mitmenschen einsetzt und auch stark genug ist, um ihren Mann in die Schranken zu weisen. Dieses Verhalten habe ich zwar bewundert, fand aber doch die Verteilung von Gut und Böse auch bei anderen Figuren etwas zu einseitig dargestellt und daher nicht sehr glaubwürdig.

Die Geschichte erzählt von Pflichtgefühl, zeigt die Ausbeutung der Sklaven und Elises Leben, das sich auch in England ständig um Pferde und Hunde dreht. Die zahlreichen Szenen rund um die Tiere nehmen einen großen Raum ein, das gehört vielleicht nicht unbedingt in einen historischen Roman und man muss es mögen.

Eine fesselnde Story, die die Situation der Sklaverei beschreibt und die Protagonistin als heldenhafte Frau darstellt, die für ihr eigenes und das Glück anderer Menschen kämpft. Die doch sehr einseitig dargestellten Figuren konnten mich nicht ganz überzeugen.

Bewertung vom 20.04.2023
Oscars - Glamour auf dem roten Teppich
Mulhearn, Dijanna

Oscars - Glamour auf dem roten Teppich


ausgezeichnet

Die glamouröse Geschichte der Oscars in Wort und Bild

Seit der 1. Oscar-Verleihung im Jahr 1929 ist diese Veranstaltung aus der Filmbranche nicht mehr wegzudenken. Bei diesem Event werden aber nicht nur Filmpreise verliehen, aus der langjährigen Geschichte der Oscars lassen sich auch der Zeitgeist und die Werte der jeweiligen Epoche ablesen.

Seit 1929 ist die Jagd auf den kleinen goldüberzogenen Oscar jedes Jahr aufs Neue das Highlight der Hollywood Prominenz. Es ist die Plattform für alle Stars und Sternchen, um durch die weltweite Presse zu gehen, gesehen zu werden und als Berühmtheit in Erinnerung zu bleiben. Deshalb ist die Kleiderauswahl auch von entscheidender Bedeutung und viele Designer:innen nutzen diese Laufstege und den roten Teppich für ihr Marketing. In diesem Buch sind die Oscar-Gewinnerinnen abgebildet und man kann sich gut einen Eindruck über die Zeit machen.
In chronoligischer Reihenfolge werden beste Hauptdarsteller:in, weiblich und männlich mit zugehörigen Filmtiteln vorgestellt, dazu die besten Nebendarsteller, der beste Film und das beste Kostümdesign. Die manchmal schlichten, später glamorösen Outfits kommen auf den Fotos gut zur Geltung und werden mit interessantem Hintergrundwissen näher beleuchtet. Über die Jahre wurde das Event immer mehr kommerziell und war entscheidend für die Berufsgruppe der Stylisten und Modedesigner. Die Bedeutung der Mode war in Hollywood nicht mehr wegzudenken, dort wurden neue Trends gesetzt und in der Kleiderwahl auch soziale und politische Einflüsse ausgetragen.

Die Abbildungen zeigen eine Übersicht in der Entwicklung der Mode der letzten einhundert Jahre. Es gibt viele Hollywood-Größen zu entdecken und auch interessante Fakten zu ihren Outfits zu erfahren. Manche Roben sind absolut atemberaubend, andere denkwürdig oder inspirierend. Aber auch schlichte Kleider sind ein Mittel zum Zweck, um sich in Szene zu setzen oder auf bestimmte gesellschaftliche Hintergründe aufmerksam zu machen.
Wenn man durch das Buch blättert, sieht man bekannte Schauspielerinnen wie Vivien Leigh, Hattie McDaniel (1940 beste Nebendarstellerin als erste Afroamerikanerin), Grace Kelly, Elizabeth Taylor, Audrey Hepburn, Marlene Dietrich, Janet Leigh und in neuerer Zeit Jodie Foster, Susan Sarandon, Meryl Streep, Helen Hunt, Julia Roberts, Anna Hathaway, um nur einige zu nennen. Sie sind häufig in Begleitung ihrer Kollegen, Männer oder Regisseure zu sehen, die mit ihren schlichten Anzügen eher Nebendarsteller sind. Denn die Kleider und Roben stechen optisch hervor und setzen die Frauen ins Rampenlicht. Durch die Vielseitigkeit der Kleiderstile, Farben, Stoffe und Schnitte wird die Mode in diesem Buch besonders gefeiert. Viele namhafte Modeschöpfer werden mit den Besonderheiten ihrer Modelle vorgestellt.

Dieses großformatige Buch ist ein wunderbares Table Book par excellence, es ist ein schwerer Band, bei dem die hohe Qualität der Fotos und Verarbeitung absolut gelungen ist und man anhand der Texte nähere Informationen über die Hintergründe und die Gewinner des jeweiligen Jahres erhält.

Ein großartiges Table Bookür alle Oscar-Filmfreund:innen und ein interessantes Buch für eine Reise durch die Mode des letzten Jahrhunderts zum Blättern, Staunen und Erinnern.

Bewertung vom 18.04.2023
Die Kinder von Beauvallon - Der Spiegel-Bestseller nach wahren Begebenheiten
Storks, Bettina

Die Kinder von Beauvallon - Der Spiegel-Bestseller nach wahren Begebenheiten


sehr gut

Ein eindringlicher Roman gegen das Vergessen
Bettina Storcks historischer Roman "Die Kinder von Beauvallon" erscheint im Heyne Verlag.

Freiburg, 1965: Agnes arbeitet als Moderatorin bei einem Freiburger Radiosender und recherchiert in dem kleinen Ort Dieulefit nach den Spuren der mehr als tausend Flüchtlingen, die hier im Zweiten Weltkrieg Schutz fanden. Die Dorfbewohner halfen vielen jüdischen Kindern, die sie in der Schule Beauvallon versteckten. Agnes hat auch ein persönliches Interesse, denn auch ihre Freundin Lily verschwand als jüdische Deportierte und von ihr fehlt seit zwanzig Jahren jede Spur. Könnte sie vielleicht noch leben?

"Niemand fühlte sich in Dieulefit als Held, nur als Mensch, der das Richtige tat. Wir nennen es hier die Banalität des Guten." Zitat Seite 45

Agnes und Lily leben in Sulzburg, sie sind unzertrennlich und beste Freundinnen, doch im Oktober 1940 werden alle Juden aus Sulzburg deportiert. Die Freundinnen versprechen, dass sie sich wiedersehen werden. Doch die Zeit verwischt die Kindheitserinnerungen. Agnes glaubt nicht, dass Lily noch leben könnte. Aber als sie 1965 von ihrem Radiosender den Auftrag erhält, in Dieulefit nachzuforschen, wieso es möglich war, im Krieg 1500 Juden zu verstecken, regt sich in ihr die Hoffnung, dort auch etwas über Lily in Erfahrung zu bringen. Agnes begibt sich auf eine Reise in die Vergangenheit, die hinter einer Mauer des Schweigens verborgen liegt.

Bei diesem historischen Roman muss man wissen, das "Wunder von Dieulefit" beruht auf wahren Gegebenheiten. Die Résistance-Bewegung in dem kleinen Ort vollbrachte insofern ein Wunder, dass die Bevölkerung mit Zivilcourage über die versteckten Juden Schweigen bewahrte und sie so vor ihren Verfolgern rettete.

Bettina Storks verwebt in ihrem Roman sehr feinfühlig historische Ereignisse mit fiktiven Romanfiguren und lässt uns wechselweise aus zwei Zeitebenen in diese Geschichte eintauchen und legt so die Vorkommnisse nach und nach frei. In der Vergangenheit sehen wir Einblicke in Agnes und Lilys Kindheit, erleben die Deportation und Lilys Erlebnisse, der gegenwärtige Handlungsstrang berichtet von Agnes Nachforschungen.

Die Charaktere werden lebendig und mit Emotionen geschildert, mir hat besonders Jolie gut gefallen, die als Kämpferin des Widerstandes, auch ihr eigenes Leben riskiert, um möglichst viele Kinder zu retten. Die bildhafte Ausgestaltung der Vorgänge und Settings zeigt ein authentisches Bild der jeweiligen Szenerie. Das sorgt dafür, dass man sich sehr nah mit den Ereignissen verbunden fühlt und auch mit den Personen mitfiebern kann. Denn die unterschiedlichen Schicksale sind voller berührender Momente, die klar zeigen, wie mutig manche Menschen sich für andere einsetzten, um menschlich zu sein und Gutes zu tun.

Bettina Storks hat mir die Geschichte um Beauvallon einfühlsam näher gebracht und damit ein Buch gegen das Vergessen geschrieben, das von Mut, Loyalität und Zusammenhalt berichtet.