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Bella von www.bellaswonderworld.de
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Karlsruhe
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Ich bin 31 Jahre alt und mein größtes Hobby ist das Lesen. Ich verschlinge alle möglichen Titel querbeet durch die verschiedensten Genres. Meine Leseleidenschaft teile ich mit anderen Lesebegeisterten auf meinem Blog www.bellaswonderworld.de

Bewertungen

Insgesamt 1143 Bewertungen
Bewertung vom 05.11.2018
Jane Austen - Jagd auf das verschollene Manuskript
Flynn, Kathleen

Jane Austen - Jagd auf das verschollene Manuskript


sehr gut

Beschreibung

Rachel und Liam wurden für ein ganz spezielles Projekt ausgewählt: das Jane Austen Projekt. Durch fortschrittliche Technologie reisen der Schauspieler und die Ärztin nach London in das Jahr 1815 zurück. Ziel ihrer Mission ist es, sich über Henry Austen seiner berühmten Schwester und Schriftstellerin Jane anzunähern um das verschollene Manuskript “Die Watsons” sowie Janes Briefe an ihre Schwester Cassandra zu retten.

Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase in der Regency-Zeit finden Rachel und Liam tatsächlich Zugang zur Familie Austen. Als ihre Freundschaft zu Henry, Jane und Cassandra sich zu vertiefen beginnt, gerät die Mission jedoch in Gefahr.

Meine Meinung

Bereits das florale Cover von Kathleen Flynns Debütroman “Jane Austen – Jagd auf das verschollene Manuskript” konnte bei mir punkten. Die Kurzbeschreibung hatte mein Interesse dann völlig geweckt. Zeitreisen und Jane Austen – das musste ich einfach lesen! Schließlich schlägt mein Herz für Jane Austens wundervolle Romane und ihre spitze Zunge schon seit Jahren, und die Kreuzung mit einem Zeitreiseabenteuer klingt mehr als verlockend.

Kathleen Flynns Schreibstil lässt sich angenehm flüssig lesen, so dass ich keine Probleme hatte in die von ihr erschaffene Welt einzutauchen. Die Hauptprotagonisten Rachel und Liam stammen aus einer Zukunft, in der es den Menschen möglich ist durch die Zeit zu reisen. Durch diese tolle Errungenschaft erschließen sich der Menschheit unzählige Möglichkeiten, und so entstand das Jane Austen Projekt. Unter vielen Bewerbern wurde der Schauspieler Liam und die Ärztin Rachel auserkoren in das Jahr 1815 zu reisen um die Familie Austen zu infiltrieren und die Chance zu nutzen, das verschwundene Manuskript “Die Watsons” zu retten. Nachdem die Zukunft aus der Liam und Rachel stammen kurz umrissen wurde geht das Regency-Abenteuer auch gleich los.

Mit viel Liebe zum Detail lässt Kathleen Flynn die Epoche zu Beginn des 19. Jahrhunderts lebendig werden und fängt dabei die Atmosphäre in den unterschiedlichsten Situationen ein. Teegesellschaften, Einladungen zum Dinner oder Bewerbungsgespräche mit Hausbediensteten werden genauso fein gezeichnet wie die Persönlichkeiten die in diesen Szenarien wandeln. Die Geschichte wird aus Rachels Sichtweise erzählt, wodurch man einen guten Einblick bekommt, wie sich die Rolle der Frau in den letzten Jahrhunderten verändert hat. Kaum zu glauben wie mühsam es Frauen in so manchen Belangen hatten und wie gut es doch ist, als Frau im 21. Jahrhundert leben zu dürfen.

Besonders aufgeregt habe ich der Begegnung mit Kathleen Flynn’s Jane Austen entgegengefiebert. Zugegebenermaßen hatte ich etwas Angst davor, mir könnte die von der Autorin entworfene Jane nicht zusagen. Doch als es dann soweit war, und die Zeitreisenden tatsächlich der berühmten Autorin begegneten, lösten sich meine Vorbehalte in kürzester Zeit in Wohlgefallen auf.

Der Buchtitel verspricht eigentlich eine Jagd, doch wer darauf hofft wird enttäuscht werden. Passend zur beschaulichen Regency-Zeit schreitet der Handlungsverlauf eher gemächlich als nervenaufreibend spannend dahin. In meinen Augen passt der englische Originaltitel “The Jane Austen Project” um einiges besser zum Inhalt. Ich selbst habe den an Austen angelehnten Stil jedoch sehr genossen und das hat die fehlende “Jagd” auch sogleich wieder wett gemacht.

Der größere Teil des Romans spielt sich in der Regency-Zeit ab und wurde wirklich wunderbar von der Autorin ausgearbeitet. Die Details über Rachel und Liams Herkunftszeit bleiben jedoch recht schwammig und so fühlte ich mich in den abschließenden Kapiteln nicht mehr so recht zu Hause. Die beiden Zeitreisenden kehren nämlich von ihrer Mission in eine Welt zurück, deren Beständigkeit und Funktionsweise sich mir nicht erschloss. Aufgrund dieses fraglichen Romanendes ziehe ich einen Punkt in meiner Bewertung ab und vergebe 4 von 5 Grinsekatzen.

Fazit

Ein vergnüglicher wie auch kreativer Zeitreiseroman.

Bewertung vom 05.11.2018
Clockwork Princess / Chroniken der Schattenjäger Bd.3
Clare, Cassandra

Clockwork Princess / Chroniken der Schattenjäger Bd.3


sehr gut

Beschreibung

Bald sollen die Hochzeitsglocken für Tessa Gray läuten. Anstatt die Vorfreude auf dieses Ereignis genießen zu können, werden die Londoner Schattenjäger jedoch von Mortmains riesiger Armee aus Klockwerk-Kreaturen auf Trab gehalten. Die Schattenjägergemeinschaft ist sich über die Führungsqualitäten von Charlotte Branwall als Leiterin des Londoner Instituts nicht sicher und ihrer Warnung bezüglich Mortmains Aktivitäten wird nicht die nötige Aufmerksamkeit geschenkt. Als schließlich das Schlüsselstück zur Vollendung von Mortmains schrecklichen Plan in dessen Hände fällt, ist es an Will das schlimmste zu verhindern.

Meine Meinung

Mit “Clockwork Princess” findet Cassandra Clares phantastische Young Adult Reihe um “Die Chroniken der Schattenjäger” ihren Abschluss. Wie gewohnt knüpft der Band an die Ereignisse des vorhergehenden Romans an, jedoch lädt Cassandra Clare zuerst auf einen Blick in die Vergangenheit ein. So erfährt man wie Jem als kleiner Junge ins Institut kam und mit Will Freundschaft schloss.

Beim vorherigen Titel “Clockwork Prince” vermisste ich weitere Informationen und größeren Einbezug der namengebenden Klockwerk-Kreaturen, deshalb hat es mir sehr gut gefallen, dass die Autorin hierfür endlich etwas mehr Platz einräumt. Ein weiterhin großer Teil der Geschichte ist für die Dreiecksbeziehung Jem-Will-Tessa reserviert. Mittlerweile habe ich mich an diese Beziehungskonstellation gewöhnt und habe einfach mit allen Charakteren mitgefiebert und mitgelitten. Immerhin haben auch noch andere schöne Pärchenbildungen ihren Auftritt wie z. B. Gideon und Sophie. Am meisten hat micht mal wieder Cassandra Clares Kunst, ihren Figuren eine beeindruckende Entwicklungsbahn zu schaffen, begeistert. Dies ging sogar so weit, dass ein bisher ungeliebter Charakter immer mehr Symphatiepunkte sammelte bis ich ihn sogar mochte!

Der Erzählstil hat, wie bereits in den vorherigen zwei Bänden, sehr gut zum Handlungszeitraum gegen Ende des 19. Jahrhunderts gepasst. Dieses Mal hat Cassandra Clare dem ganzen allerdings noch mehr Authentizität verliehen, in dem sie mehrere briefliche Konversationen z. B. zwischen Charlotte und dem Konsul in das Buch mit einfließen lässt.

Cassandra Clare ist mit “Clockwork Princess” ein in sich stimmiger Abschlussband der Chroniken der Schattenjäger gelungen der keine Fragen mehr offen lässt und ein richtiges Hollywood Happy End liefert. Der Epilog führt die Geschichte der Hauptprotagonistin Tessa noch etwas tiefgehender aus und setzt dem ganzen die Krone auf. Manches geriet dabei jedoch eine Spur zu kitschig und übertrieben, daher von mir gute 4 von 5 Grinsekatzen.

Fazit

Ein explosives Finale der Schattenjäger Chroniken!

Bewertung vom 30.10.2018
Das Geheimnis der Muse
Burton, Jessie

Das Geheimnis der Muse


ausgezeichnet

Beschreibung

London, 1967. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin reiste Odell Bastien von Trinidad nach England um sich ihren Traum, Schriftstellerin zu werden, zu erfüllen. Zunächst müht sie sich mit der Arbeit in einem Schuhgeschäft ab, doch dann wird sie von Mrs. Quick als Schreibkraft an der Skelton Kunstgalerie angenommen. Nachdem ihr Freund ein Bild seiner verstorbenen Mutter in die Kunstgalerie gebracht hat, um mehr über seine Herkunft und seinen Wert in Erfahrung zu bringen, erweckt Mrs. Quicks Reaktion auf das Gemälde Odells Neugierde. Die geheimnisvolle Herkunft des Gemäldes, dass in 1930er Jahre in Andalusien entstand, verbirgt eine spannende Geschichte über Revolution und die Liebe.

Meine Meinung

Jessie Burtons Roman “Das Geheimnis der Muse” ist durch das detailverliebte Cover ein wahrer Blickfang. Eine von Schlangen, Pinseln, Blumen und Parfumflakons umrahmte Schreibmaschine deutet bereits auf eine kunstvolle Geschichte hin, und zwei Revolver versinnbildlichen die nötige Spannung.

"Die Meinung, dass nur ein Mann zur wahren Kunst berufen sein konnte, war so weit verbreitet, dass Olive es manchmal sogar selbst glaubte." (Das Geheimnis der Muse, Seite 74/75)

Der Roman ist in zwei Handlungsstränge aufgespalten die sich während des Hadlungsverlaufes einander stetig annähern. Zum einen wird die Geschichte der Immigrantin Odell, die in den Swinging Sixties in England einwanderte, um dort als Schriftstellerin Fuß zu fassen erzählt. Zum anderen begleitet man in den 1930er Jahren die junge Künstlerin Olive Schloss mit ihren Eltern nach Andalusien wo sich der spanische Bürgerkrieg anbahnt und sich ihr die Gelegenheit bietet einzigartige Bilder zu erschaffen.

Gleich auf Anhieb haben mir diese zwei außerordentlich starken Protagonistinnen imponiert. Beide kämpfen Sie für ihre Leidenschaft in einer von Männern bestimmten Welt. Während Olives künstlerisches Talent von ihrem Vater, der selbst als Kunsthändler tätig ist, keine Anerkennung findet, benötigt Odell mehr Selbstvertrauen um ihre Schreibkunst an die Öffentlichkeit zu bringen.

"Nicht jeder erhält am Ende, was er verdient." (Das Geheimnis der Muse, Seite 13)

Jessie Burton hat einen angenehmen Schreibstil. Man möchte sich einfach nur in ihre dicht verwobene Geschichte fallen lassen und träumt sich schnell an andere Orte und vergangene Zeiten. Die Hitze Andalusiens ist beim Lesen genauso spürbar wie die Atmosphäre der pulsierenden Stadt London zu den 60er Jahren. Clubs, Musik und der Aufbruch in ein neues Zeitalter. Besonders beeindruckt hat mich die geheimnisvolle Figur von Mrs. Quick, die so viel Selbstvertrauen ausstrahlt und Odelle sogleich unter ihre Fittiche nimmt. Nicht jeder Mann und schon gar nicht jede Frau hätte eine Immigrantin die Chance auf solch einen Job gegeben.

“Das Geheimnis der Muse” setzt sich aus vielen kleinen Puzzleteilchen zusammen. Es geht um zwischenmenschliche Beziehungen genauso wie um familiäre Banden und natürlich die Liebe, Inspiration und schicksalhafte Umstände die das Leben lenken. Der Roman ist so vielseitig, dass man ihn auch getrost lesen kann, ohne einen Bezug zu Kunst und Gemälden zu haben.

"[…]je länger sie schwieg, desto schwerer fiel es mir, zum Telefon zu greifen. Alles was ich sagen wollte, war, dass sie mir fehlte. 2 (Das Geheimnis der Muse, Seite 55)

Die Dynamik der zwei einzelnen Ebenen hatte etwas mitreißendes und lebendiges an sich. Vor allem der spannenden Plot um Olive Schloss hat mir stellenweise den Atem genommen. Daher kann ich für diesen Roman nur eine dringende Leseempfehlung aussprechen!

Fazit

Ein prächtiger Roman über zwei starke Frauen auf dem steinigen Weg zur Emanzipation.

Bewertung vom 23.10.2018
Jack
McCarten, Anthony

Jack


ausgezeichnet

Beschreibung

Der Schriftsteller Jack Kerouac wurde durch seinen Roman “Unterwegs” (engl. Originaltitel: ” On the road”) einst zum Idol einer ganzen Generation und prägte den Begriff Beatniks neben anderen Autoren wie Allen Ginsberg, William S. Burroughs, Bob Kaufman, Harold Norse usw.

Als Kerouac nur noch ein schwaches Abbild seiner selbst ist und der Alkohol ihn fast in den Tod getrieben hat, steht die junge Literaturstudentin Jan vor seiner Tür. Sie möchte nichts weniger als die bewegende Biographie über den berühmten Schriftsteller und Mensch zu verfassen. Gemeinsam mit Jan reist Jack in seine Vergangenheit.

Meine Meinung

Der neuste Roman des neuseeländischen Schriftstellers Anthony McCarten trägt den Titel “Jack” und handelt von keinem geringeren als Jack Kerouac, der mit seinem Roman “Unterwegs” die Beat Generation nach dem zweiten Weltkrieg prägte. Als Vorlage für den Hauptprotagonisten des Werkes, Dean Moriarty, diente Kerouacs bester Freund Neal Cassady – der aufgrund des Buches von der Polizei bezüglich seines Drogenhandels verhaftet wurde. Die Last seinem literarischen Ich zu entsprechen wurde Cassady zu schwer und er verstarb frühzeitig durch Alkohol- und Drogenmissbrauch.

"Aber das Leben ist nicht die Geschichte dessen, was man vermieden hat; es handelt hauptsächlich von den Dingen, die uns unaufgefordert in die Hände fallen, die uns über den Weg laufen, ohne dass wir nach ihnen suchen, die uns die unschuldige Nase blutig schlagen und uns das Unvermeidliche aufdrängen." (Jack von Anthony McCarten, Seite 19)

Anthony McCarten nährt sich seinem eigenen Idol Jack Kerouac äußerst kreativ in dem er mit Jan Weintraub einen Charakter erschaffen hat, der als perfekter Gegenpol zu Jack Kerouac dient. Ist Kerouac selbst ein wandelndes Chamäleon, dass seine Identitäten wie Kleidungsstücke wechselt, so hat Jan dieses Spiel perfektioniert. Das Setting, junge Literaturstudentin bzw. angehende Biographin trifft auf zurückgezogenes und verbrauchtes Idol der Beat Generation und knackt dessen harten Panzer, hat mir ausgesprochen gut gefallen. Gerade, weil hinter dieser Situation so viel mehr steckt als man zu Beginn glauben mag.

Obwohl ich bisher noch keine Bücher aus der Feder eines Beatniks gelesen habe, so auch noch keines von Jack Kerouac, konnte mir Anthony McCarten einen ausgesprochen guten Start in diesen Bereich bereiten. Gut verständlich legt er den Grundstein um Zugang zu dem berühmten Autor Jack Kerouac und der Beat Generation zu erhalten. Die fiktive Begebenheit des Aufeinandertreffens von Jan Weintraub und Jack und vor allem der weitere Verlauf bietet dem Leser eine Explosion an Emotionen dar. McCartens fesselnder und flüssig zu lesender Schreibstil haben ihr übriges getan um mich an die Seiten zu bannen und dem Ende entgegenzufiebern.

“Jack” ist allerdings kein biographischer Roman, sondern ein fiktionaler Roman in den lediglich belegte Einzelheiten aus Kerouacs Leben eingewoben sind. Dennoch hat man das wundersame Gefühl dem längst verstorbenen Beatnik und dessen außergewöhnlichen Persönlichkeit etwas näher gekommen zu sein.

Der Reiz von McCartens Geschichte macht für mich die interessante Thematik über den Facettenreichtum der Identität eines Menschen aus. Dabei bedient sich der Autor an einer farbenfrohen Palette aus den unterschiedlichsten Persönlichkeiten die er in seinen Protagonisten vereinigt und diese mit ihren Identitäten jonglieren lässt. Einen weiteren wesentlichen Teil der Geschichte macht der Rückblick auf ein ereignisreiches Leben aus. Deutlich spürbar vermittelt McCarten wie sehr Jack mit seiner Vergangenheit (z. B. die Freundschaft mit Neal Cassady) hadert und wie wichtig es ist, mit sich selbst im reinen zu sein.

Fazit

Meisterhafte Erzählkunst! Anthony McCarten wird immer mehr zu einem meiner absoluten Lieblingsschriftsteller.

Bewertung vom 19.10.2018
Die Legenden der besonderen Kinder
Riggs, Ransom

Die Legenden der besonderen Kinder


ausgezeichnet

Meine Meinung

Ransom Riggs konnte mich bereits mit “Die Insel der besonderen Kinder”, dem Auftaktband zu seiner Trilogie um die besonderen Kinder, mit seiner ungewöhnlichen Welt insbesondere der außergewöhnlichen Persönlichkeiten gefangen nehmen. “Die Legenden der besonderen Kinder” bietet dem Leser nun eine Sammlung aus zehn unterschiedlichen Sagen aus dieser übernatürlichen Welt. Die besonders schöne und hochwertige Gestaltung des grün und golden schimmernden Buches erinnert sofort an Märchenbuchbände aus älteren Tagen. Der bezaubernde erste Eindruck setzt sich im Inneren mit stimmigen schwarz-weiß Illustrationen von Andrew Davidson fort, welche hervorragend mit den einzelnen Erzählungen abgestimmt sind.

In “Die edlen Kannibalen” reist man in der Geschichte bis zu den Ursprüngen der besonderen Kindern zurück, in der sich die Besonderen noch nicht in Zeitschleifen verstecken mussten und ein zurückgezogenes ländliches Leben führten. Bis zu dem Tag, an dem Kannibalen vom Weg abkamen und sich bei den Besonderen wiederfanden.

Die Geschichte “Die Prinzessin mit der gespaltenen Zunge” erinnert sehr an ein typisches Prinzessin sucht Prinzen Märchen. Dabei spielen die Äußerlichkeiten der besonderen Prinzessin eine tragende Rolle. Sie muss mit Zurückweisungen zurecht kommen, wobei ihre Güte und ihr Sinn für Gerechtigkeit keinen Schaden nimmt. Ihre auf den ersten Blick erschreckende Besonderheit wird ihr noch gute Dienste leisten.

Eine meiner Lieblingsgeschichten ist die über “Die erste Ymbryne”, denn hier werden Hintergründe zum Wesen dieser mächtigen Besonderen aufgedeckt und man erfährt auf spannende Weise von der Entstehung der Zeitschleifen.

“Die Geisterfreundin” ist eine sehr emotionale Geschichte bei der ich unglaubliche Gänsehaut bekommen habe. Die Themen Familie, Freundschaft und Tod hat Ransom Riggs mit viel dramaturgischem Geschick zu einer ganz besonderen Geschichte verwoben.

Die bunteste und kreativste Legende dieser Sammlung ist für mich mit Abstand “Cocobolo”. Unter diesem verrückten Titel kann man sich wahrlich nicht sonderlich viel vorstellen oder gar erwarten. Ransom Riggs zielt mit seiner Geschichte über eine besonders starke Verbindung zwischen Vater und Sohn über die Weiten des Ozeans und wie die Liebe zwischen Eltern und Kind Zeit und Entfernung überbrückt. Es liegt so viel Gefühl und vor allem eine große Portion Besonderheit in dieser Geschichte, die mir beim Lesen das Herz öffnete.

Nachdem mir die ersten Geschichten allesamt außergewöhnlich gut gefallen haben, waren “Die Tauben von St. Paul´s” nicht ganz nach meinem Geschmack. Vielleicht liegt das einfach daran, dass ich um diese gurrenden Tierchen am liebsten einen ganz weiten Bogen einschlage. Dennoch ist die Weisheit aus dieser Geschichte, in der verfeindete Parteien einen Kompromiss schließen der beiden Seiten zu einem besseren Leben verhilft, auf den Punkt getroffen.

“Das Mädchen, das Albträume zähmen konnte” hat mir ein schauriges Leseerlebnis bereitet, denn hier geht es um ein kleines Mädchen, dass allen Widerständen zum Trotz den Menschen helfen möchte. Die Gabe Albträume zu entfernen ist wahrlich mächtig und birgt große Risiken, so dass das Mädchen schon bald mit den Konsequenzen aus ihrem Handeln konfrontiert wird.

Die Legenden sind sehr unterschiedlich gehalten und dennoch vereinen sie die wunderbare Sprache und Erzählkunst des Autors in sich. Nach dieser übernatürlichen Lektüre habe ich große Lust bekommen endlich zu den zwei weiteren Bänden aus Ransom Riggs Trilogie zu greifen.

Fazit

Jede Menge mysteriöse, spannende und skurrile Legenden die tief unter die Haut gehen.

Bewertung vom 15.10.2018
Die Abenteuer der Cluny Brown
Sharp, Margery

Die Abenteuer der Cluny Brown


ausgezeichnet

Beschreibung

Cluny Brown ist anders als andere junge Damen in ihrem Stand und in ihrem Alter. Sie wird nachmittags Tee trinkend im Ritz angetroffen oder verweilt einen ganzen Tag Orangen essend im Bett um eine Diät aus einer Zeitschrift auszuprobieren. Zum Ärger ihres Onkels, der tagtägliche seiner Arbeit als Klempner nachgeht und versucht die Erziehung von Cluny genauso gewissenhaft wie seine Arbeit zu erledigen, weigert sich Cluny ihren gesellschaftlichen Platz einzunehmen.

Nach einem weiteren Fauxpas wird die 20-jährige Waise Cluny von Onkel und Tante auf den Herrensitz Friars Carmel in Devonshire geschickt um dort die Stellung eines Dienstmädchens einzunehmen. Mit ihrer charmanten und kuriosen offenherzigen Art zieht Cluny nicht nur die Aufmerksamkeit der adeligen Familie Carmel auf sich. Auch der Dorfapotheker und ein polnischer Schriftsteller, der zur Zeit als Gast auf Friars Carmel logiert um den Gefahren des anstehenden Krieges zu entgehen, können nicht umhin die Einzigartigkeit Clunys zu bemerken.

Meine Meinung

Margery Sharps lebensfroher Roman über “Die Abenteuer der Cluny Brown” kann man getrost zu den Klassikern seiner Zeit zählen, denn die Autorin zeichnet in ihrer Geschichte das fein geschliffene Bild einer Gesellschaft die sich im Aufbruch in ein neues Zeitalter befindet. Der Roman, der in den 1930er Jahren handelt wurde 1944 veröffentlicht und darf Dank des Eisele Verlags nun in einer Neuübersetzung von Wibke Kuhn in neuem Glanz erstrahlen.

Die Tage der steifen und angestaubten Gesellschaftsstrukturen mit großen Herrenhäusern, Landsitzen und einem ganzen Bataillon an Bediensteten sind angezählt. Sir Henry, der Herr des Landsitzes Friars Carmel, mit seinem Müßiggang, der allerhöchstens mal ausreitet und dessen Dienerschaft im Verlauf der letzten Jahre sich auf ein das Nötigste reduziert hat, wird schon bald einer der letzten seiner Art sein. Dies macht sich vor allem auch bei seinem Sohn Andrew bemerkbar – bei ihm spürt man deutlich den Drang mehr zu tun als ein Haus zu verwalten. Er interessiert sich brennend für den nahenden Krieg und sieht sich dazu verpflichtet den polnischen Schriftsteller Adam Belinksi vor einer drohenden Verfolgung zu retten.

"»Die Schwierigkeit bei der jungen Cluny ist die«, erklärte Mr. Porritt, »dass sie anscheinend nicht weiß, wo ihr Platz ist.«" (Die Abenteuer der Cluny Brown, Seite 10)

Seele und Herzstück des Romans ist jedoch die niedrig gestellte Cluny Brown, die als Waise von Onkel und Tante aufgezogen wird und in ihrer verträumten Naivheit nicht einsieht, warum sie ständig zu hören bekommt sie solle endlich einsehen wo ihr Platz im Leben ist. Die Stellung als Dienstmädchen auf Friars Carmel scheint die beste Lösung für alle Beteiligten zu sein.

Cluny Brown schrulliger Charakter wächst einem mit all seiner Verrücktheiten schnell ans Herz und von Seite zu Seite fiebert man aufgeregter Clunys weiterem Lebensweg entgegen. Dabei hält Margery Shapr die ein oder andere Überraschung bereit! Mehr möchte ich zur Handlung nun aber nicht verraten – das muss man am besten selbst lesen.

"»Ich könnte mir vorstellen, dass Ihnen das ganze Universum offensteht«, wiederholte Mr. Belinksi bereitwillig. […] Doch Cluny interessierte sich nicht mehr für Mr. Belinski, nur noch für seine Worte. Sie wollte diesen magischen Satz mitnehmen und ihn in aller Ruhe sorgfältig untersuchen." (Die Abenteuer der Cluny Brown)

Mich hat Margery Sharps Schreibstil und ihre gesellschaftlichen Betrachtungen in “Die Abenteuer der Cluny Brown” verknüpft mit den lebendigen, mal erfrischenden, mal angestaubten Protagonisten vollkommen begeistert. Daher gibt es von mir 5 von 5 Grinsekatzen für diesen mindestens genauso stilvollen wie humorvollen Klassiker!

Fazit

Eine Gesellschaftsbetrachtung die den Umschwung der Zeit mit Stil und Humor wiederspiegelt. Dieser Klassiker berührt und überrascht – eine Geschichte ganz nach meinem Geschmack!

Bewertung vom 21.09.2018
Das Mädchen, das in der Metro las
Féret-Fleury, Christine

Das Mädchen, das in der Metro las


gut

Meine Meinung

Der Klappentext des Romans “Das Mädchen, das in der Metro las” der französischen Schriftstellerin Christine Féret-Fleury klingt aller Wahrscheinlichkeit nach im Ohr eines jeden Buchliebhabers sehr wohltönend und verführerisch. Denn gibt es etwas besseres als ein Buch über die Lese-Leidenschaft (eines anderen Menschen) und die Macht der Bücher und wie sie dadurch Leben verändern können?

Doch meine Freude auf die Geschichte über die junge Frau Juliette wurde von Seite zu Seite immer mehr getrübt. Ich nahm an, dass Juliette die meiste Zeit lesend verbringt, doch weit gefehlt! Juliette hat zwar auf der täglichen Metrofahrt zu ihrer Arbeit als Immobilienmaklerin ein Buch dabei, doch sie beobachtet viel lieber andere Menschen beim Lesen ihrer Lektüren als ihre Nase selbst in ein Buch zu stecken. Da gibt es die Dame mit dem immer gleichen italienischen Kochbuch, der Herr mit Hut und seiner Insekten-Lektüre oder die junge Frau die immer auf Seite 247 in Tränen ausbricht. Zudem irritierte mich die regelrechte Hortung von Büchern in Juliettes kleiner Wohnung – denn sie gibt einfach jedem Buch, ob sie es einmal lesen wird oder nicht, ein Zuhause. Da spielt es auch überhaupt keine Rolle, ob sie der Inhalt des Buchs eigentlich gar nicht interessiert. Es macht eher den Anschein, als wolle Juliette allen verlorenen Büchern ein Heim bieten um ihrem Leben wenigstens etwas Farbe zu verleihen.

Der für sie immer enger werdenden Lebensraum entzieht Juliette jedoch die Luft zum atmen. Auch der Leser wird etwas durch die Trostlosigkeit von Juliettes tristen Leben angesteckt.

Ende am Licht des Tunnels zieht erst auf als Juliette eines Tages beschließt zwei Stationen früher aus der Metro auszusteigen und den restlichen Weg zur Arbeit zu Fuß zu gehen. Das Schicksal führt sie an diesem Tag direkt zu dem kuriosen Buchvermittler Soliman und seiner Tochter Zaïde.

Die lang ersehnte Kehrtwende ist somit eingetreten und das wirklich Interessante an dem dünnen Büchlein beginnt sich sacht zu entfalten. Auch ein Hauch französischer Charme schwingt nun zwischen den Zeilen mit. Es wird romantisch verträumt – allerdings nicht in dem Sinne der Verliebtheit in einen anderen Menschen, sondern im Sinne eines aufblühenden Lebenslaufs. Juliette beginnt endlich zu lesen und findet zu sich selbst. Leider ist auch hier nicht alles ganz rund für mich, aber der Ansatz hat mir richtig gut gefallen und es hat mir Freude bereitet mitzuerleben wie Juliette endlich aufblüht und sich in das Abenteuer ihres Lebens stürzt.

Ich bin wirklich ein bisschen traurig darüber, dass diese Geschichte und ich nicht ganz zueinander gefunden haben. Der Ansatz über die Buchkuriere, wie sie Menschen beobachten um ihnen ein Buch auf den Weg mitzugeben das ihr Leben verändern kann hat jede Menge Potential. Vielleicht hätte die Story auch nur etwas mehr Raum benötigt um sich mit mehr Details und Tiefe einen Weg in mein Leserherz zu bahnen. Aus den Charakteren hätte schließlich so viel werden können, doch vor allem die interessanten Nebendarsteller verkommen zu blassen Statisten. Schlussendlich bleibt bei mir nur der hübsche blaue Schal von Juliette und ein gelb gestrichener Bus in Erinnerung.

Fazit

Trotz romantisch-verträumten französischen Charme und einem gelungenen Ansatz lies diese Geschichte mein Herz nicht schneller schlagen.

Bewertung vom 18.09.2018
Sag den Wölfen, ich bin zu Hause
Brunt, Carol Rifka

Sag den Wölfen, ich bin zu Hause


ausgezeichnet

Schon alleine bei der Auswahl des Buchtitels „Sag den Wölfen, ich bin zu Hause“ hat Carol Rifka Brunt ein gutes Händchen besessen, denn er ist wunderbar poetisch, lässt gefährliches erahnen und steckt voller Verheißung auf eine bewegende und mitreißende Lektüre.

Worte für dieses Debüt zu finden, die alle Emotionen und Gedanken einfängt und nur ansatzweise meine Begeisterung abbilden, scheint mir fast unmöglich. Dennoch möchte ich mein Bestes geben und mich daran versuchen die spezielle Atmosphäre von Carol Rifka Brunt’s Geschichte zu umschreiben.

Vor allem der Facettenreichtum ist atemberaubend! Das etwas eigenbrötlerische Mädchen June wächst mit ihrer älteren Schwester Greta in einem behüteten Elternhaus heran. Mutter und Vater sind in der Buchmacherbranche tätig, so dass die Schwestern einen großen Teil des Jahres auf sich alleine gestellt sind – schließlich ist Steuersaison und da gilt es von morgens bis abends so einiges an Papierkram zu erledigen. Die Schwestern haben vielleicht gerade deshalb eine starke Bindung zueinander, doch diese ist seit einiger Zeit beschädigt und June kann sich nicht erklären warum ihre Schwester so abweisend und kalt zu ihr ist.

Die wohl wichtigste Bezugsperson in Junes Leben war ihr verständnisvoller und kluger Onkel Finn, der immer ein offenes Ohr für sie hatte und eine besondere Zeit mit ihr verbrachte. Gemeinsam besuchten sie Orte die für sie eine Bedeutung hatten (z. B. The Cloisters) und tranken Tee aus einer bemalten Kanne. Doch Finns Leben wurde durch eine Krankheit ein Ende gesetzt, die in den 80er Jahren zur Stigmatisierung führte (und auch heute noch dazu führen kann). Die Rede ist von AIDS. Junes Mutter fiel der Umgang mit dieser Krankheit äußert schwer und für all das Übel machte sie Finns „besonderen“ Freund Toby verantwortlich und selbst an Finns Beerdigung schneidet sie ihn.

June tritt dem Thema AIDS im Gegensatz zu ihrer Mutter viel aufgeschlossener entgegen und als Toby den Kontakt zu ihr sucht, ringt sie sich zu einem Treffen mit dem ihr fremden Mann, dem Finn so nahe stand, durch und lernt ihn langsam besser kennen. Es entwickelt sich eine besondere Freundschaft die June sehr viel gibt, aber schlussendlich auch sehr viel Schmerz verspricht.

Ein weiterer Strang des Gesamtkunstwerkes ist das Gemälde von June und ihrer Schwester Greta, welches Finn vor seinem Tod fertig stellte und das den Titel „Sag den Wölfen, ich bin zu Hause“ trägt. Von diesem Bild geht eine spezielle Faszination aus, die die Charaktere von Toby, June, Greta und Finns Schwester (die Mutter von June und Greta) miteinander wie durch ein durchsichtiges Netz verbindet.

Dieser Debütroman wird aus zahlreichen Puzzleteilen zusammen gesetzt, wie die Probleme des Erwachsen Werdens, des sich Selbst Findens, die Schwierigkeiten und Schönheiten des Geschwister Habens und dann wird auch noch die heikle Sache mit der Homosexualität und AIDS in den 80er Jahren eingewoben. Carol Rifka Brunt hat mich allerdings nicht nur mit der Geschichte von ihrer schriftstellerischen Qualität überzeugen können, sondern vor allem mit ihrem Schreibstil, bei der jede Seite wie ein frisch bezogenes Bett zum reinlegen und reinkuscheln verführt.

Fazit

Carol Rifka Brunt ist eine Wortkünstlerin und ihr Debütroman ein absolutes Lesehighlight.

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Bewertung vom 05.09.2018
Die Geschichte des Wassers / Klima Quartett Bd.2
Lunde, Maja

Die Geschichte des Wassers / Klima Quartett Bd.2


gut

Beschreibung

Norwegen im Jahr 2017. Signe liebt die Natur und kann schwerlich mit ansehen, wie der Mensch das kostbarste Gut in ihrer Heimat zerstört. Schon als junge Frau engagiert sich Signe als Umweltaktivistin. Als sie davon hört, dass Gletschereis für Cocktails und Drinks abgetragen werden soll beschließt sie dagegen vorzugehen und ein Zeichen zu setzen. Dafür nimmt sie eine riskante Reise in Angriff die sie emotional auch in ihre Vergangenheit führt.

Das zukünftige Frankreich im Jahre 2041. Südeuropa wurde durch eine große Dürre in die Knie gezwungen. Klimaflüchtlinge befinden sich auf dem Weg in den Norden, denn nur dort gibt es noch das lebenswichtige Trinkwasser in größeren Mengen. David wurde auf der Flucht von seiner Frau und seinem jungen Sohn getrennt, nun sucht er mit seiner Tochter Lou in einem Flüchtlingslager Zuflucht. Die Lage ist äußerst angespannt, Lebensmittel und Wasser stark rationiert und die Hoffnung seine Familie zu vereinen schwindet täglich. Erst als David und Lou beim umherstreifen ein uraltes Segelboot entdecken glimmt ein neuer Überlebensfunke auf.

Meine Meinung

Maja Lundes Roman „Die Geschichte der Bienen“ konnte mich fesseln und zum Nachdenken anregen und deshalb war sofort klar, dass ich auch ihr neustes Werk „Die Geschichte des Wassers“ lesen muss. Die zwei Romane sind Teil des Klimaquartetts, man darf also gespannt sein welche wichtigen Themen Maja Lunde noch zu Papier bringen wird.

Jetzt erst einmal zu meinen Eindrücken zur Geschichte des Wassers. Eigentlich handelt es sich ja nicht nur um eine Geschichte, denn Maja Lunde verknüpft in ihrem Roman wieder vollkommen unterschiedliche Lebenserzählungen zu einem Thema, dieses Mal das Szenario Wasserknappheit, miteinander. Wir begleiten in der Gegenwart des 21. Jahrhunderts die gestandene Seniorin und Umweltschützerin Signe bei einer aufregenden Reise die sie nicht nur zum Gletschereis ihrer Heimat führt, sondern auch in ihre Vergangenheit.

Außerdem wagt Maja Lunde einen Sprung in die Zukunft. Trinkwasser ist vor allem in den trockenen Teilen des Südens äußerst knapp. Dürre, Brände und Wasserknappheit haben die Menschen aus den südlichen Teilen der Erde zu Klimaflüchtlingen gemacht, die sich auf dem Weg in die nördlichen Wasserlande gemacht haben, wo es noch genügend lebenswichtiges Trinkwasser gibt. Der Leser begleitet den jungen Vater David und seine Tochter Lou bei der Flucht, der Trennung ihrer Familie und den Erlebnissen in einem Flüchtlingslager. Durch Zufall stoßen sie auf ein Schiff das gleichzeitig die Verbindung zu Signes Geschichte darstellt.

Die Herangehensweise und der Erzählstil von Maja Lunde gefällt mir ausgesprochen gut. Doch dieses Mal bargen die beiden Lebensgeschichten keine tiefgründige und emotionale Erfahrung für mich. Im Vergleich zum ersten Roman des Klimaquartetts war keine vergleichbare aufrüttelnde Wirkung spürbar – und genau das hatte ich mir eigentlich von diesem Roman erhofft. Die Autorin hätte vielmehr Informationen zu den Hintergründen liefern müssen um eine unmissverständliche Botschaft anzubringen, die den Leser in seinem Sessel fesselt und auch nach der Lektüre nicht mehr so schnell los lässt. Ich hoffe sehr, dass der Autorin dies mit ihrem nächsten Titel aus der Reihe wieder gelingen wird.

Fazit

Trotz des wichtigen Themas und der interessanten Herangehensweise vermochte mich „Die Geschichte des Wassers“ nicht ganz so zu fesseln wie sein Vorgänger („Die Geschichte der Bienen“).

Bewertung vom 22.08.2018
Sumerland - Prinz Zazamael
Ulbricht, Johannes

Sumerland - Prinz Zazamael


weniger gut

Meine Meinung

Die Beschreibung zu Johannes Ulbrichts Dilogie „Sumerland“ hat sofort meine Neugier angestachelt. Eine Welt in der Realität, Fiktion und Fantasy zu einem bunten Aquarell verschwimmen – besser geht es doch nicht! Dachte ich zumindest zu Beginn des Abenteuers. Nach einiger Zeit wurde mir allerdings bewusst, dass hier nichts ist wie es scheint. Zum einen sind Band 1 „Prinzessin Serisada“ und Band 2 „Prinz Zazamael“ so eng miteinander verwoben, dass man diese beiden Bücher am besten gleich in einem Buch vereinigt hätte (aus diesem Grund habe ich mich auch dazu entschieden die beiden Bücher zusammen zu rezensieren), und zum anderen hätte ich nie gedacht dass es mir einmal so schwer fallen würde ein Buch zu besprechen von dem ich mir so viel erwartet hatte.

Monatelang habe ich mich nun durch die Fantasiewelt des Sumerlands gequält und zuviel Zeit in Waylhaghiri geopfert und dabei hätte ich mich nur zu gerne in die beeindruckende Turmstadt und die wilde Landschaft mit ihren Bewohnerinnen und Bewohnern verliebt. Bis zuletzt habe ich der Geschichte eine Chance gegeben aber ich fand einfach keinen Zugang, das Tor zu dieser Welt blieb für mich verschlossen und ich kann nicht einmal genau bennenen warum das so ist.

Der Erzählstil verlangt einem durch seine vier Handlungsstränge und das schnelle hin- und herswitchen zwischen diesen sehr viel Konzentration ab. Normalerweise habe ich bei mehreren Erzählebenen keine Probleme, doch hier bin ich immer wieder daran hängen geblieben. In meinen Augen lag das vor allem an den Protagonisten zu denen ich einfach keine Beziehung aufbauen konnte. Eine Protagoninstin ohne Namen spricht den Leser direkt an und verbringt viel Zeit in einem Dialog mit einem Unbekannten. In einem weiteren Strang erzählt Susanne, die Cousine dieser Protagonistin von ihrem Leben und einem Spiel das sich mit der Realität vermischt hat. In den beiden anderen Handlungsebenen begleitet man die uralten und dennoch kindlichen Herrscher des Sumerlands (Prinzessin Serisada) und Waylhaghiri (Prinz Zazamael). Aus dieser umfangreichen Struktur hätte man sehr viel mehr machen können, doch für mich blieben die einzelnen Charaktere zu unscharf und es war überhaupt keine Entwicklung der Persönlichkeiten mitzuverfolgen.

Trotz meiner negativen Leseerfahrung möchte ich nun nicht alles schlecht reden, denn die Grundidee der Scheinrealität und der zwei unterschiedlichen Welten Waylhaghiris und Sumerland hat mir sehr gut gefallen. Eine Stadt die Turmartig aufgebaut ist und das Ziel eines Jeden der soziale und wirtschaftliche Aufstieg nach oben darstellt bietet viel Raum für gesellschaftliche Betrachtungen. Außerdem werden viele Fragen aufgeworfen, z. B. wie stehen Waylhaghiri und Sumerland zu Susannes erfundenem (Kinder)Spiel und welche Rolle nimmt die unbekannte Erzählerin dabei ein? Meine Hoffnung auf ein aufschlussreiches Ende der Geschichte liesen mich bis zum Ende durchhalten. Vielleicht habe ich den Inhalt nicht richtig gedeutet, aber für mich gab es einfach zu viele offene Vermutungen die mir an keiner Stelle der Geschichte klarer wurden oder zumindest einen Weg gewiesen hätten.

Schlussendlich bin ich einfach glücklich das Buch nach so einer langen Zeit zu Ende gelesen zu haben um meine freien Gedanken nun endlich neuen literarischen Erlebnissen widmen zu können.

Fazit

Eine gute Storyidee, Umsetzung und Schreibstil vermochten mich jedoch einfach nicht zu fesseln.