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Sago

Bewertungen

Insgesamt 549 Bewertungen
Bewertung vom 08.03.2020
Die Mühlenkinder
Michaelis, Antonia

Die Mühlenkinder


ausgezeichnet

Ich bin so begeistert von Antonia Michaelis‘ märchenhaften Welten und ihrem bildhaften Erzählstil, dass ich auch als lange Zeit Erwachsene ihre Kinderbücher lese.Die Mühlenkinder sind etwas Besonderes. Zum Geschichten Vorlesen zusammen zu kommen, spielt in ihrer Familie eine große Rolle. Aber noch besser: Von Zeit zu Zeit weht der Wind aus Nordost, danndrehen sich die Flügel ihrer alten Mühle und die Geschwister erleben ein gewaltiges Abenteuer. Die vier Schwestern werden zu Prinzessinnen und ihr Vater zum König mit der schiefen Krone. Als Jorunn,die zweitjüngste Schwester auf einmal verschwindet, müssen die beiden ältesten Schwestern zusammenhalten, um sie wiederzufinden. Denn Jorunn ist in die Fänge eines Wassertrolls geraten! Die Autorin schildert die Suche der Mädchen derartig einfallsreich und farbenprächtig, dass es eine Freude ist. In ihrer wunderbaren Sprache konnte ich mich wie immer verlieren. Manche Sätze haben sogar eine wohlige Gänsehaut bei mir ausgelöst. Schon der Buchbeginn ist herausragend. Klischees werden hier absolut nicht bedient, vielmehr ist nichts so, wie es anfangs scheint. Mit Ich-Erzählerin Liv gibt es eine Protagonistin, die alles andere als zart-mädchenhaft ist. Aber auch die älteste Schwester Merit ist eine starke Identifikaktionsfigur und alles andere als püppchenhaft.Eine wunderbare Ergänzung bieten die Zeichnungen und Ornamente in schwarz-weiß, die das schöneCover im Innern wieder aufgreifen. Das Ganze ist rundum so gelungen, dass ich mir noch mehr Abenteuer aus der Mühlenkinder-Welt wünsche!

Bewertung vom 08.03.2020
Feuer und Schatten / Der Onyxpalast Bd.2
Brennan, Marie

Feuer und Schatten / Der Onyxpalast Bd.2


sehr gut

„Feuer und Schatten“ ist der zweite Teil der Onyxpalast-Serie. Erneut verknüpft die Autorin virtuos die politischen Verhältnisse im London des 17. Jahrhunderts mit den Geschehnissen im Onyxpalast der Feen, unterhalb der Mauern von London. Ihrem Motto „Wie oben, so unten“ bleibt sie dabei treu. Gerät beispielsweise der englische König in Bedrängnis, gilt dies auch für die Feen-Regentin Lune.Seit den Ereignissen des ersten Teils sind einige Jahre vergangen. Lunes menschlicher Gefährte Michael Devin ist daher Geschichte. Das ist in meinen Augen auch ein kleines Manko im Vergleich zum ersten Band. Zwar gibt es mit Anthony einen neuen sterblichen Prinzen vom Stein als Lunes Gefährten. Beide sind jedoch mehr durch Politik als durch Gefühle verbunden, was die Story für mich etwas nüchterner und blutleerer wirken ließ. Vor allem in den ersten zwei Dritteln nahmen die verschachtelten menschlichen Intrigen der Menschen einen zu breiten Raum ein. Personen des öffentlichen Lebens huschten teilweise vorbei, ohne wirklich Konturen zu gewinnen und bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Viel spannender blieb für mich die Feenwelt. Lune muss sich mit alten und neuen Feinden auseinandersetzen und sich einer Feuersbrunst stellen, die droht, London zu vernichten. Leider wurde letzterer, eigentlich in der Zukunft liegender Handlungsstrang immer wieder zwischendurch in den chronologischen Erzählstrang eingeflochten. Einen ähnlichen Kunstgriff benutzte die Autorin schon im ersten Band, wobei sie dort Ausflüge in die Vergangenheit unternahm.Irgendwie war die bei mir ausgelöste Verwirrung durch die Ausflüge in die Zukunft aber größer, weswegen „Feuer und Schatten“ für mich etwas anstrengender zu lesen war. Trotzdem freue ich mich auf den nächsten Teil sehr und hoffe, dass sich die Autorin dort wieder mehr auf die sowohl farbenprächtige als auch düstere Feenwelt konzentriert.

Bewertung vom 01.03.2020
Das Rätsel des Pferdeamuletts Bd.1
Müller, Karin

Das Rätsel des Pferdeamuletts Bd.1


ausgezeichnet

Schon die Nordlicht-Reihe von Karin Müller hat mich, selbst als schon lange erwachsenes "Pferde-Mädel", begeistert. Zwar sucht man in diesem ersen Teil einer neuen Serie Elfen und Islandpferde vergebens. Trotzdem verknüpft die Autorin Pferde und Fantasy hier auf genauso mitreißende Weise. Schon der Prolog gibt Rätsel auf, in dem Menschen und Pferde in einen Unfall verwickelt werden.

Wie dies alles mit der jungen Godje zusammenhängt, bleibt noch eine Weile im Dunkeln. Sie wächst bei ihrer Großmutter auf und hat mit Pferden so gar nichts am Hut. Seltsam nur, dass diese sie geradezu zu verfolgen scheinen . Eine seltsame Faszination geht für Godje von dem schwarzen Hengst Arion auf dem Nachbargrundstück aus. Nur durch ihren reitenden Mitschüler Finn schafft sie es, ihre Furcht zu überwinden und fühlt sich dem Hengst immer näher. Aber was hat es mit den verblüffenden Visionen auf sich, denen sie plötzlich ausgesetzt ist, und was mit dem geheimnisvollen Pferdeamulett, das auf mysteriöse Weise zu ihrem Gebutrtstag auftaucht?

Mädchen, Freundschaft, erstes Verlieben, Pferde, Abenteuer und dazu jede Menge Mystik - das alles bringt Karin Müllers neue Reihe mit. Dazu eine sympathische Protagonistin, die es schafft, über ihren eigenen Schatten zu springen. Nebenbei wird noch ganz ohne erhobenen Zeigefinger ein pferdegerechter Umgang propagiert und ein kleiner Ausflug in die Tierkommunikation unternommen. Kein Wunder, dass ich mich auf den nächsten Band freue!

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Bewertung vom 01.03.2020
Sieben Lügen
Kay, Elizabeth

Sieben Lügen


sehr gut

„Sieben Lügen“ ist ein raffiniert konstruierter Psychothriller, der sich zu Beginn viel Zeit nimmt, zum Ende hin allerdings zu schnell zu einem durchaus überraschenden Ende kommt. Spannung und Faszination können daher nicht auf dem hohen Startniveau gehalten werden. Schade, dass sich die Autorin zum Schluss zu sehr beeilt hat.
Ich-Erzählerin Jane ist seit ihrer Kindheit eng befreundet mit der attraktiven Marnie. Als Jane ihren Mann Jonathan früh verliert, wird Marnie erneut zum Zentrum von Janes Universums. Doch Marnie hat nun ihrerseits Charles kennen- und lieben gelernt. Dumm nur, dass Jane Charles absolut nicht sympathisch findet. Schon früh verrät uns Jane, dass das für Charles nicht gut enden kann…
Wie viele Bücher des Genres lebt der Roman von einer instabilen Protagonistin, deren Wahrnehmung die Sicht der Dinge prägt. Ist Charles tatsächlich ein derartiges Ekel? Was fasziniert Jane bloß derartig an der ichbezogenen Marnie, welche Geheimnisse hütet Janes Familie? Und wen spricht sie in ihrer Erzählung immer wieder direkt an, ein potentielles Opfer? Die Schilderung Janes fand ich besonders virtuos. Kann sie zunächst noch viele Sympathiepunkte sammeln, spürt man als Leserin bald, dass bei ihr etwas ziemlich im Argen ist. Aus schleichendem Misstrauen wird erst allmählich Gewissheit. Dennoch konnte ich mich der unwillkürlichen Reaktion, mit Jane mitzufiebern, nicht entziehen.
„Sieben Lügen“ ist nicht nur der Titel, sondern auch die äußerst raffinierte Konstruktion der Story. Mit jeder Lüge, die Jane Marnie erzählt, nähern wir uns dem Abgrund ein wenig mehr.
Sprachlich bewegt sich der Roman auf wunderbar hohem Niveau. Immer wieder stößt man auf Sätze, die man sich notieren möchte. Hätte sich die Autorin nur für das Ende mehr Zeit genommen und den Epilog etwas überzeugender gestaltet, es hätte zweifellos für fünf Sterne gereicht. Wer eher psychologischen Thrill als brutale Action sucht, ist hier goldrichtig. Auf jeden Fall werde ich Ausschau nach weiteren Büchern aus der Feder von Elizabeth Kay halten.

Bewertung vom 16.02.2020
Die Dunkelheit der Drachen
Patrick, S. A.

Die Dunkelheit der Drachen


ausgezeichnet

Ich finde es wunderbar, wenn Fantasy mit bekannten Märchenmotiven verknüft wird. Hier ist es "Der Rattenfänger von Hameln."

Der junge Flick Klarwasser wurde zum Pfeifer ausgebildet. Das bedeutet, er kann mit seinen Flötenmelodien das Verhalten anderer beeinflussen. Er will stets das Gute und schafft es dabei einfach nicht, sich an die Regeln seiner Zunft zu halten. Schließlich treibt er es soweit, dass er im Verlies landet. Dort ist auch der berüchtigte Rattenfänger von Hameln eingesperrt, der einst 100 Kinder und 100 Drachenjunge auf Nimmerwiedersehen entführte. Als die Drachen die Burg attackieren, um sich zu rächen, kommt Flick nicht nur frei, sondern wird unversehens zusammen mit einer verfluchten Ratte und einem Drachengreif in ein unglaubliches, farbenprächtiges Abenteuer gesogen.

Auch als Erwachsene hat mir das Buch so viel Spaß gemacht, dass ich mich freue, dass die Geschichte trotz eines runden Endes wohl eine Fortsetzung bekommen wird. Muss denn aus allem gleich eine Serie werden, denke ich manchmal. Aus allem sicher nicht, aber aus Büchern, die so gelungen sind wie dieses schon! Flick und seine Gefährten sind unglaublich sympathisch und wie geschaffen zum Mitfiebern. Der Einfallsreichtum des Autors ist beeindruckend, ebenso wie seine Fähigkeit, die Geschichte bis zum Schluss spannend zu gestalten.

Bewertung vom 13.02.2020
Das neunte Haus / Alex Stern Bd.1
Bardugo, Leigh

Das neunte Haus / Alex Stern Bd.1


ausgezeichnet

Nur selten begegnen mir Bücher, die so innovativ und gleichzeitig sprachlich herausragend sind, dass es mich regelrecht elektrisiert. Umso schöner, wenn das in meinem Lieblings-Genre Fantasy geschieht.
Leigh Bardugo ist mir als Autorin wohl bekannt und ich habe ihre Bücher gern gelesen, fand aber Das Lied der Krähen doch sehr gehypt. Hier zeigt sie sich aber nun auf der Höhe ihres Könnens.
Das Buch lebt davon, dass Bardugo aus den Erfahrungen als Studentin in Yale schöpfen kann. Die acht dort tatsächlich existierenden Geheimnisgesellschaften (Skull and Bones ist wohl die bekannteste) sind in der Realität schon mysteriös genug. Mit Haus Lethe, dem titelgebenden neunten Haus, dass die übrigen Geheimgesellschaften überwacht, fügt die Autorin ein zusätzliches Element hinzu. Und nicht nur das: Im Roman benutzen alle Häuser eine unterschiedliche Form der Energie.
Mit Galaxy Stern, einer jungen Frau, die drogensüchtig wurde, um sich vor ihrer Gabe Geister sehen zu müssen zu schützen, hat Bardugo eine Anti-Heldin geschaffen, mit der man nicht leicht warm wird. Doch ihre Fähigkeit ist für Haus Lethe von großem Nutzen, so dass sie trotz schlechter Leistungen in Yale aufgenommen und dem fortgeschrittenen Studenten Darlington zur Ausbildung zugeordnet wird.
Doch als auf dem Campus ein Mord passiert, ist Darlington bereits verschwunden und Galaxy muss sich allein vielen Rätseln stellen.

Genauso wie Galaxy wird auch der Leser mit nur wenig Erklärungen in eine verwirrende Welt geworfen. Hinzu kommt, dass der Roman regelmäßig in der Zeit zurückspringt, in Galaxys Vergangenheit oder zu ihrer Ankunft in Yale, vor Darlingtons Verschwinden. Unzählige Fäden entwirren sich erst nach und nach, wobei immer wieder neue Fragen aufgeworfen werden. Auch die Auflösung des Mordfalls ist äußerst komplex. Das Lesen erfordert daher eine hohe Aufmerksamkeit und etwas Geduld, hat sich für mich jedoch absolut gelohnt. Ich freue mich, dass es wohl offensichtlich auch eine Fortsetzung geben wird.
Nicht unerwähnt bleiben soll das wunderbare Cover, auf dem sich eine Schlange in 3 D durch den Titel windet. Er passt hervorragend zur düsteren Atmosphäre des Romans.

Bewertung vom 09.02.2020
Das Gerücht
Kara, Lesley

Das Gerücht


ausgezeichnet

Et arma et verba vulnerant. Sowohl Worte als auch Waffen können verletzten, hieß es früher schon in meine Lateinbuch. Dies muss auch Joanna erfahren, die mit ihrem sechsjährigen Sohn Alfie in ein kleines englisches Küstenstädtchen zieht, um in der Nähe ihrer Mutter zu sein. Alfie soll eine idyllische Kindheit haben wie früher Joanna selbst. Nachdem er in London von Schulkameraden gemobbt wurde, fällt ihm allerdings auch in der neuen Schule der Start nicht leicht. Um sich bei den Müttern seiner Mitschüler beliebt zu machen, heizt Joanna entgegen ihrer eigenen Überzeugung das neueste Gerücht ordentlich an: Eine berüchtigte Kindsmörderin soll in der Stadt leben. Diese hatte in der eigenen Kindheit einen Fünfjährigen erstochen und soll nach ihrer Haftstrafe mit einer neuen Identität unerkannt untergebracht worden sein.

Joannas Trick scheint zu funktionieren. Sie und Alfie erhalten Einladungen, doch das so befeuerte Gerücht entwickelt immer mehr unerwartete Eigendynamik. Schon bald muss sich eine Ladeninhaberin vor Anfeindungen schützen, weil sie der Verurteilten ähnelt. Aber auch andere Einwohnerinnen kämen in Bezug auf Alter und Aussehen durchaus in Frage, so dass sich eine schleichende Atmosphäre des Misstrauens nach und nach über die gesamte Story legt. Selbst die Motive von Alfies Vater Michael, mit dem Joanna eine äußerst komplizierte Verbindung pflegt, wirken irgendwann verdächtig.

Dennoch hatte ich relativ bald eine Ahnung, wohin sich die Handlung entwickeln würde. Das liegt aber meiner Meinung nach weniger daran, dass sie etwa durchsichtig wäre, sondern eher daran, dass ich schon so überwältigend viel gelesen und mich gefragt habe, was wäre die größtmögliche Überraschung. Und obwohl ich auf der richtigen Fährte war, hat die Autorin es dennoch verstanden, mich am Ende zweifach zu überraschen.

Ich habe das Buch an einem Wochenende gelesen. Nicht weil es beklagenswert dünn wäre, sondern weil mich die ungewöhnliche Geschichte so in ihren Bann gezogen hat.

Das Cover ist angemessen düster. Lediglich die Art, wie der Titel dort und auf dem Buchrücken platziert wurde, hat mich irritiert. Das wirkt seltsam verrutscht, ist aber sicherlich Absicht. Welche dahintersteckt, kann ich aber nicht erkennen.

Bewertung vom 02.02.2020
Diabolic - Fatales Vergehen / Wyoming Bd.2
Jackson, Lisa;Bush, Nancy;Noonan, Rosalind

Diabolic - Fatales Vergehen / Wyoming Bd.2


sehr gut

Rasanter Start, schwaches Ende, so könnte man das Buch auf den Punkt bringen. Hier haben sich drei offenbar recht bekannte Autorinnen zu einem Thriller zusammengetan. Ich kannte vorher keine der drei. Stilistisch lassen sich keine Brüche erkennen. Ich vermute, dass sich jede der Autorinnen einer der Protagonistinnen Shiloh, Ruth und Kat angenommen hat, denn leider interagieren die drei eher selten, sondern eine von ihnen steht jeweils sehr stark im Fokus.

Zum wirklich spannenden Auftakt passiert den dreien in ihrer Jugend ein einschneidendes Erlebnis: Bei einem nächtlichen Badeausflug werden die drei Mädchen fotografiert und eines von ihnen vergewaltigt. Aus Scham wird das Verbrechen verschwiegen, obwohl der Verdacht nahe liegt, dass der Vergewaltiger auch hinter dem Verschwinden anderer Mädchen stecken könnte. Oder sind sie nur ausgerissen, wie Shiloh kurz nach dem Ereignis?

Als Shiloh 15 Jahre später in ihre Heimatstadt zurückkehrt, müssen sich die drei Frauen ihrer Vergangenheit stellen. Denn der Täter scheint erneut sein Unwesen zu treiben und hat die damaligen Geschehnissen ebenfalls nicht vergessen.

So weit, so spannend. Leider haben es sich die Autorinnen auf die Fahnen geschrieben, ihre Protagonistinnen sämtlichst gerade jetzt an den Mann zu bringen. Wenn es irgendwo tatsächlich eine Kleinstadt voller gutaussehender Single-Cowboys gibt, die nicht mehr blutjung sind und nur darauf warten, eine Frau auf Händen zu tragen, möge man sie mir nennen! Zunächst empfand ich die erste Liebesgeschichte noch als Bereicherung, aber es musste unbedingt alle drei Frauen erwischen. Das war dann doch etwas zu viel, ebenso wie die ständig glitzernden und funkelnden blauen Cowboy-Augen. Außerdem lebt ein Roman auch von seinen Nebendarstellern, die hier nicht gut ausgearbeitet wurden. Vor allem die Flut nur oberflächlich geschilderter Verdächtiger wirkt so austauschbar wie die verschwundenen Mädchen. Auch auf den Täter trifft dies bedauerlicherweise zu.

Das Ende konnte mich daher leider nicht überzeugen, zumal die starke Kat hier auch noch von ihrem Helden errrettet werden muss.

Warum trotzdem vier Sterne? Das Buch hat mich dennoch über weite Strecken gefesselt und gut unterhalten, trotz viel Luft nach oben.

Bewertung vom 19.01.2020
Die Reenergize-Formel
Janßen, Simone;Hobacher, Niklas

Die Reenergize-Formel


sehr gut

Auf äußerst vielfältige Weise werden hier zahlreiche Themen intensiv beleuchtet, die für den modernen Menschen in seinem Alltag wichtig sind. Sie können ihm viel Kraft verleihen, oder aber, im ungünstigsten Falle, ihm diese Kraft auch nach und nach rauben.
Abgedeckt werden äußerst umfangreich beispielsweise Ernährung, Temperaturreize, Schlaf und Licht, Bewegung, Stress und neurobiologische Zusammenhänge, Wasser, Gefühle und Gedanken, Konsumverhalten und Umgang mit elektronischen Medien. Das Buch profitiert davon, dass ein Teil des Autorenduos aus einer Doktorin der Biologie besteht. Die Themenblöcke werden hier also einmal auch aus biologischer und nicht nur psychologischer Sicht beleuchtet.
Zudem werden sie unterhaltsam, bisweilen sogar witzig präsentiert. Beim Umfang des Buches ist das eine echte Hilfe, um beim Lesen bei der Stange zu bleiben. Einschübe, Hervorhebungen, Bilder oder ein aufgelockertes und farbiges Layout wie in manchen anderen Sachbüchern darf man allerdings nicht erwarten.
Trotz alledem wurde mir so manches Kapitel etwas lang. Das lag zum einen daran, dass ich den Buchtitel sehr wörtlich genommen habe. So hatte ich mir einen Vitalisierungskick hinsichtlich meiner eigenen Stressoren, die mich sehr viel Energie kosten, erhofft. Welche das sind (Schlafmangel, Zeitmangel, langer Arbeitsweg, Pflege kranker Angehöriger) war mir schon vor dem Lesen des Buches sehr klar. Die im Buch behandelten Stressoren waren aber mit Ausnahme des Schlafmangels (der aber dann nicht wie bei mir durch Zeitmangel bedingt ist) gänzlich andere. Insofern blieb für mich eher das Fazit, dass ich in Bezug auf die im Buch behandelten Themenblöcke tatsächlich trotz all meiner Belastungen schon fast alles richtig mache. Da ich mich außerdem mit vielen der Themen schon befasst habe, gab es trotz der Detailfülle des Buches für mich persönlich eigentlich keine neuen Erkenntnisse. Wer mit weniger Vorwissen an das Buch herangeht und sich von den behandelten Stressoren bisher auch tatsächlich hat stressen lassen, wird sicherlich eine Fülle nützlicher Tipps erhalten.

Bewertung vom 05.01.2020
Im Freien - Abenteuer vor der Tür
Kern, Björn

Im Freien - Abenteuer vor der Tür


gut

Trotz der Wortgewandtheit des Autors bin ich mit dem Buch leider nicht völlig warm geworden. Aufgrund meiner großen Naturverbundenheit und der grünen Vegetation auf dem Cover hatte ich wohl irrtümlich angenommen, es ginge dem Autor ähnlich. Tatsächlich ist der Titel aber ganz allgemein zu verstehen und auch wörtlich zu nehmen. Im Freien bedeutet also nicht zwangsläufig in der Natur und erst recht nicht, sich mit ihr stets verbunden zu fühlen. Zwar möchte Björn Kern den Zwängen seines Alltags entfliehen und Entgrenzung erfahren, wenn ihn, so formuliert er es, dass „Nahweh“ packt. Er macht sich dann überwiegend nachts auf dem Weg, wo schon ein harmloser Fuchs oder die durchaus friedfertige Dogge aus der Nachbarschaft zu Schreckgespenstern oder, so wörtlich, „Bestien“ mutieren. Natur ist nicht immer sein Ziel, so wandert er beispielsweise auch Bahndämme entlang und trifft dabei andere Nachtschwärmer. Während sich im Jahreslauf die Umgebung wandelt, zieht es ihn immer wieder hinaus. Mein Eindruck war dabei ein seltsam zwiespältiger. Obwohl Kern die „Kippmomente“ sucht, in denen das Denken aufhört, schien er mir stets sehr bei sich und auf sich bezogen zu bleiben, sein Umfeld manchmal fast wie ein Fremdkörper durchwandernd. Da die Erzählung nun einmal zwangsläufig von Worten lebt, entstand bei mir eher ein immer „verkopfterer“ Eindruck. Zum Ende des Buches werden die Erlebnisse zudem abenteuerlicher, wie allein in einer Mitternacht in ein Eisloch zu springen oder eine zwielichtige Schwitzhüttenzeremonie mit einem kaum bekannten Nachbarn.
Interessant für mich waren die Schilderungen des Oderbruchs als Ort dieser Wanderungen. Ansonsten war das Leseerlebnis für mich so, als hätte ich zwangsweise und unerwartet Einblick in intime Gedanken eines eigentlich Unbekannten genommen. Darauf war ich nicht vorbereitet. Was ich im Freien suche und oft auch finde, unterscheidet sich so stark von dem Gelesenen, dass es für mich leider wenig Berührungspunkte gab. Ich habe das Buch daher etwas ratlos zugeschlagen.