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bolie
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Langscheid

Bewertungen

Insgesamt 879 Bewertungen
Bewertung vom 10.08.2021
Unter dem Sturm / Die Halland-Krimis Bd.1
Carlsson, Christoffer

Unter dem Sturm / Die Halland-Krimis Bd.1


sehr gut

Der kleine Ort Marbäck liegt in Südschweden und normalerweise geschehen hier keine Verbrechen. Bis im Jahr 1994 die Leiche einer jungen Frau gefunden wird. Dass sie keines natürlichen Todes starb, finden die Ermittler schnell heraus und auch der Täter ist rasch gefasst. Es ist der Onkel des 7jährigen Isaks. Der hängt sehr an Edvard, so heißt der Onkel, und kann nicht fassen, was der getan haben soll. Die Erzählungen von Nachbarn, Familie und Freunden überzeugen ihn dann doch.

10 Jahre nach der Verurteilung trifft Isak auf Vidar, der damals in den Fall um Edvard involviert war. Je mehr der sich erneut damit befasst, desto klarer wird ihm, dass die Ermittler recht oberflächlich arbeiteten. Viele Fragen blieben offen. Und dass er bei Fragen an die damals Beteiligten auf Widerstand stößt, gibt ihm zu denken. War Edvard tatsächlich der Mörder?

Ein Buch, das sämtliche Klischees in sich vereint. Böser und brutaler Vater bedeutet garantiert, dass der Sohn genauso ist. Ja, selbst die „Sippenhaft“ findet Anwendung. Und hm, könnte nicht auch der Neffe die bösen Gene geerbt haben? So viele Vorurteile und Schubladendenken sind keineswegs nur als Fantasiegebilde denkbar. Wie oft gibt es solche Fälle, wo Menschen durch Gerüchte abgeurteilt werden und ihres Lebens nicht mehr froh sein können.

„Unter dem Sturm“ ist in drei großen Kapiteln aufgeteilt: 1994 zur Zeit der Tat, 10 Jahre später und dann wiederum 10 Jahre später. Der Krimi knistert nicht vor Spannung aber das Mitraten hat mir Spaß gemacht. Es gibt viele Wendungen und der Schluss ist schlüssig und so richtig spannend. Durchaus empfehlenswert, halt ein „typischer“ Krimi aus dem Norden Europas.

Bewertung vom 10.08.2021
Schicksal
Shalev, Zeruya

Schicksal


sehr gut

Atara hatte es nicht leicht mit dem strengen Vater. In Büscheln riss er ihre Haare aus und es ist verständlich, dass sie fast froh war als er starb. Doch, warum war er so zornig und voll Wut auf das Leben? Auch Ataras Mutter kam nicht dagegen an und konnte ihre Tochter nicht schützen. Nach seinem Tod macht Atara sich auf die Suche. Nach der Vergangenheit ihres Vaters, dem Grund für seinen Zorn, der Geschichte ihrer Familie. Ein Teil davon ist Rachel, die erste Frau des Vaters. Sie wurde zuhause niemals erwähnt und spielte doch eine sehr große Rolle innerhalb der Familie.

„Schicksal“ lässt sich nicht oberflächlich lesen. Dafür ist der Stil zu eigen und das Thema zu schwierig. Lechi, so hieß eine der ersten Untergrundorganisationen Israels und die war lange Zeit selbst in den eigenen Reihen verpönt. Von ihr gingen Attentate gegen Briten aus, die oft mit dem Tod endeten. Während der Mandatszeit gab es vier Untergrundorganisationen, die erbitterte Feinde waren. Dazu gehörten: Lechi, Palmach, Hagana und Etzel. Erst im Jahr 2018 gab es eine Versöhnung und den Entschluss zur Zusammenarbeit. Alle noch lebenden ehemaligen Mitglieder wollen die Erinnerungskultur hoch halten. Warum ich das schreibe? Weil das Thema Lechi in dem Buch „Schicksal“ eine große Rolle spielt.

Die Erklärungen zu den Gefühlen der ersten Siedler Israels sind ausführlich dargestellt. Ein Zitat aus dem Buch verdeutlicht das ganz klar: „...verwirkliche unsere Träume, sorg´du dafür, dass unsere Namen nicht vergessen werden.“

Daneben gibt es Antworten zur unterschiedlichen Fragen: Wie leben Israelis heute, welche Verbindung haben sie zu ihren Vorfahren? Warum wandern sie ein, obwohl es doch ein Land ist, welches von Feinden umgeben und ständig bedroht wird? Ich denke, dass ich das Buch noch mehrmals lesen muss, um sein Potenzial wirklich völlig auszuschöpfen. Beim ersten Mal kam es mir zu verworren und langgezogen vor.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.08.2021
Bittersüßer Tod / Adria mortale Bd.1
Giovanni, Margherita

Bittersüßer Tod / Adria mortale Bd.1


sehr gut

Im Sommer 1958 galt Italien als bevorzugtes Reiseziel vieler Deutscher. Der Krieg war lang vorbei und der Aufschwung brachte Wohlstand und Geld zu den Menschen. Dass die beiden Freundinnen Sonja und Elke die Reise mit einem Roller antraten, das war wohl doch nicht normal. Aber sie schafften es und erreichten gesund einen kleinen Ort an der Adria. Damals gab es noch nicht so viele Hotels und es galt als normal, dass in einer Pension abgestiegen wurde. Hier war es das Haus von Federica Pellegrini in dem auch der Lehrer des Ortes lebte. Dass er kurz nach Ankunft der Freundinnen ermordet wurde, warf kein gutes Licht auf die beiden Frauen. Aber Federica machte sich umgehend an die Arbeit und ermittelte privat. Das wiederum gefiel dem Experten überhaupt nicht. Zumal er extra anreiste, um den Einwohnern schon bald einen Täter präsentieren zu können.

„Adria Mortale – Bittersüßer Tod“ lässt sich gut lesen. Es bringt viele Wendungen und auch der Humor kommt nicht zu kurz. Die Sprache ist einfach und durch viele Dialoge abwechslungsreich. Was mir sehr gut gefiel, das war die Beschreibung von Land und Leuten. Bei den Gerichten, die ebenfalls viel Raum in dem Buch einnahmen, fand ich diese ausführlichen Rezepte dann doch übertrieben. Überhaupt hat das Buch für meinen Geschmack zu viele Längen. Die Spannung plätschert bis kurz vor dem Ende vor sich hin. Allerdings ist es der Autorin gelungen, den Täter tatsächlich bis zum Schluss außen vor zu lassen. Will sagen, dass ich keine Ahnung hatte, wer es dann schließlich war.

Bewertung vom 09.08.2021
Der Brand (eBook, ePUB)
Krien, Daniela

Der Brand (eBook, ePUB)


sehr gut

Er soll die Wogen glätten und ihrer Liebe noch eine Chance geben: Der Urlaub in einem schicken Ferienhaus. Der Plan scheitert am Brand des Hauses. Rahel und Peter müssen umdisponieren. Es stellt sich heraus, dass der Brand ein Segen war, denn die beiden Sommerfrischler helfen einer alten Freundin, deren Mann einen Schlaganfall hatte. Er soll bei einer Rehamaßnahme wieder zu Kräften kommen und die Freundin möchte ihn begleiten. Rahel und Peter sollen währenddessen Haus, Garten und Tiere versorgen.



30 Jahre verheiratet zu sein, dass ist mit Sicherheit ein Erfolg. Dass es dann auch kriseln kann wohl auch normal. Zumal beide zu den starken Persönlichkeiten gehören. Er spricht nicht viel über seine Sorgen und sie ahnt nicht, was ihn umtreibt und warum er sich in den letzten Wochen so sehr verschloss. Dann gibt es auch noch Sorgen um ihre Tochter, die einen kurzen Besuch bei ihren Eltern macht.



Die Autorin von „Der Brand“ hat ein feines Gespür für die Probleme in einer Ehe. Ob diese dann auch tatsächlich nach der Silberhochzeit noch real sind, das kann ich nicht behaupten. Wobei sie viele Situationen schildert, die wohl jedes Paar bereits mehrfach durchlebte. Die Sprache war mir zuweilen sehr schlicht und dann wieder mit Fremdwörtern gespickt. Will sagen, dass Daniela Krien immer mal wieder vom eigentlichen Thema abschweifte. Das tolle Rezept für die Salatsoße habe ich schon ausprobiert und das ist perfekt. Vier Sterne gebe ich, da mir dann doch einige Lösungen zu konstruiert erschienen.

Bewertung vom 03.08.2021
Die Kinder von Teheran
Dekel, Mikhal

Die Kinder von Teheran


ausgezeichnet

Mikhal Dekel ist die Tochter Hannans, einem jungen Polen, der aus seinem Heimatland fliehen musste. Ganz alleine, ohne Eltern machte er sich mit zwei weiteren Kindern auf den langen und beschwerlichen Weg von Polen aus nach Palästina. Und ihr Schicksal war keineswegs einzigartig. Etwa 900 Kinder und Jugendliche waren ebenfalls auf der Flucht vor Tod und Dahinvegetieren in einem Konzentrationslager. Und die wiederum waren ein geringer Teil von etwa 250 000 polnischen Juden, die ihre Heimat verlassen mussten.

Nein, dass Juden in Polen eine Minderheit waren, das stimmt nicht. Im Jahr 1897 gehörten von
100 % der Einwohner immerhin 75 % zu dieser Religionsgemeinschaft. Und trotzdem wurden sie später verfolgt. Hannan, also der Vater von Frau Dekel, war einer von ihnen und seine Familie gehört zu den „Ureinwohnern“ der Stadt. Hier lebten sie seit Generationen und betrieben eine Brauerei. Dass sie als Vertriebene endeten und ihre Heimat niemals wiedersehen sollten, das ist heute unvorstellbar. Und nicht nur das. Sie mussten Haus und Hof samt Inventar zurücklassen. Wer denkt, dass sie entschädigt wurden, der irrt. Der Versuch scheiterte im Jahr 1992 kläglich.

In dem Buch berichtet Frau Dekel einmal davon, wie sie auf den Wunsch kam, es zu schreiben. Zum anderen schreibt sie über die Flucht des Vaters und besuchte sämtliche Stationen seiner weiten Reise. Dabei kam sie mit vielen Menschen ins Gespräch und nicht alle waren ihr gegenüber freundlich eingestellt. Die Berichte über die Flucht sind zum Teil unvorstellbar grausam. Was mussten die Menschen damals nur erleben und selbst Kinder so leiden. Hunger war allgegenwärtig und bis zum Tod litt Dekels Vater an den Auswirkungen. Er stand häufig in der Nacht auf und wühlte im Abfall nach Resten von Nahrungsmitteln. Für das Kind Mikhal damals nicht verständlich aber heute nachvollziehbar.

Unendlich schwer waren die Reisen zur Recherche. Aber sie haben den großen Gewinn, dass Frau Dekel nach Jahren das Verhalten ihres Vaters verstehen kann. Die Flucht dauerte immerhin von 1939 bis 1943 und dass diese Erlebnisse niemals vergessen werden können, ist wohl jedem klar. Für mich war das Buch ein völlig unbekanntes Kapitel zum Thema Zweiter Weltkrieg. Ich bin dem Verlag sehr dankbar, dass dieses Buch hier in deutscher Sprache veröffentlicht wurde. Nein, es ist kein trockenes Sachbuch sondern ein emotional geschriebenes Stück Zeitgeschichte, die nie vergessen werden darf.

Bewertung vom 02.08.2021
Geflochtenes Süßgras (eBook, ePUB)
Kimmerer, Robin Wall

Geflochtenes Süßgras (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein Zopf besteht aus verschiedenen Strängen, die zu einer Einheit verwoben werden.
„Geflochtenes Süßgras“ ist so ein Zopf und der besteht aus Geschichten. Die werden aus wissenschaftlichen Erkenntnissen und dem Wissen der Urbevölkerung geknüpft. Nein, das Buch handelt nicht ausschließlich von Süßgras. Hier werden Eindrücke geschildert, die dem Autoren in der Natur begegnen und die er zum Glück niederschrieb.

Es ist nicht verwunderlich, dass #GeflochtenesSüßgras zu einem Bestseller wurde. Geht doch der Trend immer mehr zur Natur. Damit meine ich nicht das „Waldbaden oder Klettern im Gebirge“. Nein, Menschen suchen den Kontakt zu Tieren und Pflanzen und wollen, dass die ihnen erhalten bleiben. Sie machen sich Gedanken um das Artensterben. Auch fragen sie sich, was sie selbst dazu beitragen können, dass die Erde auch von Enkeln und Urenkeln noch bevölkert werden kann. Sicher, der Klimaschutz mit all seinen Maßnahmen ist wichtig. Aber zunächst gilt doch, dass wir achtsam durch die Natur gehen.

Wie duftet eine wilde Erdbeere und wie groß ist hier alleine der Unterschied zu den Früchten aus Fernost. Oder gehen Sie einmal durch den Wald, wenn es regnete. Der Nebel, der aufsteigt und der Geruch von Moos und feuchter Erde, unbeschreiblich. All das lernt der bewusste Leser, wenn er sich das Buch zu Gemüte führt. Für mich ein äußerst wertvolles Stück, welches sich zum Begleiter für Naturliebhaber entwickeln kann. Die Sprache ist sehr angenehm und zwar nicht hochtrabend wissenschaftlich sondern zwar gehoben aber gut verständlich. Und das Cover passt perfekt zum Inhalt des Buches. Unbedingt lesen!

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.08.2021
Der Nachtwächter (eBook, ePUB)
Erdrich, Louise

Der Nachtwächter (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Louise Erdrich schreibt in ihrem neuen Roman über den Großvater. Der setzte sich für seine Leute ein und wehrte sich gegen die Enteignung der Ureinwohner Amerikas. Was Einzelne damals zuwege brachten und wie schwer ihr Kampf für Gerechtigkeit war, das kommt in
„Der Nachtwächter“ eindrücklich zum Vorschein.

Die Autorin lebt mit der Natur und für sie. Sie beschreibt den Glauben an eine Himmelsfrau und in welcher Weise Pflanzen miteinander kommunizieren. Das Buch ist ein beeindruckendes Zeugnis einer Frau, die ihre Wurzeln bei den Ureinwohnern Amerikas hat. Nein, das bedarf für mich keines Beweises durch wissenschaftlichen Studien, dass Bäume, in welcher Weise auch immer, „Gespräche“ führen. Ihre Weisheit ist legendär und nicht nur bei diesem Thema kann ich viel von den „Indianern“ lernen.

Welchen Einfluss hat die durch Menschenhand arg ausgenutzte Umwelt auf das Klima und das Wachstum der lebenswichtigen Pflanzen? Auch das beschreibt Frau Erdrich sehr deutlich. Das Buch faszinierte mich und das lag nicht nur an den Ausführungen. Die Sprache gefiel mir nämlich ebenfalls sehr gut und hier hat die Übersetzerin Gesine Schröder wirklich ganze Arbeit geleistet. Einzig Ruhe und Konzentration aufs Lesen sollten Interessierte mitbringen. Dann erleben sie nämlich kostbare und lehrreiche Stunden, wobei am Ende des Buches viele Themen zum Nachdenken übrig sind.

Bewertung vom 27.07.2021
Der Himmel über Amerika - Rebekkas Weg / Die Amish-Saga Bd.1 (eBook, ePUB)
Seemayer, Karin

Der Himmel über Amerika - Rebekkas Weg / Die Amish-Saga Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Im Jahr 1816 ging als „Jahr ohne Sommer“ in die Geschichte ein. Menschen hungerten und viele wollten nur noch weg. So auch die Eheleute Rebekka und Daniel. Gemeinsam mit etlichen Angehörigen wanderte sie aus. Es zog sie nach Amerika, dem Land der „unbegrenzten Möglichkeiten“. Hier können sie sich eine Existenz aufbauen und ein glückliches Leben führen. Bis durch Zufall herauskam, wer Daniel wirklich ist.

In dem Roman „Der Himmel über Amerika“ schreibt die Autorin viel über die Glaubensgemeinschaft der Amischen. Wie sie leben, welche Einstellung sie gegenüber Andersgläubigen und Fremden haben und wie sie ihre Kinder erziehen. Es ist schon erstaunlich, dass es bis heute etliche weitere ebenso strenge Glaubensgemeinschaften gibt. Zum Glück werden sie kaum noch angefeindet und können in Ruhe ihres Glaubens leben.

Die Hauptperson Rebekka ist keine stille Dulderin. Sie wagt es sogar, sich den Wünschen ihrer Eltern zu widersetzen und folgt ihrem Herzen. Das war mutig und keineswegs normal für damalige Verhältnisse. Es existierten Regeln und diese mussten streng befolgt werden. Wer nicht gehorchte, der musste damit rechnen, dass er ausgeschlossen wurde. Und das nicht nur in Situationen, wo Kinder nicht ihren Eltern gehorchen wollten. So war zum Beispiel Homosexualität etwas Widernatürliches und eine Todsünde. Menschen, die sich „outeten“ wurden verstoßen und mussten in die Ferne ziehen.

Bisher las ich alle Bücher von Karin Seemayer und auch dieses gefiel mir sehr gut. Neben vielen historischen Fakten gibt es zwar ebenfalls eine Liebesgeschichte, aber die ist ohne Pathos und übertriebene Sentimentalitäten erzählt. Was mir nicht so gut gefiel, das ist der Klappentext. Hier hätte der Verlag darauf achten sollen, dass nicht so viel vom Inhalt verraten wird.

Bewertung vom 26.07.2021
Das Buch des Totengräbers / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.1 (eBook, ePUB)
Pötzsch, Oliver

Das Buch des Totengräbers / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

In Wien treibt ein Mörder sein Unwesen. Er hat es auf junge Frauen abgesehen und seine Methoden sind abscheulich. August Rothmayer ist Totengräber auf dem Zentralfriedhof. Hier arbeitet er und auch seine Wohnung befindet sich mitten unter den Verblichenen. Dass er sich bestens mit der Materie im Bereich Tod und Verwesung auskennt, sieht jeder, der sich mit seinem neuesten Werk befasst. Dem „Almanach für Totengräber“. Das erkennt auch der junge Inspektor Leopold von Herzfeldt sehr schnell. Leopold ist nämlich gerade erst in Wien bei der neuen Arbeitsstelle angekommen und wird von den Kollegen keineswegs mit offenen Armen empfangen. Das liegt nicht alleine daran, dass er ein „Piefke“ ist. Auch seine Methoden der Ermittlung treffen auf Unverständnis.

Der Autor Oliver Pötzsch beschreibt die Stadtteile Wiens sehr genau. Er kennt sich aus in dieser Stadt und auch die Situation der Dienstmädchen wird zuweilen erschreckend realistisch geschildert. Diese Schere zwischen Armen und Reichen war damals auf keine Fall breiter als heute. Leider ist es vielen Menschen nicht bewusst und es gibt einige, die sich nach der „guten alten Zeit“ zurücksehnen. Schon dieses Schubladendenken auf den Friedhöfen ist zum Glück vorbei. Wie war es noch? Selbstmörder dürfen nicht in „geweihte Erde“? Wir erbärmlich. Und auch diese Vorgehensweise, dass Arme, die sich die Kosten eines vernünftigen Grabes nicht leisten konnten, mit vielen weiteren Leichen in einer Gruft verschwanden… All diese Dinge sind in dem Roman „Das Buch des Totengräbers“ anschaulich geschildert.

Die Furcht vor Neuerungen bei Ermittlungen war damals mit Sicherheit vorhanden. Nicht nur Polizeifotografen wurden skeptisch betrachtet, zumal die Fotografie ja noch in den Kinderschuhen steckte. Niemals kann es mit den heutigen Formaten verglichen werden. Das gilt wohl auch für den Studiengang „Kriminalistik“. Man mag sich nur mal vor Augen führen, dass es weder Fingerabdrücke noch die Möglichkeit der Analyse von DNA gab. Herr Pötzsch schreibt schlicht und ich konnte seinen Ausführungen gut folgen. Zuweilen war es für mich zu ausführlich, was die Methoden der Ermittlung betrifft. Eine Leseempfehlung gibt es aber auch von mir.

Bewertung vom 13.07.2021
Verrat in Colonia (eBook, ePUB)
Peter, Maria W.

Verrat in Colonia (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Immer wieder gerät die Sklavin Invita in Situationen, die nicht nur ihr eigenes Leben sondern auch das ihrer Freunde, gefährdet. Gemeinsam mit ihrer Herrin Marcella reist sie nach Köln und wohnt dort bei dem Cäsaren Licinus Salonius. Während des Aufenthaltes kommt es zum Mord an einem hohen Beamten, welcher gleichzeitig der künftige Schwiegervater Marcellas sein soll. Und da der Sklave Flavus beim Auffinden des Opfers in seiner Nähe weilte, ist der Tatverdächtige rasch ausgemacht. Flavus soll es sein. Invita weiß, was ihrem Liebsten widerfahren wird, wenn, ja wenn sie seine Unschuld nicht beweisen kann.

Es ist der vierte Band in dem es um die Mordermittlungen der Sklavin Invita geht. Jedes Buch kann unabhängig von den anderen gelesen werden, jedoch das Verständnis für die Entwicklung der Charaktere ist klarer, wenn auch die vorherigen Bücher gelesen werden.

Es ist mal wieder ein Buch, welches mich bestens unterhielt. Das liegt alleine an der Autorin
Maria W. Peter. Sie zeichnet sich nicht nur durch genaue Recherche aus. Auch ihre bildhaften Erläuterungen zu Plätzen und Personen ist einzigartig. Dazu kommt auch, dass die Lebenssituation im damaligen „Coeln“ so genau beschrieben sind, dass ich sowohl die Gerüche als auch das sanfte Plätschern des „Rhins“ wahrnehmen konnte.

Schon damals gab es diese „typischen Kölschen“ also die Leichtigkeit des Seins, welches bis heute echte Kölner ausmacht. Spannend ist das Buch ebenfalls. Der Spannungsbogen baut sich langsam auf und hält bis zum Schluss. Nein, ich wusste absolut nicht, wer für den Mord verantwortlich war und in welcher Weise die Geschichte endet. Nach dem Roman schrieb Frau Peter nochmals sehr ausführlich, welche Fakten „Verrat in Colonia“ zugrunde lagen. Schade, dass es nur fünf Sterne für eine Bewertung gibt.