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Benutzername: 
dorli
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Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 882 Bewertungen
Bewertung vom 18.04.2017
Küstenfluch / Theo Krumme Bd.3
Berg, Hendrik

Küstenfluch / Theo Krumme Bd.3


ausgezeichnet

Nordfriesland. Ein heftiger Orkan hat ein rostiges Schiffswrack im Wattenmeer freigelegt. Nicht ungewöhnlich, solche Ereignisse gibt es immer mal wieder. Ungewöhnlich ist jedoch die schwüle Hitze, die dem Orkan folgt und den Menschen an der Küste zu schaffen macht. Noch ungewöhnlicher ist die Häufung scheinbar nicht zusammenhängender Todesfälle. Eines der Opfer ist der Eiderstedter Bauer Hinnerk Jessen. Sein Sturz vom Dachboden einer Scheune soll ein Unfall gewesen sein, doch Kommissar Theo Krumme sieht Ungereimtheiten und beginnt gemeinsam mit seiner jungen Kollegin Patrizia Reichel zu ermitteln…

„Küstenfluch“ ist bereits der dritte Fall für den sympathischen Neu-Husumer Theo Krumme, der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorhergehenden Bände bestens verständlich.

Hendrik Berg wartet auch in diesem Krimi wieder mit einer packenden Atmosphäre auf - gruselige Spannung an der idyllischen Waterkant.

Die Ermittlungen gestalten sich für Krumme und Pat äußerst schwierig. Nicht nur, dass Kollegen und Spurensicherung von der Unfalltheorie im Fall Jessen überzeugt sind, auch Hinnerks Angehörige – allen voran Familienoberhaupt Tore Jessen – blocken die Ermittlungen ab und verweigern jegliche Zusammenarbeit. Weitere Vorkommnisse im Umfeld der Familie und die düsteren Visionen des 7-jährigen Jan lassen Krumme dennoch hartnäckig bleiben. Als Tore endlich etwas gesprächiger wird, bekommt der Kommissar jedoch statt der erwarten Fakten nur Spökenkram präsentiert…

Äußerst gelungen sind Hendrik Berg die Beschreibungen der Handlungsorte – Husum und Umgebung werden prima in Szene gesetzt, so dass man sich die Schauplätze alle sehr gut vorstellen kann. Die Landschaft, die unvergleichliche Natur und auch die Mentalität, die Eigenarten und die Gepflogenheiten der Küstenbewohner finden Platz in diesem Krimi.

Besonders gut gefallen hat mir, dass am Ende alle Fälle nachvollziehbar aufgeklärt werden – dem ungeachtet aber beim Zuklappen des Buches ein Hauch der übersinnlichen Stimmung zurückbleibt.

Die spannende, abwechslungsreiche Handlung in „Küstenfluch“ hat mich durchweg begeistert. Ich war von der ersten Seite an mittendrin im Geschehen, wurde mitgerissen von einem Strudel aus realen und mysteriösen Ereignissen und konnte dabei prima über Täter, Hintergründe und Zusammenhänge mitgrübeln und miträtseln.

Bewertung vom 06.04.2017
Voll von der Rolle
Minck, Lotte

Voll von der Rolle


ausgezeichnet

„Kropkas Klümpchenbude“ wird eröffnet! Endlich hat sich Loretta Luchs’ Kumpel Frank seinen Lebenstraum erfüllt: ein eigens Büdchen. Die Freude erhält allerdings schnell einen mächtigen Dämpfer, denn eine dreiste Jugendbande terrorisiert Frank und fordert „Schutzgeldzahlungen“ in Form von Zigaretten, Süßigkeiten etc. Während Frank dem unsäglichen Treiben nachgibt, ist Loretta sofort auf hundertachtzig und will den Bengels zeigen, wo der Hammer hängt. Auf dem Weg zur Frühschicht im Kiosk erblickt Loretta schon von Weitem neue Schmierereien an den Wänden, eilt forschen Schrittes auf das Büdchen zu und stolpert über die Leiche von Keanu, dem Anführer der Skaterbande und damit mitten hinein in ihren 8. Fall…

Lotte Minck erzählt die Geschichte mit viel Pep und Schwung. In „Voll von der Rolle“ präsentiert die Autorin erneut eine sehr muntere, wenn auch diesmal durch den Sturz etwas lädierte, Ermittlerin, die mich mit ihrer großen Klappe und der Art, wie sie die Dinge anpackt einmal mehr bestens unterhalten hat. Der lässige Umgangston zwischen den Akteuren und die zum Teil in Mundart geschriebenen Dialoge lassen die Handlung durchweg echt und lebendig wirken.

Auch dieses Ruhrpott-Abenteuer kommt wieder mit reichlich Wortwitz, massenhaft Situationskomik und vielen lockeren Sprüchen daher. Für die kessen Sprüche sind diesmal drei Oppas zuständig: JuppZwo, Locke und Steiger verbringen den Großteil ihrer Zeit auf einer Bank neben dem Büdchen und diskutieren und kommentieren - ausgestattet mit einem herrlichen Ruhrpottslang - alles, was um sie herum passiert.

Die Verknüpfung von Humor und Spannung ist Lotte Minck wieder einmal hervorragend gelungen, so dass mich auch Lorettas achter Fall von der ersten bis zur letzten Seite begeistert hat.

Bewertung vom 05.04.2017
Rabenaas / Ostsee-Krimi Bd.3
Holm, Klara

Rabenaas / Ostsee-Krimi Bd.3


ausgezeichnet

Rügen. Ein Routineeinsatz wegen Ruhestörung wird Kerstin Sonntag von der Kripo Bergen zum Verhängnis. Eine vermeintliche Messerattacke veranlasst sie, auf Nadine Schrepper zu schießen. Deren Familie behauptet jedoch später, dass die junge Frau weder ein Messer in der Hand hatte, noch Kerstin angreifen wollte. Hauptkommissar Luka Kroczek eilt zum Tatort, nicht ahnend, dass dieser Zwischenfall der Auftakt zu einer ganzen Reihe von mörderischen Anschlägen werden soll…

„Rabenaas“ ist bereits der dritte Fall für das sympathische Ermittlerduo Luka Kroczek und Conny Böhme, dieser Krimi ist aber auch ohne Kenntnis vorherigen Bände bestens verständlich.

Klara Holm hat sich als Handlungsort ein idyllisches Fleckchen ausgesucht – Lohme, ein altes Fischerdorf am nördlichen Rand der Jasmunder Halbinsel. Hauptschauplatz ist eine kleine, aus drei Häusern bestehende Siedlung, in der es alles andere als beschaulich zugeht. Hier leben:
- Die Schreppers. Angeführt von der zänkischen, stets keifenden Martha poltert die Sippe bei jedem angeblich erlittenen Unrecht lautstark los und hat dabei selbst mehr Dreck am Stecken, als alle anderen.
- Das Ehepaar Probst. Während Monika eher zurückhaltend ist, ist Gottfried mit seiner aufbrausenden Art Martha Schrepper gar nicht so unähnlich, der ehemalige Lehrer versteckt sein Verhalten nur besser hinter hochnäsigem Gehabe und gutbürgerlichem Getue.
- Die Tanners. Hagen und Julia sind mit Tochter Emily vor kurzem in Hagens Elternhaus gezogen, da ihnen das Großstadtleben in Hamburg zu hektisch wurde. Ein Mordanschlag auf Hagen veranlasst sie, diese Entscheidung zu überdenken.

Nicht nur zwischen den Nachbarn sorgt die aufgeheizte Stimmung immer wieder für Rabatz bis hin zu gewalttätigen Übergriffen und Mord, auch die Ermittler bleiben Verlauf der Handlung nicht von fiesen Attacken verschont.

Geschickt lenkt Klara Holm den Blick des Lesers auf unterschiedliche Verdächtige, so dass man prima mit Luka und Conny über die Identität des Übeltäters, mögliche Motive, Zusammenhänge und Hintergründe miträtseln und mitgrübeln kann.

„Rabenaas“ hat mich rundum begeistert. Neben der ereignisreichen, durchweg spannenden Handlung hat mir die facettenreiche Darstellung der Akteure besonders gut gefallen. Alle Figuren sind ausdrucksstark und beleben mit ihren Eigenarten, Macken und Besonderheiten die Szenerie. Leseempfehlung für alle Krimiliebhaber!

Bewertung vom 23.03.2017
Blutfährte / Mark Becker Bd.1
Stolzenburg, Silvia

Blutfährte / Mark Becker Bd.1


ausgezeichnet

Ulm. Sanitätsfeldwebel Tim Baumann beobachtet während seiner Nachtschicht im Bundeswehrkrankenhaus ungewöhnliche Vorfälle. Er geht der Sache nach, wird beim Schnüffeln in den Akten erwischt, kann jedoch entkommen und befindet sich seitdem auf der Flucht…

Oberleutnant Mark Becker versieht seinen Dienst bei der Feldjägertruppe und wird damit beauftragt, den als eigenmächtig abwesend gemeldeten Tim Baumann zu suchen…

In einem Hotel in Zuffenhausen wird ein Toter gefunden. Der Mann wurde erstochen. Oberkommissarin Lisa Schäfer nimmt die Ermittlungen auf und hält schon nach kurzer Zeit Hinweise in Händen, die auf Tim Baumann als Täter deuten…

Silvia Stolzenburg erzählt diesen Thriller spannend und mitreißend. Der gesamte Handlungsverlauf ist sehr gut durchdacht und ausgefeilt – die Geschehnisse entwickeln schnell einen Sog, dem man sich als Leser kaum entziehen kann. Man rauscht mit großer Geschwindigkeit durch das Buch, stets begierig darauf zu erfahren, was wirklich hinter den von Tim entdeckten Vorfällen steckt.

Die Figuren sind allesamt ausdrucksstark, wirken echt und handeln glaubwürdig. Die Autorin erzählt den Thriller nicht nur aus Sicht der Ermittler, sondern präsentiert das Geschehen aus vielen unterschiedlichen Perspektiven, so dass man einen guten Einblick in die Ansichten und Beweggründe aller Akteure bekommt.
Zwischenmenschliche Beziehungen und private Angelegenheiten der Ermittler fügen sich ohne aufgesetzt zu wirken in den Ablauf der Handlung ein und machen das gesamte Geschehen noch authentischer.

„Blutfährte“ ist ein fesselnder, temporeicher Thriller, der von der ersten bis zur letzten Seite kurzweilige, spannende Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 23.03.2017
Ragdoll - Dein letzter Tag / New-Scotland-Yard-Thriller Bd.1
Cole, Daniel

Ragdoll - Dein letzter Tag / New-Scotland-Yard-Thriller Bd.1


ausgezeichnet

London, Mai 2010. Urteilsverkündung im Prozess gegen Naguib Khalid, dem Mord in 27 Fällen zur Last gelegt wird. Die Geschworenen halten den mutmaßlichen Serienkiller für nicht schuldig. Dieser Freispruch lässt Detective William Oliver Layton-Fawkes - genannt Wolf - ausrasten. Er fällt über Khalid her, prügelt ihn fast tot. Wolf wird suspendiert, degradiert und in eine psychiatrische Klinik eingewiesen…

Zeitsprung. Vier Jahre später. Khalid hat ein weiteres Mal gemordet und sitzt in einem Hochsicherheitsgefängnis. Wolf, der mittlerweile in den Polizeidienst zurückgekehrt ist, wird zu einem grausigen Tatort gerufen. In einer heruntergekommenen Wohnung hängt eine Leiche von der Decke - eine Leiche, die einer Flickenpuppe gleicht, da sie aus grob zusammengenähten Körperteilen von sechs Opfern besteht.
Richtig in Fahrt kommt der Fall, als Wolf kurze Zeit später eine Liste erhält, auf der weitere Morde angekündigt werden. Besonders brisant: der letzte Name auf der Liste lautet William Oliver Layton-Fawkes…

Daniel Cole erzählt diesen Thriller von der ersten Seite an spannend und fesselnd. Ruckzuck ist man mittendrin im Geschehen, geht mit Wolf und seinen Kollegen auf Verbrecherjagd und kann dabei ganz intensiv den Druck spüren, dem die Ermittler ausgesetzt sind. Interessant und detailliert wird beschrieben, wie die Ermittler zum einen versuchen, die Opfer anhand der Leichenteile zu identifizieren, um die bereits geschehenen Morde aufzuklären, und zum anderen alles nur Erdenkliche tun, um weitere Morde zu verhindern.
Doch Daniel Cole schickt hier einen raffinierten Killer ins Rennen, der sich nicht stoppen lässt, sondern Wolf & Co. mit seinem Handeln immer wieder überrascht und herausfordert. Der Mörder geht methodisch vor, ist einfallsreich und clever. Und er ist über jeden Schritt, den die Ermittler unternehmen, genauestens informiert.

Besonders gut gefallen hat mir, dass der Autor die Handlung aus wechselnden Perspektiven erzählt - man kann das Geschehen durch die Augen unterschiedlicher Ermittler verfolgen und bekommt auch die Ansichten und Gedanken der Medien zu den Ereignissen präsentiert.

„Ragdoll“ ist ein ausgefeilter, gut durchdachter Thriller, der mir ein paar sehr spannende Lesestunden beschert hat.

Bewertung vom 14.03.2017
Sturmläuten / Kommissar John Benthien Bd.4
Ohlandt, Nina

Sturmläuten / Kommissar John Benthien Bd.4


ausgezeichnet

Holnis/Flensburg. Der 11-jährge Paddy entdeckt beim Herumklettern in den Ästen eines alten Ahorns in dem hohlen Stamm des Baumes eine verweste Leiche. Hauptkommissar John Benthien und sein Team nehmen die Ermittlungen auf. Dann geschieht unweit des Leichenfundorts ein zweiter Mord – Johns Exfreundin Karin wird erschlagen im Garten ihrer Eltern gefunden und ehe John sich’s versieht, gerät er als möglicher Täter in das Visier eines übereifrigen Kollegen…

„Sturmläuten“ ist bereits der vierte Fall für Hauptkommissar John Benthien, für mich war dieser Einsatz in Flensburg und Umgebung der erste, den ich mit dem sympathischen Ermittler und seinem Team erleben durfte. Auch ohne Kenntnis der vorhergehenden Bände war ich schnell mittendrin im Geschehen und hatte schon nach kurzer Zeit das Gefühl, mit allen Figuren gut vertraut zu sein.

Für John Benthien kommt es diesmal knüppeldick. Nicht nur, dass er es gleich mit zwei schwierigen, undurchsichtigen Fällen zu tun hat, er muss sich gegen Mordvorwürfe wehren und wird zudem massiv von einer hinterhältigen Stalkerin verfolgt.

Die Akteure werden alle sehr lebhaft dargestellt, ihr Verhalten und Handeln ist nachvollziehbar und glaubwürdig. So schwört sich zum Beispiel der kleine Paddy nach seiner gruseligen Entdeckung, niemals jemandem zu erzählen, was sich im Baum verbirgt, kann aber, wie von so einem Knirps nicht anders zu erwarten, das Geheimnis nicht lange für sich behalten. Die 15-jährige Celina und ihre Freundin Mirja geraten in eine brenzlige Situation, weil sie wie typische Teenager nicht wirklich über ihr Tun und etwaige Folgen nachdenken. Und auch die demenzkranke Iris wirkt während der gesamten Handlung sehr authentisch auf mich.

Äußerst gelungen sind auch die Beschreibungen der Handlungsorte – Holnis, Flensburg, Amrum und auch die Hallig Hooge werden von Nina Ohlandt prima in Szene gesetzt, so dass man sich die Schauplätze alle sehr gut vorstellen kann und Wind und Wetter inklusive einer Sturmflut auf Hooge spüren und miterleben kann.

„Sturmläuten“ hat mich durchweg begeistert. Die spannende, abwechslungsreiche Handlung hat mich nicht nur sehr gut unterhalten, sondern hat mir auch viel Platz zum Mitgrübeln und Miträtseln über Täter, Motive, Zusammenhänge und Hintergründe gegeben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.03.2017
Perfect Girl - Nur du kennst die Wahrheit
MacMillan, Gilly

Perfect Girl - Nur du kennst die Wahrheit


ausgezeichnet

Bristol. Die 17-jährige Zoe Maisey ist vorbestraft. Die hochbegabte Pianistin mit Aussicht auf eine große Karriere wurde vor 3 Jahren zu 18 Monaten Jugendarrest verurteilt, weil sie einen Autounfall verursacht hat, bei dem drei ihrer Mitschüler starben.
Nach Verbüßen der Strafe ist Zoe mit ihrer Mutter von Devon nach Bristol umgezogen. Ihre Mutter hat wieder geheiratet, allerdings ohne Chris Kennedy, dem neuen Mann an ihrer Seite, von Zoes Vergangenheit zu erzählen. Doch dann wird dieses gut gehütete Geheimnis während eines Klavierkonzerts gelüftet und wenige Stunden später ist Zoes Mutter tot…

Gilly Macmillan versteht es mit ihrem lockeren und angenehm zu lesenden Schreibstil ganz hervorragend, den Leser in ihren Bann zu ziehen. Schnell wird man hineingezogen in einen Strudel aus Lügen, Täuschung, Wahrheit und Geheimnissen.

Die eigentliche Geschichte umfasst gerade einmal 24 Stunden, wobei die Autorin die Handlung zunächst auf zwei Zeitebenen spielen lässt und zwischen den Stunden direkt nach dem Konzert und den Ereignissen am nächsten Morgen hin und her springt. In diese Geschehnisse eingebettet sind Rückblenden in die Zeit rund um den Unfall und Zoes Gefängnisaufenthalt. Außerdem gibt es Abschnitte, in denen Chris’ Vorgeschichte erzählt wird. Klingt recht verwirrend, ist es aber nicht. Man kann dem Geschehen trotz der ganzen Schlenker bestens folgen.

Besonders gut hat mir gefallen, dass man die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven präsentiert bekommt – der Autorin gelingt es dabei ausgezeichnet, dem Leser die Erinnerungen, Gedanken und Gefühle ihrer Akteure zu vermitteln. Man erlebt alles, was der Einzelne durchmacht, äußerst intensiv mit.

„Perfect Girl“ hat mir insgesamt sehr gut gefallen. Eine dramatische Familiengeschichte die aufzeigt, wie schnell ein scheinbar perfektes Leben ins Wanken geraten und zerbrechen kann.

Bewertung vom 06.03.2017
Tod in den Karawanken
Nagele, Andrea

Tod in den Karawanken


ausgezeichnet

Grado/Klagenfurt. Lehrerin Lilo Grabner hat sich von ihrem Mann Hanno getrennt und will ein Sabbatjahr in Grado verbringen. Dort soll ihre 13-jährige Tochter Lena sie besuchen. Doch als Lilo etwas verspätet am Busbahnhof ankommt, um Lena abzuholen, ist diese verschwunden. Während Lilo halbherzig nach Lena sucht und sich kaum Sorgen um den Verbleib ihrer Tochter macht, reagiert Hanno überaus aufgeregt. Er besteht darauf, dass Lilo zurück nach Klagenfurt kommt und setzt eine umfangreiche Suchaktion in Gang. Er bittet sogar seinen alten Schulfreund Simon Rosner um Hilfe. Simon ist Kommissar, aber eigentlich nicht im Dienst, da er sich wegen seiner Alkoholsucht in einer Entzugsklinik behandeln lässt…

In einem weiteren Handlungsstrang lernt man Emil Tschauko kennen. Emil steht vor dem finanziellen Ruin und sieht kaum noch eine Perspektive für sich. Durch Zufall findet er in dem Nachlass seines Vaters ein brisantes Foto und hat eine Idee…

„Tod in den Karawanken“ ist bereits der zweite Fall rund um Kommissar Simon Rosner, dieser Krimi ist aber auch ohne Kenntnis des ersten Bandes bestens verständlich.

Andrea Nagele schafft schon mit den ersten Seiten eine packende Atmosphäre. Die Autorin erzählt die Geschichte flüssig und spannend, der gesamte Handlungsverlauf ist sehr gut durchdacht und psychologisch ausgefeilt - ich fühle mich direkt in das Geschehen hinein katapultiert, werde mitgerissen von einem Strudel aus gegenwärtigen und vergangenen Ereignissen und kann dabei prima über Hintergründe und Zusammenhänge Mitgrübeln und Miträtseln.

Die Akteure werden interessant und vielschichtig präsentiert, sie sind allesamt ausdrucksstark und wirken echt und glaubwürdig. Man bekommt Einblick in die Gedanken und Beweggründe jedes Einzelnen und erlebt alles, was sie durchmachen, sehr intensiv mit.

„Tod in den Karawanken“ hat mich durchweg begeistert. Unterschiedliche Perspektiven, zahlreiche offene Fragen, Rückblenden und Wendungen sorgen für eine abwechslungsreiche, lebendige Handlung und lassen zu keiner Zeit Langeweile aufkommen. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 01.03.2017
Das Haus in der Nebelgasse
Goga, Susanne

Das Haus in der Nebelgasse


ausgezeichnet

London 1900. Matilda Gray ist Lehrerin an einer Mädchenschule. Als ihre ehrgeizige, wissbegierige Schülerin Laura Ancroft nach den Ferien nicht an die Schule zurückkehrt, sondern durch ihren Vormund mit einer fadenscheinigen Begründung für längere Zeit entschuldigt wird, wird Matilda stutzig. Ein versteckter Hinweis auf einer Postkarte verstärkt Matildas Unbehagen. Sie wähnt Laura in Gefahr, beginnt nachzuforschen und stößt mit Hilfe des Historikers Stephen Fleming auf ein mehrere Jahrhunderte altes Familiengeheimnis, das bis in Lauras Generation nachwirkt und Neid, Missgunst und Rache im Gepäck hat…

In ihrem historischen Roman „Das Haus in der Nebelgasse“ entführt Susanne Goga den Leser in das ausgehende 19. Jahrhundert nach London. Die Autorin erzählt sehr anschaulich von einer spannenden Schatzsuche quer durch die geschichtsträchtigen Gassen der Stadt und lässt den Roman damit zu einer spannenden, kurzweiligen Zeitreise werden.

Susanne Goga zeichnet ein sehr authentisches Bild des damaligen Londons und präsentiert ganz unterschiedliche Facetten der Stadt. Man lernt einige Besonderheiten kennen und kann sowohl einen Blick auf die gutbürgerlichen Ecken wie auch auf die düsteren Viertel und die verborgenen Winkel Londons werfen.

Die ausführlichen Beschreibungen der Schauplätze und die detaillierten Schilderungen der Ereignisse haben mich durchweg begeistert. Es gelingt Susanne Goga ausgezeichnet, den Sog, den die Spurensuche auf Matilda ausübt, auf den Leser zu übertragen – man wird regelrecht von Matildas Neugierde und ihrem Forscherdrang mitgerissen.

Neben den faszinierenden Geheimnissen Londons ist auch die Stellung der Frau in der Gesellschaft ein Thema. Anders als ihre Kolleginnen ist Matilda eine unkonventionelle Lehrerin, die in der Erziehung der Mädchen nicht die Vorbereitung auf eine Rolle als Ehefrau und Mutter sieht, sondern ihre Schülerin zu selbstständigem Denken anhält und zu akademischen Tätigkeiten ermuntert.

Zudem lässt Susanne Goga eine angenehme Prise Humor und auch eine gute Portion Romantik in die Handlung einfließen – die Liebesgeschichte zwischen Matilda und Stephen entwickelt sich langsam und kommt dabei nicht ohne Hindernisse aus.

„Das Haus in der Nebelgasse“ hat mir sehr gut gefallen. Der Roman lässt sich angenehm flott lesen und hat mir nicht nur spannende, unterhaltsame Lesestunden beschert, sondern mir auch interessante Einblicke in die Historie Londons ermöglicht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.03.2017
Nichts wie es war
Heinrichs, Kathrin

Nichts wie es war


ausgezeichnet

Ein Dorf im Sauerland. Der 77-jährige Anton Wieneke möchte sich in seinen eigenen vier Wänden von seinem Schlaganfall erholen. Er ist jedoch auf Hilfe angewiesen. Da seine Kinder beruflich sehr eingespannt sind, bekommt er für die alltäglichen Dinge Unterstützung von Zofia Bartoszewski, einer 33-jährigen Polin.

Anton sorgt sich sehr um seinen guten Freund Hannes. Hannes ist dement und soll angeblich seine polnische Pflegekraft Gabriella erstochen haben. Das kann und will Anton nicht glauben. Ehe Zofia sich’s versieht, ist sie nicht nur Haushaltshilfe für Anton, sondern steckt mittendrin in einer spannenden Spurensuche…

Ein zweiter Handlungsstrang beginnt ungefähr ein Jahr vor dem aktuellen Geschehen. Hier lernt man die 17-jährige Zeitungsausträgerin Michelle kennen. Michelles Familie ist zerrüttet. Ein liebevolles Zuhause hat sie nie kennengelernt. Als sie die Zeitung an Weihnachen zu einem etwas abgelegenen Gutshof bringt, beobachtet sie das fröhliche Miteinander der Familienmitglieder. Michelle wird ins Haus gebeten, um sich aufzuwärmen und fühlt sich im Kreise der Holzmers schnell wohl…

Kathrin Heinrichs versteht es mit ihrem lockeren und angenehm zügig zu lesenden Schreibstil ausgezeichnet, den Leser in ihren Bann zu ziehen. Die Geschichte wird spannend erzählt und lädt zum Mitgrübeln und Miträtseln über Täter, Hintergründe und Zusammenhänge ein.

Die Akteure werden interessant und vielschichtig präsentiert und wirken dabei echt und glaubwürdig. Schon nach wenigen Seiten spürt man, dass Anton und Zofia gut miteinander auskommen werden. Und das nicht nur, weil sie aufeinander angewiesen sind (Anton will nicht in ein Pflegeheim, Zofia möchte sich ein eigenes Leben aufbauen und nicht mehr unter der Fuchtel ihrer Tante stehen), sondern weil die beiden trotz aller Unterschiede die gleiche Wellenlänge haben. Es passt einfach. Selbst Sprachschwierigkeiten meistern sie prima.

Antons und Zofias Ermittlungen im „Fall Hannes“ wirken zunächst einmal sehr unbeholfen – klar, die beiden sind schließlich absolute Laien – aber sie haben einen Blick für Kleinigkeiten, nehmen die Dorfsleute und deren Angewohnheiten und Verhalten unter die Lupe und kommen dem eigentlichen Täter so Stück für Stück auf die Spur.

Das Lesen und Mitermitteln hat mir großen Spaß gemacht - „Nichts wie es war“ ist ein unterhaltsamer Krimi, der mit einer guten Portion Spannung, einem feinsinnigen Humor und vor allen Dingen mit einem äußerst sympathischen Ermittlerteam punkten kann.