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Benutzername: 
dorli
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Berlin
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Insgesamt 878 Bewertungen
Bewertung vom 23.03.2017
Ragdoll - Dein letzter Tag / New-Scotland-Yard-Thriller Bd.1
Cole, Daniel

Ragdoll - Dein letzter Tag / New-Scotland-Yard-Thriller Bd.1


ausgezeichnet

London, Mai 2010. Urteilsverkündung im Prozess gegen Naguib Khalid, dem Mord in 27 Fällen zur Last gelegt wird. Die Geschworenen halten den mutmaßlichen Serienkiller für nicht schuldig. Dieser Freispruch lässt Detective William Oliver Layton-Fawkes - genannt Wolf - ausrasten. Er fällt über Khalid her, prügelt ihn fast tot. Wolf wird suspendiert, degradiert und in eine psychiatrische Klinik eingewiesen…

Zeitsprung. Vier Jahre später. Khalid hat ein weiteres Mal gemordet und sitzt in einem Hochsicherheitsgefängnis. Wolf, der mittlerweile in den Polizeidienst zurückgekehrt ist, wird zu einem grausigen Tatort gerufen. In einer heruntergekommenen Wohnung hängt eine Leiche von der Decke - eine Leiche, die einer Flickenpuppe gleicht, da sie aus grob zusammengenähten Körperteilen von sechs Opfern besteht.
Richtig in Fahrt kommt der Fall, als Wolf kurze Zeit später eine Liste erhält, auf der weitere Morde angekündigt werden. Besonders brisant: der letzte Name auf der Liste lautet William Oliver Layton-Fawkes…

Daniel Cole erzählt diesen Thriller von der ersten Seite an spannend und fesselnd. Ruckzuck ist man mittendrin im Geschehen, geht mit Wolf und seinen Kollegen auf Verbrecherjagd und kann dabei ganz intensiv den Druck spüren, dem die Ermittler ausgesetzt sind. Interessant und detailliert wird beschrieben, wie die Ermittler zum einen versuchen, die Opfer anhand der Leichenteile zu identifizieren, um die bereits geschehenen Morde aufzuklären, und zum anderen alles nur Erdenkliche tun, um weitere Morde zu verhindern.
Doch Daniel Cole schickt hier einen raffinierten Killer ins Rennen, der sich nicht stoppen lässt, sondern Wolf & Co. mit seinem Handeln immer wieder überrascht und herausfordert. Der Mörder geht methodisch vor, ist einfallsreich und clever. Und er ist über jeden Schritt, den die Ermittler unternehmen, genauestens informiert.

Besonders gut gefallen hat mir, dass der Autor die Handlung aus wechselnden Perspektiven erzählt - man kann das Geschehen durch die Augen unterschiedlicher Ermittler verfolgen und bekommt auch die Ansichten und Gedanken der Medien zu den Ereignissen präsentiert.

„Ragdoll“ ist ein ausgefeilter, gut durchdachter Thriller, der mir ein paar sehr spannende Lesestunden beschert hat.

Bewertung vom 14.03.2017
Sturmläuten / Kommissar John Benthien Bd.4
Ohlandt, Nina

Sturmläuten / Kommissar John Benthien Bd.4


ausgezeichnet

Holnis/Flensburg. Der 11-jährge Paddy entdeckt beim Herumklettern in den Ästen eines alten Ahorns in dem hohlen Stamm des Baumes eine verweste Leiche. Hauptkommissar John Benthien und sein Team nehmen die Ermittlungen auf. Dann geschieht unweit des Leichenfundorts ein zweiter Mord – Johns Exfreundin Karin wird erschlagen im Garten ihrer Eltern gefunden und ehe John sich’s versieht, gerät er als möglicher Täter in das Visier eines übereifrigen Kollegen…

„Sturmläuten“ ist bereits der vierte Fall für Hauptkommissar John Benthien, für mich war dieser Einsatz in Flensburg und Umgebung der erste, den ich mit dem sympathischen Ermittler und seinem Team erleben durfte. Auch ohne Kenntnis der vorhergehenden Bände war ich schnell mittendrin im Geschehen und hatte schon nach kurzer Zeit das Gefühl, mit allen Figuren gut vertraut zu sein.

Für John Benthien kommt es diesmal knüppeldick. Nicht nur, dass er es gleich mit zwei schwierigen, undurchsichtigen Fällen zu tun hat, er muss sich gegen Mordvorwürfe wehren und wird zudem massiv von einer hinterhältigen Stalkerin verfolgt.

Die Akteure werden alle sehr lebhaft dargestellt, ihr Verhalten und Handeln ist nachvollziehbar und glaubwürdig. So schwört sich zum Beispiel der kleine Paddy nach seiner gruseligen Entdeckung, niemals jemandem zu erzählen, was sich im Baum verbirgt, kann aber, wie von so einem Knirps nicht anders zu erwarten, das Geheimnis nicht lange für sich behalten. Die 15-jährige Celina und ihre Freundin Mirja geraten in eine brenzlige Situation, weil sie wie typische Teenager nicht wirklich über ihr Tun und etwaige Folgen nachdenken. Und auch die demenzkranke Iris wirkt während der gesamten Handlung sehr authentisch auf mich.

Äußerst gelungen sind auch die Beschreibungen der Handlungsorte – Holnis, Flensburg, Amrum und auch die Hallig Hooge werden von Nina Ohlandt prima in Szene gesetzt, so dass man sich die Schauplätze alle sehr gut vorstellen kann und Wind und Wetter inklusive einer Sturmflut auf Hooge spüren und miterleben kann.

„Sturmläuten“ hat mich durchweg begeistert. Die spannende, abwechslungsreiche Handlung hat mich nicht nur sehr gut unterhalten, sondern hat mir auch viel Platz zum Mitgrübeln und Miträtseln über Täter, Motive, Zusammenhänge und Hintergründe gegeben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.03.2017
Perfect Girl - Nur du kennst die Wahrheit
MacMillan, Gilly

Perfect Girl - Nur du kennst die Wahrheit


ausgezeichnet

Bristol. Die 17-jährige Zoe Maisey ist vorbestraft. Die hochbegabte Pianistin mit Aussicht auf eine große Karriere wurde vor 3 Jahren zu 18 Monaten Jugendarrest verurteilt, weil sie einen Autounfall verursacht hat, bei dem drei ihrer Mitschüler starben.
Nach Verbüßen der Strafe ist Zoe mit ihrer Mutter von Devon nach Bristol umgezogen. Ihre Mutter hat wieder geheiratet, allerdings ohne Chris Kennedy, dem neuen Mann an ihrer Seite, von Zoes Vergangenheit zu erzählen. Doch dann wird dieses gut gehütete Geheimnis während eines Klavierkonzerts gelüftet und wenige Stunden später ist Zoes Mutter tot…

Gilly Macmillan versteht es mit ihrem lockeren und angenehm zu lesenden Schreibstil ganz hervorragend, den Leser in ihren Bann zu ziehen. Schnell wird man hineingezogen in einen Strudel aus Lügen, Täuschung, Wahrheit und Geheimnissen.

Die eigentliche Geschichte umfasst gerade einmal 24 Stunden, wobei die Autorin die Handlung zunächst auf zwei Zeitebenen spielen lässt und zwischen den Stunden direkt nach dem Konzert und den Ereignissen am nächsten Morgen hin und her springt. In diese Geschehnisse eingebettet sind Rückblenden in die Zeit rund um den Unfall und Zoes Gefängnisaufenthalt. Außerdem gibt es Abschnitte, in denen Chris’ Vorgeschichte erzählt wird. Klingt recht verwirrend, ist es aber nicht. Man kann dem Geschehen trotz der ganzen Schlenker bestens folgen.

Besonders gut hat mir gefallen, dass man die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven präsentiert bekommt – der Autorin gelingt es dabei ausgezeichnet, dem Leser die Erinnerungen, Gedanken und Gefühle ihrer Akteure zu vermitteln. Man erlebt alles, was der Einzelne durchmacht, äußerst intensiv mit.

„Perfect Girl“ hat mir insgesamt sehr gut gefallen. Eine dramatische Familiengeschichte die aufzeigt, wie schnell ein scheinbar perfektes Leben ins Wanken geraten und zerbrechen kann.

Bewertung vom 06.03.2017
Tod in den Karawanken
Nagele, Andrea

Tod in den Karawanken


ausgezeichnet

Grado/Klagenfurt. Lehrerin Lilo Grabner hat sich von ihrem Mann Hanno getrennt und will ein Sabbatjahr in Grado verbringen. Dort soll ihre 13-jährige Tochter Lena sie besuchen. Doch als Lilo etwas verspätet am Busbahnhof ankommt, um Lena abzuholen, ist diese verschwunden. Während Lilo halbherzig nach Lena sucht und sich kaum Sorgen um den Verbleib ihrer Tochter macht, reagiert Hanno überaus aufgeregt. Er besteht darauf, dass Lilo zurück nach Klagenfurt kommt und setzt eine umfangreiche Suchaktion in Gang. Er bittet sogar seinen alten Schulfreund Simon Rosner um Hilfe. Simon ist Kommissar, aber eigentlich nicht im Dienst, da er sich wegen seiner Alkoholsucht in einer Entzugsklinik behandeln lässt…

In einem weiteren Handlungsstrang lernt man Emil Tschauko kennen. Emil steht vor dem finanziellen Ruin und sieht kaum noch eine Perspektive für sich. Durch Zufall findet er in dem Nachlass seines Vaters ein brisantes Foto und hat eine Idee…

„Tod in den Karawanken“ ist bereits der zweite Fall rund um Kommissar Simon Rosner, dieser Krimi ist aber auch ohne Kenntnis des ersten Bandes bestens verständlich.

Andrea Nagele schafft schon mit den ersten Seiten eine packende Atmosphäre. Die Autorin erzählt die Geschichte flüssig und spannend, der gesamte Handlungsverlauf ist sehr gut durchdacht und psychologisch ausgefeilt - ich fühle mich direkt in das Geschehen hinein katapultiert, werde mitgerissen von einem Strudel aus gegenwärtigen und vergangenen Ereignissen und kann dabei prima über Hintergründe und Zusammenhänge Mitgrübeln und Miträtseln.

Die Akteure werden interessant und vielschichtig präsentiert, sie sind allesamt ausdrucksstark und wirken echt und glaubwürdig. Man bekommt Einblick in die Gedanken und Beweggründe jedes Einzelnen und erlebt alles, was sie durchmachen, sehr intensiv mit.

„Tod in den Karawanken“ hat mich durchweg begeistert. Unterschiedliche Perspektiven, zahlreiche offene Fragen, Rückblenden und Wendungen sorgen für eine abwechslungsreiche, lebendige Handlung und lassen zu keiner Zeit Langeweile aufkommen. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 01.03.2017
Das Haus in der Nebelgasse
Goga, Susanne

Das Haus in der Nebelgasse


ausgezeichnet

London 1900. Matilda Gray ist Lehrerin an einer Mädchenschule. Als ihre ehrgeizige, wissbegierige Schülerin Laura Ancroft nach den Ferien nicht an die Schule zurückkehrt, sondern durch ihren Vormund mit einer fadenscheinigen Begründung für längere Zeit entschuldigt wird, wird Matilda stutzig. Ein versteckter Hinweis auf einer Postkarte verstärkt Matildas Unbehagen. Sie wähnt Laura in Gefahr, beginnt nachzuforschen und stößt mit Hilfe des Historikers Stephen Fleming auf ein mehrere Jahrhunderte altes Familiengeheimnis, das bis in Lauras Generation nachwirkt und Neid, Missgunst und Rache im Gepäck hat…

In ihrem historischen Roman „Das Haus in der Nebelgasse“ entführt Susanne Goga den Leser in das ausgehende 19. Jahrhundert nach London. Die Autorin erzählt sehr anschaulich von einer spannenden Schatzsuche quer durch die geschichtsträchtigen Gassen der Stadt und lässt den Roman damit zu einer spannenden, kurzweiligen Zeitreise werden.

Susanne Goga zeichnet ein sehr authentisches Bild des damaligen Londons und präsentiert ganz unterschiedliche Facetten der Stadt. Man lernt einige Besonderheiten kennen und kann sowohl einen Blick auf die gutbürgerlichen Ecken wie auch auf die düsteren Viertel und die verborgenen Winkel Londons werfen.

Die ausführlichen Beschreibungen der Schauplätze und die detaillierten Schilderungen der Ereignisse haben mich durchweg begeistert. Es gelingt Susanne Goga ausgezeichnet, den Sog, den die Spurensuche auf Matilda ausübt, auf den Leser zu übertragen – man wird regelrecht von Matildas Neugierde und ihrem Forscherdrang mitgerissen.

Neben den faszinierenden Geheimnissen Londons ist auch die Stellung der Frau in der Gesellschaft ein Thema. Anders als ihre Kolleginnen ist Matilda eine unkonventionelle Lehrerin, die in der Erziehung der Mädchen nicht die Vorbereitung auf eine Rolle als Ehefrau und Mutter sieht, sondern ihre Schülerin zu selbstständigem Denken anhält und zu akademischen Tätigkeiten ermuntert.

Zudem lässt Susanne Goga eine angenehme Prise Humor und auch eine gute Portion Romantik in die Handlung einfließen – die Liebesgeschichte zwischen Matilda und Stephen entwickelt sich langsam und kommt dabei nicht ohne Hindernisse aus.

„Das Haus in der Nebelgasse“ hat mir sehr gut gefallen. Der Roman lässt sich angenehm flott lesen und hat mir nicht nur spannende, unterhaltsame Lesestunden beschert, sondern mir auch interessante Einblicke in die Historie Londons ermöglicht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.03.2017
Nichts wie es war
Heinrichs, Kathrin

Nichts wie es war


ausgezeichnet

Ein Dorf im Sauerland. Der 77-jährige Anton Wieneke möchte sich in seinen eigenen vier Wänden von seinem Schlaganfall erholen. Er ist jedoch auf Hilfe angewiesen. Da seine Kinder beruflich sehr eingespannt sind, bekommt er für die alltäglichen Dinge Unterstützung von Zofia Bartoszewski, einer 33-jährigen Polin.

Anton sorgt sich sehr um seinen guten Freund Hannes. Hannes ist dement und soll angeblich seine polnische Pflegekraft Gabriella erstochen haben. Das kann und will Anton nicht glauben. Ehe Zofia sich’s versieht, ist sie nicht nur Haushaltshilfe für Anton, sondern steckt mittendrin in einer spannenden Spurensuche…

Ein zweiter Handlungsstrang beginnt ungefähr ein Jahr vor dem aktuellen Geschehen. Hier lernt man die 17-jährige Zeitungsausträgerin Michelle kennen. Michelles Familie ist zerrüttet. Ein liebevolles Zuhause hat sie nie kennengelernt. Als sie die Zeitung an Weihnachen zu einem etwas abgelegenen Gutshof bringt, beobachtet sie das fröhliche Miteinander der Familienmitglieder. Michelle wird ins Haus gebeten, um sich aufzuwärmen und fühlt sich im Kreise der Holzmers schnell wohl…

Kathrin Heinrichs versteht es mit ihrem lockeren und angenehm zügig zu lesenden Schreibstil ausgezeichnet, den Leser in ihren Bann zu ziehen. Die Geschichte wird spannend erzählt und lädt zum Mitgrübeln und Miträtseln über Täter, Hintergründe und Zusammenhänge ein.

Die Akteure werden interessant und vielschichtig präsentiert und wirken dabei echt und glaubwürdig. Schon nach wenigen Seiten spürt man, dass Anton und Zofia gut miteinander auskommen werden. Und das nicht nur, weil sie aufeinander angewiesen sind (Anton will nicht in ein Pflegeheim, Zofia möchte sich ein eigenes Leben aufbauen und nicht mehr unter der Fuchtel ihrer Tante stehen), sondern weil die beiden trotz aller Unterschiede die gleiche Wellenlänge haben. Es passt einfach. Selbst Sprachschwierigkeiten meistern sie prima.

Antons und Zofias Ermittlungen im „Fall Hannes“ wirken zunächst einmal sehr unbeholfen – klar, die beiden sind schließlich absolute Laien – aber sie haben einen Blick für Kleinigkeiten, nehmen die Dorfsleute und deren Angewohnheiten und Verhalten unter die Lupe und kommen dem eigentlichen Täter so Stück für Stück auf die Spur.

Das Lesen und Mitermitteln hat mir großen Spaß gemacht - „Nichts wie es war“ ist ein unterhaltsamer Krimi, der mit einer guten Portion Spannung, einem feinsinnigen Humor und vor allen Dingen mit einem äußerst sympathischen Ermittlerteam punkten kann.

Bewertung vom 21.02.2017
Schlaflos in Manhattan / From Manhattan with Love Bd.1
Morgan, Sarah

Schlaflos in Manhattan / From Manhattan with Love Bd.1


sehr gut

New York. Paige Walker arbeitet für eine große Eventagentur. All ihre Hoffnungen und Träume zerplatzen wie eine Seigenblase, als sie statt der erwarteten Beförderung eine Kündigung erhält.

Jake Romano ist auf der falschen Seite des East Rivers aufgewachsen, hat es dennoch aus eigener Kraft zu einem erfolgreichen Unternehmer gebracht. Jake ist zudem der beste Freund von Paiges Bruder Matt. Als er von ihrer Misere hört, rät er ihr, es mit einer eigenen Agentur zu versuchen.

Paige geht das Risiko ein und gründet gemeinsam mit ihren Freundinnen Eva und Frankie die Event-Concierge-Agentur „Urban Genie“. Doch die drei haben Startschwierigkeiten und benötigen Jakes Hilfe. Während der Zusammenarbeit erwachen Paiges jahrelang unterdrückte Gefühle für Jake zu neuem Leben. Sie offenbart sich ihm, doch Jake zeigt sich desinteressiert…

Sarah Morgan versteht es mit ihrem lockeren und angenehm zu lesenden Schreibstil sehr geschickt, den Leser in ihren Bann zu ziehen. Schnell ist man mittendrin im Geschehen und erlebt die Turbulenzen zwischen den Protagonisten mit. Wie bei den meisten Liebesromanen ist auch hier der Verlauf der Handlung schnell vorhersehbar - macht aber nix, da die Geschichte kurzweilig und unterhaltsam erzählt wird.

Die Autorin schickt wunderbare Charaktere ins Rennen. Sie kann deren Wesen und Eigenheiten sehr gut vermitteln, so dass ich die Akteure schnell und gut kennengelernt habe. Es hat mir besonders gut gefallen, dass die Perspektive zwischen Paige und Jake hin und her wechselt – so kann man prima an den Gedanken und Gefühlen beider Hauptfiguren teilhaben und die Beweggründe für ihr jeweiliges Tun besser nachvollziehen.
Sarah Morgan hat auch ein gutes Händchen für die Nebencharaktere. Jeder Einzelne bekommt ein eigenes Gesicht und einen interessanten Hintergrund. Jeder hat einen wichtigen Platz in der Geschichte, aber keiner drängt sich in den Fokus.

„Schlaflos in Manhattan“ ist eine gefühlvoll erzählte Geschichte, die sich angenehm flott lesen lässt und mich gut unterhalten hat.

Bewertung vom 20.02.2017
Lauter Leichen
Philips, Zarah

Lauter Leichen


ausgezeichnet

Hamburg-Rissen im Juli 2015. Elli Gint kniet in der Küche ihrer Mutter über ihrem Ex-Liebhaber Peter van Wieteren und versucht ihn mit einer Herzdruckmassage am Leben zu erhalten. Erfolglos. Neben den beiden liegt ein Mann, den Elli gerade erschossen hat. Um den polizeilichen Ermittlungen zu entgehen, will Elli die Leichen unauffällig verschwinden lassen und sämtliche Spuren beseitigen. Auch erfolglos. Schon bald ist ihr Hauptkommissar Hiob Watkowski auf den Fersen. Diesem purzeln neben den beiden Toten aus dem aktuellen Mordfall immer mehr Leichen vor die Füße - frische, nicht mehr ganz so frische und auch einige bereits recht alte Leichen pflastern seinen Weg - und stets scheinen es die Frauen der Familie Gint gewesen zu sein, die ihre Finger im Spiel gehabt haben…

Der Clou in „Lauter Leichen“ sind ganz eindeutig die herrlichen und zum Teil recht skurrilen Figuren – alle werden hervorragend charakterisiert, beleben mit ihren Eigenarten, Macken und Besonderheiten die Szenerie und tragen damit kräftig zur Unterhaltung bei. Der Großteil der zahlreichen Akteure besteht aus den Gints und Anderleis - zwei reiche Hamburger Familien, deren Mitglieder es allesamt faustdick hinter den Ohren haben. Obwohl man es hier mit einer mordlustigen Truppe zu tun hat, ist irgendwie jeder Einzelne auf seine Art sympathisch und liebenswert.

Zarah Philips hat ihren Protagonisten viele lockere Sprüche in den Mund gelegt, die Dialoge sind frisch und mit ganz viel Wortwitz gespickt. Die Krimihandlung ist spannend und verzwickt und trotz der vielen Leichen weder blutrünstig noch brutal. Ich konnte durchweg prima mitgrübeln und miträtseln und wurde dank vieler unvorhersehbarer Wendungen und so mancher Überraschung am Ende von der Auflösung der Fälle überrascht.

„Lauter Leichen“ ist ein turbulenter, kurzweiliger Krimi. Ich hatte wahnsinnig viel Spaß beim Lesen. Der schwarze Humor in diesem Buch hat mich rundum begeistert und ich hoffe sehr, dass ein weiteres Abenteuer mit Elli & Co. nicht allzu lange auf sich warten lässt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.02.2017
Smoke
Vyleta, Dan

Smoke


sehr gut

England, Ende des 19. Jahrhunderts. Die Schüler Thomas Argyle und Charlie Cooper leben in einer Welt, in der jede Art von Sünde durch dem Körper entweichenden Rauch sichtbar wird. Kinder reicher Eltern werden auf Elite-Internats geschickt, wo sie durch Disziplinierung lernen, ihren Rauch zu unterdrücken. Auch Thomas und Charlie besuchen so ein Internat. Während eines Schulausflugs beobachtet Charlie einen Mann, der aufgrund seines sozialen Standes eigentlich rauchen müsste, doch nicht der kleinste Rauchfaden steigt von ihm auf. Die Neugierde der beiden jungen Adeligen ist geweckt und sie machen sich auf, den Grund für diese Ausnahmeerscheinung herauszufinden…

Dan Vyleta schickt seine Hauptprotagonisten in „Smoke“ auf eine abenteuerliche Reise durch unterschiedliche Gesellschaftsschichten. Thomas und Charlie lernen während ihrer Spurensuche, dass die Gesellschaft sich nicht einfach in gut und böse aufteilen lässt. Nach und nach wird ihnen klar, dass der äußere Schein (also hier der Rauch) nicht immer ein Indiz für den wahren Charakter und die wirkliche Gesinnung eines Menschen ist.
Die Jugendlichen begegnen auf ihrem Weg ganz unterschiedlichen Menschen. Sie haben es zum Beispiel mit Leuten zu tun, die skrupellos das Phänomen des Rauchs erforschen und Veränderungen erzwingen wollen. Auch treffen sie auf machtgierige, scheinheilige Menschen, die augenscheinlich eine „weiße Weste“ haben, aber eigentlich nur reich genug sind, um sich Hilfsmittel zum Beherrschen des Rauchs kaufen zu können. Wiederum andere Weggefährten zeigen ihnen, dass in der Finsternis unter Tage die Gesetze des Rauchs keine Gültigkeit haben und alle gleich sind.

Dan Vyleta erzählt sehr ausdrucksstark und wortgewandt. Er wartet mit umfangreichen Beschreibungen und detaillierten Schilderungen auf und versteht es besonders gut, dem Leser die jeweils vorherrschende Stimmung zu vermitteln. Alles wird sehr anschaulich und wortreich dargestellt: Die Herrschsucht der Reichen. Das Elend der Vielen. Die Geräusche. Die Gerüche. Die Kälte. Die undurchdringliche Finsternis, als die Jugendlichen sich mehrere Tage in einem Bergwerk verstecken müssen - die Ausführlichkeit, mit der alles beschrieben wird, war mir hin und wieder schon fast zu überbordend, da sie manchmal den Schwung aus der Handlung genommen hat. Sehr gut gefallen hat mir, dass der Autor die Geschichte aus vielen verschiedenen Perspektiven erzählt, so kann man sich ein recht gutes Bild von den unterschiedlichen Ansichten der Akteure machen.

„Smoke“ hat mir sehr gut gefallen. Ein spannender Roman, der Gesellschaftsordnungen und Wertvorstellungen unter die Lupe nimmt und mit interessanten Charakteren und einer tiefgründigen Handlung zu überzeugen weiß.