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Benutzername: 
vielleser18
Wohnort: 
Hessen
Über mich: 
Ich lese querbeet, am liebsten aus den Bereichen Historisch, Krimi/Thriller, Frauen und Fantasy

Bewertungen

Insgesamt 808 Bewertungen
Bewertung vom 12.03.2018
All die Jahre
Sullivan, J. Courtney

All die Jahre


ausgezeichnet

unbekümmerte der beiden.
In New York angekommen ist sie deshalb auch diejenige, die sich ins Vergnügen stürzt. Sie wird schwanger. Als katholisches unverheiratetes und minderjähriges Mädchen hat sie zur damaligen Zeit keine Chance das Kind alleine großzuziehen. Die darauf folgende Entscheidung trennt die Schwestern auf Jahrzehnte.

Immer wieder schwenkt die Autorin auf die Gegenwart um, es ist das Jahr 2009. Nora hat vier Kinder großgezogen: Patrick, John, Bridget und Brian. Ihr Mann Charlie ist inzwischen gestorben. Und nun ist auch Patrick tot - ein Unfall mit dem Auto, Patrick war betrunken. Theresa hingegen lebt seit vielen Jahren als Nonne in einem Kloster, die Schwestern hatten schon Jahrzehnte keinen Kontakt miteinander. Ist nun die Zeit gekommen, die beiden wieder näher zu bringen?

Die Autorin J.Courtney-Sullivan hat einen fesselnden Schreibstil. Man hat die Figuren vor Augen, sie wurden mit so viel Leben und detailltreue ausgestattet, dass man meint, es hätte sie wirklich gegeben. Es ist ein groß angelegter Roman, der über viele Jahrzehnte die Schwestern und ihr Werdegang begleitet. Nicht alles ist von Anfang an eindeutig, so manches kommt erst nach und nach ans Tageslicht. So wird auch Spannung mit hineingeflochten. Es sind aber eher die Gefühle, die Verstrickungen, die Entwicklungen, die ihn so lesenswert machen.
Vor allem das immer wieder von Generation zu Generation weiter getragene Schweigen, das "Nicht-miteinander-offen-Reden", führt schlußendlich zum Aufbau eines Lügengeflechts , welches wiederum Ursache für weitere Verwicklungen hat. Die Autorin verzahnt alles Geschehen, alles hat Ursache und Wirkung. Manches rächt sich bitter - auch jahrzehnte später. Das alles logisch aufzubauen, dieses Geflecht entstehen zu lassen, wo alles irgendwie ineinander verzahnt - das war das besondere an diesem Buch.

Fazit:
Der Roman ist eine fein verwebte Geschichte, durchdacht, ausgefeilt und fesselnd erzählt. Die immer wieder wechselnden Zeiten bewirken, dass man die Geheimnisse erst nach und nach als Leser durchschaut, und es erzeugt die Spannung nach dem Wieso und Warum. Nebenbei vermittelt sie auch viel Wissen über das Leben in Irland Anfang der 50er Jahre, über das Auswandern und Ankommen in den USA, über die Heimatliebe und fortwährende Verbundenheit der irischen Einwanderer .
Ein starker Roman für kurzweilige Lesestunden, eine Familiengeschichte, die ich wärmstens empfehlen kann.

Bewertung vom 06.03.2018
Kopfsache schlank
Reddy, Marion;Zachenhofer, Iris

Kopfsache schlank


ausgezeichnet

m Buch erklärt die österreichische Neurochirurgin und Autorin Dr. Iris Zachenhofer eigentlich ihre eigene Geschichte. Wie sie durch stressige Zeiten im Beruf immer weiter ziemlich wahllos Kalorienbomben zu sich genommen hat, als Belohnung, Ausgleich, Nervennahrung. Eine Spirale setzte ein, immer die gleichen Wege zur Konditorei, immer größer Gewichtszunahme und damit einhergehende Unzufriedenheit.
Als Neurochirurgin beschäftigt sie sich mit dem Gehirn des Menschen. Daher war es für sie naheliegend, sich einfach mal hinzusetzen und ihre "Steuerungszentrale" mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Was treibt uns an ? Wie funktioniert unser Belohnungssystem ? Was steuert unsere Nahrungsaufnahme ? Was für Aufgaben haben die Basanganglien, der Hypothalamus, der präfrontale Cortex ?

Langsam tastet sie sich heran, führt Listen, steckt sich Ziele, belohnt sich für Fortschritte. Dabei können wir als Leser teilnehmen. Alles, auch wenn so einiges aus dem medizinischen Fachjargon kommt, ist verständlich - auch für Laien - erklärt. Nachvollziehbar, einleuchtend.
Dr. Iris Zachenhofer hat es - trotz beruflicher Einspannung und fünf Kindern geschafft dauerhaft abzunehmen und sich damit viel gesünder und zufriedener zu fühlen. Es gilt eingefahrene Wege zu verlassen, sich langsam, aber stetig "umzuprogrammieren" um Verhaltensweisen dauerhaft zu ändern.

Mir hat vor allem die sehr persönliche Sicht der Autorin gefallen. Man muss nicht 100% den gleichen Weg für sich selbst wählen, dass stellt sie aber auch klar. Sie zeigt Wege auf, wie und vor allem wieso wir hier ansetzen müssen um dauerhaft von einseitigen Diäten und Jojo-Effekten wegzukommen.

Fazit:
Ein sehr interessantes Buch, das zum Nachdenken und Nachahmen anregt und bestärkt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.02.2018
Weil jeder Atemzug zählt
Hänni, Barbara;Hänni, Markus

Weil jeder Atemzug zählt


ausgezeichnet

Das Buch erzählt die Geschichte von Markus und Barbara Hänni. Markus leidet unter Muskovizidose, er ist Ende zwanzig, als er Barbara kennen lernte und sich in sie verliebte, da war er bereits nicht mehr berufstätig. Tägliche Therapien, ein geschwächter Körper und immer wieder Krankenhausaufenthalte gehören zu seinem Alltag. Dennoch ist er ein sehr kreativer Kopf - über eine eigene Internetseite klärt er über seine Krankheit auf und schreibt Theaterstücke.
Barbara ist ein Wirbelwind. Der Anfang ihrer Beziehung ist nicht nur eine Herzsache, sondern auch eine Kopfsache gewesen. Wird eine Beziehung die ganzen Lasten aushalten ? Gibt es überhaupt eine Zukunft ? Wie sähe diese aus ? Was erwartet mich/uns ? Das waren Barbaras Fragen und Zweifel.

Abwechselnd erzählen die beiden von ihrem (heutigen) Alltag, aber auch von ihrem Kennenlernen, der aufkeimenden Liebe, den Zweifeln, von guten und schlechten Tagen, von ihrer Hochzeit und ihren Kindern. Aber auch von ihrem tiefen Glauben.
Sie erzählen von ihrer Ehe, von guten und schlechten Tagen.

Gerade dieses abwechselnde, sich ergänzende hat mir hierbei besonders gefallen. Man merkt, wie jeder anders mit manch gleichen Situationen umgeht. Aber auch, wie stark die Liebe gewachsen ist, wie viel Wert sie auf die Beziehung und ihren Erhalt legen. Wie auch sie an sich und ihrer Partnerschaft arbeiten.
Glaube, LIebe und Hoffnung tragen sie. Lässt sie Markus Krankheit ertragen, gibt ihnen die Kraft auch in schlechten Zeiten. Denn auch die gibt es. Aber demgegenüber sind es auch die vielen schönen Zeiten, die Hochzeit, die Urlaube, die Kinder, die Tage, an denen es Markus gut geht. Denn auch die gibt es zuhauf. Sie leben intensiv - wissen, dass jeder Atemzug zählt, dass sich alles auch schnell ändern kann. Dennoch gibt es kein Verzagen - es gibt die Hoffnung und den Glauben, der die beiden trägt.

Ein sehr offener Bericht, den die beiden von sich geben. Der auch das Thema der Krankheit Muskovizidose dem (unwissenden) Leser näher bringt und zeigt, wie wichtig es ist, den Glauben an das Leben nicht zu verlieren.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.02.2018
Nie wieder dick - Abnehmen ab 40
Schmidt, Susanne

Nie wieder dick - Abnehmen ab 40


sehr gut

Wer hat ihn nicht - gerade am Jahresanfang - den Vorsatz mehr aufs Gewicht zu achten, bzw. abzunehmen ? Gerade wenn man das Alter von 40 Jahren überschritten hat, gelingt es oft immer weniger sein Gewicht zu halten. Die Kilos sind schneller drauf als wieder runter.
Auch ich will eine Reißleine ziehen und die Pfunde wieder zum Schmelzen bringen. Daher war ich neugierig auf das Buch : Abnehmen ab 40. Vor allem, weil die Autorin es anpreißt mit den Worten der Alltagstauglichkeit.

In den ersten ca. 80 Seiten beschreibt die Autorin allgemeines, den sich veränderten Stoffwechsel, ihre eigenen Erfahrungen, Motivationstipps, Ernährung allgemein und Bewegegungstipps. Sie stellt den Chaostag (einmal pro Woche essen was man will) und die 30g-Fett-Methode vor. Dabei soll man die Nahrungsmittel näher kennenlernen, wieviel Fett beinhalten sie überhaupt (Packungsangaben genauer studieren bzw. eine Tabelle ist angehängt). Aber auch die Zubereitung des Essens ist dabei wichtig. Heutzutage nehmen die meisten viel zu viel Fett täglich zu sich und damit mehr Kalorien als verbraucht werden.
Der erste Teil ist sehr motivierend geschrieben, er packt einem am inneren Schweinehund. Flüssig, abwechslungsreich und verständlich beschreibt die Autorin was man verändern sollte.

Im weitaus größten Teil gibt es Rezepte und Rezeptideen. Von Smoothies bis Aufstriche, Dips, Saucen, Rohkost, Gemüse, Suppen, Bowls, Fleisch und Fisch, aber auch süßes wie Quark, Joghurt, Muffins, Kuchen und Torten. Die Rezepte sind nicht aufwändig und schnell zuzubereiten. Angegeben sind jeweils die "Fettpunkte". Genauso gibt es auch Tages- und Wochenpläne, die für den Einstieg ein Hilfsmittel sein sollen.

Ich habe daraufhin auf meine Ernährung mehr geachtet. Ich zähle nicht unbedingt die Fettpunkte, achte aber darauf fettiges kritisch zu betrachten. Wenn dann esse ich morgens eher den griechischen Joghurt, der mehr Fett beinhaltet als eine light-Sorte. Dafür abends eher die fettärmeren Aufstriche aufs Brot. Im allgemeinen Tagesablauf habe ich für mich jetzt mehr integriert den Fettkonsum zu reduzieren. Und die ersten Kilos sind schon gepurzelt.


Fazit:
Ein motivierendes Buch, das Anreize bietet, gut erklärt und für ein Umdenken im Essverhalten sorgt - wenn man sich darauf einlässt. Auch wenn ich keine "Punktezählerin" bin, merkt man schnell Erfolge, wenn man versucht die Tipps zu beherzigen.

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.02.2018
Belgravia. Zeit des Schicksals
Fellowes, Julian

Belgravia. Zeit des Schicksals


sehr gut

Die Geschichte beginnt am Vorabend der Schlacht von Waterloo, die Ereignisse von 1815 haben auch Auswirkungen auf die Geschichte, die dann 1841 in London spielt.

Julian Fellowes, der Autor von Downton Abbey, hat mit "Belgravia" ein ähnliches Setting gewählt. Im Vordergrund stehen die Unternehmensfamilie Trenchard und die Adelsfamilie Brockenhurst. 1815 hat sich Sophia Trenchard in den zukünftigen Earl verliebt. Doch der junge Edward stirbt auf dem Schlachtfeld und lässt eine verzweifelte und enttäuschte Sophia zurück. Denn am Vorabend hat sie mit Entsetzen festgestellt, dass die heimliche Hochzeit zwischen ihnen eine Finte war. Zurück in London stellt sie eine Schwangerschaft fest. Mit ihrer Mutter Anne fährt sie unerkannt aufs Land und bringt einen Jungen zur Welt, Charles. Sie selbst stirbt bei der Geburt. Charles wird zur Adoption an ein kinderloses Pfarrerehepaar gegeben.
25 Jahre später taucht Charles in London auf. Unterstützt von James Trenchard, seinem Großvater. Doch weder Charles weiß über seine wahren Eltern Bescheid, noch die Familie Brockenhurst. Als Anne Lady Brockenhurst die Wahrheit erzählt, stößt sie damit eine ganze Reihe von Ereignissen an: Zwietracht, Eifersuch, Neid, Bespitzelung, Affären, große Gefühle und eine große Liebe, die nicht sein darf.
Der KLappentext hinten auf der Rückseite ist leider nicht ganz passend.

Es braucht ein bisschen um in diesen Roman hinein zu kommen. Die Geschichte ist wie eine Dampflok: sie kommt langsam in Fahrt, nimmt aber stetig immer mehr an Geschwindigkeit auf um dann fulminant ans Ziel zu kommen.
So ging es jedenfalls mir. Aber nachdem ich warm mit der Geschichte geworden war, konnte ich irgendwann auch das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Der Autor hat diese fast 200 Jahre alte Zeit, die Menschen, ihre Gefühle, ihre Beweggründe, den Zeitgeist sehr gekonnt aufleben lassen. Ich habe mich zurückversetzt gefühlt. Abwechslungsreich erzählt er aus verschiedenen Perspektiven, erläutert gekonnt Beweggründe und Gefühle. Die Figuren agieren authentisch, menschlich, der Zeit entsprechend - und man hat als Leser das Gefühl, mitten dabei zu sein.

Die Spannung steigt immer mehr - Julian Fellowes hat dramaturgisch eine Lunte gelegt, die einmal angezündet, dann immer schneller ans Ziel kommt. Am Ende kommt es zu einem dramatischen Showdown - und mit Wehmut habe ich dann das Buch geschlossen.
Eine tolle Geschichte, aufwändig, impossant, spannend, abwechslungsreich und gekonnt erzählt.

Bewertung vom 11.02.2018
Liebe M. Du bringst mein Herz zum Überlaufen
Paulsen, Anna

Liebe M. Du bringst mein Herz zum Überlaufen


ausgezeichnet

Matilda lebt für ihre Arbeit im Amt für unzustellbare Post. Ansonsten wohnt sie in einem Mehrfamilienhaus im Dachgeschoss, mit den Mitbewohnern hat sie ebensowenig zu tun wie mit ihren Arbeitskollegen. Doch als sich ein älterer Mitbewohner Knut verletzt, bietet sie ihm selbstverständlich Hilfe an, sie kauft für ihn ein und so entsteht zwischen den so unterschiedlichen Bewohnern nicht nur eine Freundschaft, sondern Knut hilft ihr auch Briefempfänger bei unzustellbaren Briefen zu finden, bei denen eine akribische Suche im Internet nötig ist. Das Matilda dabei gegen alle Regeln verstößt, geht ihr zwar nahe, aber sie ist absolut romantisch und die Nichtzustellbarkeit dieser besonderen Briefen geht ihr noch mehr ans Herz. So finden die beiden immer mehr Empfänger. Matilda fängt an sich zu verändern, nur ihr eigenes Herz ist nicht bereit sich für eine eigene Liebesgeschichte zu öffnen. Oder ?

Anna Paulsen schildert die Geschichte aus Sicht Matildas. Dabei ist es vor allem der sprühende, herzerwärmende Ton, der mal humorig, mal Ernst, aber vor allem authentisch das Leben von Matilda schildert, ihre Geschichte, ihre Leidenschaft, ihre Gedanken, ihre ja - auch- Neurosen. Aber Matilda ist eine symphatische junge Frau, die allerdings so ganz anders ist als ihre Zeitgenossen, sie ist zu ernsthaft, zu altbacken und lebt zurückgezogen. Aber sie hat das Herz auf dem richtigen Fleck - und im Laufe der Geschichte fängt sie nach und nach an sich zu verändern.
Es hat unheimlichen Spaß gemacht Matilda zu begleiten, die vielen Briefe, die nicht zustellbar waren und ihre unterschiedlichen Geschichten zu verfolgen und natürlich auch die Veränderungen, die Matilda im Roman vollzieht.
Einzutauchen in die Liebesbriefe und die Geschichten, die dahinter stecken, aber auch das Miteinander der Hausbewohner und das sich veränderte Leben der Beteiligten - das hat riesige Lesefreude bereitet.

Lange habe ich keinen Roman für´s Herz mehr so schnell ausgelesen, lange habe ich nicht mehr die Geschichte so tief auf mich wirken lassen.
Das schöne ist, es ist eine heitere Geschichte, eine richtig humorvolle und romantische Liebesgeschichte mit Umwegen! Nie langweilig, abwechslungsreich und bezaubernd. Ein Roman, den man nicht aus der Hand legen möchte und den man am Ende mit einer kleinen Wehmut zuschlägt.
Von mir die allervollste Lesempfehlung !!!

Bewertung vom 07.02.2018
Lied der Weite
Haruf, Kent

Lied der Weite


ausgezeichnet

Eigentlich ist es kein spannendes Buch, eigentlich ist es eher ein stilles, unaufgeregtes Buch, dass uns als Leser einen Einblick gibt auf eine (fiktive) Kleinstadt Holt und einige seiner (einsamen) MItbewohner. Da sind Tom Guthrie und seine beiden Söhen Ike und Bobby, deren Mutter die Familie verlässt. Die beiden alten Brüder McPheron, die auf einer abgelegenen Farm leben, die Lehrerin Maggie, die mit ihrem dementen Vater zusammen lebt und Victoria, die mit 17 Jahren schwanger wird und von ihrer Mutter auf die Straße gesetzt worden ist. Sie alle leben in dieser Stadt. Ihre Wege kreuzen sich, verbinden sich - auf vielfältigen und unterschiedlichen Wegen.

Aber mIr hat gerade das "Unaufgeregte" in diesem Roman gefallen, der fesselnde Stil, da Haruf es schafft uns als Beobachter mit in diese Stadt und zu diesen Menschen mitzunehmen, ohne zu bewerten, ohne gefühlsselig zu werden. Wir sind einfach als Leser dabei, beobachten, erleben mit und begleiten die Menschen auf ihren Wegen. Dabei gelingt es dem Autor oft auch eine sehr humorige Note mit hinein zu bringen, z.B weil er ganz nebenbei Vergleiche anbringt, die zum Schmunzeln sind, oder einfach, weil die McPheron-Brüder mal wieder in ihrer etwas unbeholfenen Art, mit dem Herz auf dem richtigen Fleck, für einen Lacher sorgen.

Die Einsamkeit verbindet die Protagonisten, ihre Suche nach Familie, Geborgenheit. Manchmal ist es erst der Weggang eines Menschen, der die zurück Gebliebenen merken lässt, dass eine Lücke, eine Leere entstanden ist, die wieder gefüllt werden muss.

MIr hat besonders gefallen, dass Haruf so einen Mikrokosmos von ganz normalen Menschen, mit Schwächen und Träumen, mit Fehlern, mit Humor, mit Mitgefühl, Prinzipien und Sorgen geschaffen hat, so dass alles irgendwie zu einer typischen amerikanischen Kleinstadt mitten in den Great Plains zu passen scheint, das Leben, Arbeiten, Lieben und auch die Einsamkeit.

Und auch wenn es kein Spannungsroman ist, haben mich der Erzählstil und die Verwicklungen und Entwicklungen in diesem Roman gefesselt. Haruf begeisterte mich mit einem detaillreichen, mitreissenden, eindringlichen, fesselnden Stil. Er vermag Melancholie mit Humor zu verbinden - und das hat mir vergnügliche und interessante Lesestunden beschert.

Bewertung vom 06.02.2018
Abschied in Prag
Richman, Alyson

Abschied in Prag


ausgezeichnet

Es ist ein Roman der im Jahr 2000 beginnt. Josef trifft auf der Hochzeit seines Enkels die Großmutter der Braut und stellt mit Erschrecken, aber auch großer Freude fest, dass es sich um Lenka handelt, die Frau, die er 1939 geheiratet hat, in Prag zurücklassen musste und seit Jahrzehnten für tot hielt.
Alyson Richman wechselt im Roman in die frühen 30er Jahre in Prag und durch Lenka erleben wir ihr behütetes Leben, der Besuch der Kunstakademie und die ersten Begegnungen mit Josef und ihre wachsende Liebe mit. Aber auch die Gefahren und Beschwernisse, die für die beiden jüdischen Familien immer größer werden. Kurz nach der Hochzeit verlässt Josef mit seinen Eltern und seiner Schwester Prag. Der Krieg reisst sie auseinander und beide glauben, der andere hätte nicht überlebt - bis sie sich wiedersehen.

Mir hat der Erzählstil gefallen, Alyson Richman kann erzählen, kann Figuren lebendig werden lassen, kann Spannung hinein bringen, Liebe und Tragik, und hat mich dadurch gefesselt. Gefallen haben mir auch die wechselnden Sichtweisen. Lenkas Geschichte wird chronologisch erzählt, Josefs wechselt in den Jahrzehnten immer wieder vor und zurück. Dennoch - beides zusammen ergibt eine Familiengeschichte, die geprägt ist von Krieg und Leid, von Verfolgung und Vernichtung. Gerade Lenkas Geschichte, die vor allem auch Theresienstadt umfasst, geht unter die Haut, berührt. Gerade weil die Autorin hier viele real existierende Künstler und ihre Geschichte mit der fiktiven von Lenka verwoben hat. Im Nachwort hat die Autorin die realen Personen noch mal aufgegriffen und ihre Geschichte dargestellt, genauso, wie sie erklärt, dass die beschriebenen Zustände in Theresienstadt ihr von vielen Zeitzeugen und Überlebenden geschildert worden sind.
Das Buch ist eine Liebesgeschichte - eine Liebe, die nicht sein sollte, die nicht sein durfte und dennoch Jahrzehnte überdauerte. Wie ein Band, dass nie gerissen ist. Obwohl es ein - das Ende wird ja im Buch auch an den Anfang gesetzt - "Happy End" gibt, ist es doch die Tragik, die Schwere, die sich doch durch das ganze Buch zieht und die mich sehr berührt hat. Dennoch ist es ein Buch, das gelesen werden muss, das nicht vergessen lässt, das dem Schrecken Namen und Gesichter gibt und eine Geschichte.


Fesselnd geschrieben, geht unter die Haut, berührt.
Ein Roman, der wahre Begebenheiten und Figuren mit einer fiktiven Geschichte verbindet. Ein Roman, der gelesen werden sollte !

Bewertung vom 28.01.2018
Die Frau im hellblauen Kleid
Maxian, Beate

Die Frau im hellblauen Kleid


sehr gut

Alles begann mit Käthe Schlögel, die 1927 ihren Traum erfüllen konnte, als sie nach dem Vorsprechen am Wiener Theater auch tatsächlich eine kleine Rolle ergattern konnte. Gegen den Willen ihrer Eltern. Doch Käthe macht ihren Weg und aus der kleinen Rolle werden bald größere. Nach Wien folgt Prag, dann Berlin. Aus Theater wird Film. Doch nicht nur ihr berufliches Leben verändert sich, sondern auch das Leben in Deutschland und Österreich. Und dadurch auch ihr Beziehung zu Jakob, der Jude ist.
In der heutigen Zeit leben Käthes Tochter Marianne Altmann, die Enkelin Vera und die Urenkelin Sophie in Wien in einem Haus. Marianne hat ihre überaus erfolgreiche Karriere als Schauspielerin beendet, Vera versucht sich nun - nachdem ihre Schauspielkarriere nicht richtig in Fahrt kam- als Drehbuchautorin und Sophie hat bereits sehr erfolgreich mit der Schauspielerei begonnen. Drei Frauen, drei unterschiedliche Charaktere und viele Geheimnisse zwischen ihnen. Vera möchte ein Drehbuch über ihre erfolgreiche Familie schreiben, vor allem über ihre Eltern, denn auch ihr inzwischen verstorbener Vater war ein berühmter Schauspieler. Doch nach und nach lüftet Marianne ein Geheimnis nach dem anderen, dass nicht nur Vera und Sophie betrifft, sondern auch das Geheimnis um die jahrzehntelange Ablehnung gegenüber der Familie Bleck und ihres Bleck-Films-Konzerns.

Beate Maxian hat mit ihrem Generationenroman eine ganze Familiengeschichte erschaffen, fiktive Figuren, die real erscheinen und Geheimnisse mit ihnen verwoben.
Es ist nicht der Spannungsfaktor, die diese Geschichte interessant macht, sondern die Gefühle, die man mit den Frauen verbindet. Gerade auf der älteren Zeitschiene, die das Leben von Käthe erzählt, ihren Zielstrebigkeit, ihren Traum auch gegen den Willen der Eltern durchzusetzen, ihren Weg zu gehen, aber gerade auch die HIndernisse, die sie überwinden muss und das was sie an Leid erfahren muss. Hier ist die Geschichte sehr emotional.
Die aktuellere Geschichte lebt von den Geheimnissen, die die Frauen jahrelang mit sich herumgetragen haben, die nun aber allesamt nach und nach als Tageslicht kommen - hier wirkt die Geschichte für mich etwas zu konstruiert, jedenfalls was die Hütung der Geheimnisse angeht.

Beate Maxian kann gut erzählen, die Personen mit Leben erfüllen, gerade die Geschichte von Käthe hat mich emotional berühren können und gefesselt. Durch die zweite Zeitebenene und den Nachkommen, wurde meines Erachtens allerdings kein Spannungsfaktor aufgebaut und die emotionale Stimmung geschwächt.
Dennoch war es eine interessante Familengeschichte einer fiktiven Schauspieldynastie. Hier ist überaus interessant, die Geschichte und Entwicklung von Theater und Film als Leser zu "beobachten" und auch den Blick hinter die Kulissen werfen zu können.
Von mir 3,5 Sterne - die ich, da ich keine halben Sterne verteilen kann, mit guten Willen auf 4 Sterne aufrunde, da mich der historische Erzählstrang überzeugen konnte.

Bewertung vom 28.01.2018
Der Schattengarten
Romer, Anna

Der Schattengarten


ausgezeichnet

1993: Lucy kehrt nach etlichen Jahren von London nach Hause ins heimische Melbourne zurück - ein rätselhafter Brief ihres Großvaters Edwin hat sie neugierig gemacht. Ihre Familie - das ist eigentlich nur noch ihr Vater Ron, der mit seinem Vater Edwin schon seit Jugendjahren zerstritten ist. Lucys Mutter kam vor 16 Jahren bei einem tragischen Unglück ums Leben. Und nun dieser Brief - der bei Lucy die Erinnerungen an den Unfall 1977 wieder wach ruft, ihre Gedanken zum Rotieren bringt, an ihre eigene Schuld und an das, was sie damals bei ihrem Großvater gesehen hatte - oder zu sehen glaubte.
Parallel wird die Geschichte von Edwin und Clarice und ihrer Pflegetochter Orah aus den Jahren 1930/1931 erzählt - eine tragische Geschichte voller Verwicklungen, Missverständnissen, Leid. Ein falscher Schritt nach dem anderen führt die drei immer weiter ins Verderben.

Schon der Anfang ist geheimnisvoll. Ein Prolog, bei dem man nur erfährt, dass es eine Tote gab. Was ist passiert, damals in 1930 ? Aber wer ist die Tote? Wie konnte es dazu kommen und wieso ? Da spielt die Autorin mit dem Geheimnis und lässt uns Leser im Dunkeln. Aber gerade dieser Anfang macht ungemein neugierig.
Anna Romer kann fesselnd erzählen, die abwechselnden Zeitebenen erhöhen den Spannungsfaktor . Die Sichtweisen in den Vergangenheitsebenen wechseln, ermöglichen hinter die Fassaden zu blicken, die Gefühle und Gedanken der Protagonisten zu verstehen.
Auf der "aktuellen" Erzählebene von Lucy wechselt die Autorin die Erzählpersepektive, mit ihr erleben wir die Ich-Erzählerin Lucy, mit irh erleben wir ihre Reise zurück in die Heimat, ihre Nachforschungen und Gefühle mit. Denn auch Lucy ist traumatisiert, lange schleppte sie ein dunkles Geheimnis mit sich herum, dass sie selbst verdrängt hatte. Bei ihr geht es aber auch um eine erloschen geglaubte LIebe und eine Flucht aus ihrer jetzigen Beziehung - und die Konflikte, die sie dadurch mit sich selbst ausmacht.
Ein weiterer ganz interessanter Erzählstrang sind die Märchen, die Lucys Vater Ron schreibt. Eines wird parallel - immer in Häppchen - erzählt und zeigt, wie Ron seine Kindheit sieht und verarbeitet, anhand des umgeschriebenen Märchens von Rumpelstilzchen.

Mich hat die Geschichte sehr gefesselt. Die Protagonisten kamen mir sehr lebendig vor und ich konnte mich gefühlsmäßig sehr auf sie einlassen.
Der Roman handelt von dunklen Familiengeheimnissen, ist spannend auf mehreren Zeitebenen erzählt, ist geheimnisvoll, düster und tragisch. Mich hat das Buch ungemein gut gefallen und daher von mir absolute Leseempfehlung.