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urmeli

Bewertungen

Insgesamt 497 Bewertungen
Bewertung vom 12.08.2016
Schwestern bleiben wir immer
Kunrath, Barbara

Schwestern bleiben wir immer


gut

Die Schwestern Alexa und Katja haben beide Probleme mit dem Leben, auf sehr unterschiedliche Art. Alexa, die Ältere, kümmert sich um ihren Mann Martin und die beiden Kinder Till und Elli und bis vor einiger Zeit auch um Clara. Die jüngste Tochter kam schwer behindert zur Welt und Alexa war für die Rundumbetreuung da. Nach dem Tod fühlt sich Alexa schuldig, da sie froh ist, diese Belastung nicht mehr zu haben, das Leiden Claras nicht mehr mit ansehen zu müssen. Ihre freigewordene Zeit investiert sie nun in den perfekten Haushalt. Katja dageben ist eine alleinerziehende Mutter mit einem sie sehr in Anspruch nehmenden Beruf als Journalistin. Um ihren inzwischen 15-jährigen Sohn nicht immer alleine zu lassen leben sie in einer WG. Ihr Verhältnis zu Jonas wird immer schlechter, er wird mit Drogen und Alkohol aufgefunden, doch Katja lässt das seltsam kalt, genauso wie früher ihre eigene Mutter Ines. Alexa und Katja lebten von klein auf ihr eigenes Leben, ihre Mutter hat sie mit Essen und Kleidung versorgt doch nie mit Liebe und Zuwendung. Als die Kinder 4 und 7 Jahre alt waren ist der Vater plötzlich verschwunden, Ines hatte alleine die Verantwortung. Jetzt ist Ines tot, das einzige, was sie hinterlassen hat, ist eine kleine Kiste. Alexa findet darin einen angefangenen Brief, eine Art Beichte und Hinweise auf das frühere Leben ihrer Mutter. Alexa und Katja begeben sich gemeinsam auf Spurensuche. Sie finden viel über ihre Eltern heraus, teilweise erschreckendes und lernen sich selbst und ihre Mutter und ihren Vater besser kennen und verstehen.
Ein Roman über eine ungewöhnliche Familiengeschichte, bei der Blutsbande und Erziehung und welche Auswirkungen dieses auf die Nachkommen haben das Hauptthema ist. Es wurde viel verschwiegen, Freude und Leid der Liebe werden ausführlich geschildert. Das Ende in rosarot ist für meinen Geschmack, wie auch Teile im Roman, zu schnulzig.

Bewertung vom 12.08.2016
Bühlerhöhe, 8 Audio-CDs
Glaser, Brigitte

Bühlerhöhe, 8 Audio-CDs


schlecht

Rosa Silbermann wird aus ihrer Arbeit im Kibbuz gerissen und mit der Aufgabe betraut, dem Geheimagenten Ari als Ehefrau in der Bühlerhöhe im Schwarzwald zu helfen. Als Kind war Rosa oft mit ihren Eltern, Geschwistern und dem Großvater dort, die Umgebung und auch einige Menschen dort kennt sie sehr gut. Ihr Sträuben, nach Deutschland zurückzukehren, hilft nichts, sie muss in das Land, das ihr die Mutter und den Bruder genommen hat. Der Auftrag ist von äußerster Wichtigkeit, das Leben Konrad Adenauers bedroht. Adenauer, der Israel finanziell unterstützen möchte und Israel benötigt dringend dieses Geld. Die Ankunft auf der Bühlerhöhe läuft nicht wie erwartet, Ari ist nicht da, mehrere Tage muss sie auf ihn warten. Und die Hausdame Sophie Reisacher ist äußerst misstrauisch, einerseits ihrer Legende gegenüber, andererseits weil ihr baldiger Verlobter von den Reizen Rosas geblendet ist. Viele Erinnerungen prasseln auf Rosa ein, Häuser und Geschäfte, die ehemals Juden bewohnten, Menschen, die immer noch in der Nazizeit lebten, aber auch Freunde, die ihr wohlgesonnen sind. Die Aufgabe, den möglichen Attentäter selbst aufzuspüren werden ihr langsam zu viel und so freut sie sich auf die angekündigte Ankunft Aris. Doch irgendetwas stimmt nicht mit ihm. Auch, dass er das ausgemachte Geheimwort weiß hilft nicht über ihr Gefühl hinweg.
Ein sehr interessanter politischer Krimi, sehr gut recherchiert, auch wenn das Attentat aus der Fantasie der Autorin stammen passt dieses hervorragend in die Geschichte um die Sommerfrische des Kanzlers hinein. Anne Moll als Leserin lässt ihre Stimme und die Dialekte so einfließen, dass man die Protagonisten formlich vor sich sieht.

Bewertung vom 08.08.2016
Der kalte Saphir
Düblin, Michael

Der kalte Saphir


ausgezeichnet

Jule Sommer, als Journalistin eines angesehenen Musikjournals, will mehr über die Hintergründe des Todes von Jerome und der anschließenden Auflösung der berühmten Band Klarstein erfahren. In den 70er Jahren war diese Band Kult, dann starb zuerst Sven an einer Überdosis und kurze Zeit später wurde der Sänger und Bandgründer Jerome erschossen. Als Täterin kam nur Zeb, die Drummerin, in Frage, es war ihre Waffe, sie hielt sie in der Hand. Sebastian Winter, der Tontechniker der Band, war davon überzeugt und verhalf ihr zur Flucht. Doch was war damals wirklich geschehen? Jetzt über 30 Jahre später gibt Sebastian Winter ein Interview, er erzählt von den Anfängen, wie die Gruppe zusammengekommen ist, welche Geldsorgen und künstlerische Streitigkeiten und auch Eifersüchteleien, besonders in Bezug auf das einzig weibliche Mitglied, Zeb, zu bewältigen waren.
Drei verschiedene Zeitebenen werden abwechselnd, teils übergangslos beschrieben, die Jetztzeit im Interview, die Rückblende auf die Jahre mit der Band und ein halbes Jahr vor diesem Interview, bei dem ein Umdenken bei Sebastian begann und er herausfand, was wirklich geschah. Der Roman zeichnet sich durch einen interessanten Schreibstil und durch viele Einblicke in das Leben einer Rockband aus. Sehr interessant.

Bewertung vom 08.08.2016
Lügenmauer / Emma Vaughan Bd.1
Bierach, Barbara

Lügenmauer / Emma Vaughan Bd.1


ausgezeichnet

Der pensionierte evangelische Geistliche Charles Fitzpatrick wird erdrosselt in seinem Haus aufgefunden. Die Ermittlungen Emma Vaughans ergeben, dass Charles nicht sonderlich beliebt war, nicht mal bei seiner Ehefrau und den Kindern. Doch alle aber ein wasserdichtes Alibi. Hat doch die IRA etwas damit zu tun? Im katholischen Irland als evangelischer Geistlicher auch noch als Soldatenpfarrer gearbeitet zu haben, evt. sogar spioniert zu haben, könnte schon ein Motiv sein. Und warum hat Charles kurz vor seinem Tod eine Familienanwältin aufgesucht um nach dem Erbrecht von unehelichen Kindern zu fragen? Was hat es mit der schon längst verstorbenen Schwester Kaitlin auf sich? Nicht nur die Klärung des Falles beschäftigt Emma, ihre Probleme mit ihrem Exmann Paul und ihr pubertierten Sohn Steve nehmen sie genauso in Anspruch wie ihre körperlichen Beschwerden nach einem von Paul verursachten Autounfall und ihr Kampf um Anerkennung als geschiedene, alleinerziehende, evangelische Polizistin.
Ein Kriminalroman der mehr eine Familiengeschichte ist, mit Religionsstreitigkeiten und dem selbstgerechten Bild der Männer und der Kirche. Sehr spannend und emotional berührend geschrieben.

Bewertung vom 08.08.2016
Und damit fing es an (eBook, ePUB)
Tremain, Rose

Und damit fing es an (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Gustav und Anton könnten nicht unterschiedlicher sein. Gustavs Vater Erich ist kurz nach seiner Geburt gestorben, die Mutter hat kämpfen müssen, um sie beide satt zu bekommen. Anton, als Sohn eines jüdischen Bankiers in der Schweiz, hat ein schönes Zuhause, bekommt Klavierunterricht und zeigt sich als äußerst begabt darin. Im Kindergarten in Matzlingen im Mittelland der Schweiz treffen 1947 beide aufeinander, Anton, der sich verloren fühlt, wird von Gustav getröstet und bald sind beide die besten Freunde. Gustavs Mutter gefällt diese Freundschaft nicht, Erich hat als Polizist Daten auf Einreisepapiere jüdischer Immigranten gefälscht um ihnen die Einreise in die Schweiz zu ermöglichen. Die spätere Entlassung aus dem Polizeidienst hat er nie überwunden. So gibt sie "den Juden" die Mitschuld am frühen Tod ihres Mannes.
Der Roman erzählt sehr geschickt in drei Zeitebenen über das Leben Gustav und Antons und Gustavs Eltern. Die Zeit der Jugend ab 1947, die Zeit des Kennenlernens der Eltern 1937 und die Zeit Gustav und Antons als 50-jährige mit all Ihren erfüllten und unerfüllten Hoffnungen und beruflichen Wegen. Sehr bewegend und mit immer neuen Wendungen erzählt.

Bewertung vom 05.07.2016
Der letzte Pilger / Kommissar Tommy Bergmann Bd.1
Sveen, Gard

Der letzte Pilger / Kommissar Tommy Bergmann Bd.1


ausgezeichnet

Der Kommissar Tommy Bergmann hat kurz nach dem Fund von schon lange im Wald verscharrte Knochen mit Schussverletzungen im Schädel mit einem weiteren - aktuellen - Mordfall zu tun. Der hoch angesehene Widerstandskämpfer im 3. Reich, Carl Oscar Krogh, wurde brutalst ermordet, die Augen wurden ausgestochen. Tommy vermutet einen Zusammenhang zwischen den Knochenfunden der zwei Erwachsenen und einem Kind und Krogh. Bei den Ermittlungen stößt er auf den Namen Agnes Gerner, die seit 1945 als vermisst gilt und ebenfalls im Widerstand tätig war. Der Krimi wechselt immer wieder die Zeiten und Handlungsstränge zwischen 1939 bis 1945 und 2003, so dass wir als Leser/ Hörer parallel die Ermittlungsarbeit verfolgen sowie aus dem Leben und dem Kampf von Agnes und Carl Oscar erfahren. Gard Sveen hat dieses sehr geschickt miteinander verwoben. Immer wieder treten neue Zusammenhänge auf, Verdächtige werden wieder zu Unverdächtigen, neue treten auf. Bis zum Ende ist es äußerst spannend und überraschend erzählt.

Bewertung vom 03.06.2016
Der Ort, an dem die Reise endet
Owuor, Yvonne Adhiambo

Der Ort, an dem die Reise endet


sehr gut

In Nairobi im Jahr 2007 wurde mitten auf der Straße Odidi Oganda erschossen, ein junger Mann, der sich für Gerechtigkeit und gegen Korruption einsetzte. Seine Schwester Ajany ist aus Brasilien zurückgekehrt um mit ihrem Vater Nyipir den Toten nach Hause, nach Wuoth Ogik, zurück zu bringen. Der Tot wirft bereits viele Fragen auf, doch auch die Familiengeschichte ist voller Brüche und Seltsamkeiten. Ajany erinnert sich an die Zeiten die sie mit ihrem Bruder verbracht hat, daran, dass der nur 4 Jahre ältere sich um sie gekümmert hat und nicht ihre Mutter. Daran, wie sie in einer - verbotenen - Höhle gespielt haben und dort Schreckliches erlebt haben. Ihre Zeit im Schulinternat war auch alles andere als glücklich. Ihr Zuhause, Wuoth Ogik, liegt im trockenen Norden Kenias, weit weg von der Zivilisation, und dieses haben sie zu spüren bekommen. Auch Nyipir erinnert sich an vergangene Zeiten, wie er als Kind versuchte Geld zu verdienen um nach Burma reisen zu können zu seinem Vater und Bruder, die als Soldaten dort hingeschickt wurden und nicht zurückkamen. Daran, wie er selbst zu den Soldaten kam, Folter und Leid ertrug und einen Weg aus dem Elend fand.
Die Beerdigung Odidis verzögert sich, ihre Mutter Akai flüchtet aus Verzweiflung über den Tod des geliebten Sohnes. Ajany entdeckt in Haus ein Nacktbild ihrer schwangerer Mutter, gemalt von einem Hugh Bolton. Wer ist dieser Mann, was hat er mit der Familie zu tun? Kurz darauf erscheint Hughs Sohn Isaiah, der im regen Briefkontakt mit Odidi war, um mehr über seinen Vater und dessen Verbleib zu erfahren.
Yvonne Adhiambo Owuor schreibt einen sehr umfangreichen Roman über das Leben und die Lebensart Kenias. Politik, Familie, Zusammengehörigkeitsgefühl, Religion und Übersinnliches nehmen einen großen Raum ein, auch die Natur, die Landschaft und Tierwelt und die Eigenheiten des Klimas, der Dürre werden thematisiert. Man erfährt viel über ein doch recht fremde Welt. Immer wieder springt die Geschichte in verschiedene Zeiten, werden Geschichten aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Ein interessanter Roman, der eine erhöhte Aufmerksamkeit beim Lesen erfordert. Die Sprünge sind mir an manchen Stellen zu radikal, zu schwer nachzuvollziehen. Im Anhang hätte ich mir eine kurze Abhandlung über die politische Geschichte Kenias gewünscht.

Bewertung vom 03.06.2016
Remember Mia
Burt, Alexandra

Remember Mia


ausgezeichnet

Estelle ist eine überforderte junge Mutter. Die kleine Mia hat mit 7 Monaten immer noch Koliken und schreit sehr viel. Jack, der Vater des Kindes, flüchtet in seine Arbeit als Anwalt. Als er eine Anstellung in Chicago bekommt, lässt er eine frei stehende Wohnung in einem Renovierungshaus für Estelle und Mia herrichten. Der Architekt wohnt eine Etage darüber und soll als Mädchen für alles für sie da sein. Doch plötzlich verschwindet Mia aus der verschlossenen Wohnung und auch alles was Mia gehörte, Fläschchen, Windeln, Spielsachen, alles ist verschwunden. Estelle wendet sich an die Polizei, doch als sie dort ist hat sie Visionen von Blut, sie vermutet, dass sie selbst an dem Verschwinden schuld hat, ja, vielleicht hat sie selbst Mia getötet. Den Gedanken daran hatte sie bei dem vielen Schreianfällen schon mehrmals gehabt. Kurz danach wacht sie im Krankenhaus wieder auf, schwer verletzt, ein Ohr fehlt und sie kann sich an nichts erinnern. Da sie psychisch labil ist und Tabletten nimmt, wird sie nicht in Polizeigewahrsam sondern in eine psychologische Klinik geschickt. Der einfühlsame Therapeut versucht die Amnesie aufzubrechen und die Wahrheit ans Licht zu bringen. So nach und nach erinnert sich Estelle wieder an die Vorkommnisse.
Ein psychologisch raffiniert aufgearbeiteter Thriller mit überraschenden Wendungen, immer abwechselnd in der Gegenwart und in Rückblenden spielend. Die Protagonisten sind genau und nachfühlbar beschrieben, die Ängste der jungen Mutter sind nachvollziehbar und äußerst gut beschrieben. Ein Buch das man nur schwer aus der Hand legen kann.

Bewertung vom 29.05.2016
Der Fünfzigjährige, der den Hintern nicht hochbekam, bis ihm ein Tiger auf die Sprünge half / Der Fünfzigjährige-Trilogie Bd.2
Bergstrand, Mikael

Der Fünfzigjährige, der den Hintern nicht hochbekam, bis ihm ein Tiger auf die Sprünge half / Der Fünfzigjährige-Trilogie Bd.2


weniger gut

Göran Borg ist in einer Lebenskrise seitdem er aus Indien wieder zurück ist. Die Arbeit als Texter in einer Werbeagentur macht ihm keinen Spaß mehr, er hat zu viele Kilos auf den Rippen und chronische Unlust. Linda, seine Tochter, hat ihm eine Psychologin empfohlen um wieder auf die Beine zu kommen. Karin Vallberg Torstensson hat sich der "kognitiven Verhaltenstherapie" verschrieben. Ein Punkt, den es für Göran auf seiner selbst verfassten Liste abzuarbeiten gilt ist auszugehen und seine Freunde zu treffen. Also geht er mit einigen Kumpels in die Kneipe. Dort trifft er Sven Grip, sie stellen schnell fest, dass sie gemeinsame Interessen und Hobbys haben und so freunden sie sich schnell an. Als es dann jedoch zu einem Besuch in Svens Wohnung kommt, stellt Göran fest, dass Sven schwul ist und flüchtet. Da kommt es ihm recht, dass Yogi bald heiraten möchte, auch wenn die Hochzeit auf unbestimmte Zeit verschoben wurde, und er reist sofort nach Delhi. Die Probleme, die dort mit der Hochzeit zu bewältigen sind, sind für Yogi, seiner Verlobten Lakshmi und Göran nur unter großen Kraftanstrengungen zu lösen.
Der Roman von Mikael Bergstrand wurde als ein Bestseller mit Lachgarantie beworben. Mir ist entgangen, wo dieses ein Bestseller sein soll, gelacht, ja noch nicht einmal geschmunzelt habe ich nicht. Die Handlung wurde routiniert heruntergeschrieben, von Sprachwitz oder interessanten Wendungen keine Spur. Aus der verrückten Handlung hätte man mit mehr Hintergrundinformationen und indischem Lokalkolorit mehr machen können, die Mentalität und Lebensgewohnheiten der Inder blieben mir fremd. Probleme des Landes, besonders Frauen gegenüber, wurden vollkommen außer Acht gelassen, so fährt Lakshmi völlig alleine quer durch den Kontinent. Insgesamt ein Roman der mich, besonders durch die Erwartungshaltung der Werbung wie auch des Titels, der auf den erfolgreichen Roman des 100-jährigen anspielt, enttäuscht hat.

Bewertung vom 29.05.2016
Vom Ende der Einsamkeit
Wells, Benedict

Vom Ende der Einsamkeit


ausgezeichnet

Noch im Kindesalter erfahren Jules, Marty und Liz einen schweren Schicksalsschlag. Ihre Eltern kommen bei einem Verkehrsunfall ums Leben und somit ändert sich auch ihr Leben grundlegend. Sie kommen zusammen in ein Internat, die Gemeinschaft als Geschwister hört dort jedoch auf. Jeder lebt und erlebt sein eigenes - nicht vorher bestimmtes - Leben und sie entfremden sich immer mehr voneinander. Marty verkriecht sich in die Forschung und Computer, Liz wird der Jungenschwarm und lässt auch nichts aus während Jules, aus dessen Perspektive der Roman erzählt wird - sich immer mehr in sich selbst zurück zieht. Einzig Alva, eine Mitschülerin die genau wie er selbst in sich verschlossen scheint, freundet sich mit ihm an. Nach Abschluss der Schulzeit verlieren sich die Geschwister aus den Augen und auch Alva geht, nach Missverständnissen und einem Streit, ihren eigenen Weg. Jules, der die letzten gehässigen Worte die er an seinen Vater gerichtet hat bereut, aber durch den plötzlichen Tod nicht zurück nehmen konnte, versucht sich an der Leidenschaft seines Vater als Fotograf. Er scheitert und sucht weiter nach seinem Weg. Jedes Verhältnis mit einer Frau wird überschattet von der Erinnerung an Alva, er wird mit keiner glücklich. Nach vielen Jahren treffen sich die Beiden wieder, sie erkennen ihre Liebe zueinander, jedoch ist Alva verheiratet.
Benedict Wells gelingt ein großartiger Roman über Liebe, Verlust und was wäre wenn. Wenn nur kleine Weichen in unserem Leben anders gewesen wären, wie wäre unser Leben verlaufen. Diese Frage stellt sich Jules häufig und es dauert bis er erkennt, dass das Leben in einem selbst steckt. Vielleicht wäre das äußere Leben anders, das innere, wie man sich fühlt, wünscht, empfindet, bleibt gleich. Seine Schwester war auch als Kind, als die Eltern noch lebten, ein sehr temperamentvoller, extrovertierter Mensch gewesen, sein Bruder schon immer ein Tüftler und Forscher. Ein sehr kluges Buch über das Leben und den Tod.

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