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solveig

Bewertungen

Insgesamt 471 Bewertungen
Bewertung vom 25.01.2015
Carlottas Auftrag
Jawhari, Julia

Carlottas Auftrag


sehr gut

"Veränderungen tun weh..."


… erkennt die 13jährige Carlotta. Sie ist „veränderungskrank“: das ständige Auf und Ab ihrer Gefühle verunsichert sie zutiefst, sie versteht sich und die Welt nicht mehr. Mit ihren Eltern mag das Mädchen nicht über die Fragen und Probleme sprechen, die sie bedrängen, und zieht sich immer mehr zurück.
Da erhält sie einen geheimnisvollen Brief von Theodora, einem gleichaltrigen Mädchen aus der Vergangenheit, in dem sie erfährt, dass sie einen Auftrag erfüllen muss. Niemanden darf sie einweihen, selbst ihre Freundin Sophia nicht, damit der Zauber sich nicht auflöst. Eine schwierige Zeit folgt für Carlotta; denn Sophia zieht in eine andere Stadt und mit dem neuen Mitschüler Tom hat sie Probleme. Bis sie eines Tages nur noch einen Ausweg sieht…

Sehr einfühlsam erzählt die Autorin von den Konflikten, mit denen ein junger Mensch während seiner Entwicklung zu kämpfen hat. In lockerem Stil und jugendgerechter Sprache führt sie ihre Leser durch Carlottas Alltag und benennt klar die drängenden Fragen, auf die Teenager in der Pubertät nach Antworten suchen.
Auch Erwachsene können sich gut in Carlottas Situation (wieder) hineinversetzen. Manchmal ist es einfach lehrreich, sich an die Zeit der eigenen Pubertät zu erinnern, um die Probleme Jugendlicher ernst zu nehmen. Es ist wirklich nicht einfach, erwachsen zu werden!

Bewertung vom 07.01.2015
Forever Jungs
Britton, Mark

Forever Jungs


sehr gut

Best Agers

Wer hat mir denn da über die Schulter geschaut?
In dem Buch „Forever Jungs“ erkennt sich so mancher Leser wieder. Brittons humorvolle Analyse von dem „merkwürdigen Verhalten von Männern in der Lebensmitte“ erklärt deutlich: Auch Männer bleiben von den Problemen der „Wechseljahre“ nicht verschont!
Beobachtungen, die der vielseitige Autor (er hat auch Psychologie studiert!) bei sich selbst und an Freunden macht, treffen den Nerv des Lesers. Kennt nicht fast jeder von uns jemanden, der einen kennt, der sich ohne Rücksicht auf seine Wirbelsäule in ein gesteigertes Sportprogramm stürzt? Oder sich ein Sportcoupé zulegt oder gar eine viel jüngere Frau?
In lockerem Plauderton beschreibt Britton ungeschönt Symptome der Andropause, ihre Auswirkungen auf die Betroffenen und deren unterschiedliche Reaktionen. Mitunter bleibt dem Leser vielleicht auch das Lachen im Halse stecken; denn unter der heiteren Oberfläche werden auch ernste Themen angegesprochen, wie etwa der Gedanke an die eigene Endlichkeit.

Mein Resümée: Ob mit Antifaltencreme oder hautfreundlichem Rasierwasser - das Älterwerden und die damit verbundenen Probleme (be-) trifft uns alle irgendwann. Aber mit Humor erträgt es sich leichter!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.01.2015
Die Tochter des Bildhauers
Jansson, Tove

Die Tochter des Bildhauers


ausgezeichnet

Schatz der Kindheit


Ganz aus der Sicht eines Kindes werden hier unterschiedliche Situationen und Szenen beschrieben. Tove Jansson, die „Mutter der Mumins“, erzählt von ihren Erinnerungen aus ihrer Perspektive als nachdenkliches kleines Mädchen, sehr sensibel, sehr eindrücklich.
Kleine alltägliche Begebenheiten wechseln mit den wichtigen Ereignissen im Leben eines Kindes, wie etwa Weihnachten. Ob es sich um den Fund eines „Schatzes“ , die Diskussion mit ihrem Freund Albert oder eine selbst inszenierte Theateraufführung handelt - Toves Auseinandersetzung mit ihren kindlichen Gefühlen, ihr Ernst sind authentisch.
Durch ihre Augen lernen wir die Menschen kennen, die ihr junges Leben prägen: die Großeltern, die verwirrte Fanny, vor allem aber ihre Eltern: den Vater, der als Bildhauer tätig ist, und ihre Mutter, die als Illustratorin arbeitet. Der bürgerlich-künstlerische Stil ihrer Lebensweise und Erziehung spiegelt sich in Toves kindlichen Erzählungen.
Tove Janssons Phantasie, gemischt mit den nordischen Sagen und Märchen, erzeugt eine Welt voller Magie und Wunder, die jeder versteht, der sich noch einmal in seine eigene Kindheit hineinversetzt.
Nach der Lektüre dieses Buches ist jedem klar, warum die Mumin-Trolle so lebendig wirken…

Bewertung vom 30.12.2014
Ungeschehen
Seskis, Tina

Ungeschehen


sehr gut

Flucht in ein neues Leben



Kann ein Mensch einfach seinem alten Leben entfliehen und in ein anderes Ich schlüpfen?
Emily versucht es, und es gelingt ihr beinahe. Wenn da nicht die Schuldgefühle wären und ein schreckliches Geheimnis, das sie immer wieder einholt, gerade wenn sie glaubt, die schlimmste Zeit überwunden zu haben. Ihre Vergangenheit kann sie doch nicht so einfach tilgen, als sei nie etwas geschehen. Als sie eines Tages neben einer Leiche erwacht, erfährt ihr Leben erneut eine Wendung.
Aus vielen Puzzleteilchen setzt die Autorin den Roman „Ungeschehen“ zusammen. Die Schilderung der gegenwärtigen Situation der Protagonistin wechselt stets mit Erinnerungsteilen aus unterschiedlichen Sichtweisen, so dass sich nach und nach ein klareres Bild ergibt. Der Leser mag dabei ungeduldig werden; denn die eigentliche Vorgeschichte, die alles ins Rollen bringt, stellt sich erst zum Schluss heraus.
Doch Tina Seskis hat einen lockeren, flüssigen Schreibstil und weiß immer wieder Spannung aufzubauen, so dass der Leser Emily gerne bis zum Schluss auf ihrer Suche nach einem neuen Leben begleitet. Sie entwirft ein realistisches Familienbild mit positiven und negativen Aspekten, das glaubwürdig erscheint. Allerdings könnte die Autorin hier (für meinen Geschmack) noch detaillierter eingehen.
Für das einmal andersartige Thema ihres Romans und ihre angenehme und unterhaltende Erzählweise vergebe ich vier Sterne.

Bewertung vom 29.12.2014
Tödliche Flaschenpost & Tausend Träume
Limbach, Susanne

Tödliche Flaschenpost & Tausend Träume


sehr gut

"Jedes Ding hat zwei Seiten" ...


… Auch dieses Taschenbuch mit Kurzgeschichten von Susanne Limbach! Denn anstelle, wie gewohnt, einer Vor- und einer Rückseite zeigt es uns gleich zwei Titelseiten.

Der freundliche Teil der „Tausend Träume“ beschert dem Leser kleine Erzählungen, die ihn unterhalten, aber auch nachdenklich stimmen. Sie handeln von Liebe und Verständnis, aber auch von einer leisen Wehmut des Altwerdens und Vergessens. So manches uns alltäglich oder unwichtig erscheinende Thema erhält hier neue Bedeutung und lässt uns in der Hektik des Alltags für einen Augenblick innehalten.

Wendet der Leser aber die „Tausend Träume“, so kommt eine dunkle Seite zum Vorschein: in dem Teil „Tödliche Flaschenpost“ geht es kriminell und manchmal äußerst makaber zu. Rache heißt hier das mörderische Motiv der meisten Kurzgeschichten. Ob im dicht besiedelten Ruhrgebiet oder auf der Insel Amrum: viele der Opfer scheinen den Tod verdient zu haben. Oder doch nicht? Manches bleibt geheimnisvoll.

In einer schönen, bildhaften Sprache erzählt Susanne Limbach, kurz, prägnant und die Phantasie des Lesers anregend.
Spannend und geheimnisvoll auf der einen Seite - nachdenklich und liebevoll auf der anderen, immer aber gut unterhaltend: ein Wendebuch mit vielen Facetten!

Bewertung vom 19.12.2014
Der Trafikant
Seethaler, Robert

Der Trafikant


ausgezeichnet

Als sein Vater stirbt, beginnt für Franz Huchel aus Nußdorf ein neues Leben. Er wird nach Wien geschickt zu Otto Trsnjek, der dort eine Trafik, eineVerkaufsstelle für Tabakwaren, Zeitungen und Zeitschriften führt. Dieser bildet Franz zu einem Trafikanten aus. Er erklärt dem Jungen aus dem Salzkammergut nach und nach nicht nur die Besonderheiten der diversen Zigarrenmarken, sondern trägt ihm vor allem auf, sich in den Zeitungen über Politik und die wichtigsten Ereignisse seiner Zeit zu informieren.
Mit wunderbarer Leichtigkeit erzählt der Autor, was dem gutgläubigen Franz im Wien der Dreißiger Jahre widerfährt.
Er verliebt sich in die junge Anezka. In der Trafik begegnet er Sigmund Freud. Auf der Suche nach Antworten auf seine drängenden Fragen als Heranwachsender lernt er den Psychologen schätzen; es entwickelt sich sogar eine Freundschaft.
Zwar von großer Naivität, aber treffsicher, beeindruckt Franz sogar den „Depperten-Doktor“ Freud mit der Logik seiner Erkenntnisse.
Es ist eine problematische Zeit, das Jahr der Machtübernahme in Österreich. „Mitschwimmen oder dagegen anstrampeln“ - eine schwierige Frage für Franz. Entsprechend der ehrlichen Geradlinigkeit seiner Denkweise lebt und handelt der junge Mann auch, und so bleibt es nicht aus, dass er bald bei den Nazis aneckt.
Während der Leser noch über Franz schmunzelt, spürt er doch, dass dieser bei aller Schlichtheit wesentlich mutiger und weitsichtiger als die meisten seiner Zeitgenossen ist.
Mein Fazit: Ein Roman, der bestens unterhält, aber auch sehr nachdenklich stimmt.

3 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.12.2014
Der Rat der Wächter / Darwen Arkwright Bd.2
Hartley, A. J.

Der Rat der Wächter / Darwen Arkwright Bd.2


sehr gut

Retter der Welt


Eine große Verantwortung lastet auf Darwen Arkwrights Schultern; denn er ist der einzige Mensch, dem es möglich ist die Erde zu retten. Ein bösartiges Wesen aus Silbrica, einer Welt, die nur durch Spiegelportale betreten werden kann, plant eine Invasion in die menschliche Welt. An der Seite des elfjährigen Darwen, eines „Spiegelokulisten“ , erlebt der junge Leser zahlreiche Abenteuer und lebensbedrohliche Situationen. Zum Glück besitzt Darwen gute Freunde wie Alex und Rich. Und da gibt es auch noch den geheimnisvollen Mr. Peregrine …

Hartley vermischt geschickt Realität und Phantasie; in einer bizarren Welt begegnen uns merkwürdige und schreckliche Geschöpfe. Auf sehr spannende, aber auch humorvolle Art erzählt er von den Abenteuern die der Protagonist und seine Freunde bestehen müssen.

Doch nicht nur Phantasie und Abenteuer machen das Buch aus. In lockerem und frischem Ton behandelt der Autor auch sensible Sujets wie Freundschaft und Zusammenhalt - für jeden Heranwachsenden Themen von enormer Bedeutung.

Hartley, der für den ersten Band „Darwen Arkwright and the Peregrine Pact“ im Jahr 2012 den „SIBA Book Award“ erhielt, setzt die Reihe um Darwen und den Peregrine-Pakt weiter fort. Seine jungen Fans können sich bereits auf das nächste Abenteuer freuen!

Bewertung vom 28.11.2014
Märzgefallene / Kommissar Gereon Rath Bd.5
Kutscher, Volker

Märzgefallene / Kommissar Gereon Rath Bd.5


ausgezeichnet

Ein echtes Lese-Erlebnis



Dieser fünfte Teil um und mit Gereon Rath ist bestimmt kein Leichtgewicht, und das meine ich nicht nur im Hinsicht auf seinen Umfang. Der neue Roman von Volker Kutscher ist ein komplexes, vielschichtiges Werk. Wie auch in seinen vorherigen Krimis versteht der Autor es perfekt, einen Kriminalfall in das Deutschland der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts zu verlegen und mit historischen Ereignissen und Personen zu verknüpfen.

Nach dem Reichstagsbrand am 27. Februar 1933 wird Kommissar Gereon Rath aus seinem Köln-Urlaub zurückgerufen und mit dem Mord an einem Obdachlosen konfrontiert. Der Fall wird zwischenzeitlich als zweitrangig eingeordnet und Rath zur Arbeit bei der Politischen Polizei beordert.
Als aber ein zweiter, ähnlicher Mord geschieht, ermittelt Rath weiter und erkennt erstaunliche Zusammenhänge. Seine Nachforschungen führen ihn unter anderem zu Leutnant von Roddeck und Geschehnissen aus dem 1. Weltkrieg, die Roddeck in einer Erzählung, „Märzgefallene“ , veröffentlicht. Der Roman im Roman berichtet von den gefallenen Soldaten der Kämpfe vor der „Siegfriedfront“ bei Cambrai im März 1917. Wer sich in der Geschichte des 20. Jahrhunderts etwas auskennt, dem wird die Mehrdeutigkeit des Titels, den Kutscher seinem Krimi gegeben hat, durchaus bewusst; denn gleichzeitig ist der Begriff „Märzgefallene“ auch die ironische Bezeichnung für die zahlreichen Menschen, die nach den Wahlen am 5. März 1933 der NSDAP beitraten.

Der Autor nimmt seine Leser auf eine Zeitreise in das Jahr 1933 mit, und es gelingt ihm mühelos, sie mitten in den Alltag der Protagonisten hinein zu versetzen. Detailgetreu und sensibel beleuchtet er die düstere Atmosphäre und die aufgeputschte Stimmung im „neuen Deutschland“ von „unten“ her, aus der Sicht der Bevölkerung. Er lässt den Leser die Wahlen im März und die Veränderung Deutschlands miterleben und gibt aus unterschiedlichen Perspektiven Lebensgefühl, Hoffnungen und Ängste jener Zeit wieder, was den Roman sehr real und die Charaktere authentisch wirken lässt.
Die Mordserie und ihre Aufklärungsarbeit geraten darüber keineswegs in den Hintergrund, sondern sind geschickt in mehreren Erzählsträngen mit historischen Ereignissen und privaten Problemen Raths verwoben. Unerwartete Wendungen halten die Spannung bis zum Schluss.
Mein Fazit: Ein rundum gelungenes Buch und ein wirkliches Lese-Erlebnis!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.