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Magnolia
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Bayern

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Insgesamt 622 Bewertungen
Bewertung vom 31.10.2022
Wer mit den Toten spricht / Raven & Flyte ermitteln Bd.2 (MP3-Download)
Turner, A. K.

Wer mit den Toten spricht / Raven & Flyte ermitteln Bd.2 (MP3-Download)


ausgezeichnet

Raven & Flyte ermitteln – der zweite Fall um die Rechtsmedizinerin Cassie Raven und DS Phyllida Flyte ist gelöst. Ein Hörbuch von SAGA Egmont, Sprecherin Sandra Voss.

Es geht gleich mal heftig los. Auf Cassies Seziertisch liegt ein Jugendlicher und die Frage drängt sich auf, ob er sich selbst stranguliert hat oder ob hier doch ein Verbrechen vorliegt. Neben diesem noch ungeklärten Tod ist sie auf der Suche nach den Umständen, wie ihre Mutter ums Leben gekommen ist. Als 4jährige hat sie beide Elternteile durch einen Autounfall verloren, zumindest hat sie dies bis jetzt geglaubt. Nach einem leichten Schlaganfall sieht sich ihre Großmutter, bei der sie aufgewachsen ist, genötigt, ihr endlich die Wahrheit zu sagen. Und diese ist nicht ohne. Cassies Vater, wurde damals angeklagt und verurteilt, seine Frau, Cassies Mutter, getötet zu haben. Und nun ist er frei, die beiden treffen aufeinander. Warum wurde sie über so viele Jahre angelogen?

Cassie, die mit ihren Piercings und Tattoos schon anders aussieht, will mehr wissen. Sie recherchiert, auch mit Flytes Hilfe, sie vergräbt sich schier in das Damals, in das Leben ihrer Mutter. Und sie stößt auf Schweigen, viele können oder wollen sich nicht mehr erinnern. Warum?

Sandra Voss hat mir diesen zweiten Teil der Forensik-Thriller-Reihe vorgelesen, sie hat dies gut gemacht. Bis auf die Großmutter ist sie allen Figuren stimmlich gerecht geworden. So konnte ich mich in den so spannenden wie mysteriösen Fall vertiefen. Hat Cassie sich verrannt? Aber nein, sie schaut genau hin, hört zu - eine, die mit ihren Toten spricht, ihnen Respekt zollt, deren Sinne sind geschärft. Sie sieht Kleinigkeiten und wird doch immer wieder von der Wirklichkeit eingeholt. So mancher versucht, seine Lügereien zu vertuschen. Lange ist nicht klar, wer denn nun für den Tod von Cassies Mutter verantwortlich ist und warum dies aus Sicht dieser Person geschehen musste.

Cassie ist mir sehr ans Herz gewachsen, sie ist ein unerschrockener und liebenswerter Charakter. Auch Flytes sprödem Charme konnte ich viel abgewinnen. Die beiden sind ein gelungenes Ermittler-Duo, denen ich noch gerne bei weiteren Fällen über die Schulter schauen würde.

Es ist der zweite Band der Reihe und doch kann er ohne Kenntnis des Vorgängers gehört bzw. gelesen werden. Ich mag es, wenn jedes Buch in sich abgeschlossen ist und das Wesentliche, das Wissenswerte, ins Geschehen mit einfließt.

Mit Cassie und den anderen Charakteren, die allesamt glaubhaft dargestellt sind, habe ich nun sowohl Bradleys Tod als auch den ihrer Mutter aufgelöst. Viel Unvorhergesehenes ist passiert, die Handlung war gut durchdacht, sie war in weiten Teilen nachvollziehbar und nun bin ich gespannt auf den nächsten Fall.

Bewertung vom 30.10.2022
Als die Welt zerbrach (eBook, ePUB)
Boyne, John

Als die Welt zerbrach (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Erst einmal musste ich tief durchatmen, das gerade Gelesene nochmal an mir vorüberziehen lassen. „Als die Welt zerbrach“ ist eine tieftraurige Erzählung um eine Schuld hinter der Schuld, dessen Namen die über 90jährige Gretel in ihrem langen Leben nie mehr aussprechen konnte. Sie hat viel erlebt, viel erlitten und noch mehr geschwiegen.

Die damals 12jährige flieht mit ihrer Mutter nach Frankreich, nachdem ihr Vater, ein hochrangiger KZ-Kommandant, hingerichtet wurde, aber auch in Paris holt die Vergangenheit sie ein. Als nach einigen Jahren ihre Mutter stirbt, wagt Gretel in Australien einen Neuanfang - immer darauf bedacht, ihr Lügenkonstrukt aufrecht zu erhalten. Selbst hier ist sie nicht sicher, London wird und bleibt ihr Zufluchtsort. Und hier lebt sie gut situiert in einem noblen Viertel, als in der Wohnung unter ihr Henry mit seinen Eltern einzieht. Der Neunjährige erinnert sie schmerzlich an Vergangenes und nicht nur das, sie schließt den verschlossenen Jungen ins Herz. Sie sieht viel zu viel, ringt mit sich selbst und kommt zu einem für sie folgenschweren Entschluss.

In zwei sich stetig abwechselnden Ebenen erzählt John Boyne vom Gestern und vom Heute, von der betagten Gretel in London 2022 und geht zurück, wechselt ins Jahr 1946, gibt Einblicke in „Die Tochter des Teufels“. Er nimmt seine Leser mit nach Sydney, wo sie 1952 ankam, gibt Zwischenspiele in Polen oder am Zaun, um nur einiges zu nennen. So erfahre ich sukzessive ihre Lebensgeschichte. Eine Geschichte, die mich tief berührt und zutiefst traurig gemacht hat. Sie war Kind, als das Schreckliche geschah, die Lebenslüge wurde ihr aufgedrängt und einmal damit angefangen, wird sie sie nicht mehr los. Und nicht genug damit, sie nimmt auch danach ihre Umgebung wahr, sieht hinter die Kulissen und muss doch einsehen, dass die Welt sich zwar weitergedreht hat, die Menschheit aber immer Mittel und Wege findet, die eigenen Unzulänglichkeiten zu vertuschen.

Gretels Lebensweg bin ich gerne gefolgt - eine toughe Frau, vom Leben geprägt, auch die anderen Charaktere waren authentisch dargestellt. Der Autor hat sie empathisch sein lassen, ich habe so einige gemocht, andere wiederum so gar nicht.

Hat eine 12jährige eine Chance, sich der unrühmlichen Vergangenheit ihrer Familie zustellen? Muss sie sich gar dem stellen? Die Bürde der Schuld auf sich zu nehmen? Und darf eine erwachsene Frau zusehen, wie anderen Leid zugefügt wird? Die so einfühlsam erzählte Lebensgeschichte hat mich sofort gefesselt und bis zum Schluss nicht mehr losgelassen. Beileibe keine leichte Kost und doch so lesenswert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.10.2022
Shorty
Maurer, Jörg

Shorty


sehr gut

Shorty ist sehr vielseitig, zumindest wenn man sein Berufsleben betrachtet. Man könnte auch sagen, er hangelt sich von Job zu Job. Jetzt gerade arbeitet er in einem Architekturbüro. Nein, nicht als Architekt oder Bauzeichner, als Elektriker hat er hier zu tun. Und da – er hört Stimmen. Besser gesagt: Er hört eine Stimme, die ihm einen irrwitzigen Auftrag erteilt. Was soll das denn? Die Welt soll er retten und dafür muss er lediglich zur richtigen Zeit für einen Kurzschluss sorgen.

Jörg Maurer hat sich diesen Spaß ausgedacht, hat Shorty zum Leben erweckt, um ihn dann gleich mal in (s)eine utopische Welt zu beamen. Er stolpert sich durch das Universum, in der ihm altbekannten Welt, auch Erde genannt, ist immer mal wieder Bluna an seiner Seite. Sie ist ahnungslos, weiß nicht um die Wichtigkeit von Shorty. Und doch ist sie in so manch brenzliger Situation einfach da.

Das Hörbuch vom Argon-Verlag wird vom Autor selbst gesprochen, ein Riesenspaß. Seine Stimme mag ich sowieso, auch wenn eigentlich der bekannte Hörbuchsprecher Simon Jäger zunächst dafür vorgesehen gewesen wäre. Na, ich glaubs mal. Zumindest bei der An- und Absage durfte er ran.

Auf Shorty sollte man sich schon einlassen, auch darf man nicht alles zu ernst nehmen. Die phantastische Geschichte entwickelt sich, der immer etwas unbedarft daherkommende Held kommt immer mehr in Fahrt. Der Blick hinter die Kulissen, in unsere Gesellschaft, ist schon ein kritischer. Manches ist arg an der Schmerzgrenze, ja absurd und aberwitzig und doch humorvoll mit einer gehörigen Prise Wortwitz. Ganz einfach - Jörg Maurer und Shorty haben mich gut unterhalten.

Bewertung vom 28.10.2022
Düsteres Wasser: Thriller
Shepherd, Catherine

Düsteres Wasser: Thriller


ausgezeichnet

Der mittlerweile siebte Band der Julia Schwarz-Reihe aus der Feder von Catherine Shepherd, ein wiederum exzellenter Thriller, ist ausgelesen. Viel zu schnell war er gelesen, denn einmal angefangen, entwickelte auch dieses „Düstere Wasser“ einen Sog, dem ich mich nicht entziehen konnte. Es auch gar nicht wollte.

Die Rechtsmedizinerin Julia Schwarz wird von ihrem jungen Kollegen Ferdinand Meisner von seinem Weggang informiert - gerade dann, als sie eine junge Frau auf dem Seziertisch haben. Diese wurde aus dem Rhein gezogen, sie war von einer Brücke in den Tod gestürzt. Sprang sie freiwillig oder wurde sie gestoßen? Alles deutet auf letzteres, denn bald findet Julia einen in Folie eingeschweißten Abschiedsbrief. Es ist nur ein einziger Satz, der so eindeutig wie mysteriös ist. Und sie findet noch mehr bei der Obduktion, es ist eindeutig ein Fall für Florian Kesser, den Kriminalkommissar, der auch privat mit Julia verbandelt ist.

Schon der Prolog gibt Rätsel auf - wie passen diese Zeilen zu diesem Todesfall, dem weitere folgen werden? Alle Opfer, die auf Julias Seziertisch landen, weisen Ähnlichkeiten auf, alle Indizien sprechen dieselbe Sprache. Und zwischendrin lese ich vom Gestern. Von den Gedanken eines geheimnisvollen Unbekannten. Es sind immer nur kurze Passagen, die zwischendurch eingestreut werden. Auch diese extrem rätselhaft.

Catherine Shepherd ist eine Meisterin des Verwirrspiels. Sie versteht es perfekt, ihre Leser auf Fährten zu locken, die viel zu oft ins Nichts führen. Alles ist sehr nebulös, hier ist keinem einzigen so richtig zu trauen. So mancher zwielichtigen Gestalt traue ich vieles, wenn nicht alles zu. Sie sind mir äußerst suspekt, sehr unsympathisch und höchst verdächtig. Die Spannung lässt keine Sekunde nach, von der ersten Seite bis zum verblüffenden Schluss fiebere ich mit, habe einen starken Verdacht, um dann doch wieder zu zweifeln. Die Charaktere sind allesamt authentisch – Typen wie aus dem echten Leben gegriffen. Natürlich ist auch ein wenig Privates eingestreut, schließlich sind Julia und Florian schon lange ein Paar. Nicht zu viel, aber doch viel genug, um ein stimmiges Bild der beiden mitsamt ihrem Umfeld zu erhalten.

Und wieder war es ganz anders, als ich die ganze Zeit vermutet hatte. Ich mag es, wenn ich als Leser immer wieder in eine Richtung tappe, die sich als ganz falsch erweist. Allen hätte ich es zugetraut, aber... denn erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Schade, dass das Buch zu Ende gelesen ist und schön, dass ich es gelesen habe. Ein so spannend wie nervenaufreibender Thriller der Extraklasse, den kein Thriller-Fan verpassen sollte.

Bewertung vom 24.10.2022
CATAN Bd.1 (MP3-Download)
Teuber, Klaus

CATAN Bd.1 (MP3-Download)


sehr gut

Die Siedler von Catan sind wohl jedem Spielebegeisterten ein Begriff. Klaus Teuber, der Erfinder dieses Brettspiels, hat nun einen Roman vorgelegt, die gekürzte Hörbuchfassung von USM Audio dauert 14 Stunden und 13 Minuten, vorgetragen von Alexander Bandilla. Es ist der erste von drei Teilen – Die Flucht.

Zunächst musste ich mich schon konzentrieren, da die Namen der einzelnen Figuren für meine Ohren fremd und irgendwie ähnlich klingen. Die Halbbrüder Thorolf, Yngvi und Digur brechen auf ihre abenteuerliche Seereise auf, sie wollen nach Catan, ins Land der Sonne.

Bald habe ich mich eingehört und dann wurde es zunehmend spannend. Ihre Flucht beginnt im Winter 860 n. Chr. Die 17jährige Asla liebt Thorolf, ihr Vater jedoch will, dass Harfur um die Hand seiner Tochter anhält. Dieser hat schon zwei Frauen überlebt, er ist mit seinen 50 Jahren schon alt, ist gewalttätig und es könnte durchaus sein, dass er eine seiner Frauen totgeschlagen hat. So die Ausgangssituation.

Nie hätte ich gedacht, dass der Roman mich fesseln könnte und doch hat er es getan. Die Geschichte ist spannend geschrieben, sie ist gut erzählt. Ihrer beschwerlichen Reise mit all den Unzulänglichkeiten und den Schwierigkeiten konnte ich gut folgen. Die angenehme Erzählstimme von Alexander Bandilla hat für mich gut zu diesem historischen Roman gepasst. Ein Brettspiel, das auch als Hörbuch gut funktioniert.

Bewertung vom 24.10.2022
Feldpost
Borrmann, Mechtild

Feldpost


ausgezeichnet

Der Anfang vom Ende, das ist der 22. Dezember 2000, ein Freitag. Cara sitzt in einem gut besuchten Café, sie schreibt Weihnachtskarten. Eine Unbekannte bittet, sich an ihren Tisch setzen zu dürfen. Sie kommen ins Plaudern und so unauffällig wie diese Frau gekommen ist, ist sie wieder verschwunden. Lediglich eine Tasche mit Feldpost-Briefen bleibt zurück. Cara findet darin nicht nur Briefe, auch Unterlagen über den dubiosen Verkauf einer Villa kommen zum Vorschein. Was tun? Kurzentschlossen macht sie sich auf die Suche.

Es ist die Zeit des beginnenden Nationalsozialismus, dann folgt der Zweite Weltkrieg mit all seinen Schrecken. Man muss nicht Jude sein, um ins Visier der Machthaber zu gelangen. Eine unachtsame Äußerung genügt.

In zwei sich abwechselnden Zeitsträngen erzählt die Autorin von damals, ab 1935, von der Entfremdung zweier Familien und von der heutigen Suche nach dem Verfasser dieser Briefe, die er vor über 50 Jahren geschrieben hat. Cara findet ihn tatsächlich, jedoch bleibt das Schicksal des Adressaten ungewiss.

Jeder Feldpostbrief ist ein Lebenszeichen, er ist wertvoll, wird herbeigesehnt. Das Cover zeigt dies eindrucksvoll, es ist der gelungene Einstieg in ein beeindruckendes Buch, in eine düstere Zeit. Zunächst musste ich mich schon einlesen, Caras Interesse an den Briefen war für mich eher nicht so prickelnd. Aber dann bin ich abgetaucht in die Vergangenheit und diese hat mich nicht mehr losgelassen. Ihr Schicksal hat mich sehr berührt, das Familiendrama vor dem geschichtlichen Hintergrund ist lebendig und authentisch dargestellt. Das Weiterlesen war unabdingbar, ihre Geschichte wie ein Sog, dem ich mich nicht mehr entziehen konnte und es auch nicht wollte.

Eine verbotene Liebe, ein Verrat und die fatalen Folgen eines Hausverkaufs sind Thema dieses erschütternden Zeitdokuments. Die tragische Familiengeschichte wird zunehmend intensiver, Mechtild Borrmann hat mich mit ihrer „Feldpost“ tief in diese Zeit, in ihre gut recherchierte Geschichte gezogen, die auf wahren Begebenheiten beruht. Sehr lesenswert, absolut empfehlenswert.

Bewertung vom 22.10.2022
Das verborgene Paradies
Di Fulvio, Luca

Das verborgene Paradies


ausgezeichnet

Luca Di Fulvio nimmt mich mit in „Das verborgene Paradies“, ein bildgewaltiges Epos, geprägt von Tradition und Aberglaube.

Suzanna erblickt unter dramatischen Umständen das Licht dieser Welt. Es ist eher eine düstere Welt, in die sie hineingeboren wird. Einzig Fra‘ Thevet nimmt sich ihrer an, allen anderen ist sie eher suspekt. Auch der kleine Daniele hat ein schweres Los, das ihn schier zu erdrücken droht. Die Kirche hat einen hohen Stellenwert, ihre Inquisitoren verfolgen jeden, der sich ihrer Lehre widersetzt. Der Aberglaube ist weit verbreitet, auch in Borgo San Michele, dem kleinen Dorf in den Ostalpen, halten sie daran fest. Sie sind weitgehend ungebildet und so soll es auch bleiben.

In zwei Zeitebenen begleite ich Susanna und Daniele und so manch anderen. 1610 ist das Jahr, in dem Susanna geboren wird, Daniele ist da schon fünf Jahre alt. Beide sind sie etwas besonderes, sie sind wissbegierig, haben ihren eigenen Kopf, sie lassen sich nicht verbiegen. Was so manchem gar nicht gefällt. Im Jahre 1633 ist der Prozess, der sich durchs Buch zieht, in vollem Gange, geleitet von dem Inquisitor Constantin Tron. Er, der Instructor Domini, klagt an. Der Verteidiger in diesem Prozess, in dem es um eine Mordanklage geht, ist der Instructor Daomonii, er ist der Anwalt des Teufels. Schon diese beiden Titel sagen viel aus, die Gerechtigkeit bleibt eher außen vor.

Mir gefällt wieder sehr, was ich von Luca Di Fulvio lese. Die beiden Zeitebenen, die sich immer wieder abwechseln, sind gut lesbar, wenn auch anfangs ein wenig gewöhnungsbedürftig. Die Kirche und ihre weltlichen Vertreter haben viel Macht, ihre Lehre darf nicht angezweifelt werden. Wer es dennoch wagt, bracht viel Mut und einen eisernen Willen dazu. Hexenprozesse sind weit verbreitet, es braucht nicht viel, um in die Fänge der Inquisition zu geraten. Es muss einen nicht wundern, wenn sich viele wegducken, einfach nichts gesehen und gehört haben wollen.

Die einzelnen Charaktere sind eindrucksvoll und lebensnah dargestellt. Mich hat der Autor mit seinem neuesten Werk wieder sehr gefesselt, ich bin regelrecht abgetaucht, habe den Prozess mit Schaudern und Bangen und einem Fünkchen Hoffnung verfolgt. Wie ist es dazu gekommen? Wer ist der wahre Mörder und warum? Wird die Gerechtigkeit siegen?

„Lass dir niemals die Flügel stutzen.“ Dies hat eine ihr wohlgesonnene Äbtissin Susanna mit auf den Weg gegeben. Und Susanna, das „verrückte Köpfchen“, ist immer aufrecht gegangen.

„Das verborgene Paradies“ war nicht paradiesisch. Es war eine grausame Zeit, geprägt von der Lehre der Kirche und deren gnadenloser Durchsetzung. Der historische Roman hat diese finstere Epoche gut eingefangen und auch das Ende war für mich erwartbar, ja nachvollziehbar. Luca Di Fulvio hat mich mit seinem neuesten Werk wiederum gut unterhalten, er hat mir viel von der damaligen Zeit erzählt, er hat mich mitgerissen. Ich habe mit ihnen allen gefühlt im Guten wie im Bösen.

Bewertung vom 20.10.2022
Dark Clouds (eBook, ePUB)
Falk, Thilo

Dark Clouds (eBook, ePUB)


sehr gut

„16 Tage bis zum Untergang Europas, wie wir es kennen. Drei Experten, die sich dem Kampf gegen eine vernichtende Katastrophe stellen. Ein Ziel – doch die Zeit rennt gnadenlos.“

München: Philip Graf rennt nach unten, nimmt die Treppe, denn vom dritten Stock ist er so schneller auf der Straße. Beinahe tischtennisgroße Hagelkörner, wie Hagelbomben, kommen herunter. Alarmanlagen heulen auf, Autodächer werden zerschlagen, Windschutzscheiben bersten, er selber ist innerhalb kürzester Zeit völlig durchnässt. Sein so liebevoll restaurierter Alfetta, sein Oldtimer, gibt keinen Mucks mehr von sich. Und dann – war der Spuk vorbei. Das Unwetter ging in Regen über, die Sonne kam durch. In Hamburg, in Frankfurt, ja deutschlandweit sieht es nicht viel besser aus. Häuser werden unbewohnbar, die Infrastruktur wird Stück für Stück zerstört.

Wir sind mittendrin im Klimawandel, das ist Fakt. Starkregenperioden wechseln sich ab mit lang anhaltender Trockenheit und nicht nur die Welt steht Kopf, auch die Verschwörungstheorien nehmen überhand. Thilo Falk zeichnet ein Schreckensszenario, das sich über ganz Europa zieht. Was ist da los? Ganz unterschiedliche Charaktere liefern sich ein Wettrennen gegen die Zeit, denn noch ist ihnen nicht klar, ob diese katastrophalen Witterungsverhältnisse dem Klimawandel geschuldet oder doch eher menschengemacht sind. Aus welchen Gründen auch immer, Profitgier ist jedenfalls nicht auszuschließen.

Die Nässe zieht sich durch, die einzelnen Akteure stolpern ziel- und planlos durch die Seiten, die allseits bekannten Verdächtigen werden auch hier aufgegriffen. Es regnet, es schüttet, es wiederholt sich und ich frage mich schon, ob da wirklich noch was passiert. Es dauert, bis der Thriller so richtig in Fahrt kommt. Aber dann bin ich dabei, jetzt mag ich das Buch nicht mehr weglegen. So gemächlich es trotz der bedrohlichen Wassermassen zunächst war, so rasant ging es dann zur Sache.

Mit „Dark Clouds – Der Regen ist dein Untergang“ ist Thilo Falk ein aufwühlender Klimathriller gelungen. Überzeichnet, das ja. Aber durchaus nachvollziehbar.

Bewertung vom 18.10.2022
Gequält / Rachejagd Bd.1
Stevens, Nica;Suchanek, Andreas

Gequält / Rachejagd Bd.1


ausgezeichnet

Die Journalistin Anna Jones ist zutiefst schockiert, als sie diese wenigen Zeilen liest: „Ich vermisse dich… ich sehe dich…“. Harris ist zurück! Schlagartig wird ihr klar, dass sie ihm, ihrem damaligen Entführer, nie entkommen ist, auch wenn sie vor drei Jahren fliehen konnte. Sie wendet sich an ihren Jugendfreund, dem FBI-Agenten Nick Coleman.

„Gequält“ ist der Auftakt der Rachejagd-Trilogie, es folgen „Verraten“ und „Zerstört“. Dass es hier, beim ersten Band, blutig zur Sache geht, verrät schon das Cover mit dem blutgetränkten Messer.

Die Jagd beginnt! Aber wer jagt hier wen? Nick holt sich mit Lynette McKenzie eine kompetente Profilerin als Verstärkung und Annas Kollege Zane Newton ist der stets hilfsbereite IT-Experte, der so manch verschlossen geglaubte Tür öffnet. Ein ungewöhnliches Team. Eine beklemmende Situation. Ein wiederaufgetauchter Täter.

Der Prolog führt mich drei Jahre zurück, das Martyrium von Anna und Natalie wird mir so richtig bewusst. Harris will Rache, so viel meine ich zu wissen. Anna ist ihm damals entkommen, sie hat sich ins Leben zurückgekämpft und doch hat sie Schuldgefühle - sie konnte ihre Freundin nicht retten.

Ein so spannend wie nervenaufreibender Wettlauf beginnt, der sich durchs Buch zieht. Ich lese einen dieser Thriller, die mich extrem fesseln. Ein Katz- und Mausspiel, ich bin auf der Seite der Guten, der Verfolgten. Obwohl ich mir zwischendurch nicht sicher bin, ob sich nicht doch eine Figur ins Vertrauen schleicht, ich habe über viele Seiten einen vagen Verdacht. Und zwischendurch blitzt immer mal wieder die Vergangenheit auf.

Es ist nichts so, wie es scheint. Niemandem ist zu trauen, so etlichen ist alles zuzutrauen. Der Täter ist ihnen immer einen Schritt voraus, auch wenn sie zwischendurch aufholen - er ist einfach nicht greifbar. Und auch wenn man meint, das war es dann wohl, wendet sich das Blatt. Bis zur buchstäblich letzten Zeile hält mich dieser so rasante Thriller gefangen. Der erste Fall geht so dramatisch wie spannungsgeladen dem Ende zu, der zweite Band will unbedingt gelesen werden.

Bewertung vom 15.10.2022
Margaretas Traum / Gut Erlensee Bd.1
Weinberg, Juliana

Margaretas Traum / Gut Erlensee Bd.1


sehr gut

Die angenehme Stimme der Sprecherin hat mich ins Jahr 1919 zurückgebeamt - ich bin gut angekommen auf Gut Erlensee bei der Familie Lamprecht. Während des Krieges führt Margareta, die Tochter des Hauses, zusammen mit ihrer Schwester Marilla und ihrer Großmutter Ilsegard die familieneigene Druckerei. Nun werden sie hier nicht mehr gebraucht, Vater Hermann kümmert sich wieder selbst darum. Der schwer traumatisiert aus dem Krieg heimgekehrte Gregor ist der einzige Sohn, er ist eher den Pferden zugetan, mit der Firma will er nichts zu tun haben. Der Druckerei droht die Insolvenz, sollte nichts schleunigst ein Geldgeber aufgetrieben werden. Greta ist im heiratsfähigen Alter und so ist es aus Hermanns Sicht nur recht und billig, seine Tochter dem vermögenden Spross derer von Weidental anzudienen. Mutter Adelheid sieht dies ähnlich.

Die Lamprechts haben mich prächtig unterhalten. Hermann in seiner ungehobelten Art brachte mich bald gegen sich auf, er war ein Vertreter seiner Zeit. Egal ob in der Familie oder in der Druckerei – sein Wort galt. Die Kinder hatten sich zu fügen, eine Tochter musste standesgemäß vermählt werden. Ein Musiklehrer oder ein verarmter Graf als Heiratskandidat – das geht gar nicht!

Es brechen neue Zeiten an, die Frauen dürfen wählen, der Arbeiterrat stellt Forderungen von wegen Arbeitsschutz, verkürzten Arbeitszeiten und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, auch Lohnsteigerungen stehen im Raum.

Die Autorin hat die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg gut eingefangen. Die Charaktere waren allesamt authentisch, vom Choleriker bis hin zur aufgeschlossenen Großmutter. Der Mann hatte das uneingeschränkte Sagen, die Frauen hatten sich zu fügen. Liebe und Zuneigung zählte nicht viel, ein solventer Schwiegersohn war allemal besser. Die Spanische Grippe, Drogen und Homosexualität sind ebenfalls Thema, es wird ein weiter Bogen gespannt.

„Gut Erlensee – Margaretas Traum“ ist der erste Band, zwei weitere folgen. Eine Familiensaga.