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SofieWalden

Bewertungen

Insgesamt 623 Bewertungen
Bewertung vom 15.10.2021
Gesammelte Werke
Sandgren, Lydia

Gesammelte Werke


ausgezeichnet

870 Seiten Buchroman, eine formvollendete Geschichte

Der Verleger Martin Berg fühlt sich seinem Leben nicht mehr gewachsen. Seine Frau hat ihn vor über 15 Jahren mit den beiden gemeinsamen Kindern zurückgelassen und seitdem hat er nie wieder etwas von ihr gehört. Bis zu ihrem Verschwinden führte er, das kann er so mit vollster Überzeugung sagen, ein glückliches ausgefülltes Leben, in einer Art Kleinkonklomerat. Er selbst mit seiner Liebe zum geschriebenen Wort war als Verleger erfolgreich, sein Freund, schon aus Jugendtagen, Gustav als angesehener Maler präsent und seine Frau Cecilia, die auch selbst beruflich ihre eigenen erfolgreichen Wege ging, ihrer beider Anker, die große Liebe für den Einen, Inspiration und Muse seiner Bilderkunst für den Anderen. Doch danach, ganz langsam, ist nicht nur seine eigentlich auf ewig manifestiert zu scheinende Freundschaft mit Gustav nahezu versiegt, auch seine inzwischen erwachsenen Kinder haben sich von ihm entfernt und sein Verlag liegt mehr oder weniger in den letzten Zügen. Der Schatten seiner Frau schwebt wie eine dunkle Wolke über seinem nach Sinn suchendem Leben und die Frage nach ihrem Schicksal steht immer im Raum. Als dann seine Tochter Rakel das Gefühl hat, dass in einem Roman, den sie übersezten soll, von ihrer Mutter die Rede ist, beschließt diese, sie zu suchen, um aus dieser Blase aus Entwurzelung und Verunsicherung heraus zu finden. Und so wie Rakel selbst, so macht sich diese kunstvoll ineinander verwobene und zu einem runden Ganzen zusammengefügte Geschichte mit den Lesern im Schlepptau auf den Weg, hinein, und vielleicht auch hinauf und hinunter, durch das Leben eben dieser Famlie, im engeren und im weiteren Sinne. Und, das kann man sich bei dem Unfang des Buches ja auch schon denken, damit lässt sich die Autorin Zeit. Sie gibt den Personen und vor allem auch den Themen, die ihre Menschen durchs Leben führt, den nötigen Raum, um zu zeigen, wer sie sind und um ihre (Vor)-Lieben mit aller Welt zu teilen. Und dies ist zu keinem Zeitpunkt 'zu lang'. Hier stimmt nicht nur die lebendige fließende Sprache, die dem Thema Literatur alle Ehre macht, hier erleben wir auch die genau richtige Taktung, um als Leser an der Geschichte dran zu bleiben. Ein wirklich ganz toller Roman, ein Debüt dazu und die 10 Jahre, die es gedauert hat, bis die Autorin ihren Erstling in die Öffentlichkeit entlassen hat, sind all ihre sicherlich damit verbundene Mühen und Zweifel wert, denn das Ergebnis begeistert.

Bewertung vom 06.10.2021
Fuchs und ich
Raven, Catherine

Fuchs und ich


gut

Ein Erfahrungsbericht über das Leben in der Natur, mit viel Flora und Fauna und dem Fuchs

Die Autorin dieses Buches ist die Biologin Catherine Raven. Sie hat sich in die Einsamkeit Montanas zurückgezogen, bewohnt dort ein kleines selbstgebautes 2-Zimmer-Häuschen und verbringt ihre Tage im Einklang mit der Natur. Von den Menschen hat sie nicht viel Gutes erfahren und so darf ihr Einsiedlertum auch als ganz bewusste Abkehr von diesen interpretiert werden. In ihrem eher tagebuchmäßigen Schreibstil erklärt sie die Vegetation vor ihrer Haustür, in einem durchaus wissenschaftlichen Jargon und auch die Tiere werden in ihre Betrachtungen mit einbezogen. Die Vorabfixierung auf 'Fuchs & ich', die Titel und Klappentext suggeriert, ist allerdings sehr unglücklich gewählt, denn man geht mit ganz anderen Erwartungen an das Buch heran. Während man mir Raven durch die Flora und Fauna Montanas streift, was schon einiges an Aufmerksamkeit und botanischem Interesse erfordert, würde man sich, sozusagen als freundlichem Sonnenstrahl im 'Erzählalltag', schon wünschen, dass der besagte Fuchs dann auch mal um die Ecke kommt, um das Erleben auf eine ein wenig emotionalere Wohlfühlebene zu heben. Dies geschieht aber leider erst recht spät im Verlauf der Erzählung. Es funktioniert dann ja auch, wenn die Autorin und der Fuchs zu ihrer nachmittäglichen Vorlesestunde zusammenkommen. Raven erscheint nahbarer, alles ist aufgelockerter und das ganze Buch bekommt etwas mehr positive Energie. Aber dazu muss man sich doch mehr oder weniger erst einmal bis dorthin durchschlagen.
Im Nachhinein betrachtet war dieses Buch schon eine kleine Herausforderung, aber irgendwie hatte es auch was. Die Autorin hat es einem definitiv nicht leicht gemacht. Abgeholt worden ist man da nicht. Da musste man schon sehen, wo man bleibt. Aber das hat ja durchaus seinen Reiz und mitgenommen hat man auf jeden Fall einiges an Erkenntnissen über eben Flora und Fauna, die so in keinem Sachbuch stehen und über Menschen auch.

Bewertung vom 05.10.2021
Wenn die Faust des Universums zuschlägt
Wimmer, Johannes

Wenn die Faust des Universums zuschlägt


ausgezeichnet

Ein berührendes Schicksal und wenn man muss, ist man stark

Dr. Wimmer ist ein auch in der Öffentlichkeit bekannter und präsenter Arzt und fast jeder wird von dem berührenden Schicksal seiner kleinen Tochter Maxi gehört haben. Hier nun erzählt er uns von dieser Zeit, von Beginn an, als das Glück noch so perfekt schien bis zu seinem Ende. Er gibt einen kurzen Einblick in das eine gravierende Erlebnis seiner Kindheit, das in ihm den Wunsch hat wachsen lassen, Arzt zu werden und das ihn immer hat danach streben lassen, dass die Faust des Universums kein zweiten Mal zuschlägt. Aber sie tut es doch. Seine wenige Monate alte Tochter Maxi, das helllachende Baby mit den wachen strahlenden Augen, hat einen hoch agressiven Gehirntumor. Dr. Wimmer und seine Frau Clara, deren noch junge Partnerschaft durch dieses wunderbare Geschenk eines gemeinsames Kindes gekrönt wurde, werden, trotz einiger beunruhigender Vorzeichen, die aber keiner der aufgesuchten Ärzte ernst genommen hat, nahezu von einer Sekunde auf die andere mit dieser unvorstellbaren Diagnose konfrontiert und ihr Baby kämpt nach einer ersten Notoperation ganz akut um sein Leben.
Wir erfahren von den Monaten auf der Intensivstation, von den Rückschlägen, den kleinen Türen der Hoffnung, die sich öffnen und wieder schließen, von der Stärke, die man einfach hat und auch von der sich eingestandenen Möglichkeit, dass Maxi seinem so früh gestorbenen Vater folgen wird.
Die Geschichte berührt sehr und dazu muss die Dramatik dieses Schicksals, die Verzweiflung und das eigentlich unvorstellbare Empfinden der Eltern gar nicht bis ins kleinste Detail ausgebreitet werden und das wird es auch nicht. Das Mitfühlen, das Mitleiden kommt auch so bei uns Lesern an und es ist die Entscheidung des Autors, dass er sein Erleben genau auf diese Ebene, im genau richtigen Maß, mit uns teilt.

Bewertung vom 04.10.2021
Wie schön wir waren
Mbue, Imbolo

Wie schön wir waren


ausgezeichnet

Das Schicksal eines afrikanischen Dorfes und seiner Menschen

Kosawa heißt dieses fikitive afrikanische Dorf, von dem hier erzählt wird, von seinen Menschen, die, von der eigenen Regierung freigeben zur Ausbeutung ihrer Resourcen, von einem westlichen Ölkonzern an den Rand der Vernichtung gebracht werden. Ihr Trinkwasser ist verseucht, die Menschen werden krank und die Schwächsten unter ihnen, die Kinder, sterben. Die mit den Vertretern der Firma stattfindenen Dorftreffen bringen nur leere Versprechungen, um den aus der zunehmenden Verzweiflung der Gemeinschaft heraus geborenen Versuch des Aufbegehrens im Keim zu ersticken. Und der Dorfältste, von dem Großkonzern gekauft, hilft dabei auf skrupellose Weise mit. Doch die junge Thula und mit ihr die anderen Kinder des Dorfes, sie erheben sich dagegen, suchen Hilfe bei Menschenrechtsaktivisten, kämpfen mit aller Kraft gegen die Unterdrückung und Ausbeutung durch diese 'westliche Macht' an. Und wir als Leser erleben dies mit, hautnah dran, mit großer Empathie für dieses junge Mädchen, für das Schicksal ihres Dorfes und mit großer Empörung und viel gefühlter Machtlosigkeit über das, was da, sozusagen auch in unserem Namen, geschieht.
Imbolo Mbue erzählt diese Geschichte so kraftvoll, mit einer solchen Intensität, dass es im wahrsten Sinne des Wortes, wehtut und das von der ersten Zeile an. Es gibt Szenen, da bleibt einem regelrecht der Atem weg. Man kann der Brutalität, dem Spiel der Starken mit den leider nicht nur vermeindlich Schwachen, nicht entfliehen. Und das ist große Autorenkunst, verbunden mit einem sehr ambitionierten Zweck.
Dieser Roman ist einfach großartig!

Bewertung vom 04.10.2021
Betongold
Weber, Tanja

Betongold


sehr gut

Schon ein echter Münchner, dieser Krimi eben und die Immobilienbranche ist auch mit dabei

Drei Jugendfreunde, drei doch sehr unterschiedliche Lebenswege und heute, da sind sie immer noch Freunde, so ziemlich jedenfalls. Da ist der Schami, die Figur, die eigentlich für die ganze Kriminalgeschichte verantwortlich ist, denn der wird von dem zweiten im Bunde, dem Smokey, eines Tages auf einem seiner langen Spaziergänge, tot in einer Baugrube gefunden. Und weil der Smokey eigentlich Josef Frey heißt und bis zu seinem Ausscheiden, wegen Morbus Bechterew, Mordermittler bei der Polizei war, macht der sich, einmal Polizist, immer Polizist, daran, aufzuklären, wer hierfür verantwortlich ist. Und da der Schami zuletzt recht erfolgreich als Immobilienhai unterwegs war, ist das doch schon mal ein vielversprechender Ansatzpunkt. Und um den dritten der Truppe nicht zu vergessen, das ist der Moni, der nach dem Tod seiner Frau die gemeinsame Kneipe nun im Alleingang schmeißt. Ja mei, man sieht, das ist also die Ausgangslage für einen, man kann es sich bei diesen Protagonisten schon denken, recht eigenen Kriminalroman, mit viel Münchner Flair, einem Thema, das in einer solchen Stadt richtig schlimme Auswüchse zeigt, dem Treiben der Immobilienbranche und am Ende, sauber, ist der Fall dann auch noch aufgeklärt.
Eine spannende (muss ja bei einem Krimi auch sein) und sehr witzige Geschichte, die richtig gute Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 24.09.2021
Die Blankenburgs / Die Porzellan-Dynastie Bd.1
Berg, Eric

Die Blankenburgs / Die Porzellan-Dynastie Bd.1


gut

Familiengeschichte, historisch eingebunden und von sehr lebendigen Menschen getragen

Ein Familienepos, ja, so kann man diesen Roman, der um die Zeit um 1929 seinen Anfang nimmt, nennen, denn hier wird die Geschichte der Familien Blankenburg und Löwenstein erzählt. Aber die damit verbundenen Erwartungen von konservativer Gediegenheit und Schwere, die werden hier zum Teil wunderbar aus den Angeln gehoben.
Das Familienunternehmen Blankenburg steht, in der Zeit des aufblühenden Nationalsozialismus, vor großen Herausforderungen und als sich das Firmenoberhaupt und der Schwiegersohn entschließen, sich der Verantwortung für das Haus auf sehr endgültige Weise zu entziehen, nämlich indem sie den Freitod wählen, da ist dies schon eine hochdramatische Situation. Ein Neuanfang muss her, darüber zumindest ist sich die Familie einig. Wohin wird die nächste Generation das Unternehmen führen, wird man in geschäftlichen Dingen zu einer Einigung kommen, am gleichen Strang ziehen, zum Wohle des Geschäfts. Da prallen sehr unterschiedliche Charaktere aufeinander und die Mithineinnahme der Löwensteins gibt der Geschichte noch mal eine ganz andere, politische Tragweite. Abet es ist eben nicht nur die Historie, die diesen Roman trägt, sondern die agierenden Protagonisten, alle von sehr verschiedener Wesensart und in den meisten Fällen auch durchaus bereit, für das Ausleben ihrer Eigenheiten einzutreten. Was dabei herauskommt, ist sehr lebendig, bunt, emotional und auch berührend und so manch dunkles Geheimnis tritt ebenfalls ans Licht.
Eine Familiengeschichte, die wirklich viel zu bieten hat!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.09.2021
Die vier Winde
Hannah, Kristin

Die vier Winde


ausgezeichnet

Trotzdem eine starke Frau und der Kampf ums Überleben in schwerer Zeit

Es sind die 1920er Jahre. Elsa verlebt ihre Kindheit in einem wohlhabenden Elternhaus, doch ein umsorgtes warmherziges Zuhause ist es nicht. Im Gegenteil, ihre Eltern sind ihr gegenüber absolut gefühlskalt und ohne Achtung vor diesem kleinen Wesen. Elsa fühlt sich minderwertig und als auch ihr Wunsch, zu studieren, so gar nicht in Frage kommt, zieht sie sich endgültig in sich selbst zurück. Die Welt, die ihr bleibt, sind die Bücher. Doch dann findet sich doch eine Möglichkeit, diesem Leben zu entkommen. Sie heiratet den Sohn eines Getreidebauern und gründet so, dort auf der einsam gelegenen Farm in Texas, eine Familie. Ein Sohn und eine Tochter kommen zur Welt und sie gibt ihr Bestes für sie, doch dann kommt die große Dürre, die über Jahre anhält und den Bauern im wahrsten Sinne des Wortes das Wasser abgräbt und ihnen die Existenzgrundlage nimmt. Und so muss Elsa, zusammen mit ihren Kindern, erneut weiterziehen, nach Kalifornien, in das Land, das für die Hoffnung auf ein besseres Leben steht. Was sie drei dort erwartet, ist allerdings etwas anderes, Abgrenzung, Lohnarbeit zu einem Preis, der nicht einmal zum Überleben reicht und das Campieren in Lagern, bei denen die eigene Menschenwürde vollkommen auf der Strecke bleibt.
Eine Geschichte, die so authentisch den Gegebenheiten dieser Zeit entspricht, so real die gesellschaftlichen Begingungen wiederspiegelt und uns zeigt, dass die (gestörte?) Natur in seinen extremen 'Ausfällen' dem Menschen auch damals schon seine Grenzen aufgezeigt hat. Und die Sprache der Autorin lässt uns das alles erfahren, als würden wir uns selbst, mit den Kindern an der Hand, durchkämpfen, dem Sturm entgegen, mit der prallen Sonne auf der Haut und dem Sand, der über unsere Körper reibt und einem die Sicht nach vorne raubt. Einfach sehr berührend und spannend dazu!
Und die Hoffnung, sie stirbt zuletzt und manchmal funktioniert das tatsächlich.

Bewertung vom 18.09.2021
Die Sache mit dem dritten L / Leo und Lucy Bd.1
Elbs, Rebecca

Die Sache mit dem dritten L / Leo und Lucy Bd.1


ausgezeichnet

Das Leben ist gar nicht so einfach und trotzdem eine tolle Sache

Leo ist ein ziemlich netter Kerl und eigentlich ist auch alles ganz in Ordnung in seinem Leben. Er hat eine tolle beste Freundin Lucy, die im selben Hochhaus in Köln-Chorweiler lebt wie er, eine Mutter, mit der man viel Spaß haben kann, nur gerade ist sie irgendwie ein bisschen komisch und eine Menge netter Menschen um sich herum, wo man jede Woche einmal zum Torte essen oder bei Lucys Eltern zum Spaghetti-Bolognese-Tag eingeladen wird. Aber es gibt eben auch die nicht so schönen Dinge, die Leo manchmal ganz schön zusetzen. Da ist sein Problem mit dem Lesen, sein nicht gerade netter Lehrer sagt Legasthenie dazu, aber für ihn fühlt sich das so an, als wenn die Buchstaben einfach nicht still stehen könnten auf dem Papier und dann wird es für Leo schwierig. Und dann gibt es noch die drei Mitschüler, die immer über ihn lästern, auch weil sein Vater nicht bei ihnen lebt und er eben nur in einem Hochhaus wohnt und nicht, wie sie selbst, in Einzelhäusern. Aber mal ganz davon abgesehen ist da noch Leos Traum, statt seines Schrottskateboards ein XWgo zu besitzen, dann die Skateboardmeisterschaft zu gewinnen und mit dem Gewinn Lucy den Sportrollstuhl zu kaufen, den sie dringend braucht. Eigentlich hat er sich das Board zum Geburtstag gewünscht, ist ja nur alle vier Jahre, aber seine Mutter hat es irgendwie nicht kapiert, trotz der vielen Hinweiszettelchen, die er in der Wohnung verteilt hat. Doch jetzt kommt es. Bald soll es einen Vorlesewettbewerb geben und genau dieses Board ist der erste Preis. Also muss Leo dieses Lesen, so unwahrscheinlich das auch erscheint, gewinnen. Und dafür muss er üben, üben, üben und er bekommt dabei ganz viel Hilfe, nicht nur von Lucy, sondern von ganz vielen anderen Menschen und das ist richtig schön.
Dass in dieser klasse Geschichte ordentlich was los ist, das merkt man ja. Da wird einem, Hundeentführungsabenteuer inklusive, nie langweilig. Hier ist jede Menge echtes Leben unterwegs, wobei es Leo dabei durchaus auch einmal zu viel werden kann. Aber dafür hat man ja dann seine Freunde und die sind so toll, dass man sich wünscht, es wären die eigenen. Und weil da auch ein paar Erwachsene mit dabei sind, noch ein kleiner Hinweis am Rande. Die Großen haben es auch nicht immer leicht und die meisten geben sich richtig viel Mühe.
Viel Spaß beim Lesen!

Bewertung vom 14.09.2021
Schach mit dem Tod
Jacobsen, Steffen

Schach mit dem Tod


sehr gut

Das Manhattan-Projekt zur Entwicklung der Atombombe und das Interesse der Anderen

Das Manhattan-Projekt, das 1942 in den USA unter der Führung von Robert Oppenheimer seine Arbeit aufnahm, es gab es wirklich und sein Ziel war die Entwicklung einer Atombombe zum späteren Einsatz in Europa und Japan zur Beendigung des 2. Weltkriegs.
Und dieses Projekt mit seinen führenden Köpfen aus diesem wissenschaftlichen Bereich findet seine fiktionale Umsetzung hier in diesem Buch, zusätzlich umrankt von dem verständlichen Bestreben der zweiten Supermacht zu dieser Zeit, der Sowjetunion.
David Adler ist Elektroingenieur und die verwandtschaftliche Beziehung zu Niels Bohr, deren Assistent er wird, öffnet ihm die Tür zu eben diesem hochgeheimen Manhattan-Projekt. Aus eigenem Bestreben nimmt er nicht daran teil und überzeugt ist er auch nicht davon, dass der vorgegebene Grund die Entwicklung einer solchen Waffe rechtfertigt. Aber darauf kann er keine Rücksicht nehmen, denn für ihn geht es nur um die Rettung seiner Familie, dem Druckmittel der Sowjets, um für diese als Informationsquelle zu fungieren. Was sich daraus ergibt, ist ein absolut spannender, in hohem Maße den tatsächlichen Abläufen nachempfundener Roman, ein Spionagethriller, der diese Thematik aber nicht im Übermaß in den Vordergrund stellt. Denn allein die Abläufe in dem Projekt selbst, die Entwicklung bis hin zu dem Moment, wo man davon sprechen kann, wir können sie einsetzten, diese Waffe, die Millionen von Menschen töten kann, das wird hier sehr faktenreich und durchaus mit wissenschaftlichem Anspruch erzählt. Filmisch umgesetzt wäre hierfür sicherlich der Begriff Doku-Drama zu verwenden, hier in der Welt des geschriebenen Worts macht diese Mischung den, wie vom Autor selbst noch einmal betont, doch weitgehend fiktiven Roman auf jeden Fall extrem packend und es wird einem durchaus schwer ums Herz, denn wir Leser wissen ja, was und das es dann tatsächlich passiert.
Spannung pur und manchmal schon ein bisschen sehr reale Gänsehaut.

Bewertung vom 12.09.2021
Die andere Tochter
Golch, Dinah Marte

Die andere Tochter


sehr gut

Wenn geschenktes Vertrauen zur einer Bedrohung wird

Wenn man durch einen Unfall blind wird und dann das Augenlicht zurückbekommt, dieses Geschenk in Form einer Hornhauttransplantation hat Antonia erahren und sie ist sich sehr bewusst darüber, dass dies nur möglich war, weil ein anderer Mensch gestorben ist. In diesem Fall ist es eine junge Malerin, sehr schön und eingebunden in ein gutes Leben. Antonia würde gerne mehr über diese Frau erfahren, denn seit der Augenoperation hat sie Flashbacks und sie glaubt, das ihr 'ihre Retterin' etwas sagen möchte, etwas sehr wichtiges. Als dann eines Tages ein Brief von deren Mutter bei ihr eintrifft, obwohl ja eine Kontaktaufnahme eigentlich verboten ist, besucht sie diese und bietet ihre Hilfe bei der Auflösung der Wohnung der Tochter an. Dies macht ihre Beziehung zu dieser Familie noch persönlicher und das natürliche Misstrauen anderen gegenüber blockt Antionia hier einfach ab, bei der vorgegebenen Konstellation ja nur zu verständlich. Doch das hat Folgen, Folgen, die auch ihre eigene Familie in höchste Gefahr bringt. Und so wird, schon ein bisschen unerwartet, aus dem anfangs eher als Drama eingeordneten Roman dann auch noch eine richtig heftige Kriminalgeschichte, die es für Antonia notwendig macht, sich dem Geheimnis der eigenen familiären Hintergründe zu stellen.
Ein sehr ungewöhnliches Buch, intensiv, packend in mehr wie einer Beziehung, hochdramatisch und einfach auch sehr spannend, denn wohin die Reise geht, wie sich alles, bis zu einem sehr authentischen Ende hin, auflöst, das kann man wirklich nicht voraussehen. Man ist, sozusagen von der ersten Seite an, mit dabei, wenn einen der sehr flüssige Schreibstil der Autorin, verbunden mit dem Element zweier aber sehr nahe beieinander liegender Zeitebenen, mitnimmt auf diesen auch sehr emotionalen Weg und wir zusehen können, wie sich die junge Frau aus dem Strudel der Geschehnisse 'befreit'.