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Ele
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Insgesamt 416 Bewertungen
Bewertung vom 20.04.2017
Wünsche, die uns tragen
Hughes, Kathryn

Wünsche, die uns tragen


ausgezeichnet

Wünsche, die uns tragen, Familienroman von Kathryn Hughes, 416 Seiten, erschienen im Ullstein – Verlag.
Emotionales Familienschicksal in zwei Zeitebenen.
Beth und Michaels 5jähriger Sohn Jake ist von Geburt an nierenkrank und braucht dringend eine Spenderniere. Da die Eltern beide als Organspender nicht in Frage kommen, sucht Beth verzweifelt nach ihrem, bis dahin unbekannten Vater. Ihre kürzlich verstorbene Mutter, hat das Geheimnis um ihren Erzeuger mit ins Grab genommen. Bei der Durchsicht deren Unterlagen stößt die verzweifelte Beth auf den Zeitungsausschnitt eines tragischen Unfalls, der sich am Tage ihrer Geburt ereignete. Beigelegt war ein Brief, der den Eltern die Hoffnung gibt, den unbekannten Vater, oder Angehörige zu finden, die ihrem kleinen Sohn das Leben retten könnten. Was hat Beth‘ s Geburt und dieses schreckliche Unglück miteinander zu tun? Und kann der kleine Jake gerettet werden?
Die vorliegende Geschichte ist im auktorialem Stil verfasst, und spielt in zwei unterschiedlichen Zeitebenen, durch diesen Wechsel wird die Spannung stetig aufrechterhalten und der Leser über die Geschehnisse in der Vergangenheit informiert. Die Autorin schafft es mit einer lebendigen und bildreichen Sprache, den Leser zu fesseln, aufgelockert durch teils traurige, teils humorvolle Dialoge. Die Gedanken der Charaktere sind kursiv gedruckt, die Tagebucheintragungen und Briefe sind ganz klar deutlich gemacht, da sie in Schreibschrift abgedruckt sind. Ebenso wurde eine Transkription von stenographiertem Text in Schreibmaschinenschrift klar erkennbar eingefügt.
Die im Klappentext zugrunde liegende Ausführung ist in diesem Roman nicht die Hauptgeschichte, vielmehr, wird das Schicksal der am Unfall beteiligten Charaktere und ihr Leben geschildert ohne zu langweilen. Ich war überrascht, wie es Hughes geschafft hat - „die Kurve zu kriegen“ und die beiden Erzählstränge am Ende wieder zusammenzufügen - es ist ihr erstklassig und spannend gelungen. Die Szenen die sich zwischen Mikey und Tante Daisy abgespielt haben, haben mir am meisten Freude gemacht. Die Personen Daisy, Mikey und Babs habe ich sofort in mein Herz geschlossen und am Ende war ich traurig, sie „gehen lassen“ zu müssen. Ein Buch bei dem man nicht will, dass es endet. Traurig, dramatisch, humorvoll, Emotionen in ihrer ganzen Vielfalt haben mich gehindert, das Buch länger als nötig aus der Hand zu legen. Immer wenn ich meinte, ich bin dem großen Geheimnis auf der Spur kam es anders als erwartet. Am Ende bekommt der Leser auch noch etwas mit, für danach. Ein Epilog informiert den Leser über Organspende, das fand ich sehr gut.
Ich finde den Roman besonders schön. Sehr zu empfehlen für Leser, die gerne Schicksalsromane lesen die nicht kitschig sind. Volle Punktzahl, 5 Sterne.

Bewertung vom 14.04.2017
Demnächst in Tokio
Seewald, Katharina

Demnächst in Tokio


ausgezeichnet

Demnächst in Tokio, Roman von Katharina Seewald, 414 Seiten, erschienen im Europa Verlag.
Gefühlvoll beschriebene Dreiecksbeziehung mit historischem Hintergrund der Verstrickungen von Japan und Deutschland in der Zeit des Nationalsozialismus.
Die 18jährige Elisabeth wird von ihrem Vater für eine gute Stellung und das Wohnrecht in einer Villa „verkauft“. Der 20 Jahre ältere Ernst Wilhelm von Traunstein muss aus der „Schusslinie“ kommen, weil er in den Röhm-Putsch verwickelt ist. In einer Hau-Ruck Aktion werden die beiden verheiratet, Ernst Wilhelm verschwindet nach Japan in den diplomatischen Dienst. Elisabeth folgt ihm einige Zeit später. Zunächst ist die naive junge Frau von den vielen neuen Eindrücken eingeschüchtert, Ihr Gatte erspart ihr die „ehelichen Pflichten“ und zeigt sich ansonsten als sehr fürsorglich und großzügig. Befreit von den Fesseln und Grobheiten ihres Vaters, erscheint das Leben in Tokio für Elisabeth wie im Paradies. Zunächst kann sie mit ihrer neugewonnenen Freiheit kaum umgehen. Schon bald beteiligt sie sich jedoch an den Tändeleien der Botschaftsdamen, merkt aber bald, dass ihr diese Oberflächlichkeit nicht genügt und langweilt sich. Da tritt Alexander Arendt ein Freund von Ernst in ihr Leben, anfangs ist sie auf den Journalisten eifersüchtig, der Ernst viel zu oft zu einem Herrenabend „entführt“. Elisabeths Gefühle zu Alexander ändern sich jedoch und schon bald führen die drei eine Ehe zu dritt, in die Elisabeth sich wie ein Mosaikstein einfügt. Der 2. Weltkrieg und die Nazifizierung der Botschaft beginnt. Alexander wird als Spion verhaftet und auch Elisabeth und Ernst Wilhelm müssen fliehen.
Die vorliegende Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Kathrin Seewald schaffte es in einer gefühlvollen bildhaften Sprache z.B.: „er schwieg, dass die Spannung die Luft zu zerreißen drohte wie ein Blitzschlag“, das Setting und die Menschen so gut zu beschreiben, dass man das Gefühl hat mitten drin im Geschehen zu sein. Die Spannung beginnt langsam und kann sich zum Ende der Geschichte noch steigern. Bei vorliegendem Roman handelt es sich um eine Ich-Erzählung aus der Sicht Elisabeths welche ihre Lebensgeschichte für ihre Tochter aufschreibt. Die Figur Elisabeth mochte ich von Anfang an sehr gerne, es machte mir Freude zu beobachten wie die Protagonistin eine große Entwicklung vom eingeschüchterten naiven Mädchen zur souveränen selbstbewussten Botschaftergattin durchlebt. Die Autorin hat auch nicht an emotionalen Szenen gespart, bei denen mir Tränen der Rührung oder des Schmerzes in die Augen stiegen, ich habe mit gefiebert mit gelitten und mit gezittert. Ich mag Literatur mit historischem Hintergrund sehr gerne, Seewald hat es trefflich verstanden den Leser über die Lage in Japan und China während des 3. Reiches zu informieren. Die Schilderung des „Deutschen Weihnachtsfestes“ wurde interessant beschrieben, ein Weihnachten mit Figuren aus dem Morgenland die einem Kind von dubioser Rasse huldigten, war unmöglich in einer Zeit da der „Führer“ dem Volk Licht und Erlösung brachte, noch nie vorher habe ich in dieser Weise darüber nachgedacht, was Weihnachten in jener Zeit für manche Menschen bedeuten konnte.
Während der Lektüre des Buches habe ich ständig über die Beziehung zwischen Elisabeth und ihrem Mann gegrübelt, was ganz am Ende durch einen Brief Ernst Wilhelms aufgeklärt wird.
Ich bin rundum begeistert von diesem Roman, deshalb gibt es von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung für alle Leser die sich für Beziehungsgeschichten mit historischem Hintergrund interessieren oder Bücher mögen deren Geschichte in Japan spielt. Außerdem gibt es von mir verdiente 5 Sterne.

Bewertung vom 06.04.2017
Die Grausamen
Katzenbach, John

Die Grausamen


ausgezeichnet

Die Grausamen, Thriller von John Katzenbach, 576 Seiten, erschienen im Droemer-Knaur-Verlag. Spannender Cold-Case Thriller vom fesselndsten Autor der Krimibranche.
Gabe Dickinson ist kurz vor dem Absturz , Alkohol, Spielsucht - auch vernachlässigt er sich und seinen Job. Seine Frau trennte sich von ihm, denn sie gibt ihm die Schuld am Tod ihres Zwillingsbruders, der bei einem Segelausflug mit Gabe ums Leben kam. Ihren gemeinsamen Sohn entzieht sie ihm.
Marta Rodriguez-Johnson ehemalige Drogenfahnderin, hat bei einem Einsatz durch einen unseligen Unglücksfall, ihren Partner erschossen. Beide Ermittler leiden unter einem Trauma, sie sind Schuld am Tod eines Menschen. Verschiedene Ausgangssituation doch gleiche Endstation. Vom Polizeichef wird kurzerhand eine Abteilung Cold-Cases gebildet, wohin er die beiden Kriminaler, die ihm ein Dorn im Auge sind, kurzerhand abschiebt. Mit einem Stapel alter Akten sitzen sie in einem Kellerraum „das Verlies“ genannt und sie ackern, recherchieren und ermitteln. Dabei entdecken sie, dass 4 Morde an jungen Männern, die mit dem Fall der damals 13jährigen Tessa, die vor 20 Jahren spurlos verschwand, in Zusammenhang stehen. Dabei müssen sie feststellen, dass seltsamerweise ihren Vorgesetzten, scheinbar nichts daran liegt, dass diese Mordfälle endlich aufgeklärt werden, ihnen die Ermittlungen sogar verboten werden. Schon bald geraten die beiden Detectives in Lebensgefahr. Können sie den Cold-Case lösen?
Der Prolog beginnt mit dem Geschehen vor 20 Jahren, die 13jährigeTessa verschwindet auf dem Heimweg von ihrer Freundin spurlos, gefunden wird nur ihr blutdurchtränkter Rucksack. So spannend wie die Geschichte im Vorwort beginnt, bleibt der Plot.
Schon im ersten Absatz wird man in den Fall geradezu hinein katapultiert. Die explosiven Dialoge folgen aufeinander wie Schusswechsel. Durchgehend ist die Erzählung glaubwürdig konstruiert und wird in einer schönen Sprache spannend erzählt. Die kursiv gedruckten Gedanken wurden jeweils aus der Sichtweise von Marta oder Gabe angeführt und sind sehr hilfreich, es gab für mich keine Unstimmigkeiten und ich konnte der Geschichte zu jeder Zeit folgen, sie nachvollziehen. Die Charaktere Dickinson und Rodriguez-Johnson waren mir ausgesprochen sympathisch und von Anfang an vertraut, es machte richtig Spaß den beiden bei ihrer harten Polizeiarbeit über die Schulter zu blicken. Es war fast unmöglich, das Buch zwischendurch aus der Hand zu legen. Auf den letzten 100 Seiten kristallisierte sich plötzlich eine überraschende, grausame Wendung heraus, die am Schluss zu einem ungeahnten Ende führten. Ich war sozusagen „geplättet“.
Ein mitreißender Thriller, der alles hat was ein gutes Buch braucht. Gerne lese ich Cold-Case Krimis, die immer eine Möglichkeit für Rückblicke bieten, dadurch wirkt das Geschriebene sehr lebendig.
Am Ende der Geschichte bleibt die Hoffnung, dass von diesem genialen Ermittlerduo noch mehr „kalte Fälle“ gelöst werden könnten.
Eine uneingeschränkte Leseempfehlung für Cold-Cases-Fans, das Buch muss gelesen werden.
Dazu wohlverdiente 5 Sterne.

Bewertung vom 24.03.2017
Ragdoll - Dein letzter Tag / New-Scotland-Yard-Thriller Bd.1
Cole, Daniel

Ragdoll - Dein letzter Tag / New-Scotland-Yard-Thriller Bd.1


sehr gut

Ragdoll – Dein letzter Tag, Thriller von Daniel Cole, 480 Seiten erschienen im Ullstein Verlag.
Daniel Coles Debüt, einThriller grotesk, faszinierend mit Schwächen am Ende.
Detektiv William Oliver Layton-Fawkes genannt Wolf, versucht im Gerichtssaal einen für ihn sicher schuldigen Massenmörder, der freigesprochen wird, zu töten. Nach seiner Suspendierung kehrt er jedoch in den Dienst bei der Londoner Polizei zurück. Er wird zu einem grausigen Fund gerufen, eine aus Leichenteilen von 6 verschiedenen Opfern zusammengenähte bizarre Flickenpuppe, die den Kopf des Massenmörders trägt, hängt wie eine Marionette von der Decke und deutet auf Wolfs Wohnung die dem Fundort gegenüber liegt. Wolfs Exfrau Andrea erhält zur selben Zeit eine Liste, auf der sechs weitere Opfer mit genauem Todeszeitpunkt angekündigt werden. Der letzte Name auf dieser Todesliste ist jedoch William Oliver Layton-Fawkes selbst. Die ermittelnden Beamten versuchen den Ragdoll- Mörder zu finden, doch er ist ihnen immer einen Schritt voraus.
Den vorliegenden Thriller möchte ich in zwei verschiedenen Teilen beurteilen, im letzten Drittel wird die Story durch einen Plot-Twist für mich sehr schwierig. Zunächst handelt es sich hier um eine Erzählweise im auktorialen Stil, die Handlung wirkt durch die witzig-raffinierten Dialoge sehr lebendig. Die Spannung ist schon im Prolog, sowie im ersten Kapitel kaum zu überbieten, ein echter Pageturner, die ersten 300 Seiten flogen nur so dahin. Die bildhafte Sprache die der Autor verwendet ist unheimlich ausdrucksstark, z. B. „das marionettenhafte Ungeheuer“ oder „eklig grob zerteilte Fleischbrocken, faulen im kühlen Untersuchungsraum vor sich hin“ faszinierten mich. Die Spannung bleibt durch die Zeitangabe am Anfang der Kapitel unerträglich hoch, der Leser ist sich ständig bewusst, wie lange jedes Opfer noch „Restlebenszeit“ übrig hat. Immer wieder war ich überwältigt, wie es der Täter schafft, trotz Polizeischutz für die Opfer, seine Liste „abzuarbeiten“. Zwei Drittel der Geschichte kann man nur als fulminant, explosiv, raffiniert und voller Ideen bezeichnen. Vom letzten Drittel war ich sehr enttäuscht. Mir kam es fast so vor als ob das Ende von einem anderen Autor geschrieben wurde, es ist natürlich schwierig, dies zu begründen ohne zu viel von der Auflösung zu verraten. Ich hatte große Schwierigkeiten, die Hintergründe des Plots zu durchschauen und war mit der Klärung der Mordserie nicht unbedingt einverstanden.
Ich konnte mit dem gesamten Team der Ermittler nicht warm werden, jeder ermittelte mehr oder weniger für sich allein und ständig war dicke Luft. Detektive Edwards - der Mann der scheinbar niemals schläft - wurde mir im Laufe der Ermittlungen immer unsympathischer. Auch die Figur Emily Baxter und ihre Art, konnte ich nicht nachvollziehen. Wolf, mal William mal Fawkes, dann wieder Wolf genannt, blieb für mich als Protagonist komplett undurchschaubar.
Für das geniale Cover gibt es einen Extrapunkt, deshalb und wegen des grandiosen Einstiegs, finde ich, knappe 4 Sterne für angemessen.

Bewertung vom 10.03.2017
Das Brombeerzimmer
Töpfer, Anne

Das Brombeerzimmer


sehr gut

Das Brombeerzimmer, Liebesroman von Anne Töpfer, 416 Seiten erschienen im List-Verlag. Romantik, Liebe und Familiengeheimnisse in der Vorpommerschen Boddenlandschaft.
Nora und Julian lieben sich sehr. Als Julian beim Joggen einen Herzinfarkt erleidet und stirbt bricht auch für die junge Lebensmittelentwicklerin eine Welt zusammen. In Ihrer Trauer macht die junge Witwe das, was sie auch mit Ihrem geliebten Mann gerne tat – sie kocht Marmelade und hortet sie.
Am einjährigen Todestag von Julian findet sie einen Brief und ein Rezept für Brombeermarmelade, welches sie von ihrem Ehemann zum Hochzeitstag, als Überraschung bekommen sollte. Sie nimmt Kontakt mit Klara, der Großtante von Julian auf, von der das Rezept stammt und kurzerhand beschließt Nora nach Kinnbackenhagen an der Ostsee zu reisen um die alte Dame zu besuchen. Zwischen den beiden Frauen entwickelt sich schon bald eine ganz besondere Freundschaft dabei entdeckt Nora einen verborgenen Vorratskeller und ein Familiengeheimnis aus der Nachkriegszeit.
Zu allererst bin ich auf das fruchtig fröhliche Cover aufmerksam geworden, Brombeeren, Heidelbeeren und dazwischen appetitliche Macarons da bekommt man nicht nur zum Lesen Lust. Der vorliegende emotionsgeladene Roman lässt sich weglesen wie nichts, was die Autorin mit ihrem leichten, eingängigen und witzigen Schreibstil in hervorragender Weise gemeistert hat. Am Anfang war ich beeindruckt, wie Anne Töpfer es schafft die Trauer von Nora zu beschreiben, ich habe bei jedem Satz mitgelitten und immer wieder stiegen mir Tränen in die Augen, ich habe die Gefühle der Protagonistin um ihre verlorene große Liebe tatsächlich mitfühlen können. Sehr berührt hat mich auch wie ihre Freundin Katharina und ihre Mutter immer wieder versucht haben zu trösten und sich um Nora kümmerten. Die Dialoge, sowie die detailgenauen Kochszenen gaben mir das Gefühl mittendrin im Geschehen zu sein. Die Landschaften und die Orte des Plots sind so gut beschrieben, dass der Leser sie wie in einem Film ablaufen sieht. Den Hund Watson fand ich so gelungen, er hätte in der Geschichte auf keinen Fall fehlen dürfen. Zwischendurch sind immer wieder kursiv gedruckte Abschnitte eingefügt die in wunderschöner Sprache Worte der Liebe von Julian an Nora, sowie Noras Gedanken zum Ausdruck bringen.
Leider hatte die Geschichte unnötige Längen, die zu vermeiden gewesen wären und die auch zum Verständnis und zum Ablauf der Erzählung nicht notwendig waren, z.B. der kaputte Akku des Handys und die Verwicklungen bis zum Kauf eines Neuen oder der Abend in Konstantins Haus mit dem befreundeten Ehepaar waren m.E. unnötig und brachten die Story nicht weiter. Ständig wartete ich auf den Knall, das unterschwellig angedeutete Geheimnis, das ganz am Ende ziemlich schnell abgehandelt war. Wobei ich die verzwickten Familienbande erst nach mehrmaligem Lesen des betreffenden Abschnitts so richtig durchschaute. Ich wünsche mir unbedingt eine Fortsetzung des Romans um zu erfahren, wie es mit den liebgewonnenen Charakteren weitergeht, wie Nora in Zukunft ihr Leben gestalten will, mit einem kleinen Cafe von Mandy oder einer Marmeladenmanufaktur für Klara.
Das absolute Highlight des Buches waren die beigefügten Rezepte, die ich unbedingt ausprobieren will. Verdiente 4 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 03.03.2017
Die Götter sind los / Die Chaos-Götter Bd.1
Evans, Maz

Die Götter sind los / Die Chaos-Götter Bd.1


ausgezeichnet

Die Götter sind los, Kinderbuch von Maz Evans, 336 Seiten, empfohlenes Lesealter 10 Jahre, erschienen im Carlsen-Verlag.
Elliot Hooper hat jede Menge Probleme mit sich herumzuschleppen, seine
Großeltern sind gestorben, seine Mutter ist krank und kann sich weder um sich selbst, denn um Elliot kümmern, die ganze Arbeit auf dem Hof muss von ihm erledigt werden, dazu kommen massive Geldsorgen, denn seine Mutter hat einen Kredit aufgenommen, der in einer Woche fällig wird. Es ist kein Wunder, dass zu allem Unglück noch Schwierigkeiten in der Schule dazukommen. Derweil vom Olymp sich das Sternbild Virgo aufmacht eine Dosis Ambrosia auf die Erde zu bringen, was nicht wirklich gut zu klappen scheint denn sie knallt auf der Home-Farm durchs Kuhstalldach. Aus Versehen befreien die beiden noch den Dämonen Thanatos. Zusammen mit den Olympiern versuchen sie nun die Welt zu retten, doch die Götter sind auch nur Menschen wie du und ich.
Mir hat dieses Buch gut gefallen. Es ist gleichbleibend spannend, sehr witzig und ich konnte es in einem Rutsch lesen. Die Sprache ist für die Altersgruppe ab 10 Jahre hervorragend geeignet. Es wäre von Vorteil wenn sich der junge Leser ein wenig in der griechischen Mythologie auskennen würde, denn der Lesegenuss ist einfach größer, wenn man weiß, dass z.B. Hephaistos der Schmiedegott oder Athene die Göttin der Weisheit und des Krieges ist.
Die Kapitel haben eine überschaubare, dem empfohlenen Lesealter angepasste Länge. Über jedem Kapitel steht eine kurze, zum Inhalt passende Überschrift und eine comicartige Zeichnung eines der Charaktere. Die witzigen Dialoge machen die vorliegende Geschichte sehr lebendig. Am besten hat mir die Episode mit der englischen Königin gefallen, da musste ich wirklich laut lachen. Zum Ende der Erzählung nimmt die Spannung noch einmal richtig Fahrt auf und endet mit einem Cliffhanger, sicher will der Leser gerne wissen wie die Geschichte weitergeht und fiebert auf den nächsten Band.
Maz Evans ist hier in schöner, klarer Sprache ein witziges, unterhaltsames Buch gelungen, welches bestimmt nicht nur den jungen Leser anspricht. Von mir eine Leseempfehlung für Jungen und Mädchen ab 10 Jahren, die sich für die griechische Mythologie interessieren oder etwas darüber erfahren wollen. Dazu 5 verdiente Sterne.

Bewertung vom 26.02.2017
Schlaflied / Olivia Rönning & Tom Stilton Bd.4
Börjlind, Rolf;Börjlind, Cilla

Schlaflied / Olivia Rönning & Tom Stilton Bd.4


ausgezeichnet

Schlaflied, Thriller von Cilla und Rolf Börjlind, 576 Seiten erschienen im btb-Verlag.
Der 4. Fall des schwedischen Ermittler-Teams Olivia Rönning und Tom Stilton mit aktuellem Thema.
Die Leiche eines 10jährigen Jungen wird im Wald gefunden, übel zugerichtet und teilweise verscharrt.
Zuerst scheint es, als ob es sich um die Tat eines pädophilen Täters handeln würde. Als zwei weitere Leichen von Teenagern gefunden werden, kristallisiert sich heraus, dass die harte Wahrheit noch viel grausiger ist. Es handelt sich bei diesen Jugendlichen um allein reisende Flüchtlinge, die kurz zuvor im Flüchtlingslager am Stockholmer Bahnhof angekommen sind. Muriel eine drogensüchtige Obdachlose nimmt derweil Folami ein nigerianisches Mädchen, das auf der Suche nach ihrem Bruder ist, unter ihre Fittiche und schon bald geraten auch sie in die Fänge dubioser Verbrecher. Mette Olstätter und ihr Team vom Landeskriminalamt nehmen die Ermittlungen auf, Tom Stilton Ermittler und Ex-Obdachloser, will beweisen, dass er „es noch draufhat“. So geraten er und Kollegin Olivia Rönning in gefährliche Situationen im Menschenhändler-Milieu. Können sie den Fall um die ermordeten Flüchtlingskinder lösen?
Die Spannung im vorliegenden Thriller beginnt und bleibt unglaublich hoch. Wieder handelt es sich um mehrere Erzählstränge die am Ende kunstvoll verknüpft werden. Die Szene in der Gerichtsmedizin z.B. musste ich nochmal lesen, weil ich beim ersten Mal nur so durch die Zeilen gehastet bin. Da es sich bei der Geschichte um Gewalt an Kindern bzw. Jugendlichen handelt und der schonungslos grausame Plot durchaus der Wahrheit entsprechen könnte, hat mich dieses Buch unglaublich betroffen gemacht. Die lebhaften Dialoge könnten ohne Weiteres genauso stattgefunden haben, mit angehaltenem Atem habe ich Seite um Seite verschlungen, dieser Krimi ist nichts für zartbesaitete Gemüter und wird mich wohl noch eine Weile beschäftigen. Hierbei handelt es sich um den 4. Teil der Reihe, der vorliegende Band kann ohne Weiteres auch ohne Vorkenntnisse gelesen werden, der Lesegenuss ist aber höher wenn man die Geschichte der handelnden Charaktere und deren Entwicklung miterleben kann. Voll Spannung erwarte ich den nächsten Teil.
Mein absoluter Lieblingscharakter ist der Protagonist Tom Stilton. Nach seinem psychischen Zusammenbruch fristete er ein elendes Leben als Obdachloser, doch aus eigener Kraft, starkem Willen und mit der Unterstützung seiner Freunde hat er sich wieder zu einem fähigen Ermittler, mit manchmal dubiosen Methoden entwickelt, er ist mittlerweile sogar in einer funktionierenden Partnerschaft. Seine Kollegin Olivia Rönning hat im Laufe der Zeit ebenfalls eine Entwicklung zu ihrem Vorteil durchgemacht, trotz ihrer Schwierigkeiten im Team Fuß zu fassen. Einzig die Figur Mette war mir im vorliegenden Buch mit ihrer Launenhaftigkeit sehr unsympathisch. Dagegen ließ mir der Muriel/Folami-Teil das Herz aufgehen und rührte mich stellenweise zu Tränen. Selbst das zu Beginn des Buches begangene Verbrechen, welches ich im Laufe des aufregenden Geschehens total ausgeblendet habe, wird mit dem letzten Abschnitt des Buches aufgelöst.
Empfehlung an alle, die atemberaubende Thriller mögen, ebenso an die Fans der Rönning/Stilton Reihe. So wünscht man sich einen guten Thriller deshalb 5 Sterne von mir.

Bewertung vom 19.02.2017
Der Mann, der Luft zum Frühstück aß
Knapp, Radek

Der Mann, der Luft zum Frühstück aß


gut

Das Boot laufen lassen

Der Mann der Luft zum Frühstück aß, Erzählung von Radek Knapp, 128 Seiten erschienen im Deuticke Verlag.
Novelle über einen jungen polnischen Emigranten.
Walerian, mit einem Namen nach einem Beruhigungsmittel, wird als Einjähriger von seiner Mutter, bei den Großeltern untergestellt und vergessen. Als sie nach 11 Jahren wieder erscheint nimmt sie den Jungen mit nach Wien. Am Anfang hat es der junge Auswanderer nicht leicht, aber er überwindet zunächst die Sprachschwierigkeiten und schafft einen Schulabschluss. Auf einer höheren Handelsschule fühlt er sich jedoch nicht wohl und will seine Leben nach seiner Weise selbst gestalten. Nachdem ihn seine Mutter vor die Türe setzt, schafft es der junge Mann sein Leben und seine Zukunft in den Griff zu bekommen? Kann er sich ganz alleine reparieren und aus dem Nichts festen Boden unter seine Füße zaubern?
In der vorliegenden Erzählung die in der Ich-Perspektive verfasst ist, strotzt es nur so von wunderbaren Lebensweisheiten. Z.B „wenn man die Augen zumacht passieren die interessantesten Dinge und die wollte ich um nichts auf der Welt verpassen“ oder „ein Mann der sein Leben in die Hand nimmt sieht alles mit anderen Augen“. In humorvollen, bildhaften Sprachstil lässt Radek Knapp seine Leser an diesen Lebensweisheiten teilhaben, immer wieder musste ich beim Lesen vor mich hin schmunzeln.
Spannung ist bei dieser Erzählung nicht vorhanden. Obwohl ich den Band an einem Nachmittag durchgelesen habe wäre es auf jeden Fall besser diese Geschichte „häppchenweise“ zu genießen. Und dadurch die Gelegenheit nutzen, über das Gelesene noch einmal nachzudenken.
Geeignet für Leser die neugierig sind, wie es gelingen kann, seinen eigenen Weg zu finden, oder die das Thema Emigration interessant finden.
Ich vergebe 3 von 5 Sternen

Bewertung vom 16.02.2017
Sturmherz
Bomann, Corina

Sturmherz


sehr gut

Sturmherz, Liebes- bzw. Schicksalsroman von Corina Bomann, 528 Seiten, erschienen im Ullstein Verlag.
16. Februar 1962 die große Flutkatastrophe in Hamburg. Cornelia Raaken, entscheidet sich ihrer großen Liebe Rick in die USA zu folgen. Doch die beiden werden getrennt, zuerst durch die Flut, dann durch den Ozean.
Alexa Petri muss sich um die Angelegenheiten und den Buchladen ihrer Mutter kümmern, die einen schweren Schlaganfall erlitten hat und im Koma liegt. Das fällt Alexa nicht leicht, da sie ab ihrem 11. Lebensjahr unter der Gefühlskälte und Ablehnung ihrer Mutter gelitten hat. Cornelia hat ihr nie das Gefühl gegeben, von ihr geliebt und wertgeschätzt zu werden. Bei der Durchsicht der Unterlagen ihrer Mutter, entdeckt Alexa einige Schriftstücke die erklären warum die Mutter ihren Ehemann und die Tochter mit so einer Herzenskälte behandelt hat, Richard Henderson ein amerikanischer Autor kann ihr dabei helfen die Beweggründe ihrer Mutter nachzuvollziehen und ihr erklären wer ihre Mutter wirklich ist.
Bei dem vorliegenden Roman handelt es sich um eine herzzerreißende Liebesgeschichte, auch bei mir blieb kein Auge trocken. Die Spannung die schon am Anfang durch den Prolog hervorgerufen wurde, konnte Corina Bomann bis zum überraschenden Finale, gleichbleibend hoch halten. Die großzügig verwendeten Dialoge, machten den Roman sehr lebendig, das Setting wurde gekonnt beschrieben. Der Roman wird mit dem Aufkleber Kopfkino beworben, was tatsächlich den Tatsachen entspricht, ich fühlte mich zeitweilig nach Hamburg versetzt und konnte auch die Geschehnisse der Sturmnacht miterleben, als ob ich dabei gewesen wäre. Obwohl sich die Geschichte abwechselnd in drei verschiedenen Zeiten abspielt, konnte ich der Handlung mühelos folgen. Ich drängte darauf die Aufklärung des Romans zu erfahren, deshalb hab ich das Buch kaum aus der Hand legen können. Ich versank geradezu in der gefühlvollen, emotionalen Erzählung und war dann überrascht, wie viele Seiten ich inzwischen verschlungen habe. Zu keinem Zeitpunkt aber war das Buch kitschig oder peinlich,
Meine Lieblingsfigur ist Alexa, gefühlvoll und pflichtbewusst, voller Liebe zu ihrer Mutter die es ihr gewiss nicht leicht gemacht hat.
Was ich allerdings nicht nachvollziehen kann ist das Verhalten von Cornelia ihrer Familie gegenüber, die an ihrem Unglück zu keinem Zeitpunkt schuldig oder dafür verantwortlich waren. Natürlich wurde sie vom Schicksal und von Menschen betrogen jedoch glaube ich nicht, dass eine Mutter sich deshalb so gemein gegenüber ihrem Kind verhalten würde.
Ich meine, dass der Leser der solche Lebens- und Schicksalsromane mag, hier in gefühlvoller Art und Weise bekommt, was er in solchen Büchern sucht. Ich kann Sturmherz nur empfehlen und vergebe 4 von 5 möglichen Sternen.

Bewertung vom 09.02.2017
Spreewaldtod / Klaudia Wagner Bd.2
Dieckerhoff, Christiane

Spreewaldtod / Klaudia Wagner Bd.2


ausgezeichnet

Spreewaldtod, Kriminalroman von Christiane Dieckerhoff, 350 Seiten, erschienen im Ullstein Verlag.
Klaudia Wagners 2. Fall.
In einem Fließ im Spreewald wird die Leiche eines rumänischen Erntehelfers aufgefunden. Die Kopfverletzung deutet darauf hin, dass das Opfer keines natürlichen Todes gestorben sein kann.
Dazu kommt, dass er am Abend zuvor in eine Schlägerei auf einem Dorffest verwickelt war.
Die zuständige Ermittlerin Klaudia Wagner leidet immer noch unter gesundheitlichen Störungen aus der Vergangenheit, dazu kommen psychische Probleme, sie kämpft noch immer gegen die Dämonen aus ihrem vergangenen Fall. Ausgerechnet mit dem verhassten Kollegen Demel muss Claudia zusammenarbeiten, mit dem sie bei ihrem ersten Fall so einige Schwierigkeiten hatte.
Die Ermittlungen kommen nur langsam in Fahrt, die jungen Erntehelfer scheinen etwas zu verheimlichen, die Gurkenbauern und ihre Familien sagen nicht die Wahrheit, handelt es sich um Erpressung, Eifersucht oder gibt es andere Gründe für die Mordtat? Schon bald gibt es ein weiteres Opfer und die Ermittlungen laufen bald auf Hochtouren.
Ich habe den ersten Teil der Spreewaldserie – Spreewaldgrab – davor gelesen, dadurch habe ich mich sofort im Buch heimisch gefühlt, schon vom Vorwort an zog es mich hinein in die Geschichte, da mir viele Charaktere und die Protagonistin vertraut sind. Die Spannung beginnt ab dem ersten Kapitel und zieht sich bis zum Schluss, denn die Aufklärung des Falles geschieht erst am Ende des Krimis. Ich hatte absolut keine Ahnung wer für die Morde verantwortlich sein könnte. Am liebsten hätte ich das Buch nicht mehr aus der Hand gelegt und die letzten 100 Seiten habe ich in einem Stück durchgelesen. Dieckerhoff verwendet eine klare und angenehme Sprache wodurch das Lesen sehr leicht fällt, die verwendeten Dialoge lockern die Story auf und machen das Buch lebendig. Besonders freut es mich, dass Claudia Wagner jetzt an ihrem neuen Arbeitsplatz angekommen ist und auch die Kollegen sich freundlich und hilfsbereit verhalten. Demel und Wagner geben sich trotz ihrer Altlasten, höchst professionell und werden somit zu einem echten „Ermittlerteam“. Die Geschichte lässt noch Platz für weitere Folgen und ich freue mich schon auf die kommenden Differenzen mit der Staatsanwältin Frau Demeter-Anders. Die privaten Nebengeschichten der Erzählung lassen noch viel hoffen. Zumal die eigentlichen Kollegen von Claudia in diesem Fall durch Krankheit und familiäre Gründe verhindert waren, hat sich der Plot doch ganz deutlich vom 1. Teil abgehoben. Fraglich bleibt für mich nur, warum die Staatsanwältin ihre Hand so schützend über diesen zwielichtigen Gegenspieler hält?
Ich empfehle interessierten Lesern unbedingt den 1. Band vorher zu lesen, die Reihe ist es wirklich wert und freue mich schon auf weitere Bände aus der Spreewaldreihe.
Deshalb vergebe ich gerne 5 Sterne.