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Benutzername: 
Fredhel
Wohnort: 
Deutschland

Bewertungen

Insgesamt 1148 Bewertungen
Bewertung vom 24.02.2023
Wahnspiel
Eisfeld, Kilian

Wahnspiel


sehr gut

In Heidelberg wurde eine junge Frau grausam getötet. Als der Mörder vorzeitig aus der Haft entlassen wird, bricht ein Online-Shitstorm los. Lukas Schneider ist von da ab seines Lebens nicht mehr sicher, und tatsächlich verschwindet er spurlos. Statt seiner findet die Polizei nur seine abgetrennte, vergrabene Hand. Ein großes Rätselraten beginnt. Nach anfänglichen Zweifeln scheinen die abstrusen Theorien von Kommissar Alex Schwerdt in die richtige Richtung zu weisen. Der Täter scheint sich tatsächlich dem Okkultismus verschrieben zu haben.
Dieser Krimi ist überraschend spannend. Es gibt viele unerwartete Wendungen, aber zugleich erschreckt des Volkes Stimme, die auch in der Realität dermaßen in sozialen Medien nach Lynchjustiz rufen könnte und unliebsame Personen des öffentlichen Lebens an den Pranger stellen würde. Alles schon da gewesen.
Auch die Einblicke in eine schlagende Verbindung mit ihrem braunen Gedankengut scheinen alles andere als pure Fiktion zu sein. 
Ein absoluter Hörgenuss ist der Sprecher Johannes Steck mit seiner wohlklingenden Stimme und seinem Sprachtalent für die verschiedensten Dialekte.

Bewertung vom 21.02.2023
Männer sterben bei uns nicht
Reich, Annika

Männer sterben bei uns nicht


sehr gut

Luise hat ihr Leben lang auf dem beeindruckenden Anwesen ihrer Großmutter gelebt. Mit ihr wohnten noch weitere Frauen dort: ihre Mutter, ihre Tante, ihre Cousine, ihre andere Großmutter und eine Haushälterin. Alle wurden von Großmutter finanziert, alle mussten sich ihrer Willkür und ihren Launen unterwerfen. Jetzt jedoch ist Großmutter gestorben und die Autorin lässt den Leser am Begräbnis teilnehmen, an dem sich alle versprengten Frauen der Familie wieder treffen, und in zeitlichen Rückblenden wird Luises Leben seit ihrem zehnten Lebensjahr in Episoden erzählt.
Man lernt die Frauen sehr gut kennen. Deren Männer haben in ihren Leben keine große Rolle gespielt. Sie sind verstorben oder wohnen schon längst woanders. Je weiter man liest, umso mehr fragt man sich, warum nicht auch die Frauen sich von dieser schrecklichen Großmutter distanzieren. Aus materiellen Gründen oder aus charakterlicher Schwäche bleiben sie in der Abhängigkeit. Nur Luise fühlt sich wohl, denn sie ist Großmutters Augenstern. Sie wird vor aller Augen bevorzugt und verhätschelt, und nun steht sie als Haupterbin vor dem Grab.
Das Buch ist eine Charakterstudie, wie Frauen mit Frauen umgehen können. Oder auch, wie Geld sich auf Beziehungen auswirkt. Die einzelnen Schicksale fesseln den Leser sofort. Die Autorin leuchtet die Charaktere so aus, dass man auch nach dem Lesen über so viel vergeudete Lebenszeit nachdenkt und einem die Frauen nicht so schnell aus dem Sinn gehen.
Wer gerne über Familienschicksale liest, der ist hier genau richtig.

Bewertung vom 10.02.2023
Brandmal / Saana Havas Bd.1
Backman, Elina

Brandmal / Saana Havas Bd.1


sehr gut

Saana ist Online-Reporterin gewesen, aber nun zu Beginn des Sommers arbeitslos geworden. Um sich neu zu orientieren, beschließt sie, die Sommermonate abseits von Helsinki in der Provinz bei ihrer Tante zu verbringen. Schnell ist sie von einem lange zurückliegenden Mordfall fasziniert. Sie fängt an, Material zu sammeln, um eventuell eine Reportage oder ein Buch darüber zu verfassen.
Unterdessen ist Kommissar Jan Leino in Helsinki auf der Spur eines Mörders, der sein Opfer brandmarkt. Es bleibt nicht bei einem Toten und die Ermittlungen führen auch in Saanas Ferienort. Der alte Fall und die neuen Morde scheinen in Verbindung zu stehen.
Die Handlung ist erst auf den letzten Seiten spannend und actionreich. Über weite Strecken hat man es hier eher mit einem Roman zu tun, denn man lernt sowohl Jan mit seiner Kollegin Heidi als auch Saana mit ihrer Tante sehr genau kennen. Auch einige Dorfbewohner werden detailliert beschrieben, allerdings spielen sie im weiteren Verlauf eine Rolle bei den Ermittlungen. Über allem liegt die authentische Atmosphäre des hellen finnischen Sommers. Und nicht zuletzt auch der Beginn einer Romanze zwischen zwei notorischen Einzelgängern, die noch nicht an das Glück der Liebe glauben wollen.
Die Story liest sich flüssig und angenehm, aber ich finde, es ist mehr ein normaler Krimi, denn der Nervenkitzel eines Thrillers fehlt.

Bewertung vom 09.02.2023
Die Totenuhr / Ann Lindell Bd.9
Eriksson, Kjell

Die Totenuhr / Ann Lindell Bd.9


sehr gut

Ann Lindell, Ex-Polizistin, besucht ihren langjährigen Freund Edvard auf der kleinen Insel Gräsö. Vor vielen Jahre ist hier Cecilia Karlsson nach dem Mord an ihrer großen Liebe Casper sang- und klanglos verschwunden. Was keiner weiß: Sie ist anlässlich einer Beerdigung in ihre Heimat zurückgekehrt und lebt nun versteckt in einem verlassenen Haus. Sie ist auf tödliche Rache aus. 
Eigentlich ist der Plot voller Verbrechen aus Liebe und Leidenschaft, doch das spiegelt sich nicht im Spannungsbogen wider. Dieser Thriller ist ein Buch der leisen Töne, ein Blick in menschliche Seelen.
Eine Nebenrolle ist mir angenehm aufgefallen, nämlich der reiche, unbelehrbare Mann vom Festland, der ohne landwirtschaftliche Kenntnisse seine Vorstellungen verwirklichen will. Ohne Rücksicht, wie alles in die Umgebung passt. Geld regiert die Welt.
Obwohl die Handlung ohne Längen voranschreitet, hat es mir doch deutlich an Spannung gefehlt. Das konnte auch nicht das etwas mehr Action bringende Ende samt Auflösung von dem damaligen Mord retten. Deswegen "nur" vier Lesesterne. Ich weiß, dass Kjell Eriksson es besser kann.

Bewertung vom 03.02.2023
Was nicht war, kann ja noch werden
Schmölzl, Lydia

Was nicht war, kann ja noch werden


sehr gut

In wechselnden Erzählerperspektiven und in Rückblenden lernt der Leser Freya und ihre große Liebe Chris kennen. Nach dem Abitur war die Beziehung zwischen beide am Ende. Freya wollte so schnell wie möglich in die Großstadt und hatte genau definierte Pläne für die Zukunft. Chris dagegen wollte die Welt sehen und sich nicht festlegen.
Nun ist Freya 30 Jahre alt, hat einen festen Job, einen Freund, der klare Vorstellungen von der näheren Zukunft hat, nämlich Haus und Kind zusammen mit Freya, und sie ist unglücklicher denn je. Denn Freya will nun selbst hinaus in die Welt und nicht im Alltagstrott einer vorgezeichneten Zukunft versauern.
Also zieht sie sich zum Nachdenken auf den elterlichen Bauernhof zurück und versucht mit aller Gewalt, an ihre Jugend anzuknüpfen.
Die Protagonistin ist nicht übermäßig sympathisch, denn sie versetzt nicht in die Lage von Eltern und Ex-Freund.
Doch eine große Retro-Party bringt den Wendepunkt.
Auf den ersten Blick ist die Story eine humorvolle Liebesgeschichte, denn die Autorin hat einen sehr witzigen Schreibstil und gibt ihrer Freya einen angenehmen Spritzer Selbstironie mit auf den Weg. Alles liest sich locker und leicht, auch der Schicksalsschlag ist gut verpackt. Insgesamt ist es aber eine Geschichte, wie Menschen sich verändern und wie sie sich dem Leben anpassen müssen. Es ist eine Lektion, dass man miteinander aufrichtig reden muss, dass man zuhören und sich in den anderen hineinfühlen muss. Vor allem ist es eine Lektion, dass es keinen Plan für das Leben gibt.

Bewertung vom 01.02.2023
Der Mitternachtsmord
Willberg, T. A.

Der Mitternachtsmord


sehr gut

London, im Jahr 1958.
Hier lebt Marion Lane zusammen mit ihrer unsympathischen Großmutter. Ein guter Freund von Marions verstorbener Mutter vermittelt ihr eine Ausbildung bei Londons bester und geheimnisvollster Detektei. Der Arbeitsplatz liegt streng geheim in unterirdischen Tunneln. Hier werden talentierte junge Menschen zu Inquirern ausgebildet, also zu einer Art Meisterdetektiv. Marion hat eine technische Begabung und so arbeitet sie gerne mit an der Erfindung neuer Gadgets à la James Bond. Als eine unbeliebte Kollegin ermordet wird, stehen alle unter Generalverdacht, doch ganz besonders Marions Mentor. Sie beginnt auf eigene Faust mit Nachforschungen und findet ein mörderisches Labyrinth und ein explosives Geheimnis, während der wahre Mörder weiter im Dunkeln bleibt.
Die Handlung hat wenig Tiefgang, aber ist voller guter Mystery-Elemente. Mit Marion kann man schnell warm werden und die unterschiedlichen Charaktere im Kollegenkreis machen die Geschichte lebendig. Der Schreibstil der Autorin ist klar, sodass man sich immer gut zurechtfindet. Nicht nur durch den Mord, sondern auch durch die fantasievolle Umgebung bleibt die Spannung erhalten. "Der Mitternachtsmord" ist eine nette Fantasy-Lektüre für zwischendurch.

Bewertung vom 31.01.2023
Schnell mal vegan
Seiser, Katharina

Schnell mal vegan


ausgezeichnet

Dieses Kochbuch hat mich begeistert. Generell bin ich, wie die Autorin, der Meinung, dass Ersatzprodukte in der veganen Küche nichts zu suchen haben. Wenn ich kein Fleisch essen will, dann brauche ich mir nicht aus Pflanzen etwas zu basteln, dass wie Fleisch schmecken soll!
Die hier vorliegenden Rezepte kommen gänzlich ohne diese Kunstprodukte aus und konzentrieren sich auf pflanzenbasierte Zutaten.
Die Einteilung der Rezepte nach Jahreszeiten und dann noch mal in Kalt-Lauwarm-Warm ist ungewöhnlich und kann mich nicht so recht überzeugen.
Gut sind die Zutaten, die einfach zu besorgen sind, und wenn nicht, wie zum Beispiel Stängelkohl oder Schwarzkohl, dann werden immer gebräuchliche Alternativen benannt.
Die eigentliche Zubereitung ist für jedermann verständlich. Auch die Zubereitungszeiten sind überschaubar. Mir gefällt generell die Vielfalt der Rezeptideen, die Katharina Seiser sich in verschiedenen Ländern abgeguckt hat.
Dass dieses Buch lokal und klimapositiv gedruckt wird, ist konsequent und verstärkt noch mal die Grundidee, die Ressourcen der Natur auch in anderen Bereichen zu schützen.

Bewertung vom 31.01.2023
Neubeginn im kleinen Strickladen in den Highlands / Der kleine Strickladen Bd.4
Oswald, Susanne

Neubeginn im kleinen Strickladen in den Highlands / Der kleine Strickladen Bd.4


sehr gut

"Neubeginn im kleinen Strickladen in den Highlands" ist der vierte Band einer Reihe. Auch als Quereinsteiger hatte ich keinerlei Probleme, mich in die sympathische Dorfgemeinschaft am Loch Lomond hineinzudenken.
Amely hat hier nach dem Tod ihrer Mutter Zuflucht und Ruhe gefunden. Außerdem bahnt sich eine berührende Liebesgeschichte zwischen ihr und dem Whiskey-Hersteller Peter an.
Als Leser kann man sich wunderbar in die schöne schottische Landschaft versenken und alle Probleme vergessen. Man weiß einfach, dass für Amely alles gut ausgehen wird, auch wenn noch kleinere Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt werden müssen.
Einerseits hat mir die ganze Atmosphäre sehr zugesagt, auch wenn ich die Handlung etwas einfach gestrickt finde. Aber ich bevorzuge eine straffere Erzählweise. Auch wenn ich selbst gerne stricke, so waren mir die Beschreibungen der Wolle viel zu ausführlich. Sie sind für die Handlung unerheblich und dienen als reiner Füllstoff. Deswegen gibt es von mir nicht die volle Punktzahl.