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Buchdoktor
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Romane, Krimis, Fantasy und Sachbücher zu sozialen und pädagogischen Tehmen interessieren mich.

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Insgesamt 612 Bewertungen
Bewertung vom 04.01.2017
Der Nashorn-Fall / Thabo - Detektiv & Gentleman Bd.1
Boie, Kirsten

Der Nashorn-Fall / Thabo - Detektiv & Gentleman Bd.1


ausgezeichnet

Thabo lebt in Swasiland, dem kleinen Königreich mitten in Südafrika, dessen absolutistischer Herrscher durch seine Verschwendungssucht bekannt wurde. Swasiland hat die höchste Aidsrate der Welt. Die Waisen der vielen Aidstoten werden von ihren Großmüttern oder ihren - oft überforderten - Geschwistern aufgezogen. Auch Thabo ist Aids-Waise. Er lebt bei seinem Onkel Vusi, der als Wildhüter einer Gästefarm Safaris für Touristen durchführt. Für seine Unterkunft bei Onkel Vusi arbeitet Thabo mit auf der Gästefarm. In der Realität haben Menschen wie Onkel Vusi 16-Stunden-Tage, so dass man sich als erwachsener Leser hier fragt, wie lange die Männerwirtschaft von Onkel und Neffe wohl gut gehen wird. Thabo ist mit dem weißen Mädchen Emma befreundet, deren Großtante Agatha als einer der letzter Vorposten des britischen Empire britische Lebensart pflegt. Agathas britischer Vater war Rinderfarmer und wie viele weiße Familien Südafrikas leben Emmas Eltern inzwischen vom Tourismus.

Die Miss-Marple-Filme, die Thabo mit Miss Agatha gemeinsam ansieht, haben sein Interesse am Detektiv-Spielen geweckt. In so altväterlicher Art, dass man sich den Jungen wie einen Zirkusdirektor mit Goldknöpfen und Zylinder vorstellt, spricht er Kirsten Boies Leser verschnörkelt mit "meine Damen und Herren an". Nicht nur seit Emma im Internat ist, hat sich die Freundschaft zwischen den Kindern verändert; auch Thabos Freundschaft mit dem Jungen Sifiso leidet zunehmend unter Sifisos Eifersucht auf Miss Agatha und Emma. Sifiso und Emma möchten jeder gern Thabos bester Freund und Assistent sein. Sifisos Kindheit war mit dem Tod seiner Eltern beendet; er ist nun allein für seine jüngeren Geschwister verantwortlich. Sifisos Lebensbedingungen zeigen, dass Elektrizität in einer einfachen Hütte im südlichen Afrika so wenig selbstverständlich ist wie ein regendichtes Grasdach. Nicht alle Kinder werden jeden Tag satt. Wie lange wird der Junge seine Verantwortung für die jüngeren Geschwister überhaupt allein tragen können?

Thabo und seine Freunde sind als Spürnasen gefragt, als ein Nashorn wegen seines wertvollen Horns gewildert wird und Onkel Vusi als Täter in Verdacht gerät. Da Vusi nicht gerade der schnellste Denker ist, wäre er ohne Thabos Unterstützung aufgeschmissen. Um Vusis Unschuld zu beweisen, muss Thabo Spuren sichern und ermitteln, wer ein Motiv und wer die Gelegenheit zur Tat hatte. Sein Miss-Marple-Wissen aus alten Schwarz-Weiß-Filmen muss auf die Verhältnisse in Swasiland herunter gebrochen werden. Doch aus dem Abenteuer wird schnell Ernst. Nicht jeder Erwachsene ist vertrauenswürdig und manches Urteil der jungen Detektive erweist sich als vorschnell.

In einen für ein jugendliches Publikum sehr exzentrisch wirkenden Rahmen alter Miss-Marple-Filme setzt Kirsten Boie einen für die beteiligten Kinder nicht ungefährlichen Fall von Wilderei. Die Figuren und ihre Beziehungen zueinander sind sehr liebevoll und realistisch gezeichnet. Allein die Miss-Marple-Thematik, die Erwachsene evtl. komisch finden könnten, finde ich Kindern von heute schwer vermitelbar, unabhängig davon ob das Thema Afrika für sie nun Neuland ist oder sie selbst bereits in Swasiland gewesen sind. Für Thabos Zirkusdirektor-Pose gibt es zumindest im ersten Band noch keine Auflösung, aber ein zweiter Band ist bereits angekündigt. Die Vermittlung der Lebensbedingungen von Aids-Waisen finde ich dagegen kindgerecht, unaufdringlich und frei von populären Klischees "armer Kinder in Afrika". Kirsten Boie gelingt es hier mit wenigen Sätzen, das Unbegreifliche begreiflich zu machen. Hilfe für Sifiso wird es langfristig nur durch Hilfe von außen geben.

Ein spannender Kinderkrimi mit schrulligem Humor für Leser ab 10, der mitten zwischen Schlangen, Fledermäusen und Raubtieren spielt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.01.2017
Wie man in eine Seifenblase schlüpft
Beutelspacher, Albrecht

Wie man in eine Seifenblase schlüpft


sehr gut

"Wie man in eine Seifenblase schlüpft" ist ein Buch zum Mitmachmuseum Mathematikum in Gießen. Manche Museumsbesucher nehmen gern etwas in die Hand und mit nach Hause, wenn sie von einem Museum begeistert sind. Das Buch stellt zusätzliche Bezüge zu den Versuchen im Museum her, beleuchtet Hintergründe und blickt in die Geschichte der Mathematik. Es eignet sich deshalb z. B. für Lehrer zur Vorbereitung eines Museumsbesuchs, aber auch für interessierte Laien. Wie im Museum selbst werden keine Vorkenntnisse erwartet. Man kann sich im Buch treiben lassen, nach Vertrauten suchen, sich bei den Abbildungen einklinken und so Unbekanntes entdecken. Allein schon an den Formulierungen lässt sich das Ziel des Mathematikums erkennen: die Zusammenhänge sollen durch Ausprobieren, Anfassen, Ausmessen konkret begriffen und behalten werden.

Nach meinem Eindruck als mathematischer Laie lässt sich die Anwendbarkeit der Experimente in drei Gruppen teilen:
-- Experimente für die man Hilfsmittel aus dem verschwenderisch ausgestatteten Mathe-Museum braucht, wie den Zahlenschrank. An das Museum gebunden sind z. B. Riesenseifenblasen zum Thema Oberfläche oder das Kapitel über Spiegel.

-- Experimente, die jederzeit ohne spezielles Material möglich sind
Unabhängig von der Materialausstattung sind z. B. Eulers Haus vom Nikolaus oder das Ausknobeln einer Vertretertour, der legendären Deutschland-Tour. Über Perspektive, optische Täuschungen und den goldenen Schnitt (besonders interessant für Fotografen) kann jeder Interessierte ohne Vorkenntnisse und ohne Versuchsmaterial lesen.

-- Experimente, zu denen man das Material (in Form eines Geduldsspiels) bereits zuhause oder in der Schule hat, ohne bisher bewusst den Bezug zur Mathematik hergestellt zu haben. In vielen Haushalten vorhanden sind Abakus, Pentomino, Tangram, Soma-Würfel und Conway-Wüfel.

Mathemathiklehrer muss man nicht sein, um Spaß mit dem Buch zu haben. Es bietet jedoch die Chance zu entdecken, warum es bei einigen Kindern am mathematischen Denken hapert, weil sie die Zusammenhänge nicht ausreichend mit eigenen Händen erforschen konnten.

Bewertung vom 04.01.2017
I Saw a Man (Restauflage)
Sheers, Owen

I Saw a Man (Restauflage)


ausgezeichnet

Michael Turner wurde als Autor bekannt mit seinem Buch über zwei aus der Dominikanischen Republik eingewanderte Jungs und ihr Viertel Washington Heights/New York. Seine Frau Caroline ist Kriegsreporterin für einen Londoner Fernsehsender. Als "eingebettete" Journalistin mit den Kriegsschauplätzen des 20. und 21. Jahrhundert vertraut, lebt Caroline für das Tagesgeschäft. Zwei Partner wie Feuer und Wasser ziehen gemeinsam in ein beschauliches Häuschen in Wales: Caroline, die ehrgeizige Reporterin, "wie ein Komet, der nur einmal eine Nacht erhellen würde" (S. 16) und der ruhige Michael, der sorgfältig recherchiert und sich um professionelle Distanz bemüht. - Michael findet an einem drückend heißen Londoner Sommertag die Hintertür des Nachbarhauses unverschlossen vor. Ist bei den Nelsons eingebrochen worden? Hat Michael selbst etwa psychische Probleme? Seine Ehe mit Caroline und das Haus in Wales sind längst Vergangenheit. Caroline ist bei einer Reportage ums Leben gekommen und in Michaels Leben gibt es seitdem zu viele Bereiche, die er nicht mehr betritt, weil sie ihn zu stark an Caroline erinnern. "Er hatte nicht nur [Caroline] verloren, sondern auch den Mann, zu dem sie ihn gemacht hatte" (Seite 56). Zu gemeinsamen Freunden hält der Witwer Distanz, von Heilung kann für Michael noch lange keine Rede sein. Obwohl Michael von einer Trauerberaterin unterstützt wird, hat er Carolines Tod noch lange nicht verarbeitet. Es wäre nicht verwunderlich, wenn er therapeutische Hilfe bräuchte. Die Handlung der Gegenwart treibt vorwärts, die Rückblende bremst das Erzähltempo gleichzeitig aus. Wie in einem Krimi möchte man wissen, was bei den Nelsons passiert ist, benötigt dazu jedoch die Vorgeschichte. Je weiter man in die Beziehung des Paars und der befreundeten Nachbarn vordringt, umso unheimlicher und bedrohlicher wirkt die noch immer offen stehende Hintertür der Nelsons. - Rückblenden entfalten akribisch die Vorgeschichte. Owen Sheers taucht tief in Michaels Selbstverständnis als Autor ein, dessen New Yorker Stadtviertel sich draußen gentrifiziert, noch während er drinnen als Chronist seine Reportage über die Einwanderer Nico und Raoul schreibt. Michaels Rückkehr nach London erfolgt auch aus seinem Eingeständnis heraus, dass sich der Erfolg seines ersten Buches kaum wiederholen lassen wird. Caroline zieht nur formal nach England, als Zugeständnis für ihre Ehe, sie ist weiter in aller Welt unterwegs. Die gemeinsame Berufung zum Schreiben gleicht die gegensätzlichen Temperamente der Partner nicht aus, wie man vermuten könnte, sondern polarisiert die Beziehung. ...
Die Ereignisse werden manchen Leser schockiert nach Luft schnappen lassen, mancher wird das Buch deshalb ablehnen. Man sollte den Roman nicht gerade lesen, wenn man selbst aktuell krank oder belastet ist. Doch die schockierende Vorgeschichte wird von Owen Sheers außerordentlich brillant beschrieben. Seine Beobachtungen des Beziehungsgeflechts bestehen aus Bild, Ton und Geruch, wenn er die befreundeten Männer z. B. in ihrer Körperlichkeit als Sportler beschreibt. Neben den politischen Ereignissen im Hintergrund ist das Hauptthema Trauer, in der besonderen Form, in der Männer trauen. Wie in einem komplizierten Uhrwerk greifen die Fragen nach dem Sinn des Lebens und dem Überleben Hinterbliebener nach einem Todesfall wie Rädchen ineinander. - Wenn ich einen Literaturpreis zu vergeben hätte, stände Owen Sheers oben auf meiner Liste und auch auf die berühmte einsame Insel würde ich das Buch wegen seiner brillanten Beschreibungen mitnehmen. Lesern von literarisch anspruchsvollen Psychothrillern empfehle ich es mit Überzeugung.

Bewertung vom 04.01.2017
In den Wäldern des menschlichen Herzens
Strubel, Antje Rávik

In den Wäldern des menschlichen Herzens


ausgezeichnet

Katja und René aus Berlin sind auf einer organisierten Kanutour unterwegs auf dem Stora Le in Schweden. Außer ihren Betreuern und anderen Kanuten treffen die Urlauber unterwegs keine anderen Menschen. Das Flussufer bildet die Grenze zu einer Wildnis, in der Mückenschwärme lauern und Elche unterwegs sind. Katja schreibt an ihrem ersten Buch und sucht eine letzte Atempause, ehe der Alltag sie wieder fordern wird. Ein anderes Paar muss sich in Schweden mit seinen Klischeevorstellungen über die Sámi und deren inszenierte Lebensrealität auseinandersetzen. Beide erfahren, dass eine teure Ausrüstung sie nicht vor Naturkräften schützen kann. Sara und Norman bieten in der ostdeutschen Provinz Yogaworkshops mit Wellness-Versprechen an. Im Sequoia National Park der USA verbringen die Studenten Emily und Leigh ein paar Ferientage. Leigh hat sich erst vor kurzem für eine männliche Identität entschieden und ist sich noch unsicher, wie andere Menschen reagieren werden. Erstaunlicherweise erkennt nur Faye, die bisher selten außerhalb von Städten gewesen ist, Katastrophenzeichen von Erosion und schwindendem Lebensraum für Mensch und Tier.

In Episoden sieht sich eine Vielzahl von Paaren und Teams in komplexem Beziehungsgefüge und wechselnder Zusammensetzung mit einer beunruhigenden 'Wildnis' konfrontiert, den Übergängen zu fremden Lebenswelten. Mehrere der Paare sind Frauen-Paare. Ein kurzfristiger Aufenthalt im Zelt oder in einer Berghütte konzentriert auf Lebenswichtiges, lässt in Beziehungen Konflikte eskalieren, entlarvt dabei bisher verborgene Eigenschaften. Meine Wildnis-Interpretation steht hier für eine manchem Stadtbewohner fremde Natur, für die Abwesenheit von Normen, erst zu findende Geschlechterrollen oder fehlenden Schutz vor Gewalt. Übergange zeigen sich in wechselnden Paarzusammensetzungen, in der sexuellen Orientierung, zwischen Vergangenheit und Gegenwart oder vom Text zur Übersetzung. Übergänge werden auch geleugnet, z. B. wird in einem Szenario die reale Gefahr radioaktiver Kontamination manierlich hinter einer Mauer verborgen. Auch eine Insel als Traum- und Fluchtziel kann für den erweiterten Wildnis-Begriff stehen. Der Roman ist nach Auskunft der Autorin Abschluss einer Reihe (Kältere Schichten der Luft, Sturz der Tage in die Nacht), die das menschliche Begehren thematisiert.

Episodenromane setzen m. A. allein durch die Form bei ihren Lesern ein großes Maß an Geduld voraus. Für die vielen Personennamen brauche ich immer einen Notizzettel. Durch eine "Wildnis" der Unbilden komplizierter Paarungen und in Grenzbereiche unserer Zivilisation führt Antje Rávic Strubel hier in präziser, entlarvender Sprache.

Bewertung vom 04.01.2017
Weit über das Land
Stamm, Peter

Weit über das Land


ausgezeichnet

Thomas und Astrid lassen ihren letzten Urlaubstag im Garten ausklingen. Die Hecke, die Garten und Bewohner schützen soll und im Sommer Schatten spendet, wirkt plötzlich bedrohlich, das Grundstück wie von einer Mauer umgeben. Offenbar hat besonders Thomas diese Beklemmung empfunden; denn am anderen Morgen bricht er aus seiner Arbeitnehmer-Routine aus und marschiert statt zur Arbeit direkt in den Wald. Er versteckt sich vor anderen Menschen, entwickelt Szenarien, wie sein Leben von nun an sein wird, durchkreuzt seine Gedanken jedoch selbst. Vorbereitet ist sein Ausbruch nicht, aber Thomas hat wenigstens seine Sparkassenkarte dabei. In der Position als neutraler Beobachter habe ich Thomas wegen seiner Farblosigkeit einen Ausstieg aus dem bürgerlichen Leben zunächst nicht zugetraut.

Thomas war beruflich und privat ein Durchschnittsmensch, ohne Ehrgeiz, gerade darum schockiert seine Verweigerung des alltäglichen Trotts. Sein Weglaufen wirkt wie ein Versuch, der Überschaubarkeit und Durchschnittlichkeit seines Lebens zu entkommen. Mit wachsender Entfernung von zuhause wird seine völlige Erschöpfung durch ein ereignisloses Leben deutlich, auch dass Thomas seine Ehe nur als Fassade erlebt hat. Für Astrid ist das Verschwinden ihres Mannes noch etwas Abstraktes, etwas das man in der Zeitung lesen könnte, das einen selbst jedoch nicht betrifft. Sie muss zwischen dem realen Thomas und ihren Fantasien unterscheiden lernen und rechtfertigt zunächst noch Thomas Abwesenheit gegenüber den Kindern und Thomas Kollegen. Sie weicht der Peinlichkeit der Situation zunächst aus, doch wenn Thomas nicht zurückkommt, wird sie als nicht berufstätige Hausfrau irgendwann kein Einkommen mehr haben. Ein Mann wie Thomas ist so durchschnittlich, dass es schwerfällt, bei der Polizei eine Personenbeschreibung abzugeben. Zu dem Polizisten, der Astrids Vermisstenanzeige aufnimmt, entwickelt sie eine besondere Beziehung, sie und Patrick bilden privat eine irritierende neue Einheit. Wenn Thomas in den Wäldern und Bergen bleiben will, braucht er endlich einen Plan, denn der Winter steht bevor und die Tiere werden schon ins Tal zurückgeholt. Die Handlung wird nicht linear erzählt, Rückblenden erzählen von den Figuren, einHandlungsstrang schreitet bis in eine fantasierte Zukunft voran.

Mit einer ungewöhnlich zurückgezogenen Hauptfigur und Peter Stamms vertraut distanziertem Erzählton kann "Weit über das Land" an frühere Romane wie "Agnes" oder "An einem Tag wie diesem" anknüpfen.

Zitat
"Sonst waren keine Menschen auf den Bildern, nur immer wieder zottelige Schafe mit schwarzen Köpfen und bunten aufgesprühten Farbmarkierungen, ganze Herde oder einzelne Muttertiere mit ihren Lämmern. Weiße Häuschen, die verstreut in der überdimensionierten Landschaft standen, Ruinen von Ställen, zusammengezimmerte Zäune, hohe Klippen und darunter das Meer, eine endlose Fläche, die sich am Horizont in der Helligkeit des Himmels verlor. Die Landschaft übte eine starke Anziehung auf Thomas aus, es schien ein Ort des Abschieds und zugleich der Ankunft zu sein." (Seite 198)

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.01.2017
An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts
Schimmelpfennig, Roland

An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts


gut

Der junge Pole Tomasz ist auf der Heimreise aus Polen nach Berlin, wo er mit einer Baukolonne Mietshäuser entkernt. Tomasz steckt nach einem Massenunfall im dichten Schneegestöber im Stau fest, als er plötzlich einen Wolf in Richtung Berlin ziehen sieht. Tomasz fotografiert den Wolf; sein Foto wird verkauft und in allen deutschen Zeitungen abgedruckt. Um die Sichtung des Wolfs, der ungewöhnlich mager wirkt, gruppiert Roland Schimmelpfennig extrem kurze Episoden, die teils kürzer als eine Buchseite sind. Parallel zu Tomasz Wolfssichtung laufen die beiden Jugendlichen Elisabeth und Micha aus einem ostdeutschen Dorf in der Nähe der polnischen Grenze weg, stirbt ein älterer Mann am Fuß seines Hochsitzes, machen sich die Eltern der Jugendlichen auf die Suche nach ihren Kindern und beschließt der Inhaber eines Spätkaufs in Prenzlauer Berg, diesen Wolf unbedingt zu töten. Einige Figuren gehören zu jenen Deutschen, die glaubten, niemals auf legalem Weg ihren Staat hinter der Mauer verlassen zu können. Alle Episoden des komplexen Geflechts hängen mit allen anderen zusammen. Die Wege der Personen haben sich wie auf Rasterlinien einer Landkarte bereits früher gekreuzt und werden sich wieder kreuzen. Es geht um Lebensbedingungen osteuropäischer Wanderarbeiter in Berlin, um Menschen, die allein hunderte von Quadratmetern Wohnraum zur Verfügung haben, um Städter, die in abgelegene ostdeutsche Dörfer ziehen, um Alkoholismus - und um eine Nation, die sich durch einen halb verhungerten Wolf in einer Großstadt in kollektive Aufregung versetzen lässt. Um den Wolf als Katalysator drehen sich die Ereignisse, als Impulsgeber hätte ebenso gut das Gewehr des Jägers dienen können oder das entkernte Mietshaus am Ende der Lychener Straße mit seinen ehemaligen Bewohnern.

Aufgrund der Wolfsthematik war Schimmelpfennigs Episodenroman für mich persönlich ein lesenswertes Buch, weil es eine Gesellschaft demaskiert, in der das gesunde Maß dafür verloren gegangen ist, was für uns Menschen wirklich ein Risiko ist und was nur Hype einer abstrakten Bedrohung, um offenbar in erster Linie das finanzielle Überleben von Medien zu sichern. Keine der Figuren hat mehr eine Vorstellung davon, was ein Wolf ist. Um etwas über Wölfe zu erfahren, müssten sie Romane von Tolstoi lesen oder mit Menschen aus der Türkei oder Rumänien sprechen, in deren Heimatdörfern noch Wölfe gesehen werden. Es ist die Gesellschaft, in der Lehrer in vielen ersten Schulklassen Kindern zuerst erklären müssen, was ein Eichhörnchen ist und was Löwenzahn, ehe sie die entsprechenden Wörter schreiben lernen.

Wenn ich an den für den Preis der Leipziger Buchmesse nominierten Text jedoch mit dem Anspruch herangehe, dass er auch anderen Lesern außer mir gefallen soll, stehen die Konstruktion des Plots und sperrige Formulierungen aus "Vater des Jungen" und "Mutter des Mädchens" einer Empfehlung entgegen. Ein Episodenroman an sich spricht eher leidensfähige Romanleser an. Vielschichtiger und stilistisch runder als Schimmelpfennigs Fährtensuche im Schnee Berlins und Ostdeutschlands finde ich in diesem Frühjahr Antje Rávic Strubels Roman In den Wäldern des menschlichen Herzens, in dem sie ebenfalls in Episodenform Rand- und Zwischenregionen unserer Zivilisation und unserer Beziehungen erkundet.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.01.2017
Frauen bereisen die Welt

Frauen bereisen die Welt


ausgezeichnet

Frauen der Geburtsjahrgänge zwischen 1766 und 1908 berichten von ihren Reisen nach Vorderasien, Japan, China, Brasilien, Kenia und England. Sie richten unseren Blick auf Zeiten, in denen Briefe, Reiseberichte und Illustrationen die einzigen Medien waren, um aus fernen Ländern zu berichten. Gereist sind die Abenteurerinnen per Kutsche, Schiff, Kamelkarawane oder in von Kulis getragenen Sänften. Mary French Sheldon hat ihre Expedition zum Kilimandscharo sogar selbst finanziert, ausgerüstet und geführt. Annemarie Schwarzenbach (*1908), unterwegs im Auftrag Schweizer Zeitungen, fotografierte ihre Reiseeindrücke bereits. - Was ein Reisender wahrnimmt, erzählt immer auch über die Person selbst. So hat Johanna Schopenhauer mich mit ihrem sozialen Interesse an Lebens- und Arbeitsbedingungen berührt. Ähnlich interessiert zeigt sich Ida Pfeiffer, wie in anderen Ländern gelebt und gearbeitet wird, die sich auch mit Kritik an der Kolonialherrschaft der Europäer nicht zurückhält. Die Diplomatengattin Elisabeth von Heyking weckt nicht gerade Sympathie für die soziale Schicht der Botschafter und Gesandten mit ihrer kleinkarierten Kritik an den Ländern, die sie gastfreundlich aufnahmen. Isabella Lucy Bird reist zum Lake Tahoe in den USA und begegnet dort einem ihr unbekannten zotteligen Tier, einem Bären. Ihre Reise nach Japan zeigt sie von einer anderen Seite, nicht ohne besserwisserische Töne, jedoch mit tiefer Einsicht in die strengen Normen der japanischen Gesellschaft. Therese von Bayern ragt mit ihrer wissenschaftlichen Sichtweise und einer Vielzahl von Fakten über die Natur Brasiliens heraus, die an den Reisebericht einer Naturwissenschaftlerin erinnert. Sie erhält 1897 für ihre wissenschaftlichen Beiträge die Ehrendoktorwürde der LMU München. Herausragend durch die Einsichten in die Lebensweise der Massai war für mich besonders der Bericht Mary French Sheldons über ihre kühne Expedition zu den Massai. Sheldon zeigt sich als außergewöhnliches Talent, die Massai nicht nur zu verstehen, sondern auch ihre eigene Rolle der 'Bibi Bwana' weise und diplomatisch auszufüllen. Vielleicht musste eine Frau ihrer Zeit selbst an 'giftige Miasmen' in der Luft glauben, um den Vorstellungen eines Naturvolks so großes Verständnis entgegenzubringen wie sie. - Was ein Reisender wahrnimmt, erzählt immer auch über die Person selbst. So hat Johanna Schopenhauer (die Mutter Arthur Schopenhauers) mich mit ihrem sozialen Interesse an Lebens- und Arbeitsbedingungen berührt. Ähnlich interessiert zeigt sich Ida Pfeiffer, wie in anderen Ländern gelebt und gearbeitet wird, die sich auch mit Kritik an der Kolonialherrschaft der Europäer nicht zurückhält. Die Diplomatengattin Elisabeth von Heyking weckt nicht gerade Sympathie für die soziale Schicht der Botschafter und Gesandten mit ihrer kleinkarierten Kritik an den Ländern, die sie gastfreundlich aufnahmen. Isabella Lucy Bird reist zum Lake Tahoe in den USA und begegnet dort einem ihr unbekannten zotteligen Tier, einem Bären. Ihre Reise nach Japan zeigt sie von einer anderen Seite, nicht ohne besserwisserische Töne, jedoch mit tiefer Einsicht in die strengen Normen der japanischen Gesellschaft. Therese von Bayern ragt mit ihrer wissenschaftlichen Sichtweise und einer Vielzahl von Fakten über die Natur Brasiliens heraus, die an den Reisebericht einer Naturwissenschaftlerin erinnert. Sie erhält 1897 für ihre wissenschaftlichen Beiträge die Ehrendoktorwürde der LMU München. Herausragend durch die Einsichten in die Lebensweise der Massai war für mich besonders der Bericht Mary French Sheldons über ihre kühne Expedition zu den Massai. Sheldon zeigt sich als außergewöhnliches Talent, die Massai nicht nur zu verstehen, sondern auch ihre eigene Rolle der 'Bibi Bwana' weise und diplomatisch auszufüllen. Vielleicht musste eine Frau ihrer Zeit selbst an 'giftige Miasmen' in der Luft glauben, um den Vorstellungen eines Naturvolks so großes Verständnis entgegenzubringen wie sie.

Bewertung vom 04.01.2017
Feine Leute
Weng, Joan

Feine Leute


weniger gut

1918 kehrte Paul Genzer aus dem Ersten Weltkrieg zurück und bewarb sich wie viele seiner Kriegskameraden bei der Berliner Polizei. Genzer ist homosexuell und überzeugt davon, dass er seine sexuelle Orientierung derzeit im Griff hat. Vor rund 100 Jahren war Homosexualität noch strafbar und in seiner Position als Kriminalkommissar befand sich Genzer auf einer gefährlichen Gratwanderung. 1925 ermittelt Genzer im Todesfall des wohlhabenden Gottlieb Straumann, der tot in einem Berliner Hotelzimmer aufgefunden wurde. Details der Tat lassen an eine Inszenierung denken, um den Mord einer bestimmten Person in die Schuhe zu schieben. Kompliziert wird die Angelegenheit, als auch Bernice Straumann, die Ehefrau des Toten, ums Leben kommt. Familiäre und erotische Verbindungen nicht nur der beiden Toten bieten Lesern des Krimis reichlich Material zum Miträtseln. Die Figur des Carl von Bäumer, Filmschauspieler und Werbe-Ikone, verbindet die Handlung mit der glamourösen Welt der Filmschaffenden.

Joan Weng erzählt ihren verwickelten Fall mit süddeutschem Zungenschlag in lässiger, moderner Umgangssprache, die sich in die Sitten zu Paul Genzers Zeit nicht besonders glücklich einfügt. Neben der regional gefärbten Erzählstimme treten im Buch gleich mehrere Zuwanderer aus dem Südwesten auf, waschechte Berliner dagegen sind rar. Denkbar ist dieses Zusammentreffen Auswärtiger; denn zur Zeit der Handlung wanderten viele Menschen auf Arbeitssuche aus Süddeutschland ab. Falls sich die Autorin ihrer Mundartprägung bewusst sein sollte, hätte ich mir zur Hauptfigur Paul Genzer dennoch eine plausible Erklärung gewünscht, was ihn nach dem Krieg gerade nach Berlin verschlagen hat. Warum selbst der Berliner Hehler "Stielauge Kunze" ein Zugezogener aus dem Südwesten sein muss, leuchtet mir dagegen nicht ein.

Volker Kutscher, Susanne Goga, Simon Jaspersen - die 1920er und 30er Jahre in Berlin boomen offenbar als Setting für Kriminalromane. An Simon Jaspersens historischem Krimi Bevor die Nacht kommt hatte ich die für die Zeit der Handlung sehr moderne und zu wenig regionaltypische Sprache kritisiert. "Feine Leute" wirkt in der Recherche und sprachlich schwächer als Jaspersens Krimi. Entbehrliche Adjektive (plus deren Steigerungen!) und Mundartausdrücke Zugezogener wuchern. Die Wortwahl von Erzählerstimme und Figuren wirkt auf mich weder für den Handlungsort noch für die Epoche treffend. Die Berliner Eigenheit knapp und schlagfertig auf den Punkt zu kommen, kann Joan Weng mir hier nicht vermitteln. Da im Vergleich zu Joan Weng Simon Jaspersen die Örtlichkeiten und die politischen Hintergründe seines anspruchsvollen Plots sehr ausführlich recherchierte und ich dafür 3 Sterne vergeben habe, bleiben aufgrund der für mich nicht überzeugenden Konzentration von Auswärtigen in Joan Wengs Berliner Szenario leider nur gute 2 Sterne.

Bewertung vom 04.01.2017
Endgültig / Jenny Aaron Bd.1
Pflüger, Andreas

Endgültig / Jenny Aaron Bd.1


ausgezeichnet

Jenny Aarons Vater war als Mitglied der GSG 9 an der Befreiung der Landshut in Mogadischu beteiligt. Einer Polizisten-Tochter könnten böse Zungen unterstellen, dass sie nur durch Protektion ihres berühmten Vaters Karriere in einer Sondereinheit der Berliner Kripo gemacht hätte. Nach einer schweren Verletzung bei einem Einsatz in Barcelona erblindet Aaron und wechselt aus Berlin zum BKA nach Wiesbaden. Als Späterblindete trainiert sie besonders eisern ihre Mobilität und ihre Gedächtnisleistung und muss lernen, sich akustisch im Raum zu orientieren. Karate und Schießtraining stehen selbstverständlich auf ihrem Trainingsplan.

Der Mord an einer Gefängnispsychologin in einer Berliner JVA führt Jenny Aaron an ihren ehemaligen Wirkungsort zurück, weil sie dem Täter während ihrer Polizeiausbildung begegnet ist. Die Sonderabteilung wird inzwischen von der jungen Kriminalbeamtin Demircivi geleitet, die sich ihren Stallgeruch erst verdienen muss. Als Frau und soziale Aufsteigerin scheinen die Schuhe ihres von den Kollegen hoch geachteten Vorgängers Lissek für Demircivi noch zu groß zu sein. In eine vielversprechend konfliktreiche Situation in ihrer ehemaligen Abteilung platzt nun Aarons Sondereinsatz in Berlin. Der erfahrene Kollege Pavlik, ebenfalls im Dienst schwer verletzt, gibt seiner Chefin Demircivi den Tipp, die Männer niemals mit "Herr" anzusprechen, sondern allein mit ihrem Nachnamen. Andreas Pflüger hält es mit seiner Hauptfigur ebenso. Jenny Aaron wird zu Aaron - und für mich damit zu einer Art Neutrum im Sondereinsatz, ohne typisch männliche oder weibliche Eigenschaften. Die burschikose Anrede zischelte mir beim Lesen zu: es ist ein Kriminalkommissar, während die Braille-Schrift auf dem Buchcover den Fingern meiner linken Hand signalisierte: und sie ist blind. Bereits die Figur einer blinden Sonderermittlerin hat meine Aufmerksamkeit auf diesen Thriller gerichtet, denn in einer Sondereinheit kann eine vermeintliche Schwäche taktisch geschickt zum Vorteil werden, wenn sie einen Gegner dazu bringt sein Gegenüber zu unterschätzen.

Schnell wird den Ermittlern klar, dass der Mord an der Psychologin in Berlin nur ein Köder war, hinter dem sich ein komplizierter Fall verbirgt. Die Fäden zieht in Wirklichkeit ein Mann namens Holm. Für die Polizei ist Holm bisher ein verdächtig unbeschriebenes Blatt, ohne Wohnsitz in Deutschland, ohne Papiere und Steuernummer. Gemeinsam mit Aaron ist schleunigst aufzuarbeiten, was damals bei ihrem Einsatz in Barcelona passiert ist. Sie selbst muss sich Rechenschaft über ihre Beziehung zu ihrem Kollegen Niko ablegen, mit dem sie gemeinsam eingesetzt war. Dabei muss Aaron es mit einem Gegner aufnehmen, der sie besser zu kennen glaubt, als sie sich selbst kennt, weil sie beide Bushido, den Weg des Samurai, gehen. Nur sie beide scheinen einander gewachsen zu sein. Auch Kollege Pavlik wird wie Aaron in einen Machtkampf verstrickt, in dem sein Gegner viel zu gut weiß, wie ein erfahrener Scharfschütze tickt.

In der Auseinandersetzung mit dem skrupellosen Holm kommt es zu rasanten Szenen. Passagen, in denen Aaron zum körperlich versehrten Supergirl stilisiert wird, waren nicht unbedingt mein Geschmack. Förmlich ins Buch gesaugt haben mich allerdings die Abläufe innerhalb des Teams und die Auflösung der Vorgeschichten, ohne die die Ereignisse nicht einzuordnen wären. Alle Figuren und Nebenfiguren wirken liebevoll ausgearbeitet. So haben zwar viele Ermittler-Teams Sekretärinnen, aber hier hat die Sekretärin Persönlichkeit. "Endgültig" präsentiert sich als sprachlich origineller, teils ironischer, Thriller, der durch die exzellente Recherche zu Eigenheiten einer blinden Sonderermittlerin herausragt.

Bewertung vom 04.01.2017
Stormglass
Pratt, Tim; Deemer, Andy

Stormglass


sehr gut

In Jakes Zimmer stehen eines Nachts überraschend zwei Gleichaltrige, die ihn als Geheimagenten für die Organisation Stormglass anwerben wollen. Das Mädchen, das sich Lizzie nennt, war Jake kurz zuvor bereits in einem verlassenen Haus aufgefallen. Jake hat bisher reichlich langweilige Ferien verbracht, weil alle seine Freunde verreist sind. Lizzie und Filby behaupten, sie hätten Jake wegen seiner Ortskenntnis als Agenten ausgewählt. Kinder als Agenten wären besonders erfolgreich, weil Erwachsene ihnen keine besonderen Fähigkeiten zutrauten. Jake beherrscht ein paar Zaubertricks und ist als Hobby-Detektiv ein routinierter Beobachter. Dass seine Fingerfertigkeit ihn einmal zu einem international tätigen Agenten machen würde, hat wohl niemand vermutet. Noch bevor Jake das Agenten-Handwerk gründlich lernen kann, fühlt er sich mitten in die Praxis geworfen; denn der Fall eines globalen Bienensterbens ist eilig. Als äußere Tarnung seinen Eltern gegenüber dient sein angeblicher Aufenthalt im Ferienhaus einer anderen Familie. Auf der Spur einer Organisation, die gefährliche gentechnisch manipulierte Bienen entwickelt hat, reisen die drei jugendlichen Agenten bis nach Argentinien, Russland und Tansania. Gefahr droht nicht nur von der sonderbaren Firma Vindiqo, sondern auch von einem Maulwurf in den eigenen Reihen. Jake macht dabei eine interessante Entwicklung durch, vom wenig beachteten, gelangweilten Schüler zu einer Figur, die darüber nachdenkt, auf wessen Seite er selbst steht und wer hier die Guten oder die Bösen sind.

Zunächst schien mir Pratts und Deemers Kinderkrimi reichlich old school; denn jedes elektrisch betriebene Gerät blinkte, leuchtete und schimmerte auf Teufel komm raus. Doch das Sprachniveau zieht im Laufe der Handlung an. Die technische Ausstattung der Geschichte und der Stormglass-Agenten erwies sich glücklicherweise mit selbstfahrenden Systemen, Handflächenscannern und einem bestens ausgestatteten Stormpad dem technischen und wissenschaftlichen Niveau der Gegenseite angemessen.

Auch wenn der Titel ein Horror-B-Movie befürchten ließ, erweist sich der Auftaktband der geplanten Stormglass Serie als actionreicher Agentenroman für Kinder. Die Hauptfigur des 14-jährigen Jake hatte von Anfang an meine Sympathien. Die Altersempfehlung 12-15 Jahre würde ich gern auf 10-12 Jahre verschieben, das klassische Alter, in dem Kinderkrimis gern gelesen werden.