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hasirasi2
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Dresden

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Insgesamt 1223 Bewertungen
Bewertung vom 30.06.2022
Paulin, Claire

Blanche Monet und das Leuchten der Seerosen / Ikonen ihrer Zeit Bd.7


ausgezeichnet

Der blaue Engel

„Du bist die Einzige, die nachempfinden kann, was seine Kunst ihm abverlangt. Welche Qualen er durchleidet, welche Selbstzweifel ihn peinigen und zur völligen Selbstaufgabe zwingen.“ (S. 371) sagt ihre Mutter auf ihrem Sterbebett zu Blanche Monet und überträgt ihr damit die Verantwortung für ihren Zieh- und Stiefvater Claude Monet, der zu diesem Zeitpunkt schon 70 Jahre alt ist und seine berühmten 200 m2 großen Tafeln mit den Nymphéas (Seerosen) noch nicht gemalt hat. Blanche kennt ihn da schon 35 Jahre und gilt als sein Lieblingskind, auch wenn sie nicht seine leibliche Tochter ist, sondern von seiner zweiten Frau Alice genau wie Blanches Geschwister nach dem Bankrott ihres Vaters mit in die Beziehung gebracht wurde. Vom ersten Augenblick an war Blanche von Monets Bildern und ihm selbst beeindruckt, hat ihm jahrelang Pinsel und Farben zugereicht und allein durch genaues Beobachten das Malen gelernt. „Aus anfänglich enttäuschenden Farbklecksen hatte Monet ein Gemälde geschaffen, das lebte – das Wasser, das Licht, ja sogar der Wind, der durch die Bäume strich.“ (S. 25)

Claire Paulin hat es geschafft, mir nicht nur Blanche, sondern durch ihre Augen auch Claude Monet nahezubringen. Ihre Beziehung zu zueinander hat mich fasziniert, die beiden Leben war eng miteinander verbunden und er ihr absolutes künstlerisches Vorbild. „So oft hatte sie sich vorgestellt, wie es sich anfühlen würde, den ersten Pinselstrich auf eine frische Leinwand aufzutragen. … dann geschah etwas, worauf sie nicht vorbereitet war. Ihr Gefühle für das, was sie in vollkommener Schönheit vor sich sah, lenkten ihre Hand. Blanche fühlte die Farben, in die sie den Pinsel eintauchen musste …“ (S. 162) Angeblich sollen sich beide später manchmal nicht ganz sicher gewesen sein, wer eigentlich welches unsignierte Bild gemalt hat …

„Blanche Monet und das Leuchten der Seerosen“ erzählt, wie es zu diesem Mythos kam. Die Autorin schreibt extrem fesselnd und lässt den Leser sofort in Blanches Kosmos eintauchen, zeigt die schwierigen Umstände ihrer Kindheit und Jugend, beginnend mit der verschleppten und lang geheim gehaltenen Insolvenz ihres Vaters Ernst Hoschedé, das „anrüchige“ Verhältnis ihrer Mutter mit Monet, da diese damals mit ihren Kindern zu ihm und seiner ersten Ehefrau zog und bis zum Tod ihres Mannes in wilder Ehe mit ihm lebte, den finanziellen Druck und die Entbehrungen, denen sie alle bis zu Monets endgültigen Durchbruch ausgesetzt sind.
Außerdem geht sie auf die künstlerische Entwicklung der beiden ein, beschreibt Monets Umgestaltung von Haus und Garten in Giverny und ihre Bilder so plastisch, dass man sie vor seinem inneren Auge sehen kann.

Die Beziehungen innerhalb der Familie Monet sind sehr symbiotisch, auch wenn er sich als absoluter Patriarch sieht. Man ist immer füreinander da, die Kinder und Enkelkinder werden von allen zusammen aufgezogen und niemand wird im Stich gelassen, aber sein Wort ist Gesetz, auch bei der Partnerwahl der (Zieh-)Töchter – und als sich Blanche in einen Amerikaner verliebt, sagt er nein ... Trotzdem kümmert sie sich nach dem Tod ihrer Mutter fast bis zur völligen Selbstaufgabe um ihn, stellt ihre Leben und Schaffen hinter seinem zurück.

Mein Fazit: Ein spannendes Portrait einer mir bis dahin fast unbekannten Künstlerin, sehr mitreißend und extrem informativ geschrieben. Ich hoffe, dass es weitere Künstlerinnenbiografien von Claire Paulin geben wird.

Bewertung vom 29.06.2022
Saunders, Kate

Die Intrigen am King's Theatre / Laetitia Rodd Bd.3


sehr gut

Väter und Töchter

„Schauspieler werden gemeinhin als Außenseiter der Gesellschaft angesehen, was bedeutet, dass sie sich wie Außenseiter benehmen können – sie leben in ihrer eigenen kleinen Welt mit eigenen Gesetzen und Gewohnheiten.“ (S. 24)
In ihrem neuesten Fall findet sich Laetitia Rodd plötzlich inmitten diverser – echter und gespielter – Dramen wieder, denn sie soll das Schauspielerehepaar Sarah und Thomas Transome bei ihrer Trennung und den damit verbundenen Vereinbarungen beraten. Doch dann taucht in deren altem Theater eine mumifizierte Leiche auf, die jemand kurz vor einem Brand vor 10 Jahren dort abgelegt haben muss. Und bei dem einen Toten bleibt es nicht ...

Ich habe die ersten beiden Bände der Reihe rund um die Pfarrerswitwe verschlungen und meine Erwartungen an Band 3 waren dementsprechend hoch, wurden aber leider etwas enttäuscht. Kate Saunders überfordert mich hier leider mit immer neuen Protagonisten und deren wechselnden Verbindungen untereinander, sodass ich Probleme hatte, den Überblick zu behalten. Zudem war mir relativ früh ein Teil des Motives klar, auch wenn es geschickt verschleiert wurde. Auch die Art der Ermittlungen, die hauptsächlich aus Fahrten zu und Gesprächen mit den verschiedenen Verdächtigen bestehen, war mir zu langatmig.

Positiv möchte ich aber Laetitias Fähigkeiten als Ermittlerin und ihre Art, mit den Menschen umzugehen hervorherben. Sie ist immer für andere da und bemüht sich zu helfen, wo sie nur kann. Ihr Mitleid mit anderen ist beispielhaft und wenn ihr Gerechtigkeitssinn nicht wäre, würde sie den eine oder anderen Täter sicher entkommen lassen.
Das beschriebene Theatermilieu hat mir ebenfalls sehr gut gefallen: Die großen Dramen auf und hinter der Bühne, die Intrigen und Eifersüchteleien zwischen den Schauspielern, gepaart mit den Problemen innerhalb der Familie Transome und ihren 3 erwachsenen Töchtern, die alle Hauptrollen spielen und eigene Wege gehen wollen, war sehr spannend und unterhaltsam. Dazu kommen noch eine seit Jahren verfeindete Theatergruppe und diverse Affären, die nach eigentlich nie ans Licht kommen sollten. Die Rahmenhandlung für die Ermittlungen haben gut funktioniert.

Mein Fazit: Leider nicht ganz so gut wie die ersten beiden Bände, aber vielleicht lag´s ja am Theatersetting und der nächste Fall wird wieder etwas geradliniger.

Bewertung vom 23.06.2022
Whitmore, Felicity

Das Geheimnis der verborgenen Bibliothek


sehr gut

Gerald der Gütige

„Manchmal wünschte sich Zoe, genauso zu sein wie andere junge Frauen, die die Erwartungen ihrer Eltern erfüllten. Aber Zoe war anders.“ (S. 16) Vor ein paar Jahren wurde Zoe von ihrem Vater aus der der Familie ausgeschlossen, weil sie sich offen zu ihrer Homosexualität bekannte, inzwischen ist sie eine erfolgreiche Debütautorin. Als sie jetzt ihre Promotion in Geschichte nachholen will, schlägt ihre Professorin ihr ausgerechnet ihren Vorfahren Gerald Farwell als Thema vor. Der Pfarrer wird auch Gerald der Gütige genannt und heute noch als Held verehrt, aber niemand weiß mehr, worauf sich dieser Ruf begründet. Zudem wurde er 1839 in Liverpool ermordet und das Verbrechen anscheinend nie aufgeklärt.

Liverpool 1893: Inspector Thomas Young von der Metropolitain Police wird geschickt, um Gerald Farwells Tod aufzuklären, dem Bruder des Earl of Wooverlough. Bei seinen Ermittlungen stößt er auf eine Mordserie an Prostituierten, welche die örtliche Polizei nicht untersucht (es sind ja „nur“ Huren und „Wer mit dem Feuer spielt, darf sich nicht wundern, wenn er verbrennt.“ (S. 93)), und auf Madeline Brown, die Geliebte eines reichen Mannes, die als Einzige auf die Aufklärung dieser Taten dringt und bereits eigene Nachforschungen angestellt hat.
Liverpool ist zu dieser Zeit eine der größten Hafenstädte und damit ein Sammelbecken für die verschiedensten Auswanderer. Nicht wenige Frauen landen in der Prostitution, um die Überfahrt oder ihr Leben hier zu finanzieren.

Madeline hat schon früh einen Verdacht, wer der Mörder ist, aber da sie es nicht beweisen kann und ihr niemand glauben würde, behält sie dieses Wissen für sich. Sie ist eine sehr intelligente Frau und Verführerin und spielt ihre Reize aus, um zu bekommen, was sie will – nicht nur bei ihrem Gönner, sondern auch bei Inspector Young. Dabei gibt sie immer nur soviel preis, wie unbedingt nötig ist. Aber sie ist auch sehr warmherzig und großzügig und sich ihrer privilegierten Stellung als Geliebte nur eines Mannes gegenüber den Straßenhuren bewusst. Darum unterstützt sie diese, wo es nur geht und setzt sich auch so vehement für Suche nach dem Täter ein.

Zoe wollte nie wieder etwas mit ihrer Familie zu tun haben, aber das Thema und der ungeklärte Mord reizen sie dann doch. Zudem will sie ihre Professorin beeindrucken, die sie sehr anziehend findet. Die beiden begeben sich zusammen auf Spurensuche nach Wooverlough Court und decken dabei mit Hilfe einer vergessenen geheimen Bibliothek nicht nur die Morde an den Huren und Gerald Farwell, sondern auch noch aktuelle Geheimnisse auf.

Felicity Whitmore hat mich wieder von Anfang bis Ende gut unterhalten. Geschickt baut sie auf beiden Zeitebenen Spannung auf und lässt Liverpool und das Anwesen Wooverlough Court (den Stammsitz von Zoes Familie) damals und heute vor dem Auge des Lesers lebendig werden.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.06.2022
Gosling, Sharon

Fishergirl's Luck


sehr gut

Der Supper-Club auf den Klippen

„… jetzt gehe ich auf die vierzig zu, habe keinen Partner, keine Kinder, und mein Zuhause ist ein Schuhkarton, in dem ich nicht auf Dauer leben kann.“ (S. 144) Zwanzig Jahre hat Köchin Anna ihr Leben und ihre Karriere nach ihrem Freund Geoff ausgerichtet und sich ihm in allem untergeordnet. Als sie sich endlich von ihm trennt, will sie einen kompletten Neuanfang und kauft in Crovie an der Steilküste Schottlands ein winziges Häuschen, ohne es je zuvor gesehen zu haben, nur weil ihre Eltern dort glückliche Flitterwochen verlebt haben, wie ein altes Foto beweist. Die ehemalige Scheune Fishergirl's Luck wurde von der Vorbesitzerin in den 1940er Jahren umgebaut, hat eine lange Geschichte und viele Stürme überstanden – und ist ziemlich abgewohnt. Am liebsten würde Anna sie sofort wieder verkaufen, zumal sie fast ihre ganzen Ersparnisse und das Erbe ihrer Eltern dafür ausgegeben hat, aber sie war in 5 Jahren die einzige Interessentin …
Doch schnell fühlt sie sich ihrem Häuschen wohl und irgendwie behütet. Die raue Landschaft verzaubert sie und ihre Nachbarn nehmen sie in die Gemeinschaft auf. Dann findet sie in ihrer Küche auch noch ein Rezeptbuch der Vorbesitzerin und erinnert sich an ihren Traum, ein Kochbuch zu veröffentlichen. Wie könnte man die Gerichte dafür besser testen als in einem Popup-Restaurant mit nur 6 Plätzen?!

„Fishergirl´s Luck“ ist ein sehr warmherziger, stimmungsvoller, emotionaler und dramatischer Roman über Selbstfindung und Neuanfänge, der Lust auf Urlaub an Schottlands Küste und Annas Köstlichkeiten macht.
Crovie und seine Einwohner sind von den Naturgewalten abhängig. Das Dorf liegt direkt an bzw. auf einer rauen Steilküste, die bei jedem Sturm weiter abrutschen und die Häuser verschütten oder mit sich reißen kann. Das macht die besondere Stimmung und Spannung des Buches und auch Ortes auf, den es wirklich gibt.

Anna wollte sich hier eigentlich nur eine Auszeit nehmen und überlegen, was sie in Zukunft machen will, aber das Dörfchen und seine Bewohner wachsen ihr schnell ans Herz. Bis zu einem großen Sturm in den 50ern, der alle Boote zerstörte, war es ein reines Fischerdorf, danach wurden viele der kleinen Häuschen in Feriendomizile umgebaut. Auch Annas direkten Nachbarn Pat und Frank haben hier vor Jahren neu angefangen, betreiben ein kleines Bed and Breakfast und vermieten ein Ferienhaus. Im Nachbarort hat sich Rhona den Traum von einer Töpferei für besonderes Tischgeschirr verwirklicht, das Anna noch zusätzlich zu neuen Gerichten inspiriert. Im Laufe der Zeit und mit Hilfe ihrer neuen Freunde schafft sie es, sich ein neues (Berufs-)Leben aufzubauen, sich endgültig von ihrem Ex Partner abzunabeln und ein neues Selbstbewusstsein zu entwickeln.

Die Verbindung zwischen Anna und ihrer Vorbesitzerin über das alte Rezeptbuch finde ich sehr gelungen, zumal man so Details über Crovies jüngere Geschichte erfährt.
Geschickt lässt Sharon Gosling auch Natur- und Umweltschutz in die Handlung einfließen, geht auf die Küstenerosion und Verschmutzung der Meere und damit verbundenen Gefahren für die Meeresbewohner ein, vor allem der vor der Küste lebenden Delfine. Das macht die Handlung wunderbar rund.

Bis auf eine kleine Ungereimtheit am Ende hat mir das Buch sehr gut gefallen und ich vergebe 4,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 17.06.2022
Stern, Anne

Henny / Die Frauen vom Karlsplatz Bd.2


sehr gut

Beruf oder Liebe?

„Martin oder Gustav“ (S. 44) steht auf dem Zettel, den Henny in einem Buch ihrer vor kurzem verstorbenen Ziehmutter Auguste findet. Die Namen sagen weder ihr noch ihrem ehemaligen Kinder- und jetzigen Dienstmädchen Olga etwas. Ist einer von ihnen Hennys Vater? Ihre Mutter Lotte hat das Geheimnis um ihn damals mit ins Grab genommen und sie sind all die Jahre ohne die finanzielle Unterstützung eines Mannes ausgekommen. Doch nun wird das Geld immer knapper und Henny weiß nicht, wie lange sie noch Medizin studieren kann. Diesen großen Traum ihrer leiblichen Mutter konnte sie nämlich für sich verwirklichen. Endlich sind Frauen zum Studium zugelassen und werden nicht mehr nur als Gasthörerinnen geduldet, auch wenn das noch nicht bei allen Kommilitonen und Professoren angekommen zu sein scheint. Doch davon lässt sich Henny nicht abschrecken und verfolgt ihren Traum zielstrebig. Aber dann tritt der junge Assistenzarzt und angehende Chirurg Paul in ihr Leben und bringt ihr Herz zum Stolpern. Doch er ist kein einfacher Charakter: „… ich fühle mich manchmal so eingesperrt in meinem Leben, dass ich am liebsten alles zerschmettern würde, um auszubrechen und davonzulaufen.“ (S. 98) Ist er wirklich der Richtige für sie?

Anne Stern schreibt die Geschichte der Frauen vom Karlsplatz fort, auch wenn die Protagonistinnen nicht mehr dort wohnen, da Auguste wegen Henny mit ihrer Familie gebrochen hatte. Sie hat ihren Lebensunterhalt als Lehrerin verdient und bis zu ihrem viel zu frühen Tod ein bescheidenes, aber glückliches Leben geführt. Jetzt sieht sich Henny mit Geldproblemen konfrontiert, denn auch ihr Ziehonkel Ludwig von Berg (Augustes ehemaliger Verlobter) kann wegen eigener Probleme nur bedingt helfen kann. Die Suche nach ihrem Vater scheint ihre einzige Lösung zu sein. Dabei trifft sie auch auf Lottes Pflegerin Terese, die ihr so einiges über ihre Mutter erzählt – nur den Namen des Vaters will sie nicht kennen. „Lotte war eine komplizierte Frau und hat eine Menge Kummer hinterlassen bei allen, die sie geliebt haben.“ (S. 231)

Die Verbindung zum ersten Band ist Anne Stern außerordentlich gut gelungen, auch wenn man ihn nicht zwingend lesen muss, um alle Zusammenhänge zu verstehen. Zeitlich befinden wir uns inzwischen kurz vor dem 1.WK. Sie zeigt die verschiedenen politische und gesellschaftliche Entwicklungen im Land, die Verbindung zwischen dem Erstarken des Nationalsozialismus und dem gleichzeitig hochkochenden Antisemitismus, der Jagd auf Juden und Homosexuelle.
Die Gesellschaft ist gespalten. Während einige dem Krieg entgegenfiebern, hoffen andere, dass er noch verhindert werden kann. Auch Henny und Paul gehören in dieser Frage verschiedenen Lagern an, zudem können sie aufgrund ihrer monetären Lage nicht heiraten. Aber ihre Liebe scheint stärker als die Vernunft. Henny kann nicht von ihm lassen und muss aufpassen, dass ihr nicht das gleiche passiert wie Lotte. Denn noch immer werden ledige Mütter geächtet, zudem müsste sie dann auf ihr Studium verzichten.

Neben der leidenschaftlichen Liebesgeschichte der beiden spielt die sich langsam ändernde Rolle der Frau eine große Rolle in diesem Band. Henny steht mit ihrem Wunsch nach einem Studium und erfüllenden Berufsleben nicht mehr allein da und auch die Standesunterschiede verwischen immer mehr. Alles in allem eine gelungene Fortsetzung.

Bewertung vom 15.06.2022
Heiland, Julie

Die Freundinnen vom Strandbad - Wellen des Schicksals / Die Müggelsee-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Die Vertreibung aus dem Paradies

„Eine Blonde, eine Rothaarige, eine Brünette – ihre Leben waren in unterschiedlichen Bahnen verlaufen, doch von einer Sekunde auf die andere hatte das Schicksal sie zusammengeworfen.“ (S. 18) 1956 retten Martha, Betty und Clara im Strandbad Müggelsee zusammen einen alten Mann vor dem Ertrinken, aus den Klassenkameradinnen werden Freundinnen fürs Leben. Und ihr Leben scheint vorbestimmt, denn viele Auswahlmöglichkeiten hat man in der DDR nicht. Sehr gute schulische Leistungen und unbedingte Regimetreue sind nötig, wenn sie ihre Träume verwirklichen wollen – doch in wieweit können und wollen sie sich verbiegen?

Martha ist schüchtern und unauffällig, hält sich stets zurück, beobachtet und protokoliert (wie von ihrem Vater verlangt) was um sie herum passiert. Wenn es nach ihren Eltern geht, wird sie Lehrerin oder studiert Ökonomie (natürlich in Moskau). Dass sie richtig gut schreiben kann und lieber Journalistin werden möchte, lehnen sie kategorisch ab. In der Schule gehört sie zu den Besten, dafür arbeitet sie hart und engagiert sich in der FDJ.
Betty ist die Tochter des Strandbadleiters, die heimliche Königin der Schule, ihr Wort ist Gesetz. Sie ist selbstsicher, wunderschön, ein modisches Vorbild. Und sie möchte Schauspielerin werden, wenn schon nicht in Hollywood, dann wenigstens in der DDR. Diesem Ziel ordnet sie alles unter – auch ihre Partnerwahl.
Clara ist hochbegabt, extrem schlau und sehr fleißig. Sie hätte locker ein Jahr überspringen können, aber weil sie nicht in der FDJ ist, wird es ihr besonders schwer gemacht. Trotzdem ist davon überzeugt, dass sie später als Astronautin ins Weltall fliegen wird.

Auch vier Jahre später, kurz vor dem Abi, verfolgen die Freundinnen noch ihre Berufsziele. Martha leitet eine eigene FDJ-Gruppe und scheint sich damit abgefunden zu haben, Lehrerin zu werden. Betty ist die Freundin eines aufstrebenden Regisseurs, der ihr schon erste Rollen verschafft hat. Clara ist weiterhin die Beste ihres Jahrgangs, wird aber von der Schulleitung schikaniert. Als dann das Gerücht umgeht, dass eine Mauer quer durch Berlin gebaut werden soll, müssen sie sich schnell entscheiden. Bleiben sie bei ihren Familien oder wagen sie den Sprung ins Ungewisse? „Manchmal hat das Schicksal einen besseren Plan als den, den man sich selbst zurechtgelegt hat.“ (S. 301)

Julie Heilands „Die Freundinnen vom Strandbad“ hat mich sofort in meine Jugend in der DDR zurückkatapultiert, auch wenn ich 20 Jahre später geboren wurde. Auch ich war in der FDJ und musste an „freiwilligen“ Nachmittagsveranstaltungen teilnehmen. Und auch meine Zukunft war schon geplant, aber ich hatte damals Glück, denn die Wende kam genau rechtzeitig.
Ich kann ich mich darum gut in die drei Freundinnen hineinversetzen, ihre Sorgen und Probleme, mich an das Gefühl ständiger Beobachtung und Bewertung erinnern. Denn auch wenn ihr Leben perfekt klingt, hinter den Fassaden ihrer heilen Familien verbirgt sich so manches Geheimnis.
Martha fühlt sich zu Hause oft als fünftes Rad am Wagen, Bettys Vater bändelt mit jungen Frauen an und ihre Mutter verlässt kaum noch das Haus, stattdessen betäubt sich die ehemalige Pianistin nicht nur mit stundenlangem Klavierspiel, und Claras Vater darf nicht mehr als Pfarrer arbeiten, außerdem müssen sie zusammen mit ihrem Großvater in einer winzigen Wohnung in einem abbruchreifen Haus wohnen.
Doch so lange sie sich, ihre Freundschaft und Träume haben, halten die drei das alles aus. Sie erleben zusammen scheinbar endlose Sommerferien im Freibad, die ersten Schwärmereien und die erste große Liebe. Aber sie können diese unbeschwerte Jugend nicht lange genießen und müssen schneller als erwartet erwachsen werden, denn „Ehrlich zu sein, ist in diesem Land nicht ohne Risiko.“ (S. 506) Clara lernt als erste und auf die harte Tour, dass sie sich anpassen und verstellen muss. Martha wird durch Zuckerbrot und Peitsche von ihren Eltern auf Kurs gehalten, als sie zum ersten Mal etwas Verbot

Bewertung vom 11.06.2022
Engel, Henrike

Ein Leben für das Glück der Kinder / Die Hafenärztin Bd.2


ausgezeichnet

Die Amazone

„Die Ehe ist ein Grab für eine Frau mit Geist. Ich ziehe es vor, mein eigenes Geld zu verdienen und über mein Leben selbst zu bestimmen.“ (S. 245)
Helene Curtis steht kurz vor dem Abschluss des Lehrerinnenseminars und macht ein Praktikum in den Auswandererhallen der HAPAG auf der Veddel. Sie soll den Kindern, die meist aus Osteuropa kommen, Deutsch und Englisch beibringen und sie so auf ihren Neuanfang vorbereiten. Als ihr eine Krankenschwester von einem toten Jungen und dem Choleraverdacht erzählt, fragt sie Dr. Anne Fitzpatrick, die ebenfalls dort arbeitet und den Jungen behandelt hat. Anne kann sie beruhigen, die Cholera hatte der Junge nicht. Trotzdem stimmt etwas nicht mit seinem Tod, meint sie und sieht sich die Aufzeichnungen der Krankenstation an – seit 2 Wochen häufen sich Durchfall und Erbrechen bei Kindern. Das kann kein Zufall sein! Sie vermutet Gift und informiert Kommissar Berthold Rheydt, der in einem anderen Fall auch gerade mit Gift zu tun hat. Bei einem getöteten Zuhälter wurde ein sehr teurer Koffer voller hochwertiger Pflanzengifte gefunden, mit denen man in winzigen Mengen allerdings auch heilen könnte: „Der Besitzer … muss ein interessanter Mensch sein. Er ist entweder Arzt oder Massenmörder oder beides. Oder Apotheker.“ (S. 126). Dem Toten gehörte der Koffer also nicht. Aber wem dann? Und hängen die beiden Fälle irgendwie zusammen?

„Ein Leben für das Glück der Kinder“ ist bereits der zweite Teil der Reihe und hat mich wie schon „Ein Leben für die Freiheit der Frauen“ von Anfang bis Ende mitgerissen. Diesmal beleuchtet Henrike Engels das Geschäft mit den Auswanderern, für die auf der Veddel eine eigene kleine (Quarantäne-)Stadt in der Stadt mit Kirche, Synagoge, Musikpavillon, Hotels und Schlafsälen gebaut wurde, um sie von den Hamburgern zu separieren und die Ausbreitung von Krankheiten im Keim zu ersticken. Ich fand es erschreckend, dass die Menschen in verplombten Zügen „angeliefert“ wurden – wie eine beliebige Ware!

Helene hat im ersten Band ein Geheimnis ihres sittenstrengen Vaters entdeckt und konnte dadurch ihre Ausbildung durchsetzen. Sie hat sich ihre langen roten Haare abgeschnitten und sieht jetzt aus wie eine Amazone mit einem kupferfarbenen Helm – und verhält sich oft auch so, ist dem Verein „Frauenwohl“ beigetreten und marschiert beim ersten Frauentag in erster Reihe mit. Ihr Beruf als Lehrerin füllt sie voll aus. Sie setzt auf die noch umstrittene ganzheitliche Betrachtung der Kinder und ist sehr an Sigmund Freuds Lehren interessiert. Der einzige Nachteil ist das Lehrerinnenzölibat – sie hätte gern eigene Kinder und hat sich in einen Mann verguckt ... Ich traue ihr durchaus zu, dass sie einen Weg findet, trotzdem beides zu bekommen – ihren Beruf und eine eigene Familie.

Auch Anne liebt ihren Beruf als Ärztin, macht sich aber nicht nur bei der HAPAG Feinde, als sie auf die Aufklärung der Todesfälle dringt. Leider scheint den Verantwortlichen mehr an ihrem Gewinn als an einzelnen Menschenleben zu liegen. Zudem muss sie sich immer wieder gegen Anfeindungen auch von anderen Frauen wehren, wie unweiblich ihr Beruf wäre. Und dann ist da noch das Geheimnis ihrer Herkunft, über das bisher nur Berthold Rheydt Bescheid weiß und das sie jetzt einzuholen droht.

Berthold Rheydt ist ein Mann mit Ecken und Kanten, ein brillanter Ermittler, der allerdings nicht nur beim Fußball immer mal übers Ziel hinausschießt und sich rührend um seine Untergebenen kümmert.

Teils zusammen, teils unabhängig voneinander kommen die drei dem Täter immer näher und geraten dabei wieder selber in Lebensgefahr. Die Verflechtung der Fälle mit dem Privatleben der Hauptprotagonisten, aus deren Sicht abwechselnd erzählt wird, hat mir wieder sehr gut gefallen. Man kommt ihnen dadurch besonders nahe und erlebt ihre Entwicklung hautnah mit.

Für mich ist auch die Fortsetzung wieder eine sehr gelungene Mischung aus Krimi, Roman und historisch aktuellen Themen. Henrike Engel schreibt sehr fesselnd, ku

Bewertung vom 08.06.2022
Janssen, Fenna

Ein Sommer in Rimini


sehr gut

Komm ein bisschen mit nach Italien

Hamburg 1955: Nina arbeitet schon seit 4 Jahren als Hilfsköchin im „Vier Jahreszeiten“, doch mehr als Gemüseschnibbeln darf sie meist nicht, während ihre männlichen Kollegen immer weiter aufsteigen. Aber ihr Lohn reicht für die kleine, dunkle Kellerwohnung ohne Bad, die sie sich mit der 30 Jahre älteren Henni teilt, und um jeden Monat etwas zurückzulegen. „Das schöne deutsche Wirtschaftswunder war in diesem Teil des alten Hamburger Arbeiterviertels Barmbek noch nicht so recht angekommen.“ (S. 7/8)
Eines Tages wird sie an den Tisch eines Gastes gebeten. Sie hat Angst, dass es ein Fehler war, ein Rezept eigenmächtig zu ändern, und sie jetzt entlassen wird. Doch das Gegenteil ist der Fall. Maurizio Benevento bietet ihr einen Job in der Küche des Grand Hotels in Rimini an – sie muss sich nur trauen.

„Wann ziehen wir nach Italien?“ (S. 41) fragt Henni sofort. Sie hat das gesparte Geld gerade ohne Ninas Wissen in eine kleine Isetta investiert und will endlich was erleben. Es braucht dann doch noch ein bisschen Überredungskunst, bis Nina und Henni mit der Isetta von Hamburg nach Rimini fahren. Dann muss Nina nur noch den neuen Chefkoch überzeugen und Maurizio wieder loswerden, der sich Hoffnung auf mehr gemacht hatte.

Nina und Henni sind eine tolle Wahlfamilie, die eigentlich mal aus der Not geboren wurde. Obwohl sie altersmäßig so weit auseinander liegen, verstehen und ergänzen sie sich sehr gut. Nina kann kochen, Henni organisieren. Nina ist schüchtern, unsicher und erwartet vom Leben nicht mehr viel. Sie hätte gern eigene Kinder, aber ihre große Liebe ist im Krieg gefallen und für einen anderen Mann hat sie sich bisher nie interessiert. Henni hingegen hat eine große Klappe und ein Herz aus Gold, ist sehr geschäftstüchtig und weiß, wie man mit einem Augenzwinkern und einem flotten Spruch Männer und Frauen um die Finger wickelt. Sie ist ebenfalls Witwe, würde diesen Zustand aber lieber früher als später ändern.
Der Krieg ist noch nicht lange genug vorbei, als das alle Ressentiments vergessen wurden, aber so langsam raufen sich Deutsche und Italiener wieder zusammen. So geht es Nina und Henni auch mit Luigi und Piero Antonelli (Vater und Sohn), den Betreibern ihrer Pension. Piero bringt Ninas Herz zum Hüpfen und sein Vater Luigi verguckt sich sofort in Henni, die allerdings auf einen reichen Grafen gehofft hatte.

„Ein Sommer in Rimini“ ist eine bezaubernde, herzerwärmende sommerliche Geschichte über Neuanfänge, Vertrauen, Völkerverständigung und die Liebe, garniert mit viel italienischem Flair und ein paar spannenden Geheimnissen. Warum z.B. sind sich Maurizio und die Antonellis nicht grün und was verschweigt Henni über ihre Vergangenheit?

Ich bin noch nie mit einem Auto über den Brenner gefahren und war auch noch nie in Rimini, aber Fenna Janssen macht mit ihrem Buch große Lust auf diese Reise (vielleicht nicht unbedingt in einer Isetta) und einen Badeurlaub an der Adria. Und ob das Grand Hotel wohl genauso aussieht, wie ich es mir jetzt vorstelle?

Bewertung vom 06.06.2022
Jebens, Franziska

Die Liebe fliegt, wohin sie will


sehr gut

Das Glück der kleinen Dinge

„Ultimative Freiheit. Kein Gestern. Kein Morgen. Nur die Gegenwart, die zählt.“ (S. 12) Cleo liebt Fallschirmsprünge, ihren Job als Stylistin, das schillernde Leben und die Reisen, die diese Arbeit mit sich bringt. Sie hat zwar eine winzige Wohnung in Berlin, aber ein Zuhause ist die nicht und auch an festen Beziehungen hat sie kein Interesse – zu viele Kompromisse, zu viele Diskussionen, zu viele Probleme.
Ihre beste Freundin Freddie ist das ganze Gegenteil. Deren Oma Helene war ein bisschen auch Cleos Oma, wo sie einfach nur Kinder sein, heiße Schokolade trinken und sich durch den reichen Kleiderfundes wühlen durften. „Ich fand es schon immer schön, nicht nur andere, sondern auch mich selbst in einem gelungenen Outfit im Spiegel zu betrachten.“ (S. 167)
Ihre eigenen Eltern hat sie als Öko-Terroristen empfunden, das Leben im Einklang mit der Natur, die Urlaube auf dem Bauernhof, den Verzicht auf ungesunde Lebensmittel und gekaufte Kleidung gehasst. Trotzdem hat sie einen Teil dieser Ansichten für ihre Arbeit übernommen, sammelt alte Stücke und setzt die bei ihren Shootings ein, achtet auf die Nachhaltigkeit der Marken, mit denen sie arbeitet, und den CO2-Ausgleich bei ihren Flügen. Doch was Oma Helene sich nach ihrem Tod von Cleo wünscht, geht dann doch etwas zu weit – oder? Sie soll 4 Wochen auf einer Bio-Farm in der Bretagne aushelfen. Dessen Betreiber Finn ist der Sohn von einem von Helenes Verflossenen und braucht immer Hilfe. Und als „Lohn“ lockt Helenes Kleidersammlung, dem kann Cleo einfach nicht widerstehen …

Obwohl auf Finns Farm vieles an ihre Kindheit erinnert, fühlt sich Cleo dort überraschend schnell heimisch. Die Gegend ist einfach malerisch und vor allem zu Beginn muss sie sich beherrschen, nicht ihre Kamera für ein paar Fotos von Land und Leuten zu zücken. „Dornröschens Schloss ist nichts gegen dieses Dorf am Ende der Welt.“ (S. 51)
Auch das Zusammenleben und -arbeiten hat was für sich. Sie sieht am Ende des Tages genau, was sie geschafft haben und die zusammen zubereiteten Gerichte aus den Erträgen des Hofes schmecken gleich viel besser. Außerdem versteht sie ihre Eltern und deren Ansichten immer besser. Und was bei denen früher verbissen ausdiskutiert oder ihr als Zwang auferlegt wurde, wird hier frei und ungezwungen in der Gemeinschaft entschieden. „Ich würde nicht sagen, dass wir hier Aussteiger sind. … wir sind Einsteiger. Einsteiger in ein gutes Leben.“ (S. 75) Ein Umdenkprozess beginnt. „Ich bin oft aus dem Flugzeug gesprungen, wenn ich dachte, es wird zu viel. Aber eine neue Perspektive habe ich dadurch doch nicht gefunden, sondern immer nur einen kurzen Kick, ein kurzes Loslassen von Stress und Schuldgefühlen.“ (S. 196) Das entschleunigte Leben gefällt ihr und sie stellt den anderen Bewohnern und vor allem auch sich selbst die Frage, was „Zuhause“ eigentlich bedeutet. Und dann ist da natürlich noch Finn, um dessen Vergangenheit sich ein Geheimnis rankt …

„Die Liebe fliegt, wohin sie will“ von Franziska Jebens ist ein leichter Sommerroman mit ein paar Geheimnissen, ein bisschen Selbstfindung, etwas Back-to-Nature, einem Quäntchen Liebe und der Frage, was „zu Hause“ eigentlich bedeutet. Mir hat das Setting ausgesprochen gut gefallen, man bekommt sofort Lust auf eine Reise in die Bretagne, um Land und Leute und vor allem das Meer selbst zu erleben. „Der salzige Geruch und die Brandung sind Lockrufe, denen ich generell nie widerstehen kann.“ (S. 92)
Nur Cleos Freundin Freddie kam mir etwas zu kurz, auch wenn ihre Tipps aus der Ferne und die SMS-Chats sehr unterhaltsam waren.

Bewertung vom 05.06.2022
Serle, Rebecca

In fünf Jahren


ausgezeichnet

Der Mann ihrer Träume

„Mein Name ist Dannie Kohan. Und ich glaube an ein Leben nach Zahlen.“ (S. 10) Seit Dannie 10 Jahre alt ist, träumt sie davon, Firmenanwältin bei der größten New Yorker Kanzlei zu werden, mit 28 will sie verlobt und mit 30 verheiratet sein. Mit ihrem Freund David scheint dieser Lebensplan voll aufzugehen. Als sie 28 ist bekommt sie ihren Traumjob und David bitte sie um ihre Hand. Sie sagt ja, schläft nach der ausgelassenen Feier auf ihrer Couch ein und erwacht kurz darauf in einer fremden Wohnung bei einem Unbekannten mit einem anderen Verlobungsring. Außerdem sind anscheinend 5 Jahre vergangen. Doch schon nach einer Stunde ist der Spuk zum Glück wieder vorbei und sie in ihrem „alten“ Leben zurück. Von da an geht es weiter wie geplant. Nur ihrer Hochzeit mit David kommt in den nächsten 4,5 Jahren immer irgendwas dazwischen. Und dann steht plötzlich der Mann aus ihrem Traum vor ihr und sie muss sich entscheiden. Will sie, dass der Traum wahr wird oder tut sie alles, um genau das zu vermeiden? Leider kann ihr in dieser Situation auch ihre beste Freundin Bella nicht weiterhelfen, da sie ihr nie von diesem Traum erzählt hat und Bella sowieso der Meinung ist, dass Dannie mehr von der Liebe erwarten soll, als nur die gleichen Zukunftspläne: „Bei der Liebe ist es nur wichtig, dass sie existiert. Hier. Jetzt. Liebe braucht keine Zukunft.“ (S. 237)

Dannie und Bella kennen sich seit der ersten Klasse und hatten bisher nie Geheimnisse voreinander. Die beiden sind überhaupt sehr verschieden. Dannie ist in einem liebevollen Elternhaus aufgewachsen, musste schon früh den Verlust ihres älteren Bruders verkraften und sich alles aus eigener Kraft erarbeiten. Sie ist konservativ und geht sehr geradlinig durchs Leben. Für sie sind Wünsche Pläne, die sie umsetzen wird und ihr Verlobter sieht es genauso. Die beiden scheinen das perfekte Paar zu sein, warum also verschieben sie die Hochzeit dann immer wieder?
„Bella ist ein verwöhntes, sprunghaftes Wesen und mehr als nur ein bisschen bezaubernd.“ (S. 15) Sie macht ihrem Namen alle Ehre und ist wunderschön, hält sich allerdings nie lange an einem Ort oder mit einem Partner auf. Sie genießt das Leben in vollen Zügen, verwirklicht sich als Künstlerin und Galeristin, denn wenn ihre Eltern auch nie Zeit oder Interesse für sie hatten, Geld war immer genug da.

„In fünf Jahren“ hat mich überrascht und so gefesselt, dass ich es auf einen Rutsch durchgelesen habe. Das Buch klang nach einer vielleicht etwas mystischen Liebesgeschichte, aber es ist so viel mehr. Es geht um die Beziehung zwischen Lebenspartnern, besten Freundinnen, Eltern und Kindern, und darum, welche Art von Liebe eine Partnerschaft zusammenhält.
Ich möchte hier nicht zu viel spoilern, aber die Geschichte nimmt eine sehr traurige und dramatische Wendung, die mir extrem zu Herzen gegangen ist und mich berührt hat (auch wenn ich es diesmal ohne Taschentücher geschafft habe).

Mein Tipp für alle Fans besonderer Geschichten, die sich nicht nur um die Liebe, sondern auch um wahre Freundschaft drehen.