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Benutzername: 
dorli
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Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 878 Bewertungen
Bewertung vom 09.02.2017
Der Jahrhunderttraum / Jahrhundertsturm Trilogie Bd.2
Dübell, Richard

Der Jahrhunderttraum / Jahrhundertsturm Trilogie Bd.2


ausgezeichnet

Deutschland 1891. Die Großeltern der Geschwister Otto, Levin und Amalie von Briest sind bei einem Zugunglück ums Leben gekommen. Edgar Trönicke, Privatdetektiv und Freund der Familie wird beauftragt, nach der Ursache des Unglücks zu forschen, da ein Sabotageakt nicht ausgeschlossen werden kann. Während der 21-jährige Otto ganz fasziniert ist von der Arbeit des Detektivs und gerne selbst einer werden möchte, zieht es seinen Bruder Levin in eine völlig andere Richtung: er will fliegen lernen…

In „Der Jahrhunderttraum“ katapultiert Richard Dübell den Leser direkt in das ausgehende 19. Jahrhundert und wartet wie auch schon im ersten Teil seiner Deutschland-Saga mit einer geballten Ladung Historie auf. Der Autor schildert sehr eindrucksvoll die Ereignisse zwischen Juni 1891 und Oktober 1909 und zeichnet damit ein umfassendes, vielschichtiges und vor allen Dingen sehr glaubwürdiges Bild der damaligen Zeit.

Die Anfänge der Luftfahrt sind zentrales Thema, aber auch die Entwicklungen in Politik und Gesellschaft, die Frauenbewegung, das gutbürgerliche Leben, die Mode, die Dinge des täglichen Gebrauchs und alles andere, was die Menschen damals beschäftigt und bewegt hat, fließen in die Handlung ein. In dieses facettenreiche Szenario hat Dübell die Erlebnisse der fiktiven Familie von Briest hineingeschrieben und lässt den Roman damit zu einer großartigen, spannenden, kurzweiligen Zeitreise werden.

Richard Dübell erzählt sehr anschaulich von den Geschehnissen rund um die von Briests, so ist zum Beispiel Levins überschäumende Begeisterung für die Fliegerei, als er einen Flugversuch Otto Lilienthals beobachtet, für den Leser deutlich zu spüren. Man erlebt diesen für den 16-Jährigen besonderen Augenblick genauso wie auch all die anderen aufregenden und einschneidenden Momente der gesamten Familie intensiv mit.

Außerdem schwingt durchweg der typisch Dübellsche Humor mit, der die Geschichte sehr unterhaltsam macht. Die Dialoge sind zum Teil in Mundart geschrieben und verleihen der Geschichte damit eine Extraportion Authentizität und zusätzlichen Schwung.

„Der Jahrhunderttraum“ hat mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert. Die fesselnde, spannend erzählte Geschichte hat mir nicht nur unterhaltsame Lesestunden beschert, sondern mich auch lebensnah an einem Stückchen deutscher Geschichte teilhaben lassen. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 08.02.2017
Die rote Löwin
Ziebula, Thomas

Die rote Löwin


sehr gut

Schwerin 1205. Ein Tross kriegerischer Wenden überfällt die Burg des Grafen Gunzelin von Schwerin. Dabei wird die Familie des Hofmarschalls Unger von Seeburg brutal ermordet, nur dessen Kinder Runja und Waldemar können nach Magdeburg fliehen und wollen bei ihrem Oheim Unterschlupf finden. Doch sie werden abgewiesen und schließen sich daraufhin in ihrer Not dem fahrender Ritter und Gaukler Jeremias an – und landen im Kerker.

Domdekan Laurenz von Magdeburg befreit die beiden und nimmt die Jugendlichen unter seine Fittiche. Während Waldemar die Domschule besuchen soll, wird Runja nicht nur von dem Domscholaster Pirmin in Latein und Griechisch unterrichtet, sondern außerdem von dem geheimnisvollen Mönch Dagomar in die Kunst des Tötens eingewiesen – vorgeblich, damit sie Rache an den Mördern ihrer Familie nehmen kann. Welch böses Spiel der machthungrige Laurenz wirklich treibt, erkennt Runja viel zu spät…

In seinem historischen Roman „Die rote Löwin“ entführt Thomas Ziebula den Leser in das frühe 13. Jahrhundert nach Magdeburg und erzählt zum einen die Geschichte einer jungen Frau, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den brutalen Mord an ihrer Familie zu rächen und dabei mit nicht minder heftiger Brutalität vorgeht; und zum anderen die Geschichte eines Domdekans, der ausschließlich an sein persönliches Wohl denkt und für sein großes Ziel, Bischof zu werden, über Leichen geht.

Thomas Ziebula hat einen angenehm flott zu lesenden Schreibstil. Schon auf den ersten Seite zeigt sich, wie hervorragend der Autor in der Lage ist, dem Leser die vorherrschende Stimmung zu vermitteln – der Angriff der Wenden auf Runjas Familie wird in seinen barbarischen Einzelheiten geschildert und katapultiert den Leser hinein in eine grausame Welt aus Wut und Rache, Machtgier, Intrigen und Mord.

Die Akteure bilden eine bunte Mischung und werden lebendig und bildhaft dargestellt. Besonders Runja hat mich mit ihrem unbedingten Willen, ihren Bruder zu schützen, beeindruckt. Thomas Ziebula lässt Runja durch einen wahren Strudel an Emotionen rauschen. Wut, Angst, Hass, Liebe, Verzweiflung – es gelingt dem Autor ausgezeichnet, das Gefühlschaos, das die 18-Jahrige im Verlauf der Handlung durchlebt, zu veranschaulichen. Sie ist aufgebracht, handelt ungestüm und impulsiv. Man kann gut nachvollziehen, was sie antreibt.

Ich kannte von Thomas Ziebula bisher nur „Die Hure und der Spielmann“ – ein Roman, der mich mit seinen detailreichen Beschreibungen, ausführlichen Schilderungen und raffinierten Verwicklungen besonders begeistert hat. Auch „Die rote Löwin“ hat mich in ihren Bann gezogen, obwohl diese Geschichte ganz anders ist. Rasanter, actionreicher. Blutig und brutal. Ein im Mittelalter angesiedelter Thriller.

Bewertung vom 07.02.2017
Das Ende des Teufelsfürsten
Stolzenburg, Silvia

Das Ende des Teufelsfürsten


ausgezeichnet

Ungarn 1463. Vlad Draculea befindet sich in Gefangenschaft am Hof des ungarischen Königs Matthias Corvinus. Der Woiwode der Walachai hat die Hoffnung, bald aus der Haft entlassen zu werden, da er Ilona Szilágyi, eine Cousine Corvinus’, heiraten wird. Vlad sieht sich schon neue Verbündete suchen, die ihn dabei unterstützen sollen, seinen Thron zurückzuerobern. Dabei ahnt er nicht, dass sich sowohl die 14-jährige Floarea, deren Familie von ihm brutal ermordet wurde, wie auch sein Sohn Carol an ihm rächen wollen und unabhängig voneinander Pläne schmieden, ihn zu ermorden…

Silvia Stolzenburg wartet in „Das Ende des Teufelsfürsten“ mit einer tollen Mischung aus Spannung und Historie auf. Die Autorin erzählt sehr intensiv und mitreißend – jede Szene wirkt lebendig, ist fesselnd und voller Emotionen, so dass ich ruckzuck mittendrin im Geschehen war und durchweg bestens mit Floarea und Carol mitfühlen und mitfiebern kann.

Nicht nur von den jeweiligen Erlebnissen der Akteure wird spannend und detailreich berichtet, auch die Beschreibungen der Handlungsorte sind äußerst gut gelungen, so dass ich mir die Schauplätze und die vorherrschenden Gegebenheiten bestens vorstellen konnte.

„Das Ende des Teufelsfürsten“ hat mich durchweg begeistert. Der lebhafte Schreibstil, die rasante Handlung und die ausdrucksstarken Figuren bieten ein großartiges Lesevergnügen - ein überzeugender Abschluss der Trilogie.

Bewertung vom 31.01.2017
Die Tochter des Fechtmeisters
Weiß, Sabine

Die Tochter des Fechtmeisters


ausgezeichnet

Rostock 1608. Die 18-jährige Clarissa Nykrantz begleitet ihren Vater nach Frankfurt. Während Fritjoff Nykrantz mit seinen Fechtschülern Marius und Alexander an einem großen Fechtturnier der Bruderschaft Sankt Marx teilnimmt, soll Clarissa sich nach einem geeigneten Buchdrucker für Fritjoffs Fechtbuch umhören.
In Frankfurt angekommen, erwartet die Schwertkämpfer eine böse Überraschung: die Marxbrüder müssen sich den Fechtplatz mit den verfeindeten Federfechtern teilen. Streitigkeiten bleiben nicht aus. Noch dramatischer als der Aufenthalt in Frankfurt verläuft für Clarissa und ihren Vater die Rückreise nach Rostock – sie werden überfallen. Fritjoff wird ermordet und Clarissa bewusstlos geschlagen. Sie wacht als Gefangene einer Gauklertruppe wieder auf, kann aber nach kurzer Zeit fliehen. Doch schon im übernächsten Dorf bricht neues Unheil über Clarissa herein: sie wird als Mörderin ihres Vaters gesucht…

In ihrem Roman „Die Tochter des Fechtmeisters“ wartet Sabine Weiß mit einem lebendig erzählten Mix aus Historie, Abenteuer, Spannung und Romantik auf und zeichnet ein umfassendes, vielschichtiges und sehr authentisches Bild der Jahre kurz vor Ausbruch des 30-jährigen Krieges.

Gemeinsam mit Clarissa reist man zunächst von Rostock über Schwerin nach Frankfurt und später dann nach Prag. Die Darstellung der Schauplätze und die Schilderung der Ereignisse sind Sabine Weiß hervorragend gelungen. Ich konnte der Geschichte trotz mehrerer Handlungsstränge, einiger Rückblenden in Fritjoffs grausame Kindheit und der Vielzahl an Akteuren bestens folgen und habe zu keiner Zeit den Überblick verloren.

Besonders begeistert hat mich die Fülle an informativen Details. Zentrales Thema ist natürlich das Fechten mit allem, was dazu gehört: die Ursprünge und Grundsätze, die unterschiedlichen Waffen und Techniken und die Rivalität der Fechtbruderschaften. Zudem fließen auch die politischen Verwicklungen, die gesellschaftlichen Gepflogenheiten und das Glaubensgerangel der damaligen Zeit in die Handlung ein. Darüber hinaus ist das Geschehen mit allerlei Wissenswertem gespickt, das die Handlung noch abwechslungsreicher und unterhaltender macht: man bekommt Einblicke in den Alltag der Menschen, in die Lebensumstände der Gaukler und in den Hofstaat des Kaisers, erfährt außerdem etwas über die Gaunersprache und den Aberglauben sowie über die Künste und Wissenschaften der Zeit.

Die Figuren wirken allesamt echt und glaubwürdig, sie haben Persönlichkeit und Ausstrahlung, zeigen Emotionen und handeln entsprechend ihren Eigenarten. Es ist spannend und unterhaltsam, das Miteinander und Gegeneinander der Akteure zu beobachten. Man zieht gerne mit Clarissa & Co. durch die Lande und fiebert mit ihnen mit. Neben den fiktiven Figuren bevölkern auch einige historische Persönlichkeiten diesen Roman und beleben mit ihren Eigenheiten die Szenerie - unter ihnen zum Beispiel Kaiser Rudolf II. und die Fechtmeister Salvator Fabris und Capo Ferro.

„Die Tochter des Fechtmeisters“ hat mir sehr gut gefallen. Die gut ausbalancierte Mischung aus Historie und Fiktion hat mir nicht nur spannende, unterhaltsame Lesestunden beschert, sondern mir auch interessante Einblicke in die Fechtkunst und das politische Geschehen des frühen 17. Jahrhunderts ermöglicht.

Bewertung vom 23.01.2017
Das Aquarium
Lange, Franziska Jennifer

Das Aquarium


sehr gut

Der 32-jährige George leidet an einer ausgeprägten Agoraphobie, das heißt, der Webdesigner kann seine Wohnung nicht verlassen, er bekommt außerhalb seiner eigenen vier Wände Angstzustände und Panikattacken. George hat seinen Alltag entsprechend angepasst. Er arbeitet von zuhause aus, kommuniziert via Internet und Telefon mit Freunden und Bekannten und nimmt Lieferdienste in Anspruch. George scheint sich in seinem abgeschotteten Universum wohlzufühlen, bis Lebenskünstler Paddy bei ihm einzieht…

Franziska Lange lässt George seine Geschichte selbst erzählen. Man bekommt dadurch einen guten Einblick in seinen Alltag und erlebt alles, was ihn bewegt, antreibt und ausbremst direkt mit.

Mit Paddy ziehen auch große Veränderungen bei George ein. Nicht nur die Wohnsituation ändert sich, auch sein Leben bekommt einen ganz neuen Schwung. George wird jetzt auch mit den Problemen seiner Mitmenschen konfrontiert. Während er seine neuen Freunde und deren Umgang mit ihren Schwierigkeiten beobachtet, setzt er sich immer mehr mit sich selbst und seiner Vergangenheit auseinander und unternimmt schließlich den Versuch, sich seinen Ängsten entgegenzustellen und den verlorenen Lebensraum zurückzuerobern.

Um deutlich zu machen, wie schwierig dieser Prozess der Angstbewältigung ist, hat Franziska Lange Georges Sprechweise an seine Entwicklung gekoppelt.
Georges Gedankengänge werden nach und nach immer holperiger, driften ständig in unterschiedliche Richtungen ab und springen zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her. Entsprechend werden die Sätze im Verlauf der Handlung immer länger, verschachtelter und verworrener. Das hat mir einerseits sehr gut gefallen, weil man genau spürt, wie stark die Veränderungen George mitnehmen – andererseits machen die sehr langen Sätze jedoch das Lesen schwieriger und man muss sich konzentrieren, um dem folgen zu können, was George durch den Kopf geht.

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen. Auch wenn es nicht immer leicht war, Georges Selbstgesprächen und Gedankensprüngen zu folgen, waren die Einblicke in seine Welt interessant.

Bewertung vom 20.01.2017
Die Kreuzträgerin 02: Jenseits des Feuersturms
Schwarz, Lydia

Die Kreuzträgerin 02: Jenseits des Feuersturms


sehr gut

Afrika/Europa im 22. Jahrhundert. Die 20-jährige Anna Tanner konnte dankt der Hilfe von Felix Livingstone dem totalitären Regime in Mitteleuropa entfliehen und ist bei ihren Eltern in Kenia angekommen.
Für Anna eröffnet sich in Afrika eine ganz neue Welt. Alles ist farbenfroher, wärmer und fröhlicher. Anders als in ihrer alten Heimat gibt es hier keine alltäglichen Entbehrungen. Nahrung und Kleidung sind im Überfluss vorhanden. Auch ihren christlichen Glauben könnte Anna jetzt ohne Angst vor Verfolgung ausleben. Doch es fällt der Studentin nicht leicht, sich an die neuen Freiheiten zu gewöhnen, sie fühlt sich fremd und nicht wirklich dazugehörig. Anna ist besonders von ihrem Vater enttäuscht und nach einigen Differenzen verlässt sie das Rettungscenter wieder und reist mit einer Gruppe junger Leute nach Finnland.

Lydia Schwarz wartet auch in ihrem zweiten Kreuzträgerin-Roman mit ausführlichen Beschreibungen der Schauplätze und detaillierten Schilderungen von Annas Erlebnissen auf. Es gelingt der Autorin ganz hervorragend, die Anpassungsschwierigkeiten und das Gefühlschaos ihrer Protagonistin zu schildern.

Wie der Titel dieses zweiten Bandes schon vermuten lässt, spielt die gesamte Handlung diesmal außerhalb des Krisenherds Mitteleuropa. Die durchweg bedrohliche Atmosphäre, die die Spannung im ersten Teil auf ein hohes Niveau katapultiert hat, fehlt hier. Diese Geschichte verläuft in viel ruhigeren Bahnen, auch wenn es ein paar Gefühlsausbrüche und einzelne Auseinandersetzungen zwischen den Akteuren gibt. Einige Wendungen und Überraschungen halten das Geschehen zwar lebendig, aber hier und da zieht sich die Handlung in die Länge.

Der Roman lässt sich größtenteils flott lesen, nur den in Finnland spielenden Abschnitt habe ich als schwieriger verständlich empfunden. Dies rührt daher, dass Lydia Schwarz die finnischen Gastgeber von Anna & Co. ein gebrochenes Deutsch sprechen lässt - das sorgt zwar für eine große Portion Authentizität, hemmt aber den Lesefluss.

„Die Kreuzträgerin - Jenseits des Feuersturms“ hat mir gut gefallen. Eine lebendig erzählte Geschichte, der es ein wenig an Spannung mangelt.

Bewertung vom 17.01.2017
Die Donauprinzessin und die Toten von Wien
Maly, Beate

Die Donauprinzessin und die Toten von Wien


ausgezeichnet

Wien 1531. Eine Serie rätselhafter Todesfälle erschüttert die Stadt. Sebastian Grün, eigentlich als Bauingenieur tätig, wird von Bürgermeister Treu beauftragt, die Fälle aufzuklären. Unterstützt wird Sebastian dabei von der Winzertochter Fanny Roth.
Nicht nur die Ermittlungen, auch private Probleme halten Sebastian und Fanny in Atem. Die verwitwete Fanny soll auf Weisung ihres Vaters kurzfristig heiraten, einen seiner Meinung nach bestens geeigneten Kandidaten hat er auch schon gefunden: den Winzer Peter Geiger. Fanny weigert sich jedoch, denn sie wartet sehnlichst auf einen Antrag von Sebastian…

In ihrem historischen Roman „Die Donauprinzessin und die Toten von Wien“ entführt Beate Maly den Leser in das 16. Jahrhundert nach Wien und wartet mit einer spannenden, abwechslungsreichen Geschichte auf.
Die Autorin hat die historischen Begebenheiten im damaligen Wien mit einer fiktiven Handlung verwoben - neben dem Krimigeschehen werden auch die Lebensumstände und der Alltag der Menschen geschildert.

Obwohl ich den vorhergehenden Fall des sympathischen Ermittlerpärchens nicht kenne, war ich schnell mittendrin im Geschehen und hatte schon nach kurzer Zeit das Gefühl, mit allen Figuren gut vertraut zu sein. Nicht nur Fanny und Sebastian sind mir schnell ans Herz gewachsen, auch alle anderen Akteure haben ihre besonderen Eigenarten und tragen damit bestens zur Unterhaltung bei.

Äußerst gelungen sind auch die Beschreibungen der Schauplätze – das mittelalterliche Wien wird von der Autorin sehr gut in Szene gesetzt, so dass ich mir die Handlungsorte alle bestens vorstellen konnte.

„Die Donauprinzessin und die Toten von Wien“ lässt sich angenehm zügig lesen und hat mir ein paar spannende, unterhaltsame Lesestunden beschert. Es hat mir großen Spaß gemacht, in das Jahr 1531 zu reisen und die Akteure bei ihren Ermittlungen zu begleiten.

Bewertung vom 11.01.2017
Die Hyäne von Hamburg
Ehlers, Jürgen

Die Hyäne von Hamburg


sehr gut

Hamburg. Hauptkommissar Bernd Kastrup wird Ohrenzeuge einer Schießerei im Trauns Park. Er eilt zum Tatort und findet zwei erschossene Männer und eine verletzte Frau vor.
Was zunächst wie ein Streit zwischen zwei Kleindealern aussieht, zeigt sich in einem ganz anderen Licht, als Kastrup an seinem Arbeitsplatz eine Bekenner-E-Mail vorfindet. Der Absender nennt sich „Hyäne“. Während Kastrup und sein Team alles daran setzen, die Identität des Mörders zu ermitteln, kündigt die Hyäne den nächsten Mord an…

„Die Hyäne von Hamburg“ ist bereits der zweite Fall für Kastrup & Co., für mich war dieser Einsatz in Hamburg der erste, den ich mit den sympathischen Ermittlern erleben durfte. Auch ohne Kenntnis des vorhergehenden Bandes habe ich alle Akteure gut kennengelernt und hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass mir wichtige Informationen fehlen würden.

Jürgen Ehlers wartet in diesem Krimi mit einem sehr spannenden Thema auf: es geht um Identitätsdiebstahl. Es war für mich absolut erschreckend zu lesen, wie einfach es ist, sich mit einem gestohlenen Ausweis eine neue, echte Identität zu verschaffen.

Die Hyäne geht äußerst brutal vor und scheut sich nicht, Kastrup ihr Vorgehen und die Hintergründe zu den Taten per E-Mail zu erläutern, denn die Hyäne hält sich für allmächtig und unbesiegbar. Die Ermittler geraten besonders unter Druck, als nicht nur die angeschossene Zeugin plötzlich aus dem Krankenhaus verschwindet, sondern sich auch jemand aus den eigenen Reihen nicht mehr meldet.

Zwischenmenschliche Beziehungen und private Angelegenheiten der Ermittler fügen sich ohne aufgesetzt zu wirken in den Ablauf der Handlung ein, lockern die eigentliche Krimihandlung auf und machen das gesamte Geschehen noch authentischer.

Äußerst gelungen sind auch die Beschreibungen der Handlungsorte - Hamburg wird von Jürgen Ehlers prima in Szene gesetzt, so dass man sich die Schauplätze alle sehr gut vorstellen kann.

„Die Hyäne von Hamburg“ ist ein fesselnder, angenehm zügig zu lesender Krimi, der mich von der ersten bis zur letzten Seite sehr gut unterhalten hat.

Bewertung vom 11.01.2017
Black Memory
Clark, Janet

Black Memory


ausgezeichnet

Die Ärztin Clare Brent erwacht orientierungslos und verletzt in einem Boot vor der indonesischen Küste. Weder weiß sie, wer sie ist, noch hat sie eine Ahnung, wie sie an diesen Ort gelangt ist. Kaum gerettet, landet sie im Gefängnis. Die Anschuldigungen sind heftig, sie soll ein Kind entführt haben! Doch auch davon weiß Clare nichts.
Nachdem ihr Mann Paul sie mit Unterstützung der Botschaft aus der Haft befreit hat, beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Clare braucht ihre Erinnerung zurück, um die kleine Bonnie zu finden. Während ihrer Suche nach sich selbst und dem kleinen Mädchen macht Clare schier unglaubliche Entdeckungen…

„Black Memory“ ist nach „Rachekind“ der zweite Thriller, den ich von Janet Clark gelesen habe und wieder hat mich die Autorin rundum begeistert.

Der fesselnde Erzählstil der Autorin hat mich sofort in die Geschichte hineingezogen, schnell rausche ich mit Clare hinein in einen Strudel aus Erinnerungen und Vergessen, Ungereimtheiten, Zweifel, Wahrheit und Täuschung, Manipulation und hinterhältigen Machenschaften.

Als besonders gelungen habe ich es empfunden, dass Janet Clark ihre Protagonistin selbst von ihren Erlebnissen berichten lässt. Man erlebt das gesamte Geschehen durch Clares Augen mit – die Ich-Perspektive schafft eine enorme Nähe zu Clare und macht die Handlung noch intensiver und greifbarer.

Clare durchlebt eine wahre Odyssee - kaum meint sie sich an etwas erinnern zu können, gerät sie aufs Neue ins Trudeln und muss sich immer wieder fragen: Wer meint es ehrlich? Wer ist gefährlich?
Janet Clark versteht es hervorragend, auch den Leser in dieses grandiose Verwirrspiel miteinzubeziehen. Es gelingt der Autorin ausgezeichnet, einer Situation mit wenigen Sätzen eine völlig andere Richtung zu geben, das Geschehen zu drehen und zu wenden, so dass man sich nicht mehr sicher sein kann, was hier eigentlich gespielt wird. Man weiß nicht, wer vertrauenswürdig ist und wer nicht. So vieles, das Clare während ihrer Suche erfährt, klingt plausibel, doch was davon ist wahr?

Janet Clark wartet ganz nebenbei auch mit allerlei wissenschaftlichen Aspekten und Erkenntnissen aus der Forschung darüber auf, wie unser Gedächtnis funktioniert. Dieses geschickt mit der Handlung verflochtene Hintergrundwissen ist nicht nur äußerst spannend, sondern wird auch gut verständlich erklärt.

„Black Memory“ ist von der ersten bis zur letzten Seiten fesselnd. Zahlreiche Überraschungen und Wendungen geben der Handlung immer wieder neuen Schwung und lassen zu keiner Zeit Langeweile aufkommen. Ein großartiger Thriller, der für hochspannende Lesestunden sorgt.