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Benutzername: 
dorli
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Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 882 Bewertungen
Bewertung vom 21.02.2017
Schlaflos in Manhattan / From Manhattan with Love Bd.1
Morgan, Sarah

Schlaflos in Manhattan / From Manhattan with Love Bd.1


sehr gut

New York. Paige Walker arbeitet für eine große Eventagentur. All ihre Hoffnungen und Träume zerplatzen wie eine Seigenblase, als sie statt der erwarteten Beförderung eine Kündigung erhält.

Jake Romano ist auf der falschen Seite des East Rivers aufgewachsen, hat es dennoch aus eigener Kraft zu einem erfolgreichen Unternehmer gebracht. Jake ist zudem der beste Freund von Paiges Bruder Matt. Als er von ihrer Misere hört, rät er ihr, es mit einer eigenen Agentur zu versuchen.

Paige geht das Risiko ein und gründet gemeinsam mit ihren Freundinnen Eva und Frankie die Event-Concierge-Agentur „Urban Genie“. Doch die drei haben Startschwierigkeiten und benötigen Jakes Hilfe. Während der Zusammenarbeit erwachen Paiges jahrelang unterdrückte Gefühle für Jake zu neuem Leben. Sie offenbart sich ihm, doch Jake zeigt sich desinteressiert…

Sarah Morgan versteht es mit ihrem lockeren und angenehm zu lesenden Schreibstil sehr geschickt, den Leser in ihren Bann zu ziehen. Schnell ist man mittendrin im Geschehen und erlebt die Turbulenzen zwischen den Protagonisten mit. Wie bei den meisten Liebesromanen ist auch hier der Verlauf der Handlung schnell vorhersehbar - macht aber nix, da die Geschichte kurzweilig und unterhaltsam erzählt wird.

Die Autorin schickt wunderbare Charaktere ins Rennen. Sie kann deren Wesen und Eigenheiten sehr gut vermitteln, so dass ich die Akteure schnell und gut kennengelernt habe. Es hat mir besonders gut gefallen, dass die Perspektive zwischen Paige und Jake hin und her wechselt – so kann man prima an den Gedanken und Gefühlen beider Hauptfiguren teilhaben und die Beweggründe für ihr jeweiliges Tun besser nachvollziehen.
Sarah Morgan hat auch ein gutes Händchen für die Nebencharaktere. Jeder Einzelne bekommt ein eigenes Gesicht und einen interessanten Hintergrund. Jeder hat einen wichtigen Platz in der Geschichte, aber keiner drängt sich in den Fokus.

„Schlaflos in Manhattan“ ist eine gefühlvoll erzählte Geschichte, die sich angenehm flott lesen lässt und mich gut unterhalten hat.

Bewertung vom 20.02.2017
Lauter Leichen
Philips, Zarah

Lauter Leichen


ausgezeichnet

Hamburg-Rissen im Juli 2015. Elli Gint kniet in der Küche ihrer Mutter über ihrem Ex-Liebhaber Peter van Wieteren und versucht ihn mit einer Herzdruckmassage am Leben zu erhalten. Erfolglos. Neben den beiden liegt ein Mann, den Elli gerade erschossen hat. Um den polizeilichen Ermittlungen zu entgehen, will Elli die Leichen unauffällig verschwinden lassen und sämtliche Spuren beseitigen. Auch erfolglos. Schon bald ist ihr Hauptkommissar Hiob Watkowski auf den Fersen. Diesem purzeln neben den beiden Toten aus dem aktuellen Mordfall immer mehr Leichen vor die Füße - frische, nicht mehr ganz so frische und auch einige bereits recht alte Leichen pflastern seinen Weg - und stets scheinen es die Frauen der Familie Gint gewesen zu sein, die ihre Finger im Spiel gehabt haben…

Der Clou in „Lauter Leichen“ sind ganz eindeutig die herrlichen und zum Teil recht skurrilen Figuren – alle werden hervorragend charakterisiert, beleben mit ihren Eigenarten, Macken und Besonderheiten die Szenerie und tragen damit kräftig zur Unterhaltung bei. Der Großteil der zahlreichen Akteure besteht aus den Gints und Anderleis - zwei reiche Hamburger Familien, deren Mitglieder es allesamt faustdick hinter den Ohren haben. Obwohl man es hier mit einer mordlustigen Truppe zu tun hat, ist irgendwie jeder Einzelne auf seine Art sympathisch und liebenswert.

Zarah Philips hat ihren Protagonisten viele lockere Sprüche in den Mund gelegt, die Dialoge sind frisch und mit ganz viel Wortwitz gespickt. Die Krimihandlung ist spannend und verzwickt und trotz der vielen Leichen weder blutrünstig noch brutal. Ich konnte durchweg prima mitgrübeln und miträtseln und wurde dank vieler unvorhersehbarer Wendungen und so mancher Überraschung am Ende von der Auflösung der Fälle überrascht.

„Lauter Leichen“ ist ein turbulenter, kurzweiliger Krimi. Ich hatte wahnsinnig viel Spaß beim Lesen. Der schwarze Humor in diesem Buch hat mich rundum begeistert und ich hoffe sehr, dass ein weiteres Abenteuer mit Elli & Co. nicht allzu lange auf sich warten lässt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.02.2017
Smoke
Vyleta, Dan

Smoke


sehr gut

England, Ende des 19. Jahrhunderts. Die Schüler Thomas Argyle und Charlie Cooper leben in einer Welt, in der jede Art von Sünde durch dem Körper entweichenden Rauch sichtbar wird. Kinder reicher Eltern werden auf Elite-Internats geschickt, wo sie durch Disziplinierung lernen, ihren Rauch zu unterdrücken. Auch Thomas und Charlie besuchen so ein Internat. Während eines Schulausflugs beobachtet Charlie einen Mann, der aufgrund seines sozialen Standes eigentlich rauchen müsste, doch nicht der kleinste Rauchfaden steigt von ihm auf. Die Neugierde der beiden jungen Adeligen ist geweckt und sie machen sich auf, den Grund für diese Ausnahmeerscheinung herauszufinden…

Dan Vyleta schickt seine Hauptprotagonisten in „Smoke“ auf eine abenteuerliche Reise durch unterschiedliche Gesellschaftsschichten. Thomas und Charlie lernen während ihrer Spurensuche, dass die Gesellschaft sich nicht einfach in gut und böse aufteilen lässt. Nach und nach wird ihnen klar, dass der äußere Schein (also hier der Rauch) nicht immer ein Indiz für den wahren Charakter und die wirkliche Gesinnung eines Menschen ist.
Die Jugendlichen begegnen auf ihrem Weg ganz unterschiedlichen Menschen. Sie haben es zum Beispiel mit Leuten zu tun, die skrupellos das Phänomen des Rauchs erforschen und Veränderungen erzwingen wollen. Auch treffen sie auf machtgierige, scheinheilige Menschen, die augenscheinlich eine „weiße Weste“ haben, aber eigentlich nur reich genug sind, um sich Hilfsmittel zum Beherrschen des Rauchs kaufen zu können. Wiederum andere Weggefährten zeigen ihnen, dass in der Finsternis unter Tage die Gesetze des Rauchs keine Gültigkeit haben und alle gleich sind.

Dan Vyleta erzählt sehr ausdrucksstark und wortgewandt. Er wartet mit umfangreichen Beschreibungen und detaillierten Schilderungen auf und versteht es besonders gut, dem Leser die jeweils vorherrschende Stimmung zu vermitteln. Alles wird sehr anschaulich und wortreich dargestellt: Die Herrschsucht der Reichen. Das Elend der Vielen. Die Geräusche. Die Gerüche. Die Kälte. Die undurchdringliche Finsternis, als die Jugendlichen sich mehrere Tage in einem Bergwerk verstecken müssen - die Ausführlichkeit, mit der alles beschrieben wird, war mir hin und wieder schon fast zu überbordend, da sie manchmal den Schwung aus der Handlung genommen hat. Sehr gut gefallen hat mir, dass der Autor die Geschichte aus vielen verschiedenen Perspektiven erzählt, so kann man sich ein recht gutes Bild von den unterschiedlichen Ansichten der Akteure machen.

„Smoke“ hat mir sehr gut gefallen. Ein spannender Roman, der Gesellschaftsordnungen und Wertvorstellungen unter die Lupe nimmt und mit interessanten Charakteren und einer tiefgründigen Handlung zu überzeugen weiß.

Bewertung vom 09.02.2017
Der Jahrhunderttraum / Jahrhundertsturm Trilogie Bd.2
Dübell, Richard

Der Jahrhunderttraum / Jahrhundertsturm Trilogie Bd.2


ausgezeichnet

Deutschland 1891. Die Großeltern der Geschwister Otto, Levin und Amalie von Briest sind bei einem Zugunglück ums Leben gekommen. Edgar Trönicke, Privatdetektiv und Freund der Familie wird beauftragt, nach der Ursache des Unglücks zu forschen, da ein Sabotageakt nicht ausgeschlossen werden kann. Während der 21-jährige Otto ganz fasziniert ist von der Arbeit des Detektivs und gerne selbst einer werden möchte, zieht es seinen Bruder Levin in eine völlig andere Richtung: er will fliegen lernen…

In „Der Jahrhunderttraum“ katapultiert Richard Dübell den Leser direkt in das ausgehende 19. Jahrhundert und wartet wie auch schon im ersten Teil seiner Deutschland-Saga mit einer geballten Ladung Historie auf. Der Autor schildert sehr eindrucksvoll die Ereignisse zwischen Juni 1891 und Oktober 1909 und zeichnet damit ein umfassendes, vielschichtiges und vor allen Dingen sehr glaubwürdiges Bild der damaligen Zeit.

Die Anfänge der Luftfahrt sind zentrales Thema, aber auch die Entwicklungen in Politik und Gesellschaft, die Frauenbewegung, das gutbürgerliche Leben, die Mode, die Dinge des täglichen Gebrauchs und alles andere, was die Menschen damals beschäftigt und bewegt hat, fließen in die Handlung ein. In dieses facettenreiche Szenario hat Dübell die Erlebnisse der fiktiven Familie von Briest hineingeschrieben und lässt den Roman damit zu einer großartigen, spannenden, kurzweiligen Zeitreise werden.

Richard Dübell erzählt sehr anschaulich von den Geschehnissen rund um die von Briests, so ist zum Beispiel Levins überschäumende Begeisterung für die Fliegerei, als er einen Flugversuch Otto Lilienthals beobachtet, für den Leser deutlich zu spüren. Man erlebt diesen für den 16-Jährigen besonderen Augenblick genauso wie auch all die anderen aufregenden und einschneidenden Momente der gesamten Familie intensiv mit.

Außerdem schwingt durchweg der typisch Dübellsche Humor mit, der die Geschichte sehr unterhaltsam macht. Die Dialoge sind zum Teil in Mundart geschrieben und verleihen der Geschichte damit eine Extraportion Authentizität und zusätzlichen Schwung.

„Der Jahrhunderttraum“ hat mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert. Die fesselnde, spannend erzählte Geschichte hat mir nicht nur unterhaltsame Lesestunden beschert, sondern mich auch lebensnah an einem Stückchen deutscher Geschichte teilhaben lassen. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 08.02.2017
Die rote Löwin
Ziebula, Thomas

Die rote Löwin


sehr gut

Schwerin 1205. Ein Tross kriegerischer Wenden überfällt die Burg des Grafen Gunzelin von Schwerin. Dabei wird die Familie des Hofmarschalls Unger von Seeburg brutal ermordet, nur dessen Kinder Runja und Waldemar können nach Magdeburg fliehen und wollen bei ihrem Oheim Unterschlupf finden. Doch sie werden abgewiesen und schließen sich daraufhin in ihrer Not dem fahrender Ritter und Gaukler Jeremias an – und landen im Kerker.

Domdekan Laurenz von Magdeburg befreit die beiden und nimmt die Jugendlichen unter seine Fittiche. Während Waldemar die Domschule besuchen soll, wird Runja nicht nur von dem Domscholaster Pirmin in Latein und Griechisch unterrichtet, sondern außerdem von dem geheimnisvollen Mönch Dagomar in die Kunst des Tötens eingewiesen – vorgeblich, damit sie Rache an den Mördern ihrer Familie nehmen kann. Welch böses Spiel der machthungrige Laurenz wirklich treibt, erkennt Runja viel zu spät…

In seinem historischen Roman „Die rote Löwin“ entführt Thomas Ziebula den Leser in das frühe 13. Jahrhundert nach Magdeburg und erzählt zum einen die Geschichte einer jungen Frau, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den brutalen Mord an ihrer Familie zu rächen und dabei mit nicht minder heftiger Brutalität vorgeht; und zum anderen die Geschichte eines Domdekans, der ausschließlich an sein persönliches Wohl denkt und für sein großes Ziel, Bischof zu werden, über Leichen geht.

Thomas Ziebula hat einen angenehm flott zu lesenden Schreibstil. Schon auf den ersten Seite zeigt sich, wie hervorragend der Autor in der Lage ist, dem Leser die vorherrschende Stimmung zu vermitteln – der Angriff der Wenden auf Runjas Familie wird in seinen barbarischen Einzelheiten geschildert und katapultiert den Leser hinein in eine grausame Welt aus Wut und Rache, Machtgier, Intrigen und Mord.

Die Akteure bilden eine bunte Mischung und werden lebendig und bildhaft dargestellt. Besonders Runja hat mich mit ihrem unbedingten Willen, ihren Bruder zu schützen, beeindruckt. Thomas Ziebula lässt Runja durch einen wahren Strudel an Emotionen rauschen. Wut, Angst, Hass, Liebe, Verzweiflung – es gelingt dem Autor ausgezeichnet, das Gefühlschaos, das die 18-Jahrige im Verlauf der Handlung durchlebt, zu veranschaulichen. Sie ist aufgebracht, handelt ungestüm und impulsiv. Man kann gut nachvollziehen, was sie antreibt.

Ich kannte von Thomas Ziebula bisher nur „Die Hure und der Spielmann“ – ein Roman, der mich mit seinen detailreichen Beschreibungen, ausführlichen Schilderungen und raffinierten Verwicklungen besonders begeistert hat. Auch „Die rote Löwin“ hat mich in ihren Bann gezogen, obwohl diese Geschichte ganz anders ist. Rasanter, actionreicher. Blutig und brutal. Ein im Mittelalter angesiedelter Thriller.

Bewertung vom 07.02.2017
Das Ende des Teufelsfürsten
Stolzenburg, Silvia

Das Ende des Teufelsfürsten


ausgezeichnet

Ungarn 1463. Vlad Draculea befindet sich in Gefangenschaft am Hof des ungarischen Königs Matthias Corvinus. Der Woiwode der Walachai hat die Hoffnung, bald aus der Haft entlassen zu werden, da er Ilona Szilágyi, eine Cousine Corvinus’, heiraten wird. Vlad sieht sich schon neue Verbündete suchen, die ihn dabei unterstützen sollen, seinen Thron zurückzuerobern. Dabei ahnt er nicht, dass sich sowohl die 14-jährige Floarea, deren Familie von ihm brutal ermordet wurde, wie auch sein Sohn Carol an ihm rächen wollen und unabhängig voneinander Pläne schmieden, ihn zu ermorden…

Silvia Stolzenburg wartet in „Das Ende des Teufelsfürsten“ mit einer tollen Mischung aus Spannung und Historie auf. Die Autorin erzählt sehr intensiv und mitreißend – jede Szene wirkt lebendig, ist fesselnd und voller Emotionen, so dass ich ruckzuck mittendrin im Geschehen war und durchweg bestens mit Floarea und Carol mitfühlen und mitfiebern kann.

Nicht nur von den jeweiligen Erlebnissen der Akteure wird spannend und detailreich berichtet, auch die Beschreibungen der Handlungsorte sind äußerst gut gelungen, so dass ich mir die Schauplätze und die vorherrschenden Gegebenheiten bestens vorstellen konnte.

„Das Ende des Teufelsfürsten“ hat mich durchweg begeistert. Der lebhafte Schreibstil, die rasante Handlung und die ausdrucksstarken Figuren bieten ein großartiges Lesevergnügen - ein überzeugender Abschluss der Trilogie.

Bewertung vom 31.01.2017
Die Tochter des Fechtmeisters
Weiß, Sabine

Die Tochter des Fechtmeisters


ausgezeichnet

Rostock 1608. Die 18-jährige Clarissa Nykrantz begleitet ihren Vater nach Frankfurt. Während Fritjoff Nykrantz mit seinen Fechtschülern Marius und Alexander an einem großen Fechtturnier der Bruderschaft Sankt Marx teilnimmt, soll Clarissa sich nach einem geeigneten Buchdrucker für Fritjoffs Fechtbuch umhören.
In Frankfurt angekommen, erwartet die Schwertkämpfer eine böse Überraschung: die Marxbrüder müssen sich den Fechtplatz mit den verfeindeten Federfechtern teilen. Streitigkeiten bleiben nicht aus. Noch dramatischer als der Aufenthalt in Frankfurt verläuft für Clarissa und ihren Vater die Rückreise nach Rostock – sie werden überfallen. Fritjoff wird ermordet und Clarissa bewusstlos geschlagen. Sie wacht als Gefangene einer Gauklertruppe wieder auf, kann aber nach kurzer Zeit fliehen. Doch schon im übernächsten Dorf bricht neues Unheil über Clarissa herein: sie wird als Mörderin ihres Vaters gesucht…

In ihrem Roman „Die Tochter des Fechtmeisters“ wartet Sabine Weiß mit einem lebendig erzählten Mix aus Historie, Abenteuer, Spannung und Romantik auf und zeichnet ein umfassendes, vielschichtiges und sehr authentisches Bild der Jahre kurz vor Ausbruch des 30-jährigen Krieges.

Gemeinsam mit Clarissa reist man zunächst von Rostock über Schwerin nach Frankfurt und später dann nach Prag. Die Darstellung der Schauplätze und die Schilderung der Ereignisse sind Sabine Weiß hervorragend gelungen. Ich konnte der Geschichte trotz mehrerer Handlungsstränge, einiger Rückblenden in Fritjoffs grausame Kindheit und der Vielzahl an Akteuren bestens folgen und habe zu keiner Zeit den Überblick verloren.

Besonders begeistert hat mich die Fülle an informativen Details. Zentrales Thema ist natürlich das Fechten mit allem, was dazu gehört: die Ursprünge und Grundsätze, die unterschiedlichen Waffen und Techniken und die Rivalität der Fechtbruderschaften. Zudem fließen auch die politischen Verwicklungen, die gesellschaftlichen Gepflogenheiten und das Glaubensgerangel der damaligen Zeit in die Handlung ein. Darüber hinaus ist das Geschehen mit allerlei Wissenswertem gespickt, das die Handlung noch abwechslungsreicher und unterhaltender macht: man bekommt Einblicke in den Alltag der Menschen, in die Lebensumstände der Gaukler und in den Hofstaat des Kaisers, erfährt außerdem etwas über die Gaunersprache und den Aberglauben sowie über die Künste und Wissenschaften der Zeit.

Die Figuren wirken allesamt echt und glaubwürdig, sie haben Persönlichkeit und Ausstrahlung, zeigen Emotionen und handeln entsprechend ihren Eigenarten. Es ist spannend und unterhaltsam, das Miteinander und Gegeneinander der Akteure zu beobachten. Man zieht gerne mit Clarissa & Co. durch die Lande und fiebert mit ihnen mit. Neben den fiktiven Figuren bevölkern auch einige historische Persönlichkeiten diesen Roman und beleben mit ihren Eigenheiten die Szenerie - unter ihnen zum Beispiel Kaiser Rudolf II. und die Fechtmeister Salvator Fabris und Capo Ferro.

„Die Tochter des Fechtmeisters“ hat mir sehr gut gefallen. Die gut ausbalancierte Mischung aus Historie und Fiktion hat mir nicht nur spannende, unterhaltsame Lesestunden beschert, sondern mir auch interessante Einblicke in die Fechtkunst und das politische Geschehen des frühen 17. Jahrhunderts ermöglicht.

Bewertung vom 23.01.2017
Das Aquarium
Lange, Franziska Jennifer

Das Aquarium


sehr gut

Der 32-jährige George leidet an einer ausgeprägten Agoraphobie, das heißt, der Webdesigner kann seine Wohnung nicht verlassen, er bekommt außerhalb seiner eigenen vier Wände Angstzustände und Panikattacken. George hat seinen Alltag entsprechend angepasst. Er arbeitet von zuhause aus, kommuniziert via Internet und Telefon mit Freunden und Bekannten und nimmt Lieferdienste in Anspruch. George scheint sich in seinem abgeschotteten Universum wohlzufühlen, bis Lebenskünstler Paddy bei ihm einzieht…

Franziska Lange lässt George seine Geschichte selbst erzählen. Man bekommt dadurch einen guten Einblick in seinen Alltag und erlebt alles, was ihn bewegt, antreibt und ausbremst direkt mit.

Mit Paddy ziehen auch große Veränderungen bei George ein. Nicht nur die Wohnsituation ändert sich, auch sein Leben bekommt einen ganz neuen Schwung. George wird jetzt auch mit den Problemen seiner Mitmenschen konfrontiert. Während er seine neuen Freunde und deren Umgang mit ihren Schwierigkeiten beobachtet, setzt er sich immer mehr mit sich selbst und seiner Vergangenheit auseinander und unternimmt schließlich den Versuch, sich seinen Ängsten entgegenzustellen und den verlorenen Lebensraum zurückzuerobern.

Um deutlich zu machen, wie schwierig dieser Prozess der Angstbewältigung ist, hat Franziska Lange Georges Sprechweise an seine Entwicklung gekoppelt.
Georges Gedankengänge werden nach und nach immer holperiger, driften ständig in unterschiedliche Richtungen ab und springen zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her. Entsprechend werden die Sätze im Verlauf der Handlung immer länger, verschachtelter und verworrener. Das hat mir einerseits sehr gut gefallen, weil man genau spürt, wie stark die Veränderungen George mitnehmen – andererseits machen die sehr langen Sätze jedoch das Lesen schwieriger und man muss sich konzentrieren, um dem folgen zu können, was George durch den Kopf geht.

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen. Auch wenn es nicht immer leicht war, Georges Selbstgesprächen und Gedankensprüngen zu folgen, waren die Einblicke in seine Welt interessant.

Bewertung vom 20.01.2017
Die Kreuzträgerin 02: Jenseits des Feuersturms
Schwarz, Lydia

Die Kreuzträgerin 02: Jenseits des Feuersturms


sehr gut

Afrika/Europa im 22. Jahrhundert. Die 20-jährige Anna Tanner konnte dankt der Hilfe von Felix Livingstone dem totalitären Regime in Mitteleuropa entfliehen und ist bei ihren Eltern in Kenia angekommen.
Für Anna eröffnet sich in Afrika eine ganz neue Welt. Alles ist farbenfroher, wärmer und fröhlicher. Anders als in ihrer alten Heimat gibt es hier keine alltäglichen Entbehrungen. Nahrung und Kleidung sind im Überfluss vorhanden. Auch ihren christlichen Glauben könnte Anna jetzt ohne Angst vor Verfolgung ausleben. Doch es fällt der Studentin nicht leicht, sich an die neuen Freiheiten zu gewöhnen, sie fühlt sich fremd und nicht wirklich dazugehörig. Anna ist besonders von ihrem Vater enttäuscht und nach einigen Differenzen verlässt sie das Rettungscenter wieder und reist mit einer Gruppe junger Leute nach Finnland.

Lydia Schwarz wartet auch in ihrem zweiten Kreuzträgerin-Roman mit ausführlichen Beschreibungen der Schauplätze und detaillierten Schilderungen von Annas Erlebnissen auf. Es gelingt der Autorin ganz hervorragend, die Anpassungsschwierigkeiten und das Gefühlschaos ihrer Protagonistin zu schildern.

Wie der Titel dieses zweiten Bandes schon vermuten lässt, spielt die gesamte Handlung diesmal außerhalb des Krisenherds Mitteleuropa. Die durchweg bedrohliche Atmosphäre, die die Spannung im ersten Teil auf ein hohes Niveau katapultiert hat, fehlt hier. Diese Geschichte verläuft in viel ruhigeren Bahnen, auch wenn es ein paar Gefühlsausbrüche und einzelne Auseinandersetzungen zwischen den Akteuren gibt. Einige Wendungen und Überraschungen halten das Geschehen zwar lebendig, aber hier und da zieht sich die Handlung in die Länge.

Der Roman lässt sich größtenteils flott lesen, nur den in Finnland spielenden Abschnitt habe ich als schwieriger verständlich empfunden. Dies rührt daher, dass Lydia Schwarz die finnischen Gastgeber von Anna & Co. ein gebrochenes Deutsch sprechen lässt - das sorgt zwar für eine große Portion Authentizität, hemmt aber den Lesefluss.

„Die Kreuzträgerin - Jenseits des Feuersturms“ hat mir gut gefallen. Eine lebendig erzählte Geschichte, der es ein wenig an Spannung mangelt.