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Lilli33
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 481 Bewertungen
Bewertung vom 16.02.2016
Die Wunderübung
Glattauer, Daniel

Die Wunderübung


ausgezeichnet

Zum Schmunzeln und Nachdenken

Inhalt:
Nach siebzehn Jahren Ehe haben sich Joana und Valentin nicht mehr viel zu sagen, und wenn, dann sind es Gemeinheiten. Um die Beziehung vielleicht doch noch zu retten, suchen sie einen Paartherapeuten auf.

Meine Meinung:
Ich habe die 112 locker bedruckten Seiten mit großem Vergnügen gelesen und habe außer evtl. dem Preis überhaupt nichts daran auszusetzen. Schon die Idee, das Ganze wie ein Theaterstück zu behandeln – eine Schmierenkomödie -, finde ich genial. Aufgeschrieben ist die Geschichte wie ein Drehbuch mit Dialogen, Regieanweisungen usw.

Wir erleben die erste Beratungsstunde von Joana und Valentin bei einem Paartherapeuten. Alle drei Personen sind eindeutig charakterisiert und eine Nummer für sich. Man hat den Eindruck, die beiden Eheleute würden es fast genießen, sich gegenseitig anzugiften. Es kommt ihnen kaum ein gutes Wort über die Lippen, schon gar nicht über den Partner. Der Therapeut dagegen ist die Ruhe selbst, was das Paar noch extremer wirken lässt.

BERATER (anerkennend an beide) Kompliment, in der Polemik sind Sie ein eingespieltes Team. Sie haben eine außergewöhnlich lebendige Streitkultur auf hohem Niveau. (S. 17)

Mit viel Humor und pfeilgenauer Treffsicherheit lässt Glattauer uns an der verkorksten Beziehung von Joana und Valentin teilhaben und führt uns dabei nur ein Extrembeispiel vor, das für ganz viele Ehen steht. Denn sicher wird der ein oder andere Leser sich zu einem kleinen Teil im Verhalten von Joana oder Valentin wiedererkennen. So bekommt man hier den Anstoß, sich einmal mit der eigenen Beziehung auseinanderzusetzen und am eigenen Verhalten etwas zu drehen, bevor es so weit kommt, dass nichts mehr zu retten ist.

Toll fand ich auch die Wendungen, die die Handlung nimmt. Damit hatte ich gar nicht gerechnet und es auch nicht erwartet. So nehme ich sie noch als zusätzliches I-Tüpfelchen.

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Bloggerportal und beim Goldmann Verlag für das Rezensionsexemplar.

Bewertung vom 12.02.2016
The Perfect
Schroeder, Patricia

The Perfect


sehr gut

Meine Meinung:
Ich habe nun schon mehrere Jugendbücher von Patricia Schröder gelesen, und sie konnte mich mit ihrem lockeren, mitreißenden Schreibstil und ein paar Prisen Humor immer sehr gut unterhalten. Auch „The Perfect“ habe ich gerne gelesen. Obwohl ich mit Castings weder in der Realität noch im Fernsehen oder sonst wo etwas am Hut habe, gelang es der Autorin, mir diese Welt etwas näherzubringen. Wobei man sagen muss, dass es sich hier nicht gerade um ein normales Casting handelt. Die Umstände sind schon ziemlich abgedreht. Aber die Atmosphäre der Konkurrenz, der immense Druck, der auf den Teilnehmern lastet, wurde sehr gut dargestellt.

Die Geschichte wird in Ich-Form von der Protagonistin Jazz erzählt. Eine hervorragende Wahl! Denn so führt diese sympathische Figur den Leser eng an ihrer Seite durch die Handlung und man bekommt ihre Gedanken, ihre Gefühle, ihre Zweifel und ihre Hoffnungen hautnah mit. Man weiß kaum mehr als Jazz selbst, und das ist nicht allzu viel. Einige wenige Perspektivwechsel führen für ein paar Seiten zu einem personalen Erzähler, der uns ein bisschen Einblick in zwei andere Charaktere gibt, trotzdem bleibt die Geschichte lange Zeit mysteriös und damit spannend.

Bei vielen Romanen habe ich schon erlebt, dass sich der Mittelteil etwas zieht. Das kann man hier wirklich nicht behaupten. Im Gegenteil, den Mittelteil fand ich am absolut fesselndsten. Nach einem spannenden, weil beunruhigenden Prolog wird man erst mal über viele, viele Seiten in das Setting und die Charaktere eingeführt. Hier hat mich vor allem gestört, dass quasi von allen Personen die Augen genau beschrieben wurden. Beim einen sind sie kupferfarben, beim anderen grün, manche haben goldene Sprenkel, andere petrolfarbene usw. Das war mir einfach zu viel. Denn mal ehrlich: Fallen einem solche Details wirklich im Vorübergehen auf?

Aber wie gesagt, der Mittelteil war dann wirklich super spannend. Hier konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen. Alles war sehr mysteriös, und ich habe mich mehr als ein Mal gefragt, warum die jungen Leute, vor allem Jazz, die ja eigentlich gar kein Interesse an dem Casting hat, so mit sich umgehen lassen. Die Macher des Castings waren mir sehr suspekt und die Bedingungen für die Teilnehmer teilweise schon menschenverachtend. Immer wieder habe ich gerätselt, was damit eigentlich bezweckt wird. Und leider ist es mir bis zum Schluss nicht ganz klargeworden. Die Erklärungen, die hier geliefert wurden, waren mir einerseits zu einfach, also nichts Originelles, andererseits zu hanebüchen. Doch das ist einfach nur mein ganz persönliches Empfinden.

Eine kleine Liebesgeschichte darf bei so einem Jugendbuch natürlich nicht fehlen. Zum Glück nimmt sie aber nicht besonders viel Raum ein. Andererseits kann sie sich dadurch leider auch nicht langsam und mit Bauchkribbeln entwickeln, sondern fällt praktisch mit der Tür ins Haus. Das wirkte für mich ein wenig plump.

Wie oft bei Patricia Schröder gibt es auch in „The Perfect“ eine Botschaft. Dabei geht es vor allem um unsere Daten, die wir tagtäglich so sorglos Fremden überlassen, sei es in sozialen Netzwerken oder auf andere Art.

Fazit:
Auch wenn Patricia Schröder mich mit „The Perfect“ nicht restlos begeistern konnte, hat mir das Lesen doch ein paar spannende und unterhaltsame Stunden beschert, und ich empfehle das Buch gerne weiter. Meine Kritikpunkte fand ich alle nicht so dramatisch. Die positiven Seiten überwiegen auf jeden Fall.

Bewertung vom 09.02.2016
All die verdammt perfekten Tage, 2 MP3-CD
Niven, Jennifer

All die verdammt perfekten Tage, 2 MP3-CD


ausgezeichnet

Romantisch und tragisch

Inhalt:
Theodore Finch, 17, Schüler der Bartlett Highschool, spielt mit dem Gedanken, sich vom Glockenturm der Schule zu stürzen. Doch ist er an diesem Tag nicht allein da oben. Auch Violet Marky will nicht mehr leben. Doch das kann Theodore nicht zulassen. Er dirigiert das Mädchen von der Brüstung weg in Sicherheit – und umgekehrt. Das ist zwar noch lange nicht der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, aber irgendwann wird es so weit sein. Denn Violet geht Theodore nicht mehr aus dem Kopf. Als die Schüler für ein Projekt interessante Orte in Indiana aufsuchen sollen, sorgt Theodore dafür, dass er mit Violet ein Team bildet. Sie erleben wundervolle Dinge zusammen. Dabei findet Violet immer mehr ins Leben zurück, während sich Theodore immer schwerer tut.

Meine Meinung:
Der Anfang des Buches schien mir fast zu locker und zu witzig, dafür dass es um Selbstmordabsichten und die Probleme dahinter geht. Während Violet zuerst durchgehend deprimiert wirkt, war ich mir bei Theodore nie sicher, ob seine Selbstmordabsichten wirklich ernst sind oder ob er einfach mal was ausprobieren will, andere Leute schockieren, Aufmerksamkeit erregen. Nicht von ungefähr ist er als der Freak der Schule bekannt, der sich mit allen anlegt und gerne mal über die Stränge schlägt.

Violet leidet unter dem Tod ihrer großen Schwester, der sie sehr nahestand. Sie fühlt sich schuldig an deren Tod und weiß nicht mehr, wie sie damit umgehen soll. Und sie vermisst ihre Schwester wahnsinnig. Doch Theodore zeigt ihr nach und nach, dass das Leben schön sein kann, auch für Violet. Sie erleben wunderbare Momente an ganz besonderen Orten und verlieben sich schließlich auch, obwohl Violet Theodore zuerst überhaupt nicht mag, da er doch einen gewissen Ruf hat und keiner so recht etwas mit ihm zu tun haben will.

Jennifer Niven erzählt die Geschichte mit einer beachtlichen Leichtigkeit. Sie spielt mit Worten und Sätzen. Es werden Zitate erwähnt, die einem zu Herzen gehen. Sowohl Theodore als auch Violet sind sehr empfindsame Menschen, was von ihrer Umwelt leider nicht unbedingt beachtet wird. Ich konnte sehr gut nachvollziehen, wie sie in diese prekäre Situation gekommen sind.

Die Perspektive wechselt ständig zwischen Violet und Theodore, wobei beide in der Ich-Form erzählen. Das fand ich sehr gelungen, denn so ist man nah an beiden Protagonisten dran und erfährt ihre Gedanken und Gefühle, ihre Zweifel, ihre seelischen Probleme und auch ihre Hoffnungen aus erster Hand.

Mir waren sowohl Theodore als auch Violet von Anfang sehr sympathisch, auch wenn Violet zuerst ein wenig zickig ist. Aber auch dafür hatte ich Verständnis. Ich habe mit ihnen mit gelitten und mit gebangt, dass es zu einem guten Ende kommt.

Während ich das erste Drittel des Buches ein klein wenig zu seicht fand, habe ich den Mittelteil mit seiner Romantik sehr genossen. Durch die feinfühlige Erzählweise der Autorin wirkt die Liebesgeschichte kein bisschen kitschig. Und zum Schluss hin wurde es dann noch richtig spannend. Hier nimmt die Geschichte eine für mich unerwartete, tragische Wendung.

Die Sprecher:
Die Sprecher haben ihre Sache wirklich sehr gut gemacht. Sie haben sehr angenehme Stimmen, betonen gut, verstellen ihre Stimmen, um andere Personen zu spielen. Man kann ihnen beiden problemlos über längere Zeit zuhören. Es wird nie eintönig. Annina Braunmiller-Jest dürfte vielen als die deutsche Stimme von Bella Swan in den Twilight-Verfilmungen bekannt sein oder auch als Sprecherin der entsprechenden Hörbücher.

Fazit:
„All die verdammt perfekten Tage“ ist ein berührender Roman, in dem sich viele Jugendliche, aber auch Erwachsene auf der ein oder anderen Seite wiederfinden dürften. Ein wenig mehr Tiefgang, vor allem am Anfang, hätte nicht geschadet. Trotzdem finde ich das Buch oder Hörbuch sehr empfehlenswert.

Mein Dank gilt dem Bloggerportal und Randomhouse Audio, die mir freundlicherweise ein Rezensionsexemplar überlassen haben.

Bewertung vom 08.02.2016
Für König und Vaterland
Gerdom, Susanne

Für König und Vaterland


sehr gut

Für Fans von Mantel-und-Degen-Romanen und für Fans von Susanne Gerdom

Inhalt:
Vier junge Adlige, bekannt als das „liederliche Quartett“, arbeiten 1815 in London als Agenten für das Innenministerium, wo sie eine Verschwörung gegen den König aufdecken sollen. Als ob das nicht ausreichen würde, sitzen ihnen auch noch die Dämonenjäger des Vatikans und ein Meuchelmörder im Nacken. Besonders für den Wechselbalg Idris Hathaway, Marquess of Auden, wird es gefährlich …

Meine Meinung:
Anfangs tat ich mich etwas schwer beim Lesen, werden doch gleich zu Beginn sehr viele Personen eingeführt, die je nach Umgebung (offiziell, im Freundeskreis, in der Familie) mit verschiedenen Namen bzw. Titeln angesprochen werden. Hier brauchte ich eine gute Weile, bis ich alles entsprechend sortiert hatte. Ein Personenregister wäre sicher nützlich gewesen, birgt aber natürlich auch immer die Gefahr, dass eventuelle Zusammenhänge zu früh verraten werden.

Auch mit der Handlung kam ich nicht leicht klar, weil es für meinen Geschmack zu viele „Baustellen“ waren. Zwar hängt alles irgendwie zusammen, aber mir war das einfach zu undurchsichtig. Leider bleiben auch am Ende noch sehr viele Fragen offen, was aber kein Wunder ist, denn die gesamte Geschichte ist als Fünfteiler angelegt. Dabei sollen die einzelnen Teile jeweils aus einer anderen Perspektive erzählt werden. Ich bin nun schon sehr neugierig und gespannt, wie die Geschichte des liederlichen Quartetts weitergeht und hoffe, dass der nächste Band nicht allzu lange auf sich warten lässt.

Im 1. Teil geht es vor allem um Idris Hathaway, der in der Gesellschaft geächtet ist, da er allgemein als Wechselbalg, ein von den Sidhe ausgetauschtes Kind, bekannt ist. Mit seiner Familie hat er sich deswegen überworfen und ganz nach London zu seinen Freunden und seiner Arbeit zurückgezogen. Zwar erfährt man über seine Person hier am meisten, doch auch seine drei Freunde sind gut ausgearbeitet. Eine Stärke von Susanne Gerdom sind ja immer die Figuren, die detailliert und fantasievoll dargestellt werden und die einem so nahe kommen, als hätte man sie schon immer gekannt. Nicht nur Idris hat seine Probleme als Wechselbalg, auch die anderen drei haben ihr Päckchen zu tragen und sind alles andere als gewöhnliche Menschen.

Auch der Schreibstil, die Sprache sind hier wieder so toll, wie ich das von Susanne Gerdom gewohnt bin. Bildhafte Beschreibungen und immer wieder humorvolle Szenen erwecken die Geschichte zum Leben. Die Autorin versteht es ganz wunderbar, die beschriebene Atmosphäre einzufangen.

Fazit:
Für Romane, die mehr als 50 Jahre in die Vergangenheit reichen, kann ich mich normalerweise nicht begeistern. Aber von Susanne Gerdom kann und will ich einfach alles lesen. Ich fand dieses Buch, wie alle von Susannes Büchern, sehr schön zu lesen. Die Sprache ist einfach herrlich, der Humor, die tollen Charaktere - alles klasse. Schon allein dafür lohnt sich das Lesen :)

Herzlichen Dank an den Drachenmond-Verlag, der mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.

Bewertung vom 22.01.2016
Die Schneelöwin / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.9
Läckberg, Camilla

Die Schneelöwin / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.9


ausgezeichnet

Für mich der beste Läckberg

Inhalt:
Ein vermisstes Mädchen taucht nach Monaten plötzlich wieder auf, wird aber von einem Auto überfahren und stirbt. Bei der Obduktion wird deutlich, dass der Teenager schwer misshandelt wurde. Es werden noch vier weitere Mädchen vermisst. Hängen die Fälle zusammen? Patrik Hedström und seine Kollegen von der Polizeidienststelle Tanum ermitteln.

Währenddessen schreibt Patriks Frau Erika Falck, die berühmte Autorin, an ihrem neuen Buch. Für ihre Recherchen besucht sie Laila im Gefängnis. Laila wurde vor vielen Jahren für den Mord an ihrem Mann Vladek verurteilt. Dieser hatte die gemeinsame Tochter Louise immer wieder im Keller angekettet, weil er den Wildfang anders nicht bändigen konnte.

Meine Meinung:
„Die Schneelöwin“ ist bereits der 9. Band dieser Reihe. Zwar hängt der Kriminalfall nicht mit den Vorgängerbänden zusammen, sodass man daher das Buch auch ohne Vorkenntnisse lesen kann. Allerdings spielen in dieser Reihe auch die Personen eine große Rolle, Patrik Hedström und seine Frau Erica Falck, ihre Kinder, Ericas Schwester mit Familie, auch die Kollegen von der Polizei und ihr Privatleben und das Zusammenspiel aller. Dies wird man nicht nachvollziehen können, wenn man erst bei diesem Band in die Reihe einsteigt. Der Lesegenuss dürfte dann nur halb so groß sein. Allerdings lohnt es sich durchaus, die Reihe von vorne zu lesen. Camilla Läckberg schreibt einfach gut. Für Fans der Reihe ist das Buch sowieso ein Muss.

Wie gewohnt konnte mich die Autorin wieder von Anfang an fesseln. Schon der erste Satz jagte mir einen Schauder über den Rücken:

Noch bevor das Mädchen aus dem Wald gekommen war, roch der Hengst die Angst. (S. 7)

Und dieser Schauder sollte während der ganzen Lektüre nicht wirklich verschwinden. Camilla Läckberg breitet hier das Böse vor den Lesern aus, hier geschehen Dinge, die man sich nicht vorstellen mag. Dabei wird die Geschichte atmosphärisch dicht erzählt. Die Handlung ist logisch und komplex aufgebaut. Immer wieder gelingt es Läckberg, den Leser in die Irre und auf eine falsche Fährte zu führen. Je weiter der Roman fortschreitet, umso mehr Tempo legt die Autorin vor. Am Schluss überschlagen sich die Ereignisse fast.

Zum Glück gibt es neben den polizeilichen Ermittlungen, in die sich Erica natürlich auch wieder kräftig einmischt, das Privatleben der einzelnen Polizisten und Ericas. Hier kann man als Leser wieder etwas entspannen, hier muten die Probleme und Ereignisse relativ normal an, bringen einen hin und wieder sogar zum Grinsen und zum Lächeln.

Schmunzeln musste ich über das bei amazon.de angegebene vom Hersteller empfohlene Alter ab 30 Jahren. Ich denke, man kann das Buch durchaus schon ab ca. 16 Jahren lesen ;)

Die Reihe:
1. Die Eisprinzessin schläft
2. Der Prediger von Fjällbacka
3. Die Töchter der Kälte
4 .Die Totgesagten
5. Engel aus Eis
6. Meerjungfrau
7. Der Leuchtturmwärter
8. Die Engelmacherin
9. Die Schneelöwin

Bewertung vom 02.01.2016
Mit Liebe gewürzt
Andrews, Mary Kay

Mit Liebe gewürzt


gut

Plätschert relativ lustlos vor sich hin

Inhalt:
Gina Foxtons Kochsendung im Regionalfernsehen droht das Aus. Da bekommt sie die Chance, sich in einem Duell um einen Sendeplatz bei einem nationalen Fernsehsender zu beweisen. Ihr Gegner ist der Naturbursche Tate Moody. Die beiden müssen nicht nur richtig gut kochen, sondern sich auch gegen ihre Produzenten und andere Herausforderungen durchsetzen.

Meine Meinung:
Leider konnte mich Mary Kay Andrews mit ihrem neuesten Roman von Anfang an nicht wirklich begeistern. Zwar ist der Schreibstil, wie von ihr gewohnt, sehr flüssig und leicht zu lesen. Man muss nicht groß mitdenken und kommt leicht in die Geschichte hinein. Viele Dialoge, die zum Teil auch ein wenig humorvoll sind, lassen den Roman sehr lebendig wirken. Und doch passiert lange Zeit nicht viel. Die Geschichte plätschert ohne Überraschungen und ohne Höhepunkte vor sich hin. Nach der ersten Hälfte kommt für ca. 50 Seiten Spannung auf, um dann wieder zu verpuffen. Hier wurde eine ganze Menge Potenzial verschenkt.

Die Protagonisten Gina und Tate waren mir beide nicht besonders sympathisch. Sie ziemlich zickig, er schnippisch, beide in ihrem Verhalten nicht immer konsequent. So wird Tate mal als Frauenheld dargestellt, dann wieder ist er zu schüchtern. So ist es auch nicht verwunderlich, dass es lange dauert, bis die beiden sich verlieben. Und leider kommt dieses Verlieben fast ohne romantische Gefühle aus. Hier findet man keine Schmetterlinge im Bauch, kein Herzklopfen, das einen als Leserin schwindlig macht. Ich weiß, dass Mary Kay Andrews das auch wesentlich besser kann!

Es gibt einige Szenen, durch die ich mich ziemlich veräppelt fühlte und die mir das Lesen vergällt haben. Einmal will Gina zum Beispiel einen Kürbis mehrere Monate außerhalb der Saison auf dem heimischen Markt kaufen. Sollte eine Profiköchin nicht wissen, wann was zu bekommen ist? Vor allem, wenn sie den Anspruch hat, frisch und regional zu kochen. Wenn man nur durch solche Ungereimtheiten etwas Spannung aufbauen kann, ist das Grundgerüst der Handlung wohl nicht sehr genial.

Was mir allerdings gut gefallen hat, ist der Blick hinter die Kulissen der Fernsehshows. Hier werden Tricks gezeigt, mit denen dort gearbeitet wird. Man erkennt, dass sehr vieles, was der Zuschauer zu Hause in seinem Wohnzimmer präsentiert bekommt, nur Schein ist.

Ebenfalls finde ich gut, dass im Anhang vier Rezepte zu finden sind, die Gina und Tate im Lauf des Buches beschreiben. Allerdings hätte es mir noch besser gefallen, wenn es nicht nur vier, sondern alle erwähnten Rezepte wären. Einiges davon hörte sich schon recht interessant an, sodass ich es gerne nachkochen würde. Im Buch kamen die Beschreibungen dafür aber zu kurz.

Fazit:
„Mit Liebe gewürzt“ hält leider nicht, was der Titel verspricht. Weder ist viel von Liebe zu spüren noch hat der Roman genug Würze. Er plätschert relativ lustlos und vorhersehbar vor sich hin. Die knapp 500 Seiten Text lassen sich allerdings locker lesen. Wer’s ohne viel Anspruch mag, ist hier auf jeden Fall richtig.

Bewertung vom 07.12.2015
Die Raunende Maske / Lockwood & Co. Bd.3
Stroud, Jonathan

Die Raunende Maske / Lockwood & Co. Bd.3


ausgezeichnet

Inhalt:
Immer mehr Geister machen London des Nachts unsicher. Die drei Geisterjäger der Agentur Lockwood & Co., Lucy Carlyle, George Cubbins und Anthony Lockwood, sind hoffnungslos überarbeitet. Sie brauchen dringend Unterstützung, und so stellt Lockwood die hübsche Holly ein, die den dreien zur Hand gehen soll. Während die Herren sich gerne von Hollys Backkünsten verwöhnen lassen, reagiert Lucy eifersüchtig. Da sind die bissigen Bemerkungen des wispernden Schädels auch nicht gerade hilfreich.

Meine Meinung:
Dies ist der 3. Teil einer Reihe. Man kann ihn eventuell auch ohne Vorkenntnisse lesen. Zumindest das Wichtigste aus den ersten beiden Bänden wird kurz wiederholt. Doch hat man sicher mehr Spaß daran, wenn man die Vorgänger gelesen hat und die Geschichte von Anfang an verfolgen kann.

Wieder einmal konnte mich Jonathan Stroud regelrecht begeistern – im doppeldeutigen Sinne des Wortes. Denn natürlich begegnen dem Leser auch in diesem Buch jede Menge Geister, bei deren Beschreibung der Autor viel Fantasie beweist. Ich bin immer wieder erstaunt und fasziniert, welche Vielfalt von Geistern sich in diesen Büchern tummelt. Und dieses Mal bekommen wir bzw. Lockwood & Co. es sogar mit einem Massenausbruch an geisterhaften Phänomenen zu tun. Unsere Helden finden sich mehr als ein Mal in einer äußerst brenzligen und potentiell tödlichen Situation wieder – nicht zuletzt dank Lucys Extratouren. Ihre besondere Gabe entwickelt sich immer weiter, und sie möchte sie natürlich gerne anwenden. Allerdings kollidiert das in der Regel mit Lockwoods Anweisungen. Nur durch den absoluten Zusammenhalt der Freunde gelingt es ihnen immer wieder, mehr oder weniger heil aus dem Schlamassel zu kommen.

Die Kabbeleien im Team und die Konkurrenz mit den anderen Agenturen, allen voran die Truppe von Quill Kipps, geben der Handlung eine ordentliche Portion humorvolle Würze. Auch die Eifersüchteleien zwischen Lucy und Holly fand ich nett zu lesen. So war dieses Buch alles in allem wieder ein rundum gelungenes Lesevergnügen, das ich gerne an junge und jung gebliebene Leser empfehle.

Die Reihe:
1. Die seufzende Wendeltreppe
2. Der wispernde Schädel
3. Die raunende Maske

***Gratisexemplar***

Bewertung vom 01.12.2015
Love and Confess
Hoover, Colleen

Love and Confess


ausgezeichnet

Eine schmerzliche Liebe

Inhalt:
Vor fünf Jahren hat Auburn ihre große Liebe Adam verloren. Sie war damals erst fünfzehn. Nun ist sie von Portland nach Dallas gezogen und muss ihr Leben neu anfangen. Als sie dem Künstler Owen begegnet, fühlen sich beide wie magisch zueinander hingezogen. Doch jeder von ihnen trägt Geheimnisse mit sich herum, die ihrer Liebe im Wege stehen.

Meine Meinung:
Wer die vorherigen Romane von Colleen Hoover kennt und liebt, Will und Layken oder Hope, wird auch „Love and Confess“ lieben. Die Autorin versteht es wie keine zweite, die überschäumenden Gefühle von Jugendlichen in Worte zu fassen und sich dazu ein Szenario auszudenken, das reichlich dramatisch ist und nicht ohne Tränen auskommt.

Sie schreibt so wunderbar authentisch und gefühlvoll. Beim Lesen erwachen direkt Schmetterlinge im Bauch. Von Szenen, bei denen sich die Protagonisten einfach nur tief in die Augen schauen und von ihren eigenen Gefühlen übermannt werden, kann ich gar nicht genug bekommen. Taschentücher sollte man auf jeden Fall in Reichweite haben.

Die Protagonisten Auburn und Owen erzählen abwechselnd in der Ich-Form. Dabei bekommen wir manche Szenen aus beiden Perspektiven zu lesen, während an anderen Stellen die Handlung auch beim Perspektivwechsel voranschreitet. Ich kann gar nicht sagen, wer von den beiden mir sympathischer war. Sie sind beide ganz wundervolle Menschen, die eine unheimliche Stärke in sich tragen und voll von Liebe füreinander, aber auch für andere Personen, sind. Es tat mir in der Seele weh, diese beiden jungen Menschen so leiden zu sehen.

Bemerkenswert ist auch die Aufmachung des Buches. Owen ist Maler, und einige seiner Gemälde sind als kleine Schwarz-weiß-Bilder im Innenteil des Buches eingestreut, einige davon sind aber auch auf den Innenseiten der Coverklappen in Farbe abgebildet. Auch wenn sie zum Teil verstörend wirken, lohnt es sich doch, sie genauer zu betrachten.

Fazit:
Wer Colleen Hoovers Romane über Layken und Will und Hope mag, wird sich auch mit „Love and Confess“ wohlfühlen. Es ist im gleichen Stil wie die anderen Bücher geschrieben und ist wunderbar berührend und fesselnd.