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melange
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Bonn
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 866 Bewertungen
Bewertung vom 28.02.2020
Die Tochter - Deiner Vergangenheit entkommst du nicht! (eBook, ePUB)
Klay, Rose

Die Tochter - Deiner Vergangenheit entkommst du nicht! (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Perfekt

Zum Inhalt:
Kathi lebt mit ihrer Tochter Lucy mehr schlecht als gut im Dorf ihrer Kindheit. Ihre Familie hat eine dunkle Vergangenheit und Lucys Vater verschwand kurz vor der Hochzeit. Leider wird das Misstrauen gegenüber Kathi auch auf ihre Tochter übertragen und Lucy wird immer stiller. Kathi versucht, die Situation zu verbessern und bekommt dabei Schützenhilfe von Jennifer, die gerade erst in das Dorf gezogen ist und reich geheiratet hat.
Als plötzlich ein Kind verschwindet, zeigen sich die Abgründe in der ehrenwerten Dorfgemeinschaft, - und Kathi ist mittendrin.

Mein Eindruck:
Es ist beeindruckend, was Rose Klay aus ihrer Idee gemacht hat; dass es sich um ein Debüt handelt, ist kaum zu glauben. Sehr geschickt baut sie auf ihren Prolog auf, der trotz genauer Beschreibung sein Geheimnis erst kurz vor dem Ende des Buches enthüllt. Die Gefühle ihrer Personen – insbesondere die der Protagonistin – sind wunderbar beschrieben, ohne zu blumig ins Absurde abzudriften. Doch nicht nur die Menschen besitzen Tiefe, auch die Umgebung hat ihren Reiz, - egal ob die Düsternis verfallener Gebäude, schicke Villen oder die schäbige Wohnung Judiths. Gut gefällt insbesondere die Figur eines Nebencharakters mit Einschränkungen, die so differenziert ausgearbeitet ist, dass Judith selber an deren Gutmütigkeit zweifelt.
Klay schreibt mitreißend und hält ihren Spannungsbogen konstant straff; kleinere Mängel im Stil sind dadurch Nebensache und werden gerne überlesen. Ihre glaubwürdigen Charaktere agieren stringent, es macht Spaß, wenn offene Fragen (selbst die, die man gar nicht so schnell gestellt hat) ihre Antworten im Verlauf der Geschichte finden. Die Aufklärung ist für geübte Thriller-Leser ein klein wenig vorhersehbar, das Buch punktet trotzdem mit einer sehr guten Nebenhandlung und einem sympathischen Epilog.

Mein Fazit:
Ich wünsche mir mehr von dieser Autorin, gerne auch bald

Bewertung vom 25.02.2020
Milchmann
Burns, Anna

Milchmann


weniger gut

Aber er hat doch gar nichts an!

Zum Inhalt:
18 Jahre, weiblich, im Nordirland zur Zeit der größten Unruhen, der Troubles. Das Leben der Ich-Erzählerin ist schon schwer genug, als auch noch Er sich darin breit macht: Er, der ältere Mann, Milchmann, wichtig, allgegenwärtig und leider überhaupt nicht das, was Sie sich vorgestellt hat.
Milchmann lässt nicht locker und webt sein Netz um seine Beute immer enger, bis Sie zappelt, hilflos, denn keiner glaubt ihr.

Mein Eindruck:
Anna Burns hat für diesen Roman jede Menge Preise eingeheimst und das Feuilleton überschlägt sich schier vor lauter Lobeshymnen. Doch tief in einem drin sagt das kleine Kind aus dem Märchen zu des Kaisers neuen Kleidern „aber er hat ja gar keine an!“.
Dieses Buch ist ein einziger Bandwurmsatz zwischen zwei Buchdeckeln, sehr oft bekommt man den Eindruck, dass eine Quasselstrippe erster Güte einen unter Metaphern, Rückblicken, Erklärungen, Reflektionen und tiefsinnigen Gedanken zu erdrücken versucht. Milchmann hat nur wenige Kapitel, fast keine Absätze aber eine Unmenge an Wörtern, die schlimmer stalken als der titelgebende Antagonist des Buches.
Man kann es als künstlerisch wertvoll erachten, dass die Personen keine Namen haben, sondern nur als Beziehung oder Beruf genannt werden, Man kann es aber auch ermüdend finden. Möglicherweise hat sich die Autorin etwas dabei gedacht, dass die drei kleinen Schwestern im Grundschulalter eloquenter über wissenschaftliche Probleme parlieren als so mancher altgedienter Forscher, - die Geschichte voranbringen tut es nicht.

Burns ist die erste nordirische Autorin, die den Man Booker Prize bekommen hat, zu einer Zeit, als der Brexit im Raum stand und die Einigkeit Großbritanniens beschworen werden musste. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Zwei Sterne, einen für die wenigen humorvollen Momente, einen für das Cover

Mein Fazit:
Langeweile im Gewand von hoher Kunst, ein echtes Schaf im Wolfspelz und damit ein bisschen so wie Milchmann, - nur umgekehrt

Bewertung vom 24.02.2020
Klaus Modick über Leonard Cohen / KiWi Musikbibliothek Bd.5 (eBook, ePUB)
Modick, Klaus

Klaus Modick über Leonard Cohen / KiWi Musikbibliothek Bd.5 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Gefühlvoll

Zum Inhalt:
Lukas, ein junger Gitarrist, wird von einem Lied geflasht und erfährt nach einer Weile, dass es sich dabei um „Suzanne“ von Leonard Cohen handelt. Dieses Stück öffnet ihm die Herzen dreier junger Damen, doch alles drei sind nur Staubkörner in der Zeit. Zeitlos ist allerdings das Lied und „Suzanne“ ist die Frau, die Lukas nicht mehr aus dem Sinn bekommt.

Mein Eindruck:

Klaus Modick hat mit „Leonard Cohen“ eine Hommage an den Künstler abgeliefert, der mit seiner rauchigen Stimme und den lyrischen Texten seiner Lieder fasziniert hat. Diese Faszination ist in allen „Tracks“, wie hier die Kapitel heißen, spürbar und lässt ohne Weiteres an autobiographische Züge des Geschriebenen glauben. Alter und Lebenslauf des Protagonisten passen, dessen humorvolle Beschreibung lässt einen sympathischen Umgang mit den eigenen kleinen Fehlern vermuten.
Auch im inzwischen gesetzten Alter hat Modick nicht nur die Zeit seiner Jugend nicht vergessen, er beherrscht es wunderbar, seinen Lesern diese Zeit nahezubringen, mit allem, was dazugehört, dem alten Auto, den Grenzkontrollen, die unbändige Sehnsucht nach Freiheit. Charmant die Querverweise auf Möglichkeiten, Schallplatten in Kabinen anzuhören oder die Beschreibung von alten Radiosendungen.

Der Roman ist mit etwa 100 Seiten kein Großereignis, doch diese 100 Seiten wissen eine komplette Geschichte zu erzählen, komprimiert, fast so schön und eingängig wie ein Liedtext.
Fast so schön wie Leonard Cohens „Suzanne“.


Mein Fazit:
Ein leckeres Häppchen Literatur

Bewertung vom 23.02.2020
Qube / Aus der Welt der Hologrammatica Bd.2
Hillenbrand, Tom

Qube / Aus der Welt der Hologrammatica Bd.2


gut

Durchwachsen

Zum Inhalt:
Fran Bittner ist Agent/in einer Organisation, welche sich um die Abwehr von KI-Angriffen kümmert. Sie wird auf den Fall eines angeschossenen Journalisten angesetzt, der - scheinbar auf einer heißen Spur – ausgeschaltet werden sollte und dessen Gehirn durch eine Software ersetzt wurde.
Währenddessen greift ein Milliardär nach dem ewigen Leben und eine Profi-Spielerin sucht den ultimativen Kick….

Mein Eindruck:

…. klingt verworren? Ist es teilweise auch, da Hillenbrand, Autor einiger launiger Krimis um einen Luxemburger Koch, sich hier tief in den Möglichkeiten einer künstlichen Intelligenz, die der menschlichen sehr viel voraushat, austobt.
Dabei lässt er bei seiner Zukunftsvision keine Möglichkeit aus, den Leser zusätzlich zu verwirren. Das ein Bewusstsein in einen Körper geladen werden kann – geschenkt. Aber muss der Körper dann unbedingt andauernd das Geschlecht wechseln, so dass Francesca zu Francesco wird und umgekehrt (mit Text, der sich diesem anpasst mit „Er sagte“ oder „Sie sagte“)? Ebenso verhält sich die Spannung eher wellenförmig; manchmal (leider nicht besonders oft) war das Buch kaum aus der Hand zu legen, dann kam es immer wieder zu langatmigen Szenen um Profi-Computerspieler, bei denen man sich des Gefühls nicht erwehren konnte, dass sie nur Seiten füllten. Ähnlich die Beschreibung von einer Luxemburger Großindustriellen, die an einigen Stellen durch die Geschichte wabert, ohne sie voranzubringen. Viele Fachbegriffe, die zwar in einem Glossar am Ende erklärt werden, aber wer hat schon Lust, praktisch in jedem zweiten Satz etwas nachzuschlagen? Und einige lose/alternative Enden, die selbst bei einem nochmaligen Lesen keinen Sinn ergeben.
Möglicherweise sind die Vorgänge von „Hologrammatica“ unerlässlich zum Verständnis des Buches und möglicherweise gibt es einen Nachfolger. Als eigenständiges Werk ist „Qube“ unverdaulich.


Mein Fazit:
Meine Intelligenz reicht für die künstliche definitiv nicht aus.

Bewertung vom 22.02.2020
Das Geheimnis von Zimmer 3 / Ein Fall für Inspector Morse Bd.7
Dexter, Colin

Das Geheimnis von Zimmer 3 / Ein Fall für Inspector Morse Bd.7


gut

Jahreswechsel im Hotel

Zum Inhalt:
Zum Jahresende bietet das Hotel Haworth ein besonderes Paket an, um seine letzten Zimmer an die Pärchen zu bringen: Einige Wettbewerbe und ein großer Kostümball sollen die Gäste erfreuen. Aber leider bietet das neue Jahr nicht nur ein Feuerwerk an guter Laune, sondern hält für Morse und Lewis – Beamte der Oxforder Polizei – eine Leiche bereit, deren Identität nicht so leicht zu klären ist. Und auch einige andere Gäste scheinen nicht die zu sein, als die sie sich eingetragen haben.

Mein Eindruck:
Höchstwahrscheinlich durch den Erfolg der Fernsehserien „Lewis“ und „Der junge Inspector Morse“ inspiriert, wurde die Reihe neu aufgelegt und die Übersetzung der Bücher von Colin Dexter auf die heutige Zeit angepasst. Vielleicht diesem Umstand geschuldet, fehlen der erwartete Charme und die formvollendeten Spitzfindigkeiten. Ganz im Gegenteil ist hier Morse ein dem Alkohol nicht abgeneigter Liebhaber von Pornos und Lewis äußerst bodenständig, die Zusammenarbeit der beiden lässt die Leichtigkeit und den Humor anderer britischer Ermittlerpaare vermissen.
Diese Erwartungshaltung außer Acht gelassen, erhält man einen gut konstruierten Kriminalfall, der seine Leser ein um das andere Mal auf eine falsche Fährte lockt und lange über Motiv und Mörder rätseln lässt. Der Stil ist elegant, das Setting gut gewählt und die Charaktere ausführlich beschrieben. Trotzdem fehlt ein bisschen der berühmte britische Humor.

Mein Fazit:
Gute Handlung, trotzdem fehlt der Funke, der den Leser zum Glühen bringt

Bewertung vom 15.02.2020
Tiefer Fall / Doggerland Bd.2
Adolfsson, Maria

Tiefer Fall / Doggerland Bd.2


ausgezeichnet

Geschickt konstruiert

Zum Inhalt:
Eigentlich ist Karen noch krank. Als jedoch ein fragwürdiger Todesfall zu Weihnachten auf einer nördlichen Insel Doggerlands passiert und ihr Chef verzweifelt nach einem Kriminalbeamten sucht, der sich diesem annehmen kann, willigt sie gerne ein, - schon, um dem Weihnachtstrubel zu entkommen. Ein emeritierter Lehrer ist von einer Klippe in den Tod gestürzt und die Suche nach Motiv und Täter gestalten sich schwierig. Deshalb forscht Karen in der Vergangenheit und stellt fest, dass Blut dicker ist als Wasser und weit zurückreichende Taten immer noch die Gegenwart beeinflussen können.

Mein Eindruck:
Zum zweiten Mal lässt Maria Adolfsson Karen Eiken Hornby auf Doggerland ermitteln, einer fiktiven Inselgruppe zwischen Großbritannien und Skandinavien. Das macht einerseits Spaß, da sie munter Gegenden erfindet, in denen sie ihre zuweilen kauzigen Bewohner ansiedeln kann, andererseits wird ihr niemand irgendwelche Fehler der Geografie, Geologie oder Geschichte vorwerfen können. Und so kann sie sich ganz auf ihren Fall und die beteiligten Charaktere konzentrieren. Dass einige davon schon bekannt sind, wird so geschickt weitergesponnen, dass ein alter Leser seine Freude hat, ein neuer jedoch nicht verprellt wird; ein spoilern auf Band 1 findet nicht statt und auch ohne Kenntnis desselben ist der zweite Fall ein Genuss. Adolfsson unterfüttert ihre Geschichte mit genügend Fachwissen ohne zu komplexe Vorgänge zu schildern und unterhält ihre Leser damit sehr gut. Die verantwortliche Person wird von der Autorin mit so viel Geschick ausgestattet, dass nicht nur Karen, sondern auch gewiefte Krimileser lange im Dunkeln tappen. Ihr Setting ist gelungen (rau und unwirtlich, - der wärmende Whisky kommt sehr gelegen), die privaten Anteile wirken nicht erzwungen sondern wahrhaftig und gehen an Herz und Nieren.
Da ein Teil von Karens Familie zumindest semi-kriminell ist, lässt noch auf einige Balance-Akte in weiteren Büchern hoffen, - der in „Tiefer Fall“ war auf jeden Fall gut gelöst.


Mein Fazit:
Interessanter als Teil 1 – gerne mehr von den Inseln

Bewertung vom 10.02.2020
Schuldig?
Tholin, Christer

Schuldig?


gut

Im Netz eines Loverboys

Zum Inhalt:
Die 16jährige Hanna kann ihr Glück kaum fassen: Der gutaussehende und erfolgreiche Ali interessiert sich für sie und nicht etwa – wie eigentlich alle anderen – für ihre Freundin Klara. Begeistert zieht sie zu ihm, wird verwöhnt und mit Geschenken überhäuft. Derweil engagieren ihre verzweifelten Eltern Lars und Elin, zwei Privatdetektive, um Hanna zu suchen. Diese finden sie auch, doch die Bindung zu Ali ist schon zu stark und als er Hanna eröffnet, dass er in großen, finanziellen Schwierigkeiten steckt, ist sie bereit, sich für ihn zu prostituieren. Die größte Katastrophe in Hannas jungem Leben steht ihr jedoch noch bevor…

Christer Tholin hat sich im vierten Auftritt seines Ermittler-Duos eines Themas angenommen, welches nicht nur in Schweden zu einem Problem für weibliche Teenager und deren Familien geworden ist: Loverboys; smarte, junge Männer, welche unscheinbare Mädchen becircen und sie behutsam von ihrem Elternhaus und Freundeskreis lösen, um sie dann auf den Strich zu schicken. Dabei gelingt ihm insbesondere gut, die Gefühlswelt seines weiblichen Opfers darzustellen, die er einfühlsam zu schildern weiß. Die Krimihandlung ist gut durchdacht, die Schauplätze erscheinen sehr bildhaft vor dem geistigen Auge.
Sprachlich ist der Krimi jedoch ausbaufähig, die Polizei verhält sich gleich mehrfach sehr dilettantisch – möglicherweise ist das in Schweden so – und das strapazierte Klischee des „Ermittlers mit Problemen“ fehlt leider nicht.
Dieser Krimi ist ohne Kenntnis der drei ersten Bücher problemlos zu lesen. Zwar geht Tholin auf die Vorgänger ein, - diese Einschübe erschließen sich jedoch gut aus dem Kontext.

Mein Fazit:
Eine gute Idee mit leichten Schwächen in der Ausführung

Bewertung vom 07.02.2020
Heimgesucht
Edwards, Mark

Heimgesucht


ausgezeichnet

Perfekter Grusel

Zum Inhalt:
Um seine Schreibblockade zu überwinden, mietet sich der Autor Lucas in einem abgelegenen Schriftsteller-Refugium in Wales ein. Dieses wird geführt von Julia, die ihren Mann verloren hat, als er die verschwundene Tochter Lily zu retten versuchte. Jetzt halten Polizei und Dorfbewohner Lily für ertrunken und nur Julia glaubt daran, dass sie noch lebt. Als sich seltsame Vorkommnisse in dem Hotel häufen und die von Lucas engagierte Detektivin nicht mehr auffindbar ist, geraten er und Julia immer tiefer in einen Strudel von Glauben und Aberglauben, der tödliche Auswirkungen hat.

Mein Eindruck:
Eine wirklich sehr tiefgründige Geschichte, die, wenn man glaubt, dass jetzt ein Ende gefunden wird, mit immer noch einer Wendung aufwarten kann. Dabei sind diese Twists jedoch nie absurd und es beeindruckt, wie Mark Edwards die Fäden bis zum Schluss in der Hand hält und dann einen walisischen Pulli gestrickt hat, der seinesgleichen sucht. Zwar gibt es kleine inhaltliche Mängel (beispielsweise verbietet Julia Alkohol im Refugium – weil ihr Mann Alkoholiker war und es deshalb in der Ehe kriselte – dann trinkt sie aber plötzlich sogar selber mit), diese sind aber höchstens Minikiesel und keinesfalls Stolpersteine in dem knapp 400 Seiten währenden Weg des Lesers. Edwards hat seinen Protagonisten Lucas als Horror-Autor erdacht und an vielen Stellen beginnt sich nicht nur dieser zu fragen, ob das Leben schlimmer als sein Roman sein könnte. Sehr dunkel, mysteriös und beängstigend werden Umgebung und Charaktere geschildert, teilweise durch Lilys Augen, also denen eines kleinen Mädchens, und damit noch furchterregender, als sie ohnehin schon sind. Inhaltlich sind zwei Dinge besonders gelungen: Dass man als Leser ständig schwankt, ob der Thriller real bleibt oder doch zu einer fantastischen Geschichte wird und das Ende, welches mit einem besonders bösen Effekt schließt.


Mein Fazit:
Ein Buch für die Nacht, wenn man gute Nerven und einen starken Partner an der Seite hat

Bewertung vom 05.02.2020
Blutige Gnade / Mara Billinsky Bd.4
Born, Leo

Blutige Gnade / Mara Billinsky Bd.4


ausgezeichnet

Mitreißend aktuell

Zum Inhalt:
Ein zu Tode gefolterter Investigativ-Journalist und eine erwürgte Industriellen-Gattin, dazu seltsame Vorgänge rund um ein von Osteuropäern geführtes Bordell und dubiose Machenschaften in einer Fleischfabrik - das bedeutet viel Arbeit für das Team Mara „die Krähe“ Billinsky und Jan Rosen. Trotzdem finden beide noch die Zeit, sich mit ihrer fernen (Mara) und nahen (Rosen) Vergangenheit zu beschäftigen; - der eine sucht die Frau seines Herzens, die andere trifft plötzlich auf einen Verflossenen. Alles Zufall oder Puzzleteile eines Ganzen?

Mein Eindruck:
Leo Born zieht die Sehne seines Spannungsbogens zu Beginn an und besitzt genügend Muckis, diese die ganze Zeit nicht loszulassen. In gewohnt brillanter Weise lässt er seine Charaktere durch die Frankfurter Szenerie stolpern, schießen und aufeinander prallen. Die Protagonistin Mara darf im vierten Band der Serie Humor zeigen, ihr Sidekick Rosen ungeahnte Stärke. Diese Weiterentwicklung seiner Charaktere macht Spaß, auch weil sie folgerichtig erscheint und dadurch nicht aufgesetzt wirkt. Hier will der Autor nicht einfach einmal andere Wege gehen, hier schafft er seinen Personen Raum, - und das gilt nicht nur für Mara und Rosen, sondern ebenfalls für wiederkehrende Nebenfiguren, die den Dranbleibern unter den Lesenden ans Herz gewachsen sind.
Der Kriminalfall ist aktuell und brisant, das Lesen erfordert nicht nur bei den Folterszenen einen leidensfähigen Magen-Darm-Trakt. Bis zum Schluss bleibt genügend im Unklaren und selbst geübte Krimi-Leser werden an der einen oder anderen Stelle überrascht.
Gut gefällt, dass der Krimi ohne Kenntnis der Vorgänger lesbar ist (auch wenn man mit Vorkenntnissen wahrscheinlich einen Hauch mehr Spaß am Gelesenen hat). Privatgedöns der Ermittler ist vorhanden, wird jedoch so gut in die Story integriert, dass es absolut nicht stört, sondern ganz im Gegenteil auf eine Fortführung im nächsten Fall für die Krähe hoffen lässt.

Mein Fazit:
Ich liebe es!

Bewertung vom 31.01.2020
Im Netz des Lemming / Lemming Bd.6
Slupetzky, Stefan

Im Netz des Lemming / Lemming Bd.6


sehr gut

Verfangen

Zum Inhalt:
Der Lemming war einmal Polizist, jetzt arbeitet er als Wächter im Tierpark und ist glücklich mit Frau und Sohn. Als er mit dessen Freund, welcher in der Schule mit Gemeinheiten durch Social Media gemobbt wird, in der U-Bahn sitzt, erhält dieser eine SMS, springt aus der U-Bahn und dann von einer Brücke in den Tod, obwohl der Lemming noch versucht ihn zu retten. Darauf wird der Lemming selbst Opfer eines Shitstorms und um dessen Folgen zu entgehen, ermittelt er gemeinsam mit seinem alten Freund Povlika. Dabei verfängt er sich in den Wirren des World-Wide-Web und benötigt all seine Schläue, um sich daraus zu befreien und den wahren Täter – nicht nur dieser Kampagne – zu finden.

Mein Eindruck:
Oft ist es nervtötend, wenn Autoren sich auf aktuelle Begebenheiten beziehen, um eine Grundlage für ihren Roman zu finden. Slupetzky nutzt jedoch den perfekten Ansatz, um dieser Falle zu entgehen: Humor. Und zwar nicht allzu krachledern, sondern nur leicht überspitzt und mit einem Schmäh ausgerüstet, den man in einem in Wien beheimateten Krimi sogar erwartet. Die Stadt selbst spielt zwar keine ausgemachte Hauptrolle, einzelne Teile werden jedoch liebevoll beschrieben und die Zuneigung Slupetzkys wird dabei deutlich.
„Im Netz des Lemming“ ist eine gut durchdachte Geschichte, welche die Vernetzung in ihrer Gefährlichkeit zeigt und wie Schneebälle ins Rollen gebracht werden, die nicht mehr aufzuhalten sind. Zwar mit den aktuellen Themen Flüchtlinge und Schüler-Mobbing, theoretisch jedoch auf alles übertragbar, was als nächste Sau durchs Dorf getrieben wird.
Tiefgründige Charaktere in ausführlicher Anzahl, um über den Täter zu sinnieren (für die geringe Seitenzahl überraschend) und ein guter Schreibstil runden die Story ab.

Mein Fazit:
Gerne mehr von dem dynamischen Duo