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Top-Rezensenten Übersicht

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Giselas Lesehimmel
Wohnort: 
Landshut
Über mich: 
Bücher sind die schönste Unterhaltung

Bewertungen

Insgesamt 695 Bewertungen
Bewertung vom 09.12.2018
Die Schneeschwester
Lunde, Maja

Die Schneeschwester


ausgezeichnet

Ich habe das Buch schon häufig im Netz gesehen. Als ich es in der Buchhandlung durchgeblättert habe, durfte es mit mir heimgehen. Ich bin fasziniert von den Illustrationen, die Weihnachtsfeeling pur vermitteln. Die Thematik ist traurig. Julian hat seine große Schwester Juni verloren. Seine Eltern und die kleinere Schwester Augusta sind in tiefer Trauer. Es ist Vorweihnachtszeit. Keiner schmückt das Haus. Julian befürchtet nun, dass das Fest ausfällt. Keiner möchte über Juni reden. Nirgends ist ein Bild von ihr zu sehen. Keiner besucht sie am Grab.

Julian entspannt sich am besten, wenn er mit seinem besten Freund im Schwimmbad seine Bahnen dreht. Eines Tages sieht er ein Mädchen, welches ihr Gesicht gegen das Fenster der Schwimmhalle drückt. Rote Haare, roter Mantel und ein fröhliches sommersprossiges Gesicht. Julian freundet sich mit dem Mädchen an. Hedvig redet wie ein Wasserfall. Sie lädt ihn zu sich nach Hause ein. Die Villa Mistel erstrahlt schon von draußen in weihnachtlichen Glanz. Auch im im Haus strahlt jede Ecke Weihnachten aus. Liebevoll ist das ganze Haus dekoriert. Hedvig macht heiße Schokolade, die Julian so sehr liebt. Woher weiß sie dass er nach Pfefferkuchen verrückt ist und für heiße Schokolade durch’s Feuer gehen würde? Julian findet Hedvig sonderbar, ob ihrer manchmal komischen Ausdrucksweise. Und dennoch mag er sie sehr. Das fröhliche Mädchen, mit seinem breiten Grinsen, der Lücke zwischen den Zähnen tut seiner verwundeten Seele einfach gut.

Die Geschichte reflektiert Trauer. Eine Familie kann mit dem Verlust der Tochter nicht umgehen. Ein Junge möchte sich dagegen wehren, weiß aber nicht, wie er gegen die Stummheit seiner Eltern angehen soll. Er spürt, dass dies nicht der richtige Weg ist, mit Trauer umzugehen. Seine Eltern kommen ihm nur noch wie Abbilder ihrer selbst vor. Keine ihrer Worte klingen noch nach ihnen. Keine ihrer Gesten vermitteln noch die Zärtlichkeit, die Julian an ihnen so gut kannte.

Hedvig ist sonderbar aber sehr herzlich. Sie hat mich zu Tränen gerührt, weil ich ihr Schicksal ja schon sehr bald erahnt habe. Julian fühlt sich wohl mit Hedvig. Er möchte ihr Schwimmen beibringen. Sie will mit ihm Schlittschuh laufen. Die beiden Kindern helfen sich gegenseitig.



Diese Geschichte hat mein Herz berührt. Sie hat mich nachdenklich gestimmt und stellenweise sehr traurig gemacht. Und dennoch vermittelt sie so viel Hoffnung. Auch nach dem Verlust eines geliebten Menschen ist Weihnachten ein schönes Fest. Man muss nur den Mut zu Emotionen haben. Man kann muss sich aus seiner Starre befreien. Man muss Mut zur Trauer haben. Auf die Seite schieben hilft da nichts. Wohin denn auch?

Julian ist ein lieber Junge, der mit seinem Zorn die ganze Familie von einer schweren Last befreit hat. Julian ist kein aggressiver Junge. Nein! Aber besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen.

Wie beschreibt man ein Buch welches einen so sehr fasziniert hat? Indem ich es Euch ganz ganz fest an’s Herz lege.

Unbedingt lesen. Mein absolutes Herzensbuch 2018! Ob das Buch geeignet ist für die empfohlene Altersklasse? Ja. Der Verlust eines geliebten Menschen richtet sich nicht danach, ob es eine Kinderseele trifft. Erwachsene sind oft nicht in der Lage, mit Kindern zusammen zu trauern. Mit einem Erwachsenen zusammen kann ein Kind dieses Buch sehr gut lesen. Es kann sofort Fragen stellen. Mann kann ihm helfen alles besser zu verstehen.

Danke Maja Lunde

Bewertung vom 09.12.2018
Mädelsabend
Gesthuysen, Anne

Mädelsabend


ausgezeichnet

Ist das Model Ehe tot? Wie viel Ehe verträgt ein erfülltes Leben? Sind diese Fragen berechtigt?

Ruth hat nach 60 Jahren Ehe die Nase von ihrem Mann Walter voll. Das Ergründen “WIESO UND WARUM?” hat mich manchmal sprachlos gemacht. Kamen da doch Dinge an’s Licht, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Ruth ist eine knapp 90jährige Frau, die im Alter noch mal richtig aufdreht. Ruth ist zwar seit ihrem Sturz doch arg gehbehindert, aber das Hirn funktioniert einwandfrei. In ihrer Enkelin Sara hat sie eine Verbündete. Sara ist Ärztin und hat das Gefühl, Kind und Ehemann ersticken sie. Sie kann ihre beruflichen Möglichkeiten nicht nutzen. Sara liebt Oma und Opa. Jedoch erlebt sie mit ihren Großeltern eine Überraschung nach der anderen. Ruth fühlt sich pudelwohl im Seniorenheim Burg Winnenthal. Walter will wieder heim!

Es ist nun mal so, dass die beiden Rentner von jeher eine Fassade getragen haben. Eine Fassade, die nun im Seniorenheim zerbröckelt. Walter möchte nicht, dass Ruth zu der Gesangsgruppe geht. Er vermutet dort jemanden, der nicht ungefährlich ist. Ein Brand im Seniorenheim Burg Winnenthal ist für ihn Beweis genug. Bei dem Brand verliert eine Insassin ihren Mann. War der Mann schuld? Diese Frage beschäftigt den Leser. Versprochen! Irgendwie tat mir Walter manchmal leid. Er konnte nicht aus seiner Haut raus. Und das hat seine Gründe. Das dürft Ihr mir glauben.

Sara führt mit ihrem Lars eigentlich eine gute Ehe. Lars kümmert sich um den Sprössling Paul, wie um einen seltenen Schatz. Sara möchte die Gelegenheit beim Schopf packen und das Forschungsstipendium in Cambridge annehmen. Lars ist erfolgreicher Unternehmer und kann nicht verstehen, dass Sara wegen eines Stipendiums nach England gehen würde. Sollte Paul nicht wichtiger sein? Fragen die viele Paare sich stellen. Fragen, die früher undenkbar waren. Ruth ist das beste Beispiel. Und dennoch: Es ist nie zu spät für einen neuen Weg! Ich konnte Sara sehr gut leiden. Für mich hat sie das Herz am rechten Fleck. Ich war sehr gespannt, wie ihre Entscheidung ausfallen würde. Welchen Rat ihr Ruth geben würde.



Sympathische Charaktere mischen in dieser mehrerer Generationen-Geschichte mächtig auf. Eine betagte Dame rechnet ab. Ihr Ehemann hat damit nicht gerechnet. Familiendramen kommen zum Vorschein. Anne Gesthuysen schreibt humorvoll. Der nötige Ernst geht dabei nicht verloren. Mal erzählt sie aus Ruth und Walters Vergangenheit, mal in der Gegenwart. Der Wechsel gelingt. Federleicht erzählt sie von einem schwierigen Thema. Alte Menschen im Heim! Alte und junge Menschen gehören einfach zusammen. In dieser Geschichte ein Selbstverständlichkeit.

Ist das Model Ehe tot? Wie viel Ehe verträgt ein erfülltes Leben? Sind diese Fragen berechtigt? Ja, das sind sie. Wie ich das Ende fand? Es konnte mich überraschen. Ich denke, Ruth auch. Unbedingt lesen!!!

Danke Anne Gesthuysen

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.11.2018
My Love Story (eBook, ePUB)
Turner, Tina

My Love Story (eBook, ePUB)


sehr gut

Weißt du noch? “Simply the Best” … da waren wir ein Jahr verheiratet. “I Can’t Stand the Rain,” da hab ich meine ersten Hobbelversuche in der Disco gemacht. Man nannte es tanzen. “Nutbush City” konnte mich als Kind nicht so überzeugen. Aber heute! Fast jeder kennt Tina Turner. Die Rock Ikone feierte ihren 80. Geburtstag.
Ich mag viele Lieder von Tina, auch wenn ich jetzt nicht der größte Fan von ihr bin. Ihre Geschichte um die Liebe hat mich auf Anhieb neugierig gemacht. Ich finde sie sehr spannend. Ehrlich und informativ. Ich wusste um die dramatische Ehe mit Ike Turner. Aber das sie so schlimm war, habe ich erst in diesem Buch erfahren. Man kann gar nicht glauben, dass sich diese starke Frau so viel gefallen lassen hat.
Einige andere Prominente finden natürlich auch Erwähnung. Die Freundschaft mit Jacky Onassis, Cheer oder den Rolling Stones, um nur einige zu nennen.
Mit Interesse habe ich ihren beruflichen Werdegang verfolgt. Seit den 70igern ist Tina fast jedem ein Begriff. Konnte oftmals nicht fassen, welchen Terror sie mit ihrem Ike erleben musste, bevor sie die Bühne betrat. Hatte denn keiner bemerkt, was diese Frau aushalten musste? Oder hatte nur das Geld eine Rolle gespielt und jeder sah darüber hinweg? Der wesentlich jüngere Erwin hatte ihr gezeigt, was wahre Liebe ist. Besonder süß fand ich seinen Minimalismus. Die Wohnung, die Tina mit ihm in Köln bewohnt hatte, ließ jedes Kuschelgefühl vermissen. Für das, was sie heimlich in seiner Abwesenheit mit der Wohnung gemacht hatte, bekommt Tina meine volle Zustimmung. Bücher gehören schließlich in jede Wohnung. Nippes muss sein!

Krankheit, Abhängigkeit und der Verlust eines Kindes zeigen, dass auch Stars nicht gefeit vor dem wahren Leben sind. Tina Turner legt eine Ehrlichkeit in ihre Biografie, die teils erschüttert-teils zweifeln lässt, ob es nötig ist, so viel von sich Preis zu geben. Sie teilt so viele Dinge mit, die auf die Couch eines Psychiaters gehören, um sie zu verarbeiten. Meiner Meinung nach aber nicht in ein Buch. Vor allem die Passage über die Hochzeitsnacht fand ich peinlich. Der Unterhaltungswert ist groß. Ich habe jede Silbe genossen. Ein spannendes Drama, welches ich mir zusätzlich als Hörbuch gegönnt habe. Sandra Schwittaus Reibeisenstimme vermittelt das Gefühl, als ob Tina selbst spricht.
Auch wenn mir das eine oder andere nicht gefallen hat, kann ich hier eine Empfehlung aussprechen. Tut mir leid, aber auch mit 80 Jahren muss man nicht alles ausplaudern. Der Schreibstil ist flüssig. Mir wurde keine Sekunde langweilig. Tinas Einstellung zum Altern ist vorbildlich. Zumindest im Buch ……
Danke Tina Turner

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.11.2018
Kurze Antworten auf große Fragen
Hawking, Stephen

Kurze Antworten auf große Fragen


ausgezeichnet

Abschied eines Genies.
Ich habe vor jedem Autor großen Respekt. Ich gebe mir auch bei meinen Rezensionen immer Mühe, gerecht zu schreiben. Zum ersten mal befürchte ich jedoch, diesem naturwissenschaftlichen Buch nicht gerecht zu werden. Ich habe das Buch gelesen und Abends das Hörbuch gehört. Mit meinem Mann diskutiert. Vieles wussten wir. Einiges war zumindest mir neu. Nun hoffe ich meine Begeisterung rüberzubringen.

Gibt es einen Gott? Diese Antwort darauf konnte mich fast schon am meisten in ihren Bann ziehen. Stephen Hawkings Antwort dürfte nicht jedem Gläubigen gefallen. Aber ist es nicht egal, wie sich das nennt, an das man glaubt?

Werden wir auf der Erde überleben? Diese Frage stellen wir uns doch mittlerweile alle. Auch diese Antwort hat mich sehr nachdenklich zurückgelassen. Erderwärmung ist mir nicht neu. Trotzdem fand ich es erschreckend, welche Dinge auf uns noch zukommen. Ich rede nicht nur von uns. Ich rede mehr von unseren Nachfahren. Wir bekommen unser Fett jedoch jetzt schon zu Genüge ab. Leider merken wir es oftmals nicht einmal mehr. Wir verhalten uns ziemlich abgestumpft. Leider! Aber niemand hält uns davon ab unser Verhalten zu ändern. Jeder Einzelne kann sein Bestes geben. Auf Erden oder einem anderen Planeten.

Egal ob Zeitreisen oder künstliche Intelligenz. Die Antworten sind spannend. Man merkt das Wissen von Stephen Hawking.

Dies ist für mich kein Buch, welches ich nach einmal lesen zur Seite legen werde. Es regt zu Diskussionen an. Ich empfehle zusätzlich noch das Hörbuch. Frank Arnolds Stimme ist sehr angenehm. Mehrere Menschen können es gemeinsam hören und darüber diskutieren.

Das Nachwort von Lucy Hawking hat mir Gänsehaut beschert. Besonders die Passage über die Beerdigung ihres Vaters. Stephen Hawking wird niemals in Vergessenheit geraten. Er ist/war ein großes Vorbild für alle kranken Menschen. Ich ziehe meinen Hut vor Stephen Hawking.

Was auf uns zukommt? Lest es selber. Ich persönlich glaube jedes Wort.

Mein Dank geht an den Klett-Cotta Verlag. Euer Verlagsliebling konnte auch mich begeistern

Bewertung vom 22.11.2018
Hippie
Coelho, Paulo

Hippie


ausgezeichnet

Ich kann mich noch sehr gut an Schlaghosen erinnern. Die Jeans, die ständig in den Fahrradspeichen hängenblieben sind. Männer mit langen Haaren. Das Gerücht, dass die meisten Männer mit langen Haaren drogensüchtig wären. Klar gab es zur Flower Power Zeit genügend Drogen. Die gab- und wird es immer geben. Paul Coelho beschreibt anschaulich diese Zeit der Freiheit und der großen Reise-Lebenslust. Freie Liebe mit wem man will, wo man will und sooft man will. Es war eine Zeit ohne Handys und PC! Eine Zeit, in der die Hippies etwas von der Welt sehen wollten. Viele dem Konsumwahn entgingen. So auch der jung Paulo. In Amsterdam trifft er auf die bildhübsche Karla. Karla hat nach ihm gesucht. Eine Wahrsagerin hat ihr einen Reisegefährten vorausgesagt. Paulo möchte ein traumatisches Erlebnis vergessen, welches ihm in Brasilien passiert ist. Beide machen sich auf eine orientalisch abenteuerliche Reise.

Paul Coelho hat mir mit seiner Geschichte die Gelegenheit gegeben, ferne Länder zu bereisen. Wo gibt es die günstigsten Hotels? Wo findet was statt? Wo kann man günstig essen? Dazu brauchten die Menschen keine App auf ihrem Handy. Die Mund zu Mund Propaganda hatte tadellos funktioniert. Karla und Paul hatten auf ihreren Reisen tolle Bekanntschaften.

Paul Coelho hat in seinem Büchlein die Hippiezeit wunderbar reflektiert. Man spürt bei jeder Silbe, dass die Geschichte autobiographische Züge aufweist.

Lust auf eine wunderschöne Reise von Amsterdam nach Nepal? Dann bitte einsteigen in den Magic-Bus. Zwischenstop: Instanpul!

Beim Lesen begleitete mich der Ohrwurm “Hippie Child” der Beatles. Eine wunderschöne Geschichte vom Finden und gefunden werden. Das Leben war bunt! Unbedingt lesen!

Danke Paulo Coelho

Bewertung vom 27.10.2018
Ein Schreibtisch voller Träume
Hauck, Rachel

Ein Schreibtisch voller Träume


ausgezeichnet

Ich bin ja eine richtige Cover-Käuferin. Dieses hier ist einfach nur traumhaft. Noch traumhafter: Es wurde mir von einer lieben Bücherfreundin geschenkt.

Der Inhalt hat mich noch mehr begeistert. Erzählt die Geschichte doch von einer jungen Frau, die von der Mutter verlassen wurde und auch noch nach zwei Jahren den Tod des liebevollen Vaters betrauert. Tenley ist ein Frau, die einem sehr zu Herzen geht. Ihr erstes Buch wurde ein Bestseller. Mit viel Selbstbewusstsein kann Tenley nicht aufwarten. Sie sie ist stets der Meinung, dass ihr Erfolg ihren Vorfahren geschuldet ist, die erfolgreiche Autoren waren. Ihren Verlobten bringt sie keine aufrichtige Liebe entgegen. Er war zwar in ihrer größten Not einfach da, aber sie scheint ihn nicht aufrichtig lieben zu können. Ihre Mutter bittet sie, ihr zu Seite zu stehen. Sie hat Krebs. Tenley sagt nicht gerne zu. Wann hat ihre Mutter sich eigentlich um sie gekümmert? Warum hat sie sie verlassen, als sie ein kleines Mädchen war? Ihr Verlobter Hold möchte es ihr ausreden. Er will, dass sie mit ihm geschäftlich nach Paris fährt. Tenley möchte jedoch, die vielleicht letzte Chance nutzen, sich mit ihrer Mutter auszusöhnen. Mit gemischten Gefühlen reist sie nach Florida zu ihrer Mutter. In einer Bibliothek befindet sich dort ein alter Schreibtisch. Tenly wird von diesem zerkratzten Möbel magisch angezogen. Kein Wunder! Hat an diesem Schreibtisch doch vor einem Jahrhundert eine andere junge Frau gesessen. Birdie! Wird Tenley an diesem Tisch ihre Schreibblockade überwinden?

Birdie war eine tolle Frau. Sie hatte sich gegen sämtliche Konventionen zur Wehr gesetzt. Sollte einen Mann heiraten, für den sie keine Liebe empfand. Ihre Liebe zu einem anderen Mann versuchte die Mutter stets zu unterbinden. OH, wie war mir diese steife unnachgiebige Person unsympathisch. Für Ansehen und Geld würde sie ihre Tochter in's Unglück rennen lassen. Birdies Vater war in meinen Augen ein richtiges Weichei. Er hatte die Hosen an und hörte auf seine Frau.

Diese wunderbare Geschichte hat beim Lesen eine regelrechten Sog auf mich ausgeübt. Bei jeder freien Minute nahm ich das Buch zur Hand und versank in die Welt von Tenley und Birdie. Zwei Frauen wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Getrennt durch ein Jahrhundert. Dennoch gingen beide ihren Weg. Birdie behauptete sich gegen steife Konventionen. Einmal stockte mir jedoch der Atem. Ich dachte nun sei alles vorbei. Tenleys Depressionen waren durch die Zeilen zu spürbar. Bei ihrer Mutter trug sie einen alten Morgenrock und ausgelatschte Slippers. Ungepflegt, mit Schreibblockade und unglücklich verliebt, wird ihr ihre krebskranke Mutter zur großen Hilfe. 

Ich mochte Tenleys Mutter. Sie hatte zwar in der Vergangenheit  falsch gehandelt, zeigte aber dennoch viel Herz. Im Gegensatz zu Birdies Mutter, die es selber faustdick hinter den Ohren hatte. Kalt und gierig nach gesellschaftlichem Ansehen wollte sie  ihre Tochter in's Verderben rennen lassen. Oder, wie würdet ihr eine Hochzeit nennen, mit einem Mann den man nicht liebt? Tenleys Mutter dagegen möchte verhindern, das ihre Tochter einen Mann heiratet, den diese nicht liebt. Tenley lernt einen Nachbarn der Mutter kennen. Im Morgenmantel begleitet sie Jonas zum Abendessen der Familie. Ich habe sehr viel gelacht. Könnt Ihr euch bildlich vorstellen, wie Tenley mit wehenden Morgenrock durch die Straßen radelt? 

Tenley kann ihre Schreiblockade nicht überwinden. Tenley macht einen großen Fehler. Einen Fehler, der vor einem Jahrhundert schon mal begangen wurde. 

Bewertung vom 25.10.2018
Grenzgänger
Borrmann, Mechtild

Grenzgänger


ausgezeichnet

Ein mutiges Mädchen wird zur starken Frau!


Noch nie empfand ich den Titel eines Buches so passend wie “Grenzgänger!” Hier geht es darum, dass die 17jährige Henni aus der Not heraus die deutsch-belgische Grenze überquert um Geld zu verdienen. Ihre Mutter ist gestorben. Mit dem Vater können Henni und ihre drei Geschwister nichts anfangen. Seit der vom Krieg zurückgekehrt ist, zählt für den Uhrmacher nur noch die Kirche. Seinen Beruf hat er verloren. Die Hände zittern zuviel. Er will alle vier Kinder los werden. Henni dürfte zu einer Tante. Ihre Geschwister sollen ins Heim. Henni kann ihren Vater überzeugen. Sie sagt dass sie den Job der verstorbenen Mutter übernimmt. Sie verschweigt den Kaffeeschmuggel. Ihre kleine Schwester kommt beim Schmuggel ums Leben. Henni muss in eine Besserunsgsanstalt und ihre Geschwister in ein kirchliches Heim.

Was die Kinder mitmachen mussten ist wirklich “grenzwertig!” Ich konnte oftmals nicht fassen, dass man Henni stets beschuldigte, sämtliche Grenzen zu überschreiten. Keiner wollte die Wahrheit von ihr hören. In den 50igern ist ja einiges in Kinderheimen passiert. Ich war jedoch sehr schockiert, dass es von jeher kirchliche Institutionen waren, die Kinder gequält haben. Nichts Neues aber immer wieder erschreckend. Hennis Bruder Matthias musste für ein Verbrechen, welches er nicht begangen hat, in das Loch unter der Treppe. Tagelang Kälte, Finsternis, karges Essen und wenig Platz. Er starb darauf hin an einer Lungenentzündung. Ich habe jetzt nicht zuviel verraten. Das ist nur ein Bruchteil dessen, was sich in diesem Drama abgespielt hat.

Aus welchen Grund bitte soll man eigentlich noch Sympathien für die Kirche haben? Ein Pfarrer der hilflosen Kindern nicht helfen will und von den Dorfbewohnern Drohungen erhält. Erst dann zahlt er dem Vater Schöning den Job als Küster. Ganz ehrlich … ich wollte mehrmals in’s Buch kriechen. Den Vater und Pfarrer so richtig schütteln. Was ich noch gerne gemacht hätte, behalte ich jetzt lieber für mich. Fassungslos bleibt man als Leser zurück, ob der Qualen die man hilflosen Kindern antut. Jahrelang gelang es solchen Heimen, die Wahrheit vor der Öffentlichkeit fernzuhalten. Die Kirche wollte keiner in Frage stellen. Das Heim hatte ja einen guten Ruf zu verlieren. Mir wird gerade schlecht …



Die Charaktere in dem Buch sind entweder total sympathisch oder einfach nur schrecklich. Ein Vater der seine Kinder wie Fremde behandelt. Ihnen jede Hilfe verweigert. Der in seinem Haus umkommt. Und wieder wird Henni zum Sündenbock. Selbstverständlich mussten viele Soldaten Schreckliches im Krieg mitmachen. Dennoch entschuldigt das nicht alles. Vor Henni ziehe ich meinen Hut. Eine starke Frau/Mädchen kämpft um Gerechtigkeit. Ihre beste Freundin Elsa wird ihr noch eine große Hilfe sein. Für Elsa hatte ich eine besonders große Sympathie. Die werdet Ihr bestimmt auch haben. Lest das Buch! Die Geschichte spielt abwechselnd in den 50igern und 70igern. Sie macht besonders deutlich, dass die Wahrheit nicht immer leicht zu erkennen ist. Als Leser weiß man was Sache ist. Im wahren Leben ist sie oft schwer zu ergründen.



Kann man durch die Wahrheit Schwierigkeiten bekommen? Ist eine kirchliche Einrichtung nicht eigentlich dazu da Kindern zu helfen?

Hier handelt es sich um ein Drama, bei dem die Wahrheit schwer zu erkennen ist. Menschen ihrer Fürsorgepflicht nicht nachkommen. Ein mutiges Mädchen zu einer starken Frau wird.

Unbedingt lesen! Auf 288 Seiten hat die Autorin ein bildgewaltiges Nachkriegsdrama geschaffen. Herzlichen Dank Mechthild Borrmann.



“Wenn man zweifelt, ist die Verzweiflung nicht mehr weit.” Seite 37.

“Man kann nicht hinter den Punkt zurück.” Seite 151.

Bewertung vom 15.10.2018
Der Verrat / Aura Trilogie Bd.2
Benedict, Clara

Der Verrat / Aura Trilogie Bd.2


ausgezeichnet

Die Thematik des Buches konnte mich von Anfang an für sich einnehmen. Die Macht der Gedanken ist einfach ein interessantes Thema. Ich habe den ersten Teil nicht gelesen. Trotzdem habe ich nach einigen Seiten in die Geschichte hineingefunden. Ich empfehle trotzdem mit dem ersten Teil zu beginnen.

Hannah legt sich eine andere Identität zu. Ihre schönen Haare weichen einer blonden Kurzhaarfrisur. Elric ist ein Former und schleust Hannah in eine Akademie ein. Dort muss sie ihre Aura versteckt halten. Levander ist der Direktor an der Akademie. Levander ist Hannahs größter Feind. Was er dort mit den Menschen vor hat, möchten Elric und Hannah nun verhindern. Raphael ist Jan sehr ähnlich. Hannah ist sich nicht sicher, ob die Bekanntschaft mit ihm von Vorteil ist. Bald merkt sie jedoch, dass Raphael kein so falsches Spiel zu betreiben scheint wie Jan. Hannah hat einen Mord begangen. In Jan war sie sehr verliebt. Und ausgerechnet ihn soll sie ermordet haben. Jan war aber nicht der Junge, der er vorgegeben hat zu sein. Im 1. Teil hatte Hannah Schwierigkeiten mit seinen Widersprüchlichkeiten.

Die Geschichte wird aus der Sicht von Hannah erzählt. Der Schreibstil ist flüssig. Man ist gleich voll in der Geschichte gefangen. Ich war sehr gespannt, was es mit der Gabe genau auf sich hat. Habe mit Hannah oftmals mitgefiebert, da sie in der Akademie für Former einige brenzlige Situationen gegeben hat.

Die sympathische Hannah weiß den Leser zu unterhalten. Besonders Raphael empfand ich als interessanten Charakter. Die Thematik Aura übt einen gewissen Reiz auf den Leser aus. "Aura-Der Verrat" ist ein Jugendbuch, welches auch ältere Leser zu begeistern weiß. Es gibt die eine oder andere Wendung, mit der ich so nicht gerechnet habe. Nicht alles ist so, wie es scheint. 

Unbedingt mit dem 1. Teil beginnen. Stellenweise ging mir das Vorwissen schon ab. Den 3. Teil werde ich trotzdem lesen. Das ist vor allem wieder dem fiesen Cliffhanger geschuldet. Na, und der Aura ...... 

Danke Clara Benedict

Bewertung vom 08.10.2018
Sternstunde
Kalisa, Karin

Sternstunde


ausgezeichnet

Was versteht man eigentlich unter einem Gemisch, welches aus Staub, Eis, Steinchen und Gas besteht? Bestimmt keinen Weihnachtsstern! Oder doch? Kim muss auf den Mohnstollen im Ofen aufpassen, während ihre Mutter bei einem Elternabend in der Schule ist. Im Radio hört sie, dass ihr Stern so ein komisches Gemisch ist. Kim-Stella will das nicht glauben. Sie findet einen Menschen, der ihr weiter hilft.

Mir hat diese zauberhafte Geschichte wirklich sehr gut gefallen. Ein bisschen komisch war es schon. Ich hab sie am Balkon bei strahlend-wärmenden Sonnenschein gelesen. Klar, da konnte ich keine Sterne sehen. Gerne habe ich mich daher von Kim und ihrer Liebe zu Sternen verzaubern lassen. Eine harmonische Familie hinterlässt ein wohliges Gefühl im Bauch, welches, gerade zur Weihnachtszeit, das Herz doppelt erwärmen wird. Kim lernt jedoch nicht nur viel über ihre heißgeliebten Sterne. Nein, auch dass so mancher böser Schulkamerad ein weiche Seite hat. Die raue Schale oftmals nur eine Fassade ist. 

Sternstunde ist ein kleines Büchlein mit großem Herz, welches ich sehr gerne empfehle.

Danke Karin Kalisa

Bewertung vom 07.10.2018
Ich muss mit auf Klassenfahrt - meine Tochter kann sonst nicht schlafen! / Helikopter-Eltern Bd.2 (eBook, ePUB)
Greiner, Lena; Padtberg, Carola

Ich muss mit auf Klassenfahrt - meine Tochter kann sonst nicht schlafen! / Helikopter-Eltern Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

So manch einer, der meine Worte nun lesen wird, wird sagen: Was will die überhaupt? Die hat ja noch nicht mal selber Kinder! Stimmt! Aber ich war selber mal Kind und habe auch Kontakt zu Kindern und den dazugehörigen Helikoptern. Ich denke mal, ein bisschen Helikopter steckt in jeder Mutter und Oma. Ups, jetzt hätte ich beinahe die Helikopterpapas übersehen. Ganz ehrlich, die sind stellenweise schlimmer wie die Mamas. Ein Beispiel in dem Buch beschreibt, wie ein Haarfön zum Einsatz kommt, damit das Kind einschlafen kann. Ganz ehrlich, das Gleiche hat eine Arbeitskollegin von mir erlebt. Als die Enkel zu Besuch waren, musste die halbe Nacht der Fön laufen, damit die Kids schlafen konnten. Von mir ein Tipp: Es gibt doch bestimmt auch kleine Hubschrauber, die man über den Köpfen der Kinder kreisen lassen könnte.