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Island
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Nürnberg

Bewertungen

Insgesamt 541 Bewertungen
Bewertung vom 26.11.2021
Die Übersetzerin
Lecoat, Jenny

Die Übersetzerin


ausgezeichnet

Die jüdischstämmige Hedy ist auf der Flucht vor den Nationalsozialisten auf der Kanalinsel Jersey gelandet, die bald aber auch von den Deutschen besetzt wird. Aus Mangel an Alternativen tritt sie ausgerechnet bei den deutschen Besatzern eine Stelle als Übersetzerin an, da sie Deutsch und Englisch fließend beherrscht. Sie nutzt diese Stelle aber nicht nur, um für sich genug zum Überleben zu haben, sondern hilft auch anderen, indem sie Dinge für sie abzweigt. Ihre jüdische Herkunft ist den meisten zunächst nicht bekannt. Auch nicht dem deutschen Soldaten Kurt, der sich auf den ersten Blick in sie verliebt. Im Laufe der Zeit gerät sie dann aber doch immer mehr in Gefahr.

Ich fand es sehr interessant, durch die Lektüre des Romans mehr über Jersey und die Zeit des Nationalsozialismus auf dieser Insel zu erfahren, da mir gar nicht so recht bewusst war, dass auch diese von den Nationalsozialisten besetzt wurde. Im Roman wird sehr anschaulich geschildert, welche Folgen die Besatzung für die Einheimischen und gar für die jüdischstämmigen Menschen dort hatte. Die Protagonistin Hedy ist mir auf jeden Fall sehr sympathisch, wie sie mit ihrer Situation umgeht und auch Kurt mag ich sehr gerne, da er kein Mitläufer war und Mensch geblieben ist. Der Schreibstil des Romans ist sehr anschaulich und gut lesbar.

Bewertung vom 26.11.2021
The Sky in your Eyes / Island-Reihe Bd.1
Mohn, Kira

The Sky in your Eyes / Island-Reihe Bd.1


sehr gut

Bei Kira Mohns neuestem Roman haben mich Cover und Klappentext direkt angesprochen, da Nordlichter mich faszinieren und ich Island als Schauplatz auch sehr spannend finde.

Die 24-jährige Protagonistin Elin, die als Assistentin bei einem Rechtsanwalt arbeitet, wurde schon als Kind aufgrund ihrer Figur gehänselt. Nun wohnt sie seit kurzem wieder bei ihren Eltern, weil die Beziehung zu ihrem Exfreund auseinander ging, da dieser sie zu dick fand. Bei einem veganen Kochkurs lernt sie den sehr gut aussehenden Jón kennen, der sehr sympathisch wirkt und Interesse an ihr zu haben scheint. Dennoch lassen es ihre Selbstzweifel nicht zu, sich wirklich auf ihn einzulassen.

Elin als Protagonistin war mir durchaus sympathisch, allerdings war sie mir auf Dauer zu sehr auf ihr Gewicht fixiert, auch wenn ich verstehen kann, wie sehr sie das belastet, aber manchmal waren mir die Komplexe doch zu viel und nicht mehr der Situation angemessen. Da konnte Jón mit seiner ungezwungenen und zugleich verständnisvollen Art mehr bei mir punkten. Durch den veganen Kochkurs, den beide besuchen, erfährt man als Leser auch etwas mehr über diese Ernährungsform, das ist sicher auch interessant für viele, die sich bisher noch nicht weiter damit befasst haben.

Der Schreibstil von Kira Mohn war gewohnt gut lesbar, stellenweise spielt auch die ungewöhnliche isländische Landschaft eine Rolle. Für mich hätte es aber durchaus noch etwas mehr Lokalkolorit sein dürfen.

Bewertung vom 26.11.2021
Reality Show
Freytag, Anne

Reality Show


sehr gut

An Heiligabend dringen bewaffnete Gruppen in die Häuser von zehn sehr einflussreichen Menschen ein, die gemeinsam haben, dass sie durch das, womit sie selbst reich wurden, anderen Menschen geschadet haben. Die Eindringlinge bedrohen sie und ihre Familien und lassen sie quasi an einer "Reality Show" teilnehmen, die live auf jedem Fernsehsender in die Wohnzimmer der Familien übertragen wird, die ihre Weihnachtsfeiern ebenfalls unterbrechen, als sich herumspricht, was gerade passiert. Auch sie dürfen an der Show teilhaben, indem sie über das Schicksal der an den Pranger gestellten Mächtigen mitentscheiden und Teile deren Vermögens gewinnen können.

Die Idee hinter dem Buch hat mir sehr gut gefallen und ich fand es auch gut, dass eine ordentliche Dosis Gesellschaftskritik enthalten ist und auch dem Leser selbst teilweise der Spiegel vorgehalten wird. Was mich aber total überfordert hat, waren die vielen verschiedenen Personen, die teilweise sogar noch abwechseln mit ihrem Codenamen und ihrem echten Namen erwähnt wurden. Da habe ich einfach nicht mehr durchgeblickt und ich denke, es wäre besser gewesen, sich zumindest auf die Hälfte zu beschränken. Auch dann wäre noch ausreichend Stoff vorhanden gewesen. Für mich hätten auch die "Vergehen" der Mächtigen noch mehr im Mittelpunkt stehen dürfen und dafür hätte ich auf manche Informationen zum Privatleben der verschiedensten Personen verzichten können.

Nichtsdestotrotz ist der Roman sehr interessant zu lesen und man sieht manche Dinge, die man selbstverständlich mitmacht, im Nachhinein vielleicht mit etwas anderen Augen. Der Erzählstil der Autorin ist sehr gut lesbar und anschaulich.

Bewertung vom 26.11.2021
Die Früchte, die man erntet / Sebastian Bergman Bd.7
Hjorth, Michael;Rosenfeldt, Hans

Die Früchte, die man erntet / Sebastian Bergman Bd.7


sehr gut

In der schwedischen Kleinstadt Karlsham geschehen innerhalb weniger Tage mehrere Morde, zwischen den Opfern scheint es aber zunächst kaum Gemeinsamkeiten zu geben. Vanja Lithner und ihre Kollegen von der Reichsmordkommission vermuten aber, dass es sich um einen Serientäter handeln könnte, der bald wieder zuschlagen wird, wenn es ihnen nicht gelingt, diesen zu schnappen. Das bleibt aber nicht der einzige Fall, der sie und Sebastian Bergman, der mittlerweile als Therapeut arbeitet, beschäftigen wird. Auch in ihren eigenen Reihen gibt es jemanden, der schwere Schuld auf sich geladen hat.

Ich war anfangs etwas überfordert mit den vielen verschiedenen Personen, was sich aber im Laufe der Zeit halbwegs gegeben hat. Die Charaktere sind auch alle recht überzeugend ausgestaltet. Es ist ausreichend Spannung vorhanden, auch wenn manches sich irgendwann erahnen lässt, dennoch sind die Fälle interessant gewählt und geschildert. Der Schreibstil des Krimis ist angenehm lesbar, anschaulich und lebendig, aber nicht zu blutig.

Bewertung vom 07.11.2021
Schwarzes Herz
Kuhnke, Jasmina

Schwarzes Herz


sehr gut

Jasmina Kuhnke war während der Buchmesse sehr präsent in den Medien, da sie ihre Auftritte dort wegen der gleichzeitigen Anwesenheit rechter Verlage absagte.

In ihrem ersten Roman "Schwarzes Herz" erzählt die Ich-Erzählerin, eine Deutsche mit afrikanischem Vater, abwechselnd von ihrer Kindheit im Ruhrgebiet in den 80er Jahren, geprägt von Alltagsrassismus und vom Gefühl anders zu sein und ihrem Leben als erwachsene Frau, die es nicht schafft, sich von ihrem gewalttätigen Partner zu trennen und zwei Kinder mit ihm bekommt.

Die Schilderung ihrer Kindheit und Jugend verbunden mit dem Gefühl, nirgends richtig dazu zu gehören, gelingt Janina Kuhnke recht eindrücklich, manche Dinge aus ihrer Kindheit, wie etwa das Spiel "Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann" aus dem Sportunterricht kenne ich auch noch als selbstverständliche Bestandteile meiner eigenen Schulzeit, die unreflektiert von allen hingenommen wurden. Bei anderen Vorfällen wundert man sich aus heutiger Sicht, wie das möglich sein konnte und hofft, dass die Gesellschaft mittlerweile doch etwas weiter ist.

Was das Leben der Protagonistin als erwachsene Frau angeht, kann ich nicht alle Verhaltensweisen voll nachvollziehen. Es ist schwer zu verstehen, was sie daran hindert, ihren Partner, der sie so schlecht und respektlos behandelt, zu verlassen. Das wird nicht vollkommen klar. Die Schilderungen der Gewaltszenen in der Beziehung sind sehr deutlich, aber, es wird nicht so explizit beschrieben, dass es beim Lesen nicht auszuhalten ist. Nichtsdestotrotz würde ich um keinen Preis der Welt bei so jemandem bleiben und auch der Protagonistin hätten sich immer wieder Auswege geboten.

Ich habe das Hörbuch zum Roman gehört, gesprochen von der Autorin selbst. Dadurch wirkte alles sehr authentisch und man hatte oft das Gefühl, dass es sich beim Erzählten um Jasmina Kuhnkes eigene Erlebnisse handelt. Inwiefern das der Fall ist, kann aber wohl nur sie wissen.

Bewertung vom 07.11.2021
Berlin Friedrichstraße: Novembersturm / Friedrichstraßensaga Bd.1
Schweikert, Ulrike

Berlin Friedrichstraße: Novembersturm / Friedrichstraßensaga Bd.1


ausgezeichnet

Berlin Friedrichstraße - Novembersturm ist der erste Band um den Bau des Bahnhof Friedrichstraße, der hier aber eher am Rande eine Rolle spielt. Die Geschichte handelt im Berlin der 20er Jahre, kurz nach dem ersten Weltkrieg. Johann und Robert sind seit ihrer Kindheit in Luise verliebt, die mit ihnen im Vorderhaus aufwuchs. Johanns Schwester Ilse fühlt sich zu Frauen hingezogen und Ella stammt aus dem Hinterhaus, weshalb sie von den restlichen Kindern immer ausgeschlossen oder auch ausgenutzt wurde. Nach Ende des Ersten Weltkrieges sind alle junge Erwachsene, Johann ist zunächst im Krieg verschollen und alle vermuten, er wäre tot, sodass Luise nach kurzem Zögern den Heiratsantrag von Robert annimmt, der den Bau des Bahnhofes mit verantwortet. Ausgerechnet am Tag deren Hochzeit kehrt Johann jedoch überraschend doch noch zurück.

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen, zumindest in diesem Teil, mehr die verschiedenen Personen und ihre Probleme, weniger der Bau des Bahnhofes, durch den Titel hätte ich erwartet, dass dieses Bauprojekt doch eine größere Rolle einnimmt. Die Protagonist:innen sind alle recht sorgfältig ausgestaltet, wobei ich nicht all ihre Handlungen voll nachvollziehen kann und mir manche Wendung etwas zu viel war. Besonders die Frauen führen ein, für diese Zeit, schon sehr selbstbestimmtes Leben, was ich gut finde. Aber auch die Schattenseiten dieser Zeit werden nicht verschwiegen. Immer wieder fließen historische Ereignisse in die Handlung ein, die gut recherchiert wirken. Es wird gut veranschaulicht, wie die Nationalsozialisten immer mehr an Einfluss gewinnen, was teilweise schon erahnen lässt, wie es in Teil 2 weitergeht. Der Schreibstil der Autorin ist gewohnt anschaulich und gut lesbar. Teilweise wäre es aber hilfreich gewesen, die Zeitsprünge von Rückblicken noch besser kenntlich zu machen.

Bewertung vom 07.11.2021
Das kleine Chalet in der Schweiz / Romantic Escapes Bd.6
Caplin, Julie

Das kleine Chalet in der Schweiz / Romantic Escapes Bd.6


sehr gut

"Das kleine Chalet in der Schweiz" ist der 6. Band der "Romantic Escapes" Reihe von Julie Chaplin, bei der alle Romane an touristisch interessanten Orten spielen. Auch bei diesem Band sticht zunächst das ansprechend gestaltete Cover mit angenehmer Haptik ins Auge.

Mina arbeitet als Lebensmitteltechnikerin für eine britische Supermarktkette, wobei sie ihrer Leidenschaft für kreative Küche aber nicht voll nachgehen kann. Als sie ihrem Freund und Kollegen nach nur einem Jahr Beziehung einen Heiratsantrag macht, muss sie zudem erfahren, dass dieser sie mit ihrer besten Freundin betrügt. Sie beschließt, sich eine Auszeit bei ihrer Patentante Amelie zu nehmen, die in den Schweizer Bergen ein kleines Gästehaus betreibt. Dort kann sie sich in kulinarischer Hinsicht richtig austoben, bald kommt aber auch ein neuer Mann ins Spiel.

An sich handelt es sich um eine nette Liebesgeschichte mit einer guten Dosis Lokalkolorit, wobei dieser oft etwas erzwungen in die Geschichte integriert wirkt. Die kulinarischen Elemente machen aber auf jeden Fall Appetit. Protagonistin Mina wirkt für meinen Geschmack leider recht unreif und etwas naiv, da hätte mir auch bei einem Liebesroman eine Hauptperson, mit deren Verhalten ich mich voll identifizieren kann, besser gefallen. Ihre Tante Amelie wirkt mit ihrer Art, ihr Gästehaus zu führen, aber auf jeden Fall sehr sympathisch. Manches an der Geschichte ist etwas vorhersehbar, aber es ist nun mal ein Liebesromane, da ist das verzeihbar. Der Roman eignet sich trotz der Kritikpunkte sicher für einen gemütlichen Herbst- oder Winterabend mit Fernweh auf dem Sofa und richtet sich wohl eher an die etwas jüngere Zielgruppe.

Bewertung vom 16.10.2021
Die Frauen aus der Marktgasse / Atelier Rosen Bd.1
Lamballe, Marie

Die Frauen aus der Marktgasse / Atelier Rosen Bd.1


sehr gut

Wie das Cover bereits vermuten lässt, handelt es sich bei "Atelier Rosen - Die Frauen aus der Marktgasse" um einen historischen Roman. Dieser spielt in Kassel, im Jahr 1830. Dort betreibt Charlotte Rosen ein kleines Putzmacher-Atelier, in dem Hüte und Kopfbedeckungen für die bürgerliche und adelige Kundschaft angefertigt werden. Ihre unehelich geborene 20-jährige Tochter Elise arbeitet ebenfalls im Atelier mit und lernt bei einem Auftrag die junge Adelige Sybilla von Schönhoff kennen. Die beiden freunden sich trotz der Standesschranken an, dann wird die Freundschaft aber auf eine harte Probe gestellt, als Sybillas Verlobter sich in Elise verliebt und auch Elises Leben gerät komplett durcheinander.

Ich fand es sehr spannend, in eine andere Zeit abzutauchen und mehr über den mittlerweile ausgestorbenen Beruf der Putzmacherin zu erfahren. Elise und Sybilla sind sehr sympathische Protagonistinnen, in die man sich gut hineinversetzen kann und mit ihnen mitfiebert, bzw. mitleidet. Ich fand es auch sehr interessant, dass die politischen Umstände der damaligen Zeit immer wieder eine Rolle spielten. Am Ende waren mir nur die Wendungen und Verstrickungen etwas zu viel und nicht mehr alles komplett glaubwürdig, hier hätte mir auch etwas weniger Drama gereicht. Der Schreibstil der Autorin ist aber sehr anschaulich und gut lesbar, sodass man das Buch trotz der recht stolzen Seitenzahl zügig lesen kann.

Bewertung vom 11.10.2021
Das Buch der verschollenen Namen
Harmel, Kristin

Das Buch der verschollenen Namen


ausgezeichnet

Der jüdischen Studentin Eva Abrams gelingt 1942 nur sehr knapp zusammen mit ihrer Mutter die Flucht aus Paris, nachdem ihr Vater als polnischer Jude, verhaftet wurde. Die beiden Frauen findet Zuflucht im kleinen Bergdorf Aurignon in der unbesetzten Zone, wo viele Bewohner, unter anderem auch der katholische Priester und ihre Pensionswirtin in der Résistance engagieren und Menschen, die von den Nationalsozialisten verfolgt werden, einen Unterschlupf bieten und ihnen zu einer neuen Identität verhelfen. Dort lernt Eva auch bald den jungen Widerstandskämpfer Rémy kennen, zu dem sie sich hingezogen fühlt. Durch ihr künstlerisches Talent kann Eva bald einen wertvollen Beitrag beim Anfertigen neuer Papiere in der kleinen Fälscherwerkstatt in der katholischen Kirche leisten. Besonders die Schicksale der vielen jüdischen Kinder, die mit Hilfe einer neuen Identität ohne ihre Eltern flüchten müssen, lassen sie nicht los und sie sucht nach einem Weg, deren wahre Identität für eine Zeit nach dem Krieg bewahren, ohne die Kinder einer Gefahr auszusetzen. Zusammen mit Rémy fertigt sie verschlüsselte Aufzeichnungen an: das Buch der verschollenen Namen. Aber auch Eva und Rémy verlieren sich durch ihre Tätigkeit immer wieder aus den Augen und geraten auch in Lebensgefahr.

Ich fand die Lektüre des Romans sehr interessant, da ich aus der Perspektive Evas viel über die Arbeit der Résistance aus nächster Nähe erfahren habe, wie sie vorgegangen sind, um das Leben von Menschen zu retten, die sie gar nicht kannten. Es ist gut, dass diesen Menschen, die damals so viel für andere riskiert haben, auch heute noch Aufmerksamkeit geschenkt wird. Eva ist mir als Protagonistin sehr sympathisch. Der Roman spielt weitgehend während des Zweiten Weltkrieges in Frankreich, einige wenige Passagen aber auch im Jahr 2005, als Eva eine alte Frau ist, die nie mit der Vergangenheit abschließen konnte. Der Schreibstil der Autorin ist sehr anschaulich, fesselnd und gut lesbar, die Spannung, wie alles ausgeht und wer wirklich zu den "Guten" gehörte, blieb lange erhalten.

Bewertung vom 07.10.2021
Das Leben, ein großer Rausch / Die Polizeiärztin Bd.2
Sommerfeld, Helene

Das Leben, ein großer Rausch / Die Polizeiärztin Bd.2


ausgezeichnet

"Das Leben, ein großer Rausch" ist der zweite Teil einer Trilogie um die jung verwitwete Frauen- und Kinderärztin Magda Fuchs, die nach der Ermordung ihres Mannes von Hildesheim nach Berlin kam, um dort als Polizeiärztin zu arbeiten. Sie als Frau ist dabei für Kinder und Frauen zuständig, die Opfer von Gewalttaten wurden und für die regelmäßige Untersuchung der vielen Prostituierten der Stadt. Da sie von dieser Arbeit nicht leben kann, eröffnet sie in diesem zweiten Teil, der im Jahr 1922 beginnt, nun eine eigene Praxis in den Praxisräumen des verstorbenen Mannes ihrer Pensionswirtin. Auch deren Tochter Celia träumt nach einer unglücklichen Ehe davon, nun endlich Medizin studieren zu können und doch noch in die Fußstapfen ihres Vaters treten zu können, obwohl sie wieder frisch vergeben ist und verheirateten Frauen das Studium damals meist versagt blieb.

Magda ist ebenfalls neu liert, mit dem Polizeikommissar Kuno Mehring, mit dem sie auch beruflich viel zu tun hat. Besonders beschäftigt beide aktuell ein unbekannter Angreifer, der Frauen mit Stichverletzungen in den Bauchraum schwer verletzt, unter anderem auch Magdas Nachbarin in der Pension.

Ich fand die Lektüre dieses zweiten Bandes wieder genauso spannend und interessant, wie die des ersten Teils. Die Mischung aus Kriminalroman und historischem Roman und auch etwas Medizingeschichte ist sehr gut gelungen. Man erfährt viel über das Leben im Berlin der 20er Jahre, sowohl Glanzvolles als auch viel Unschönes und die Schilderungen wirken sehr authentisch und dadurch natürlich auch erschütternd. Aus der Perspektive verschiedener Frauen kann man miterleben, unter welchen Problemen und Einschränkungen sie damals zu leiden hatten. Zugleich handelt es sich aber (meist) auch um starke Frauenpersönlichkeiten, die für das kämpfen, was ihnen wichtig ist. Besonders Magda Fuchs ist mir dabei sehr ans Herz gewachsen, wie sie versucht, auch unter erschwerten Bedingungen bestmöglich zu helfen und trotz des vielen Leids und Elends nicht anzustumpfen. Ich freue mich jetzt auf jeden Fall schon auf den dritten und letzten Band.