Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
gagamaus
Wohnort: 
München

Bewertungen

Insgesamt 510 Bewertungen
Bewertung vom 02.12.2017
Die Blutkönigin / Die Königinnen von Renthia Bd.1
Durst, Sarah Beth

Die Blutkönigin / Die Königinnen von Renthia Bd.1


ausgezeichnet

Die Menschen von Aratay leben seit langem in den Bäumen der Wälder. Dort haben sie ihre Häuser gebaut und ziehen ihre Kinder groß. In der fernen Hauptstadt lebt die Blutkönigin und verhindert mit ihren magischen Kräften, dass die zahlreichen Naturgeister von Erde, Wasser, Luft, Feuer, Eis und Holz den Menschen Leid zufügen. Aber nicht immer funktionieren diese Bannsprüche und so wird das Dorf von Daleina angegriffen und ihre Familie überlebt nur, da das Mädchen scheinbar auch über die Macht verfügt, die die Kreatruen abwehren kann. Deshalb nimmt sie auch Meister Zen unter seine Fittiche, um sie zu einer Thronanwärterin auszubilden.
Es war mein erstes Buch von Sarah Beth Durst. Und es ist für mich ein Rundrum-Wohlfühlprogramm gewesen. Fasziniert war ich sofort von diesem Cover. Es ist in seiner Farbgestaltung genial reduziert und wirkt dadurch sehr elegant und man hat ein Gefühl von Eis und Kälte, wenn man es ansieht. Dicker Stern dafür. Aber auch die Geschichte konnte mich überzeugen. Auch wenn der Schreibstil in seiner Klarheit auf den ersten Blick sehr reduziert und unspektakulär wirkt, so hat die Autorin doch viel Liebe und Aufmerksamkeit für die Entwicklung ihrer Darsteller verwandt. Da der Leser das Erwachsenwerden der Hauptdarstellerin und ihre anstrengende Lehrzeit hautnah miterleben darf, kann man auch die Entwicklung nachvollziehen. Und erfrischend finde ich auch, dass es neben Daleina und Meister Zen noch einige sehr starke Persönlichkeiten gibt, die nach und nach an Wichtigkeit zunehmen. Auch die Bedrohung für das Land nimmt stetig zu und im letzten Drittel knistert es wirklich vor Spannung, ob und wie Daleina dem Volk mit ihren magischen Fähigkeiten helfen kann.
Obwohl es sich um den ersten Teil einer Trilogie handelt, kann man das Buch lesen, ohne hysterisch auf die Fortsetzung warten zu müssen. Es gibt einige Geheimnisse und Rätsel und sicher werden nicht alle geklärt. Aber dennoch findet dieser Eröffnungsband zu einem harmonischen Finale, welches übrigens mehr als eine Überraschung bereithält. Man kann das Buch zufrieden beenden und sich dennoch auf die Fortsetzung freuen.

Bewertung vom 01.12.2017
Das Vermächtnis der Spione / George Smiley Bd.9
le Carré, John

Das Vermächtnis der Spione / George Smiley Bd.9


sehr gut

Le Carré kehrt zurück zu meinem liebsten Spion. Zu Smiley. Dessen rechte Hand Peter Guillaume spielt eine Art Erzähler, der von dem wohl wichtigsten Fall der Smiley-Ära berichten soll.

Operation Windfall wurde das Ganze im Agenten-Jargon genannt. 1961 wurden ein wichtiger britischer Spion und dessen Freundin an der Berliner Mauer erschossen. Der Secret Service versucht nun nach all den Jahren den Schuldigen zu finden – oder wahlweise Guillaume dafür abzustempeln. Die Hinterbliebenen der zwei Erschossenen streben ein Gerichtsverfahren an, welches, wenn der Fall einmal in die Öffentlichkeit gezogen würde, sehr große Wellen schlagen würde. Das soll mit allen Mitteln verhindert werden.

Le Carrè zelebriert den guten alten Spionageroman so, wie einst in seinen schriftstellerischen Anfängen. Der kalte Krieg war damals in vollem Gange. Die DDR und die Russen waren das vorherrschende Feindbild und Guillaume und Smiley agieren ernster und politischer als es der damalige James Bond tat aber das Doppelbödige und Geheimnisvolle des Agentenlebens kommt auch hier durch. Man muss Spionageromane lieben und ein wenig Muße mitbringen. Der Autor erzählt auf subtile und ruhige Art. Große Aktion darf man nicht erwarten. Aber feinsinnige Dialoge und kluge Überlegungen über das damalige Weltbild durchaus. Und man kann gerne reflektieren, ob sich die Welt tatsächlich geändert hat oder ob es nicht nur noch bessere und einfachere Möglichkeiten gibt, den Menschen auszuspionieren und zu instrumentalisieren.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.11.2017
Der Tanz unseres Lebens
Walker, Noa C.

Der Tanz unseres Lebens


ausgezeichnet

Florence strandet in einem kleinen Dorf am See in den Schweizer Bergen. Hals über Kopf ist sie geflüchtet aus Paris, wo sie auf dem Weg zu einer gefeierten Musicaldarstellerin war. Aber ein Kerl hat ihr übel mitgespielt und sie ist auf der Suche nach dem inneren Gleichgewicht und einem neuen Plan für ihre Zukunft. Schnell hat sie aber Familienanschluss, denn Claire sucht händeringend nach einem Kindermädchen für ihre Tochter Zoe, die am Down-Syndrom leidet. Und auch die zweite Tochter braucht bald jede Hilfe, die sie kriegen kann. Florence bezaubert mit ihrem fröhlichen positiven Wesen nicht nur Mutter und Töchter sondern auch einen netten Kinderarzt. Der versucht nach eigenen Worten, das Pflaster für ihre Seele zu werden.
Kann Florence die Vergangenheit hinter sich lassen und wieder Zutrauen fassen? Wird für Claire und ihre beiden Töchter letztendlich alles gut werden?

Es war mein erstes Buch von Noa C. Walker. Von Anfang an war ich sehr angetan von dem warmherzigen und intensiven Erzählstil. Die Autorin versteht es hervorragend, lebensnahe und sympathische Charaktere zu entwickeln. Die Tänzerin Florence ist eine Person, mit der man sehr gerne persönlich bekannt wäre. Natürlich geht es einem mit dem Hauptdarsteller Martin ähnlich. Ein Mann so recht nach meinem Geschmack. Die Liebesgeschichte ist wichtig in diesem Roman aber nicht alleine der Dreh- und Angelpunkt. Das fand ich sehr wohltuend. Es gibt viele andere Geschichten, viele andere Gesichter, die diesem Roman seine Farben und seine Tiefe geben. Allen voran natürlich Zoe, ein behindertes Mädchen, dass durch freche und aufgeweckte Sprüche allen Erwachsenen einen Spiegel vorhält. Eine, die mit Charme und Temperament dafür sorgt, dass die ernsten und dramatischen Themen in diesem Buch nicht überhand nehmen und immer eine tänzerische Leichtigkeit, eine fröhliche Melodie, durch die Seiten zieht.

„Der Tanz unseres Lebens“ ist ein wunderschönes Buch und bekommt von mir fünf Sterne für hervorragende Unterhaltung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.11.2017
Corpus
Clements, Rory

Corpus


ausgezeichnet

Rory Clemens begibt sich mit seinem Roman „Corpus“ in eine hochbrisante Zeit. 1936 in England. Eine rabenschwarze Zeit für ganz Europa. Während in Russland und Spanien Bürgerkrieg und Volkszorn hochkochen, mutieren die Deutschen immer mehr zum potentiellen Kriegsgegner. Eine Studentin wird in Cambridge tot aufgefunden. Und auch wenn offensichtlich alles auf Drogenmissbrauch hindeutet, so glaubt ihre beste Freundin Lydia doch an Mord und bringt ihren Freund Thomas Wilde dazu, dass er seinen klugen Kopf darauf verwendet, nach Beweisen für ihren Verdacht zu suchen.
Wilde erinnert phasenweise an Sherlock Holmes. Sein messerscharfer Verstand findet bald Indizien, die Zweifel zulassen. Auch der Leser merkt bald, dass es bei einem möglichen Mordmotiv um politische Verwicklungen, ja, wahrscheinlich sogar um Spionage geht.
Aber das ist nur eine Ebene dieses trickreich verschachtelten politischen Thrillers, denn da gibt es z.B. auch noch den amtierenden englischen König Edward, der eine Liebschaft mit einer geschiedenen Amerikanerin pflegt und kurz vor der Abdankung steht. Und während die einen diesen Schritt sehr begrüßen und schon dessen Bruder auf dem Thron sehen, so gibt es andere, die versuchen, dies mit allen Mitteln zu verhindern.
Thomas Wilde ist ein sehr interessanter Charakter. Als Amerikaner ist er seltsam fehlt am Platz in dieser Welt englischer Snobs und Königstreuer. Es bleibt nicht bei einem Mordfall und am Ende gerät auch Lydia in große Gefahr.
Ein spannender und sehr interessanter historischer Krimi. Ich habe einen Autor entdeckt. Der Fakten und Fiktion aufs trefflichste miteinander verquickt.

Bewertung vom 19.11.2017
Bird and Sword / Bird & Sword Bd.1
Harmon, Amy

Bird and Sword / Bird & Sword Bd.1


sehr gut

Amy Harmon war mir bereits bekannt aus zahlreichen Liebesromanen. Schon dort hat mir ihr Sprachgefühl und ihre Erzählweise sehr gut gefallen. Umso gespannter war ich jetzt, wie sie eine phantastische Farbe in diese Geschichte bringen würde.
„Bird & Sword“ erzählt von zwei jungen Menschen, die, auch wenn der Vergleich etwas hinkt, ähnlich wie Romeo und Julia, eigentlich nicht zueinander finden dürften. Lark ist die Tochter einer Heilerin und besitzt selbst magische Kräfte, die im Land unter Strafe verboten sind. Zu ihrem Schutz belegt die Mutter sie mit einem Bann, bevor sie selber stirbt. Der junge König Tiras muss sich politisch erst beweisen und auch wenn er positive Ambitionen hat, sein Volk zu beschützen, so ist er doch immer wieder an die gesellschaftlichen Zwänge gebunden, die sein Vater einst eingeführt hatte. Deshalb dauert es lange, bis die beiden sich eingestehen, dass da mehr ist als bloßes Interesse.
Gefallen hat mir vor allem, dass sowohl Lark als auch Tiras durchaus Tiefgang und Facetten in ihrem Wesen haben, die sich auch erst nach und nach zeigen oder entwickeln. Und der fast poetische Ton, den Amy Harmon über weite Strecken anschlägt, ist einfach so schön, dass man drin schwelgen kann. Was ich etwas schade fand ist, dass das Phantastische und Magische nicht immer auserzählt wird und die Autorin den Leser oft mit seiner Phantasie etwas alleine lässt. Ich brauche zwar nicht jede Szene im Detail und jede Gefühlsregung von allen Seiten aber gerade die Fantasy-Effekte sind natürlich in einem Buch dieses Genres wichtig und hier spart Amy Harmon etwas mit Beschreibungen und Erklärungen. Wenn sie sich dann aber doch die Zeit nimmt, dann sind die Abschnitte einfach lesenswert und schön und ich bin nur so durch das Buch geflogen.
Meine Hoffnung ist, dass im nächsten Band das kleine Defizit in der Handlung noch aufgeholt wird und es heraustritt aus dem Schatten einer Liebesgeschichte hinein ins spannende Fantasygenre.

Bewertung vom 16.11.2017
Mudbound - Die Tränen von Mississippi
Jordan, Hillary

Mudbound - Die Tränen von Mississippi


ausgezeichnet

Das Buch hatte mich von Anfang an interessiert. Ich mag Geschichten, die im Süden der USA spielen und in denen es auch um Rassenkonflikte geht. Klingt jetzt komisch, dass ich das mag. Ich meine natürlich, dass ich solche Bücher als wichtig und lesenswert finde, da das Thema leider weltweit immer aktuell ist und bleibt. Der Mensch ist einfach im tiefsten Innern ein Rassist. Und nur Verstand und Lebenserfahrung können ihn eines Besseren belehren. Darum geht es auch in Mudbound welches 1946 auf einer Baumwollfarm im Mississippi-Delta spielt.
Zwei Soldaten kehren aus dem Weltkrieg heim. Über alle Rassengrenzen und Standesdünkel hinweg verbinden sie die traumatischen Erlebnisse miteinander und die beiden freunden sich an. Allerdings versuchen sie zuerst, dies geheim zu halten, da die Landbevölkerung solche Verbrüderungen nicht gerne sieht. Geschildert wird ihre Freundschaft aber auch ihre psychischen Probleme mit den Kriegserlebnissen. Die Diskriminierung der Schwarzen ist tief in der Gesellschaft verwurzelt und hat erschreckende Züge angenommen. Man bang von Anfang an mit den zwei jungen Männern und ihren Familien.
Das Buch hat mir rundrum sehr gut gefallen. Ansprechendes Cover, toller Titel, wunderschöner eindringlicher Schreibstil. Und dann habe ich auch noch herausgefunden, dass das Buch bereits verfilmt wurde. Bei Netflix kann man den Film ab dem 17.11. sehen. Gut, dass ich den Roman schon gelesen habe. Ich bin auf die Umsetzung gespannt.
Dicke Leseempfehlung von mir.

Bewertung vom 14.11.2017
Origin / Robert Langdon Bd.5
Brown, Dan

Origin / Robert Langdon Bd.5


ausgezeichnet

Zum fünften und sicher nicht letzten Mal ist Robert Langdon auf der Jagd nach der Wahrheit. Dan Brown schickt seinen Helden in „Origin“ diesmal quer durch Spanien, um ein Rätsel zu lösen, welches die Welt verändern könnte.

Der Zukunftsforscher, Edmond Kirsch, kündigt in einer weltweiten Live-Sendung spektakuläre neue wissenschaftliche Erkenntnisse an, die Fragen nach dem „WOHER UND WOHIN“ der Menschheit beantworten sollen. Aber jemand versucht dies mit allen Mitteln zu verhindern und geht dabei auch über Leichen.

Langdon wird mal wieder in eine abenteuerliche Schnitzeljagd hineingezogen, welche sein Leben bedroht und all seinen Mut und seine Klugheit verlangt, um zu einem glücklichen Ende zu kommen. Und wieder ist eine wunderschöne Frau an seiner Seite und Vertreter der Kirche und der Polizei jagen ihn aus unterschiedlichsten Gründen. Also das gleiche Schema wie in seinen vorhergehenden Büchern. Diese Vorhersehbarkeit wünschen sich sicher seine Fans und es ist wirklich der einzige Makel, den ich an diesem Buch finden kann. Denn ansonsten war ich begeistert von der stetig wachsenden Spannung, dem anspruchsvollen Sprachstil und der intelligenten Auflösung dieses Thrillers. Dan Brown ist diesmal aktueller, wissenschaftlicher und visionärer als in all seinen vorhergehenden Büchern. Anders als in seinem letzten Roman „Inferno“ verzettelt er sich diesmal auch nicht in unendlich vielen Bilder- und Symbolrätseln sondern beschränkt sich auf einen kniffelig zu lösenden Code und nimmt die Veröffentlichung von Kirsch’s Botschaft als wichtigstes Ziel von Langdons Bemühungen um dann im letzten Abschnitt dieser Geschichte intensiv und akribisch dessen Entdeckungen auf den Grund zu gehen.

Für jeden halbwegs interessierten Leser bietet dieses Buch sicher den Anstoß sich nach dem Genuss der letzten Seite Gedanken zu machen über die existenziellen Fragen der Menschheit. Da Dan Brown bekannt für seine gründliche Recherchearbeit ist, kann man hier mehr als einmal staunen und ich war gleichermaßen begeistert und überrascht von all den Fakten und Details. Für mich tatsächlich nach Sakrileg der beste Langdon-Thriller. Von mir eine dicke Leseempfehlung.

Bewertung vom 01.11.2017
Mit der Flut
Krup, Agnes

Mit der Flut


sehr gut

1923 schleicht sich der halbwüchsige Paul Benitt mit Hilfe seines Freundes auf ein Überseeschiff und gelangt so schließlich nach New York. Schon immer hatte er eine unstillbare Sehnsucht in sich und er hofft, dass er sie im fernen Amerika erfüllt findet. Aber erst einmal muss er in dieser überbordenden Stadt voller Einwanderer sein Überleben sichern. Er hat Glück und ist bald als Tischler erfolgreich. Jahre später verliebt er sich in die italienische Einwanderers-Tochter Antonia und auf den ersten Blick scheint sein Glück perfekt. Aber die Sehnsucht ist geblieben und hat sich in Gestalt eines unerfüllten Berufswunsches manifestiert. Schließlich kehrt er alleine nach Deutschland zurück, um dort endlich das Arzt-Studium aufnehmen zu können, von dem er sich die Erfüllung seiner Wünsche erhofft. Antonia bleibt in New York zurück mit dem Versprechen vertröstet, er werde zurückkommen und sie heiraten. Aber nach dem Studium kommt der Krieg den beiden in die Quere. Und Paul ist unsicher, ob er überhaupt zurückkehren möchte.
Ich habe mich mit dem Hauptdarsteller Paul sehr schwer getan. Er ist ein unterkühlter und sehr rational denkender Mann. Einer, der oberflächlich gut mit Menschen kann, solange, bis sie einem sehr nahe kommen und spüren, dass es ihm in Wirklichkeit schwerfällt, für andere die nötige Empathie aufzubringen. Auch ist er verschlossen und kann seine Gefühle nie wirklich in Worten ausdrücken. Ganz anders Antonia, die das Herz auf der Zunge trägt, die in einer Liebe und Treue an ihm hängt, die er nicht verdient hat. Dieses Ungleichgewicht der Gefühle empfand ich bald als sehr traurig, teilweise richtig bedrückend.
Das Buch schreitet flott durch die Zeit, überspringt hie und da mal ein paar Jahre, lebt davon, dass es sehr viele Briefe gibt – vor allem von Antonia, aber auch von Paul – die dem Leser die Personen und ihre Erlebnisse näherbringen. Die historischen Geschehnisse des Krieges werden nur marginal gestreift und sind für die Geschichte nur insofern wichtig, als sie Paul länger in Deutschland halten, als er es anfangs geplant hatte und dass er natürlich Kriegserlebnisse mit sich herumträgt.
Die Autorin erzählt eine fiktive Geschichte, die in Teilen wohl an die Erlebnisse ihres Onkels angelehnt ist. Die Liebesgeschichte ist nicht so romantisch und hoffnungsvoll, wie ich es mir wohl erwartet hatte. Auch war es mir fast ein wenig Zeitkolorit. Dennoch ein Buch, welches ich gerne gelesen habe, da die Sprache von Agnes Krup es schafft, die zwischenmenschlichen Abgründe sehr treffend und feinfühlig zu erzählen.

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.10.2017
Die Großmächtigen
Kaddour, Hédi

Die Großmächtigen


ausgezeichnet

Wer sind sie „Die Großmächtigen“? Das fragte ich mich sofort, als ich diesen ungewöhnlichen Titel gelesen habe. Dazu ein vielversprechendes, wunderschönes Cover, welches mich zugreifen ließ.

Groß und mächtig fühlen sich in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts in der maghrebinischen Stadt Nahbès die Franzosen, als Kolonialherren in ihrem scheinbar abgeschlossenen, elitären Zirkel. Aber die Gesellschaft ist bereits in Umbruch. Und deutlich wird das durch ein amerikanisches Filmteam, dass überraschend in die Stadt einfällt und die Menschen durcheinanderwirbelt und eine Lawine an kleinen und großen Ereignissen in Kraft setzt, die wie eine stetig wachsende Welle aus der kleinen Stadt bis hin in das ferne Europa, ja bis ins Ruhrgebiet schwappt.

Eine Handvoll kulturell sehr unterschiedlicher Menschen steht im Zentrum der Geschehnisse. Frauen und Männer, jungen und reifere, die jeder auf seine Weise auf der Suche sind. Dabei treffen sie aufeinander, umkreisen sich, kommen sich näher.

Der Stil, in dem Hedi Kaddour erzählt, ist anspruchsvoll, farbenfroh und mit einer Prise schalkhaften Humors für die Schwächen und Sehnsüchte der Menschen. Er macht dabei keinen großen Unterschied zwischen den Nationalitäten, hält allen einen Spiegel vor. Ich hatte das Gefühl, er möchte einen Bogen spannen zu heutigen Tagen. Einen Bogen zu den Beziehungen der Afrikaner und Europäer, die schon vor langem auf eine schiefe Bahn gerieten.

Ein schönes Buch für ein paar überraschende Lesestunden.

Bewertung vom 25.10.2017
Geboren, um zu töten / The Fourth Monkey Bd.1
Barker, J. D.

Geboren, um zu töten / The Fourth Monkey Bd.1


ausgezeichnet

„The fourth monkey“ ist das erste auf Deutsch erschienene Buch des Amerikaners J.D. Baker.
Die vom Verlag gemachten Vergleiche mit SEVEN und DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER haben durchaus ihre Berechtigung. Dies bedeutet natürlich, dass der Autor den Thriller nicht wirklich neu erfindet. Unterschwellig hat man das Gefühl, das so oder ähnlich schon gelesen zu haben.
Aber dennoch ist der Roman wirklich ausgesprochen unterhaltsam und erfüllt hervorragend die an ihn gestellten Erwartungen. Dies liegt zum einen am flotten Schreibstil von Baker, der seine zwei Ermittler mit einem humorvollen Grundton ermitteln lässt, der die Düsternis der Geschichte wohltuend immer wieder etwas auflockert. Das ist auch dringend nötig, denn das Tagebuch des Mörders ist wirklich furchteinflößend, pervers und grausam und verursacht immer wieder Schluckbeschwerden beim Leser. Und dann gibt es auch noch das aktuelle Opfer, welches nackt und gefesselt und verstümmelt auf Rettung hofft und den Spannungspegel weiter hochschnellen lässt.
Die Dramatik ist von Anfang an sehr hoch, obwohl der Täter scheinbar gleich am Anfang von einem Bus überfahren wird. Einmal angefangen konnte ich das Buch nur schwer aus der Hand legen und habe es fast in einem Rutsch ausgelesen.
Ein interessanter neuer Autor den ich Freunden harter Thriller über Serienkiller sehr ans Herz legen kann. Vielen Dank an Netgalley, dass ich das Buch vorab lesen durfte.