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Lesendes Federvieh
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München
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Hinter dem Namen Lesendes Federvieh verbirgt sich das Blogger-Duo kathiduck und Zwerghuhn. Wir lesen querbeet alles, was uns zwischen die Finger kommt und veröffentlichen die Rezensionen dazu auf unserem Blog (lesendes-federvieh.de). Dort gibt es übrigens noch viele weitere Beiträge rund ums Thema Buch. :)

Bewertungen

Insgesamt 539 Bewertungen
Bewertung vom 24.11.2018
Cinder & Ella Bd.1
Oram, Kelly

Cinder & Ella Bd.1


ausgezeichnet

Ellas achtzehnter Geburtstag endete in einem Albtraum, als sie bei einem schweren Autounfall ihre Mutter verlor und selbst monatelang mit schweren Verbrennungen im Koma lag. Ein Jahr, zahlreiche OPs und Rehas später muss sie zu ihrem Vater und seiner neuen Familie ziehen, die sie überhaupt nicht kennt. Ella will ihr altes Leben zurück, doch dafür muss sie ihrer Therapeutin beweisen, dass sie ein sicheres Netz aus Freunden hat, das sie unterstützt. Deshalb beschließt sie, sich nach langer Zeit wieder bei ihrem Chatfreund Cinder zu melden. Er ist der Einzige, der sie versteht und obwohl sie sich noch nie getroffen haben, ist sie heimlich in ihn verliebt. Sie ahnt jedoch nicht, dass Cinder ebenfalls Gefühle für sie hat und in Wirklichkeit der angesagteste Jungschauspieler in ganz Hollywood ist.

Aschenputtel ist mein absolutes Lieblingsmärchen, weshalb ich die moderne Fassung davon natürlich unbedingt lesen wollte. Allerdings war ich nicht auf die unglaubliche Sogwirkung, Eindringlichkeit und Intensität von "Cinder & Ella" vorbereitet, was mich das Buch innerhalb weniger Stunden verschlingen ließ. Ella hat nach dem schrecklichen Autounfall, bei dem sie ihre Mutter verloren hat, mehr als dreißig Operationen und jede Menge Rehas hinter sich und doch scheint der wahre Albtraum erst zu beginnen, als sie zur neuen Familie ihres Vaters nach Kalifornien ziehen muss. Zu dem Vater, der ihre Mutter damals hat sitzen lassen, um ein neues Leben ohne sie und Ella zu beginnen. Es war so herzzerreißend zu lesen, wie schlimm Ella in ihrem neuen Zuhause von ihren beiden Stiefschwestern, ihrer Stiefmutter Jennifer und ihrem Vater wie ein Fremdkörper behandelt und in der Schule schikaniert wird, nur weil sie infolge ihrer schweren Verbrennungen an 70 Prozent des Körpers vernarbt ist. Ella ist so ein toller Mensch, aber alle scheinen nur auf das Äußerliche zu achten, anstatt die starke Person hinter den Vernarbungen kennenlernen zu wollen, die so viel durchgemacht hat und immer noch weiterkämpft, um irgendwann ein halbwegs normales selbstbestimmtes Leben zu führen. Glücklicherweise gibt es Ellas Onlinefreund Cinder, mit dem sie sich seit nunmehr drei Jahren regelmäßig austauscht, nachdem er ihr auf einen ihrer Blogbeiträge eine nicht gerade freundliche E-Mail geschrieben hat. Cinder ist der Einzige, der Ella wirklich versteht und der ihr in dieser schwierigen Situation Halt gibt. Doch auch Cinder, der im wahren Leben der angesagteste Schauspieler Hollywoods ist, ist in seinem Leben und den Zwängen der Filmindustrie gefangen. Die beiden haben sich ihre tiefsten Ängste und Geheimnisse anvertraut, kennen die Gedanken des jeweils anderen und doch haben sie nie über ihre Gefühle füreinander gesprochen. Ellas Kampf hat mich von Beginn an gänzlich in den Bann gezogen und eine Achterbahnfahrt der Gefühle durchleben lassen, nur um mich in grenzenloser Bewunderung ob ihres starken Willens zurückzulassen.

Abschließend bleibt mir nichts anderes übrig als zu sagen: Lest dieses unglaublich berührende Buch, das euch den Boden unter den Füßen wegzieht und das Herz in tausend Stücke springen lässt, nur um es anschließend liebevoll wieder zusammenzusetzen.

Bewertung vom 18.11.2018
Echo Killer / Polizeireporterin Harper McClain Bd.1
Daugherty, Christi

Echo Killer / Polizeireporterin Harper McClain Bd.1


sehr gut

Ein grausamer Mordfall erschüttert Savannah. Eine junge Frau wird erstochen auf dem Küchenboden aufgefunden - von ihrer 12 jährigen Tochter. Als die Polizeireporterin Harper McClain den Tatort sieht, zieht sie sofort Parallelen zu ihrer eigenen Vergangenheit. Denn vor fünfzehn Jahren war sie das Kind, das ihre Mutter tot in der Küche gefunden hatte, ermordet auf die gleiche Weise. Hat der Täter etwa wieder zugeschlagen? Harper lässt das keine Ruhe, sie beginnt auf eigene Faust zu ermitteln...

Mit "Echo Killer" ist Christi Daugherty ein mitreißender solider Thriller mit einer gut durchdachten und logisch aufgebauten Handlung gelungen. Durch immer wieder neue überraschende Wendungen und kurze, klare Kapitel blieb die Geschichte spannend bis zum Schluss und eigentlich noch darüber hinaus. Der Fall ist zwar gelöst, jedoch bleiben noch einige Fragen offen, die mich auf eine Fortsetzung hoffen lassen.

Harper McClain ist eine sympathische und überzeugende Protagonistin, ich konnte richtig spüren, dass sie sich in den Fall verbissen und solange nicht ruhen konnte, bis sie den Mörder gefunden hatte. Auch die anderen Charaktere sind sehr gut und authentisch ausgearbeitet, facettenreich und zum Teil richtig undurchsichtig.

Sehr schön finde ich auch, dass Harper kein Cop ist, sondern als Reporterin bei einer Zeitung arbeitet. So kann man ein bisschen hinter die Kulissen blicken, denn der Redaktionsalltag mit all dem Druck unbedingt eine große Schlagzeile zu produzieren, ist absolut realitätsnah und nachvollziehbar beschrieben. Das gilt ebenso für das Mit- und Gegeneinander zwischen Reportern und der Polizei.

Dazu noch der Schauplatz Savannah mit seinem ganz speziellen Südstaatenflair. Ich spürte sofort wieder die schwüle Hitze und hatte die efeuumrankten alten Villen und die verwunschenen kleinen Plätze vor Augen. Die Autorin hat diese ganz besonderen Atmosphäre, die so gut zu einem Thriller passt, perfekt eingefangen.

Fazit: Spannender Thriller mit einer großen Portion Südstaatenflair.

Bewertung vom 12.11.2018
Coco Chanel
Sieger, Nadine

Coco Chanel


sehr gut

Coco Chanel kennt vermutlich jeder. Sie ist DIE französische Modeikone, ihre klassischen Schnitte und ihr Gespür für Eleganz haben Geschichte geschrieben. Doch wer war eigentlich Gabrielle Chanel? Wie wurde sie weltberühmt? Nadine Sieger lüftet den Vorhang und gewährt einen Blick hinter die Kulissen...

Nadine Sieger hat mit dieser Romanbiografie ein faszinierendes, mitreißendes Porträt der legendären Modeikone Coco Chanel geschaffen. Die Entscheidung das Leben Cocos in Romanform zu verarbeiten, erlaubt der Autorin auch einen gewissen Spielraum, um Coco lebendig werden zu lassen und sie so selbst agieren zu lassen. So konnte ich mir gut vorstellen, ja, so könnte sie gewesen sein.

Ich habe das Buch, trotz relativ kleiner Schrift an einem langen Büchertag ausgelesen. Das spricht für den fesselnden Schreibstil der Autorin sowie den spannenden und interessanten Aufbau des Buches. Coco wird unaufdringlich und ohne Pathos geschildert, ihre guten wie auch schlechten Seiten werden konkret angesprochen. Nebenbei bekommt der Leser gut recherchierte Details aus dieser Epoche, so dass ich mich auf eine Zeitreise zu Coco ins Paris des vorigen Jahrhunderts begeben konnte. Sehr beeindruckend fand ich die vielen Zitate von Coco Chanel, die für mich zeigen, dass sie mit beiden Beinen im Leben stand. Aber sonst hätte sie auch nicht solch ein Imperium aufbauen können, finanzieller Unterstützung ihrer Freunde hin oder her. Aufgelockert wird das Buch durch eine Reihe von Modeskizzen und Fotografien.

Großartig finde ich die gesamte Aufmachung des Buches. Sowohl das Cover als auch die Seitengestaltung passen perfekt zur schlichten Eleganz der Modeschöpferin.

Fazit: Dieses Buch aus der Herder Reihe "Starke Frauen" ist ein vielschichtiges, kurzweiliges Porträt über eine einzigartige Frau, die ihrer Zeit weit voraus war.

Bewertung vom 11.11.2018
Das wunderbare Wollparadies / Valerie Lane Bd.4
Inusa, Manuela

Das wunderbare Wollparadies / Valerie Lane Bd.4


sehr gut

In Susan's Wool Paradise gibt es kuschelige Wolle zu kaufen. Außerdem bietet Susan gemeinsame Strickrunden bei Tee und Plätzchen an, in denen nicht nur eifrig gehandarbeitet, sondern auch einfach das gemütliche Beisammensein genossen wird. Susan versucht ihre Mitmenschen zu unterstützen wo sie nur kann. Gerade diese Eigenschaft schätzen ihre Freundinnen ganz besonders. Keine von ihnen ahnt, dass Susan mit den Schatten ihrer Vergangenheit kämpft. Doch in diesem Winter wird ihr Leben durcheinander gewirbelt wie Schneeflocken im Wind...

Diesmal dreht sich in der Valerie Lane alles um Susans wunderbares Wollparadies. Doch auch die anderen Ladenbesitzerinnen sind wieder mit von der Partie und sorgen mit ihrem Charme und ihrer Persönlichkeit für tolle Lesestunden.

Susans Geschichte selbst ist streckenweise wirklich traurig, denn das Schicksal meinte es in der Vergangenheit nicht gut mit ihr. Obwohl schon viel Zeit vergangen ist, hadert sie immer noch damit und gibt sich die Schuld. Da dachte ich schon manchmal, „Kopf hoch Susan, schau nach vorne. Negative Gedanken bringen dich nicht weiter und schaden dir bloß.“ Aber zum Glück findet auch sie wieder auf die Sonnenseite des Lebens, das fand ich sehr schön zu lesen.

Manuela Inusa hat es auch diesmal wieder mit ihrem einnehmenden und einfühlsamen Schreibstil geschafft, den Leser vollständig in die Valerie Lane eintauchen zu lassen. Und dies auch noch in der wunderschönen Vorweihnachtszeit. Für Fans dieser Reihe ist natürlich auch dieser Band eine absolut angenehme "Pflichtlektüre".

Ich freue mich schon riesig auf Orchids Erlebnisse, das wird bestimmt eine rasante Folge, eben genau ihrem Temperament entsprechend.

Bewertung vom 01.11.2018
Im Visier des Mörders
Bolton, Sharon

Im Visier des Mörders


sehr gut

Schon während ich den Klappentext überflogen habe, war mir klar, dass ich "Im Visier des Mörders" unbedingt lesen wollte. Meine Erwartungen an diesen Thriller wurden dabei nicht enttäuscht, denn er entpuppte sich spätestens ab der Hälfte als ein wahrer Pageturner. Obgleich man den Mörder in Gestalt des Travellers Patrick Faa schon zu Beginn eindrucksvoll präsentiert bekommt, indem eine sehr detaillierte Beschreibung der Taten erfolgt, zu denen er fähig ist, was so manch einem Leser auf den Magen schlagen könnte, tut das dem Spannungsbogen keinen Abbruch. Vielmehr wird man von tiefem Grauen ergriffen, sobald man zwangsweise aus seinem Blickwinkel die Jagd auf die einzige Überlebende aufnimmt und ihr dabei so nahe kommt, dass sich bei mir die Nackenhaare aufgestellt haben. Außerdem fand ich es extrem unheimlich, wie gut Patrick über den Stand der Ermittlungen informiert war und somit immer als erster vor Ort sein konnte. Der Gedanke eines Maulwurfs bei der Polizei hat sich deshalb schon sehr früh in meinem Kopf festgesetzt und dennoch erwischte mich die fulminante Auflösung auf den letzten Seiten eiskalt. Die klare Erzählstimme versteht es meisterlich, den Leser mit impliziten Details auf falsche Fährten zu locken, nur um darauf mit absolut unvorhersehbaren Wendungen um die Ecke zu kommen, die bei mir ein ums andere Mal für weit aufgerissene Augen und Sprachlosigkeit sorgten. Hierbei tragen die zeitlichen Rückblicke natürlich obendrein einen großen Teil zu dieser Wirkung bei. Als das zentrale Thema des Buches, illegaler Handel mit Organen, zunehmend offenkundig wurde, war ich zunächst skeptisch was die weitere Umsetzung dieser sensiblen Angelegenheit angeht, jedoch waren meine Bedenken vollkommen unbegründet, wie sich schon bald herausstellen sollte. Das einzige was mich an diesem fulminanten Thriller wirklich gestört hat, ist das Ende nach dem nervenaufreibenden Showdown, welches mir verglichen mit den vorherigen Gräueltaten dann doch zu sehr Friede, Freude, Eierkuchenmäßig gestaltet ist und zugleich einige Fragen unbeantwortet lässt.

"Im Visier des Mörders" ist ein packendes Katz und Maus Spiel eines Mörders und seiner einzigen Zeugin, die selbst nicht diejenige ist, für die sie auf den ersten Blick gehalten wird. Ein wahrer Pageturner mit zahlreichenden überraschenden Wendungen!

Bewertung vom 01.11.2018
Die Kreuzfahrer
Kaminer, Wladimir

Die Kreuzfahrer


sehr gut

Der Kreuzfahrttourismus boomt wie nie zuvor. Woran liegt das? Wladimir Kaminer nutzt die Gelegenheit bei Lesereisen auf großen Kreuzfahrtschiffen genauer hinzusehen. Seine Erlebnisse und Eindrücke hat er in diesem Buch verarbeitet...

Pointiert und witzig nimmt sich Wladimir Kaminer den Kreuzfahrern an. Er berichtet in seinem ganz besonderen Erzählstil und mit herrlichen Ansichten, zum Beispiel auf Seite 9, warum Engländer in der Sonne nicht so schnell rot werden, von seinen Erlebnissen auf den unterschiedlichen Ozeanriesen. Seine Gedankengänge hierzu sind amüsant, teils schräg und immer kurzweilig. Man fühlt sich an manchen Stellen schon so, als würde er der Gesellschaft einen kleinen Spiegel vorhalten. Auch die Blicke hinter die Kulissen der riesigen Kreuzfahrtschiffe waren spannend, interessant und für mich abschreckend zugleich. Den lieben langen Tag mit Schlagern berieselt zu werden, ist für mich eine ziemliche Horrorvorstellung. Nicht nur das Leben an Bord beschreibt er treffend, sondern auch die Landausflüge werden gnadenlos unter die Lupe genommen. Auch hier schafft er es alles auf den Punkt zu bringen und mir oftmals ein Schmunzeln zu entlocken. Das gilt gleichermaßen für seine Gedanken zu den politischen aktuellen Ereignissen.

Insgesamt habe ich mich bei dieser Lektüre bestens unterhalten, meine Lachmuskeln mussten ordentlich arbeiten.

Fazit: Gute Unterhaltung mit Schmunzelgarantie.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.11.2018
Verschieben wir es auf morgen
Maertens, Miriam

Verschieben wir es auf morgen


sehr gut

Miriam Maertens wollte stets ein normales Leben wie alle anderen führen. Deshalb hat sie ihre Mukoviszidose-Erkrankung stets verborgen, so gut es eben ging. Mit 16 verlässt sie die Schule, um am Theater als Schauspielerin zu arbeiten. Sie schafft das große Pensum trotz ihrer unheilbaren Krankheit durch eiserne Disziplin. So kämpft sie sich durchs Leben bis es nicht mehr anders geht, als sich auf die Liste für eine Spenderlunge setzen zu lassen...

Welch beeindruckendes Buch. Miriam Maertens schreibt schonungslos offen über den Verlauf ihrer Mukoviszidose Erkrankung. Als Leser erfährt man eine ganze Menge über diese Krankheit. Aber auch über die innere Stärke und den Lebenswillen von Frau Maertens. Dabei spart sie ihre Gefühle und Ängste nicht aus. Das ist absolut bewundernswert und macht Mut. Besonders bei teils gefühllosen Aussagen und Prognosen der Ärzte den Kopf nicht hängen zu lassen, erfordert viel Durchhaltevermögen. Viel Kraft gibt ihr dabei ihre grandiose Familie, deren wunderbarer Zusammenhalt mich beim Lesen sehr berührt hat.

Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen, so fesselnd war dieses Thema. Klar und schnörkellos erzählt, ohne wenn und aber. Miriam Maertens ist für mich eine starke Kämpferin mit absolutem Vorbildcharakter.

Fazit: Ein starkes Buch, das Mut macht.

Bewertung vom 01.11.2018
Das Mädchen mit dem Edelweiß
Cantor, Jillian

Das Mädchen mit dem Edelweiß


ausgezeichnet

Katies Vater ist an Alzheimer erkrankt. In ihrer Kindheit besuchten sie oft Flohmärkte, auf denen Briefmarken angeboten wurden. Katies Vater, ein leidenschaftlicher Briefmarkensammler, war stets auf der Suche nach einem besonderen Schatz. Doch durch seine Krankheit verblassen die Gedanken an Briefmarken nach und nach. Kathie möchte ihm deshalb eine Freude machen und lässt seine Sammlung schätzen. Als sie sie zu dem Briefmarkenhändler Benjamin bringt, entdeckt dieser einen vergilbten ungeöffneten Brief mit einer seltenen Edelweiß- Briefmarke aus den Dreißigerjahren. Die beiden beschließen, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Sie ahnen allerdings nicht, dass ihre Suche sie bis ins Österreich des Jahres 1938 führen wird...

Jillian Cantor hat mit ihrem Buch "Das Mädchen mit dem Edelweiß" einen wunderbar unterhaltsamen und hervorragend recherchierten historischen Roman vorgelegt. Die Geschichte ist von Beginn an absolut fesselnd geschrieben.

Die Autorin bietet dem Leser zwei Handlungsstränge in unterschiedlichen Zeitebenen, was die Handlung unheimlich spannend macht. Ein Teil spielt in Österreich im Jahr 1938 zur Zeit der deutschen Besatzung. Dort tritt der junge Christoph eine Ausbildung bei dem Briefmarkengraveur Friedrich Faber an. Wie sich dort alles in den düsteren Zeiten der Besatzung entwickelt erfährt der Leser hier. Der andere Teil spielt 1989 in Amerika, dort lebt Katie. Sie kümmert sich um ihren an Alzheimer erkrankten Vater und versucht gleichzeitig dem Geheimnis der Briefmarke mit dem Edelweiß auf die Spur zu kommen. Durch diese Zweiteilung konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen, denn ich wollte immer schnellstmöglich wissen, wie es auf der anderen Erzählungsebene weitergeht. Durch den tollen, flüssigen Schreibstil der Autorin und den prägnant und detailliert ausgearbeiteten Charakteren, denen man sich als Leser sofort verbunden fühlt, wird dieser Sog noch verstärkt. Absolut klasse finde ich auch die Verknüpfung der beiden Handlungsstränge am Schluss. Alles passt und wirkt absolut glaubhaft.

Sehr interessant fand ich auch die Passagen über die Entwicklung und Herstellung von Briefmarken im Jahr 1938. Ich wusste bisher nicht, dass Briefmarken zum Zwecke des Widerstandes gegen das Naziregime geheime Botschaften enthalten konnten.

"Das Mädchen mit dem Edelweiß" habe ich mit großer Freude gelesen, denn Jillian Cantor ist es hervorragend gelungen Geschichte mit Unterhaltung zu verweben. Klasse.

Bewertung vom 30.10.2018
Liebe Mrs. Bird
Pearce, AJ

Liebe Mrs. Bird


sehr gut

Inmitten der Kriegswirren in London 1941 träumt die junge Emmeline Lake, Kriegsreporterin zu werden. So bewirbt sie sich sofort auf eine Stellenanzeige des London Evening Chronicle. Doch dabei übersieht sie in ihrem Eifer, dass es sich um eine Stelle als Sekretärin bei der respekteinflößenden Kummerkastentante Henrietta Bird handelt. Sie muss dort nach strengen moralischen Aspekten die Leserbriefe vorsortieren, denn Mrs. Bird ist nur geneigt, solche zu beantworten, die sie für nicht anstößig hält. Emmy ist allerdings von den sehr emotionalen Briefen der Frauen beeindruckt und so beginnt sie heimlich Antwortbriefe zu schreiben...

"Liebe Mrs. Bird" ist ein Buch, das mich als Leserin mitgenommen hat ins London der Vierzigerjahre. Von Beginn an war ich von Emmys Art die Dinge in Angriff zu nehmen begeistert. Ich hielt einen flotten Roman in Händen, so dachte ich zunächst. Doch die anfängliche, fast heitere Stimmung des Buches wandelt sich nach und nach und passt sich der immer brenzliger werdenden und gefährlichen Situation im Bombenhagel von London an. Die Idee, die Geschichte im Zeitungsmilieu spielen zu lassen, bietet eine geniale Vorlage, um historische Gegebenheiten einzubinden. So verstehe ich die Leserbriefe als ein authentisches Zeitzeugnis über die Nöte und Ängste der Frauen dieser Generation. Das Buch gibt aber auch Einblicke über das ehrenamtliche Engagement der Frauen, die neben einem anstrengenden normalen Arbeitstag, wie zum Beispiel hier in einer Feuerwache, für den Telefondienst verantwortlich waren..

Durch die liebevoll und sehr individuell ausgearbeiteten Charaktere mit Ecken und Kanten fühlt man sich den Figuren nah. Zum einen der quirligen Bunty und der ehrenhaften Mrs. Bird, deren hohen Ansprüchen kaum jemand genügen kann - schon gar nicht ihre Leserinnen, die sich mit Problemen an sie wenden. Und natürlich Emmy, die loyal und mutig ist, eine bessere Freundin kann man sich nicht wünschen. Aber auch das Leben in London ist so bildhaft beschrieben und authentisch, so dass man als Leser immer stärker von der bedrohlichen Situation dort gefangen genommen wird.

Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen. Es ist auch ein Buch über Frauenschicksale im Zweiten Weltkrieg im Allgemeinen, eine interessante Lektüre und Zeitdokument, gut recherchiert und unterhaltsam aufbereitet.

Bewertung vom 30.10.2018
Drei Sekunden / Piet Hoffmann Bd.1
Roslund, Anders;Hellström, Börge

Drei Sekunden / Piet Hoffmann Bd.1


gut

Piet Koslow Hoffmann führt ein Doppelleben. Da wäre zum einen seine Familie mir den beiden Söhnen und seiner liebenden Ehefrau, für die er alles tun würde. Auf der anderen Seite wurde er als Undercover-Agent bei einem aufstrebenden Zweig der polnischen Mafia in Schweden eingeschleust und steht dort kurz vor dem Durchbruch. Täglich setzt er sein Leben aufs Spiel, doch sein neuer und finaler Auftrag sprengt alle Grenzen: Er soll die Drogengeschäfte der Mafia in einem Hochsicherheitsgefängnis an sich reißen. Unterstützt wird er dabei sowohl von der polnischen Mafia als auch von höchster polizeilicher Ebene und doch kann er sich auf niemand anderen als sich selbst verlassen. Wenn seine Tarnung auffliegt ist er innerhalb weniger Sekunden tot. Der Mann mit den zwei Namen wäre jedoch nicht der beste Infiltrator, den die Polizei je zu bieten hatte, wenn er sich nicht schon längst einen gerissenen Ausweg gesucht hätte.

"Drei Sekunden" ist mir wegen des ansprechenden Titels ins Auge gefallen und nach dem Lesen des Klappentextes musste ich dieses Buch, das als große Blockbuster-Verfilmung geplant ist, einfach lesen. Im Nachhinein muss ich allerdings zugeben, dass es mich wirklich enttäuscht hat, da ich mir bei diesem spannenden Grundszenarios der Infiltration einer Drogenmafia in einem Hochsicherheitsgefängnis weitaus mehr erhofft hatte. Ich würde nicht soweit gehen die Handlung als vorhersehbar zu bezeichnen, viele Entwicklungen haben sich jedoch schon einige Seiten zuvor abgezeichnet und sorgten bei mir somit für das Ausbleiben des Überraschungseffektes. Obwohl man der auf knapp 700 Seiten erzählten Geschichte keine Langatmigkeit vorwerfen kann, konnten mich weder der etwas eigenartige Schreibstil noch die Charaktere für sich gewinnen, vielmehr bin ich aus der Rolle des neutralen Beobachters nicht herausgekommen. Etwas eigenartig war der Schreibstil für mich insofern, als dass es zwischendurch keine klare Abtrennung zwischen Gesagtem und Gedachtem gibt. Einige Passagen sind kursiv gedruckt, mal handelt es sich dabei um Erinnerungen, dann sind es wieder aktuelle Gedanken und in anderen Fällen sogar Teil eines gerade stattfindenden Gesprächs, was ich sehr verwirrend fand, denn in den gleichen Abschnitten es obendrein innere Monologe in normalem Schriftsatz. Zwischendurch gab es durchaus Charaktere, zu denen ich Zugang gefunden habe, wie beispielsweise der in eine Mordfall ermittelnde Kommissar Ewert Grens oder auch Erik Wilson, den Leiter des verdeckten Einsatzes von Infiltratoren. Die meisten Protagonisten habe ich jedoch als schemenhafte Abbilder ihrer selbst empfunden, waren sie in ihren Überlegungen und Handlungen so sprunghaft und inkonsequent. Bei einigen war das aus Sicht des Erzählers bestimmt durchaus gewollt, doch bei mir als Leser konnte der Funke einfach nicht überspringen.

Konnte mich die Geschichte von "Drei Sekunden" nur mäßig überzeugen, so hatte mich das kurze Nachwort der Autoren von den ersten Sätzen an vollkommen in den Bann gezogen. Ihre darin eindrucksvoll zum Ausdruck gebrachte Botschaft über den zunehmenden Einsatz von Infiltratoren und das systematische Vertuschen von Verbrechen und Manipulieren von Gerichtsverfahren sorgte bei mir für Gänsehaut und hallt bis heute in ihrer Eindringlichkeit und Relevanz nach.