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Benutzername: 
PMelittaM
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 470 Bewertungen
Bewertung vom 10.10.2021
Das Flüstern der Puppen (Thriller)
Schwarz, Gunnar

Das Flüstern der Puppen (Thriller)


sehr gut

Eine junge Frau wird lebendig in einem Ofen verbrannt, am Tatort finden die Ermittler eine merkwürdige Puppe. Kurz danach gibt es einen weiteren Mord, ebenfalls mit einer Puppe am Tatort. Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen den Opfern? Was könnte das Motiv sein? Und was bedeuten die Puppen?

Lena Freyenberg ist neu in der Stadt und wird Henning Gerlach als Partnerin zugeordnet. Vor kurzem hat sie ihren Partner unter schrecklichen Umständen verloren und ein Trauma davon getragen. Sie hat zudem mit privaten Problemen zu kämpfen, und muss sich auch am neuen Wohnort klimatisieren, und die Eigenarten der neuen Kolleg:innen kennenlernen. Mir gefällt, dass auch Privates thematisiert wird, allerdings bin ich den beiden Protagonisten unterschiedlich nahe gekommen. Während ich Henning schnell mochte, habe ich mit Lena noch Probleme. Dennoch könnte ich mir gut vorstellen, weitere Fälle mit den beiden zu lesen, und Lena auf diese Weise näher zu kommen.

Der Roman lässt sich zügig lesen, die Aufteilung in die einzelnen Ermittlungstage finde ich gut. Der Fall ist interessant, und die Suche nach dem/der Täter:in spannend, zumal diese:r sich immer mal wieder zu Wort meldet. Nach und nach kristallisiert sich ein mögliches Motiv heraus, aber auch mehrere Verdächtige. Als Leser:in kann man gut miträtseln. Die Auflösung ist nachvollziehbar.

Ich bin ja im Krimi-Thriller-Bereich mittlerweile eher skeptisch, zu viel Einheitsbrei, „Das Flüstern der Puppen“ wirkte auf mich aber recht originell. Sogar das „Am-Ende-in Gefahrkommen“ passt hier gut in die Story. Einzig, dass ich manchmal ein leichtes Gefühl von Unlogik hatte, gerade auch bei o. g. hat mich etwas gestört.

Insgesamt hat mich der Roman gut unterhalten und mir spannende Lesestunden bereitet. Ein paar kleine Kritikpunkte gibt es, mal sehen, wie mir der nächste Fall mit Lena und Henning gefallen wird, so es ihn geben wird. Ich vergebe 4 Sterne und eine Leseempfehlung für Genrefans.

Bewertung vom 09.10.2021
Krone des Himmels
Stadler, Juliane

Krone des Himmels


ausgezeichnet

1189: Etienne hält es zu Hause nicht mehr aus, seine körperliche Beeinträchtigung, mit der er auf die Welt kam, wird ihm selbst zur Last gelegt. Weit kommt er allerdings nicht, bevor sein Leben ernsthaft in Gefahr gerät. Nur gut, dass der Wundarzt Caspar ihn findet und mitnimmt, und schließlich landet Etienne sogar mitten im dritten Kreuzzug.

Aveline ist ebenfalls auf der Flucht, und auch sie hat Glück, eine Pilgergruppe auf dem Weg ins Heilige Land nimmt sie auf, und auch ihr Weg führt mitten in den 3. Kreuzzug.

Karakush ist der Stadthalter Akkons, das vom christlichen Heer belagert wird.

Aus drei Perspektiven wird Juliane Stadlers Debütroman erzählt, wobei die Karakushs den kleinsten Teil einnimmt, dafür aber einen interessanten Blick auf die muslimische Seite wirft.

Ich habe bereits einige Romane gelesen, die den dritten Kreuzzug zum Thema hatten, alle waren für sich sehr interessant. Auch dieser Roman gefällt mir gut, vor allem die drei Protagonisten, die, vor allem die beiden christlichen, für sich besonders sind. Etienne mit seinem verdrehten Fuß, der dadurch schlecht laufen kann, und bisher deswegen viel Ungemach erfahren musste, erhält die Gelegenheit, sich als Wundarzt zu beweisen, eine Tätigkeit, die gerade im Umfeld von Schlachten höchste Bedeutung hat. Aveline, die eine Schuld auf sich geladen hat, die sie durch den Pilgergang sühnen möchte, und auf Grund verschiedener Umstände zum Bogenschützen Avery wird, hat es ebenfalls nicht leicht als Frau in Männerkleidung, die immer das Damoklesschwert der Enttarnung über sich schweben hat, und die eine schlimme Strafe erwarten würde, fiele dieses Schwert. Karakush ist der einzige Protagonist, der wirklich gelebt hat, und aus seiner Sicht das Schicksal der Bewohner Akkons zu erleben, macht einen nachdenklich.

Zwei Charaktere sind mir persönlich etwas zu aufgesetzt und klischeehaft. Da ist zunächst der Mönch Gilbert, der Aveline in der Pilgergruppe das Leben schwer macht, und wirklich das reinste Klischee ist. Später trifft sie auf Coltaire de Greville, der ihr nicht ganz unbekannt ist. Dieser ist ein regelrechtes Monster, das nur sein Pferd liebt, für Menschen aber nur Verachtung übrig hat, und nicht nur Aveline das Leben sehr schwer macht. Meiner Meinung nach hätte es diesen Charakter nicht gebraucht, das Geschehen ist doch sowieso spannend genug, sein Auftreten hat mich mehr und mehr genervt, und macht manches eher vorhersehbar als spannend.

Der historischen Hintergrund wird nicht einfach berichtet, sondern ist gut in die Geschichte integriert. Aveline ist z. B. mit dem Heer Barbarossas unterwegs. Etienne und Caspar gehören zunächst der französischen Vorhut an, und erleben alle Heerführer aus der Nähe. Karakush hat Kontakt zu Saladin, und alle erleben die Verhältnisse vor Ort mit.

Der Erzählstil der Autorin lässt mich mittendrin sein, ich sehe alles regelrecht vor mir, und habe sogar das Gefühl zu hören und zu riechen. Die Schlachten sind interessant und lebhaft erzählt. Besonders eindringlich ist die Erzählung der unschönen Dinge, die Kriege mit sich bringen, die Verletzungen, die Zeit im Winter, wenn alle hungern und sich Krankheiten breit machen. Aber auch die zwischenmenschlichen Töne kommen gut heraus. So ist man als Leser ständig auch emotional gefordert.

Wie es sich für einen guten historischen Roman gehört, gibt es auch ein paar Boni, Karten, ein Personenverzeichnis, ein Glossar und ein interessantes Nachwort. Die Autorin ist „vom Fach“, das merkt man auch. Ihren Buchtipp werden ich mir auf jeden Fall näher ansehen.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen, er ist unterhaltsam, spannend, gut recherchiert und interessant – so mag ich meine historischen Romane. Ich bin sehr gespannt auf weitere Romane der Autorin. Wegen der erwähnten, in meinen Augen zu aufgesetzt wirkenden Charaktere, vergebe ich „nur“ 4,5 Sterne, die ich aber, wo nötig, aufrunde, auf jeden Fall aber eine Leseempfehlung für alle, die gut recherchierte historische Romane mögen

Bewertung vom 04.10.2021
Die Schattenarmee / Ministry of Souls Bd.2
El-Bahay, Akram

Die Schattenarmee / Ministry of Souls Bd.2


sehr gut

London 1850: Der Soulman Jack Smith wurde vom Fluch des Ifriten getroffen, der ihn immer wieder schwächt, und letztlich wahrscheinlich töten wird. Oz und Prinzessin Naima versuchen ihr möglichstes, ihm zu helfen, aber auch Naima muss weiter geschützt werden. Man reist in Naimas Heimat, um eine Möglichkeit zu finden, den Ifriten zu besiegen, doch auch dort braut sich Übles zusammen.

Der Abschlussband der Dilogie setzt unmittelbar an Band 1 an und führt die Geschichte nahtlos weiter, wobei die Geschehnisse aus Band 1 knapp, aber gut, und nicht aufdringlich rekapituliert werden, schnell kommt die Erinnerung wieder. Man trifft (fast) alle bekannten Charaktere wieder, später kommen noch weitere hinzu, wie Naimas Bruder Amir, der, als ihre Familie ermordet wurde, bereits in die Heimat zurückgereist war, und jetzt das von Briten besetzte Land regiert.

Im Vorgängerband empfand ich vor allem die beiden Protagonisten Jack und Naima als zu blass, das hat sich in diesem Band etwas geändert, vor allem Jack ist mir näher gekommen, was wahrscheinlich daran liegt, dass er trotz des Fluches immer wieder versucht, über sich hinauszuwachsen. Mit Naima habe ich immer noch mehr Schwierigkeiten, ich kann sie nur schlecht fassen, allerdings ist es auch bei ihr etwas besser geworden. Die Stars der Geschichte sind aber auch dieses Mal wieder andere, allen voran Oz, der wieder für Humor sorgt, und kein Nebencharakter mehr ist. Ohne ihn wären die anderen ganz schön aufgeschmissen, auch wenn sie ihn nicht immer entsprechend behandeln – alleine, dass es eine gute Möglichkeit ist, Geister abzuschrecken, wenn man den Kater wirft – sagt schon alles … Auch Agathe und der Archivar Terry sind wieder mit von der Party, wenn auch nur in kleinen Rollen.

Naimas Bruder Amir hat mich enttäuscht, ihm fehlt eindeutig die Stärke seiner Schwester. Gut, er ist noch jung, aber immerhin der Thronfolger und nun Herrscher, da hätte ich schon ein bisschen mehr Contenance erwartet.

Gut gelungen ist der historische Hintergrund, auch wenn diese Welt natürlich nicht ganz unsere ist, sondern eben einen phantastischen Anteil hat, baut sie doch auf der unseren auf. Dieses Mal spielt die Geschichte vorwiegend in Naimas Heimat, aber auch London und die Zwischenwelt werden besucht. Die jeweilige Setting wird atmosphärisch gut integriert.

Band 2 empfinde ich spannender als Band 1, aber auch er hat seine Längen. Es gibt aber auch überraschende Wendungen, vor allem mit einer habe ich gar nicht gerechnet, und diese stellt manches auf den Kopf und macht die Lage noch schwieriger, da sie viele Emotionen ins Spiel bringt.

Ich habe mich lange gefragt, wie man den Ifriten am Ende besiegen will – die Auflösung hat mir gut gefallen, und ich finde es auch schön, dass man noch erfährt, wie es danach weitergeht. So hat die Dilogie einen guten Abschluss erhalten, auch wenn mir der Weg dahin nicht immer gemundet hat. Insgesamt hat mich dieser Zweiteiler, wenn ich ihn mit anderen Werken des Autors vergleiche, leider eher enttäuscht.

Die Dilogie ist okay, wenn man aber den Autor kennt, weiß man, dass er deutlich bessere Romane geschrieben hat, z. B. die Flammenwüste- oder die Bücherstadt-Trilogie. Ich finde vor allem seine Romane, die überwiegend phantastisch sind, wo er seine Phantasie austoben und ganz besondere Wesen erschaffen kann richtig gut. Für diesen zweiten Band der Dilogie vergebe ich 3,5 Sterne (aufgerundete wo nötig), weil ich ihn spannender als den ersten finde, und mir Naima und Jack etwas näher kamen.

Bewertung vom 02.10.2021
Madame Exupéry und die Sterne des Himmels
Villard, Sophie

Madame Exupéry und die Sterne des Himmels


ausgezeichnet

1930 reist die frisch verwitwete Consuelo Carrillo nach Argentinien, um sich ihre Witwenrente zu sichern. Ein Freund macht sie mit Antoine de Saint Exupéry, Flieger und Autor, bekannt, der sich in sie verliebt und sie mit seiner Art überwältigt – die Beziehung der beiden wird intensiv, aber nicht immer gut sein.

Wer kennt nicht „Der kleine Prinz“? Aber, wer kennt den Mann hinter diesem Buch? Sophie Villard erzählt hier zwar die Geschichte der beiden Protagonisten aus Consuelos Sicht, aber natürlich lernt man Antoine auch sehr gut kennen, allerdings eben aus Sicht Consuelos, seine Motivationen, seine Erlebnisse, wenn die beiden nicht zusammen sind, seine Gedanken und Emotionen erfahren wir, wenn überhaupt, subjektiv gefiltert. Consuelo selbst hat ein Buch über diese Beziehung herausgebracht, das als Basis diente.

Das mag jetzt einschränkend klingen, aber dennoch hatte ich das Gefühl in diesem Roman Antoine näher zu kommen, so beinhaltet bereits der Prolog Antoines letzten Brief an er an Consuelo schrieb, kurz bevor er verschollen ist. Und auch zwischendurch gibt es Ausschnitte aus Briefen oder andere Zitate. Und, man erlebt hautnah die Entstehung seines berühmtesten Buches „Der kleine Prinz“ mit, das auch gewisse autobiographische Züge hat.

Sophie Villards Erzählung lässt sich wunderbar und wie im Flug lesen, man hat das Gefühl dabei zu sein, und die Protagonisten gut kennenzulernen. Neben diesen beiden trifft man allerhand bekannte Künstler dieser Zeit, wie z. B. Marc Chagall oder André Derain. Die Örtlichkeiten sind unterschiedlich, nicht nur Buenos Aires, auch u. a. Paris, Casablanca, New York, Marseille und die Kaffeeplantage der Familie Consuelos dienen als Setting und tragen, wie auch das Lebensgefühl jener Jahre atmosphärisch zur Geschichte bei, ebenso wie die plötzliche Änderung durch den zweiten Weltkrieg.

Ja, ich hatte mir Antoine de Saint Exupéry anders vorgestellt, tatsächlich wirkt er oft wie ein Traumtänzer, ein großes Kind, das sich schnell ablenken lässt, und sich nimmt, was es will, ohne auf andere zu achten. Immer wieder habe ich auch das Gefühl, dass er eher Flieger als Autor ist und auch sein will. Er ist schwierig, Consuelo hat mir beim Lesen oft leid getan, manchmal hätte ich sie auch gerne geschüttelt. Aber, tatsächlich haben wir ja nur eine Seite der Geschichte gelesen. Ich glaube zwar nicht, dass Antoines Seite meinen Eindruck wesentlich geändert hätte, aber vielleicht hätte man etwas mehr Verständnis für ihn entwickelt. Wie dem auch sein, er ist ein interessanter Charakter, und man hätte sich gewünscht, dass er sein Leben nach dem Krieg hätte fortsetzen können.

Lesenswert ist auch der Anhang, das Nachwort der Autorin, ihre Ausführungen zu Fiktion und Fakten, und über den Verbleib der handelnden Personen, sowie die Literaturliste.

Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen, er hat für mich zwar Antoine de Saint Exupery etwas entmystifiziert, aber damit kann ich gut leben. Ich habe zwei interessante Persönlichkeiten kennengelernt, deren Beziehung alles andere als einfach war, war mittendrin in der Geschichte, haben mitleiden und mithoffen können, erlebt wie ein wunderbares Buch entstanden ist, und auch ein bisschen Neues erfahren (z. B. den Künstlerort Oppède kennengelernt). Ich empfehle diesen Roman uneingeschränkt weiter und vergebe sehr gerne volle Punktzahl.

Bewertung vom 25.09.2021
Die Tochter des Vercingetorix / Asterix Bd.38
Conrad, Didier;Ferri, Jean-Yves

Die Tochter des Vercingetorix / Asterix Bd.38


ausgezeichnet

Vercingetorix sorgte dafür, dass seine Tochter Adrenaline nach seiner Niederlage bei den Avernern in Sicherheit ist und nicht den Römern in die Hände fällt. Doch nun scheint das ein Spion herausgefunden zu haben, und Adrenaline wird in das kleine gallische Dorf gebracht.

Adrenaline ist ein richtiger Teenager, das drückt sich in Optik und Benehmen aus, und wird von Didier Conrad gut ins Bild gesetzt. Natürlich trifft es Asterix und Obelix, die auf sie aufpassen müssen, und Obelix entdeckt dabei den Jugendlichen in sich. Die Gallier wurden schon vorab gewarnt, dass Adrenaline gerne ausbüxt, man kann sich also schon denken, was passieren wird.

Schön finde ich, dass man, dem Thema entsprechend, mal die gallische Jugend zu Gesicht bekommt, Adrenaline findet schnell Freunde, man hängt zusammen ab, man hilft sich aber auch.

Ansonsten hat das übliche Personal der Reihe seinen Auftritt, Römer, Piraten und natürlich die Dorfgemeinschaft. Ich habe sehr viel geschmunzelt, besonders die Szenen mit den Piraten haben mir gut gefallen.

Ich mag es, wie Ferri und Conrad die Reihe weitererzählen, und habe mich auch hier wieder sehr gut unterhalten und viel schmunzeln müssen.

Bewertung vom 24.09.2021
Die Rückkehr der Zwerge 1 / Die Zwerge Bd.6
Heitz, Markus

Die Rückkehr der Zwerge 1 / Die Zwerge Bd.6


ausgezeichnet

Tausend Zyklen sind vergangen und im Geborgenen Land ist viel passiert. Als Goïmron, Vierter und nicht sehr erfolgloser Gemmenschneider ein Buch findet, beginnt ein episches Abenteuer, das vieles auf den Kopf stellen wird.

Ich musste mich tatsächlich erst einmal einlesen, bis ich den Roman umfassend genießen konnte. Vieles kam mir bekannt vor, vieles aber auch nicht, und das verwirrte mich zunächst etwas. Doch irgendwann war der Knoten gelöst, und je weiter ich im Roman fortgedrungen bin, umso mehr fühlte ich wieder mittendrin und konnte das Lesen genießen. Schließlich war ich komplett eingefangen und hätte am liebsten immer weiter gelesen, auch, weil so vieles am Ende in der Luft und die Spannung hoch hängt.

Wie von Markus Heitz gewohnt, sind die Charaktere sehr gut gelungen. Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, nicht nur aus Sicht der Zwerge verschiedener Stämme, sondern auch aus Sicht verschiedener anderer, zum Teil von Antagonisten, wobei das hin und wieder auch nicht ganz eindeutig ist bzw. kann sich hier noch vieles entwickeln.

Goïmron erinnert in vielem an Tungdil, und hat am Ende dieses Romans schon eine interessante Entwicklung hinter sich, ich bin sehr gespannt, wie er sich weiterentwickeln wird. Sehr gut gefallen mir eine Reihe anderer Charaktere aus verschiedenen Lagern, wie z. B. Sonuk, ein Srgãláh, ein Volk, das neu ist, und mich durch sein Äußeres immer an den ägyptischen Gott Anubis erinnert hat.

Auch des Autors Erzählstil gefällt mir wieder gut, bildhaft, packend, und mit vielen Überraschungen. Für mich ist deshalb noch sehr viel offen, man kann sehr gespannt sein, in welche Richtung sich manches im zweiten Band entwickeln wird, für anderes drücke ich stark die Daumen.

Wer die Wege der Charaktere nachvollziehen möchte, findet eine Karte im Buch, wer von der Vielzahl der Handelnden überwältigt ist, kann im Personenverzeichnis nachlesen, wer wer ist, und wer sich in den Begrifflichkeiten unsicher ist, kann in einem Glossar nachschlagen.

Ja, man kann den Roman bestimmt auch ohne Vorkenntnisse genießen, bekommt aber wahrscheinlich große Lust darauf, die Vorgängerbände noch zu lesen, immerhin wird, wenn auch nur dezent, auf die Ereignisse dort angespielt, was sich auch gar nicht vermeiden ließe, es ist immerhin die Vergangenheit der jetzigen Bewohner dieser Welt, und ihr jetziges Leben baut auf diesen Ereignissen auf. Schöner ist natürlich schon, alle vorhergehenden Bände zu kennen.

Nach leichten Startschwierigkeiten hat mich der Roman schnell gepackt, und ich konnte wieder komplett in die Welt der Zwerge (und anderer Wesen) eintauchen. Die Geschichte ist packend und voller Überraschungen. Den Protagonisten Goïmron, aber auch weitere Charaktere habe ich schnell ins Herz geschlossen – ich kann es kaum erwarten, Band 2 in den Händen zu halten. Von mir gibt es verdiente volle Punktzahl und eine Leseempfehlung für Fantasyfans.

Bewertung vom 23.09.2021
Viele Erben verderben das Sterben / Pippa Bolle Bd.8
Auerbach & Auerbach

Viele Erben verderben das Sterben / Pippa Bolle Bd.8


sehr gut

Im mittlerweile achten Band der Reihe verschlägt es Pippa Bolle nach Venedig, wo sie nicht nur ihrer blinden Nichte Mara zur Seite steht, sondern auch bald in einen Todesfall verwickelt wird. Die Familie Pazzoli ist zwar reich, aber auch schwierig, vor allem Patriarch Benito, der es nicht so mit Treue und daher viele Frauenbekanntschaften hat, und seine Töchter gleichzeitig kurz hält.

Venedig als Kulisse ist toll, und man erfährt auch ein bisschen etwas über diese besondere Stadt, auch, weil die beiden Autorinnen einen schönen, bildhaften Erzählstil haben, der einem schnell das Gefühl gibt, sich mit Pippa zusammen durch die Stadt zu bewegen. Besonders gut hat mir der Hinweis auf das eher unbekannte Denkmal der Partisanin gefallen.

Das Figurenensemble ist, wie gewohnt, begrenzt, die meisten der handelnden Charaktere haben mit der Familie Pazzoli zu tun und wohnen am (fikitiven) Canal Corto, der, wie der Name schon sagt, sehr kurz ist. Die Pazzolis haben ihr Geld u. a. mit einer Werft verdient, in der traditionelle venezianische Wasserfahrzeuge, wie die berühmten Gondeln, gefertigt werden. Allerdings hat Benito diese vor einiger Zeit geschlossen – der Patriarch wandelt wieder auf Freiersfüßen und beabsichtigt Venedig endgültig zu verlassen.

Benito tritt zwar selbst kaum auf, prägt aber das Geschehen, und vor allem die Anrainer des Canal Corto auf diverse, nicht immer gute, Weise. Pippa sitzt nun mittendrin und kann es natürlich nicht lassen, Dinge zu hinterfragen. Hin und wieder hatte ich Probleme, die Charaktere (z. B. Ida und Rosa) auseinanderzuhalten, nicht alle sind deutlich genug gezeichnet, allerdings betrifft das zumeist die Nebencharaktere. Zu Beginn gibt es eine Personenliste, die man ggf. zu Rate ziehen kann. Im Anhang findet sich außerdem ein Glossar für die venezianischen Begriffe sowie eine Zitat-Liste, denn in Venedig und von Benito wird Giacomo Casanova gerne zitiert.

Neben dem spannenden Kriminalfall ist auch wieder Humor an Bord, was man im Grunde schon an Titel und Cover erkennen kann. Aber es gibt auch durchaus ein paar ernste Themen, insgesamt ist der Roman eine gute Mischung. Auch die Auflösung hat mich überzeugt – ich habe bis zum Schluss gerätselt, was dahinter stecken könnte, eine wirkliche Idee hatte ich nicht – und das ist eher selten der Fall.

Sehr gut finde ich auch, wie hier auf das Thema Blindheit eingegangen wird, nicht nur, dass eine der Hauptcharaktere blind ist und auf deren Bedürfnisse eingegangen wird, es wird auch der Mut und das Können thematisiert, das Blinde mitbringen (müssen). Vor allem hat mir gefallen, dass Mara nicht als bedauernswert hingestellt wird, sondern als Mensch wie du und ich, der eben nur gewisse Besonderheiten und Bedürfnisse hat.

Die Pippa-Bolle-Reihe ist insgesamt lesenswert, und Band 8 hat seinen ganz eigenen Charme, auch wegen des Settings. Mich hat er gut unterhalten, ich empfehle ihn gerne weiter.

Bewertung vom 18.09.2021
Mordsand / Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn Bd.4
Fölck, Romy

Mordsand / Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn Bd.4


gut

Auf einer Elbinsel wird ein Skelett gefunden, offensichtlich handelt es sich um Mord – wer war der Mann, warum und von wem wurde er getötet?

Bereits der 4. Fall von Bjarne Haverkorn und Frida Paulsen, und auch hier gibt es wieder recht viele persönliche Szenen, ich finde das gut, so kann man die beiden und ihr Umfeld immer besser kennenlernen. Bjarne muss sich z. B. Sorgen um seine Tochter machen, während sich auf dem Hof von Fridas Eltern einiges tut. Und auch Frida bekommt schließlich einen ganzen Berg von Sorgen aufgeladen. Mal sehen, wie sich das im nächsten Band weiterentwickelt. Auch über die Elbmarsch erfährt man einiges.

Als Leser kann man wieder gut miträtseln, wobei Rückblenden in eine ungute Vergangenheit das ihre dazu beitragen. Von wem ist hier die Rede, hat das etwas mit dem Skelett zu tun, begleitet man hier Opfer, Täter, oder jemand ganz anderen? Am Ende löst es sich nachvollziehbar auf, auch wenn der Weg dahin mich manchmal ein bisschen zum Kopfschütteln bringt - oder auch ein bisschen mehr, wenn ich an die Szene im denkmalgeschützten Leuchtturm denke, die für jemanden nicht gut ausgeht – wie dumm, bitte, kann man sein?. Und auch dieses wieder einmal eher aufgesetzte „Ingefahrkommen“ eines wichtigen Charakters hat mich etwas genervt. Unterm Strich hat mich der Roman aber im wesentlichen abholen können.

Dass hier DDR-Übel benannt wird, finde ich gut, auch wenn man ähnliches in anderem Zusammenhang schon oft gelesen hat, mir persönlich war nicht klar, dass manchen Kindern und Jugendlichen in der DDR so etwas angetan wurde.

Band 4 der Reihe bringt ein paar persönliche Entwicklungen der Charaktere mit, sowie einen Fall, der nicht uninteressant ist, manches wirkt allerdings ein bisschen zu aufgesetzt. Wer die Vorgängerbände mochte, kann hier wieder zugreifen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.09.2021
Dr. Siri sieht Gespenster / Dr. Siri Bd.2
Cotterill, Colin

Dr. Siri sieht Gespenster / Dr. Siri Bd.2


ausgezeichnet

Laos, 1970er Jahre: Dr. Siri ist der einzige Leichenbeschauer des Landes. Erst landen zwei Männer auf einem Fahrrad auf seinem Tisch, dann zerfleischte Frauenleichen und schließlich zwei verbrannte Menschen, für die er sogar nach Luang Prabang reisen muss, wo er eine interessante Begegnung hat.

Auch im zweiten Band der Reihe spielt das Land, Laos, wieder eine große Rolle, politisch, sozial, aber auch mythologisch – mit einem guten Schuss Gesellschaftskritik. Man muss es mögen bzw. akzeptieren, dass hier viel mythologischer Glaube mit hinein spielt, so kann Siri z. B. Geister sehen.

Siri selbst muss man einfach mögen, er ist bereits über 70 Jahre alt, der Liebe wegen Kommunist geworden, ist neugierig, klug, manchmal schelmisch, und hat sich seinen Humor erhalten. Landet ein Mordopfer auf seinem Tisch, muss er einfach Ermittlungen anstellen, und hat am Ende auch immer zumindest zur Lösung beigetragen. Auch seine Arbeitskollegen sind gut besonders, Dtui, was ein laotisches Kosewort ist, und „Mobbelchen“ bedeutet, ist Krankenschwester und möchte gerne selbst Pathologin werden, ich bin gespannt, ob sie das im Laufe der Reihe (die schon einige Romane beinhaltet) werden wird, und Herr Geung, der das Down-Syndrom hat, aber ein perfekter Sektionsgehilfe ist. Dazu kommen noch Siris Jugendfreund Chivilai, der ein höheres Tier in der Partei ist, und der Polizist Phosy. Alle liebenswert und mehr oder weniger skurril.

Skurril sind auch hier wieder die Fälle, die Siri aber letztlich mit viel Einsatz nachvollziehbar löst. Der Autor erzählt bildhaft, das Kopfkino hat viel zu tun, Land und Leute werden vor dem inneren Auge lebendig, Siri hat wieder einige interessante Begegnungen, und man erfährt mehr über sein Leben – und auch über Dtuis.

Mir ist der laotische Leichenbeschauer schon im ersten Band ans Herz gewachsen, das hat sich hier auch nicht geändert. Ich freue mich darauf, ihn und seine Freunde wiederzutreffen. Die Krimis sind besonders, denn neben die reale Welt tritt manchmal auch die mystische, geisterhafte, das spricht vielleicht nicht jeden an, aber es lohnt sich, sich darauf einzulassen. Ich vergebe gerne wieder volle Punktzahl und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 14.09.2021
Der Tod und das dunkle Meer
Turton, Stuart

Der Tod und das dunkle Meer


ausgezeichnet

1634 sticht die Saardam von Batavia aus Richtung Amsterdam in See, An Bord der Generalgouverneur mit seiner Familie, ein Gefangener in Ketten und eine düstere Prophezeihung. Unterwegs geschieht Unheimliches, es scheint, als hätte man tatsächlich den Teufel an Bord.

Stuart Turton hat mich mit seinem Debütroman bereits umgehauen, natürlich war ich sehr gespannt auf seinen nächsten Roman, und hier ist er nun – und, um das bereits vorwegzunehmen, er hat mir sehr gut gefallen. Auch er ist kein 08/15-Roman, sondern lässt viel Platz für Spekulationen, überrascht immer wieder und ist kaum vorhersehbar. Zudem ist er ganz anders als „Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle“, aber wieder ein Mix aus verschiedenen Genres. Er ist, das stellt der Autor im Nachwort noch einmal klar, kein (reiner) historischer Roman, er hat zwar ausführlich recherchiert, das Geschehen aber an die Geschichte, die er erzählen wollte, angepasst, auch, wenn das historisch nicht immer sauber ist. Für mich geht das okay, für mich fühlte es sich sowieso mehr nach einem Spannungsroman vor historischer Kulisse an.

Was besonders gelungen ist, ist die Atmosphäre des Romans, man fühlt sich schnell mittendrin, spürt die Beklemmungen, die Ängste, aber auch all die anderen Emotionen. Und natürlich trägt dazu auch das Setting bei, das Schiff auf hoher See, das klar umgrenzte Szenario, dazu die verschiedenen Gruppen an Bord, Matrosen, Musketiere, die den Generalgouverneur begleiten, normale Passagiere und die „edlen“ Passagiere, die eigene Kabinen haben. Dazu der Gefangene, dessen Unterkunft man kaum eine solche nennen kann, und der dazu noch eine besondere Stellung einnimmt, denn eigentlich ist er ein berühmter Detektiv, dessen Bodyguard nun Ermittlungen aufnimmt, um zu begreifen, was hinter den Geschehnissen steckt.

Die Charaktere sind durchweg gut gezeichnet, und haben (fast?) alle etwas zu verbergen. Besonders gut gefallen mir neben Arent Hayes, dem oben erwähnten Bodyguard, den ich von Anfang an sehr mochte, die Frauen, vor allem Sara Wessel, des Gouverneurs Ehefrau, die sich ebenfalls nicht abhalten lässt, Ermittlungen anzustellen, obwohl ihr das – als Frau – zur damaligen Zeit nicht zusteht. Aber was soll man machen, wenn man klüger ist, als die meisten Männer an Bord … Ein interessanter Charakter ist Isaack Larme, der kleinwüchsige Erste Offizier der Saardam - und natürlich der Gefangene.

Stuart Turton erzählt sehr anschaulich, das Kopfkino bekommt einiges zu tun. Der Roman ist über 600 Seiten dick, ich habe mich auf keiner Seite gelangweilt. Sicher gibt es nicht nur actionreiche Seiten (die gibt es auch), aber ich finde auch die Dialoge, die Überlegungen, die Empfindungen der Charaktere interessant, vor allem, wenn man sich immer einmal wieder fragen muss, was davon ist wahr, was womöglich Show. Die Auflösung ist überzeugend, aber auch überraschend, und das „Endergebnis“ der Romans passt dann noch einmal richtig gut.

Auch Stuart Turtons zweiter Roman ist wieder sehr originell und hat mich absolut überzeugt, Charaktere, Atmosphäre, Geschichte, das stimmt alles, und ich hatte unterhaltsame Lesestunden. Gerne vergebe ich volle Punktzahl und eine uneingeschränkte Leseempfehlung für erwachsene Leser, die es mögen, wenn ein Roman originell ist, und sie mitdenken können/müssen. Ich bin nun gespannt, was uns in des Autors nächstem Roman erwartet!