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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Bewertungen

Insgesamt 2518 Bewertungen
Bewertung vom 02.11.2022
Wunder der Natur zum Entdecken und Verstehen
Wilkinson, Carl

Wunder der Natur zum Entdecken und Verstehen


ausgezeichnet

Lehrreiches Kindersachbuch mit interessanten Fakten und tollen Bildern

Die Natur birgt viele faszinierende und wundersame Besonderheiten, die häufig wie Wunder anmuten und die man sich nur schwer erklären kann. Warum lösen sich Lawinen, wie erwacht ein Baum im Frühjahr, warum wird es durch eine Sonnenfinsternis am Tag dunkel?

Die Wunder der Natur sind großartig und so rätselhaft, man weiß häufig gar nicht genau, wie sie entstehen. Auf Wiesen gibt es merkwürdige Feenringe, warum bilden sie einen Kreis? Und wie entstehen beispielsweise Polarlichter oder Stalaktiten? Wieso leuchten Katzenaugen im Dunkeln? Wann entwickelt sich eine Wüste in ein blühendes Meer aus Blüten? Was sind Geysire und wie funktionieren sie? Was passiert bei Erdbeben oder wie entsteht ein Tornado? Wie schnell wächst eine Eiche?

Diese und andere interessante Fragen und Phänomene aus der Natur werden in dem Buch mit naturalistischen Illustrationen und verständlichen Texten näher vorgestellt und den Leser:innen somit nahe gebracht. Schön und total selbstverständlich ist auf den Bildern auch die Einbindung von diversen Menschen oder welchen mit Handicap. Hier wird die Achtsamkeit für die Umwelt und die Natur geschärft und die Aufmerksamkeit auf einzelne Themen gelenkt. Es ist ein Genuß, die einzelnen Naturphänomene bewusst auf sich wirken zu lassen und mehr über die Entstehung und Hintergründe zu erfahren.

Wunderschön anzusehen, lehrreich und interessant präsentiert sich dieses Buch über Wundern aus der Natur. Achtsamkeit gepaart mit Wissen ist die beste Voraussetzung für einen wertschätzenden Umgang mit der Natur.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.11.2022
So klingt die Geschichte der Musik
Collet, Emilie

So klingt die Geschichte der Musik


sehr gut

Farbenfrohe und musikalische Annäherung an die Musik-Geschichte
Im Ullmann Verlag erscheint das mit Musik unterlegte Bilderbuch "So klingt die Geschichte der Musik" von Emilie Collet. Es richtet sind an Kinder ab 12 Monaten.

Hören und Sehen sind für Kinder entscheidende Sinne um etwas ihre Umwelt zu entdecken und etwas zu verstehen. Dieses Buch stellt Klangbeispiele verschiedener Musikepochen vor, gestartet wird im Mittelalter und führt weiter über die Renaissance, Barock, Klassik, Romantik bis in die Moderne.

Durch das Berühren eines Soundbuttons startet die Musik und das ist auch schon für kleine Kinder ein tolles Erlebnis.

Die Illustrationen sind bunt und fröhlich und zeigen Musiker und Tänzer in Menschen- und Tiergestalt in der zur Musikepoche üblichen Kleidung. In der Überschrift wird der jeweilige Musikstil mit Jahrezahlen benannt und in kurzen Texten etwas zur Musik erklärt oder es werden kleine Mitmachaufgaben gestellt.

Dieses kartonierte Hardcover ist recht robust und für Kinderhände gut geeignet. Sie haben einfach Freude daran, die bunten Bilder anzusehen, den kleinen Chip zu drücken und dann die Musikfragmente zu hören. Auch wenn sie mit den Jahreszahlen und den Namen der Epochen sicher noch nicht viel anfangen können, so erkennen sie doch, wie unterschiedlich die Musikstile sind.

Die Klangqualität ist für so ein kleines Buch recht gut und die Sequenzen sind recht klar hörbar. Betrieben wird das Soundmodul mit auswechselbaren Knopfzellen, die man zum Anhören einschalten muss.


Die Verbindung von Akustik und Visuellem ist für Kinder sehr lehrreich und sie greifen gerne zu diesem Buch weil es interaktiv ist.

Bewertung vom 29.10.2022
Wintermeer und Bernsteinherzen
Janz, Tanja

Wintermeer und Bernsteinherzen


sehr gut

Ein schöner Winter-Roman für lange Winterabende
Finja hat sich in Hamburg ihren Traum von einer eigenen Naturheilpraxis aufgebaut, doch gerade steckt sie in einer schwierigen finanziellen Situation. Da kommt das lukrative Angebot ihrer ehemaligen Chefin genau richtig. Finja soll ihren früheren Job als Maklerin für einen bestimmten Auftrag wieder aufnehmen und für einen Schauspieler in Sankt Peter-Ording eine exclusive Immobilie mit besonderen Anforderungen finden, der Preis spielt keine Rolle. Gerne stürzt sich Finja in die Aufgabe und kann gleichzeitig die Schönheit der Gegend wunderbar genießen und lernt auch noch den sympathischen Zahnarzt Jesper kennen.

Ich mag den eingängigen und atmosphärischen Erzählstil von Tanja Janz, sie lässt die schöne Natur an der Nordsee und das spezielle Flair Sankt Peter-Ordings und einige weihnachtliche Szenen wunderbar in ihre Geschichte einfließen und hat mich mit dieser Geschichte wieder gut unterhalten. Die Handlung umfasst Finjas Erlebnisse während ihrer Maklertätigkeit und bekommt durch die unterschiedlichen Protagonisten eine unterhaltsame Note.

Finja fühlt sich in Sankt Peter-Ording richtig wohl, sie genießt die Zeit an der Nordsee. Als sie den Zahnarzt Jesper trifft, fliegen schnell die Schmetterlinge in ihrem Bauch. Doch sie muss Geld verdienen, ihre Naturheilpraxis läuft alles andere als kostendeckend und so sucht sie für ihre alte Chefin eine bestimmte Immobilie. Das ist nicht so leicht, denn wer hier wohnt, möchte in der Regel nicht verkaufen. Als sie das reizvolle, alte reetgedeckte Barnsteenhuus entdeckt, ist sie vom Zauber des Hauses erfüllt und es zieht sie magisch an. Das könnte das passende Objekt für ihren Auftraggeber sein, wenn der unbekannte Eigentümer denn überhaupt verkaufen möchte. Aber zunächst muss sie den Besitzer erst einmal aufindig machen.

Es ist ein wunderbares Vergnügen, gemeinsam mit Finja durch die Ortsteile Sankt Peter-Ordings zu spazieren und wer die Szenerie kennt, fühlt sich gleich heimisch. Man spürt den Wind und die Kälte die einem beim Gang über den langen Steg in Bad um die Nase weht. Schön sind auch die Zeit im Reitstall, die kulinarischen Genüsse und die beschriebenden Wohnobjekte, die mit ihrer Vergangenheit eine interessante Geschichte erzählen.

Nicht ganz überzeugt hat mich Finja als Maklerin, so ganz professionell wirkt sie bei ihrer Immobiliensuche leider nicht und ihr Auftraggeber ist scheinbar einer von den großspurigen Menschen, die glauben, mit Geld alles kaufen zu können. Das gibt der Geschichte einen leicht schalen Beigeschmack. Für gute Unterhaltung sorgen allerdings die weihnachtlichen Vorbereitungen im Reitstall und die Treffen mit Finjas Zahnarzt. Und es gibt einige Hintergründe in der Geschichte, die von Nächstenliebe erzählen und damit genau zum Thema Weihnachtswunder passen.

Für lange Winterabende ist dieser Roman genau die richtige Lektüre. Er lässt vom nächsten Besuch in Sankt Peter-Ording träumen, erzählt von Liebe, Zeit im Pferdestall und von Nächstenliebe und bringt damit reichlich Wohlfühlatmosphäre mit.

Bewertung vom 25.10.2022
Die grüne Küche - Quick + Slow
Frenkiel, David;Vindahl, Luise

Die grüne Küche - Quick + Slow


ausgezeichnet

Gesunde Veggie-Küche für jeden Tag
Die Autoren David Frenkiel und Luise Vindahl sind das Bloggerpaar hinter dem Food-Blog "Green Kitchen Stories". Ihr Blog steht für eine gesunde Esskultur mit vegetarischen Rezepte für die ganze Familie.

Die Autoren haben hier einen vielseitigen grünen Mix vorgestellt, wo sich einfache, schnelle Alltagsgerichte und aufwändigere Festmahlzeiten abwechseln. Für letztere steht man auch schon gerne mal etwas länger in der Küche und feiert den Kochvorgang vielleicht auch schon gemeinsam mit den Gästen.

Diesem Buch merkt man seinen modernen Touch an, so tragen die einzelnen Kapitel solche reißerischen Bezeichnungen wie Grundzutaten mit Wumms, Morgenstund, Quick-Auf die Schnelle, Slow-Ruhige Momente, Coole Kombis und Süßes. Gemeint sind damit nichts anderes als Frühstücksideen, Salate, schnelle Gerichte für zwischendurch, Suppen, Hauptgerichte und Süßes.

Die unterschiedlichen Zubereitungen machen deutlich, hier kommt es grundsätzlich auf die gute Vorbereitung der Grundzutaten an und auf Meal Prep, damit man zum eigentlichen Kochen wenig Zeit im Alltag benötigt. Die Gerichte lassen sich häufig mit bestimmten Upgrades oder Toppings geschmacklich verändern und an verschiedene Vorlieben anpassen. Es gibt auch einige Varianten für vegane Formen.
Das Buch hat einen festen Einband und eine handliche Größe, was mir in der Küche immer sehr wichtig ist. Mir gefällt die geschmackvolle Aufmachung zwischen Text und Bild und die wunderbaren Foodfotos. Zusätzlich eingestreute Familienbilder sorgen für eine persönliche Note aus dem Leben der Autoren-Kochfamilie.


Meine Favoriten sind: Vier-Jahreszeiten-Buchweizen-Poridge; Luftige Kokos-Pfannkuchen; Tomatensalat mit Kichererbsen und Feta; Schwedische Ofen-Pfannkuchen; Rigatoni mit Harissa, Tomaten und Zitronenjoghurt; Kürbisquiche; Fächerkartoffeln und Grünkohl in Safran-Dhal (hier benötigt man die oben erwähnten drei Blätter).

Nicht so gut finde ich, dass für manche Gerichte viele verschiedene Zutaten nötig sind, häufig auch nur in kleinen Mengen. Als Beispiel: Drei Blätter Grünkohl bekomme ich aus dem eigenen Garten, aber im Supermarkt ist das eher eine unübliche Menge. Außerdem muss man wissen, dass einige Zutaten auch nicht überall erhältlich sind, wie bestimmte Gewürze und Mehlsorten. Ebenso sieht es mit Zatar und Sumach aus, deren Zubereitung aber mit Rezept im Buch vorgestellt werden. Manchmal muss man vor dem Kochen einen Einkauf im nächsten Asia-Markt oder im türkischen Supermarkt einplanen.

Für mich waren nicht alle Rezepte alltagstauglich, weil Das fand ich sehr schade, denn es schmälert die Lust am Ausprobieren und Nachkochen ein klein wenig.

Bei der häufig im Buch erwähnten Granola-Butter kann ich den Hype nicht nachvollziehen, weil ich Geschmack nichts abgewinnen kann. Und auch wenn Röstkaroffeln mit Chili-Butter und Wassermelonen-Feta-Salat sicherlich gut schmecken, benötige ich dafür kein spezielles Rezept.

Bei den Gerichten, die mit dem Zusatz SLOW gekennzeichnet sind, sollte man vor der Zubereitung genau hinsehen, wie lange die Fermentier-, Rühr-, Ruhe- oder Koch-Zeit insgesamt beträgt. Diese Zeitangabe befindet sich seitlich am Rand des jeweiligen Rezeptes. Ich habe es eher zufällig entdeckt.


Unter dieser Auswahl findet sich bestimmt einiges, was man gerne nachkochen möchte, ich hatte einfach mehr Hauptgerichte erwartet. Die Umsetzung von schmackhafter, vegetarischer Küche ist auf alle Fälle gegeben. Vielseitige Veggie-Küche, mal schnell, mal aufwändiger zubereitet.

Bewertung vom 24.10.2022
Heute ist der schönste Tag.
Sabbag, Britta

Heute ist der schönste Tag.


ausgezeichnet

Man ist immer selbst ein Stück weit für sein Glück verantwortlich

Eigentlich hatte sich Bär darauf gefreut, in der warmen Sonne spielen zu können. Doch dann ziehen graue Regenwolken auf und es gießt wie aus Eimern. Da bleibt er am besten gleich den ganzen Tag in seiner Höhle. Aber sein Freund Biber kommt an diesem Regentag vorbei und lockt ihn aus seiner Höhle, denn auch bei Regen kann man viele schöne Dinge entdecken und erleben. Man wird doch nur ein bißchen naß!

"Was haben wir für ein Glück, das es regnet!" Zitat

Wer sagt denn, dass man bei Regen keinen Spaß haben kann? Biber findet das gar nicht schlimm und bringt Bär auf tolle und gute Ideen. Bei Regen kann man herrlich mit Gummistiefeln in Pfützen springen, tanzen, singen oder im See schwimmen. Und wenn man pitschnaß und durchgefroren wieder nach Hause kommt, gibt es etwas Heißes zu trinken oder zu essen und das ist doch auch gemütlich. Dann spielt man drinnen Verstecken oder malt mit Buntstiften oder Wasserfarben einen Regenbogen. Es gibt viele schöne Dinge, die besonders gemeinsam glücklich machen, weil man zusammen Spaß hat. Dann scheint auch irgendwann wieder die Sonne.

Die Botschaft hinter diesem Buch ist klar. Schlechte Laune ist mies und mit Freunden, die gute Laune verbreiten und tolle Ideen haben, ist das Leben gleich viel schöner. Diese Erfahrung macht auch Bär und er erlebt, wie man sich den Tag selbst mit schönen Dingen füllen kann, weil man es möchte und Spaß haben will.

Die Texte sind einfach gehalten und sehr verständlich, aber die wunderschönen Illustrationen machen das Buch erst zu einem kleinen Highlight, denn sie zeigen nicht nur die Natur sehr getreu, sondern machen auch die Mimik in den Gesichtern von Bär und Biber sehr deutlich, sodass kleine Leser:innen gleich ihre Gefühle erkennen können. Und der besondere Hit ist der Song, den man sich per QR-Code anhören und dann mitsingen kann. Den entsprechenden Text findet man am Ende der Geschichte abgedruckt.

Auch wenn das Wetter oder die Laune mal nicht mitspielt, kann man sich trotzdem einen tollen Tag machen, um hinterher richtig glücklich zu sein. Und mit gutgelaunten Freunden machen Spiele und Unternehmungen doch erst richtig viel Spaß, auch wenn es mal gießt oder eben nicht so ist, wie man es sich wünscht.

Mein einziger Kritikpunkt ist die Farbe der Gummistiefel, die im Buchtext als rot beschrieben werden, in der Abbildung aber gelb sind. Da hat es wohl ein kleines Missverständnis gegeben. :-)


Ein wunderschönes Freundschaftsbuch, dass deutlich macht, das jeder selbst für sein Glück etwas tun kann. Trübsal blasen bringt nichts, lieber das Beste aus der Situation machen.

Bewertung vom 23.10.2022
Haus der Träume / Die Kaufhaus-Saga Bd.1
Lacrosse, Marie

Haus der Träume / Die Kaufhaus-Saga Bd.1


sehr gut

Wunderbarer Auftakt rund um das KaDeWe

Berlin, Anfang des 20. Jahrhunderts: Schauplatz dieses Romans ist das berühmte Berliner Kaufhaus KaDeWe, das mit seinen Luxusgütern schon früher berühmte Personen und kaufkräftige Kunden anzog. Als Tochter des Kaufhaus-Justiziars ist Judith Bergmann mit diesem Luxusangebot groß geworden. Ganz anders als Rieke, die aus ärmlichen Verhältnissen stammt und deren Mutter im Kaufhaus die Putzkolonne leitet. Rieke ist vom Glanz des Angebots schier überwältigt und setzt alles daran, dort eine Anstellung zu bekommen. Sie hat Glück und wird Kassenmädchen, dort lernt sie auch ihren Kollegen Hermann kennen und möchte ihn heiraten. Judith war auf dem Lyzeum und möchte studieren, sie soll den Sohn des Kaufhausgründers heiraten. Als sie das Leid vieler hungernder Kinder wahrnimmt, engagiert sie sich in der Kinderfürsorge im jüdischen Viertel. Als der Erste Weltkrieg ausbricht müssen Judith und Rieke ihre Lebenspläne hintenanstellen.

Der Roman beginnt mit einem Prolog von 1907 mit dem prunkvollen Glamour des berühmten Kaufhauses. Dort lernen wir Rieke und Judith im Alter von zehn Jahren kennen als gerade der König von Siam mit seinem Gefolge das Kaufhaus besucht. Danach führt die Geschichte durch eine unruhige und schwierige Zeit, die von 1914-1926 reicht und die Marie Lacrosse mit historischen Begebenheiten, aber auch mit Leben, Emotionen, Not und Intrigen füllt.

Die Romanhandlung wird aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten durch drei Familien gezeigt. Da ist die Familie des Kaufhausgründers Adolf Jandorf, der sich nach oben gearbeitet hat und trotz des Erfolges ein guter Mensch geblieben ist. Ebenfalls in der Oberschicht verkehrt die Familie von Judiths Bergmann, sie wird sogar auf eine soziale Frauenschule geschickt. Dagegen stammt Familie Krause aus der Arbeiterschicht, die Mutter schuftet als Putzfrau, der Vater ist ein Trinker und Rieke muss alle möglichen Duldungen erleiden, um in Lohn und Brot zu bleiben.

Der wunderbar flüssige und bildhafte Schreibstil führt einerseits durch die glanzvollen Angebote des Kaufhauses und bringt aber auch die Not der Berliner Bevölkerung während des Ersten Weltkriegs zum Ausdruck. Auch die schwierige Lage mit der Hyperinflation wird gut deutlich gemacht und die Folgen für hungernde Menschen, insbesondere Kinder wird immer wieder thematisiert. Man erlebt auch den Erfindungsgeist der Berliner und spürt, wie die sozialen Ungleichheiten die Gesellschaft spalten.

Marie Lacrosse schildert auf eindringliche Weise den Überlebenskampf der Bevölkerung während und nach dem Ersten Weltkrieg und lässt uns gleichzeitig das Luxusangebot im Kaufhaus bestaunen. Dank der Erlebnisse von Rieke und Judith taucht man in das Alltagsleben ein und sieht sich von den Nöten der Menschen umgeben. Mit Rieke habe ich mitgelitten und mich für ihre Erfolge gefreut und auch Judith wurde zu meiner Sympathiefigur, denn sie setzt sich mit großer Empathie für notleidende Kinder ein, ihre Ausbildung auf der Alice Salomon Schule hat Früchte getragen.

Die Ausgestaltung der Charaktere erfolgt sehr lebensnah und mit vielen unterschiedlichen Facetten, die Handlung ist emotional und zeitbeschreibend, sodaß man sich spürbar in die Zeit versetzt fühlt.
Dieser Roman verdeutlicht auf stimmungsvolle Weise die Schwierigkeiten der Nachkriegsjahre und bringt das damalige politische und persönliche Leben der Menschen spürbar zum Ausdruck. Aber auch der aufkommende Nationalsozialismus und die Übergriffe auf die jüdische Bevölkerung werden im Roman Teil der Handlung. Marie Lacrosse hat sehr ausführlich recherchiert und eine fiktive Geschichte vor historischer Kulisse erzählt, die mir gut gefällt, die aber durch die Menge an Personen, Vorgängen und detailreichen Informationen auch etwas überfrachtet und zu sehr auserzählt wurde.

Ein umfassender, gut erzählter Roman, der das Leben der Menschen und das Kaufhaus KaDeWe im Wandel der Zeiten beschreibt.

Bewertung vom 22.10.2022
Zur See
Hansen, Dörte

Zur See


ausgezeichnet

Ein melancholischer Roman, der den Wandel vom Inselleben aufzeigt
Der Roman "Zur See" von Dörte Hansen erscheint im Penguinverlag.

Familie Sander lebt seit Generationen auf der kleinen Nordseeinsel, ihre Vorfahren fuhren alle zur See, einige waren Walfänger. Aus dieser Zeit stammt noch der typische Walknochen-Zaun, der das hübsche reetgedeckte Haus für Touristen zum beliebten Fotomotiv macht. Im Sommer bevölkern die Touristen die Insel, sie kommen zum Entspannen hierher, wollen mal von ihrem Alltagstrott ausspannen. Die Insulaner müssen sich die sommerliche Idylle der übervollen Insel nun mit den Touristen teilen, dabei verbringen sie die meiste Zeit am Meer mit seinen Launen, den Stürmen und Hochwasserfluten und den persönlichen Schicksalen, die das Meer über Jahre formte, furchte und verbog.

Dörte Hansen begleitet in ihrem Roman ein Jahr im Leben der zerrissenen Familie Sander, die mit Traumata und menschlichen Problemen zu kämpfen hat, viel Arbeit im Sommer durch die Touristen und eine einsame Stille in den dunklen Wintermonaten. Sprachlos ist die Familie geworden, die Probleme stecken tief und als Norddeutsche fügen sie sich in ihr Schicksal und reden nicht lange drumherum.

So wie Jens Sander, der vor Seefahrt und Familie in die Einsamkeit als Vogelwart floh. Oder Ryckmer, der älteste Sohn der Sanders, der dem Alkohol nicht entkommen konnte, sein Kapitänspatent verlor und nun hilflos nach seinem Platz im Leben sucht. Mutter Hanne fügt sich in ihre Aufgaben, sprachlos und ohne Freude am Leben. Tochter Eske kümmert sich im Altenheim um alte Seeleute und hegt einen tiefen Groll gegenüber den Touristen, die sie am liebsten von der Insel verbannen möchte. Der jüngste Sohn Henrik konnte sich als Kind nie einfügen, doch als Erwachsener hat er seinen Platz im Leben gefunden, er fühlt sich dem Meer eng verbunden, sammelt Treibholz und fertigt daraus Kunstwerke, die ihm sein Auskommen sichern.

Es ist ein tief bewegender Roman, weil er uns in die Seele der Menschen schauen lässt und ihre Nöte und Sorgen zeigt, und das ohne große Dialoge oder Erklärungen. Nur durch die leisen Zwischentöne im Handeln der Figuren erkennt man, welche Probleme die Menschen umgibt und wie Sucht, fehlende Zuwendung, Einsamkeit und Auseinanderleben ihr Leben formte.

Gleichzeitig wird die Auswirkung des ausufernden Fremdenverkehrs deutlich, wo viele Menschen in die Idylle einer Insel einfallen, ist die Ruhe schnell vorbei. In ihren ersten Jahren waren noch viele Gäste im Haus der Sanders, die eigenen Kinder zogen dann auf den zugigen Dachboden. Doch die Verwurzelung mit ihrer Heimat merkt man ihnen allen noch an. Geblieben ist die Sehnsucht nach dem Meer und die Verbundenheit mit den Ortsansässigen.
Dörte Hansen versteht es mit teilweise poetischen Sätzen ganz wunderbar mit ihren sperrigen Figuren den Wandel des Lebens an der See darzustellen. Ihr kantiger rauer Erzählstil beschreibt eindrucksvoll wie die Insulaner miteinander umgehen. Sie erzählt eine individuelle Story, die solche aktuellen Themen beherbergt wie Glaubensverlust, Klimaveränderung und Tourismusboom. Man fühlt in ein Inselleben hinein, wo die Seele nicht entspannen kann, weil die Veränderungen so deutliche Spuren hinterlassen.
Ein melancholischer Roman, der in die Seele der Menschen schauen lässt und den Wandel vom Inselleben aufzeigt


Ein melancholisches Buch, das den Wandel des Lebens an der See aufzeigt und durch seine Eindrücklichkeit noch lange in mir nachhallen wird. Meine Buchempfehlung des Monats!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.10.2022
Amalfi-Küche - Rezepte aus Italiens Süden
Caldesi, Giancarlo;Caldesi, Katie

Amalfi-Küche - Rezepte aus Italiens Süden


ausgezeichnet

Ein Genuss für die Sinne!

In diesem Buch präsentieren uns die Caldesis eine kulinarische Reise an die Amalfi-Küste und stellen die süditalienischen Kochklassiker in Wort und Bild vor.
Die Amalfi Küche nimmt die Leser mit auf eine kulinarische Reise zu einer der malerischsten Küsten Italiens. Die landestypischen Rezepte werden mit hervorragenden Foodfotos in Szene gesetzt, das inspiriert und weckt augenblicklich Appetit.


Den Zauber der Amalfiküste kennt man von Bildern, die die malerischen Küstenorte vor azurblauem Meer präsentieren. Diese sonnige Gegend ist bekannt für seine sonnengereiften Zitrusfrüchte und hat viele kulinarische Köstlichkeiten zu bieten. Man denke nur an die legendäre Pizza napoletana mit Mozzarella, an die vielen Fischgerichte und Meeresfrüchte und an hausgemachte Ravioli mit abschließendem Limoncello. Katie und Giancarlo Caldesi haben in diesem Buch über 100 Rezepte der süditalienischen Küche zusammengefasst.

Das Buch gliedert sich in elf thematisch geordnete Kapitel, die zunächst die jeweilige Gerichtart im allgemeinen und mit besonderen Zubereitungs- oder Aufbewahrungstipps beschreiben und mit interessanten Infos der Besonderheiten des Landes versehen. Danach folgen die einzelnen Rezeptvorschläge mit appetitlichen Fotos, übersichtlich angeordneter Zutatenliste und klar definierter Zubereitungsanleitung. Die Namen der Gerichte werden auf Italienisch und Deutsch genannt und die Ansicht der Foodfotos sind einfach nur verlockend.

Die Kapitel umfassen Antipasti; Suppen; Pizza & Brot; Risottos & Brühen; Pasta & Gnocchi; Fisch & Meeresfrüchte; Fleisch; Gemüse & Beilagen; Süsses; Cocktails & Drinks; Käse. Ein abschließendes Inhaltsverzeichnis sortiert die Rezepte nach alphabetisch geordneten Zutaten.

Wie gewohnt stelle ich einige Gerichte vor. Gestartet wird mit Antipasti: frittierte Sardellen, Enzas Auberginen oder frittierte Mozzarella-Sandwiches, ein typisch italienischer Genuss.

Weiter geht es mit Minestrone, Fischsuppe oder Bohnensuppe. Danach folgen verschiedene Pizzen und Foccaccia. Risotto gehört unbedingt auf den Tisch, doch auf die entsprechende Brühe kommt es an, auch dazu gibt es zwei Rezepte.

Wie stellt man Pastateig her und wie macht man schnelle Saucen? Spaghetti alla Puttanesca oder mit Meeresfrüchten, Ravioli al limone, Canneloni oder Gnocchi mit Tomatensauce, die Auswahl ist groß.

Fisch gibt es in unterschiedlichen Varianten, Wolfsbarsch im Salzmantel oder aus dem Ofen, Muscheln oder frittierter Fisch. Oder doch lieber etwas mit Fleisch? Die Fleischbällchen in Tomatensauce, Kaninchen nach Ischia-Art oder Zitronen-Hähnchen stehen bei mir ganz oben auf der Liste. Dazu Gemüsebeilagen wie gerösteter Fenchel, Mangold oder gebratene Zucchini, die mit Minze und Essig abgeschmeckt werden.

Danach gibt es dolci, wenn man noch essen kann. Darf es etwas vom Zitronen-Mandel-Kuchen sein, ein Sorbet, Mandel-Küchlein oder das Tiramisù fragole? Zum Abschluß einen Cocktail mit etwas Käse?

Wer dieses Buch aufschlägt, darf sich auf eine wunderbare Reise an die Amalfiküste freuen. Die wunderschönen Fotos zeigen auf bezaubernde Weise die Schönheit Süditaliens und die regionalen Gerichte und Rezepte beschreiben, was dort auf den Tisch kommt. So holt man sich das Urlaubsgefühl nach Hause.

"Amalfi Küche" ist ein wunderschön aufgemachtes und appetitanregendes Kochbuch mit tollen Rezepten und dem wunderschönen Setting der Amalfiküste, das den Betrachter von Italien träumen lässt und sich wunderbar als Geschenk eignet. Ein Genuss für die Sinne! Essen wie in Italien!

Bewertung vom 19.10.2022
Wildnis extrem - Die besten Überlebenstricks der Tiere, Pflanzen und Menschen
Lerwill, Ben

Wildnis extrem - Die besten Überlebenstricks der Tiere, Pflanzen und Menschen


ausgezeichnet

Großartiges Entdeckerbuch mit Survival-Tipps für Extrem-Gebiete
Bei Penguin Junior erscheint das Sachbuch "Wildnis Extrem" von Ben Lerwill, illustriert von Daniel Long für Kinder ab sechs Jahren.

Wer träumt nicht davon, fremde Länder und und abgelegene Gegenden der Erde zu erkunden? Doch man muss sich schon darauf vorbereiten, denn es gibt Orte auf der Erde, die stecken voller Gefahren für Mensch und Tier. Aber wie kann man in den eisigen Weiten der Arktis oder in der staubtrockenen Wüste Arabiens überleben? Und welche Gefahren drohen im Regenwald des Amazonas? Dieses Buch stellt die unterschiedlichen Gefahren und perfekten Anpassungsmöglichkeiten verschiedener Lebewesen vor.


Von der Arktis zur Antarktis, in die unendlichen Weiten des Ozeans, dem Amazonas, den Alpen bis hin zu den höchsten Bergen der Welt werden hier die extremsten Gegenden auf der Erde erklärt.
Man kann es sich manchmal gar nicht vorstellen, aber auch dort leben Tiere, Pflanzen oder Menschen haben sich den Bedingungen angepasst.
Doch wie kann man in dieser Wildnis überleben und worauf muss man besonders vorbereitet sein? In diesem Buch erfahren Kinder die extremen Lebensbedingungen zwölf verschiedener Orte und die Möglichkeiten, wie und welche Mittel man benötigt, um dort überleben zu können und wie man diese Lebensräume schützen kann.

Beispiel: Australisches Outback
Naturgetreue Bilder zeigen einen anschaulichen Eindruck der Landschaft, es werden Fakten über die geografischen Besonderheiten und die dort lebenden Tiere beschrieben und dann gibt es hilfreiches Wissen über die speziellen Gefahren in dieser Gegend. In diesem Fall die extreme Hitze und Trockenheit, die Gefahr von Bränden, der Wassermangel und die schwierige Orientierung im riesigen Busch. Wie kann man hier leben und welche Nahrung finden die Einheimischen im Outback? Welche Tierspuren kann man dort entdecken und wie wirft man einen Bumerang?

Es ist äußerst interessant, welche Gefahren es in bestimmten Lebensräumen gibt und wie man sich davor schützen kann. Was muss man beispielsweise vor einer Alpenwanderung wissen und was muss man mitnehmen?
Kinder werden hier stückweise an Orte unterschiedlicher Klimazonen herangeführt und erfahren wissenswerte Fakten zur Tierwelt, zu den drohenden Gefahren und zum Umweltschutz. So etwas erweitert den Horizont und baut das globale Verständnis für Erde auf.

Ein tolles und wissensreiches Entdeckerbuch für kleine und große Weltreisende, das die Probleme von extremen Lebensräumen verständlich macht.

Bewertung vom 19.10.2022
Lektionen
McEwan, Ian

Lektionen


gut

Leider nicht mein Lieblingsbuch vom Autor

Roland Baines ist noch ein Kind, als er 1958 im Internat von seiner Klavierlehrerin Miriam Cornell verführt wird. Jahre später wird er Vater, seine deutsche Frau Alissa verlässt ihn und das Baby, als der Kleine gerade mal vier Monate alt ist. Es dauert Jahre, bis sich Roland 1986 auf die Suche nach seiner Herkunft macht, nach Antworten sucht und herausfinden will, warum ihn Alissa verlassen hat.

Mit diesem Roman habe ich mich schwer getan, einerseits fand ich ihn von der Grundidee her sehr interessant und auch flüssig, anschaulich und einfach gut geschrieben. Aber der Aufbau der Story, die vielen zeitlichen Sprünge und die doch teilweise langatmigen Phasen haben mich doch sehr mit dem Buch hadern lassen.

Roland zieht mit seinen Eltern aus einer britischen Garnison in Libyen nach Großbritannien und kommt dort 1959 als Kind in ein Internat. Seiner Klavierlehrerin fällt seine Begabung auf, mit Strenge versucht sie ihn musikalisch anzuleiten. Sie fühlt sich zu dem Jungen hingezogen und missbraucht ihn. Roland verlässt die Schule und genießt sein Leben, er ist rastlos und ohne Ziel, auch beruflich. Was am Ende dazu führt, dass er sich mit Jobs als Hotelpianist und Tennislehrer über Wasser halten muss.

Ian McEwan fügt in seinem Roman einzelne Episoden aus Rolands Leben und seiner persönlichen Kontakte aneinander, er verwebt dabei aber auch Geschichten anderer Figuren mit ein, verknüpft politische Entwicklung und Zeitgeschehen, Probleme und Erkenntnisse der Protagonisten mit ein, was mir insgesamt einfach zu viele Informationen waren. Ich hätte mir gern einen klaren roten Faden gewünscht, eine erkennbare Trennung von Hauptgeschichte und Nebenszenen, die mich mehr angezogen hätte.

Die Intention hinter dem Roman liegt meiner Meinung nach darin, zu zeigen, wie ein Menschenleben von eigenen und fremden Entscheidungen, von den Auswirkungen von Politik, Katastrophen und gesellschaftlichem Leben beeinflusst wird.

Ein literarisch anspruchsvoller Roman, der eindringlich erzählt wird und dadurch auf Dauer langatmig erscheint. Hat mich leider enttäuscht zurück gelassen.