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yellowdog

Bewertungen

Insgesamt 1899 Bewertungen
Bewertung vom 11.10.2022
Wer mit den Toten spricht / Raven & Flyte ermitteln Bd.2 (eBook, ePUB)
Turner, A. K.

Wer mit den Toten spricht / Raven & Flyte ermitteln Bd.2 (eBook, ePUB)


sehr gut

Cassie Ravens Familiengeheimnis

Wer mit den Toten spricht ist der zweite Band um Cassie Raven, die begabte Assistentin der Rechtsmedizin. Sie ist wirklich eine besondere Figur, tough, aber sensibel und mitfühlend. Es macht Spaß, sie durch den Roman zu begleiten.
Diesmal forscht sie über den Mord ihrer Mutter, für den ihr Vater ins Gefängnis ging. Das ist Jahre her, aber war der Vater wirklich der Täter?

DS Phyllida Flyte ist natürlich auch wieder mit dabei, aber sie nimmt nicht so viel Raum ein wie Cassie. Dennoch ist auch sie ein interessanter Charakter.

A.K.Turner hat eine ruhigen, dialogbetonten Stil und sie lässt ihren Figuren Raum für ihre Gedanken. Diese Form kommt meinem Lesegeschmack sehr entgegen. Manche Leser könnten eventuell Action vermissen.
Dafür hat der Roman viel Atmosphäre und an manchen Stellen mehr als nur ein Thriller.
DS Phyllida Flyte ist natürlich auch wieder mit dabei, aber sie nimmt nicht so viel Raum ein wie Cassie. Dennoch ist auch sie ein interessanter Charakter.

A.K.Turners zweiter Raven&Flyter-Roman ist genauso gut wie der erste.

Bewertung vom 10.10.2022
ich föhne mir meine wimpern
Elspaß, Sirka

ich föhne mir meine wimpern


sehr gut

Subtil und sensibel

Normalerweise begegne ich der Gedankenwelt jüngeren Leuten unter 30 nur selten, da diese Generation so introvertiert ist. Die 1995 geborene Lyrikerin Sirka Elspaß gehört dazu und findet in ihrem bei Suhrkamp erschienen Buch „Ich föhne mir die Wimpern“ einige originelle Sprachbilder.
Das gilt besonders für den langen ersten Teil „gedankengänge machen die tollsten moves“ .
Sofort fallen mir Gedichte auf, die auf Essstörungen anspielen. Schon im ersten Teil war die Erzählerin im Krankenhaus und hat überlebt. Ob sie wie angekündigt wirklich den Weg in den nächsten Dönerladen ansteuert, darf man bezweifeln. In weiteren Gedichten wird das Thema berührt.

Es gibt aber auch viele humorvolle Einschläge, z.B. „auf der rolltreppe fahren die handgriffe immer etwas schneller als man selbst.“ oder „und woher weiß die schmerztablette wo es schmerzt“.

Was mich auch anspricht ist „ich kenne viele Wörter und keines davon passt“. Ein bekanntes Gefühl.
Themen wie gendern werden angerissen, ohne plakativ zu werden.

Teil 2 und 3 sind dann Mutter-Texte. Für mich auf Anhieb nicht zu verstehen. Vielleicht werde ich mich ihnen später noch einmal widmen.

Der dritte Teil, der vielleicht der makelloseste im Buch ist, heißt „es gibt blumen die kommen einfach so zwischen den steinen hervor“. Da sind viele sensible und subtile Momente enthalten.

Ich schätze die Lakonie der Autorin, obwohl ich zu einigen Texten keinen Zugang hatte.

Bewertung vom 09.10.2022
Ingeborg Bachmann und Max Frisch - Die Poesie der Liebe / Berühmte Paare - große Geschichten Bd.3
Storks, Bettina

Ingeborg Bachmann und Max Frisch - Die Poesie der Liebe / Berühmte Paare - große Geschichten Bd.3


sehr gut

Ikonen der Literatur

Über die beiden Literatur-Ikonen Ingeborg Bachmann und Max Frisch ist schon viel geschrieben worden. Bettina Storks hat diesen Roman geschrieben, der ihre Beziehung in den Mittelpunkt stellt.
Aufgrund des Buchtitels befürchtete ich Verkitschung, doch Bettina Storks ist immerhin auch Literaturwissenschaftlerin und stellt den Charakter der Figuren wohl treffend dar.
Das Buch ist aber Teil der Reihe Berühmte Paare - große Geschichten, und damit ist auch die Zielgruppe klar.

Es beginnt 1958. Auch das literarische Werk der beiden fließt mit ein.
Ingeborg Bachmann hat zu dem Zeitpunkt gerade ihr Hörspiel Der gute Gott von Manhattan herausgebracht und arbeitet an Erzählungen, Max Frisch beginnt mit ersten Ideen zu seinem Roman Mein Name sein Gantenbein.

Als Leser bekommt man Lust, sich auch wieder mit den Bücher der beiden zu beschäftigen.

Die Schauplätze der Handlung spielen auch eine große Rolle, vor allen Italien, den Sehnsuchtsort von Ingeborg Bachmann.

Mein Kritikpunkt an Bettina Storks Buch ist aber ihre flache Sprache, die nicht viel literarisches hat und so dem Sujet nicht gerecht wird.
Storks Stärken hingegen sind die Details.

Bewertung vom 09.10.2022
Phlox
Schmidt, Jochen

Phlox


gut

Beschreibungswut

Jochen Schmidt ist in Phlox im positiven wie im negativen beschreibungswütig. Mit langen Sätzen und wenig Absätze beschreibt er eine Rückkehr zum Platz der Kindheit und Erinnerungen werden in Gang gesetzt.
Richard Sparka reist mit seiner Familie, also Klara und den Kindern Karl und Ricarda nach Schmogrow im Oderbruch, wo Richard als Kind oft seine Sommerferien verbracht hat.

Mich beeindruckt, wie Jochen Schmidt eine Gleichzeitigkeit in Szene setzt, zum Beispiel denkt Richard während er fährt daran, wie er als Kind die selbe Strecke auf der Rückbank verbracht hat.
Es entsteht auch ein Bild der Zeit in der DDR wieder, selbst die Zeit davor fließt ein.
Als moralische Instanz galt Richard das inzwischen verstorbene Ehepaar Tatziet, die in Schmogrow lebten.

Der Text ist zum Teil auch verklärend. Ob man sich aber daran stören muss, weiß ich nicht, denn Jochen Schmidt ist nicht naiv und hat eine eigene Art von Humor. Dadurch entsteht Sympathie für den Autor.
Doch was soll man sagen zu diesem Übermaß an Beschreibungen und Betrachtungen? Die Detailverliebtheit ist außerordentlich! Ist wirklich alles wert ausführlich erzählt zu werden?
Für mich persönlich war das Übermaß dann irgendwann doch erreicht.

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Bewertung vom 08.10.2022
Neubeginn im kleinen Strickladen in den Highlands / Der kleine Strickladen Bd.4
Oswald, Susanne

Neubeginn im kleinen Strickladen in den Highlands / Der kleine Strickladen Bd.4


gut

Anleitung zurück ins Leben

Susanne Oswald setzt ihre Strickladen-Reihe fort.
Von den Vorgängerromanen kenne ich keinen, aber auch „Neubeginn im kleinen Strickladen in den Highlands“ bietet noch einen guten Einstieg.
Der lange Romantitel ist ja eigentlich eher abschreckend, denn mit Stricken habe ich nichts am Hut (aber es gibt ja noch die Whisky-Distellerie nebenan).
Mich lockte dann doch auch der Schauplatz Loch Lomond in den schottischen Highlands.
Schon das Cover lädt einen ein in diesen Unterhaltungsroman zum Wohlfühlen. Im Großen und Ganzen ist es ein unspektakulärer Roman.
Im Mittelpunkt steht Amely und ihre Hündin Molly. Amely hat einen Verlust erlitten. Ihr emotionaler Zustand der Trauerbewältigung ist Hauptthema des Buches.
Amely ist mit Maighread und Chloe befreundet. Beide sind Protagonistinnen der früheren Teile der Reihe. Dann gibt es noch den Whisky-Destillerie-Betreiber Peter, der eine weitere Hauptfigur ist. Peter und Amely verstehen sich gut.
Dank Peter und ihren anderen Freundinnen des Strickladens wird sich Amely wieder gut fühlen.
Der Roman ist praktisch eine Anleitung zurück ins Leben.

Bewertung vom 06.10.2022
Miss Kim weiß Bescheid
Cho, Nam-joo

Miss Kim weiß Bescheid


ausgezeichnet

Geschichten mit Themen, die universell gültig sind

In Cho Nam-Joos Geschichten geht es vorwiegend um Frauen. Es ist bewundernswert, dass die Autori n dabei viele Altersgruppen berücksichtigt. So ist die Protagonistin der ersten Geschichte um die Achtzig und erlebt das Sterben ihrer Schwester mit. Als Leser ist man dicht bei ihren Gedanken und Emotionen.
In der letzten Story geht es um eine Schülerin und die Schwierigkeit, in Zeiten von Corona eine Beziehung zu führen.
Zwischen diesen Eckpunkten befinden sich unterschiedliche Geschichten mit diversen Themen. Erwähnenswert ist die Titelstory, Miss Kim weiß Bescheid, die in die Arbeitswelt führt.
Cho Nam Joo findet ihre gesellschaftsrelevanten Themen in verschiedenen Bereichen.
So ist eine Story (Lieber Hyunnam) im Uni-Milieu angesiedelt und es ist die Geschichte einer Trennung wie auch der Emanzipation. Es hat die Form eines Briefes und ist ziemlich treffend gemacht.
"Große Mädchen" thematisiert Gewalt und Belästigung und zeigt, wie schwierig es ist, damit umzugehen.
All diese Themen behandelt die Autorin universell. Daher ist dieses Buch auch Lesern zu empfehlen, die sich nicht spezifisch für Südkorea interessieren.

Obwohl die Geschichten unterschiedlich sind, hat das Buch eine gute Geschlossenheit.

Bewertung vom 06.10.2022
Florian Illies über Gottfried Benn / Bücher meines Lebens Bd.1
Illies, Florian

Florian Illies über Gottfried Benn / Bücher meines Lebens Bd.1


ausgezeichnet

Florian Illies hat schon einige Male über den Dichter Gottfried Benn geschrieben und diesmal sogar ein eigenes Buch, das von Volker Weidermann herausgegeben wurde.
Zwar blieb mir die Lyrik Gottfried Benns immer überwiegend verschlossen, doch als literarische und historische Persönlichkeit seiner Zeit ist er interessant und Illies trägt alle wesentlichen Aspekte zusammen, aber auch die Erkenntnis, dass man Benn außerhalb seiner Gedichte kaum Nahe kommen kann.

Mich interessierte am Buch auch Florian Illies Leidenschaft für diesen Dichter. Seine Gefühle kann man für sich selbst auch auf andere Schriftsteller übertragen, die einem etwas bedeuten. Das ist eine Qualität des kurzen, aber bemerkenswerten Buches, die ich schätze und ich mag das Format.

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Bewertung vom 03.10.2022
Lektionen
McEwan, Ian

Lektionen


ausgezeichnet

ein reichhaltiger, epischer Roman

Der neue Roman des Superstars der britischen Literatur ist umfangreich und zeichnet das Leben eines Engländers nach, der 1948 geboren wurde, in Libyen aufwuchs, dann in ein englisches Internat kommt. Dort hat er als 13jähriger eine unerlaubte, verstörende Beziehung zu seiner Klavierlehrerin und später, 1987, wird er alleinerziehender Vater, nachdem seine Frau ihn verlassen hat.
Die einzelnen Lebensepisoden von Roland Baines sind so geschildert, dass man als alles nachvollziehen kann. Es bleibt aber überwiegend undramatisch.
Zweifellos hat dieses geschilderte Leben auch viel mit dem Autor selbst zu tun, denn einige Eckdaten decken sich. Dadurch wird es natürlich nicht autobiographisch, denn Roland wird kein erfolgreicher Schriftsteller. Seine Ex-Frau Alissa hingegen schon.

Immer wieder werden bestimmte Aspekte der Zeitgeschichte ins Spiel gebracht: Kubakrise, die weiße Rose, Tschernobyl etc.
So wird es auch ein Buch über die letzten Hundert Jahre Europas.

Da das Buch lang ist, nimmt sich Ian McEwan die Zeit manche Nebengeschichten ausführlich zu erzählen. Zum Beispiel die über seine deutsche Schwiegermutter oder manchmal auch nur Rolands Lektüre des Buches Jugend von Joseph Conrad, dessen Plot man dadurch komplett erfährt.
Manche dieser Abschnitte konnten mich sehr interessieren, andere aber auch nicht. Ein Stück weit ist der Roman verplaudert, aber dieses Lesegefühl gibt sich mit der Zeit und man bleibt doch durch all die Jahre gespannt an der Seite von Roland.

Bewertung vom 02.10.2022
Die rätselhaften Honjin-Morde / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.1 (eBook, ePUB)
Yokomizo, Seishi

Die rätselhaften Honjin-Morde / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Der Klang der Koto

Ich bin immer auf der Suche nach neuen Büchern aus dem asiatischen Raum. Der 1902 geborenen Japaner Seishi Yokomizo, von dem ich vorher noch nicht gehört hatte, gehört aber eher zu den Klassikern der Kriminalliteratur. Die Handlung spielt sich 1937 ab.
Das Cover ist zwar bluttriefend, aber ansonsten ist das Buch eher Cozy.
Die bewährte Usrula Gräfe hat die Übersetzung übernommen.

Schon die Erzählweise ist klassisch und absolut prägend. Ein Kriminalautor erzählt den Fall der rätselhaften Honjin-Morde, bei dem ein Brautpaar getötet wurde. Dabei ist der Raum von innen verschlossen und es ist unklar, wie der Mörder herausgekommen sein sollte. Es ist also ein Locked Room Murder Mystery.
Es gefällt mir gut, wie der Erzähler Bezug auf internationale Kriminalliteratur nimmt.
Die teilweise detaillierten Beschreibungen sind überhaupt gut, zum Beispiel die lange Episode der Hochzeit und die der Ermittlung.

Der Privatdetektiv Kosuke Kindaichi kommt erst relativ spät ins Spiel, so in der Mitte des Buches. Er bringt noch einmal Leben in das Buch.

Für mich waren die japanischen Begriffe und Motive interessanter als der eigentliche Mordfall, der mich im letzten Romandrittel wirklich nicht mehr fesseln konnte.

Bewertung vom 01.10.2022
Monterosso mon amour (eBook, ePUB)
Pfeijffer, Ilja Leonard

Monterosso mon amour (eBook, ePUB)


gut

Wer unter Wasser schwimmt

Die gefällig erzählte Novelle lebt von der Protagonistin Carmen, die eine Lesung mit dem Schriftsteller Ilja Leonard Pfeijffer organisiert, der momentan En Vouge ist.
Die Begegnung mit ihm wird für sie zum Wendepunkt.

Die Novelle scheint ein Nebenprodukt des Romans Das schönste Mädchen von Genua zu sein.

Am Ende des Buches trifft Carmen den Schriftsteller nochmals zufällig im Flugzeug und es kommt zu einer Aussprache.

Es ist eine Mischung aus Selbstironie und Selbstgefälligkeit mit einer Prise selbst inszenierten Hype. Daher würde ich das Buch nicht überschätzen, aber man muss es auch nicht bereuen, es gelesen zu haben.