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Wedma

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Insgesamt 546 Bewertungen
Bewertung vom 10.08.2017
Dem Kroisleitner sein Vater / Polizeiobermeister Frassek Bd.1
Schult, Martin

Dem Kroisleitner sein Vater / Polizeiobermeister Frassek Bd.1


ausgezeichnet

„Dem Kroisleitner, sein Vater“ habe ich gern gelesen und kann ihn v.a. diejenigen empfehlen, die gerne Familienromane mit viel regionalem Kolorit lesen.
Es ist ein Kriminalroman, eher ein Roman als Krimi, wobei es hier auch einen Mord und eine Ermittlung mit Auflösung zum Schluss gibt, der von den urigen Figuren der St. Margarethener in der Steiermark und ihren spannenden Familiengeschichten lebt.
Diese Figuren fand ich authentisch, eigen, skurril und liebenswürdig. Besonders gut gefallen hat mir die Wirtin im Valentiner, dem St. Margarethener Wirtshaus. Eine quirlige, neugierige Frau mit wohl geübter Beobachtungsgabe, die z.T. ihre eigenen Ermittlungen anstellt, da sie ihre Pappenheimer kennt und eins und eins zusammenzählen kann.
Die Handlung hat mehrere Stränge, die prima zu einander passen, abwechselnd erzählt werden und in ein großes Finale münden. Spannend war mir der Roman bis zum Schluss, den ich in nur paar Lesesitzungen fertig geschmökert habe.

Die Sprache ist bewusst regionalgefärbt, insb. bei den Bewohnern des Dorfes in der Steiermark. Da musste ich oft schmunzeln. Situationskomik kam noch oft genug dazu.

Fazit: „Dem Kroisleitner, sein Vater“ finde ich toll und sehr lesenswert. Ich habe diese Geschichten sehr gern gelesen, mich dabei wohl gefühlt, die urige Atmosphäre in der Steiermark, feinen Humor uvm. genossen. Gerne vergebe gerne 5 Sterne und bleibe auf weitere Werke aus der Feder von Martin Schult gespannt.

Bewertung vom 10.08.2017
Was man von hier aus sehen kann
Leky, Mariana

Was man von hier aus sehen kann


ausgezeichnet

Es ist schon etwas her, als ich diesen Roman von Mariana Leky gelesen habe. Er bleibt mir aber sehr klar in Erinnerung als eine großartige Geschichte, die aus mehreren anderen bemerkenswerten Geschichten besteht, als Lesegenuss, als Highlight dieses Lese-Sommers.

Der Untertitel „Von der unbedingten Anwesenheitspflicht im eigenen Leben“ passt zum Inhalt sehr gut.

Der Roman besticht durch wunderbare, poetische, bildhafte Sprache, durch spannende Figuren, ihre Eigenheiten, durch unverstellten Blick auf die Heimat, durch Witz und Humor, der fast auf jeder Seite durchblitzt, durch seine bemerkenswerte Einfachheit uvm. Geniale Dinge sind eben einfach.
Die Liebe spielt hier eine sehr große Rolle. Sie ist auf jeder Seite spürbar.

Er ist ein must-read für alle Leserinnen und Leser, die tolle Familienromane lieben, die großartige Figuren gern kennenlernen und dabei brillante Sprache genießen möchten.

Ich wünsche diesem Roman die ihm gebührende Anerkennung und vergebe sehr gerne die fünf wohl verdienten Sterne.

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Bewertung vom 05.08.2017
Rachemond
Jezek, Wolfgang

Rachemond


gut

Ich war auf das Debüt des österreichischen Autors Wolfgang Jezek, der in Wien als Psychiater arbeitet, sehr gespannt. Mit etwas Glück kann man richtig schöne Erstlingswerke und spannende neue Autoren entdecken. Hier verhielt es sich allerdings anders als erhofft.
Klappentext beschreibt den Inhalt ganz gut: „In einem Verein, der die verstorbene Dichterin Christine Lavant verehrt, ereignet sich ein seltsamer Todesfall. Die Kärntner Polizei zeigt allerdings kein wirkliches Interesse daran, den Fall aufzuklären. Deshalb wird Elvira Hausmann, eine Wiener Journalistin, nach Kärnten gesandt, um Licht in die Sache zu bringen. Trotz heftiger Widerstände und umgeben von einer Mauer des Schweigens, versucht Elvira Hausmann den Fall zu klären. Durch die Geschichte spukt die Gestalt der verstorbenen Dichterin, von der ein Fluch auszugehen scheint …“
Mich hat die Buchbeschreibung fasziniert, weil es nicht so viele Krimis gibt, die eine Dichterin, ihr Werk und ferner Literatur insg. zum Gegenstand der Ermittlungen macht. Nach dem Lesen finde ich, dass man viel mehr aus der Geschichte hätte herausholen können.
Beim Handwerk und dem Ausdruck sah ich Luft nach oben. Die Sprache ist regional gefärbt. An sich gut passend, denn so etwas verleiht dem Krimi Flair und Lokalkolorit. Aber wenn man keinen Schimmer vom österreichischen Sprachgebrauch hat, muss man bei manchen Begriffen/Verben/Phrasen schon rätseln. Denkarbeit im Leseprozess ist auch schön, aber nicht unbedingt bei der Sprache. Da steht man oft auf dem Schlauch, denn ein Glossar für Preußen &Co. gibt es im Buch nicht. Weniger zugesagt haben mir die z.T. ausgedehnten war/hatte Wellen und unnötige Wortwiederholungen.
Der Plot ist von ruhiger Spannung geprägt. Später in den Ermittlungen geht es um das Manuskript, das nach Meinung der Vereinigung nicht an die Öffentlichkeit geraten darf. Ein weiterer toter alter Mann wird aufgefunden. Elvira gerät selbst in Lebensgefahr. Ein wohlbekanntes Muster. Wer für die Morde verantwortlich war, kam recht überraschend. Auch weil man kaum eine faire Chance erhalten hatte, selbst dahinter zu kommen.
Die Protagonistin fand ich unsympathisch, auch in sich nicht so ganz stimmig. Im Laufe der Geschichte offenbarte sie sich als eine gefühlskalte, hochnäsige Frau. Die Tränenanfälle halfen da wenig. Der Nachspann glich schon fast der Pilcherschen Erzählung im Schnelldurchgang. Das hätte weg bleiben können, da zum Hauptthema kaum Bezug.
Andere Figuren gerieten doch besser, insb. Männer, sympathischer wie Elviras neue Kärntner Freundin Karin. Auch der Kater war so lieb und kam so lebendig rüber. Aber mit Elvira konnte ich leider im gesamten Verlauf nicht warm werden.
Einige Aussagen zur Hochschulpolitik, politischem Engagement der Bürger, einigen anderen polit. Fragen, sowie Botschaften zum Schaden des Rauchens und Alkoholkonsums, waren hier und dort im Text verstreut. Letzteres war deutlich überzeichnet. Ich fühlte mich an solchen Stellen eher belehrt als gut unterhalten.

Fazit: Die Idee war sehr gut, an der Ausführung hätte man noch feilen können.
Man kann Rachemond durchaus lesen, wenn man nicht so genau hinschaut und keine große Spannung erwartet. Als leichte Feierabendlektüre geht er prima durch. Man ist in Lavanttal, isst mit Elvira etliche Male Kasnudeln in brauner Butter und redet mit dem Geist von Christine Lavant an ihrem Grab.
Zu gerne hätte ich diesen Krimi höher bewertet, leider kann ich nicht mehr als drei Sterne vergeben.

Bewertung vom 27.07.2017
Alexandra Romanowa
Erickson, Carolly

Alexandra Romanowa


ausgezeichnet

Die Biographie ( Bio) von Alexandra Romanowa aus der Feder von Carolly Erickson habe ich sehr gern gelesen und empfehle das Buch gerne auch weiter.
Auf rund 410 Seiten, recht gedrungen und klein gedruckt, hinzukommen zahlreiche Anmerkungen, Literaturnachweise, Personenregister und Stammtafel sowohl von Alix, anfangend mit Königin Victoria von England, denn Alix war ihre Enkelin, als auch von Nikolaus II, anfangend mit Zar Alexander II, denn Nikolaus‘ Onkel kommen in der Bio auch vor, erzählt uns die Autorin tragische Geschichte der letzten russischen Zarin.
C. Erickson schreibt bildhaft, gekonnt, sachlich, mit viel Wissen um Alix und ihre Familie. Es gelingt ihr sehr gut, Alexandra, so wie sie war, den Lesern nahezubringen: Ihren Charakter, ihre Sorgen, ihre Probleme am russischen Hof. Die Tragik ihres Schicksals bewegt auf der ganzen Linie und hinterlässt einen langbleibenden Eindruck.
Alexandra, von Freunden und Familie Alix genannt, Prinzessin von Hessen-Darmstadt (1872-1918) hat kein einfaches Leben gehabt. Von der Verwandtschaft ihres Ehemannes Nikolaus II schikaniert, sah sie sich oft dem Shitstorm, insb. im Zusammenhang mit Rasputin, ausgesetzt. Sie hatte ein unfassbar schlechtes Image in der Öffentlichkeit. Vieles waren schlicht Lügen, die dazu da waren, sie in den Augen des Volkes zu diskreditieren. Alix brauchte viel innere Kraft, um dem ganzen Unfug über die Jahre hinweg die Stirn bieten zu können. Dabei mochte sie keine Machtspielchen. Sie wollte sich einbringen, wollte Gutes tun, tw. ist es ihr auch während des ersten Weltkrieges gelungen. Aber die Leiden überwogen. Ihr Sohn Alexej war krank, von der englischen Linie Bluterkrankheit geerbt, und erforderte viel Aufmerksamkeit und stete Bereitschaft, etwas Wirksames gegen die Anfälle zu unternehmen. Bei der damaligen Entwicklungsstufe der Medizin kein einfaches Unterfangen. Sie sah sich oft gezwungen, Rat und Hilfe bei den Hellsehern und Heilern zu suchen. Sie war auch selbst krank und wurde hin und wieder von Nikolaus im Rollstuhl herumgeschoben.
Alexandra war praktisch im Denken, zupackend, sie fühlte sich verantwortlich für ihre Familie. Ihr Mann war da viel weniger praktisch veranlagt. Am liebsten wäre er Bauer geworden, er mochte einfache physische Arbeit. Für die Zarenrolle war er weitestgehend ungeeignet. Eine Episode mit dem sinkenden Schiff, auf dem die ganze Familie beinah im Meer ertrunken war, zeigt die Verhältnisse sehr deutlich. Während Nikolaus schlicht da stand und ausrechnete, in wie vielen Minuten das ramponierte Schiff versinken wird, übernahm Alix das Kommando: Sie organisierte die Beiboote, verteilte dort die Leute und rettete die eigene Familie samt der Mannschaft.
Besonders zum Schluss, als die Familie in die Hände von chaotisch agierenden Sowjet-Räten gefallen war, verlangsamte sich mein Lesefortkommen. Tragisch war das alles. Alix hat eigentlich vorausgeahnt, von vielen Vorboten wie Rasputins Sprüchen und denen anderer Hellseher ihr Schicksal gedeutet, dennoch wollte sie nicht glauben, dass es so schlimm enden wird. Sie hat bis zur letzten Minute auf die Rettung gehofft.
Fazit: Eine sehr schöne, gekonnt geschriebene Biographie. Wer mehr, auch als Anfänger, über die letzte Zarin erfahren möchte, kann hier sehr gut zugreifen. Fünf wohl verdiente Sterne.

Bewertung vom 06.07.2017
Schampus, Küsschen, Räuberjagd
Kruse, Tatjana

Schampus, Küsschen, Räuberjagd


ausgezeichnet

Wer Pauline Miller liebt, wird hier seinen Spaß finden. Schräge Figuren, Situationskomik, Sprüche der Figuren und locker-leichter Erzählstil mit guter Portion Humor sorgen für nette Lesestunden mit Schmunzeleinheiten und gelegentlichem Auflachen.

Diesmal ist Pauline in Bayreuth und singt die schwerste Partie aller Zeiten. Aber das schafft sie locker nebenbei.

An allen Strängen, bekannt aus dem letzten Fall, gibt es weitere Entwicklungen. Pauline führt eine Fernbeziehung mit ihrem isländischen Dirigenten, der weitreichende Entscheidungen ohne sie trifft, Paulines Papa, so wie ihre verhasste Kollegin Hermännchen, die man aus „Glitzer, Glamour…“ kennt, sind auch hier aktiv dabei, wie auch Paulines Alles-Könner-Agentin Bröcki und ihr Verlobter, der Ermittler aus Wien, und natürlich der verkrachte Countertenor Yves, sowie der narkoleptische Boston Terrier Radames.
Schampus fließt in Strömen, Pauline ist voller Glamour wie eh und je und lässt sich zu skurrilen Aktionen hinreißen. Es geht um wertvolle Schmuckstücke, die ihren Besitzer (wieder)finden sollen.

Dieser Fall ist stärker als Teil 2 und liegt insg. etwas unter dem mordreichen Teil 1. Hier spielen eher Raubüberfälle und Entführung eine große Rolle.

Fazit: Eine schöne Sommerlektüre, die gute Laune und schöne Lesestunden schenkt. 4,5 Sterne, die ich auf 5 aufrunde.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.06.2017
Die den Sturm ernten
Lüders, Michael

Die den Sturm ernten


ausgezeichnet

Auf rund 160 Seiten, Vorwort plus 8 relativ kurze, aber inhaltsreiche Kapitel, erzählt Michael Luders wie der Konflikt in Syrien entstanden ist, stellt treibende Kräfte, ihre Interessen und ihre Taten, damals wie heute vor, und gibt im letzten Kap. den Ausblick.

Selbst wenn man sich mit der Thematik bereits beschäftigt hat, liefert dieses Buch doch einige neue Fakten, Details und Sichtweisen, und bringt erfüllte Lesestunden, die man sich nicht entgehen lassen sollte.

Die ersteren Kapitel beschreiben die Entstehung der heutigen Situation in Syrien und gehen kurz auf die Geschichte ein, z.B. wann CIA zum ersten Mal in der Region aufgetaucht war, was sie dort wollte und wie der Umgang mit den Einheimischen ausfiel.

Ab Kap. 4 geht es um die Gegenwart und diverse Aspekte des Syrienkonflikts, die Rolle von USA kommt da nicht zu kurz. In der Hinsicht ähnelt dieses Werk den „Schwarzen Flaggen“ von Joby Warrick, Pulitzer Preis 2016. Ferner auch dem Werk von Daniel Ganser „Illegale Kriege: Wie die NATO-Länder die UNO sabotieren. Eine Chronik von Kuba bis Syrien.“ (2016). Oder auch „Wer beherrscht die Welt?: Die globalen Verwerfungen der amerikanischen Politik“ (2016) von Noam Chomsky.

Es ist ein Gespräch mit dem Leser auf einer Augenhöhe. M. Lüders spricht Klartext und nennt die Tatsachen beim Namen. Diese Fähigkeit durchzublicken und der aussagestarke, geradliniger Schreibstil, ohne Effekthascherei und Emotionsgedöns, erinnerten mich an Peter Scholl Latour, z.B. in „Der Fluch der bösen Tat(2015).

M. Lüders schildert, wie aggressiv und skrupellos die USA ihre Außenpolitik betreiben, wie unter dem Deckmäntelchen der Verbreitung der demokratischen Werte etliche Länder angegriffen und Zivilisten getötet werden, und wie heuchlerisch, um 180 Grad gedreht und in emotionales Gedöns gewickelt, all die Gräueltaten entweder ganz verschwiegen oder als etwas Notwendiges und auf jeden Fall Gutes der westlichen Öffentlichkeit verkauft werden.

Für diejenigen, die ihre Meinung über die Geschehnisse in Syrien aus den Öffentlich-Rechtlichen speisen, mag das Buch ein Augenöffner werden. Komfortzone adé. Es ist in etwa so, als wenn man die billige, mit Geschmacksverstärkern versetzte Tiefkühlkost/Fastfood gewohnt ist, bekommt aber plötzlich eine richtig gute Mahlzeit, aus natürlichen Zutaten, von Meisterhand zubereitet. Welten liegen dazwischen. Wie zwischen Halbwahrheiten, ggf. Lügen, die tagein tagaus auf einen herabrieseln, und der adäquaten Schilderung der Tatsachen, samt Erläuterung der Hintergründe, die zwar kein schönes Gesicht hat und u.U. wehtut, aber echt und genau das ist, was man wissen sollte, wenn man die Situation für keine optimale hält. Auf die Schilderungen der Leitmedien geht der Autor auch an einigen Stellen ein und zeigt, was dort getextet wurde und was eigentlich der Kern der Sache war, z.B. wie die Presse die Giftgasangriffe in 2013 auf Ghouta, Syrien, an die Öffentlichkeit getragen hat, wer da gleich als Schuldige genannt wurde, und wer tatsächlich hinter diesen Anschlägen stand, und was diese Interessengruppen damit bezwecken wollten, uvm.

Im Ausblick fragt Lüders: „Wie geht man damit um, wenn das, was zu den größten Errungenschaften unserer Zeit gehört, nämlich Freiheit und Demokratie, in der Geopolitik zu purem Zynismus verkommt? Wie lässt sich angesichts der hier vorgetragenen Faktenlage allen Ernsten behaupten, westliche Politik stehe für „Werte“, im Gegensatz zu etwa russischer oder chinesischer?“ S. 163. Und liefert noch mehr Wahres.

Fazit: 5 besonders hell leuchtende Sterne. Unbedingt lesen!