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Bella von www.bellaswonderworld.de
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Karlsruhe
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Ich bin 31 Jahre alt und mein größtes Hobby ist das Lesen. Ich verschlinge alle möglichen Titel querbeet durch die verschiedensten Genres. Meine Leseleidenschaft teile ich mit anderen Lesebegeisterten auf meinem Blog www.bellaswonderworld.de

Bewertungen

Insgesamt 1143 Bewertungen
Bewertung vom 14.06.2018
FAYRA - Das Herz der Phönixtochter
Blazon, Nina

FAYRA - Das Herz der Phönixtochter


sehr gut

Beschreibung

Das neue Zuhause der 12-jährigen Anna-Fee ist ein wahrer Prachtbau, nämlich ein richtiges Herrenhaus mit einem märchenhaften Garten und das Anwesen selbst steckt voller Geheimnisse. Während einer stürmischen Nacht erlebt Anna-Fee etwas unglaubliches das nur einem Traum entsprungen sein kann. Doch kurz darauf trifft sie auf das mysteriöse Mädchen Fayra die von Jägern aus einer Parallelwelt hervorgelockt wurde und es stellt sich heraus, dass Anna-Fees Träume wahr sind.

Die Jäger haben es auf das Herz der Phönixtochter Fayra abgesehen und die Zeit für eine Rückkehr wird immer knapper, denn Fayras Kräfte schwinden zusehend in Anna-Fees Welt. Zusammen mit ihrer besten Freundin Nelly versucht Anna-Fee Zugang zu der Parallelwelt zu finden um dem magischen Mädchen zu helfen.

Meine Meinung

Nina Blazon konnte mich durch ihren bild- und lebhaften Schreibstil schon mit ihren Jugendromanen in wundervolle Welten voller Magie und zauberhafter Kreaturen entführen und mich restlos begeistern. Deshalb war ich nun sehr gespannt auf ihren aktuellen Roman “Fayra – Das Herz der Phönixtochter” den Sie für Kinder ab 10 Jahren verfasst hat und darauf, ob dieser mich genauso zu überzeugen vermag wie ihre Jugendliteratur.

Das minimalistisch gehaltene Cover in herbstlichen Farben hat mich auf den ersten Blick angesprochen. Vor allem die glänzenden Federn in den leuchtend organgen Farben sind ein toller Blickfang und bilden einen schönen Kontrast zu dem gedeckten Grün des Hintergrunds! Außerdem passen die abgebildeten Federn wunderbar zu dem magischen Phönixmädchen Fayra.

Obwohl die Geschichte von der zwölfjährigen Anna-Fee an ein merkbar jüngeres Zielpublikum gerichtet ist, hat Nina Blazon ein gelungenes Gebilde aus leicht verständlicher und dennoch fesselnder sowie überraschender Handlung gesponnen, das auch für Erwachsene das Tor zu einer fantasievollen Welt aufstößt. Das Setting des Altenglischen Herrenhauses wird durch die schwarz/weiß Illustrationen von Gerda Raidt unterstrichen so das man sich den Ort der Ereignisse noch besser vorstellen kann.
Im Mittelpunkt der Handlung steht das junge und äußerst ängstliche Mädchen Anna-Fee die gerade durch ihre Schwächen das Herz des Lesers im Sturm erobert. Bis zum Ende der Geschichte durchlebt sie allerdings eine regelrechte Wandlung von der Raupe zum Schmetterling. Eine passende Dynamik ergibt sich durch ihre beste Freundin Nelly die eine wahre Abenteurerin ist und mit ihrem Tatendrang Anna-Fee aus ihrem Schneckenhaus herauslockt. Über die Phönixtochter Fayra erfährt man leider nicht so viel, denn die Geschichte wird aus Anna-Fees Perspektive erzählt und diese muss zuerst herausfinden was es mit der magischen Parallelwelt auf sich hat und wem sie überhaupt vertrauen kann. Sehr gut gefallen haben mir auch die fein gezeichneten Nebenrollen, angefangen bei Anna-Fees Eltern über den garstigen Hausmeister bis hin zum Mopsgoblin.

Auch wenn dies für ein Kinderbuch wohl zu weit gegriffen ist, hätte es mir ausgesprochen gut gefallen auch ein paar Kapitel aus Sicht der Phönixtochter zu lesen um etwas mehr über sie zu erfahren und sie somit auch besser verstehen zu können. So bleibt die Figur, deren Titel das Buch trägt, leider etwas blass im Gegensatz zu den agierenden Protagonisten.

“Fayra – Das Herz der Phönixtochter” konnte mich leider nicht vollkommen überzeugen und dennoch möchte ich das Buch sehr gerne weiterempfehlen da nicht nur die phantasievolle Geschichte zu beeindrucken vermag, sondern auch eine starke Botschaft über das Band der Freundschaft vermittelt wird.

Fazit

Eine schöne Fantasygeschichte die nicht nur junge Leser zum träumen einlädt.

Bewertung vom 14.06.2018
Niemand verschwindet einfach so
Lacey, Catherine

Niemand verschwindet einfach so


gut

Beschreibung

Elyria ist mit ihrer Ehe und ihrem Leben nicht glücklich, kurzerhand löst sie ein One-Way-Ticket nach Neuseeland und verlässt ihren Mann ohne diesen zu informieren. In Neuseeland angekommen trampt Elyira durchs Land und versucht zu sich selbst zu finden. Dabei wird sie immer wieder von den Gedanken an ihre Adoptivschwester die Suizid beging, ihre alkoholkranke Mutter und ihre demprimierende Ehe verfolgt.

Meine Meinung

Catherine Laceys Debütroman “Niemand verschwindet einfach so” ist ein äußerst spezielles Werk das polarisiert und an dem sich die Geister scheiden werden. Die Story an sich ist nicht weltbewegend – eine junge Frau weiß nichts mehr mit ihrem Leben und vor allem ihrer Ehe anzufangen und sucht einen Weg um sich selbst zu finden.

Der Roman beinhaltet zwar einen Roadtrip durch Neuseeland, allerdings stehen hier weniger die Ereignisse und Bekanntschaften die dieser mit sich bringt im Vordergrund als Elyrias Gefühlswelt. In diese taucht man als Leser ganz ungeschützt hinein. Ganz ungehemmt reist einen der Strudel von Elyrias Emotionen, Ängsten und Depressionen mit sich. Durch das schriftstellerische Talent das Catherine Lacey beweist entstehen ineinanderübergehende Sätze, Seiten bis hin zu einem ganzen Buch das sich vor allem durch seine dichte, fast schon erdrückende Atmosphäre auszeichnet. An manchen Stellen hatte ich wirklich das Gefühl, dass mir die endlos drehenden Gedanken von Elyria die Luft zum atmen rauben – genau so muss es der Protagonistin Tag für Tag ergangen sein. Aus dieser Hinsicht ist Catherine Laceys Roman wirklich genial und man muss dieser Autorin einfach Respekt für die Kunst wie sie mit Wörten und Metaphern umgeht zollen.

Dennoch konnte mich “Niemand verschwindet einfach so” nicht vollkommen überzeugen, denn es passiert für meinen Geschmack einfach zu wenig und als Leser wird man etwas ratlos zurück gelassen. Denn das augenscheinliche, die Depressionen der Hauptprotagonistin, werden nicht beim Namen genannt. Außerdem wird keinerlei Ausweg aufgezeigt, nein ganz im Gegenteil scheint sich Elyira immer mehr in ihrem Gedankenkarusell zu verlieren ohne einen Hoffnungsschimmer auf Besserung. Bei mir hat der Roman somit vor allem negative Gefühle frei gesetzt und ich hatte wirklich bis zu letzt gehofft, dass sich Elyrias Zustand bessert oder zumindest Licht am Ende des Tunnels erscheint. Obwohl Catherine Lacey nicht meinen persönlichen Lesegeschmack getroffen hat, konnte ich mich an ihrer Kunst des Schreibens durchaus erfeuen und möchte 3 von 5 Grinsekatzen vergeben. Außerdem bin ich schon sehr gespannt, was wir noch von der Autorin zu lesen bekommen werden.

Fazit

Ein bedrückendes, fast schon erdrückendes Stück Erzählkunst das mir etwas zu ziellos daher kommt.

Bewertung vom 14.06.2018
Fanatic
Day, Anna

Fanatic


ausgezeichnet

Beschreibung

Violet liebt »Galgentanz« über alles und kann es kaum erwarten auf der Comic Con den Darsteller ihres Schwarms Willow aus ihrer absoluten Lieblingsgeschichte zu treffen. Doch plötzlich stecken Violet, ihr Bruder und ihre Freundinnen mitten in der aus Buch und Film bekannten Geschichte und werden ein Teil davon. Nun liegt es an Violet in die Rolle der Hauptfigur Rose zu schlüpfen und die Welt zu retten um endlich wieder nach Hause zurückkehren zu können.

Meine Meinung

In Anna Days Debütroman “Fanatic” treffen Realität auf eine fiktionale dystopische Welt aufeinander. Wer wollte nicht schon einmal der Held seiner Lieblingsgeschichte sein? In “Fanatic” gerät die junge Violet genau in dieses Szenario, sie steckt auf einmal in ihre Lieblingsgeschichte »Galgentanz« fest und muss schon bald feststellen, dass sich die Realität und die Schattenseiten dieser Welt deutlich von ihren Vorstellungen unterscheiden.

"Man sollte mit seinen Wünschen vorsichtig sein. Sie könnten in Erfüllung gehen. Und dann kann es richtig ätzend werden." (Fanatic, Seite 7)

Wohl jedes Fangirl/Fanboy kann sich perfekt in Violets Lage hineinversetzen und wäre davon begeistert eine wichtige Rolle im Lieblingsbuch, Lieblingsfilm oder Lieblingsserie übernehmen zu können. Aber auch jedem dürfte bewusst sein, dass wie im echten Leben Gutes und Negatives aufeinander trifft. Anna Day hat dieses Aufeinandertreffen von Vorstellung, Fiktion und Realität wunderbar umgesetzt.
Am liebsten würde sich Violet an das vorgeschriebene Drehbuch halten, sich in Willow verlieben und damit eine Revolution auslösen, die Menschen und Gems wieder vereint. Jedoch kommt es anders als geplant und Violet muss sich aus ihrer Komfortzone lösen um in ihre eigene Realität zurückkehren zu können. Über die Geschichte in der Geschichte möchte ich an dieser Stelle nicht mehr verraten, denn das entdeckt man am bestens selbst!

Schnell hatte ich mich in dieses wunderbar dystopische Setting verliebt und blieb wie eine Fliege am Honig kleben. Besonders die Idee eine Clique von Freundinnen aus der Realität in die fiktive Welt eines Buchs bzw. Films eintauchen zu lassen hat mich vollkommen begeistert! Der Reiz bestand vor allem darin, nur den groben Inhalt von »Galgentanz« zu kennen und hautnah miterleben zu können wie sich die Fäden der beiden Geschichten an manchen Stellen verbinden und an anderen Stellen auseinanderdriften. Spannung und Dynamik der Story hatten mich fest im Griff, so das ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Ein wahrhaftiger Pageturner!

"Liebe folgt keinem Drehbuch. Sich zu verlieben, heißt, sich etwas Unvorhersehbarem zu überlassen, es bedeutet, ein Risiko einzugehen." (Fanatic, Seite 263)

Ich möchte noch den wunderbar bildlichen Schreibstil von Anna Day erwähnen der es mir leicht machte einen Zugang zur Geschichte zu finden und ein tolles Kopfkino ablaufen ließ. Außerdem hat die Autorin ein gutes Händchen bei der Auswahl ihrer Charaktere bewiesen. Diese wurden nämlich mit viel Feingefühl und so lebhaft gezeichnet, dass man meinen könnte, die Persönlichkeiten würden tatsächlich existieren.

Fazit

Eine großartige Idee, die durch eine kreative und ernsthafte Umsetzung zu einem wunderbaren Buch erblüht. Anna Days gelungenes Debüt macht definitiv Lust auf eine rasche Fortsetzung!

Bewertung vom 14.06.2018
Mr. Widows Katzenverleih
Michaelis, Antonia

Mr. Widows Katzenverleih


sehr gut

Beschreibung

An einem kalten Winterabend findet Mr. Widow in einer Mülltonne nicht nur einen Wurf kleiner neugeborener Kätzchen, sondern auch eine junge Frau die mindestens genauso verloren wirkt wie die Stubentiger. Kurzerhand nimmt Mr. Widow die Kätzchen sowie die Frau zu sich und schlittert in eine abenteuerliche Geschichte in der sein Katzenverleih im Mittelpunkt steht. Mit seinen Katzen knüpft er Verbindungen zwischen den unterschiedlichsten Menschen und verhilft sogleich der jungen Frau (Nancy) zu einem Neustart ins Leben.

Meine Meinung

Gleich zu Beginn sei gesagt, Antonia Michaelis neuster Roman “Mr. Widows Katzenverleih” ist nicht nur für Katzenliebhaber sondern auch für Freunde von gemütlichen Geschichten die glücklich machen ganz hervorragend geeignet!

"Ich bin der stolze einzige Erbe eines unausstehlichen, steinreichen Bonbonfabrikanten. Der Katzenverleih hat humanistische Gründe." (Mr. Widows Katzenverleih, Seite 9)

Es ist nun schon einige Jahre her seit ich “Der Märchenerzähler” von Antonia Michaelis gelesen habe, aber genau wie damals konnte mich die Autorin auch jetzt mit ihrem leicht poetischen Schreibstil in ihre Welt ziehen und verzaubern. Die Charaktere sind mit viel Liebe gezeichnet und haben sich schnell in mein Leserherz eingeschlichen. Nicht nur die Hauptprotagonisten wie der ziemlich britische Mr. Widow und Nancy vermögen zu polarisieren, auch die “Nebendarsteller” wie z. B. der Künstler der fliegende Nilpferde malt und die ältere Dame die sich Katzen leiht um ihnen vorzulesen hinterlassen einen bleibenden Eindruck.

"Und die Rosenbüsche vor Mr. Widows Haus, der Rasen, die Bäume – all das verwandelte sich, bekam einen Pelz. Die Welt wurde zu einer großen schnurrenden Katze." (Mr. Widows Katzenverleih, Seite 50)

Die teilweise märchenhaft anmutende Story über den Katzenverleih und seinen weisen Besitzer Mr. Widow besticht vor allem durch die wundervoll ausgearbeiteten Charaktere und den bildhaften Schreibstil von Antonia Michaelis. Und dann wäre da noch der Charme der Katzen, die einem durch die wortlose Kommunikation mit Nancy fast menschlich erscheinen. Es gibt so viele herzliche Einzelheiten des Romans durch den man die Geschichte einfach mögen muss und dennoch hatte ich eine etwas realistischer Entwicklung am Ende der Story erwartet. Deshalb gibt es von mir einen kleinen Punktabzug – und ich vergebe empfehlenswerte 4 von 5 Grinsekatzen.

Fazit

Rührend emotional und auf samtigen Pfoten kommt Antonia Michaelis Geschichte daher und erzählt von den kleinen und großen Wundern die diese eigenwilligen Wesen zu bewirken vermögen.

Bewertung vom 14.06.2018
Vintage
Hervier, Grégoire

Vintage


sehr gut

Beschreibung

Der junge Journalist Thomas Dupré lebt in Paris und träumt davon eines Tages ein erfolgreicher Musiker und Gitarrist zu werden. Bisweilen jobbt er in Alain de Chévignés Laden “Prestige Guitars”, in dem alte Vintage-Gitarren zum Verkauf angeboten werden. Bei einem außergewöhnlichen Botengang macht er die Bekanntschaft mit einem reichen Lord dem die legendäre ›Gibson Moderne‹ gestohlen wurde. Das Angebot den Spuren dieser sagenbehafteten Gitarre nachzuspüren und dafür noch eine Menge Geld zu bekommen kann Thomas nicht widerstehen…

Meine Meinung

Grégoire Herviers Roman “Vintage” hat mich sozusagen auf den ersten Blick wie magisch angezogen. Denn ich liebe alte Dinge und auch Geschichten die mich in eine andere Zeit entführen. Herviers Geschichte spielt nicht nur in Paris, sondern nimmt den Leser mit auf einen spannenden Roadtrip durch die Vereinigten Staaten Amerikas.

"Für mich ist Prestige Guitars der schönste Gitarrenladen in Paris. Um nicht zu sagen der schönste Laden überhaupt in Paris." (Vintage, Seite 12)

“Vintage” ist der erste Roman den ich von dem mir bisher unbekannten Autor gelesen habe und ich muss sagen, dass mir sein Erzählstil auf Anhieb zusagte. Schritt für Schritt lernt man die agierenden Persönlichkeiten kennen und während Thomas Roadtrip spinnt sich ein immer weiter ansteigender Spannungsbogen fort. Hoch anrechnen möchte ich dem Autor, dass er mich für etwas begeistern konnte mit dem ich bisher überhaupt keine Berührungspunkte hatte: alte Gitarren! Seine Liebe zu diesen prachtvollen Musikgegenständen funkelt durch die Zeilen mindestens genauso stark wie seine Liebe zu Musiklegenden wie z. B. Elvis Presley, Jimmy Hendrix und Co.

Die Mystik die diese Personen und vor allem ihre Musikinstrumente umgeben kommt wunderbar zum tragen und hat mich vollkommen in den Bann gezogen. Es kommen zwar einige für mich als Laie unbekannte Namen (vor allem von Gitarrenmodellen) vor, aber das fand ich überhaupt nicht störend, es bietet vielmehr die Möglichkeit diese Stellen nochmals nachzuschlagen und sich genauer mit den einzelnen Modellen zu beschäftigen. “Vintage” ist daher ein Buch für Gitarren- und Musikliebhaber und solche die dies vielleicht erst werden möchten.

"»Muss man sehen, um zu glauben, oder glauben, um zu sehen?«" (Vintage, Seite 33)

Sollte man kein Interesse an dem ganzen Gitarrenkram haben, bietet die Handlung jede Menge Verstrickungen und eine gute Portion Spannung. Außerdem strömt aus den Seiten das Lebensgefühl der Rock ‘n’ Roll- und Bluestage über die Buchfläche hinweg direkt aufs Lesesofa in das Ohr. Obwohl mich der Roman wirklich begeistern konnte fand ich den Plot zum Ende hin nicht mehr ganz so realistisch und passend. Trotzdem gibt es von mir eine Lesempfehlung mit guten 4 von 5 Grinsekatzen.

Fazit

Dieses Buch macht Lust auf längst vergangene Tage, gute Rock- und Bluesmusik und auf einen spontanen Trip in die USA!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.06.2018
Kleine große Schritte
Picoult, Jodi

Kleine große Schritte


ausgezeichnet

Beschreibung

Seit zwanzig Jahren verrichtet Ruth Jefferson einen guten Job als Säuglingsschwester im Krankenhaus. Doch eines Tages wird ihr die Versorgung eines Neugeborenen von ihrer Vorgesetzten untersagt, weil die rassistischen Eltern ihr Kind nicht in die Hände einer Afroamerikanerin geben wollen. Als Ruth in einer Krisensituation alleine mit dem Kind ist gerät dieses in Atemnot und Ruth weiß zum ersten Mal in Ihrem Leben nicht wie sie handeln soll. Nach kurzem Abwägen, ob sie sich gegen die Anweisungen ihrer Vorgesetzten widersetzten soll beginnt Ruth mit der Einleitung der nötigen Maßnahmen – doch er Säugling verstirbt. Ruth Jefferson wird als Mörderin angeklagt und findet sich bald darauf in einem Gerichtssaal wieder, in dem der alltägliche Rassismus unter den Teppich gekehrt werden soll…

Meine Meinung

Schon längere Zeit habe ich keinen Roman mehr aus der Feder von Jodi Picoult gelesen, umso passender war es, dass mich die Beschreibung zu ihrem neuesten Werk “Kleine große Schritte” sofort ansprach. Das blumige Cover steht dabei vollkommen im Kontrast zum Inhalt, denn meiner Meinung nach passen weder Farbe noch die sanften Blumen zu dem emotional mitreissenden Thema das Picoult in ihrer Geschichte anschneidet.

Man wird sich zuerst fragen, warum eigentlich eine “weiße” Schriftstellerin über den Rassismus gegenüber farbigen Menschen schreibt, das mag zu Beginn nicht für jeden Sinn ergeben, aber wenn man sich das Nachwort von Jodi Picoult durchliest wird einem bewusst wie wichtig es der Autorin war über dieses Thema zu schreiben. Genau diese Leidenschaft für das Thema spürte ich dann auch zwischen den Zeilen lodern! Natürlich ist es schwierig für eine “weiße” Person sich in die Haut eines “Farbigen” zu versetzten und ich bin mir sicher, dass das Thema Rassismus natürlich in einem Buch z. B. von einer afroamerikanischen Persönlichkeit viel authentischer ist. Dennoch hat mir Picoults Buch äußerst gut gefallen, denn ich konnte der Geschichte wunderbar folgen und habe mich vor allem in der Rechtsanwältin Kennedy selbst wiedergefunden.

"Der Unterschied zwischen der Bitte des muslimischen Vaters und der Bitte von Turk Bauer war ein Unterschied zwischen Tag und Nacht. Wie zwischen Liebe und Hass." (Kleine Große Schritte, Seite 62)

Zum Inhalt selbst möchte ich nicht allzuviel verraten, denn die wichtigsten Punkte sind schon in meiner Buchbeschreibung zusammengefasst. Der Plot an sich ist nicht spektakulär, aber die Erzählweise aus den unterschiedlichen Perspektiven der farbigen Säuglingsschwester Ruth Jefferson, des rassistischen Vaters Turk Bauer und der Pflichtverteidigerin Kennedy McQuarrie machen das Buch zu einem Erlebnis!

Für mich war es wahnsinnig spannend die Geschehnisse aus den unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten zu können auch wenn das hier heißt, dass man nicht nur die kleinen und großen Hindernisse für eine farbige Person in den Staaten aufgezeigt bekommt, sondern auch in die krasse Weltanschauung eines rassistischen Protagonisten eintaucht. Dies ist natürlich der Protagonist Turk Bauer, der meines Erachtens die größte und faszinierendste Entwicklung im Verlauf der Geschichte durchmacht. Dagegen wirkt mir Ruth Jefferson manchmal etwas zu unscheinbar – ich hätte mir wirklich gewünscht, dass sie etwas kämpferischer wie ihre Schwester auftritt. Dennoch konnte ich ihre Haltung nachvollziehen und fand es sehr bewundernswert wie sie durch ihre ganz spezielle Art und Weise Missstände aufzeigt und ihrer weißen Pflichtverteidigerin den Spiegel vorhält.

“Kleine große Schritte” ist über große Strecken hinweg ein ruhiges Buch, man taucht in die Welt(anschauung) der einzelnen Protagonisten ein bis es schließlich zum nervenaufreibenden Prozessende vor Gericht kommt. Am stärksten beeindruckt hat mich dabei das aufrüttelnde Plädoyer der Verteidigerin Kennedy.

Fazit

Ein eindrucksvolles Buch zu einem immer noch aktuellen und sehr wichtigen Thema – Rassismus.

Bewertung vom 08.06.2018
Clockwork Angel / Chroniken der Schattenjäger Bd.1
Clare, Cassandra

Clockwork Angel / Chroniken der Schattenjäger Bd.1


ausgezeichnet

Beschreibung

London im Jahre 1878. Nach dem Tod von Tessas Tante reist sie zu ihrem Bruder nach London. Gleich nach ihrer Ankunft wird sie von zwei mysteriösen Frauen entführt und gefangen gehalten. Zum ersten Mal in ihrem Leben erfährt Tessa nun etwas über ihre Gabe und muss erkennen, dass sie kein gewöhnlicher Mensch ist, sondern ein Teil der Schattenweltlergemeinschaft. Tessas Situation scheint zuerst auswegslos, doch dann wird sie durch Zufall von einem Schattenjäger gefunden und gerettet. Gemeinsam mit ihren neuen Freunden möchte Tessa nun endlich ihren Bruder James finden. Als Schattenweltlerin gerät sie dabei zwischen die Fronten der Spezies und muss sich entscheiden wem sie ihr Vertrauen schenkt.

Meine Meinung

“Clockwork Angel” von Cassandra Clare ist der erste Teil einer Spin-Off Trilogie zu den Chroniken der Unterwelt, die Handlung spielt sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts ab und bildet somit die Vorgeschichte zu den Chroniken der Unterwelt.

"Wenn sich auf der ganzen Welt niemand für einen interessierte, existierte man dann überhaupt noch?" (Clockwork Angel, Seite 25)

Die Hardcoverausgabe gab es in der ersten Zeit mit einem perfekt zur Handlung passenden Steampunk Coverumschlag, das Cover der neuen Ausgabe welches das Profil eines jungen Mannes zeigt sagt mir nicht sonderlich zu. Natürlich ist das Geschmackssache, deshalb möchte ich gleich auf den Inhalt zu sprechen kommen.

Die Geschichte spielt sich wie bereits erwähnt in der Vergangenheit ab und somit bekommt man es mit gänzlich neuen Charakteren zu tun. In meinen Augen eignet sich die Clockwork Trilogie daher auch sehr gut für alle Leserinnen und Leser die die Chroniken der Unterwelt nicht gelesen haben. Mich haben bereits die Bücher der Chroniken der Unterwelt sehr gut unterhalten, daher bin ich an die Prequel-Reihe mit gemischen Gefühlen herangegangen (die Angst enttäuscht zu werden war auf jeden Fall da).

Cassandra Clare hat mit “Clockwork Angel” wieder einmal ein Händchen für interessante Charaktere und einen guten Spürsinn für eine mitreisende Plotentwicklung bewiesen. Die agierenden Figuren haben ihre Ecken und Kanten und bringen im Zusammenspiel miteinander eine wunderbare Dynamik mit. Die Kulisse des späten 19. Jahrhunderts dient als Hintergrund der Ereignisse, welche mit einer passenden Sprache untermalt werden und zu einer gelungenen Atmosphäre beitragen. Dazu werden fantasievolle Steampunkelemente in Form diverser Maschinen eingewoben.

"»Ich bin eine Dame, Sophie. Und es wird allgemein erwartet, dass ein Mann sich für die Sicherheit einer Dame aufopfert.«" (Clockwork Angel, Seite 510)

Nachdem mich der Auftakt zur Clockwork Trilogie angesprochen hat, freue ich mich schon sehr darauf bald den Folgeband “Clockwork Prince” zu lesen.

Information zur Reihe
1. 2011 Clockwork Angel 2010 Clockwork Angel 2. 2012 Clockwork Prince 2011 Clockwork Prince 3. 2013 Clockwork Princess 2013 Clockwork Princess

Fazit

Bei diesem Fantasyabenteuer stimmt alles vom Setting über die Figuren bis hin zur Sprache. Diese Prequel-Trilogie zu den Chroniken der Unterwelt lohnt sich definitiv nicht nur für eingefleischte Fans!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.06.2018
Das Lied der Krähen / Glory or Grave Bd.1
Bardugo, Leigh

Das Lied der Krähen / Glory or Grave Bd.1


ausgezeichnet

Beschreibung

Die Handelsmetropole Ketterdam bietet nicht nur für Händler einen kostbaren Platz, sondern ist auch für Diebesbanden ein Ort für florierende Geschäfte. Kaz Brekker arbeitet für einen der Bandenchefs des Barrels und sein Ruf als geschickter Verbrecher eilt ihm weit voraus. Eines Tages erhält er ein gefährliches wie auch lohnendes Jobangebot das ihn seine besten Leute zusammentrommeln lässt.

Gemeinsam mit seinen Gefährten, die kaum unterschiedlicher sein könnten, macht er sich auf die Reise in den kalten Norden des Landes in dem die Fjerdan herrschen. Ihre Aufgabe dort: Sie müssen in ein perfekt gesichertes Gefägnis eindringen und mit einem Wissenschaftler nach Ketterdam zurückkehren.

Meine Meinung

Im Bereich High-Fantasy kommt man in letzter Zeit kaum um einen Autorennamen herum, und dieser lautet Leigh Bardugo. Die Schriftstellerin feierte bereits mit ihrer Grischa Trilogie einen großen Erfolg, nun legt sie mit “Das Lied der Krähen”, dem ersten Band zu einer Spin-Off Dilogie die ebenfalls in der Welt der Grischa spielt nach.

Ich wollte nun mit “Das Lied der Krähen” meine ersten Erfahrungen zu Leigh Bardugo sammeln und war schon im Vorfeld sehr gespannt, was hinter den regelrechten Begeisterungsstürmen steckt und ob der große Hype gerechtfertigt ist. Zuerst aber noch ein paar Worte zur Buchgestaltung: Der schwarze Buschnitt und das düstere Cover mit einer fliegenden Krähe passen hervorragend zum Handlungsort und der einnehmenden Atmosphäre, die sich durch die ganze Geschichte wie ein roter Faden zieht. Der Buchtitel ist leicht erhoben und sorgt für eine tolle Haptik.
Die Geschichte beginnt mit einem regelrechten Informationsstrom, da gibt es zahlreiche Namen, Orte, Banden und dann auch noch die magischen Grischa die einem um die Ohren fliegen. Obwohl es etwas Zeit in Anspruch genommen hat sich in dieser für mich neuen Buchwelt zurecht zu finden, war es alle Mühe wert – denn ich wurde mit einem genial durchdachten und komplexen High-Fantasy Abenteuer belohnt das mich vollkommen in seinen Bann gezogen hat. Meiner Meinung nach kann man “Das Lied der Krähen” auch wunderbar ohne Vorkenntnisse aus der Grischa Trilogie lesen, denn alle wichtigen Informationen zu den handelnden magischen Figuren liefert Leigh Bardugo mit.

Leigh Bardugo hat sich die düstere Kulisse der fiktiven Hafen- und Handelsstadt zu Nutze gemacht um eine einmalig düstere Atmosphäre zu kreieren. Damit hat sie meinen persönlichen Geschmack sehr gut getroffen und dem Ganzen mit ihren präzise geformten Charaktere das Krönchen aufgesetzt.

Die einzelnen Kapitel erlebt man aus den Perspektiven der Hauptprotagonisten Kaz Brekker, Inej Ghafa, Nina Zenik, Matthias Helvar und Jesper Fahey (aus irgendeinem Grund hat die sechste Krähe im Bund keine eigenen Kapitel erhalten). Durch diese Erzählmethode bekommt man einen sehr guten Eindruck von der Gruppe, den einzelnen Persönlichkeiten und deren Motivation am gefährlichsten Coup den Ketterdam und Fjerda jemals gesehen hat mitzuwirken. Besonders berühren konnte mich auch die dramatische Vergangenheit der einzelnen Figuren. Diese verleihen dem Buch einen angenehmen Tiefgang.

Der Clou bei der ganzen Geschichte ist definitiv der ausgeklügelte Plot der sich durch eine clevere humorvolle Note auszeichnet. Außerdem steigert sich die Spannung konstant zum Ende hin, von Seite zu Seite wurde ich immer mehr ins Geschehen gesogen und dann auch noch dieses unerwartete Ende! Einziger Wehmutstropfen: Auf den Folgeband “Das Gold der Krähen” muss ich mich noch bis Septemer 2018 gedulden.

Information zur Reihe
1. 2017 Das Lied der Krähen 2015 Six of Crows
2. 2018 (erscheint im September) Das Gold der Krähen 2016 Crooked Kingdom

Fazit

Exzellente High-Fantasy Unterhaltung!

Bewertung vom 08.06.2018
Flugangst 7A
Fitzek, Sebastian

Flugangst 7A


sehr gut

Beschreibung

Mats hat fürchterliche Flugangst, doch um bei der Geburt seines Enkelkindes dabei sein zu können wagt er den langen Flug von Buenos Aires nach Berlin. An Board des Flugzeuges erreicht ihn ein Anruf, der zum Verhängnis aller Mitreisenden werden könnte. Mats Tochter Nele wurde entführt, ihr Leben und das Leben ihres ungeborenen Kindes hängt am seidenen Faden. Nur wenn Matz eine psychologische Bombe an Board des Flugzeuges zündet kann er Nele retten…

Meine Meinung

Sebastian Fitzeks aktueller Psychothriller “Flugangst 7A” durfte mich tatsächlich über die Lüfte begleiten und wurde somit Teil meiner letzten Urlaubslektüre.

Ich persönlich leide nicht unter Fluganst, daher war es für mich überhaupt kein Problem diese Geschichte an Board eines Flugzeuges zu beginnen und zum großen Teil ebendort zu verschlingen. Die gut recherchierten Hintergründe zur Flugangst hat Fitzek präzise dosiert und in seine Geschichte häppchenweise mit einfließen lassen, so dass sich mir ein gutes Bild dieser psychologischen Erkrankung präsentierte. Fitzek hat mich durch seinen mitreissenden Schreibstil sogar in die Lage versetzt, regelrecht mit Mats mitfühlen zu können und seinen ansteigenden Puls zu spüren.

“Flugangst 7A” ist nach “Das Paket” der zweite Roman den ich von Sebastian Fitzek gelesen habe, und auch hier wurde ich mal wieder prächtig unterhalten. Die Geschichte ist von der ersten Seiten an super spannend konstruiert und lässt kaum Wünsche offen. Fitzek ist wahnsinnig gut darin, durch unterschiedliche Handlungsstränge einen faszinierenden Rundumblick über das Geschehen zu entwerfen und den Leser dennoch zum größten Teil im Dunkeln zu lassen.

Die Thematik des Romans ist ebenso vielfältig wie ansprechend. Von den psychologischen Aspekten der Flugangst über die labile Persönlichkeit einer Amokläuferin hin zu einem außer Rand und Band geratenem Tieraktivisten ist eine breite Palette geboten. Für meinen Geschmack etwas zu breit, da Fitzek auf den knapp 400 Seiten nicht genügend Raum hat um auf alles detailliert eingehen zu können. Das fand ich etwas Schade, gerade weil die ausgewählten Themen sehr viel interessantes und vor allem auch aktuelles Potential bieten.

Fazit

Fitzek hat wieder einmal prickelnde und spannungsgeladene Unterhaltung geboten!