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Benutzername: 
Fredhel
Wohnort: 
Deutschland

Bewertungen

Insgesamt 1170 Bewertungen
Bewertung vom 10.03.2023
Als Großmutter im Regen tanzte
Teige, Trude

Als Großmutter im Regen tanzte


sehr gut

Juni, schwanger, flieht vor ihrem brutalen Ehemann auf eine kleine norwegische Insel. Hier hat sie von ihrer Großmutter Tekla ein Häuschen geerbt. 
Tekla war eine bemerkenswerte Frau. Mit Inbrunst tanzte sie unter dem liebenden Blick ihres Ehemannes im Regen und malte mit Leidenschaft Bilder. Dabei hatte sie ein bewegtes Leben, das in Rückblenden erzählt wird. Nach Ende des 2. Weltkriegs folgte sie ihrem ersten Ehemann nach Deutschland, wo ihr Schlimmes widerfuhr und sie zur Witwe wurde. Nach einer entbehrungsreichen Zeit konnte sie mit ihrem zweiten Mann in ihre Heimat zurückkehren. 
Der zweite Erzählstrang befasst sich mit Juni, die Teklas Spuren in der Vergangenheit folgt und damit auch Erkenntnisse über ihr eigenes Leben und das ihrer Mutter gewinnen kann.
Das Buch liest sich trotz des schicksalsträchtigen Inhalts schnell. Vielleicht hat man auch schon zu viele Nachkriegsbücher konsumiert, und dieses sticht leider nicht aus der großen Masse heraus. Tekla und Juni sind zwar sympathische Frauen, aber sie schwinden schnell aus dem Gedächtnis, sobald man den Roman beendet hat.
Ich vergebe vier gut gemeinte Lesesterne, vor allem weil die Autorin so einen angenehmen Schreibstil hat, dabei hätte sie allerdings für meinen Geschmack etwas mehr Tiefe in die Handlung bringen können.
Yara Blümel ist eine sehr angenehme Sprecherin des Hörbuchs.

Bewertung vom 07.03.2023
Der letzte Tanz der Debütantin
Kelly, Julia

Der letzte Tanz der Debütantin


sehr gut

Es hat in England eine lange Tradition gegeben, dass junge Mädchen der Queen vorgestellt wurden und sich in der anschließenden Ballsaison einen passenden Ehemann angelten.
Gerüchteweise sollte der Debütantenball 1958 der Letzte werden.
Lilian Nichols wird von Mutter und Großmutter dazu gedrängt, die Träume von Schulabschluss und Universität an den Nagel zu hängen und sich als Debütantin einen Platz in der gehobenen Gesellschaft zu erkämpfen.
Ja, es ist ein Kampf, denn mehrmals in der Woche in wechselnder, kostspieliger Kleidung mit tadellosem Benehmen zu Teegesellschaften und Partys zu gehen, ist tatsächlich körperlich anstrengend.
In munterem Plauderton erzählt die Autorin von den Gepflogenheiten und den Intrigen, denen Lilian nun ausgesetzt ist. Man erlebt ein braves Mädchen, das durch die Umstände gezwungen ist, erwachsen zu werden und sein Schicksal selbst zu bestimmen. 
Dieser Roman hat mich unerwartet gut unterhalten. Die Handlung ist quicklebendig und vor allem die fiebrige Erwartungshaltung, die über allen Beteiligten liegt, lässt keine Langeweile aufkommen.

Bewertung vom 05.03.2023
Bis der Tod euch findet (MP3-Download)
Suttern, Carolin

Bis der Tod euch findet (MP3-Download)


sehr gut

Mit diesem Erstlingswerk von Carolin Suttern betritt ein neuer Ermittler die literarische Krimiwelt. William Hess gibt zu Anfang noch eine recht bescheidene Figur ab. Verkatert wegen Liebeskummer muss er sich nach einem unerquicklichen Urlaub mit einem Doppelmord befassen, dem bald noch weitere Leichen folgen. Seine Kollegin Jessi wird dabei sehr sympathisch dargestellt und Williams Hund Achilles lockert so manche Szene auf.
Der Schreibstil ist sehr flüssig und auch der Spannungsbogen reißt nie ab. Nach ungefähr der Hälfte bekommt man als Leser schon ein Bauchgefühl für den Täter, auch wenn die logische Auflösung erst ganz zum (temporeichen) Finale erfolgt.
Sympathische Protagonisten und ein guter Plot lassen mich hier vier Lesesterne vergeben. Ich kann mir gut vorstellen, dass die nächste Folge schon den fünften Stern knacken kann, wenn sich die Autorin erst mal warmgeschrieben hat.
Die Hörbuchversion wird gekonnt von Holger Ebert vorgelesen.

Bewertung vom 03.03.2023
Ich will nur spielen
Stroot, Marc

Ich will nur spielen


gut

Nach dem Tod seiner allesgeliebten Frau Sonja ist Kriminalkommissar Maik Michalski mit seiner Tochter in eine Kleinstadt gezogen. Doch auch hier lauert das Schwerverbrechen inform einer Serie von Frauenleichen, denen man die Augen ausgestochen hat. Leider muss Maik mit einem unangenehmen Ex-Kollegen zusammenarbeiten, der nur auf sein eigenes Fortkommen ausgerichtet ist.
Der Leser liest viel, fast schon zu viel, über Maiks Privatleben, doch leider wird auch immer Sonjas schlimmer Tod angesprochen, ohne dass man nähere Details darüber erfährt. Wahrscheinlich soll das für ein späteres Buch aufgehoben werden, aber weil es für die aktuellen Fälle nicht wirklich relevant ist, stört es einfach. 
Mindestens ebenso viel erfährt man über die Gedankenwelt des Täters. Ein wenig Küchenpsychologie macht noch keinen Thriller aus. Alles wird sehr ausführlich dargestellt, und für die eigenen Gedanken des Lesers bleibt dabei kein Spielraum.
Mir persönlich hat dieser Krimi zu wenig Tiefe, auch wenn die Grundidee sehr gut ist. Deswegen reicht es leider bei mir nicht für den vierten Lesestern. 

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Bewertung vom 03.03.2023
Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel / Die Mordclub-Serie Bd.3
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel / Die Mordclub-Serie Bd.3


ausgezeichnet

Endlich liest man Neues aus der Luxus-Seniorenresidenz Coopers Chase. Zwar ist es eine eigenständige Handlung, dennoch empfiehlt es sich, zumindest den allerersten Band mit den vier rüstigen Hobbykriminologen Elisabeth, Joyce, Ron und Ibrahim gelesen zu haben.
Sie treffen sich donnerstags im Puzzleraum und widmen sich Kriminalfällen. In Ermanglung eines aktuellen Vorfalls wollen sie sich des mysteriösen Todes von Bethany Waites annehmen. Die Enthüllungsjournalistin war verschwundenen 10 Millionen Pfund auf der Spur, als ihr Auto über eine Klippe stürzte und ihr Leichnam nie geborgen werden konnte.
Elisabeth, die lange Zeit Geheimagentin gewesen ist, hat noch mit ganz anderen Schwierigkeiten zu kämpfen. Sie wird erpresst.
All diese Probleme lösen die Vier in gewohnt schrulliger, altersgemäßer Bedächtigkeit. Ja, man sollte sie nicht unterschätzen, denn wenn auch die Gelenke knirschen, die Gehirnwindungen funktionieren noch immer prima. 
Es macht einfach immer wieder Spaß, diese unterschiedlichen Charaktere in Aktion zu beobachten. Sie sind alt, aber voller Lebensfreude und Zuversicht, dass alles gut werden wird. Oft geraten sie dabei in skurrile Situationen, bei denen beim Leser unweigerlich ein Film vor dem inneren Auge abläuft. Hoffentlich findet sich ein Regisseur, der diesen herrlichen Romanstoff tatsächlich einmal verfilmt.
Der britische Humor ist einfach unübertroffen; dennoch kommt die Spannung nicht zu kurz. Trotz allem hat man es hier mit einem richtigen Krimi zu tun, dessen Lösung einiges an Grips abverlangt.

Bewertung vom 03.03.2023
Equilon
Raich, Sarah

Equilon


sehr gut

Dieser Roman erzählt von einer Erde, die in der Zukunft unter Klimawandel, Katastrophen und Überbevölkerung leidet. Eine findige Gruppe von Wissenschaftlern hat einen Algorithmus entwickelt, mit dessen Hilfe eine gewisse Anzahl privilegierter Menschen in einer Art Wohlfühlzone ein wunderbares Leben führen kann. Der Großteil der Bevölkerung aber rackert sich für das nackte Überleben ab. Man kann Punkte für gute Leistungen sammeln und mit unglaublich viel Glück sich so einen Platz in diesem wunderbaren "New Valley" erkämpfen. Jenna ist ein Programmiergenie. Sie hat es geschafft und kann ihr Glück nicht fassen. Doch sie ist zu intelligent, um alles zu glauben. Jenna wirft einen Blick auf die Schattenseiten, erkennt, dass das gute Leben nur auf dem Elend vieler Menschen basiert. Sie muss eine schwere Entscheidung treffen. Dorian und die kluge, kleine Maggie schaffen es illegal nach "New Valley". Diese drei Hauptpersonen werden zu Schicksalsträgern der Stadt, ja der ganzen Erde.
Diese Dystopie liest sich sehr gut. Eine spannende Story, die dem jugendlichen Leser schon schnell die Augen öffnet über die Ungerechtigkeiten im Leben. Es gibt keine Chancengleichheit, die Ressourcen sind ungerecht verteilt und genau genommen gibt es keinen Weg aus dem Elend. Die Hoffnung ist nur Augenwischerei und dient dazu, das Volk ruhig zu halten. Schnell wird auch klar, dass ein Leben ohne Sorgen und in völliger Angepasstheit, ein Schwimmen im Mainstream, eigentlich gar kein Leben mehr ist, sondern nur gepflegte Langeweile.
Mit seinen mutigen Protagonisten hat mir dieser Roman sehr gut gefallen. Der Erzählstil bleibt unterhaltsam und wird nicht ein einziges Mal langweilig.

Bewertung vom 24.02.2023
Die Chroniken von Lunis – Wächterin des Lichts (Die Chroniken von Lunis 1) (MP3-Download)
McCurdy, Janelle

Die Chroniken von Lunis – Wächterin des Lichts (Die Chroniken von Lunis 1) (MP3-Download)


sehr gut

Dies ist der Erste in sich abgeschlossene Band einer Trilogie. Das Reich Lunis wird vom König der Finsternis bedroht und einige Städte sind schon in seiner Hand.
Mia und ihr kleiner Bruder Lucas leben noch einigermaßen sicher in Nubis. Dort ist es zwar auch permanent dunkel, doch die "Zähmer" und ihre Umbras (zahme Gestaltenwandler) bieten einen guten Schutz. Doch auch hier kommt es zu einem Überfall. In allerletzter Minute kann sich Mia mit ihrem Bruder und einem Freund in Sicherheit bringen. Sie müssen irgendwie zur Königin gelangen, denn nur von dort kann Hilfe kommen. Auf dieser Flucht wird offenbar, was für geheime Kräfte in Mia stecken ...
Ich glaube aus der Sicht eines kindlichen Lesers, und das ist ja genau die Zielgruppe, ist es ein spannendes Buch, das viele geheime Träume anspricht: verborgene Superkräfte, Erwachsene retten, ein Lebewesen zähmen und für immer an sich binden.
Die Informationen über die Welt von Lunis sind eher spärlich. Eine umfassende Vorstellung, in welcher Umgebung sich unsere Helden bewegen, gewinnt man nicht. Mia spielt ihre Rolle als Superheldin nicht gut. Sie ist total überfordert, hat wenig Teamgeist und kann auch schon mal ausrasten. Da ist mir ihr vierjähriger Bruder Lucas deutlich sympathischer.
Aber Kinder werden das nicht so kritisch sehen wie ich, und deswegen gibt es gut gemeinte vier Lesesterne.
Chantal Busse als Sprecherin des Hörbuches ist sensationell.

Bewertung vom 24.02.2023
Der Tote im Kurhaus / Fräulein vom Amt Bd.2
Blum, Charlotte

Der Tote im Kurhaus / Fräulein vom Amt Bd.2


sehr gut

Wieder darf man der schlauen Telefonistin Alma Täuber in Baden-Baden bei ihren detektivischen Aktivitäten über die Schulter blicken. Leider hat sie sich von dem netten Kommissar Ludwig Schiller getrennt, weil sie nur als ledige Frau einer Berufstätigkeit nachgehen darf. Allerdings lauert am fernen Horizont das Aussterben ihres Berufes, denn man forscht schon an einer mechanischen Vermittlungstechnik. Im Jahr 1924 ist die Welt dahingehend allerdings noch in Ordnung. Die Autorinnen legen in diesen zweiten Alma-Täuber-Band auch viel vom damaligen Zeitgeist. Es werden Nachrichten, Prominente und vor allem die Lebensart der gehobenen Gesellschaft so geschickt in die Handlung mit eingeflochten, dass man sich mitten drin fühlt in den Goldenen Zwanzigern. Aber es zeichnet sich auch schon der Nationalsozialismus drohend im Hintergrund ab. Vor dieser Kulisse stürzt sich Alma also erneut in eine gefährliche Mordermittlung, denn ein eifersüchtiger Verehrer von ihrer Freundin Emmi steht unter dringendem Tatverdacht. Die Auflösung ist in meinen Augen etwas kompliziert geraten, aber mir haben die Protagonisten sehr gut gefallen, vor allem aber das authentischen Ambiente.

Bewertung vom 24.02.2023
Als die Nacht am tiefsten war / Kripochef Alexander Gerlach Bd.19
Burger, Wolfgang

Als die Nacht am tiefsten war / Kripochef Alexander Gerlach Bd.19


sehr gut

Erst in seinem 19. Fall lerne ich den Kripochef Alexander Gerlach kennen. Er ist blind vor Liebe. Wochenlang hat er die attraktive Nora Vestergaard angebaggert, doch sie hat sich immer nur charmant seinen Avancen entzogen. Endlich konnte er sie zu einem romantischen Wochenendtrip überreden, doch der Morgen danach ist ziemlich ernüchternd. Nora ist spurlos verschwunden und Gerlach total verkatert. Zu allem Überfluss trachtet ein Unbekannter nach seinem Leben. Gerlach muss untertauchen. Er lässt sich zu einer Reihe illegaler Aktivitäten verleiten, nur um Nora zu befreien, die seiner festen Überzeugung nach in der Hand eines Entführers sein muss.
Das Buch fängt sehr gemächlich an und auch im weiteren Verlauf ist das Erzähltempo eher ruhig. Allerdings kommt allmählich Spannung auf, weil man absolut keine Vorstellung vom Tathergang hat und ebenso wenig weiß, ob Mordanschläge und Entführung überhaupt miteinander in Verbindung stehen. Man lernt in Gerlach einen Mann kennen, dem man die Leitung eines Teams nicht zutrauen würde, einem Mann, dem als Gesetzeshüter plötzlich alle Dienstvorschriften piepegal sind. Er handelt unstrukturiert und leichtsinnig, wie schon gesagt, er ist blind vor Liebe.
Wenn man erst einmal den roten Faden in diesem Krimi gefunden hat, dann liest er sich locker von der Hand, aber mir fehlt es doch an der Ernsthaftigkeit. Zum Glück sieht deutsche Ermittlungsarbeit anders aus. Deswegen nur gut gemeinte 4 Lesesterne.