Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
dorli
Wohnort: 
Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 884 Bewertungen
Bewertung vom 23.01.2017
Das Aquarium
Lange, Franziska Jennifer

Das Aquarium


sehr gut

Der 32-jährige George leidet an einer ausgeprägten Agoraphobie, das heißt, der Webdesigner kann seine Wohnung nicht verlassen, er bekommt außerhalb seiner eigenen vier Wände Angstzustände und Panikattacken. George hat seinen Alltag entsprechend angepasst. Er arbeitet von zuhause aus, kommuniziert via Internet und Telefon mit Freunden und Bekannten und nimmt Lieferdienste in Anspruch. George scheint sich in seinem abgeschotteten Universum wohlzufühlen, bis Lebenskünstler Paddy bei ihm einzieht…

Franziska Lange lässt George seine Geschichte selbst erzählen. Man bekommt dadurch einen guten Einblick in seinen Alltag und erlebt alles, was ihn bewegt, antreibt und ausbremst direkt mit.

Mit Paddy ziehen auch große Veränderungen bei George ein. Nicht nur die Wohnsituation ändert sich, auch sein Leben bekommt einen ganz neuen Schwung. George wird jetzt auch mit den Problemen seiner Mitmenschen konfrontiert. Während er seine neuen Freunde und deren Umgang mit ihren Schwierigkeiten beobachtet, setzt er sich immer mehr mit sich selbst und seiner Vergangenheit auseinander und unternimmt schließlich den Versuch, sich seinen Ängsten entgegenzustellen und den verlorenen Lebensraum zurückzuerobern.

Um deutlich zu machen, wie schwierig dieser Prozess der Angstbewältigung ist, hat Franziska Lange Georges Sprechweise an seine Entwicklung gekoppelt.
Georges Gedankengänge werden nach und nach immer holperiger, driften ständig in unterschiedliche Richtungen ab und springen zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her. Entsprechend werden die Sätze im Verlauf der Handlung immer länger, verschachtelter und verworrener. Das hat mir einerseits sehr gut gefallen, weil man genau spürt, wie stark die Veränderungen George mitnehmen – andererseits machen die sehr langen Sätze jedoch das Lesen schwieriger und man muss sich konzentrieren, um dem folgen zu können, was George durch den Kopf geht.

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen. Auch wenn es nicht immer leicht war, Georges Selbstgesprächen und Gedankensprüngen zu folgen, waren die Einblicke in seine Welt interessant.

Bewertung vom 20.01.2017
Die Kreuzträgerin 02: Jenseits des Feuersturms
Schwarz, Lydia

Die Kreuzträgerin 02: Jenseits des Feuersturms


sehr gut

Afrika/Europa im 22. Jahrhundert. Die 20-jährige Anna Tanner konnte dankt der Hilfe von Felix Livingstone dem totalitären Regime in Mitteleuropa entfliehen und ist bei ihren Eltern in Kenia angekommen.
Für Anna eröffnet sich in Afrika eine ganz neue Welt. Alles ist farbenfroher, wärmer und fröhlicher. Anders als in ihrer alten Heimat gibt es hier keine alltäglichen Entbehrungen. Nahrung und Kleidung sind im Überfluss vorhanden. Auch ihren christlichen Glauben könnte Anna jetzt ohne Angst vor Verfolgung ausleben. Doch es fällt der Studentin nicht leicht, sich an die neuen Freiheiten zu gewöhnen, sie fühlt sich fremd und nicht wirklich dazugehörig. Anna ist besonders von ihrem Vater enttäuscht und nach einigen Differenzen verlässt sie das Rettungscenter wieder und reist mit einer Gruppe junger Leute nach Finnland.

Lydia Schwarz wartet auch in ihrem zweiten Kreuzträgerin-Roman mit ausführlichen Beschreibungen der Schauplätze und detaillierten Schilderungen von Annas Erlebnissen auf. Es gelingt der Autorin ganz hervorragend, die Anpassungsschwierigkeiten und das Gefühlschaos ihrer Protagonistin zu schildern.

Wie der Titel dieses zweiten Bandes schon vermuten lässt, spielt die gesamte Handlung diesmal außerhalb des Krisenherds Mitteleuropa. Die durchweg bedrohliche Atmosphäre, die die Spannung im ersten Teil auf ein hohes Niveau katapultiert hat, fehlt hier. Diese Geschichte verläuft in viel ruhigeren Bahnen, auch wenn es ein paar Gefühlsausbrüche und einzelne Auseinandersetzungen zwischen den Akteuren gibt. Einige Wendungen und Überraschungen halten das Geschehen zwar lebendig, aber hier und da zieht sich die Handlung in die Länge.

Der Roman lässt sich größtenteils flott lesen, nur den in Finnland spielenden Abschnitt habe ich als schwieriger verständlich empfunden. Dies rührt daher, dass Lydia Schwarz die finnischen Gastgeber von Anna & Co. ein gebrochenes Deutsch sprechen lässt - das sorgt zwar für eine große Portion Authentizität, hemmt aber den Lesefluss.

„Die Kreuzträgerin - Jenseits des Feuersturms“ hat mir gut gefallen. Eine lebendig erzählte Geschichte, der es ein wenig an Spannung mangelt.

Bewertung vom 18.01.2017
Der Nostradamus-Coup / John Finch Bd.3
Schilddorfer, Gerd

Der Nostradamus-Coup / John Finch Bd.3


ausgezeichnet

Ein verlassener Flughafen an der libysch-algerischen Grenze, eine alte DC-3, unerwartete Passagiere, ein mysteriöses Notizbuch, das chiffrierte Texte und ein Foto von einem Gemälde enthält – so beginnt für den Piloten und Weltenbummler John Finch sein neuestes Abenteuer und damit ein brutaler Wettlauf zu dem vermeintlichen Versteck des sagenumwobenen Schatzes der Tempelritter…

„Der Nostradamus-Coup“ ist ein äußerst gelungener Mix aus Fiktion und Realität; eine actionreiche Verfolgungsjagd kreuz und quer durch Europa; ein rasantes Abenteuer voller Spannung mit risikofreudigen Charakteren und lebhaften Dialogen. Dazu humorvolle Spitzen und immer wieder allerlei Wissenswertes über Schauplätze, Ereignisse und historische Begebenheiten aus Kunst und Kultur, Politik, Geografie, Geschichte und Religion.

Gerd Schilddorfer baut durch die Rätsel, die Verwicklungen und Verstrickungen und die hinterhältigen Machenschaften unterschiedlicher Gruppierungen und Geheimgesellschaften eine großartige Spannung auf. Man wird hineingezogen in einen Strudel aus vergangenen und aktuellen Geschehnissen und kann prima mit den Akteuren mitfiebern, wenn Stück für Stück die rätselhaften Hinweise aus dem Notizbuch entschlüsselt werden.

Die Vielfalt an unterschiedlichen Charakteren hat mir besonders gut gefallen. Sowohl fiktive Akteure wie auch reale Personen bevölkern diesen Thriller, alle werden lebhaft und facettereich dargestellt, haben Persönlichkeit und Ausstrahlung und zeigen Emotionen. Sie handeln entsprechend ihren Eigenarten, sind aber dennoch immer wieder für eine Überraschung gut. Es ist einfach spannend und unterhaltsam, das Miteinander und natürlich auch das Gegeneinander der Akteure mitzuerleben.

Trotz mehrerer Handlungsstränge, ständig wechselnder Handlungsorte, einer Vielzahl an Akteuren und der Fülle an informativen Details konnte ich der Geschichte von der ersten Seite an gut folgen, weil die gesamte Handlung bestens durchdacht und ausgeklügelt ist. Jede Szene wirkt lebendig, ist fesselnd und macht neugierig auf das weitere Geschehen.

„Der Nostradamus-Coup“ hat mich durchweg begeistert. Der lebhafte Schreibstil sowie die schwungvolle Handlung und die ausdrucksstarken Figuren bieten ein großartiges Lesevergnügen und lassen diesen Thriller zu einem echten Highlight werden.

Bewertung vom 17.01.2017
Die Donauprinzessin und die Toten von Wien
Maly, Beate

Die Donauprinzessin und die Toten von Wien


ausgezeichnet

Wien 1531. Eine Serie rätselhafter Todesfälle erschüttert die Stadt. Sebastian Grün, eigentlich als Bauingenieur tätig, wird von Bürgermeister Treu beauftragt, die Fälle aufzuklären. Unterstützt wird Sebastian dabei von der Winzertochter Fanny Roth.
Nicht nur die Ermittlungen, auch private Probleme halten Sebastian und Fanny in Atem. Die verwitwete Fanny soll auf Weisung ihres Vaters kurzfristig heiraten, einen seiner Meinung nach bestens geeigneten Kandidaten hat er auch schon gefunden: den Winzer Peter Geiger. Fanny weigert sich jedoch, denn sie wartet sehnlichst auf einen Antrag von Sebastian…

In ihrem historischen Roman „Die Donauprinzessin und die Toten von Wien“ entführt Beate Maly den Leser in das 16. Jahrhundert nach Wien und wartet mit einer spannenden, abwechslungsreichen Geschichte auf.
Die Autorin hat die historischen Begebenheiten im damaligen Wien mit einer fiktiven Handlung verwoben - neben dem Krimigeschehen werden auch die Lebensumstände und der Alltag der Menschen geschildert.

Obwohl ich den vorhergehenden Fall des sympathischen Ermittlerpärchens nicht kenne, war ich schnell mittendrin im Geschehen und hatte schon nach kurzer Zeit das Gefühl, mit allen Figuren gut vertraut zu sein. Nicht nur Fanny und Sebastian sind mir schnell ans Herz gewachsen, auch alle anderen Akteure haben ihre besonderen Eigenarten und tragen damit bestens zur Unterhaltung bei.

Äußerst gelungen sind auch die Beschreibungen der Schauplätze – das mittelalterliche Wien wird von der Autorin sehr gut in Szene gesetzt, so dass ich mir die Handlungsorte alle bestens vorstellen konnte.

„Die Donauprinzessin und die Toten von Wien“ lässt sich angenehm zügig lesen und hat mir ein paar spannende, unterhaltsame Lesestunden beschert. Es hat mir großen Spaß gemacht, in das Jahr 1531 zu reisen und die Akteure bei ihren Ermittlungen zu begleiten.

Bewertung vom 11.01.2017
Die Hyäne von Hamburg
Ehlers, Jürgen

Die Hyäne von Hamburg


sehr gut

Hamburg. Hauptkommissar Bernd Kastrup wird Ohrenzeuge einer Schießerei im Trauns Park. Er eilt zum Tatort und findet zwei erschossene Männer und eine verletzte Frau vor.
Was zunächst wie ein Streit zwischen zwei Kleindealern aussieht, zeigt sich in einem ganz anderen Licht, als Kastrup an seinem Arbeitsplatz eine Bekenner-E-Mail vorfindet. Der Absender nennt sich „Hyäne“. Während Kastrup und sein Team alles daran setzen, die Identität des Mörders zu ermitteln, kündigt die Hyäne den nächsten Mord an…

„Die Hyäne von Hamburg“ ist bereits der zweite Fall für Kastrup & Co., für mich war dieser Einsatz in Hamburg der erste, den ich mit den sympathischen Ermittlern erleben durfte. Auch ohne Kenntnis des vorhergehenden Bandes habe ich alle Akteure gut kennengelernt und hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass mir wichtige Informationen fehlen würden.

Jürgen Ehlers wartet in diesem Krimi mit einem sehr spannenden Thema auf: es geht um Identitätsdiebstahl. Es war für mich absolut erschreckend zu lesen, wie einfach es ist, sich mit einem gestohlenen Ausweis eine neue, echte Identität zu verschaffen.

Die Hyäne geht äußerst brutal vor und scheut sich nicht, Kastrup ihr Vorgehen und die Hintergründe zu den Taten per E-Mail zu erläutern, denn die Hyäne hält sich für allmächtig und unbesiegbar. Die Ermittler geraten besonders unter Druck, als nicht nur die angeschossene Zeugin plötzlich aus dem Krankenhaus verschwindet, sondern sich auch jemand aus den eigenen Reihen nicht mehr meldet.

Zwischenmenschliche Beziehungen und private Angelegenheiten der Ermittler fügen sich ohne aufgesetzt zu wirken in den Ablauf der Handlung ein, lockern die eigentliche Krimihandlung auf und machen das gesamte Geschehen noch authentischer.

Äußerst gelungen sind auch die Beschreibungen der Handlungsorte - Hamburg wird von Jürgen Ehlers prima in Szene gesetzt, so dass man sich die Schauplätze alle sehr gut vorstellen kann.

„Die Hyäne von Hamburg“ ist ein fesselnder, angenehm zügig zu lesender Krimi, der mich von der ersten bis zur letzten Seite sehr gut unterhalten hat.

Bewertung vom 11.01.2017
Black Memory
Clark, Janet

Black Memory


ausgezeichnet

Die Ärztin Clare Brent erwacht orientierungslos und verletzt in einem Boot vor der indonesischen Küste. Weder weiß sie, wer sie ist, noch hat sie eine Ahnung, wie sie an diesen Ort gelangt ist. Kaum gerettet, landet sie im Gefängnis. Die Anschuldigungen sind heftig, sie soll ein Kind entführt haben! Doch auch davon weiß Clare nichts.
Nachdem ihr Mann Paul sie mit Unterstützung der Botschaft aus der Haft befreit hat, beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Clare braucht ihre Erinnerung zurück, um die kleine Bonnie zu finden. Während ihrer Suche nach sich selbst und dem kleinen Mädchen macht Clare schier unglaubliche Entdeckungen…

„Black Memory“ ist nach „Rachekind“ der zweite Thriller, den ich von Janet Clark gelesen habe und wieder hat mich die Autorin rundum begeistert.

Der fesselnde Erzählstil der Autorin hat mich sofort in die Geschichte hineingezogen, schnell rausche ich mit Clare hinein in einen Strudel aus Erinnerungen und Vergessen, Ungereimtheiten, Zweifel, Wahrheit und Täuschung, Manipulation und hinterhältigen Machenschaften.

Als besonders gelungen habe ich es empfunden, dass Janet Clark ihre Protagonistin selbst von ihren Erlebnissen berichten lässt. Man erlebt das gesamte Geschehen durch Clares Augen mit – die Ich-Perspektive schafft eine enorme Nähe zu Clare und macht die Handlung noch intensiver und greifbarer.

Clare durchlebt eine wahre Odyssee - kaum meint sie sich an etwas erinnern zu können, gerät sie aufs Neue ins Trudeln und muss sich immer wieder fragen: Wer meint es ehrlich? Wer ist gefährlich?
Janet Clark versteht es hervorragend, auch den Leser in dieses grandiose Verwirrspiel miteinzubeziehen. Es gelingt der Autorin ausgezeichnet, einer Situation mit wenigen Sätzen eine völlig andere Richtung zu geben, das Geschehen zu drehen und zu wenden, so dass man sich nicht mehr sicher sein kann, was hier eigentlich gespielt wird. Man weiß nicht, wer vertrauenswürdig ist und wer nicht. So vieles, das Clare während ihrer Suche erfährt, klingt plausibel, doch was davon ist wahr?

Janet Clark wartet ganz nebenbei auch mit allerlei wissenschaftlichen Aspekten und Erkenntnissen aus der Forschung darüber auf, wie unser Gedächtnis funktioniert. Dieses geschickt mit der Handlung verflochtene Hintergrundwissen ist nicht nur äußerst spannend, sondern wird auch gut verständlich erklärt.

„Black Memory“ ist von der ersten bis zur letzten Seiten fesselnd. Zahlreiche Überraschungen und Wendungen geben der Handlung immer wieder neuen Schwung und lassen zu keiner Zeit Langeweile aufkommen. Ein großartiger Thriller, der für hochspannende Lesestunden sorgt.

Bewertung vom 03.01.2017
Sparifankerl
Rößner, Susanne

Sparifankerl


ausgezeichnet

Rosenheim. Dr. Amadeus Dyrkhoff, selbsternanntes Genie der Rechtsmedizin, kommt nicht darum herum, Hauptkommissar Sauerwein und sein Team um Hilfe zu bitten. Obwohl es keine signifikanten Hinweise auf eine unnatürliche Todesursache gibt, macht die auffällig hohe Zahl junger Männer, die unlängst an einen Herzanfall gestorben sind, Dyrkhoff stutzig. Auch ohne einen hinreichend begründeten Verdacht, dass es sich hier um Mord handeln könnte, beschließen die Kommissare, der Sache nachzugehen…

Susanne Rößner wartet in diesem Krimi mit einem sehr aufwühlenden Thema auf. Es geht um häusliche Gewalt – eine Form der Menschenrechtsverletzung, die in unserer Gesellschaft eine weit größere Rolle spielt, als viele vermuten. Betroffene sind dem Martyrium meist viele Jahre ausgesetzt, weil sie es aus den unterschiedlichsten Gründen nicht schaffen, den gewalttätigen Partner zu verlassen.

In „Sparifankerl“ wird ein Racheengel ins Rennen geschickt, der diesen Opfern die Möglichkeit zu einem Befreiungsschlag bietet. Mit einem ausgeklügelten Plan und einer nicht nachweisbaren Mordmethode geht es den brutalen Tätern an den Kragen.

Die Ermittlungsarbeit wird von Susanne Rößner wie gewohnt sehr ausführlich geschildert. Sauerwein und sein Team durchdenken und hinterfragen jede Aktion. Jegliches Vorgehen wird haargenau geplant. Alle Ideen, Überlegungen und Bedenken werden ausdiskutiert, alle Eventualitäten berücksichtigt. Man ist als Leser bei jedem einzelnen Ermittlungsschritt dabei und erlebt sowohl die Erfolge wie auch die Fehlschläge mit.

In einem zweiten Handlungsstrang erzählt Susanne Rößner die Geschichte von Grit und Christian. Christian ist ein verabscheuungswürdiger Kerl, der seine Frau auf Schlimmste drangsaliert und quält. Die Autorin schildert die grausamen Abscheulichkeiten, die Grit erdulden muss, recht deutlich. Es gibt einige Szenen, die nichts für schwache Nerven sind.

Ich stelle es mir unheimlich schwer vor, in so einem Fall als Ermittler tätig zu sein. Wenn man genau weiß, dass der Täter das eigentliche Opfer ist. Nicht nur einmal habe ich gedacht, dass Mistkerle wie dieser Christian so ein Schicksal, wie es der mörderische Rächer geplant hat, verdient haben. Doch Selbstjustiz ist nun einmal nicht der richtige Weg und muss geahndet werden. Psychische Schwerstarbeit für die Kommissare.

Aufgelockert wird das Krimigeschehen immer wieder durch amüsante Zwischensequenzen und die herrlichen Eigenarten der Ermittler – besonders der sich stets selbst beweihräuchernde Rechtsmediziner Dyrkhoff und die Dialekt sprechende Sekretärin Nora Wallner sorgen für gute Unterhaltung.

„Sparifankerl“ hat mir sehr gut gefallen. Ein fesselnder Krimi, der den Leser nicht nur sehr intensiv an den Höhen und Tiefen des Ermittleralltags teilhaben lässt , sondern durch das betroffen machende Thema besonders mitreißt.

Bewertung vom 30.12.2016
Geheimnis in Weiß
Farjeon, J. Jefferson

Geheimnis in Weiß


ausgezeichnet

Weihnachten. Eine Bahnstrecke ab Euston. Ein außerplanmäßiger Halt aufgrund von Schneeverwehungen wirbelt die Pläne der Reisenden durcheinander. Die Insassen eines Abteils beschließen, sich zu Fuß zum nächsten Bahnhof durchzuschlagen. Sie verlaufen sich im Schneetreiben und landen schließlich in einem einsam stehenden Cottage, das sie mit einem behaglichen Kaminfeuer und einem gedeckten Tisch begrüßt – von einem Bewohner fehlt jedoch jede Spur…

„Geheimnis in Weiß“ ist im Original bereits 1937 erschienen. Joseph Jefferson Farjeon bedient sich darin eines zu seiner Zeit beliebten Schemas in der Kriminalliteratur: eine kleine Gruppe muss - durch widrige Bedingungen abgeschnitten vom Rest der Welt - an einem klar abgestecktem Ort ausharren. Während die Anwesenden versuchen, das Beste aus der misslichen Lage zu machen, stellt sich heraus, dass sich in ihrer Mitte ein Mörder befindet.

Farjeon stattet seine Geschichte mit einer zusätzlichen Portion Spannung und Grusel aus, indem er den Schauplatz mit einer gespenstischen Aura umgibt: Ein offensichtlich bewohntes und doch verlassenes Landhaus. Verstärkt wird dieser übersinnliche Touch noch dadurch, dass einer der Akteure - Edward Maltby - ein Mitglied der Königlich-Parapsychologischen Gesellschaft ist und das Haus aus einem anderen Blickwinkel in Augenschein nimmt, als seine Gefährten.

Der Autor schickt ein bunt zusammengewürfeltes Ensemble ins Rennen. Neben dem bereits erwähnten Mr. Maltby sind das ein Geschwisterpaar aus gutem Hause, ein nörgelnder Weltenbummler, eine quirlige Revuetänzerin, ein stiller Buchhalter und ein ungehobelter Cockney. Obwohl man aufeinander angewiesen ist und die Mehrheit durchaus gewillt ist, so etwas wie Gemeinschaftsgeist zu zeigen, sind nicht alle an einem harmonischen Miteinander interessiert.

Während die kleine Gesellschaft auf Wetterbesserung wartet, macht Mr. Maltby sich auf die Suche nach dem Geheimnis des Hauses und versucht, das Rätsel um seine Bewohner zu entschlüsseln. Farjeon hat Maltby dafür alle nötigen Eigenschaften mit auf den Weg gegeben, die einen erstklassigen Detektiv ausmachen: ein brillanter Spürsinn, eine exzellente Beobachtungsgabe und ein hervorragendes Kombinationsgeschick lassen ihn am Ende erfolgreich sein.

„Geheimnis in Weiß“ hat mir sehr gut gefallen - ein Leseschmaus für Freunde und Fans des klassischen britischen Detektivromans.

Bewertung vom 20.12.2016
Ein Schritt ins Ungewisse
Camden, Elizabeth

Ein Schritt ins Ungewisse


sehr gut

Washington, 1879. Nur noch eine Prüfung ist die 17-jährige Kate von ihrem großen Traum, am College zu studieren, entfernt. Doch Trevor McDonough, Sohn reicher Eltern, gewinnt den Wettstreit der besten Schüler und schnappt ihr damit auch das ersehnte Stipendium vor der Nase weg.
12 Jahre später. Kate ist verwitwet und lebt bei ihren Eltern in deren Logierhaus. Da sie ihre monotone Arbeit im Statistikamt verabscheut, kommt ihr die Einladung zu einem Bewerbungsgespräch für eine Stelle in der Forschungsabteilung des Memorial Hospitals gerade recht. Kate glaubt ihren Augen nicht zu trauen, als sie in ihrem zukünftigen Chef Trevor McDonough erkennt. Entgegen ihrer ersten Eingebung, niemals für Trevor arbeiten zu wollen, nimmt Kate die Herausforderung an…

In ihrem historischen Roman „Ein Schritt ins Ungewisse“ wartet Elizabeth Camden mit einer unterhaltsamen Mischung aus Medizingeschichte, Romantik und Spannung auf.

Die Autorin stellt den Kampf gegen die Ende des 19. Jahrhunderts weit verbreitete und damals unheilbare Infektionskrankheit Tuberkulose in den Mittelpunkt ihrer Geschichte. Trevor kämpft mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln dafür, ein Heilmittel zu finden. Er forscht und analysiert, er setzt neue Ideen um und lässt sich auch von derben Rückschlägen nicht entmutigen.

Elizabeth Camden stellt dem im Privatleben verschlossenen, aber beruflich mit Feuereifer agierenden Trevor eine willensstarke Frau zur Seite. Sowohl Trevor wie auch Kate sind immer bestrebt, ihr Bestes zu geben. Beide haben einen messerscharfen Verstand. Beide wollen immer gewinnen. Da wäre es natürlich gut, wenn beide an einem Strang ziehen. Genau das hat Trevor sich gedacht, als er Kate die Stelle in der Datenauswertung des Krankenhauses angeboten hat - Kräfte bündeln und gemeinsam einen Weg finden, Tuberkulose zu heilen. Aber so einfach, wie er es sich vorgestellt, verläuft die Zusammenarbeit mit seiner ehemaligen Rivalin dann doch nicht. Dafür sind beide zu stur und zu sehr von ihren jeweiligen Ansichten überzeugt.

Zusätzliche Spannung bekommt der Roman, als ein Unbekannter eine Hetzkampagne gegen Trevor startet. Drohbriefe und miese Artikel in der Presse machen ihm das Leben schwer. Doch Trevor ist entschlossen, sich von Nichts und Niemandem von seinem Ziel abbringen zu lassen. Nicht von einem unbekannten Widersacher und auch nicht von Kate…

„Ein Schritt ins Ungewisse“ hat mir sehr gut gefallen – ein unterhaltsamer, spannender Roman, der interessante Einblicke in den mühsamen Kampf gegen Tuberkulose bietet.

Bewertung vom 19.12.2016
Mord auf Antrag
Madsen, Inger G.

Mord auf Antrag


sehr gut

Aarhus / Dänemark. Die Brüder Lukas und Mikkel entdecken beim Spielen im Moor nahe Mundelstrup eine Moorleiche. Erste Untersuchungen der Polizei lassen darauf schließen, dass es sich bei der Toten um eine seit 25 Jahren vermisste Krankenpflegerin handelt. Während Kriminalkommissar Roland Benito die Ermittlungen aufnimmt, erhält die Journalistin Anne Larsen einen anonymen Hinweis, der umgehend ihr Interesse an der Geschichte weckt - der unbekannte Anrufer behauptet nicht nur, etwas über die Leiche aus dem Moor zu wissen, sondern prophezeit weitere Morde…

Der Einstieg in diesen Krimi ist mir äußerst schwer gefallen. Grund für den holperigen Start war die mir lange Zeit fehlende Übersicht über die vielen Akteure und die zahlreichen Handlungsstränge. Besonders die Perspektivwechsel sind verwirrend, weil nicht immer sofort deutlich wird, mit wem man es gerade zu tun hat.
Ist man erst einmal mit den Figuren vertraut und erkennt die Zusammenhänge zwischen den unterschiedlichen Handlungsfäden, steigt auch die Spannung und man wird in das Geschehen hineingezogen.

Während der Leser schon früh eine Ahnung von den Hintergründen bekommt, tappen die Ermittler lange Zeit im Dunklen. Die Kommissare sehen kein Motiv für die Morde und auch eine Verbindung zwischen dem damaligen Mord an der Krankenpflegerin und den aktuellen Fällen will sich partout nicht auftun.
Neben den polizeilichen Ermittlern schickt Inger Madsen auch die Journalistin Anne Larsen auf Spurensuche. Anne trägt mit ihren unermüdlichen Nachforschungen einiges zur Klärung der Fälle bei.

„Mord auf Antrag“ ist ein Krimi mit einer anfangs schwer durchschaubaren Handlung, dessen zentrales Thema (es geht um Sterbehilfe) genauso wie das überraschende Ende eine Menge Stoff zum Nachdenken bietet.
(3,5/5)