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sleepwalker

Bewertungen

Insgesamt 501 Bewertungen
Bewertung vom 19.02.2020
Was wirklich wirkt
Grams-Nobmann, Natalie

Was wirklich wirkt


ausgezeichnet

Homöopathie ist ein heiß diskutiertes Thema. In der Öffentlichkeit, wie auch im Privaten. Denn, hat sie nicht jeder? Die Schwägerin, die ihre Angina mit nur einem einzigen, zufällig noch gefundenen Globolus geheilt hat? Impfgegner, die Krankheiten als Mittel zur Stärkung des Charakters ansehen? Und diejenigen, die Homöopathie mit Naturheilkunde verwechseln und das Wassergedächtnis erklären? In meinem Umfeld sind sie alle.
Dr. Natalie Grams hat mit ihrem neuen Buch „Was wirklich wirkt“ einen guten Überblick über die „alternative“ Medizin geschaffen. So erklärt sie beispielsweise Homöopathie, TCM, Osteopathie und Akupunktur, klärt über Placebo-Effekt und Impfen auf. Und das alles ohne erhobenen Zeigefinger. Nie muss sich der Leser von oben herab behandelt fühlen, weil er auf „alternative Heilmethoden“ reingefallen ist oder weil er auf Placebos anspricht. Nein, Natalie Grams war selbst homöopathische Ärztin, ein Fan von diesen Methoden und weiß, wie leicht es ist, daran zu glauben. Inzwischen hat sie ihre Praxis aufgegeben und ist unermüdlich in der Aufklärung tätig. Aber sie zeigt Verständnis für jeden, der in seiner Not einen „Heiler“ aufsucht, denn „Enttäuschung und Unzufriedenheit machen empfänglich für Populismus“.
Und so ist ihr Buch ein sehr umfassender Versuch der Aufklärung. Sie erklärt einfach und nachvollziehbar beispielsweise, wie Immunsystem und Placebos funktionieren und sie widmet mehrere Kapitel dem Impfen. Auch aktuelle Themen greift sie auf. Sei es nun freie Impfentscheidung, MMS (= Miracle Mineral Solution, also Chlorbleiche, die gegen alle möglichen Krankheiten von Krebs bis Autismus helfen soll); die Germanische Neue Medizin von Ryke Geerd Hamer oder die drei Todesfälle in Brüggen-Bracht durch einen „Krebs-Heiler“.
Ihre Sprache ist einfach und verständlich, zum Teil schafft sie es, schwierige Themen wie Immunabwehr sogar mit etwas Witz sehr anschaulich zu erklären. Zwar verwendet sie zahlreiche Fachbegriffe, aber man fühlt sich irgendwie von der Autorin im Dschungel der Heilmethoden an die Hand genommen und begleitet. Sie schreibt zu jeder Zeit sachlich und beruft sich auf Fakten und zerlegt dabei sehr gekonnt die allgegenwärtigen Phrasen der Scharlatane und Verschwörungstheoretiker. Angefangen von „Wer heilt hat Recht“, über „Natürliche Medikamente nützen, chemische Medikamente schaden“ (alles, wirklich alles um uns herum IST chemisch!), „Kinderkrankheiten sind ein natürlicher Reifeschub fürs Immunsystem“ bis zu „Meinem Heiler vertraue ich blind“ – da ist für jeden was dabei. Es fallen Schlagworte wie „Die Pharma-Industrie will uns vergiften“ bis hin zu Andrew Wakefields riesiger Lüge, dass die MMR (Masern-Mumps-Röteln)-Impfung Autismus verursache – eine Lüge, die sich bis heute hartnäckig hält.
Alles in allem ist das Buch für mich toll zu lesen, informativ und sehr sehr mutig. Denn, wie Natalie Grams schreibt, sieht sie sich ständig Hass und Bedrohung ausgesetzt (so wurde sie beispielsweise unter anderem schon als „gehirngewaschene Pharma-Nutte, die vergiftet gehört“ beschimpft).
Natalie Grams geht aber auch mit der evidenzbasierten Medizin ins Gericht. Sie zeigt sich selbst als Verfechterin der „sprechenden Medizin“, denn die durchschnittlichen 7,6 Minuten, die der Arzt für den Patienten Zeit hat (und bezahlt bekommt), sind einfach zu wenig, wohingegen ein Homöopath ein Vielfaches abrechnen kann.
Im Epilog nimmt sie eine Reihe „alternativmedizinischer Verfahren“ noch einmal genauer unter die Lupe und klärt kurz und knapp darüber auf, welche kruden Gedanken und Vorstellungen zum Teil dahinterstecken. Und zu guter Letzt endet das Buch mit einer Liste von Alarmzeichen, an denen man Scharlatane erkennen kann - von Heil(ung)sversprechen über fehlende Aufklärung bis hin zu teuren Behandlungen, die bar und ohne Quittung bezahlt werden sollen. Denn auch hier gilt „Keep calm and stay informed! Ihre Gesundheit wird es Ihnen danken.“

Bewertung vom 18.02.2020
Belladonna / Grant County Bd.1
Slaughter, Karin

Belladonna / Grant County Bd.1


sehr gut

Schon über zehn Jahre ist es her, dass ich „Belladonna“ von Karin Slaughter zum ersten Mal gelesen habe. Das Buch war das erste der Autorin, aber beileibe nicht mein letztes, man kann sagen: sie hat mich damals damit komplett angefixt. Ich muss aber dazu sagen, dass ich blutige, anschaulich beschriebene, eventuell auch realistisch-eklige Thriller mag, Gerichtsmedizin und Pathologie sind mir nicht fremd, daher hat mich das auch nicht abgeschreckt.
Und blutige (eventuell auch sehr eklige) Szenen gibt es in dem Buch reichlich. Weder die Autorin, noch der von ihr geschaffene Killer sind in der Beziehung zimperlich und das Buch ist definitiv nichts für schwache Nerven und sensible Gemüter. Und auch Sara Linton (Kinderärztin und örtliche Leichenbeschauerin) ist nicht zimperlich, weder in Worten noch in Taten. Sie kann ordentlich zupacken und auch ihre Wortwahl ist nicht der feinsten eine.
Aber sie legt auch eine gewisse Ruhe und Kompetenz an den Tag, was sehr gut zur Arbeitsweise ihres Ex-Mannes, des Polizeichefs Jeffrey Tolliver passt. Und zu tun haben sie im Auftakt zur Grant-County-Serie eine ganze Menge. Beginnend an einem Montag mit dem grausamen Mord an einer blinden College-Professorin deckt das Buch den Zeitraum einer fast kompletten Woche ab – manchmal gab es ein paar Längen (hauptsächlich, wenn sehr viel aus dem Privatleben der Haupt-Charaktere beschrieben wird), die ich eher flott überblättert habe. Dadurch ging mir an der Handlung nichts verloren, die Autorin hätte getrost darauf verzichten können. Da ich aber alle folgenden Bände der Serie schon kenne, weiß ich ja auch, wie es zwischen Sara und Jeffrey weitergeht.
Im Großen und Ganzen ist das Buch aber sehr rasant geschrieben, leicht und flüssig zu lesen und hat mich insgesamt sehr gefesselt. Manchmal scheint die Autorin von der Geschichte überrollt zu werden und die Logik leidet ein bisschen und manchmal sind es zu viele Anglizismen und das ständige „Yeah“ geht einem ab und an auf die Nerven. Aber für Freunde blutiger Krimis mit derber Wortwahl, viel amerikanischem Kleinstadt-Charme, starken und eigenwilligen Frauen (von denen jede ihre eigene Vergangenheit mitbringt) ein absolutes Muss. 4 Sterne.

Bewertung vom 17.02.2020
Der Läufer / Kommissar Johan Rokka Bd.2
Ullberg Westin, Gabriella

Der Läufer / Kommissar Johan Rokka Bd.2


sehr gut

Ich muss zugeben, das Buch „Der Läufer“ von Gabriella Ullberg Westin lässt mich ein bisschen ratlos zurück. Es ist einerseits enorm spannend, hat mich von der ersten Seite an gefesselt und bis zum Schluss konnte ich es kaum aus der Hand legen. Andererseits ist es ziemlich chaotisch, die Verwicklungen und Verstrickungen sind sehr weit hergeholt und die Übersetzung fand ich zum Teil schlicht nicht gut.
Auf die Geschichte an sich mag ich gar nicht so genau eingehen. Beginnend mit dem grausamen Mord an der Abiturientin Tindra wird der Leser in einen Strudel aus Intrigen, Verbrechen, Vergehen und alten Leichen im Keller hineingezogen. Im Zentrum des Geschehens steht Kriminalkommissar Johan Rokka, der sein eigenes Päckchen zu tragen hat: an derselben Stelle, an der die Leiche von Tindra gefunden wird, verschwand vor über 20 Jahre seine Freundin Fanny. Sie wurde nie mehr gesehen – weder tot noch lebendig.
Das Buch ist der zweite Band um Johan Rokka, aber auch ohne den ersten zu kennen, hat man keinerlei Verständnis-Probleme (ich kenne den ersten Band „Der Schmetterling“ auch noch nicht aber bin jetzt schon gespannt auf den dritten Teil „Der Todgeweihte“). Rokka ist ein interessant gezeichneter Charakter mit sehr viel (auch dunkler) Vergangenheit, die oft zur Sprache kommt. Ebenso wie seine Kollegin Janna war er mir von der ersten Seite an sympathisch. Insgesamt sind die Charaktere des Buchs sehr gut und anschaulich beschrieben.
Allerdings hatte ich Probleme mit der Übersetzung, beziehungsweise der Wortwahl. Wieso wird in einer Übersetzung aus dem Schwedischen ins Deutsche ein Satz mit „no offence“ übersetzt? Oder das allgegenwärtige „nice“ – ich weiß schon, wieso ich Bücher am liebsten im Original lese, leider ist mein Schwedisch nicht besonders gut. Um mit den Namen und Ortsangaben klarzukommen reicht es aber allemal. Abgesehen von den Stolpersteinen der Übersetzung war das Buch sehr flüssig zu lesen, der Spannungsbogen war extrem konstant aufrecht erhalten und ich habe in letzter Zeit bei wenigen Büchern dem Ende und der Auflösung so dermaßen entgegengefiebert, wie bei diesem Buch.
Einen Punkt Abzug für die Übersetzung, daher 4 Punkte und eine klare Lese-Empfehlung von mir.

Bewertung vom 14.02.2020
Helltal
Aicher, Mathias

Helltal


schlecht

„Glaub bloß nicht, dass mir das Spaß macht! Es ist deine Schuld, dass ich das tun muss!“ - mit einer Szene häuslicher Gewalt beginnt Mathias Aicher seinen Roman „Helltal“. Und nimmt seinen Leser mit in die tiefste Provinz des idyllischen Pfälzerwaldes, in eine Gegend wo nichts wirklich so ist, wie es scheint. Helltal, eine fiktive 2000-Einwohner-Gemeinde im Landkreis Kaiserslautern ist wohl auch die Hölle für einige der Einwohner.
Der ehemalige Kriminalbeamte Maik Madsen ist einer, der es aus dem Ort rausgeschafft hat. Allerdings nur scheinbar, denn die wahre Hölle trägt der von Geldschulden und –eintreibern verfolgte ex-Polizist mit sich herum. Und so tritt er mit dem Leser im Schlepptau eine Reise in die eigene Geschichte an, trifft Freunde und Dämonen seiner Vergangenheit und versucht, sich selbst von dem zu befreien, was er so lange verdrängt hat. Ein Mord, eine kaputte Ehe, zerstörte Freundschaften, viele Erinnerungen an schöne und unschöne Zeiten – die Geschichte an sich klingt spannend und der Klappentext verlockend. Das Buch an sich war für mich eine große Enttäuschung.
Die Sprache, derer sich der Autor bedient, kann ich beim besten Willen nicht flott und modern finden, sie ist mir zu derb und grob und die Wortwahl würde dazu führen, dass kein Portal meine Rezension veröffentlicht. Dazwischen sind für meinen Geschmack viel zu viele englische Zitate und komplette Passagen, die voraussetzen, dass der Leser die Sprache beherrscht, dazu pfälzischer Dialekt – für mich einfach zu viel des Guten. Dazu Macho-Gehabe, Sexismus und eine verworrene Geschichte aus Gegenwart und Vergangenheit – das Buch konnte mich zu keinem Zeitpunkt irgendwie begeistern und auch der ziemlich überraschende Schluss war nur das Ende einer für mich sehr faden Geschichte mit durchweg unsympathischen Charakteren. Schade. Denn die Idee an sich ist gut, nur die Umsetzung fand ich äußerst mangelhaft.
Leider keine Lese-Empfehlung. 1 Punkt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.02.2020
Die Mozarts
Lemster, Michael

Die Mozarts


ausgezeichnet

Hör ich den Namen Mozart, denke ich unweigerlich an Wolfgang Amadeus und eventuell noch an seinen Vater Leopold – aber dann endete bislang mein bescheidenes Wissen um diese Familie. Dabei gab es im Laufe der Zeit so viel mehr Mozarte, die es wert wären, erwähnt zu werden. Und eben das hat sich Michael Lemster zum Thema gemacht: eine Chronik ALLER Mozarts. Begonnen hat die (nachvollziehbare) Geschichte der Familie wohl um 1487 mit Andris Motzhart. Enden wird die Geschichte rund 500 Jahre später mit dem Tod des letzten bestätigten Nachkommen.
Der Autor führt den Leser durch viele Generationen der Familie Mozart und verflicht dabei gekonnt und höchst unterhaltsam Geschichte mit Geschichten, Fakten mit Vermutungen. Er nimmt den Leser mit nach Augsburg und Salzburg, streift den 30jährigen Krieg und zeigt den Aufstieg der ehemaligen „Schmutzfinken“ (das Wort Mozart kommt vermutlich von „Mot“, dem mittelhochdeutschen Wort für schwarze Erde, Moder, Sumpf. Die Mozarts waren die, die im Morast wohnten. Die Schmutzfinken vielleicht.“) in Berufe wie Maurer, Baumeister, Architekten und Buchbinder. In der Familie steckte offensichtlich viel Ehrgeiz, aber auch sehr viel Fleiß und Talent.
Am ausführlichsten geht der Autor natürlich dennoch auf die Familie rund um Wolfgang Amadé ein. Über die gibt es auch die meisten nachvollziehbaren Fakten, es existiert Korrespondenz und Literatur. Aber in der „Companie Mozart“ ist es nicht nur „Wolferl“, der zählt, auch wenn er heute schlicht DER Mozart ist.
Nebenher erfährt der Leser sehr vieles über die jeweilige Epoche, ihre Sitten und Gebräuche, aber auch den Stand der Medizin und was man damals in der Freizeit so machte und welche Kleidung modern war. Diese Fakten unterfüttern den sonst zum Teil spekulativen Roman und machen ihn sehr informativ über das Thema Musik hinaus. Eines sei dem Autor allerdings gesagt. Seine Passage über Constanzes (Wolfgangs Frau) Krankheit ulcus curis ist so nicht richtig und eigentlich ein Schlag ins Gesicht aller Betroffener. „Diese Erkrankung ist heute leicht beherrschbar und allenfalls unangenehm und lästig“ – nein, sie ist nicht leicht beherrschbar. Sie ist auch heute noch oft sehr schwer in den Griff zu bekommen, oft chronisch nicht heilend und äußerst schmerzhaft, nicht nur unangenehm und lästig. So sorgfältig er sonst für das Buch recherchiert hat – da liegt der Autor meilenweit daneben.
Man muss kein Fan klassischer Musik sein, um dieses Buch faszinierend zu finden. Obwohl mich Musikunterricht in der Schule stets gelangweilt hat, hat mich das Buch begeistert. Und ich bewundere die Gründlichkeit der Recherche, die Kreativität der „kann-so-gewesen-sein“-Passagen und die Herangehensweise des Autors an die Familie. Nie wieder werde ich beim Wort Mozart nur an DEN EINEN denken, denn da sind doch noch so viele andere, die es wert sind, dass man an sie denkt. Klare 5 Punkte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.02.2020
Dr. Food für Seele, Gehirn & Nerven
Vormann, Jürgen;Hobelsberger, Bernhard;König, Ira

Dr. Food für Seele, Gehirn & Nerven


ausgezeichnet

Wie bereits das Buch „Dr. Food für Magen, Darm und Verdauung“ ist auch das vorliegende Buch sehr informativ und gut zu lesen. „Dr. Food für Seele, Gehirn und Nerven“ von Prof. Dr. Jürgen Vormann, Bernhard Hobelsberger und Ira König ist gut strukturiert, sauber und verständlich aufbereitet und zum Teil wirklich hilfreich. Natürlich dürfen am Ende Rezepte nicht fehlen.
Der erste Teil dreht sich um die Physiologie. Die Hardware wie Gehirn, Nerven und die Blut-Hirn-Schranke samt deren Aufbau und Funktion. Dazu dann als Software die Botenstoffe und natürlich die Erklärung, wie Darm und Hirn zusammen arbeiten – oder auch nicht. Der Leser bekommt schwierige biochemische und pharmakologische Zusammenhänge einfach und verständlich serviert und erfährt vieles darüber, wie die richtige Ernährung Krankheiten wie Alzheimer, AD(H)S, Angststörungen, Depression, Morbus Parkinson, Schizophrenie oder Migräne zwar nicht verhindern oder heilen kann, aber eventuell lindern und verzögern. Ess-Störungen werden ebenfalls nicht ausgelassen. Angenehm finde ich dabei, dass die Nahrungsmittel zwar in „gut“ und „böse“ eingeteilt werden, aber ich habe nirgendwo einen erhobenen Zeigefinger gesehen und kein „auf keinen Fall“ oder gar „verboten!“ gelesen, sondern ein höfliches „bitte meiden“.
In Teil 2 geht es dann ans Eingemachte. Welche Nährstoffe braucht der Körper, um so lange wie möglich so gut wie möglich zu funktionieren. Da ist einiges sehr interessant, vor allem, weil es über die „Zeitschriften-Inhalte“ hinausgeht. Geben wir es doch mal zu: das Thema Ernährung in Zusammenhang mit Gehirn und Nerven kennt doch praktisch jeder aus den Zeitschriften, die in Wartezimmern oder beim Frisör ausliegen.
Manches war mir allerdings zu pauschal, bei ein paar Themen ist die Studienlage noch nicht ganz so klar, wie das Buch sie darstellt. Bei manchen Empfehlungen wird auch außer Acht gelassen, dass es immer wieder Ausnahmen gibt, bei denen die Aussagen schlicht nicht stimmen und sie sind dadurch einfach zu pauschal. Manche Empfehlungen sind auch einfach nur „in“ (Kurkuma, goldene Milch, Ingwer) – aber wissenschaftlich nicht unbedingt belegt. Trotzdem ist alles in sich stimmig und hilfreich. Besonders gut gefallen hat mir aber auch die Hervorhebung, wie wichtig Essen für die Seele ist. Vor allem gemeinsames Essen (und dann auch noch das „Richtige“).
Den Abschluss des Buchs bilden 30 Rezepte für alle möglichen Gelegenheiten und Geschmäcker, samt Varianten. Die Rezepte sind ansprechend bebildert, da bekommt man vom Anschauen schon Hunger.
Alles in allem ist das Buch informativ, an sich schwierige und komplexe Themen gut und launig aufbereitet und für alle verständlich dargebracht. Die Illustrationen sind simpel gehalten, bringen aber das Wichtigste auf den Punkt. Das Buch ist auf jeden Fall empfehlenswert für alle, die eine komplette Übersicht über und einen tieferen (auch wissenschaftlichen) Einblick in das Thema haben wollen, sei dieses Buch wärmstens ans Herz gelegt.
Klare Lese-Empfehlung und 5 Punkte.

Bewertung vom 31.01.2020
Dr. Food für Magen, Darm & Verdauung
Storr, Martin;Hobelsberger, Bernhard

Dr. Food für Magen, Darm & Verdauung


ausgezeichnet

Als Partner eines an Morbus Crohn erkrankten Mannes hat mich das Buch „Dr. Food für Magen, Darm und Verdauung“ von Bernhard Hobelsberger, Prof. Dr. med. Martin Storr und Ira König natürlich besonders interessiert. Zwar ist es nicht speziell auf diese Art chronisch entzündlicher Darmerkrankung ausgerichtet, aber dennoch sehr informativ. Es bietet einiges an Hilfe für den Alltag, der oft durch Verdauungsbeschwerden bestimmt wird.
Insgesamt ist das Buch gut aufgemacht und gut strukturiert. Ein Theorie-Teil über die Verdauung, die beteiligten Organe, ihre Aufgaben und die verschiedenen Erkrankungen (von Magen-Darm-Infekt über Reizmagen bis CED und Magengeschwüre), ein Teil über die verschiedenen Nahrungsbestandteile und die Wirkungen, die sie haben können und gekrönt wird alles von einem gut bebilderten Rezept-Teil. Eine Liste mit hilfreichen Adressen zum Beispiel von Selbsthilfeverbänden und Bücher zur weiterführenden Lektüre dürfen natürlich auch nicht fehlen.
Alles in allem ist das Buch wirklich gut und hilfreich. Vor allem ist es auch für den Laien gut verständlich und durch die Bilder ist alles sehr anschaulich und nachvollziehbar erklärt. Die Rezepte scheinen gut und leicht umsetzbar und bei den meisten stehen mögliche Varianten/Ab- und Umwandlungen dabei, da ist vermutlich für jeden etwas dabei.
Manche Aussagen, die im Buch getroffen werden, fand ich allerdings zu pauschal.
Die Aussage „Bitte meiden“ für Antibiotika zu treffen, finde ich fatal. Kaum jemand wird Antibiotika zum Vergnügen einnehmen und bei potenziell lebensbedrohlichen Krankheiten sind sie schlicht nicht zu vermeiden! „Als Folge bekommen bis zu 25 Prozent der behandelten Patienten Durchfall. Zwar erholt sich die Darmflora wieder, das dauert aber ein paar Monate“ – das nimmt man doch zur Heilung schwerer, eventuell potenziell tödlicher Krankheiten in Kauf! Mit solchen pauschalisierten Aussagen schüren die Autoren die Angst der Leser vor Antibiotika doch geradezu, was schwerwiegende Folgen haben kann.
Auch die Aussage „Lieber fein geschrotetes Vollkornbrot, Vollkornreis oder Quinoa statt Weizenprodukten, grobem Vollkorn oder Kartoffeln“ liest man immer wieder, dabei gibt es doch auch Weizen-Vollkorn! Vollkorn ist nicht nur Dinkel und Co! Dafür steht Hafer ohne Einschränkung auf der Liste der glutenfreien Lebensmittel. Das ist so zwar richtig, denn Hafer hat von Natur aus KEIN Gluten, allerdings sind Haferflocken/Haferkleie/Haferschrot und Lebensmittel, in denen das verarbeitet wird, oft durch Kreuzkontamination doch nicht glutenfrei. Daher hätte ich mir auf jeden Fall den Hinweis gewünscht, dass auch da nur Produkte zu empfehlen sind, die explizit als glutenfrei deklariert sind.
Für die hervorragende Verständlichkeit, die (zum Teil eher flapsige, aber dennoch professionellen) Erklärungen und die Rezepte von mir 4 Sterne.