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melange
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Bonn
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 866 Bewertungen
Bewertung vom 26.01.2020
Eisige Dornen / Nathalie Svensson Bd.4
Moström, Jonas

Eisige Dornen / Nathalie Svensson Bd.4


ausgezeichnet

Klasse!

Zum Inhalt:
Mehrere Tote werden über Schweden verteilt aufgefunden. Alle scheinbar friedlich eingeschlafen, alle mit einer blau gefärbten Rose in den gefalteten Händen, alle einander unbekannt. Fieberhaft versucht eine Gruppe der schwedischen Polizei den Zusammenhang zwischen den Opfern zu ermitteln, denn die Vorstellung eines Serienmörders, der einfach quer durch das Land reist, um völlig voneinander unabhängige Menschen zu töten, ist schwer fassbar.

Mein Eindruck:
„Eisige Dornen“ ist zwar das vierte Buch um die Psychiaterin Nathalie Svensson, lässt sich aber problemlos ohne Kenntnis der drei Vorgänger lesen.
Und dabei ist dieses Buch wirklich ein Pageturner, der sich nur schwer aus der Hand legen lässt. Denn auch wenn das Motiv des Mörders irgendwann einmal klar ist, versteht es der Autor Jonas Moström wunderbar, seine Leserschaft zittern zu lassen, - und zwar nicht nur mit den ermittelnden Menschen (Polizisten, Psychologin), sondern auch mit dem Mörder, dessen Taten fast verständlich sind und der sie absolut gekonnt und meisterhaft zelebriert. Zwar kann sich auch Moström nicht der Sucht entziehen, seinen Ermittlern einige zwischenmenschliche Probleme auf den Rücken zu packen (Untreue, Schwierigkeiten innerhalb der Patchwork-Familie, ADHS, Tablettensucht, unerfülltes Verlangen, Verdacht auf Demenz), durch die interessanten Wendungen innerhalb des Falles sind sie aber eher Füllmaterial als ausufernde Nebenstory und damit gut zu verzeihen.
Ein prägnanter Schreibstil und die Kunst, diverse Schauplätze mit möglichen Verdächtigen und Straftaten abseits der Mordserie zu gestalten, halten den geneigten Leser bis zum Schluss bei der Stange. Dieses Ende ist fulminant, bietet einen boshaften Cliffhanger und füttert die Leserschaft gekonnt auf den nächsten Krimi an.


Mein Fazit:
Zwischen Gut und Böse kann man fast nicht unterscheiden. Die Aussage „Dieser Krimi ist gut“ fällt jedoch leicht.

Bewertung vom 19.01.2020
Wer im Himmel auf dich wartet (MP3-Download)
Albom, Mitch

Wer im Himmel auf dich wartet (MP3-Download)


gut

Fünf Seelen begleiten Dich zwischen Leben und Tod

Zum Inhalt:
Annie und Paulo sind gerade frisch verheiratet und genießen die Fahrt in einem Ballon, als es zu einem Unfall kommt, bei dem Paulo so schwer verletzt wird, dass er eine Organspende seiner Frau benötigt. Annie fällt bei der Operation ins Koma und trifft auf der Schwelle zwischen Leben und Tod fünf inzwischen verstorbene Charaktere aus ihrem Leben, jeder mit Einfluss darauf, jeder mit einer eigenen, nicht immer leichten Geschichte.

Mein Eindruck:
Möglicherweise hätte mir das Buch besser gefallen, wenn ich es gelesen und nicht als Hörbuch gehört hätte. Denn so bleibt vor allen Dingen eine Floskel im Gedächtnis: Annie macht einen Fehler. Da das, was danach folgte, nicht unbedingt wirklich als Fehler zu sehen war, sondern nur leider furchtbare Auswirkungen auf ihr Leben und das anderer Menschen hatte, war irgendwann eher nervtötend als anrührend. Die erwartete, bittersüße Geschichte um die Liebe zweier Menschen, die auf eine große Probe gestellt wird und damit ans Herz packt, geriet dadurch immer wieder aus dem Takt und berührte nicht so sehr, wie sie es eigentlich bei dem gegebenen Potenzial der Grundidee gekonnt hätte. Mitch Albom schreibt ohne Frage gekonnt und stattet seine Figuren mit einigen Päckchen aus, um für diese Sympathien einzuwerben. Aber teilweise wirkt es sehr gewollt und ein bisschen zu klinisch und/oder abgeklärt. Die Fantasy-Elemente in den Begegnungen beispielsweise sind wohl einem Zeitgeist geschuldet, sie lenken jedoch mehr ab, als dass sie die Geschichte voranbringen: Eine Figur fällt so sehr aus dem Rahmen, dass als Quintessenz ihrer Anwesenheit nur bleibt, dass der Autor wohl wirklich einen ganzheitlichen Ansatz wählen wollte – in jeder Beziehung. Gut jedoch das Ende, denn Albom lässt einen bis zum Schluss bangen.


Mein Fazit:
Packt wahrscheinlich in Schriftform mehr, als Hörbuch nicht so gut geeignet

Bewertung vom 11.01.2020
Draußen
Kobr, Michael;Klüpfel, Volker

Draußen


gut

Versuch eines Genre-Wechsels

Zum Inhalt:
Der Überlebenskünstler Stephan versteckt sich mit dem farbigen Geschwisterpaar Cayenne und Joshua im Wald, - immer auf der Hut vor einer Gruppe, welche die Jugendlichen töten will. Währenddessen arbeitet der Lobbyist Jürgen Wagner im Auftrag der Energiekonzerne im politischen Berlin, unterstützt von einem Freund aus vergangener Zeit. Als es zu einem Blackout kommt, kreuzen sich die Wege der ungleichen Gruppen.

Mein Eindruck:
Es ist fast verständlich, dass Volker Klüpfel und Michael Kobr aus dem Kosmos um ihre Kultfigur Kluftinger ausbrechen wollten, - wirklich gelungen ist dieser Ausbruch leider nicht. Denn es ist überdeutlich, dass gerade deshalb viel zu viele Ideen in „Draussen“ eingearbeitet wurden, die das Buch als Geschichte überfrachten: Manipulation, Bestechung und Erpressung der politischen Führungsschicht durch Lobbyarbeit, durchgeknallte (?) Prepper, die sich auf eine Katastrophe vorbereiten, Ausländerhass, der noch nicht einmal vor Krankenhäusern Halt macht und zu guter Letzt noch die Fremdenlegion und ihre Auswüchse, um Männer zu Maschinen zu drillen, denen die Empathie abgewöhnt wird.
Die Spannungskurve verläuft dabei eher wellenförmig: Teilweise langatmige (und nervige) Abschnitte mit politischen Geplänkeln in Berlin, ausufernde Tagebuchbeschreibungen des Drills bei der Fremdenlegion und nölige Pubertiere im Wald, dann zugegebenermaßen spannende Szenen beim Blackout auf den Straßen und Konfrontationen verschiedenster Art. Die Autoren leben dabei immer von ihrer Fähigkeit, bildhaft zu beschreiben, schießen aber insbesondere bei der Brutalität mancher Ereignisse doch über das Ziel hinaus. Richtig ärgerlich ist dann das Ende, welches nicht nur überhastet, sondern zusätzlich noch absolut unglaubwürdig abgehandelt wird.
Letztendlich ist „Draussen“ als Versuch zu betrachten, ein anderes Genre als den Heimatkrimi zu bedienen, die Ausführung dieses Versuchs hat auf jeden Fall noch Potenzial.


Mein Fazit:
Dann doch lieber der nächste Kluftinger

Bewertung vom 03.01.2020
Todesfalle / Baltimore Bd.5
Rose, Karen

Todesfalle / Baltimore Bd.5


schlecht

Furchtbar öde

Zum Inhalt:
Taylor Dawson kümmert sich auf einem Pferdehof um zwei traumatisierte Kinder, die ihre Mutter bei einem Gewaltverbrechen verloren haben. Doch auch ihr eigenes Päckchen ist nicht von schlechten Eltern: Jahrelang wurde sie von ihrer Mutter in dem Irrglauben gelassen, dass ihr leiblicher Vater Clay ein Psychopath ist, der Taylor nach dem Leben trachtet. Jetzt möchte sie ihn kennenlernen und wird dadurch noch tiefer in den Fall hineingezogen, denn Clay ist der Sicherheitsbeauftragte des Pferdehofs und mit den mit dem Mord betrauten Ermittlern befreundet.

Mein Eindruck:
Ein Buch, welches so deutlich für den amerikanischen Markt konzipiert ist, dass einem Mitteleuropäer die Tränen kommen. Die Aussage „Thriller“ auf dem Cover ist dabei irreführend, denn um den Mord geht es nur in höchst überschaubaren Teilen (wenigstens ist der Killer ultraböse, so dass keinerlei Zweifel aufkommen, wem die Antipathie zu gehören hat). Hauptsächlich wird auf die Tränendrüse gedrückt, wenn es um die herzzerreißende Zusammenkunft von Vater und Tochter geht, bei der wirklich jeder im Umfeld der beiden meint, ein Wörtchen mitsprechen zu müssen, sich dauerhaft und pausenlos dafür entschuldigt wird und Kinder nicht Kinder sind, sondern mit ihrer Altklugheit den Erwachsenen den richtigen Weg weisen. Außerdem wurde jeder schon mindestens einmal entführt und/oder seelisch tief verletzt und/oder angeschossen. Und dann kommt es fast folgerichtig zum feuchten Traum der National Rifle Organization: Eine knapp dem Teenager-Alter entwachsene junge Frau schießt den bösen Attentäter an und macht so nicht nur ihren Vater stolz, sondern bewirkt damit zusätzlich eine Erektion bei dem Mann, der sie erst vor zwei Tagen kennengelernt hat und schon dermaßen in sie verschossen ist, dass sein traumatisches Erlebnis mit der letzten (und sogar ersten) Frau in seinem Leben vollkommen vergessen ist. Über das Ende dieser unsäglichen Geschichte sollte der Mantel des Schweigens gehüllt werden, aber auch dieser tropft irgendwann einmal durch vor lauter Schmalz, der sich in jeder Faser der 600 Seiten breit macht.

Mein Fazit:
Für die absolut dünne Kriminalgeschichte hätten 200 Seiten gelangt, der Rest ist ein Hochlied auf die ballernde Familie

Bewertung vom 30.12.2019
1794 / Winge und Cardell ermitteln Bd.2
Natt och Dag, Niklas

1794 / Winge und Cardell ermitteln Bd.2


gut

Sadismus pur

Zum Inhalt:
Nach dem Tod Cecil Winges fällt Cardell in ein tiefes Loch, aus dem ihn der Auftrag einer Bäuerin heraushilft: Deren Tochter ist in ihrer Hochzeitsnacht mit einem schwedischen Adligen zu Tode gekommen, der Ehemann seitdem geistig verwirrt. Unzufrieden mit der offiziellen Erklärung und gemeinsam mit Cecils jüngerem Bruder Erik versucht Cardell, Licht in das Dunkel zu bringen. Doch dass dieses Dunkel so tiefschwarz sein könnte, ist selbst für einen hartgesottenen Häscher nicht zu erahnen.

Mein Eindruck:
Zum zweiten Mal begibt sich Niklas Natt och Dag tief in das Treiben in Stockholm zu Zeiten der französischen Revolution. Dabei verschafft er seinem Protagonisten Cardell einen zweiten Winge als Partner, - dieses Mal nicht an Tuberkulose, dafür an Wahnvorstellungen erkrankt. Ansonsten wiederholt sich1794 viel, was schon in 1793 Programm war: Der Adel ist verkommen und treibt seine sadistischen Spielchen mit jedem, der sich nicht wehren kann. Das Volk reagiert mit ähnlicher Brutalität und ein Menschenleben ist nichts wert. Und als wenn es nicht schon im letzten Jahr schlimm gewesen wäre, legt auch hier der Autor noch eine Schippe drauf und bringt sogar Kinder mit in das teuflische Spiel, welches von absoluter Hoffnungslosigkeit geprägt ist. Aber diese Schippe ist das Quäntchen zu viel, denn wo im letzten Jahr wenigstens noch ein bisschen Trost und Hoffnung herrschte, ist jetzt nur noch Dunkelheit und Wahnsinn. Möglicherweise passend zum Trilogie-Titel (Bellman Noir), doch wenn Gewalt und Sadismus nur noch zum Selbstzweck in einem Buch verkommen, verliert es auch einige der vorher noch geneigten Leser kopfschüttelnd an eine andere Lektüre. Das ist schade, da Natt och Dag wunderbar beschreibt, seine Charaktere (selbst die widerlichsten) Tiefe haben und Stockholm in all seiner Düsternis einen ganz eigenen Reiz bekommt – vor allen Dingen für Schlächter, Vergewaltiger, Sadisten und ganz allgemein den Bodensatz der Rasse, die sich Mensch nennt.

Mein Fazit:
Obwohl nicht zart besaitet, war mir dieses Buch mehr als nur eine Spur zu widerwärtig

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.12.2019
Tod eines Geistes / Stableford Bd.5
Reef, Rob

Tod eines Geistes / Stableford Bd.5


sehr gut

Klassisch

Zum Inhalt:
John Stableford wird als Trauzeuge zur Hochzeit seines Freundes Percy auf dessen Landsitz eingeladen. Dort soll nicht nur der Hausgeist Ethel spuken, die am Tag vor ihrer Hochzeit den Tod fand. Zusätzlich wird die jetzige Braut Penelope, eine Freundin von Stapelfords Frau Harriet, Opfer einiger böswilliger Streiche. Als jedoch plötzlich eine Frau im Brautkleid tot in einem abgeschlossenen Raum liegt, den Schlüssel in der leichenstarren Hand, ist Stablefords ermittlungstechnisches Gespür gefordert. Und inmitten von Freunden und Familie lässt er sich nicht lange bitten.

Mein Eindruck:
„Tod eines Geistes“ von Rob Reef ist zwar Teil einer Reihe um den Hobbydetektiv John Stableford, das Buch ist aber ohne Vorkenntnisse lesbar. Es handelt sich bei der Geschichte um ein klassisches Whodunnit, welches sich damit an das Vorbild Agatha Christie und – mit der Namensgebung der beiden männlichen Hauptpersonen (John und Holmes) - an Arthur Conan Doyle anlehnt. Doch diese doppelte Hommage ist durchaus gelungen.
Die Sprache ist geschliffen und wunderbar auf die Zeit angepasst, in welcher der Krimi spielt. Die Personen sind facettenreich angelegt, die Aufklärung geschickt und vollständig. Leider wartet die Geschichte auch mit einigen Schwächen auf: Es gibt einige Charaktere, die ähnliche Namen tragen, welches den Überblick erheblich erschwert. Des Weiteren befinden sich zu viele Personen außerhalb der Möglichkeit, als Mörder in Betracht zu kommen. Doch diese Unzulänglichkeiten sind zu verschmerzen, im Gegensatz zu dem Punkt, der am meisten stört: Das absolut hanebüchene Motiv, welches die mordende Person durch Reef angedichtet bekommt. Gerade weil die Ermittlung meisterhaft geschildert ist, fällt dieser Umstand doppelt auf und ins Gewicht.

Mein Fazit:
Bis kurz vor Schluss ein großartiger Krimi, leider nur bis kurz vor Schluss.

Bewertung vom 25.12.2019
Freefall - Die Wahrheit ist dein Tod
Barry, Jessica

Freefall - Die Wahrheit ist dein Tod


weniger gut

Typisch amerikanisch

Zum Inhalt:
Maggie erfährt durch einen befreundeten Polizisten, dass ihre Tochter Ally bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen ist. Da Allys Leiche fehlt, gibt sich Maggie der Hoffnung hin, dass ihr Kind aller Wahrscheinlichkeit zum Trotz überlebt hat. Und sie hat recht: Ally kämpft sich durch die Wildnis. Verfolgt von ihrer Vergangenheit, in der nicht alles so goldig war, wie es glänzte.

Mein Eindruck:
Jessica Barrys Thriller ist typisch amerikanische Kost: Alle sind schön oder streben diese Schönheit an, alle können schießen und Väter bringen ihren Kindern bei, wie man in der Wildnis überlebt, so dass selbst ein Flugzeugabsturz mit angeknacksten Knochen eine Kleinigkeit ist. Und daran krankt für einen mitteleuropäischen Leser das ganze Konstrukt: Viel zu unwahrscheinlich ist die Rettung. Immer, wenn es wirklich unmöglich erscheint, dass Ally überlebt, kommt von irgendwo eine Quelle, eine Hütte mit Verpflegung oder ein rettender Engel her. Niemand stellt Fragen, als eine verwahrloste Frau mit einem Riesenbrilli auftaucht, natürlich wird ein Beweisstück gerettet und erst dann als solches erkannt, als es für einen Showdown unersetzlich ist. Das zweite, was nervt, ist die Oberflächlichkeit: Einerseits rettet ein wahrer Märchenprinz Ally vor einem Leben in Prostitution, andererseits schenkt er ihr Kleider, die zwei Nummern zu klein sind. Da stellt man sich doch die Frage, warum er Ally überhaupt ausgesucht hat, wenn sie nicht seinem Schönheitsideal entspricht – ihre inneren Werte hat er bei Besäufnissen in der Bar garantiert nicht kennengelernt. Und so sind sämtliche Personen holzschnittartig dargestellt, Spannung kommt so gut wie nie auf.
Letztendlich bleibt also nur eine Enttäuschung über einen gewollten Tiefgang (Pharmaskandal, tote Kinder! Tote Mütter!! Krebstoter Vater!!!) und sehr viele Logiklöcher in einer wenig fesselnden Geschichte.

Mein Fazit:
Verschenkte Zeit durch eine absurde Geschichte

Bewertung vom 15.12.2019
Ein Traum von Liebe / Strange the Dreamer Bd.2
Taylor, Laini

Ein Traum von Liebe / Strange the Dreamer Bd.2


ausgezeichnet

Bittersüß

Zum Inhalt:
Nachdem Lazlo in Weep angekommen ist, macht er sich mit den Ängsten und Problemen vertraut, welche die Bewohner dieser Stadt heimsuchen. Getötete Wesen mit übernatürlichen Kräften haben ein Bauwerk hinterlassen, welches den Menschen die Sonne und die Hoffnung nimmt. Doch die Versuche, den Engel zu zerstören, führen dazu, das Leben und Miteinander von Lazlo, seinen Gefährten und der Götterbrut in einem völlig neuen Licht erscheinen zu lassen und letztendlich in eine Erkenntnis, welche alles auf den Kopf stellt, an das Lazlo je geglaubt hat.

Mein Eindruck:
Da die deutsche Übersetzung eines Buches von Laini Taylor willkürlich durch den Verlag in zwei etwa gleiche Stücke aufgeteilt wurde, ist die Leserschaft direkt voll im Geschehen. Und dieses hat es in sich. Mit ihrem sehr bildhaften Schreibstil, den sie nicht nur für ein wundervolles Setting, sondern auch interessante und tiefgreifende Charakterzeichnungen einsetzt, sorgt die Autorin bei ihren wahrscheinlich zumeist weiblichen Lesern für große Gefühle: Liebe, Mitleid, Hass, Entsetzen – dies alles löst eine Geschichte aus, die an Urängsten rührt: Wer bin ich, wenn Vergangenheit, Gegenwart und auch die Zukunft auf tönernen Füßen stehen? Wie weit würde ich gehen, wenn um mich alles zusammenbricht und ich eine Macht besitze, die ich entweder für Gutes oder Schlechtes benutzen kann?
Was an Taylors Roman sehr gefällt, ist die Entwicklung ihrer Charaktere – und zwar aller, nicht nur die der Protagonisten Lazlo und Sarai – oder eben das Fehlen derselben. Denn wo andere Autoren entweder das eine oder das andere betreiben und sich nicht großartig dazu erklären, bietet diese Autorin nachvollziehbare Gründe für das Handeln.
Leider gibt es – wie es sich für ein echtes Mehrbände-Werk auch irgendwie gehört – keinen richtigen Abschluss des Romans. Oder sollte man besser sagen: Zum Glück?

Mein Fazit:
Das Warten auf den Nachfolger ist fast unerträglich. Lübbe, beeile Dich!

Bewertung vom 01.12.2019
Bülent Rambichler und der störrische Karpfen / Bülent Rambichler Bd.2
Bogner, Anja

Bülent Rambichler und der störrische Karpfen / Bülent Rambichler Bd.2


gut

Volksnah

Zum Inhalt:
So kann es gehen. Kaum hat es sich Bülent in der Großstadt wieder so richtig bequem gemacht, ereilt ihn ein Hilferuf seiner Mama aus der ländlichen Pampa. Ein wichtiges Mitglied der Gemeinde wurde tot aufgefunden – augenscheinlich ermordet – und sein Papa Erkan hatte mit dem Opfer Streit… und kein Alibi…
Und so macht sich Bülent gemeinsam mit Kollegin Astrid auf, die Hintergründe des Todesfalles aufzuklären und tritt dabei zwar manchem Strunzheimer in die Haxen, rettet dafür aber einige Leben – menschliche wie tierische.

Mein Eindruck:
Zefix und aus ist’s mit der Bülentschen Gemütlichkeit. Ein zweites Mal schickt die Autorin Anja Bogner ihren deutschtürkischen Kommissar Bülent Rambichler gemeinsam mit seiner rechten Hand Astrid (Veganerin und Esoterikerin) in heimatliche Gefilde. Und wie der geneigten Leserschaft das Cover dieses Krimis überdeutlich vermittelt: Eine ernsthafte, zielgerichtete und vor allen Dingen irgendwie glaubwürdige Polizeiarbeit zu erwarten, wäre bar jeder Vernunft. Nein, was man sieht ist was man bekommt, - und das ist eher etwas für das Zwerchfell als für das Hirn. Schadet aber nicht, denn auch für die bewusstseinserweiternden Substanzen bietet die Geschichte sehr viel Raum. Dabei gefällt insbesondere, dass sich die beiden Kommissare gut ergänzen, der Part des Heißsporns jedoch – gegen jede Regel – weiblich und der des abwartenden Schöngeists (in jeder Beziehung) männlich besetzt ist, obwohl beide Charaktere heterosexuell angelegt sind.
Leider hat die Geschichte auch einige Schwachpunkte. Einerseits ist die Landbevölkerung etwas arg hinterwäldlerisch deftig dargestellt (Räusche mannigfaltiger Art und lockerer Umgang mit gutem Benehmen), andererseits hätte ich mir ein anderes Endszenario gewünscht (das ist allerdings persönlicher Geschmack und fließt nicht in die Wertung ein).

Mein Fazit:
Sympathische Hauptcharaktere, ein bisschen zu ungepflegtes Restpersonal

Bewertung vom 24.11.2019
Das Ritual des Wassers / Inspector Ayala ermittelt Bd.2
Garcia Saenz, Eva

Das Ritual des Wassers / Inspector Ayala ermittelt Bd.2


sehr gut

Tödliches Ritual

Zum Inhalt:
Nachdem Unai seinen letzten Fall nur knapp überlebt hat, kämpft er noch insbesondere mit einer Folge der Kugel in seinem Kopf: Es hat ihm im wahrsten Sinne des Wortes die Sprache verschlagen und er leidet unter einer Aphasie. Um diese zu überwinden und nicht mehr nur per Handy und Notizbuch zu kommunizieren, wird er von seinen Vorgesetzten zu einer Behandlung durch eine Logopädin genötigt. Da er unbedingt Teil der Ermittlungen in einem scheinbaren Ritualmord sein will, weil seine erste Liebe das Opfer ist, entspricht er diesem Wunsch und gerät immer tiefer in diesen Fall, der nicht nur ihn, sondern sein ganzes Umfeld erfasst.

Mein Eindruck:
Bei diesem zweiten Krimi um Unai und Alba – seine Vorgesetzte und Geliebte in Personalunion – gefällt auf der einen Seite, dass viele Personen aus dem ersten Band zurückkommen, ohne dass es zu bemüht erscheint und Leser ohne Vorkenntnisse auf einen Prüfstand stellt. Schade ist allerdings, dass diese Leser auf den Genuss des Vorgängers verzichten können – der Schuldige und auch einige Unschuldigen werden in „Das Ritual des Wassers“ benannt. Doch dieser Pluspunkt ist zum anderen ein Nachteil, denn irgendwie ist es schon ein bisschen sehr weit hergeholt, dass wieder im direkten Umfeld Unais schon wieder ein Verrückter sein Unwesen treibt, der sich mit Ritualmorden die Zeit vertreibt und dass noch viel mehr Personen, mit denen er eng in Kontakt steht, unmittelbar davon betroffen sind.
Die Morde sind jedoch elegant eingeführt und – durch die Rückblicke in die Zeit vor etwa 25 Jahren – perfekt hergeleitet. Die Verquickung von alten Riten mit moderner Cyberkriminalität ist dabei eine besonders gute Idee - Vergangenheit und Zukunft vereint in Blut und Tränen.
Trotzdem würde man sich wünschen, dass Unai und Alba im nächsten Buch einfach nur ermitteln könnten, ohne dass andauernd er, sie oder ihre Familie in Gefahr geraten. Leider (?) sieht die Vorankündigung wieder Ähnliches vor und es ist zu befürchten, dass die bis jetzt guten Krimis in ein Schema F abgleiten.

Mein Fazit:
Ein guter Fall, jedoch mit Ähnlichkeiten zum ersten Thriller der Autorin