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Isabel von Belles Leseinsel
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Mainz
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Bewertungen

Insgesamt 585 Bewertungen
Bewertung vom 05.12.2011
Die Insel der besonderen Kinder / Die besonderen Kinder Bd.1
Riggs, Ransom

Die Insel der besonderen Kinder / Die besonderen Kinder Bd.1


ausgezeichnet

Verborgen in der Zeit

Jacob muss mit 16 Jahren feststellen, dass es ein Leben davor und eines danach gibt. Davor, das ist die Zeit, als ihm sein Großvater fantastische Geschichten erzählt über Kinder, die auf einer Insel leben. Die Kinder sind etwas Besonderes: Eines kann fliegen, andere zentnerschwere Felsen stemmen und eines angeblich unsichtbar. Je älter Jacob wird, umso mehr ist er jedoch der Überzeugung, dass sein Großvater dies alles nur erfunden hat. Doch dann kommt das Danach. Als sein Großvater Abraham unter mysteriösen Umständen stirbt, ändert sich Jacobs Leben komplett. Jacob zieht sich immer mehr zurück, leidet unter Verfolgungsangst, kommt in therapeutische Behandlung. Sein Psychiater glaubt, dass eine Reise zur Insel, auf der sein Großvater im 2. Weltkrieg in einem Waisenhaus gelebt hatte und wo auch angeblich die besonderen Kinder leben würden, könnte ihm helfen. Kaum auf der Insel in der walisischen See angekommen, muss Jacob feststellen, dass die Geschichten seines Großvaters so fantastisch gar nicht waren.

Ransom Riggs erzählt eine absolut fantastische Geschichte, verbindet diese geschickt mit realistischen Zügen und findet sogar für das Rätsel von Tunguska eine für die Story logische Erklärung. Und man könnte sogar den Eindruck bekommen, dass die Ideen von J.R.R. Tolkien für seine grandiosen Geschichten auf der Insel ihren Ursprung haben.

Die Geschichte wird aus Sicht von Jacob erzählt. Hierdurch erhält man fast sofort einen Bezug zu dem eher introvertierten Jungen, der seinen Großvater liebt und dessen Geschichten er auch heute noch gerne hört. Ansonsten versucht er vergeblich seinen Ferienjob loszuwerden und verbringt seine freie Zeit mit seinem besten und einzigen Freund. Und so kann man auch gut nachvollziehen, wie für ihn eine Welt zusammenbricht als sein Großvater auf so rätselhafte Weise stirbt. Der Fantasy-Roman ist sehr intensiv erzählt, sodass man fast augenblicklich in ihn eintaucht und sich von der spannenden, teilweise gruseligen, mystischen und fantasievoll erzählten Geschichte mitreißen lässt. Bedingt ist dies nicht nur durch die komplexe und interessante Story, sondern auch vor allem durch die bildhafte und fesselnde Erzählweise des Autors.

Besonders beeindruckend ist, dass die komplette Geschichte mit original Fotografien versehen ist und manchmal hatte ich den Eindruck, Ransom Riggs hat seinen Roman um diese eindringlichen Fotos aufgebaut. Diese passen einfach perfekt zur Story und unterstützen sie wunderbar. Die Fotos, die zumeist in den 1910er bis ca. 1950er Jahren entstanden, sind oft ziemlich bizarr, wirken stellenweise wie aus einem Kuriositätenkabinett entnommen und unterstützen hierdurch die Stimmung des Buches perfekt.

Fazit: Eine fantastische, spannende Geschichte mit einer äußerst interessanten Story und wunderbar beschriebenen Charakteren, die einem gerade durch ihre Einzigartigkeit geradewegs ans Herz wachsen. Ich bin schon sehr gespannt wie es mit dem Abenteuer von Jacob und den besonderen Kindern weiter geht.

Bewertung vom 04.12.2011
Der Zorn des Skorpions / Pescoli & Alvarez Bd.2
Jackson, Lisa

Der Zorn des Skorpions / Pescoli & Alvarez Bd.2


sehr gut

Meidet den Skorpions Zorn

Bei ihrer Fahrt durch die Berge Montanas gerät Detective Regan Pescoli in die Fänge des „Unglücksstern-Mörders“. Dumm nur, dass sie auf dem Weg zu ihrem Ex-Mann war und dies auch ihrer Kollegin Selena Alvarez mitgeteilt hatte. So vergeht einige Zeit bis ihre Kollegen Verdacht schöpfen. Verspätet startet eine großangelegte Suche, in die auch das FBI involviert ist, während Pescoli verzweifelt versucht, die Gefangenschaft zu überleben.

Der Thriller nimmt das letzte Kapitel von „Der Skorpion“ auf und so erlebt man die Fahrt von Pescoli durch die verschneiten Berge noch einmal und findet sich hierdurch auch sofort wieder in der Story zurecht.

Lisa Jackson wechselt recht häufig zwischen den verschiedenen Handlungssträngen und so verfolgt man die Gefangenschaft von Pescoli, die Gedanken des Unglücksstern-Mörders, ist bei der verzweifelten Suche von Pescolis Kollegen nach ihr dabei und lernt auch ihren Freund Nate Santana kennen, der sich ebenfalls auf die Suche nach Pescoli macht. Die Autorin hat die Wechsel wieder gekonnt gelegt, sodass der Spannungsgrad zumeist sehr hoch ist.

Allerdings flacht die Spannung zwischenzeitlich etwas ab, besonders wenn sie auf die Gefühle und das Leben der Kinder von Pescoli eingeht. Dies ist jetzt aber nicht besonders störend und bereichert eher die Story noch. Und obwohl man mit der Zeit auch immer mehr über den Unglücksstern-Mörder erfährt und seine Beweggründe nach und nach aufgedeckt werden, bleibt seine Identität bis fast zum Schluss rätselhaft. Gerade dieser Erzählstrang wirkt sehr intensiv, da er der Einzige ist, der in der Ich-Form geschrieben ist. Und obwohl der Kreis der Verdächtigen eher klein ist, scheint doch irgendwie keiner davon richtig in die Rolle des Mörders hineinzupassen.

Die Charaktere entwickeln sich ebenfalls weiter und sind gewohnt detailreich und ausgefeilt beschrieben. Der Autorin gelingt es sehr gut, einem die Ängste aber auch die Wut von Pescoli näherzubringen, die sich - ihrem Charakter entsprechend - nicht von den Psychospielchen des Mörders unterkriegen lässt.

Lag der Schwerpunkt des 1. Bandes noch mehr bei Regan Pescoli, ist es dieses Mal gut ausgeglichen zwischen den beiden weiblichen Detectives. So lernt man nun auch etwas mehr von Selena Alvarez und deren Privatleben kennen, die im 1. Teil eher ja noch eine Nebenrolle gespielt hatte. Und auch Jeremy und Bianca, die Kinder von Pescoli, rücken mehr in den Vordergrund und erhalten etwas mehr Raum wie auch Pescolis Ex-Mann und dessen Frau Michelle. Diese Einblicke sorgen dafür, dass die Geschichte rund wirkt und durchweg überzeugt.

Fazit: Nicht ganz so spannungsgeladen wie der erste Band „Der Skorpion“, nichtsdestotrotz in jedem Fall lesenswert, denn die Charaktere überzeugen wieder und die Story ist zwar in Teilen vorhersehbar, dennoch zu jeder Zeit unterhaltsam und zumeist auch sehr spannend.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.11.2011
Mit ganzer Seele / Soul Screamers Bd.1
Vincent, Rachel

Mit ganzer Seele / Soul Screamers Bd.1


sehr gut

Auftakt einer spannenden Fantasy-Reihe

Zusammen mit ihrer besten Freundin Emma schleicht Kaylee sich samstagabends in einen Club und kann es kaum fassen, dass sie kurze Zeit darauf vom beliebtesten Typ der Schule angesprochen wird. Nash zieht sie auf die Tanzfläche und Kaylee schwebt im siebten Himmel. Bis sie eine Art Panikattacke überfällt. In Kaylee bildet sich ein Schrei, der unbedingt herauswill und sie spürt, dass ein Mädchen im Club sterben wird. Nash bemerkt ihr seltsames Benehmen und bringt sie nach draußen. Nur merkwürdigerweise scheint er über ihr Verhalten keineswegs erstaunt zu sein. Auch nicht, als Beide am nächsten Tag erfahren, dass im Club tatsächlich ein Mädchen gestorben ist. Schon einen Tag später gibt es wieder einen rätselhaften Todesfall. Kaylee ist total verwirrt bis Nash ihr ein Geheimnis offenbart …

Rachel Vincent steigt sofort in die Geschichte ein und hierdurch ist man schon kurze Zeit später dabei wie Kaylee ihre vermeintliche Panikattacke erlebt. So wird es zumindest nach außen hin von ihren Verwandten bezeichnet, Kaylee selbst weiß ganz genau, dass sich dahinter etwas ganz anderes verbergen muss. Nur erklären kann sie es sich nicht. Kaylee sieht es Menschen an, dass sie bald sterben werden. Sobald sie den dunklen Nebel um die Person herum wahrnimmt, bildet sich in ihrer Kehle ein markerschütternder Schrei, der heraus drängt. In der Vergangenheit konnte sie diesen nie unterdrücken, was ihr sogar eine Woche in der Psychiatrie eingebracht hatte. Nur Nash gelingt es, sie soweit zu beruhigen, dass sie den Schrei unterdrücken kann.

Man fragt sich knapp das halbe Buch lang, warum Kaylee sterbende Menschen sehen kann, warum in ihr der Drang des Schreiens entsteht und vor allem warum Nash hierbei so cool und verständnisvoll reagiert. Die Lösung dazu hat mir wirklich richtig gut gefallen, zumal es nicht etwas Fiktives ist, sondern aus der irischen Mythologie abgeleitet wurde. Sowieso ist die ganze Umsetzung der Story klasse gelungen. Von Anfang an hat die Autorin diese sehr rasant und abwechslungsreich angelegt. Bedingt auch durch ihren flüssigen, lockeren, leicht zu lesenden Schreibstil hatte ich das Buch fast in einem Rutsch durchgelesen und habe mich bestens unterhalten gefühlt.

Auch ihre Charaktere sind gut beschrieben. Kaylee ist 16 Jahre und lebt bei ihrer Tante und Onkel und deren verzogenen Tochter Sophie, mit der sich Kaylee ständig in der Wolle hat. Neben der Schule jobbt sie in einem Kino, verbringt viel Zeit mit ihrer besten Freundin Emma und bezeichnet sich selbst eher als unscheinbar. Umso unverständlicher ist ihr, woher plötzlich das Interesse von Nash an ihr kommt. Ist er doch der angesagteste Typ der Schule und könnte nun wirkliche jedes Mädel haben.

Doch der erste Eindruck täuscht und Nash präsentiert sich als verantwortungsvoller, mitfühlender junger Mann, der absolut nicht oberflächlich ist und Kaylee wo er nur kann, unterstützt. Klar, dass auch die entsprechende Liebesgeschichte zwischen den Beiden nicht fehlen darf, allerdings drängt diese sich nicht in den Vordergrund.

Fazit: Ein temporeicher, unterhaltsamer Auftakt der Serie mit einer interessanten Story und sympathischen Protagonisten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.11.2011
Was im Dunkeln liegt
Janes, Diane

Was im Dunkeln liegt


sehr gut

Moonshadow … moonshadow …

Im Sommer 1972 verbringt die 19-jährige Kathy zusammen mit ihrem Freund Danny und dessen bestem Freund Simon die Semesterferien im Haus von Simons Onkel in Südengland. Die Drei genießen die Zeit und leben in den Tag hinein. Eines Tages treffen sie auf die junge Trudie, die lebenslustige junge Frau schließt sich dem Trio an und zieht mit ins Haus ein. Schleichend ändert sich allmählich die Stimmung unter den jungen Leuten bis es zur Katastrophe kommt. 30 Jahre später erhält Kathy einen Brief von Dannys Mutter. Die alte Dame möchte wissen, was damals wirklich geschah, warum Kathy als Einzige den verhängnisvollen Sommer in Südengland überlebt hat.

Von Anfang an weiß man, dass Danny damals starb und Kathy die einzig Überlebende ist. Allerdings hat man keine Ahnung, was zu dem schrecklichen Ereignis geführt hat, noch was mit Trudie oder Simon passiert ist. Deutlich spürbar sind jedoch die ständig wachsenden Spannungen zwischen den jungen Leuten, die zumeist zwar unterschwellig sind, durch kleine Kommentare oder Szenen aber immer öfter in den Vordergrund rücken.

Der Thriller, den ich eher als Psychokrimi bezeichnen würde, spielt in der Gegenwart und die Geschichte des verhängnisvollen Sommers wird dem Leser durch Rückblenden von Kathy näher gebracht. Mit der Zeit überwiegt dieser Part allerdings, die heutige Kathy nimmt sich immer mehr zurück. So sind auch die Übergänge zwischen Gegenwart und Vergangenheit stellenweise fließend und nicht immer durch Kapitel getrennt. Und da die Geschichte in der Ich-Form erzählt wird, wirkt dies umso eindringlicher und auch emotionaler.

Der Schreibstil von Diana Janes ist gerade in der Gegenwart sehr ruhig und zurückhaltend, wirkt in der Vergangenheit jedoch lebhafter und atmosphärisch dicht umgesetzt. Die Spannung baut sich eher langsam auf, die Autorin spielt anfangs mehr mit der Neugier und Ungewissheit des Lesers und bindet einen hierdurch allein schon ans Buch. Je mehr Raum jedoch der verhängnisvolle Sommer einnimmt, umso mehr steigt die Spannung auch an, die Story wird immer undurchsichtiger.

Die Charaktere sind durchweg sehr detailreich gezeichnet. Besonders Trudie bleibt dem Leser ein Rätsel. Trudie liebt Séancen, interessiert sich sehr für einen unaufgeklärten Mord an einer jungen Frau aus der Gegend, verrät nichts über ihre Herkunft, Gegenstände verschwinden und tauchen kurze Zeit später wieder. Ergo: Diese junge Frau ist eigentlich nur ein einziges Rätsel. Aber auch bei Simon und Danny spürt man mit der Zeit, dass sie etwas zu verbergen haben, nicht ganz mit offenen Karten spielen. Einzig Kathy ist für einen durchschaubar, da man durch die Ich-Erzählung viel über ihre Gefühle erfährt. Aber auch sie gibt erst ganz zum Schluss das Geheimnis des Sommers preis.

Und das ist es auch, was diesen Psychokrimi ausmacht: Diese Ungewissheit, die sich langsam steigernde Spannung, die ständig vorhandene Neugier ob dem Ausgang der Geschichte und das wirklich überraschende Ende, mit dem ich so nicht gerechnet hatte.

Fazit: Ein leiser, ruhiger Psychokrimi, der durch seine komplexe, undurchsichtige Story und den stellenweise sehr rätselhaft angelegten Charakteren überzeugt.

Bewertung vom 24.11.2011
Feierabend
Heim, Uta-Maria

Feierabend


gut

Familiäre Verknüpfungen, die weit in die Vergangenheit reichen

Es ist mir stellenweise recht schwer gefallen, in den Roman von Uta-Maria Heim hineinzufinden. Die Autorin verliert sich oft in zu vielen Nebenschauplätzen. Eine klare Linie war für mich nicht erkennbar. Mag aber auch daran liegen, dass ich unter falschen Voraussetzungen an das Buch herangegangen bin, denn ich hatte hier einen Krimi erwartet.

In dem Roman geht es zum einen um das Schicksal von Helenes Tante Brunhilde, die in den 1940er Jahren nach Grafeneck deportiert worden sein soll. Weiterhin um die Beziehung zu ihrer Teenagertochter Susanne, die ihr immer mehr entgleitet und hinzu kommt noch das schwierige Verhältnis zu ihrem Freund Marius, der stellenweise auch recht seltsam agiert. Dies sind alles Schwerpunkte und kam mir manchmal einfach zu viel des Guten vor. Hinzu kommt auch, dass die Autorin die Geschichte auch aus Sicht von Tochter Susanne beleuchtet, wie diese mit dem Thema Nationalsozialismus umgeht, ihre Probleme in der Schule schildert und natürlich ihr schwieriges Verhältnis zu Helene. In einem weiteren Erzählstrang lernt man außerdem die Obdachlose Milena bzw. Una kennen, deren Leben verständlicherweise bisher auch nicht einfach verlaufen ist. Wie diese letztendlich in die Geschichte hineinpasst, lässt die Autorin lange Zeit offen. Alle diese verschiedenen Handlungsstränge sind jeweils in der Ich-Form gehalten. Zusätzlich spielt ein Erzählstrang noch zur Zeit des 2. Weltkriegs.

So ist der Roman in meinen Augen kein Krimi oder gar Psychothriller, wie auf dem Klappentext vermerkt. Sondern mehr ein Roman über drei sehr unterschiedliche Frauen, die versuchen, mit ihrer eigenen Vergangenheit zurechtzukommen und der hierdurch aufzeigt, wie die Geschehnisse des 2. Weltkrieges sich bis heute auf ihr Leben auswirken. Uta-Maria Heim erzählt dies sehr einfühlsam, ruhig und nachdenklich. Das Thema der NS-Tötungsanstalt Grafeneck geht sie sensibel an und gibt dem Leser alle notwendigen Informationen, ohne dies zu überfrachten oder zu sehr in den Vordergrund zu stellen. So fühlt man sich durchweg ausreichend informiert, um selbst eine Vorstellung für die Handlungen der Menschen während der NS-Zeit zu erhalten. Die Stimmung des Buches ist durch die Aufarbeitung der Vergangenheit, durch die Beziehungsprobleme von Helene und dem beschwerlichen Leben von Milena eher etwas schwermütig angelegt.

Ihre Charaktere zeichnet die Autorin klar und detailreich, so entsteht vor dem inneren Auge schnell ein Bild der drei Frauen. Helene führt ein sehr zurückgezogenes Leben, besonders wenn sie gerade wieder an einer Übersetzung arbeitet, igelt sie sich regelrecht ein. Ihre 15-jährige Tochter Susanne entgleitet ihr immer mehr, jedoch ist sie auch kaum bemüht, etwas dagegen zu unternehmen. Die Beziehung zu Marius ist nicht einfach und oftmals war mir ihr Verhalten ihm gegenüber nicht recht verständlich. Marius ist beruflich sehr angespannt, unter der Woche kommunizieren die Beiden zumeist per SMS. Die gemeinsamen Wochenenden scheinen eher sexuell geprägt zu sein, auf die Gefühle von Helene geht Marius kaum ein, wirkt oftmals eher desinteressiert. Aus Marius selbst und seine Gefühle zu Helene bin ich nicht recht schlau geworden, dafür bleibt seine Figur zu sehr im Hintergrund.

Fazit: Dies ist ein Roman, der wunderbar widerspiegelt, wie Ereignisse aus der Vergangenheit einen bis heute nicht loslassen und das Leben immer noch stark beeinflussen können. Die Charaktere wie auch der Schreibstil sind sehr gefühlvoll und sensibel angelegt. Aber als Krimi oder gar Psychothriller würde ich den Roman nicht bezeichnen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.11.2011
Der Waldvogel
Oehlschläger, Christian

Der Waldvogel


sehr gut

Ein Waldschrat auf der Flucht

Der Obdachlose Bruno Janoske lebt in der weitläufigen Wald- und Moorlandschaft zwischen Celle und Fuhrberg. Ab und an beobachtet er gerne das Wohnmobil von Laryssa, die dort in einem Waldweg an der L310 ihre Dienste anbietet. Eines Tages sieht er, wie ein Freier das Wohnmobil betritt und dies kurze Zeit später panikartig wieder verlässt. Die vom Freier herbeigerufene Polizei kann nur noch den Tod der Prostituierten feststellen und sie soll nicht die Letzte bleiben. Das Ermittlerduo Robert Mendelski und Maike Schnur beginnen mit ihren Ermittlungen.

Hierbei erregt auch der Waldschrat ihre Aufmerksamkeit. Denn Janoske ist am Tatort geblieben, um die Arbeit der Polizei zu verfolgen und wird hierbei von einem Reporter erwischt. Voller Panik, denn wer glaubt schon einem Obdachlosen, flüchtet er und wird fortan nicht nur von der Polizei als mutmaßlicher Täter gejagt, sondern seine Flucht ruft auch Jäger und Zuhälter auf den Plan. Eine wilde Verfolgungsjagd in der Moor- und Waldlandschaft beginnt, wobei Janoske seine Ortskenntnisse sehr zugute kommen.

Der Krimi spielt vorwiegend in diesem Waldgebiet und hierbei merkt man deutlich, dass Christian Oehlschläger neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit als Förster arbeitet. Aber keine Sorge, der Krimi ist keineswegs gespickt mit Jägerlatein und Fachausdrücken, sondern dem Autor gelingt es wirklich sehr gut, einem so ganz nebenbei dieses Gebiet mit seiner Fauna und Flora anschaulich zu beschreiben und dies geschickt in seinen Krimi einzubauen. Auch geht er sparsam mit Fachausdrücken um und jeder, der nur ein klein wenig naturverbunden ist, hat absolut keine Probleme damit. Für alle anderen gibt es ein Glossar.

Die Story beginnt bereits im Prolog ziemlich spannend und rätselhaft und geht dann sofort zum Mord an der Prostituierten und den anschließenden Ermittlungen über. Immer wieder wechselt der Autor zwischen der Flucht des Waldschrats und den Ermittlungen der Mordkommission. Diese Wechsel zwischen den beiden Erzählsträngen sind gut gelegt, sodass das Tempo wie auch der Spannungsgrad durchweg auf einem hohen Niveau liegen. Zwar ist einem klar, dass der Waldschrat die Morde nicht begangen hat und die Polizei hier eine falsche Spur verfolgt. Um wen es sich jedoch bei dem Täter handelt und welches Motiv hinter seinen Morden steht, erfährt man wirklich erst ganz zum Schluss. Bedingt ist diese Ungewissheit durch die komplex aufgebaute Story, die in ihrem Verlauf nicht nur für die Polizei einige Verdächtige hervorbringt.

Die Charaktere beschreibt der Autor absolut authentisch und stellenweise recht undurchschaubar. Auf das Privatleben der beiden Kommissare Mendelski und Schnur legt der Autor kaum Wert und dennoch hat man bereits nach kurzer Zeit eine sehr gute Vorstellung von dem besonnenen Robert Mendelski und der teilweise etwas ungestümen Maike Schnur. Die geringe Einbeziehung des Privatlebens hat den Vorteil, dass man den Krimi problemlos lesen kann, ohne die drei vorherigen Bände des Ermittlerduos zu kennen.

Fazit: Bedingt durch den Ort der Handlung und dem gut dosiert eingebrachtem Fachwissen des Autors ist dies einmal ein etwas anderer Krimi und nicht nur Naturfreunde werden hier bestens unterhalten. Denn zusätzlich bietet er noch eine komplexe, temporeiche und spannende Story und gut herausgearbeitete Charaktere.

Bewertung vom 09.11.2011
Die Gesichtslosen / Carina Kyreleis Bd.1
Fey, Stephanie

Die Gesichtslosen / Carina Kyreleis Bd.1


sehr gut

Der erste Fall für Carina Kyreleis

Nach zwei Jahren kehrt die Mumien- und Knochenexpertin Carina Kyreleis aus Mexico-Stadt nach München zurück, um dort eine Stelle in der Rechtsmedizin anzunehmen. Kaum in ihrer Heimatstadt angekommen, wird sie schon mit ihrem ersten Fall betraut. Ein Mörder entfernt nach dem Tod seiner Opfer deren Gesichtshaut und Carina steht vor der schwierigen Aufgabe, den toten Frauen wieder ein Gesicht zu geben. Aber neben dem beruflichen Stress muss Carina auch mit einigen Schwierigkeiten in ihrem Privatleben zurechtkommen.

Neben dem Fall des Mörders erzählt Stephanie Fey auch die Geschichte der jungen Rosa. Diese ist Sekretärin im Bayerischen Innenministerium und lernt in den 1980er Jahren einen jungen Mann kennen, in den sie sich verliebt. Schon bald ist ihr klar, dass es sich bei ihm um einen Agenten der DDR handelt, für den sie spionieren soll. Verliebt wie sie in Felix ist, erfüllt sie dessen Forderungen ohne großes Nachdenken. Eines Tages entdeckt sie auf dem Schreibtisch ihres Chefs eine Akte mit einer Zeichnung und übergibt Teile davon ihrem Liebehaber. Ohne zu wissen, wie brisant dieses Material ist.

Stephanie Fey erzählt hier anfangs zwei völlig unterschiedliche Geschichten, die so scheinbar gar nichts miteinander zu tun haben und man fragt sich ständig, in welchem Zusammenhang diese stehen. Erst so nach und nach entdeckt man Gemeinsamkeiten und die losen Enden verbinden sich mit der Zeit geschickt zu einer schlüssigen Story. So wechselt die Autorin auch ständig zwischen diesen beiden Handlungssträngen, wobei aber auch immer wieder ein dritter Erzählstrang mit eingebaut ist, in dem man nach und nach den Mörder kennenlernt, der sich selbst Romeo nennt.

Nach einiger Zeit hatte ich bereits eine Ahnung, um wen es sich bei dem Mörder handeln muss. Jedoch ist der Krimi durchweg ziemlich temporeich angelegt, überrascht immer wieder mit unvorhersehbaren Wendungen und ist die ganze Zeit über richtig fesselnd erzählt, sodass diese Ahnung die Spannung überhaupt nicht gemindert hat. Zumal auch der flüssige und lebendige Schreibstil der Autorin absolut überzeugt und besonders der Erzählstrang rund um Rosa äußerst interessant angelegt ist, in dem die RAF und das Herrhausen-Attentat eine entscheidende Rolle spielen.

Ein weiteres Plus der Autorin sind ihre Charaktere. Diese werden allesamt sehr authentisch beschrieben, handeln nachvollziehbar und dürfen Fehler und Macken haben. Hervorzuheben ist hier natürlich die Protagonistin Carina. Die eher zurückhaltende, aber extrem neugierige Rechtsmedizinerin ist recht eigenwillig bei ihrer Ermittlungsarbeit und muss ständig ihre kleinen „Kämpfchen“ mit ihrem Vater ausfechten. Mattes Kyreleis ist als Hauptkommissar ebenfalls in die Fälle involviert und leidet unter einen regelrechten Kontrollzwang seiner Tochter gegenüber. Hinzu kommt noch ihre ziemlich eigenwillige, chaotische Schwester Wanda, die Carina in ihrem Handeln oftmals zum Verzweifeln bringt. Somit ist neben der eigentlichen Ermittlungsarbeit auch noch genug Platz für das Privatleben von Carina und ihrer Familie vorhanden, wodurch man die sympathische Rechtsmedizinerin schnell kennenlernt.

Fazit: Ein spannender Krimi und ein vielversprechender Auftakt zu einer Serie mit einer vielschichtig angelegten und fesselnd erzählten Story und einer überaus sympathischen Protagonistin, die auch Ecken und Kanten haben darf.

Bewertung vom 09.11.2011
Die Lieder der Erde / Magier Gair Bd.1
Cooper, Elspeth

Die Lieder der Erde / Magier Gair Bd.1


ausgezeichnet

Auf dem Buchrücken steht: „Elspeth Coopers atemberaubendes Epos – einer der größten Fantasy-Romane unserer Zeit“. Diese Aussage kann ich unbedenklich unterschreiben. Die Autorin hat eine Fantasy-Welt geschaffen, die einfach nur faszinierend ist und sie verbindet geschickt bekannte Teile aus unserer Welt mit der erfundenen Welt von Eador. So mischt sie beispielsweise Rituale der katholischen Kirch mit denen des suvaeonischen Ordens der Heiligen Stadt Dremen. Dem gegenüber stellt sie jedoch das Kapitelhaus auf den Westinseln, in dem jeder seine Fähigkeiten ausleben kann und die Schüler sich nur wenigen Regeln unterordnen müssen. Hier zählen einzig ihre Fähigkeiten, die so gut wie möglich von den Meistern gefördert werden. Und auch die Namen der Städte und Landschaften erinnern zumeist an gälische und arabische Namen. Hierdurch hat man wenig Probleme, sich schnell in Eador zurecht zu finden.

Was sehr hilfreich ist, da die Story sehr komplex angelegt ist und gut durchdacht wirkt. Die Autorin erzählt diese in unterschiedlichen Handlungssträngen, wobei der Focus zumeist bei Gair liegt und man so seine Abenteuer und das Leben im Kapitelhaus verfolgt. Elspeth Cooper hält sich auch nicht mit viel Vorgeplänkel auf, sondern steigt mit der Verurteilung von Gair sofort in die Story ein. Und auch danach lässt die Spannung lange Zeit nicht nach, erst im Mittelteil, in dem sie das Leben von Gair in der Akademie auf den Westinseln beschreibt, lässt diese nach. Allerdings ist dieser Teil durchweg sehr unterhaltsam und interessant erzählt und hilft einem auch, die vielschichtig angelegte Story besser zu verstehen. Sehr lange währt die Spannungsflaute jedoch nicht und zieht zum Schluss dann auch wieder enorm an. Jedoch ist die Geschichte nicht abschließend, da es einen weiteren Teil geben wird und somit auch viele Fragen noch offen bleiben.

Der Sprachstil von Elspeth Cooper ist sehr eingängig, flüssig und absolut bildgewaltig zu beschreiben. Ohne Probleme gelingt es ihr, einen schon nach wenigen Seiten in die Geschichte eintauchen zu lassen und schafft so vor dem inneren Auge eine wunderbar fantastische Welt voller Geheimnisse, Rätsel, Magiern und Dämonen.

Ihre Charaktere sind bis in die kleinste Nebenrolle vielseitig und stellenweise ziemlich undurchsichtig angelegt. Eigentlich kann man sich nur bei dem Charakter von Gair sicher sein. Der Magier ist ein sturer, geradliniger, sympathischer junger Mann, der auf Penglas seine große Liebe kennenlernt. Seine gehbehinderte Lehrerin Aysha ist mit ihrer burschikosen, eigensinnigen, kühnen Art das genaue Gegenteil von ihm und verzaubert ihn vom ersten Augenblick und dies nicht nur durch das Gestaltwandeln, in dem sie ihn unterrichtet. Und auch Alendar, der Hüter des Schleiers, der Gair auf die Westinseln gebracht hat, überzeugt in seiner rätselhaften Darstellung sofort.

Fazit: Ein wunderbar vielschichtiger und voller Fantasie geschriebener Roman, mit klar herausgearbeiteten Charakteren und einer durchweg spannenden und abwechslungsreichen Geschichte.

Bewertung vom 02.11.2011
Karwoche / Kreuthner und Wallner Bd.3
Föhr, Andreas

Karwoche / Kreuthner und Wallner Bd.3


ausgezeichnet

Eine perfekte Familie

Um ein illegales Autorrennen zu vertuschen, tarnt Polizeiobermeister Kreuthner dies schnell als eine Verkehrskontrolle. Schließlich hätte er bei einem riskanten Überholmanöver beinahe seinen Chef, Kommissar Wallner, von der Straße gefegt. Bei der anschließenden Fahrzeugkontrolle entdecken Kreuthner und Wallner im Transporter von Kreuthners Spezi Raubert eine Frauenleiche im Innenraum. Obwohl Wallner eigentlich über Ostern mit Freundin Vera verreisen wollte, lässt er es sich doch nicht nehmen, an dem Fall mit zu ermitteln. Schnell stellen die Kommissare eine Verbindung der Toten zu einer bekannten Schauspielerfamilie fest. Deren Tochter wurde einige Monate zuvor ermordet, der mutmaßliche Täter ist längst verurteilt. Doch es scheint Verbindungen zu geben.

Andreas Föhr erzählt in seinem mittlerweile 3. Krimi rund um seine Kultpolizisten Wallner und Kreuthner die Story aus zwei Perspektiven. Zum einen ist man bei den aktuellen Ermittlungen der Toten im Lieferwagen dabei, zum anderen kehrt der Autor immer wieder zu Weihnachten des vergangenen Jahres zurück und erzählt so nach und nach die Geschichte rund um den Tod von Leni, der Tochter der Schauspielerfamilie. Und dadurch ist schnell klar, dass diese beiden Fälle in einem engen Zusammenhang stehen müssen.

Diese beiden Handlungsstränge hat der Autor geschickt gelegt, sodass die Spannung wie auch die Neugier ständig auf einem hohen Niveau liegen. Hinzu kommt, dass die Geschichte von Anfang an ziemlich undurchsichtig ist, somit durch nicht vorhersehbare Wendungen überrascht und man sich eigentlich bis zum Ende nicht sicher sein kann, wie nun alles abgelaufen ist, welches Motiv hinter dem Mord steht, geschweige denn, wer der Täter ist. Und der flüssige, witzige und überaus fesselnde Schreibstil von Andreas Föhr sorgt wieder einmal dafür, dass man sich von Anfang bis Ende hervorragend unterhalten fühlt.

Tja, und dann ist natürlich da noch Polizeiobermeister Kreuthner! Seine unkonventionellen Ermittlungsmethoden, die man auch nicht immer gerade gesetzeskonform nennen kann, sind wieder herrliche humoristisch angelegt, und dass ganze noch versehen im tiefsten bayerischen Dialekt. Aber auch Wallners Großvater Manfred sorgt im Verlauf des Krimis für einige Schmunzler, denn der rüstige alte Herr agiert wieder einmal äußerst verschmitzt.

So sind wieder alle Mitwirkenden wunderbar detailreich beschrieben und stellenweise so angelegt, dass man über ihre wahren Beweggründe lange rätselt. Und auch dem Privatleben von Clemens Wallner und seiner Freundin Vera räumt der Autor wieder genug Raum ein, wobei dies jedoch immer wohldosiert ist, sehr gut in die Story hineinpasst und durchweg unterhaltsam ist.

Fazit: Wer spannende Regionalkrimis mit viel Lokalkolorit und einer komplex angelegten Story mag, der zudem noch mit einen ordentlichen Schuss Humor aufwarten kann, liegt bei „Karwoche“ mehr als richtig.

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.