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MaWiOr
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Halle

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Insgesamt 3573 Bewertungen
Bewertung vom 02.10.2022
Medea
Euripides

Medea


ausgezeichnet

Seit der Antike ist die Geschichte der Medea einer der bekanntesten Stoffe der Weltliteratur. Die Tragödie „Medea“ des griechischen Dichters Euripides wurde im Jahr 431 v. Chr. zum ersten Mal aufgeführt.

Medea war die Frau des griechischen Helden Jason. Mit ihren Zauberkünsten half sie ihm und seinen Kameraden, das Goldene Vlies zu rauben. Das Goldene Vlies war das Fell eines goldenen Widders, das König Aietes von Kolchis gehörte und von einem furchtbaren Drachen bewacht wurde. Medea betäubte den Drachen, sodass Iason das Vlies stehlen konnte, und floh mit ihm. In Korinth finden Jason und Medea bei König Kreon Unterschlupf. Hier ließen sie sich nieder und gründeten eine Familie.

Jason wendet sich jedoch bald von Medea ab und geht eine Verbindung mit Kreons Tochter ein. Medea schmiedet Rachepläne. Kreon verbannt sie, da er in ihren Zauberkünsten und Rachegelüsten eine Gefahr für sein Land sieht. Doch tief verletzt tötet Medea mit einem vergifteten Gewand die Königstochter. Doch damit nicht genug: Sie tötete auch die gemeinsamen Söhne mit Jason, um sie der Rache der Korinther nicht aussetzen zu müssen und Jason zu strafen. Auf einem von Drachen gezogenen Wagen, den ihr der Sonnengott Helios sendet, entschwindet Medea durch die Lüfte, um ihre Kinder zu begraben. Jason bleibt nichts, als ihr gebrochenen Herzens Flüche nachzusenden.

Im Manesse Verlag ist eine zweisprachige (griech./dt.) bibliophile Prachtausgabe (in Leinen) und acht doppelseitigen Farbillustrationen von Bianca Regl erschienen. Weitere Originale finden sich auf http://biancaregl.com. Es ist eine Neuübersetzung (mit Kommentaren versehen) von Kurt Steinmann, der sich auch kurz zu den Arten der Übersetzungen äußert. In ihrem umfangreichen (30 Seiten) Nachwort beleuchtet die Literaturkritikerin Thea Dorn die euripideische Medea und die verschiedenen Deutungen in den zurückliegenden Jahrhunderten.

Bewertung vom 29.09.2022
Winterspaziergang mit Rilke

Winterspaziergang mit Rilke


ausgezeichnet

Der aus Prag stammende Rainer Maria Rilke (1875-1926) zählte zu den bedeutendsten Lyrikern deutscher Sprache – nicht nur des frühen 20. Jahrhunderts. Durch und durch Lyriker, voll tiefer Innerlichkeit, Schwermut und Mystik, beseelte und durchgeistigte er die Sprache. Mit ihrer Musikalität, Geschmeidigkeit und der komplexen Bildersprache ist seine Lyrik einzigartig.

Die Neuerscheinung des Thorbecke Verlages macht mit knapp vierzig Rilke-Versen einen lyrischen Winterspaziergang. Es sind Gedichte von einer „silbenhellen Schneenacht“, von „Nachthimmel und Sternenfall“, von „großer Einsamkeit“ oder von „verschneiten, leisen Tannen“. Ergänzt wird die ansprechende Ausgabe durch zahlreiche winterliche (ganz- oder Doppelseitige) Farbfotos. Auch ein wunderbares Mitbringsel für Freunde und Bekannte in der Advents- und Winterzeit.

Bewertung vom 25.09.2022
Am Osloer Fjord oder der Fremde
Lange, Hartmut

Am Osloer Fjord oder der Fremde


ausgezeichnet

Der deutsche Schriftsteller Hartmut Lange (Jg. 1937) befasst sich seit dreißig Jahren vorrangig mit Novellen und Geschichten; er kultivierte in dieser Zeit gewissermaßen diese literarische Form. Fast im Zweijahrestakt erschienen von ihm neue Kostproben seines Könnens.

Nun der Diogenes Verlag mit „Am Osloer Fjord oder der Fremde“ einen weiteren Geschichtenband herausgebracht. In der titelgebenden Geschichte greift der Autor die Covid-19-Problematik auf. Doch es braucht keinen Virus, um das Überleben der Menschheit zu bedrohen. Diese Einsicht macht er auf einer einsamen Insel weit im Norden. Die nächste Geschichte führt in eine Aufführung von Puccinis Oper „La Bohème“, wo ein Unbekannter der Titelheldin Briefe in der Garderobe hinterlässt. In „Die Absinthtrinkerin“ ist der Erzähler von Degas‘ Gemälde „Der Absinth“ fasziniert und erlebt eine Überraschung. Die abschließende Geschichte „Ein Schritt in die Abstraktion“ ist eher eine philosophische Betrachtung über die Wissenschaft, Religion und Aufklärung.

Langes Geschichten sind meist eine Mischung aus Geheimnis und Klarheit; er erzählt meist von unerhörten Begebenheiten. Trotzdem ist es keine aufregende Prosa, aber eine, die trotz ihrer Zugespitztheit und der Kürze zum Nachdenken anregt.

Bewertung vom 25.09.2022
Spiel im Morgengrauen (MP3-Download)
Schnitzler, Arthur

Spiel im Morgengrauen (MP3-Download)


ausgezeichnet

Arthur Schnitzler (1862-1931) ist einer der wichtigsten österreichischen Schriftsteller der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, er gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der Wiener Moderne. Im Zentrum seines literarischen Schaffens steht die auseinander brechende k.u.k.-Donaumonarchie und die Zersetzung der traditionellen Werte der bürgerlichen Wiener Gesellschaft. Mit Ironie und scharfsichtigem Blick analysierte Schnitzler an typischen Figuren die Denkgewohnheiten und die Scheinmoral seiner Zeit.

Im Zentrum der Novelle „Spiel im Morgengrauen“ (1927) steht der junge Leutnant Willi Kasda, dem seine Spielleidenschaft zum Verhängnis wird. Willi wird von seinem Kollegen Bogner um 1000 Gulden angegangen, weil er Geld veruntreut hat, was bekannt zu werden droht. Da Willi selbst kein Geld hat, will er das Geld mittels Kartenspiel gewinnen. Zuerst hat er eine Gewinnsträhne, doch dann verliert er alles und es bleiben 11'000 Gulden Schulden. Da im damaligen Wien ein strenger, menschenverachtender Ehrenkodex galt und somit Spielschulden wirklich Ehrenschulden waren, muss Willi sich das geschuldete Geld innerhalb kurzer Frist beschaffen, ansonsten droht der Verlust seiner Ehre und folglich seiner Existenz. Da er das Geld nicht beschaffen kann, begeht er am Ende Selbstmord.

Arthur Schnitzler zeigt mit der Aushöhlung des militärischen Ehrenkodex und des bürgerlichen Liebesideals den Untergang der habsburgischen Monarchie. Die vorliegende Hörspielfassung von HR und Schweizer Radio aus dem Jahre 1962 hat eine Laufzeit von ca. 109 Minuten, u.a. mit dem österreichischen Schauspieler Oskar Werner als Willi Kasda.

Bewertung vom 25.09.2022
Reigen (MP3-Download)
Schnitzler, Arthur

Reigen (MP3-Download)


ausgezeichnet

Arthur Schnitzler (1862-1931) ist einer der wichtigsten österreichischen Schriftsteller der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, er gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der Wiener Moderne. Im Zentrum seines literarischen Schaffens steht die auseinander brechende k.u.k.-Donaumonarchie und die Zersetzung der traditionellen Werte der bürgerlichen Wiener Gesellschaft. Mit Ironie und scharfsichtigem Blick analysierte Schnitzler an typischen Figuren die Denkgewohnheiten und die Scheinmoral seiner Zeit.

Der „Reigen“ (1920) ist das erfolgreichste Bühnenstück Schnitzlers und gleichzeitig eines der größten Theaterskandale des 20. Jahrhunderts. In zehn erotischen Dialogen wird die Abfolge von zehn Liebschaften dargestellt, bei denen immer ein Partner bleibt und mit einem neuen Partner die nächste Liebesnacht erlebt – und das quer durch Klassen, Geschlechter und Alter (Dirne, Soldat, Stubenmädchen, junger Herr, junge Frau, Ehegatte, süßes Mädel, Dichter, Schauspielerin, Graf). Nach zwei skandalbegleiteten Aufführungen in Berlin (1920) und Wien (1921) hatte Schnitzler jede weitere Aufführung des „Reigen“ verboten. Erst 1982 kam es zur Wiederaufführung.

Eindrucksvoll und kritisch schildert Schnitzler die zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen Doppelmoral und Heuchelei. Die vorliegende Hörspielfassung des NDR aus dem Jahre 1963 (Laufzeit ca. 102 Minuten) war die erste Rundfunkaufführung des Stücks überhaupt, u. a. mit Christiane Hörbinger, Peter Weck und Helmuth Lohner.

Bewertung vom 19.09.2022
In 80 Büchern um die Welt

In 80 Büchern um die Welt


ausgezeichnet

Man kann (nach Jules Verne) nicht nur in 80 Tagen um die Welt reisen, sondern solch eine Weltreise auch mit achtzig Büchern machen. Das beweist eindrucksvoll die vorliegende Neuerscheinung. Und das Schöne dabei ist, man kann diese Bücherreisen ganz bequem auf der heimischen Couch unternehmen.

Die hier vorgestellten belletristischen Bücher (Sachbücher wurden nicht berücksichtigt) aus den letzten Jahrhunderten bringen die LeserInnen dabei auf alle Kontinente, ja sie dringen in alle Winkel der Erde. Für die Auswahl, die in vier Epochen unterteilt ist, konnten 50 renommierte AutorInnen gewonnen werden. Im ersten Kapitel sind wir mit Homer (Odyssee), Miguel de Cervantes (Don Quijote), Daniel Defoe (Robinson Crusoe) oder Herman Melville (Moby Dick) unterwegs. Der zweite Abschnitt ist dem „Zeitalter des Reisens“ (beginnendes 20. Jahrhundert) gewidmet. Hier geht es mit Jack London (Ruf der Wildnis), John Steinbeck (Früchte des Zorns) oder Anna Seghers (Transit) auf große Rei-sen.

Neue Wege bestimmen die „Postmoderne“ (Kapitel 3), wo Autoren wie Jack Kerouac (Unterwegs), John Updike (Hasenherz) oder W.G. Sebald (Die Ringe des Saturn) vorgestellt werden. In der Gegenwart werden ebenfalls literarische Reisen unternommen – z.B. von Joseph O’Connor (Die Überfahrt), Cormac McCarthy (Die Straße) oder Amor Towles (Lincoln Highway).

Es sind ganz unterschiedliche Reisebücher: während das Walfangschiff „Pequod“ unter Kapitän Ahab jahrelang auf den Ozeanen unterwegs war, beschreibt Jerome K. Jerome nur den mehrtägigen Bootsausflug von drei britischen Freunden auf der Themse. Also anschnallen und die 256 Seiten Reiseanregungen genießen. Allein die üppige Illustration mit historischen Abbildungen begeistert und lässt Reiseträume wachwerden. Sehr empfehlenswert. Eine literarische Weltreise, die auch als Nachschlagewerk geeignet ist.

Bewertung vom 18.09.2022
Diesmal schenken wir uns ganz sicher nichts

Diesmal schenken wir uns ganz sicher nichts


ausgezeichnet

Mit den Auswahlbänden „Früher war mehr Lametta“, „Lichterloh“, „Früher war Weihnachten viel später“ oder „Diesmal schenken wir uns nichts“ hat der Diogenes in den zurückliegenden Jahren schon mehrfach skurrile Weihnachtsgeschichten herausgebracht. Mit „Diesmal schenken wir uns ganz sicher nichts“ nun noch mehr Geschichten für die Weihnachtszeit.

Der Herausgeber Till Tannhäuser hat 27 Weihnachtsgeschichten von internationalen AutorInnen ausgesucht. Den Auftakt macht der Schweizer Schriftsteller Robert Walser, der sich an ein Weihnachtsfest im Elternhaus erinnert. Erich Kästner dagegen führt ein Inter-view mit dem Weihnachtsmann, bei Agatha Christie gibt es eine Aufregung zwischen Kaminfeuer und Plumpudding, schließlich ist Meisterdetektiv Hercule Poirot zu Gast. Hans Fallada erzählt von einem gestohlenen Weihnachtsbaum, die tschechische Schriftstellerin Bozena Nemcova von einem Heiligabend bei der Großmutter und Kurt Tucholsky von einer „Himmlischen Nothilfe“. Natürlich fehlt auch nicht die bekannte Erzählung „Das Geschenk der Weisen“ von O. Henry nicht oder Ernest Hemingways „Weihnachten in Paris“ nicht.

Der Diogenes-Band zeigt humorvoll: zu Weihnachten geschieht nicht nur Besinnliches, sondern manchmal auch Ungewöhnliches. Schmunzeln ist rund um das "Fest der Liebe" also garantiert.

Bewertung vom 17.09.2022
Nachleben
Gurnah, Abdulrazak

Nachleben


ausgezeichnet

Der tansanische Schriftsteller Abdulrazak Gurnah (Jg. 1948), der in Großbritannien lebt, wurde 2021 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet – „für sein kompromissloses und mitfühlendes Durchdringen der Auswirkungen des Kolonialismus und des Flüchtlingsschicksals in der Kluft zwischen Kulturen und Kontinenten“ (wie es in der Begründung des Nobelpreiskomitees hieß). In Deutschland wurde Gurnah bereits 2004 mit seinem Roman „Schwarz auf Weiß“ bekannt. Bisher hat er zehn Romane veröffentlicht. Nun liegt mit „Nachleben“ der jüngste Roman des Nobelpreisträgers vor.

Der Roman überstreicht die Zeitspanne vom Ende des 19. bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts. Historischer Hintergrund des kolonialen Zeitalters in Ostafrika, erst unter deutscher, dann unter britischer Herrschaft. Im Mittelpunkt steht der elfjährige Ilyas, der aus bitterer Not sein Zuhause an der ostafrikanischen Küste verlässt und von einem Soldaten für die deutschen Kolonialtruppen zwangsrekrutiert wird. Jahre später kehrt er in sein Dorf zurück, doch seine Eltern sind tot. Ilyas macht sich auf die Suche nach seiner kleinen Schwester Afiya, die bei Verwandten untergekommen ist, wo sie wie eine Sklavin gehalten wird und niemand ihre Talente sehen will. Auch ein anderer junger Mann kehrt nach Hause zurück: Hamza war von seinen Eltern als Kind verkauft worden und hatte sich freiwillig den deutschen Truppen angeschlossen. Mit nichts als den Kleidern am Leib sucht er nun Arbeit und Sicherheit - und findet die Liebe der klugen Afiya. Während das Schicksal die drei jungen Menschen zusammenführt, während sie leben, sich verlieben und versuchen, das Vergangene zu vergessen, rückt aus Europa der nächste Weltkrieg bedrohlich näher.

Gurnah zeichnet die verschiedenen Lebenswege nach, aber er tut das nicht unbedingt chronologisch. Die Erzählweise hat mitunter nüchterne oder dokumentarische Züge. Eine nachdrückliche Lese-Empfehlung!

Bewertung vom 17.09.2022
Morgen kommt der Weihnachtsbär - Platz 2 der SPIEGEL-Bestsellerliste - Eine Geschichte in 24 Kapiteln rund um große und kleine Weihnachtswünsche
Janosch

Morgen kommt der Weihnachtsbär - Platz 2 der SPIEGEL-Bestsellerliste - Eine Geschichte in 24 Kapiteln rund um große und kleine Weihnachtswünsche


ausgezeichnet

Der Quasselkasper ist ziemlich einsam und dazu noch hungrig … und das in der Adventszeit. Selbst der Briefträgerhase bringt keine Weihnachtspost. Der Maulwurf kocht ihm dann aber eine Erbsensuppe mit Einlage. In den 24 skurrilen Janosch-Geschichten haben auch die anderen bekannten Figuren ihren Auftritt – vom Hase Frieder über den Oberförster Pribam, den Kater Mikesch, der Landstreicher Kuno Edelmann … und natürlich der Weihnachtsbär, der schließlich die Geschenke bringen soll. Und so treffen sich alle am Heiligabend an der Futterkrippe im Wald

Das etwas andere Weihnachtsbuch - eine Geschichte in 24 humorvollen Kapiteln – also gewissermaßen ein erzählerischer Adventskalender mit Illustrationen von Janosch. Der Reclam-Band ist das ideale Mitbringsel für Freunde und Bekannte in der Adventszeit.