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SofieWalden

Bewertungen

Insgesamt 623 Bewertungen
Bewertung vom 27.07.2021
Ruslan aus Marzahn
Stuertz, Sebastian

Ruslan aus Marzahn


sehr gut

Diese Familien-Geschichte ist total 'abgefahren' und macht richtig Spaß

Ja, der Ruslan, seine große und sehr individuelle Familie hat er zurückgelassen, wobei das ein bisschen auch auf Gegenseitigkeit beruht, und ist Schauspieler geworden, ein Erfolgreicher wohlgemerkt. Er hat geheiratet, seinen Sohn Johnny bekommen und dann die Scheidung. Gerade erlaubt Stasi, seine Ex, ihm allmählich wieder etwas gemeinsames Leben mit seinem Sohn, denn irgendwie gerät er immer in 'verantwortungslose Situtionen', so das er einige Zeit gar keinen Kontakt haben durfte. Aber das ist bzw. wird jetzt alles anders. Johnny und er hatten einen tollen gemeinsamen Nachmittag und daraus soll bald mehr werden, Wochenende zum Beispiel. Und dann, Johnny wird gerade von Stasi, eigentlich ja Natascha, abgeholt, bekommt Ruslan einen Entschuldigungsüberraschungsbesuch von seinem Bruder, nach sechs Jahren Funkstille. Etwas später nimmt auch noch sein sehr klein geratener russischer Onkel Sergei Quartier bei ihm, vorübergehend, wegen eines Geschäfts, das er abwickeln will. Und dann geht die Geschichte einfach immer weiter.
Wer Sebastian Stuertz kennt, kann hier sagen, dies ist ein echter Stuertz, der alle Erwartungen erfüllt. Und für die anderen, unbedingt anhören, ein toller Hörspaß, wenn ihr hoffentlich eine ganz kleine Ader fürs Schräge habt; schräg in dem Sinn, dass seine Geschichten immer irgendwie alles sind. Es geht mal rauf und mal runter, manchmal wird es zart und sensibel und dann ist wieder der Holzhammer gefragt. Es ist extrem, so dass man nach Luft schnappt und gleichzeitig lachend den Kopf schüttelt und es ist trotz allem immer eine Geschichte mit Hand und Fuß.
Wer es ein bisschen anders mag, lebendig und total unterhaltsam, der ist hier genau richtig.
Und die Stimme von Shenja Lacher passt einfach perfekt dazu.

Bewertung vom 26.07.2021
Unbarmherziges Land
Offutt, Chris

Unbarmherziges Land


sehr gut

Hier ist man in Kentucky und so laufen die Dinge da

Kentucky ist zu einem großen Teil ein rauhes bergiges Land. Es gibt viel Wald und die Landschaft wird von Flüssen durchzogen. Und genau hier ist dieser Kriminalroman zuhause. Die Menschen, sie leben mit der Natur und so ist alles etwas derb. Es wird gehandelt statt geredet und das Misstrauen 'Nichteinheimischen' gegenüber ist groß. Einmal einer von ihnen war Mick Hardin, Militärermittler und gerade sozusagen auf Urlaub in seiner alten Heimat. Er hat jede Menge privater Probleme mit im Gepäck, aber das tritt dann erstmal in den Hintergurnd, als ein Mord passiert. Seine Schwester, die erste weibliche Polizeichefin im County, ist für die Ermittlungen zuständig und sie bittet ihren Bruder um Hilfe, auch weil sie als Frau in diesem letztendlich immer noch von Männern geprägten Landstrich wenig Akzeptanz findet. Mick nimmt sich der Sache an und versucht, den Regeln von Recht und Gesetz Geltung zu verschaffen.
Dieser Krimi kommt daher wie ein alter Kentucky-Bourbon-Whisky, lange gereift in Eichenfässern, mit seiner ewig langen Tradition, die erinnert an die Männer, die dieses Land für die Ansiedlung von Menschen erschlossen haben. Hier verwebt sich auf die genau richtige authentische Weise das Land mit seinen Bewohnern und ihrer Haltung, wie die Dinge zu regeln sind. Und das erinnert irgendwie an den Stil der Noir-Romane. So ein Philip Marlowe hätte hier, ein wenig zurechtgerückt, gut hineingepasst.
Ein starkes Buch, rauh wie das Land, von dem es handelt, sehr echt!

Bewertung vom 25.07.2021
Die Schlotterbeck-Chroniken
Wamsler, Mark

Die Schlotterbeck-Chroniken


sehr gut

Abenteuermission in Vampirland

Julius ist ein junger Vampir, gerade mal 165 Jahre alt und einfach ein bisschen anders. Er hat nur einen Fangzahn und Blut findet er ekelig. Er ernährt sich vorwiegend von einem Tomatensaft-Energydrink, was gar nicht gut ankommt bei seinen Vampirgenossen. In der Schule ist er total unbeliebt, so dass er viel Zeit vor seiner GraveStation verbringt und da ist er wirklich gut. Eines Tages muss er mal wieder beim Rektor Lord Draco antanzen. Diesmal aber ist es keine Strafpredigt, die er präsentiert bekommt, sondern eine Aufgabe, ganz speziell für ihn und das am letzten Schultag. Er soll sich auf eine Reise machen und drei neue Freunde finden, die allerdings alle außerhalb von Gruselheim wohnen müssen und diese dann mit zur großen Monsterparty bringen, wenn es wieder losgeht nach den Ferien. Julius meint, das wäre ja gar nicht sein Ding, aber der Obervampir lässt ihm keine Wahl. Und so macht er sich schlecht gelaunt in Begleitung seines besten und einzigen Freunds Flap, einer übergewichtigen, aber total mutigen Fledermaus auf den Weg und das wird ein grandioses, schräg-vampirisches Abenteuer, mit jeder Menge Spannung und vor allem superviel Spaß.
Das Buch ist richtig lustig, denn man merkt sehr schnell, das Leben der Vampire ähnelt dem der Menschen sehr. Da gibt es nicht nur die gleichen Probleme, wenn man halt etwas anders ist und die Mitvampire einen ausschließen und verspotten, mobben würde man wohl sagen, man hat natürlich auch Internet, jede Menge Konsolenspiele und eben alles, was wir Menschen auch so tun. Es heißt halt einfach ein bisschen anders und natürlich sind unsere Sommerferien bei Julius die Sommernachtsferien, ist ja logisch.
Also herangeflogen, wenn man es denn kann und losgelesen, es macht Riesenspaß und die Fortsetzung ist auch schon in Arbeit.

Bewertung vom 16.07.2021
Weiße Nacht
Suah, Bae

Weiße Nacht


gut

Auf der Suche sich treiben lassen und alles fließt

Korea ist ein fernes für viele vielleicht auch exotisches und in seinem gesellschaftlichen Gefüge sehr fremdes Land und diese irgendwie im Raum schwebende Geschichte öffnet eine Welt, die tief hinein geht in das Innerste seiner Menschen. Auf jeden Fall kommt es mir so vor.
Der eine Mensch, der hier für viele steht, heißt Ayami. Schauspielerin ist die junge Frau gewesen, aber irgendwie ist ihr der Beruf auf ihrem Weg verloren gegangen, vielleicht auch durch ihre neue Arbeit als Mädchen für alles in einem Hörtheater in Seoul. Dort hat sie sich zwei Jahre darum gekümmert, dass der tägliche Ablauf 'funktioniert' und die einzige Person, die dort noch agierte, war ein Direktor, ein hochgebildeter Mann mit Studium, der jedoch jetzt genauso perspektivlos und mit wenig Hoffnung auf eine neue Anstellung auf der Straße steht, denn heute wird das Theater endgültig geschlossen.
Und nun treten diese Personen, sozusagen aus dem festen Fundament der geregelten Arbeit, hinaus auf die Straße und lassen sich Stück für Stück verschlingen von der siedend heißen Nacht der Stadt. Ganz langsam werden sie ihrer Konturen entledigt und zusammen mit anderen zu einem ineinander fließenden Traum, so faszinierend anders und erzählt mit einer zarten feinen von einer unterschwelligen Poesie getragenen Sprache, die uns einfach mitnimmt in diesen flirrenden Menschentraum.
Es ist etwas wirklich besonderes, sich diese ganz und gar koreanisch dargebotene Geschichte erlesen zu dürfen, mit all ihrer Traurigkeit, der Einsamkeit ihrer Menschen und einer berührenden Fremdheit, in einen aber dennoch sehr 'mitgenommen' hat.

Bewertung vom 15.07.2021
Das Universum ist verdammt groß und supermystisch
Krusche, Lisa

Das Universum ist verdammt groß und supermystisch


sehr gut

Die große Suche und dabei geht es durch halb Europa

Gustav lebt mit seiner Mutter Lily in Berlin, in einem großen Hochhaus, in einer kleinen Wohnung und seit neuestem sind sie wieder einmal zu dritt. Lilys neuer Freund, der Mann eben, ist bei ihnen eingezogen und aus Protest spricht Gustav jetzt nicht mehr. Als es dann auch noch heißt, sie könnten alle drei zusammen Urlaub machen, am Meer, weigert Gustav sich mitzufahren, wenn auch Urlaub an sich schon richtig toll wäre, denn eigentlich ist er in den Schulferien noch nie weggefahren. Aber mit dem Mann, nein. Der wird seine Mutter, wie einige zuvor, ja doch nur unglücklich machen und dann irgendwann wieder weg sein. Da spielt er nicht mit. Und so darf Gustav zuhause bleiben und eine Kollegin von Lily passt auf ihn auf. Doch dann kommt irgendwie alles ganz anders und ehe man sich's versieht, macht Gustav sich zusammen mit seinem Opa, der doch eigentlich im Altenheim nur noch an die Decke stiert und seiner gerade erst neuen Freundin Charles in einem alten Bulli auf die Suche nach, es kann es selbst kaum glauben, seinem Vater. Das war schon immer sein größter Wunsch, aber seine Mutter wollte nie von ihm erzählen. Da er so ja so gut wie nichts über ihn wusste, war das mit dem Finden natürlich schwierig, aber laut Charles ,,wird das Universum schon helfen, wenn man ganz fest daran glaubt'. Und so entspinnt sich hier eine tolle Geschichte rund um eine wunderbare Reise durch halb Europa und eine Menge neuer Freunde, die einfach so da sind, wenn man sie braucht.
Dies ist ein wirklich schönes Buch mit jeder Menge Abenteuern, die genau richtig groß sind und tollen Menschen wie Mila und Umet, die einfach so helfen und zu tollen Freunden werden für alle Zeit. Und das, was am Ende dann auf das bunte Trüppchen wartet, ist mehr wie 'nur' ein Vater, der übrigens Emilio heißt, sondern auch, das man einfach miteinander reden muss, damit das Leben funktioniert und das Erwachsene auch nur Menschen sind, die nicht immer alles im Griff haben. Aber sie geben sich Mühe und daraus kann was werden.
Seht, nein stimmt ja, lest selbst!

Bewertung vom 11.07.2021
Du wirst es mir niemals sagen
Kerninon, Julia

Du wirst es mir niemals sagen


gut

Ein Leben und eine Entscheidung, die jeder ganz für sich trifft

Liv Maria, so der Originaltitel und Liv Maria, so der Inhalt. In diesem Buch begleiten wir diese recht eigene Frau, beginnend mit ihrer Kindheit, über die Zeit ihrer Reisen bis hin zu dem Ort im schönen Irland, an dem sie seßhaft wird und ein Familie gründet.
Aufgewachsen auf einer kleinen idyllischen bretonischen Insel, mit einer eher wortkargen Bretonin als Mutter und einem norwegischen Vater, den der Zufall auf dieses Eiland und zu seinem Glück geführt und der Liv Maria schon früh die Welt des Lesens eröffnet hat, verlebt das Kind, umsorgt von einer liebevollen verbundenen Verwandtschaft und der Gemeinschaft der Inselbewohner, eine glückliche Kindheit, bis zu dem Tag, als ein gerade erst Zugereister sie bedrängt. Sie selbst sieht das nicht 'als einen gravierenden Vorfall' an, aber ihre Eltern treffen eine radikale etwas unverständliche Entscheidung und schicken ihre Tochter weg, gleich am nächsten Tag, weg aus ihrer Welt, umgeben vom Meer, wo sie so glücklich war und die sie eigentlich nie verlassen wollte. Sie kommt zu ihrer Tante nach Berlin, wird dort herzlich aufgenommen und erlebt mit dem englischen Gastprofessor ihres Seminars ihre erste sehr allumfassende Liebe, genährt von ihrer beiden Leidenschaft für das Wort. Als ihre Eltern bei einem Unfall sterben, kehrt sie kurzzeitig auf die Insel zurück und führt das Cafe ihrer Mutter weiter und zudem eine kleine Pension. Ihre Onkel helfen ihr dabei, geben ihr aber auch zu verstehen, das sie sich etwas anderes für sie wünschen. Sie soll hinausgehen in die Welt, sie erkunden und so zu sich selbst und ihrem eigenen Leben finden. Und das tut sie dann auch und irgendwann findet sie ihr Zuhause. Aber das ist nicht das Ende.
Liv Maria und diese Geschichte, sie passen zusammen, in der Eigenheit der Geschehnisse, ganz fein in den Details ihrer Gedanken und in dem fließenden Schreibstil, der einen einfach mitnimmt und dafür sorgt, dass man sich so gar nicht fragt, warum man hier eigentlich so intensiv dabei ist. Denn Begriffe wie packend oder gar berührend verbindet man eher nicht mit diesem Roman. Aber die Geschichte 'hat eben etwas' und irgendwie wartet man im Unterbewussten auch auf das große Ende. Was groß ist, darüber lässt sich natürlich streiten, aber wenn dies anders bedeutet, unerwartet und vielleicht auch gar nicht so, wie man es sich wünschen würde bzw. vorstellen kann, dann passt das hier auf den Punkt. Man muss Liv Maria nicht in jedem Fall mögen, aber sie achten und ihre Entscheidung akzeptieren, das geht.
Ein besonderes Buch und gerade das gefällt.

Bewertung vom 09.07.2021
Das Reich der Asche / Realm Breaker Bd.1
Aveyard, Victoria

Das Reich der Asche / Realm Breaker Bd.1


sehr gut

Der Kampf der Sieben gegen die Armee der Asche, eine tolle so andere Fantasywelt

Das Genre Fantasy lebt von seiner Andersartigkeit und diese neue Romanreihe überzeugt hierbei in absolut allen Belangen.
Corayne heißt sie, die Heldin dieser Geschichte, Tochter eines großen machtvollen und kampfgewaltigen Vaters und jetzt, nach seinem Tod, die einzige in dieser riesigen fantastischen Welt, die es schaffen kann, das Böse in Form der Armee der Asche zurückzudrängen und so alle zu retten. Und so macht sie sich mit ihren sechs Gefährten, alles sehr eigene ganz besondere Geschöpfe, auf den Weg, nimmt den Kampf auf gegen das, was ihre Welt bedroht. Die Wege zu diesem Ziel sind lang, verschlungen, und von sehr überraschenden Wendungen geprägt. Und die Geschichte dazu ist durchgehend richtig spannend, genau dosiert und das Persönliche, wenn man so will, Menschliche, hat hier durchaus seinen sehr angemessenen Platz. So wird dieser erste Band zu einem überzeugenden Einstig in eine wirklich ganz andere faszinierende Welt, mit Protagonisten, denen man als Leser sehr schnell nahe kommt und die man mit Freude und voller Erwartung auf das Kommende begleitet. Hier hat die Autorin etwas erschaffen, das definitiv 'Zukunft hat' und ich freue mich schon jetzt darauf, wie es weiter geht.

Bewertung vom 04.07.2021
Von hier bis zum Anfang
Whitaker, Chris

Von hier bis zum Anfang


ausgezeichnet

Der Mensch und das Leben und ganz viel Melancholie

Cape Haven ist ein herrliches kleines Örtchen. Hier zu leben muss wunderbar sein und doch haben seine Einwohner ihre Lasten zu tragen und das Leben macht sie zu den Menschen, die sie nun mal sind. Hier lebt Walk, der hiesige Polizist, ein feiner Kerl, der noch an das Gute im Menschen glaubt und auch wenn die Ereignisse von vor 30 Jahren und seine Folgen es ihm schwer machen, lässt er sich davon nicht abbringen. Jetzt ist er auf dem Weg, um seinen Freund aus Jugendtagen, Vincent King, abzuholen, aus dem Gefängnis, in dem er für eben jenes Ereignis, den Tod der kleinen Sissy Radley, 30 Jahre Haft verbüßt hat. Walk ist ihm in all der Zeit verbunden geblieben, auch wenn Vincent ihm in den letzten fünf Jahren verboten hat, ihn zu besuchen. Nun ist er wieder frei und wird fortan in seinem jetzt leerstehenden Elternhaus in Cape Haven wohnen, das Haus wieder herrichten und versuchen, weiter zu leben mit der Bürde dessen, was geschehen ist. Damals vor so langer Zeit waren sie alle, Walk, Vincent, Star, die älte Schwester von Sissy und Vin's Freundin und ein paar andere, die auch jetzt noch in dem Ort leben und ihren Berufen und ihren Leben nachgehen, gerade dabei, in die Erwachsenenwelt hinauszutreten, als es passierte und dann war für eben den einen das Leben sozusagen vorbei, ehe er überhaupt eine Chance hatte, damit zu beginnen. Auch Star lebt noch hier, mit zwei Kindern, wechselnden Männern und mächtigen Problemen, das Leben auf der Reihe zu halten. Ihre ältere, die dreizehnjährige Duchess, ist die Erwachsene im Haus, kümmert sich unendlich liebevoll um ihren kleinen Bruder und hält ihre Mutter davon ab, dass ihre Versuche, sich das Leben zu nehmen, erfolgreich sind. Und dann, dann ist Star trotzdem tot, ermordert und Vincent sitzt an einem Tisch, neben der Leiche und sagt gar nichts. Er wird festgenommen und alle meinen, er ist es gewesen, aber aus seinen ganz eigenen Gründen plädiert er für nichtschuldig. Und nur einer glaubt daran, sein echter, ehrlicher Freund Walk.
Diese Geschichte ist spannend, wie sie sein sollte, unendlich berührend durch das Schicksal seiner Protagonisten, so traurig wie sie das Leben nun mal schreibt und so stark umhüllt von einer tiefen Melancholie, die Walk, ein allerbester Mensch seiner Zeit, mit einer zunehmden Würde mit sich trägt, trotz all der 'Ungerechtigkeit', der er sich ganz persönlich ergeben muss.
Ein tief bewegendes Buch, einfach etwas ganz Besonderes.

Bewertung vom 04.07.2021
Raumfahrer
Rietzschel, Lukas

Raumfahrer


sehr gut

Das ostdeutsche Land und die Geschichte seiner Menschen

Hier erleben wir nicht die Geschichtsbuchvariante des Lebens im Osten Deutschlands, zu Zeiten der DDR und danach. Hier erfährt man das wahre Erleben dieser Menschen, dazu den Umbruch durch die Vereinigung zu unserer heutigen Bundesrepublik. Was verändert sich wie versprochen zum Besseren, wer wurde vergessen in diesem Spiel.
Da ist Jan, geboren genau in diesem Jahr 1989 und er arbeitet in einem Krankenhaus in Kamenz, einem vergessenen Ort mit vergessenen zurückgelassenen Menschen. Lebendig ist hier so gut wie nichts mehr und auch das marode Krankenhaus wird es bald nicht mehr geben. Jan lebt mit seinem Vater zusammen, der auf nichts mehr hofft, nichts mehr erwartet und sich in der Tristesse seines Lebens eingerichtet hat. Eines Tages jedoch geschieht tatsächlich etwas. Einer von Jans Patienten übergibt ihm eine Schachtel mit Bildern und Dokumenten, die ihn ungeahnt aufrütteln, ihn dazu bringen, zu erfragen, nachzuforschen, und so mehr zu erfahren, über das Leben vor seiner Zeit, vor der so lang erwünschten Vereinigung und damit auch über die Vergangenheit seiner Eltern in der Nachkriegszeit.
Dies ist ein besonderes Buch, ein Roman, der einerseits ganz nah dran ist, an dem, wie es damals in der Nachkriegszeit, in der DDR wirklich war, ganz unten angesetzt, fernab des 'politischen Scheins', bei den Menschen selbst, den Zwängen, der 'Unterdrückung', der Hoffnung und der Hoffnungslosigkeit und dem sich sich schließlich darin ergeben. Und dann ist da dieses sozusagen 'im Raum schweben', über ganze Kapitel ohne viel Handlung und ganz ohne Halt an irgendetwas, schwebt man als Leser 'wie ein Raumfahrer' mit durch die Zeit, mit den Gefühlen und Erinnerungen der Menschen in dieser Geschichte.
Man muss sich einlassen auf diese 'Eigenartigkeit' der Geschichte, aber der Autor mit seinen kurzen Kapiteln und seinem sehr fließenden Schreibstil macht es einem dabei leicht. Und ganz dem Titel des Romans entsprechend, ist man sehr schnell eingefangen in diese begrenzte Grenzenlosigkeit von Raum und Zeit, sehr unmittelbar und die Geschichte lebt.

Bewertung vom 27.06.2021
Neuanfang in Porthmellow
Ashley, Phillipa

Neuanfang in Porthmellow


gut

Cornwall, eine Landschaft zum Verlieben und genau darum geht es
Porthmellow ist ein idyllisches Dorf, ein friedlicher Ort mit netten Menschen und dem unverwechselbaren Flair der Grafschaft Cornwall, direkt am Meer gelegen. Hier lebt Marina. Sie ist zufrieden mit ihrem Leben und manchmal ist da sogar das Gefühl von Glück, nicht so wie es einst war, zusammen mit ihrem Mann Nate, aber sie hat sich hineingefunden in dieses Leben ohne ihn. Vor sieben Jahren ist es geschehen, Nate ist bei einem Bootsunglück ums Leben gekommen und sie hat ganz schön kämpfen müssen, um das Leben wieder annehmen zu können. Doch das es in Porthmellow jetzt wieder eine Wave Watchers-Station gibt, das ist ihr zu verdanken und dafür weiter zu arbeiten, das hilft. Und jetzt hat sich ja auch noch ihre Cousine Tiff angemeldet, auf unbestimmte Zeit, denn auch ihr hat das Leben ganz schön übel mitgespielt, Arbeit weg, Freund weg und ihr Ruf hat auch Schaden genommen. Da braucht es dringend einen Tapetenwechsel und im besten Fall einen Neuanfang. Und ohne zuviel zu verraten, den wird es auch geben, für beide. Wer oder was das sein könnte, das wird natürlich nicht verraten, aber es passiert und da spielen Gefühle eine große Rolle.
Dieser Roman ist eine richtig schöne Geschichte, erzählt in einem fließenden Schreibstil, der einen einfach mitnimmt, auf diese Reise, zwei Protagonistinnen, denen man nur Gutes wünscht und eben dieser herrlichen Landschaft, die vieles schon ein wenig einfacher macht und den Leser in absolut vergnüglicher geradezu träumerischer Stimmung zurücklässt und zumindest in mir den Wunsch gefestigt hat, unbedingt einmal an den realen Ort des durchaus auch spannenden Geschehens reisen zu wollen, Cornwall.