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yellowdog

Bewertungen

Insgesamt 1963 Bewertungen
Bewertung vom 02.02.2023
Benedikts Vermächtnis
Seewald, Peter

Benedikts Vermächtnis


sehr gut

Das Erbe des deutschen Papstes für die Kirche und die Welt

Benedikts Vermächtnis ist das erste Buch über Papst Benedikt nach seinem Tod und es ist von seinem langjährigen Biografen Peter Seewald verfasst, der weiß wie man schreibt.
Es ist in keinster Weise kritisch, nicht die Spur einer Abrechnung mit Ratzingers katastrophalen Fehlern. Das sollte man zum jetzigen Zeitpunkt nicht erwarten. Das Buch zeigt Joseph Ratzingers Leben. Sein Aufwachsen in Bayern, der Kriegsbeginn. Sein Vater ein Nazigegner. Ratzinger wurde im Krieg Luftwaffenhelfer, kommt schließlich ins Kriegsgefangenschaft.
1951 wird er Priester.
Diese frühen Passagen über das Leben des deutschen Papstes haben mich sehr interessiert.

Zu dem Autor Peter Seewald fasst man schnell Vertrauen, da er ein so langer Kenner Benedikts war und er schreibt souverän.
In der Mitte des Buches verzettelt er sich einseitig in die Auseinandersetzungen Hans Küngs mit Ratzinger, doch die Beschreibungen der Verbindung Ratzingers mit Karol Wojtyła überzeugen. Später wird etwas sehr versucht, Benedikts angekratzten Ruf rein zu waschen.

Eigentlich gibt es, denke ich, einen Konsens darüber, dass Ratzinger ein Hardlliner und als Benedikt IVI der schwächste Papst seit Jahrzehnten war.
Aber unsympathisch war er nicht.
Und dieses Buch war alles andere als langweilig!

1 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.01.2023
Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen
Blum, Isaac

Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen


sehr gut

Intelligente Jugendliteratur

Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen ist ein intelligentes Jugendbuch mit einem Jungen im Mittelpunkt, der orthodoxer Jude ist.
Er trifft das Mädchen Anna-Marie. Das sich ein orthodoxer Junge mit einer Schickse abgibt, ist für die jüdische Gemeinschaft ein Problem. Erst Recht für seine Eltern.

Isaac Blum hat mit dem 16jährigen Hoodie eine originelle Figur geschaffen, der mit den zwängen und Sitten seiner Herkunft auf gewitzte Art umgeht. Dabei mangelt es nicht an Ironie und Selbstironie. Er ist nicht an sarkastischen Bemerkungen verlegen.
Das macht den Witz des Buches aus.
Nebenbei erfährt man einiges über das orthodox-jüdische Leben. Aber auch von Spannungen in der amerikanischen Gesellschaft, die bis zum Extremismus reicht.

Unbedingt erwähnenswert ist das Cover, das gut gezeichnet in relativ dunklen Farben das Paar des Buches samt kleinen Hund zeigt. Das ist sehr atmosphärisch.

Fazit: Ein Buch, das wirklich Spaß macht, aber auch einige wichtige Themen auf unverkrampfte Art anpackt.

Bewertung vom 26.01.2023
Falls ich dich überlebe
Escoffery, Jonathan

Falls ich dich überlebe


gut

Jamaikanische Wurzeln

Jonathan Escoffery wählt für seinen Roman anfangs die Erzählform der zweiten Person. Das ist nicht unbedingt von mir bevorzugt und erschwert das Lesen, aber ich verstehe, dass dieses Du auch eine Einladung ist, nahe an die Figuren zukommen.

Thematisch vermag das Buch mich sofort sehr zu interessieren.
Nachvollziehbar werden von den Erfahrungen erzählt, in den USA als Kind jamaikanischer Einwanderer aufzuwachsen.
Hauptfigur ist der in den USA geborene Sohn Trelawny
Herkunft und Hautfarbe und Lebensbedingungen bestimmen seine Identität mit.
Schließlich tritt ein zweites Du auf. Der Vater von Trelawny wird Erzähler. Er reflektiert Trelawnys Aufwachsen in Miami.

Schließlich wechselt die Form zwischenzeitlich in die Ich-Perspektive, auch andere Figuren rücken in den Mittelpunkt und die Handlung wird immer komplexer.

Es ist ein Buch, das mich beim Lesen nicht kalt lässt.

Bewertung vom 26.01.2023
Die schmutzige Frau
Pehnt, Annette

Die schmutzige Frau


sehr gut

Die Wohnung und sieben Geschichten

Eine Frau lebt alleine in einer Wohnung und schreibt. Ihr Mann besucht sie gelegentlich.

Annette Pehnt zeigt in ihrem Roman Die schmutzige Frau einen Zustand der Isolation und den Endzustand einer Beziehung.
Sie nutzt dazu eigenwillige sprachliche Mittel und streut zwischen dieser Zustandsbeschreibung mehrere kleine Geschichten.

Auffällig am Buch ist auch das gemalte Cover, dass eine Frau von hinten auf einem Balkon zeigt. Das vermittel schon eine gewisse Nachdenklichkeit, die dann auch im Text zu finden ist.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.01.2023
Gespräch über Kunst und Politik
Louis, Édouard;Loach, Ken

Gespräch über Kunst und Politik


sehr gut

Gespräch über relevante Themen

Das Buch „Gespräch über Kunst und Politik“ finde ich sehr interessant.
Es wird geführt zwischen dem Filmemacher Ken Loach und dem Schriftsteller Eduard Louis. Beide schätze ich politisch als links ein. Ein dritter Gesprächspartner, der vielleicht eher konservativ ist, hätte das Gespräch intensivieren können.
So sind meinem Eindruck nach, die Abschnitte mit Fragen an beide Kunstschaffenden das spannendste.
Ken Loach antwortet meist sehr überlegt und abgeklärt, Louis radikaler.
Es werden viele gesellschaftlich und gesellschaftspolitisch relevante Punkte thematisiert.
Auch welche, über die nicht viel gesprochen wird. Deshalb ist es ein wichtiges Buch.

Auf jeden Fall bekommt man auch Lust, mal wieder einen Film von Ken Loach zu sehen und weitere Bücher von Eduard Louis zu lesen.

Bewertung vom 23.01.2023
Unberechenbar
Spiotta, Dana

Unberechenbar


ausgezeichnet

Erstklassig

Dana Spiottas neues Buch Unberechenbar ist erstklassige US-amerikanische Literatur im besten Sinne und ganz zeitgemäß, da die Handlung kurz nachdem Trump Präsident wurde einsetzt.

Zunächst steht Sam im Mittelpunkt, die an diesem Zeitpunkt ihres Lebens in eine Art Midlifekrise gerät und ihren Mann verlässt. Sie zieht aus, ihre 17jährige Tochter Ally bleibt zu Hause.
Ally ist es dann, die die zweite Perspektive im Buch einnimmt. Ihr Part hat aber wesentlich geringeren Umfang.

Dana Spiotta gelingt es gut, den schwer fassbaren Zustand ihrer Protagonistinnen zu beschreiben.
Das Buch ist gelungen und weckt Interesse an den früheren Romanen der Autorin.

Die Autorin gehört zu einer Generation US-Amerikanischer Schriftsteller, die mir persönlich sehr wichtig sind.

Bewertung vom 23.01.2023
Fremde Federn
Lindermuth, Alina

Fremde Federn


ausgezeichnet

Die Veränderung

Tom, ein junger Mann zieht nach einer beruflichen Veränderung und Trennung zu seiner Großmutter Rosmarie. Als die dann stürzt, hat sie körperliche Einschränkungen und auch geistige Defizite. Sie wird ein Pflegefall.

Alina Lindermuth Beschreibungen des Zustands im Haus sind absolut glaubwürdig.Die oft verwirrte Rosmarie und Tom und die Pflegerinnen müssen sich arrangieren, das ist nicht immer einfach.

Die Autorin strukturiert ihren Roman geschickt nach den Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst, Winter und stellt den Kapiteln kurze Passagen mit den Notizen der Pflegerin voran.

Mich beeindruckt die Genauigkeit des Textes. Ein wirklich gelungener Roman!

Bewertung vom 23.01.2023
Mein wildes, mutiges Herz (eBook, ePUB)
Rivers, Francine

Mein wildes, mutiges Herz (eBook, ePUB)


sehr gut

Eure Ladyschaft und Lord Bacchus
 
Francine Rivers ist neben Janette Oke die zweite Grande Dame des Genres und hat hier einen unterhaltsamen Roman mit einer spannenden Protagonistin vorgelegt. Kathryn kommt aus Boston und muss sich 1875 alleine als junge Frau in einer rauen kalifornischen Kleinstadt voller Bergarbeiter und Saloons durchsetzen. In dieser Umgebung sorgt sie natürlich für Aufsehen.
Einfach großartig, wie die Autorin diese Umgebung bildhaft im Kopf des Lesers entstehen lässt. Ein starkes historisches Setting!
Der Saloonbesitzer Matthias Beck interessiert sich für Kathryn. Sie fühlen sich voneinander angezogen, haben aber gegensätzliche Meinungen, die zu Streitgesprächen ausufern. Für die Leser bedeutet das amüsante Dialoge.

Doch sie haben auch Gemeinsamkeiten. Beide haben Ziele, um die Stadt zu verbessern. Kathryn eröffnet die Zeitung The Voice und Beck will Bürgermeister werden.

Kathryn wird ihren Platz im Leben finden!

Bewertung vom 22.01.2023
Die Perfektionen
Latronico, Vincenzo

Die Perfektionen


gut

Hat mich nicht überzeugt

Die Perfektionen ist ein Buch, dass durch das weiße Cover mit dem raffinierten Namenszug anlockt. Es gibt sich sehr modern und das Paar, die die Protagonisten bilden, ist anscheinend exemplarisch für unsichere, zudem gelangweilte Zeitgenossen in Berlin. Aber als Berlin-Rom,an kann ich den Roman nicht akzeptieren. Doch vielleicht muss man zu der Generation gehören, um sich zu identifizieren. Das gelang mir nicht, weil ich die Figuren nicht richtig kennen lerne. Das es keine Dialoge gibt, ist einerseits Stil, macht es aber auch nicht leichter. Und so sind Anna und Tom nicht wirklich eigenständig sondern stehen für einen Teil einer Generation. Mich hat das nicht überzeugt, aber immerhin versucht der italienische Schriftsteller Vincenzo Latronico etwas neues.Doch viele detaillierte Beschreibungen sind langatmig und sprachlich schlicht.