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Benutzername: 
dorli
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Berlin
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Bewertungen

Insgesamt 882 Bewertungen
Bewertung vom 07.12.2016
Lennart Malmkvist und der ziemlich seltsame Mops des Buri Bolmen / Lennart Malmkvist Bd.1
Simon, Lars

Lennart Malmkvist und der ziemlich seltsame Mops des Buri Bolmen / Lennart Malmkvist Bd.1


ausgezeichnet

Göteborg. Als Lennart Malmkvist erfährt, dass sein Nachbar Buri Bolmen ermordet wurde, ahnt er noch nicht, welch weitreichende Veränderungen der Tod des Inhabers des Zauber- und Scherzartikelladens im Västra Hamngatan 6 für ihn selbst haben wird.
Lennart erbt nicht nur Buris Laden, sondern auch dessen eigenartigen Mops Bölthorn – und damit beginnt für Lennart eine Reise, die unglaublicher nicht sein könnte…

Lars Simon wartet in „Lennart Malmkvist und der ziemlich seltsame Mops des Buri Bolmen“ mit einer tollen Mischung aus Spannung, Fantasy und einer kräftigen Portion Humor auf.

Ich lese gerne Geschichten, in denen der ganz normale Alltag der Protagonisten plötzlich durch etwas Unerklärliches, Übernatürliches auf den Kopf gestellt wird und Realität und phantastische Welt miteinander verschmelzen – genau das passiert in diesem Buch.
Das Leben des erfolgreichen Unternehmensberaters Lennart verläuft eigentlich in ganz unspektakulären Bahnen, bis eine unerwartete Erbschaft ihm einen sprechenden Mops beschert. Plötzlich muss Lennart sich mit Magie und Zauberei beschäftigen. Dunkle Mächte, Geheimbünde, orakelnde Keksdosen - immer neue verrückte Details prasseln auf den jungen Mann ein.

Die Verknüpfung zwischen realer und magischer Welt ist Lars Simon hervorragend gelungen. Es hat mir sehr gut gefallen, dass die Magie sich ganz langsam in Lennarts Leben schleicht. Abgesehen von ein paar Geschehnissen, bei denen es nicht mit rechten Dingen zugeht, spielt sich außerhalb des Zauber- und Scherzartikelladens augenscheinlich das ganz normale Leben ab. Innerhalb des Ladens jedoch wird Lennart zu einem Zauberlehrling und versucht sich an dem einen oder anderen nützlichen Trick.

Da es sich bei diesem Buch um den Auftakt zu einer mehrteiligen Serie handelt, geht es hier hauptsächlich um das Kennenlernen der Akteure und um jede Menge Hintergrundwissen zu Lennarts Mission. Langeweile kommt trotz umfassender Beschreibungen nicht auf, da Lars Simon diese Grundlagen für seine Geschichte in eine spannende, rätselhafte Handlung verpackt hat. Zudem sorgen reichlich Situationskomik und ganz viel Wortwitz für gute Unterhaltung.

„Lennart Malmkvist und der ziemlich seltsame Mops des Buri Bolmen“ ist eine fesselnde Geschichte, die sich angenehm flott lesen lässt und mich durchweg prima unterhalten hat. Ein tolles Lesevergnügen für alle Fans der Urban-Fantasy.

Bewertung vom 29.11.2016
Ben Hur
Wallace, Carol

Ben Hur


ausgezeichnet

„Ben Hur“ ist ein Klassiker, der seit seinem ersten Erscheinen im Jahr 1880 unzählige Leser begeistert hat. Bei diesem Roman handelt es sich um eine Neufassung – Carol Wallace, die Ururenkelin des Schriftstellers Lewis Wallace, hat die ursprüngliche Geschichte in ein neues, zeitgemäßes Gewand gekleidet.

Ich habe das Original nicht gelesen und kann daher keinen Vergleich anstellen, aber die Art wie Carol Wallace von den Abenteuern und Erlebnissen des Judah Ben Hur erzählt, hat mich begeistert.

In einem kurzen Vorwort erklärt die Autorin, welche Änderungen sie vorgenommen hat. Während die eigentliche Story beibehalten wurde, wurden zu Gunsten eines flotteren Handlungsverlaufs die umfangreichen Beschreibungen der Landschaften gekürzt. Die Figuren haben mehr Tiefgang erhalten, die Sprache wurde aktualisiert. Herausgekommen ist eine angenehm zu lesende, lebhafte Geschichte, die auch den heutigen Leser schnell in ihren Bann zieht.

Der erste Teil des Romans berichtet von dem Zusammentreffen von Balthasar, Melchior und Kaspar und davon, wie die drei Männer durch den Stern von Betlehem zum Geburtsort Jesu geführt werden.
Im Folgenden wird das Leben des jüdischen Fürsten Judah Ben Hur geschildert. Die Geschichte beginnt im Jahr 15 n. Chr. Der 17-jährige Judah trifft nach Jahren seinen römischen Freund Messala wieder, doch dieser hat sich während seiner Ausbildung in Rom völlig verändert. Wie groß diese Veränderung ist, bekommt Judah zu spüren, als ihm während des Einzugs des neuen römischen Statthalters in Jerusalem ein Missgeschick passiert. Es ist Messala, der Judah Absicht unterstellt und das Herabfallen eines Ziegelsteins als Attentat auf Valerius Gratus auslegt. Judah wird zu einer Galeerenstrafe verurteilt und sinnt auf Rache – an Messala und an Rom…

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die mitreißend und lebendig erzählte Geschichte hat mir nicht nur Einblicke in die Lebensumstände zur Zeit Jesu gegeben, sondern hat mich auch intensiv an den Erlebnissen der Akteure teilhaben lassen. Eine großartige Zeitreise – ereignisreich, spannend, voller Abenteuer und Intrigen.

Bewertung vom 24.11.2016
Veilchens Blut / Valerie Mauser Bd.3
Fischler, Joe

Veilchens Blut / Valerie Mauser Bd.3


sehr gut

Innsbruck. Oberstleutnant Valerie „Veilchen“ Mauser stürmt aus dem Reha-Zentrum Hochzirl, wo sie sich eigentlich von einem Schädel-Hirn-Trauma erholen soll – ihre Tochter, die sie vor 24 Jahren zur anonymen Adoption freigegeben hatte, ist aufgetaucht und braucht dringend ihre Hilfe. Aufgeregt eilt sie zu ihrem Kind, will es endlich in die Arme schließen, doch Luna ist so ganz anders, als Valerie es sich erträumt hat. Die militante Tierschützerin steckt in argen Schwierigkeiten, sie wird mit internationalem Haftbefehl gesucht und hat zudem ein Drogenproblem. Und von einer Mutter-Tochter-Versöhnungsnummer will die junge Frau erst recht nichts wissen. Doch das ist Valerie alles egal. Ihre Tochter braucht sie und sie wird alles tun, um Luna zu helfen…

Der dritte Fall für Valerie Mauser ist ganz anders, als ich ihn erwartet habe. Joe Fischler erzählt dieses Veilchen-Abenteuer mit einem sehr hohen Tempo. Die Handlung ist turbulent und manchmal chaotisch, sie gleicht einem rasanten Actionfilm, der mit reichlich Situationskomik und Slapstickeinlagen gespickt ist.

Die Akteure, die Joe Fischler hier ins Rennen schickt, haben mir sehr gut gefallen. Neben der toughen Valerie sind auch ihr stets loyaler Freund Manfred Stolwerk, ihr Assistent und mittlerweile liebenswerter Kumpel Sven Schmatz und ihr Nachbar Sandro Weiler wieder mit von der Partie. Und dann ist da natürlich Luna. Luna ist eine aneckende Rebellin, ein „Rabenbratl“ wie Stolwerk sagt. Ihre Darstellung habe ich als besonders gut gelungen empfunden. Ihr Aussehen, ihr Verhalten, ihre derbe Sprache – alles passt zusammen. Sie spielt die ihr zugedachte Rolle durchweg ausgezeichnet.

Auch wenn ich nicht mit so einem ausgeflippten Geschehen gerechnet habe und der eigentliche Kriminalfall und damit auch das Mitermitteln in dieser wilden Szenerie etwas auf der Strecke geblieben sind, konnte ich mit Valerie & Co. mitfiebern und habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt.

„Veilchens Blut“ bietet für alle, die skurrile Figuren und actionreiche, verrückte Abenteuer mögen, kurzweilige Unterhaltung.

Bewertung vom 23.11.2016
Killer-Tschick
Loibelsberger, Gerhard

Killer-Tschick


sehr gut

Wien. Penny Lanz und ihre Kollegen Helmuth Nowak und Carl Ribarski von der SOKO Donau müssen in gleich in zwei Mordfällen ermitteln:
Anna Hawlicek ist nach dem Rauchen illegaler Zigaretten gestorben. Schnell steht fest, dass die Zigaretten mit Arsen und Rattengift versetzt waren.
Ungefähr zur gleichen Zeit wird in den Wiener Praterauen ein junger Chinese gefunden, der vor seinem Tod mit glühenden Zigaretten gefoltert wurde…

Obwohl ich die TV-Serie SOKO Donau - SOKO Wien und damit auch Penny Lanz und ihre Kollegen bisher nicht kannte, war ich sofort mittendrin im Geschehen und konnte mir ein gutes Bild von den Ermittlern machen. Die Handlung hat mich von Anfang an gefesselt, Spannung wird rasch aufgebaut und bleibt durchgehend hoch.

Das Team um Penny Lanz gerät in einen Strudel aus illegalem Zigarettenhandel, Korruption, Geldwäsche und Mord – die Ermittler stochern in einem Wespennest und scheuchen Wiener Geschäftsleute und Wirtschaftsgrößen auf.

Es ist Gerhard Loibelsberger sehr gut gelungen, seinem Krimi den Charakter eines Fernsehkrimis geben. Die Handlung ist rasant und actionreich und läuft wie ein Film vor den Augen des Lesers ab.

Besonders gut gefallen hat mir, dass Gerhard Loibelsberger viele Dialoge in Mundart geschrieben hat. Das verleiht dem Krimi eine Extraportion Lokalkolorit und lässt das Geschehen echter wirken. Auch als gebürtige Norddeutsche hatte ich keine Verständnisprobleme, da österreichische Ausdrücke als Fußnote auf der jeweiligen Seite übersetzt bzw. erläutert wurden.

„Killer-Tschick“ hat mir sehr gut gefallen. Die abwechslungsreiche Handlung bietet nicht nur für die Fans der TV-Serie spannende Unterhaltung.

Bewertung vom 23.11.2016
Alles schläft, einer wacht!
Rodeit, Katrin

Alles schläft, einer wacht!


ausgezeichnet

Ulm. Tobias Kohler ist sich sicher, seine bei einem Tauchunfall ums Leben gekommene Frau in einem Fernsehbeitrag über den Ulmer Weihnachtsmarkt gesehen zu haben. Da die Polizei ihm nicht glaubt, wendet er sich voller Hoffnung an die Privatdetektivin Jule Flemming. Obwohl auch Jule der Meinung ist, dass Kohler sich irrt, übernimmt sie den Fall…

„Alles schläft, einer wacht!“ ist bereits der vierte Fall für die muntere Jule, der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich. Auf den Leser wartet in diesem Weihnachtskrimi neben einer tollen Mischung aus Spannung, Humor und einer guten Prise Romantik auch eine herrlich winterliche Atmosphäre.

Katrin Rodeit versteht es mit ihrem lockeren und angenehm zu lesenden Schreibstil ausgezeichnet, den Leser in ihren Bann zu ziehen. Die Autorin erzählt die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven – neben Ich-Erzählerin Jule berichtet eine unbekannte „sie“ von ihren Vorhaben und Erlebnissen und auch ein rätselhafter „er“ kommt mehrfach zu Wort.

Die Figuren werden alle sehr gut charakterisiert und beleben mit ihren humorvoll dargestellten Eigenarten und Besonderheiten die Szenerie. Neben den altbekannten Personen aus Jules Umfeld treten auch ein paar Akteure auf, die Jule nicht nur wichtige Hinweise liefern, sondern mit ihrem außergewöhnlichen Gehabe eine Menge Witz in die Geschichte bringen. Die Dialoge sind zum Teil in Mundart geschrieben und bringen damit eine Extraportion Schwung in die Handlung.

Ganz hervorragend gelungen sind Katrin Rodeit die Beschreibungen der Handlungsorte - ich konnte mir die Schauplätze in und um Ulm sehr gut vorstellen.

Das Lesen und Mitermitteln hat mir großen Spaß gemacht - „Alles schläft, einer wacht!“ ist ein unterhaltsamer Krimi mit einer äußerst sympathischen Ermittlerin.

Bewertung vom 21.11.2016
Kalte Havel
Pieper, Tim

Kalte Havel


ausgezeichnet

Potsdam. Hauptkommissar Toni Sanftleben befindet sich eigentlich im unbezahlten Urlaub, doch als die befreundete Staatsanwältin Caren Winter ihn bittet, in den Dienst zurückzukehren, um ihren vermissten 16-jährigen Sohn Alexander zu finden sowie den Mord an dessen Freund Hendrik aufzuklären, zögert Toni nicht und übernimmt den Fall…

Tim Pieper hat mich mit „Kalte Havel“ von der ersten bis zur letzten Seite fest im Griff gehabt. Der Krimi wird flüssig und spannend erzählt und der gesamte Handlungsverlauf ist sehr gut durchdacht und ausgefeilt.

Der Autor erzählt die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven, so dass man das Geschehen nicht nur durch Sanftlebens Augen verfolgen kann, sondern auch Einblick in die Gedanken und Beweggründe des Täters bekommt. Zudem gibt es mehrere Rückblenden in die zurückliegenden Monate, in denen man das spätere Mordopfer und dessen Denkweise kennenlernt.

Sehr interessant sind auch die Handlungsorte, an denen Tim Pieper seinen Krimi spielen lässt. Ein Teil des Geschehens findet an Lost Places in Brandenburg statt. Schauplätze wie zum Beispiel die Beelitzer Heilstätten oder auch das ehemalige Olympische Dorf im Elstal verleihen der Handlung eine schaurige, geheimnisvolle Atmosphäre.

Der Kriminalfall ist kompliziert und lässt den gewissenhaften, gründlich arbeitenden Ermittler Sanftleben fast verzweifeln, denn obwohl es schnell mehrere Verdächtige gibt, auf die alle Kriterien für eine Täterschaft zutreffen, bleibt die Suche nach dem wahren Täter lange Zeit erfolglos.

Auch privat läuft es für den trockenen Alkoholiker nicht so, wie er es sich erträumt hat. Seine Frau Sofie ist zwar wieder bei ihm, aber sie braucht Zeit und Raum, um sich nach vielen Jahren im Koma selbst zu finden.

„Kalte Havel“ hat mich durchweg begeistert. Die spannende, abwechslungsreiche Handlung hat mich nicht nur ausgezeichnet unterhalten, sondern hat mir auch viel Platz zum Mitgrübeln und Miträtseln über Täter, Motive, Zusammenhänge und Hintergründe gegeben.

Bewertung vom 21.11.2016
Neckarsturm
Scheurer, Thilo

Neckarsturm


ausgezeichnet

Rottweil. Am Fuß des sich im Bau befindlichen Aufzugstestturms wird ein toter Bauarbeiter gefunden. Schnell entpuppt sich der vermeintliche Arbeitsunfall als hinterhältiger Mord…

„Neckarsturm“ ist bereits der vierte Fall für das Ermittlerduo Wolfgang Treidler und Carina Melchior, der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich.

Thilo Scheurer versteht es mit seinem lockeren, angenehm zu lesenden Schreibstil ausgezeichnet, den Leser in seinen Bann zu ziehen. Auch in seinem vierten Kriminalroman wartet der Autor wieder mit einer tollen Mischung aus Spannung und Humor auf.

Der Kriminalfall ist knifflig und mit einigen Wendungen und Überraschungen gespickt. Geschickt lenkt der Autor den Blick des Lesers auf unterschiedliche Verdächtige, so dass man prima über die Identität des eigentlichen Täters miträtseln und mitgrübeln kann.

Nicht nur der spannende Kriminalfall hat mich schnell gepackt, auch das Personal, das Thilo Scheurer ins Rennen schickt, hat mich wieder begeistert. Besonders Treidler belebt einmal mehr mit seinen Eigenarten, seinem manchmal dreisten Verhalten und seinen markigen Sprüchen die Szenerie und sorgt so durchweg für beste Unterhaltung.

Die Rottweiler Kommissare bekommen diesmal einen italienischen Kollegen zur Seite gestellt – auch wenn der Einsatz von Commissario Bertusi auf drei Monate befristet ist, macht Treidler keinen Hehl daraus, dass er über den Zuwachs in seiner Abteilung alles andere als begeistert ist. Es ist äußerst unterhaltsam, das Miteinander und besonders das Gegeneinander der Akteure zu beobachten.

„Neckarsturm“ ist ein schwungvoll erzählter Krimi, der mir mit seiner spannenden und humorvollen Handlung ein paar kurzweilige Lesestunden beschert hat.

Bewertung vom 14.11.2016
Das Untier von Aachen
Krieger, Günter

Das Untier von Aachen


ausgezeichnet

Aachen 1605. Innerhalb kurzer Zeit werden mehrere Männer nach einem Besuch im Wirtshaus auf ihrem Heimweg von einem angsteinflößenden Ungeheuer angefallen. Als auch der Oheim des Goldschmieds Paul Kalkberner Opfer eines nächtlichen Überfalls wird, will der junge Mann den Dingen auf den Grund gehen…

Günter Krieger hat seinen historischen Roman „Das Untier von Aachen“ auf Grundlage der Sage vom Bahkauv (Bachkalb) geschrieben. Eine Sage, die ich bisher nicht kannte, dessen interessante und lebendige Umsetzung mich aber durchweg gefesselt und sehr gut unterhalten hat.

Das Bahkauv, eine schuppenbedeckte Kreatur mit scharfen Zähnen und langen Krallen, soll in den unterirdischen Höhlen der Thermalquellen gelebt und am Büchel sein Unwesen getrieben haben. Vornehmliches Ziel des Untiers waren spät in der Nacht heimkehrende Trunkenbolde.

Neben der Aufklärung der rätselhaften Anschläge hat Paul noch eine weitere Mission: er ist in die Wirtstochter Magdalena verliebt und möchte ihr Herz gewinnen – leider zeigt sie nur wenig Interesse.
In beiden Angelegenheiten steht Paul seine 12-jährige Schwester Trudi beratend zur Seite. Trudi bringt eine große Portion Witz in die Geschichte. Sie ist auf eine so liebenswerte Art frech und ausgebufft, es macht einfach Spaß, sie bei ihrem Tun zu beobachten.

Zusätzlich zu der Sage um das Bahkauv lässt Günter Krieger auch weitere Begebenheiten aus dem frühen 17. Jahrhundert in den Roman einfließen. Die Auseinandersetzungen zwischen den katholischen und evangelischen Bürgern Aachens sind genauso ein Thema, wie der Fall der angeblichen Hexe Maroy Kroiseti.

„Das Untier von Aachen“ ist eine gelungene Mischung aus Historie, Spannung und einer Prise Romantik. Das Buch lässt sich angenehm flott lesen und weiß nicht nur mit einer fesselnden Handlung zu begeistern, sondern kann darüber hinaus mit einem äußerst überraschenden Ende punkten.

Bewertung vom 04.11.2016
Als der Teufel erwachte
Wind, Jennifer B.

Als der Teufel erwachte


ausgezeichnet

Wien. In einer Kfz-Werkstatt entdeckt ein Mechaniker im Kofferraum eines Autos zwei Leichen, die zahlreiche Verletzungen aufweisen. Die Halterin des Fahrzeugs ist geschockt und hat keine Erklärung dafür, wie die Toten in ihren Wagen gelangt sein könnten…

Jennifer B. Wind wartet in „Als der Teufel erwachte“ mit einem hochaktuellen Thema auf. Es geht um Flüchtlinge. Es geht um Menschen, die ihre Heimat verlassen, nicht nur, weil sie dort keinerlei Perspektive mehr für sich sehen, sondern weil sie der ständigen Gefahr für Leib und Leben entkommen wollen. Es geht auch um die Strapazen und die Risiken, die solch eine Flucht mit sich bringt. Und es geht um Menschen, die die Verzweiflung und die Hoffnung der Flüchtlinge gnadenlos ausnutzen, um die miese Geschäftemacherei der Schlepperbanden und die barbarischen Methoden, mit denen sie arbeiten.

Jennifer B. Wind versteht es mit ihrem angenehm zu lesenden Schreibstil ausgezeichnet, den Leser in ihren Bann zu ziehen. Schon der Prolog hat es in sich. Schnell hat mich der Bericht des 22-jährigen Medizinstudenten Samir gepackt, der gemeinsam mit seinem Vater die Flucht über das Mittelmeer wagt. Genauso mitreißend erzählt Samirs Mutter Nesrin im zweiten Teil des Buches vom Krieg in Syrien. Davon, wie schwer es ist, ohne ihren Mann mit den beiden jüngeren Kindern im zerbombten Aleppo auszuharren. Nesrin macht sich schließlich mit den Kindern und ihrer Mutter auf den Weg nach Österreich – die Brutalität, die sie unterwegs erlebt, macht sprachlos. Es gelingt der Autorin hervorragend, Nesrins Gedanken und Gefühle zu vermitteln. Man spürt ihre Angst, den Schmerz und die Verzweiflung und hofft und bangt mit ihr, dass die Reise für sie ein gutes Ende nehmen wird.

Ermittlerin Jutta Stern kann ihre Kollegen anfangs nicht bei den Ermittlungen unterstützen, da sie nicht in Wien ist, als die Leichen in dem Kofferraum gefunden werden. Jutta brauchte nach dem Tod ihres Mannes Simon eine Auszeit und ist nach Indien gereist, um sich auf die Suche nach ihrem Vater zu begeben. Auch dieser Part der Geschichte wird von Jennifer B. Wind sehr fesselnd geschildert. Jutta erlebt furchtbare Dinge und verlässt Indien fluchtartig.

Die Ermittlungen zu dem Kriminalfall rutschen durch Juttas Erlebnisse und den aufwühlenden Geschehnissen rund um Samir und Nesrin ein wenig in den Hintergrund, was aber nicht heißen soll, dass nicht ermittelt wird. Chefinspektor Georg Kunze und sein Kollege Tom Neumann unternehmen alles, um Licht in das Dunkel um die toten Flüchtlinge zu bringen. Die Spurensuche wird sogar richtig dramatisch und bringt Tom unversehens in große Gefahr.

„Als der Teufel erwachte“ hat mich rundum begeistert. Die abwechslungsreiche, gut durchdachte und vor allen Dingen realitätsnahe Handlung sorgt für spannende Lesestunden. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 02.11.2016
Bombennacht
Rausch, Roman

Bombennacht


ausgezeichnet

Würzburg. Der 16. März 1945 beginnt für die meisten Würzburger ähnlich wie auch die vergangenen Kriegstage. Die Stadt ist bisher von größeren Angriffen verschont geblieben und die Einwohner sind voller Hoffnung, dass es auch so bleibt. Dass sich an diesem Tag im englischen Morton Hall die Bomberstaffel Nr. 5 der Royal Air Force auf einen tödlichen Flächenangriff vorbereitet, ahnt an dem ruhigen Frühlingsmorgen in Würzburg niemand…

In „Bombennacht“ katapultiert Roman Rausch den Leser direkt in das Jahr 1945 und schildert sehr mitreißend und vor allen Dingen äußerst wirklichkeitsnah, was vor, während und nach dem Bombenangriff in der unterfränkischen Stadt geschah.
Ein kurzer Prolog gibt zunächst Auskunft über die Lage Würzburgs vor dem 16. März 1945. Im Folgenden erlebt man dann diesen für die Einwohner so grauenvoll endenden Tag im Stundentakt mit.

In mehreren Handlungssträngen lernt man ganz unterschiedliche Menschen kennen – ihre Lebensumstände und ihren Alltag, ihre Pläne, ihre Ängste und Sorgen und auch ihre Hoffnungen, Wünsche und Träume.
Die Stimmung in der Stadt ist nicht die beste, die Bevölkerung leidet unter der schlechten Versorgung. Die Lage ist zudem aufgrund der Unterbringung unzähliger Flüchtlinge aus anderen Regionen und tausender Kriegsversehrter angespannt.

Als dann die Katastrophe über Würzburg hereinbricht, werden die Beschreibungen des Autors noch intensiver. Der Bombenhagel, der Funkenregen, der Feuersturm – man fühlt sich mittendrin in diesem grausigen Geschehen, sieht die mit Geröll und Schutt blockierten Keller und die lichterloh brennenden Straßen vor sich und kann das Entsetzen und die Todesangst der Menschen spüren.
Als besonders gut gelungen habe ich hier den schnellen Wechsel zwischen den einzelnen Perspektiven empfunden - man erlebt die schrecklichen Minuten während des Bombenabwurfs mit fast jedem der Akteure mit. Dass man zu diesem Zeitpunkt noch nichts über ihr weiteres Schicksal erfährt, treibt die Spannung im letzten Drittel des Romans enorm in die Höhe, man fliegt fast atemlos durch die Seiten, stets darauf hoffend, dass die liebgewonnen Figuren die Tragödie gesund überstehen werden.

Neben den Vorkommnissen während der letzten 24 Stunden des alten Würzburgs beinhaltet dieser Roman noch ein weiteres Thema, bei dem es mir eiskalt den Rücken runter gelaufen ist. Es geht dabei um ein abscheuliches Verbrechen in der Nazizeit, der sogenannten Aktion T4, bei der zigtausende Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen systematisch ermordet wurden.
Eine zentrale Figur in diesem Part der Geschichte ist die Krankenschwester Fanny. Die Entwicklung, die sie durchläuft, war für mich besonders interessant. Zunächst sehr naiv, sieht sie zu Professor Werner auf, hält den Leiter der Nervenheilanstalt für eine Koryphäe in seinem Beruf und für einen Gutmenschen, der nur das Wohl seiner Patienten im Sinn hat. Bis einige Hinweise ihr die Augen öffnen und sie erkennt, dass der Professor hinter seiner freundlichen Maske ein wahres Monster ist und willkürlich über das Leben und Sterben tausender Menschen entscheidet.

„Bombennacht“ lässt mich tief beeindruckt zurück. Diese mitreißende, spannend erzählte Geschichte hat mir Einblicke in die dramatischen und tragischen Momente einer bombardierten Stadt im Zweiten Weltkrieg ermöglicht und mich intensiv an dem Schicksal der einzelnen Akteure teilhaben lassen. Absolute Leseempfehlung!