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Benutzername: 
Uli Geißler
Wohnort: 
Fürth/Bay.

Bewertungen

Insgesamt 768 Bewertungen
Bewertung vom 15.10.2010
der wind lässt tausend hütchen fliegen
Rautenberg, Arne

der wind lässt tausend hütchen fliegen


ausgezeichnet

Gedichte für neugierige Kinder – Lyrik zum Nachahmen

Gedichte haben es in der Regel schwer, doch wenn sie daher kommen, wie in dem Büchlein von Arne Rautenberg und dann auch noch so herrlich illustriert sind, wie das Karsten Teich gemacht hat, kann man sich ihnen nicht entziehen.

Es sind die kleinen Dinge des Alltags, der Spaß beim Spiel mit Worten und Sprachklang, welche die Leselust oder auch Hörlust hier bedienen. Auch vergnügliche Quatschgedichte finden sich in der Sammlung und überraschen mit unglaublichen Sichtweisen, Themen oder inneren oder auch äußeren Klangerlebnissen.

Das Allerbeste jedoch ist die geradezu bei jedem Vers und jeder Zeile aufkeimende Motivation, eigene Gedichte zu schreiben. So ist und wird das Buch schnell zur Anregung einer eigene Sprach- und Formulierpraxis. Was sollte Lyrik mehr?

© 10/2010 Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

17 von 17 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.08.2010
Wilde Küche
Fischer-Rizzi, Susanne

Wilde Küche


sehr gut

Abenteuer und Genuss
Ein romantisch prasselndes Lagerfeuer, rauchigen Geschmack auf der Zunge und das warme Licht der Flammen im Rund der Abenddämmerung – das weckt Gefühle und die Lust, draußen zu sein. Wer dann noch ein knuspriges Stockbrot auf dem Stecken hat, weiß, dass es kaum mehr Sinnliches zum Glücklichsein braucht.

Die Autorin Susanne Fischer-Rizzi sieht da allerdings noch eine Vielzahl an weiteren Möglichkeiten, das Hochgefühl am offenen Feuer noch zu steigern. Dabei geht sie durchaus sehr didaktisch vor, denn zunächst führt in das Abenteuer Draußen sein ein, weckt als die Lust, überhaupt im Freien, in der Natur so unterwegs zu sein, dass Kochen überhaupt erst einmal nötig wird, weil man eben gar im Augenblick gar nicht in die Häusliche Umgebung zurück kehrt.

Sie erläutert das Einrichten und die Funktion der Feuerstelle, beschreibt Holzarten und das Entfachen des Feuers und gibt Hinweise zu unterschiedlichen Kochgefäßen, -methoden und Offenem Feuer oder auf und in natürlichen Öfen. Wer mag, kann sogar einige Hilfsmittel zum Kochen selbst aus Naturmaterialien herstellen.

Dann folgen zahlreiche Rezepte von einfach bis schwierig wie das bekannte Bannock oder auch tibetische Momos. Manche Vorschläge für Feuergerichte sind dann aber doch entschieden zu aufwändig und gehören eher in die Gourmet-Küche, denn auf die in der Trekking- und Outdoorpraxis eher auf Minimalismus ausgerichtete Verköstigungsanforderung.

Wer soll die benötigten Zutaten je mitschleppen und wer hat so viel Erfahrung und Kenntnisse über die sicher gesunden und schmackhaften, aber im Draußenalltag doch nicht so leicht zu findenden Kräuter und Gewürze wie Bärklau- oder Sauerampferblätter, Kohldistel oder Gundelrebe beziehungsweise trägt gerne in seinem Rucksack Sesamöl, ätherisches Limettenöl und Balsamicoessig mit!? Dass das alles super schmecken würde oder schmeckt, ist nachvollziehbar. Doch eignen sich derartige Rezepte eher für einen mit einer ausreichenden Speisekammer in geringer Entfernung ausgestatteten Hausgarten mit kleiner Feuerstelle oder Grill.

Dennoch bietet das Buch eine ausreichende Anzahl gut umzusetzender und vermutlich sehr wohlschmeckender Rezepte für die ungewöhnliche Art des Kochens auf Offenem Feuer, welche auch mit geringer Ausrüstung, wenigen zur Verfügung stehenden Zutaten und mit ausreichend Abenteuerlust und Sinn für Gutes Essen einfach nachgekocht werden können und für einen unvergesslichen Geschmacksgenuss sorgen wie zum Beispiel Flammkuchen, Papadams (indisches Fladenbrot), Zwiebelsuppe, Berner Rösti, Eichelfladen mit Wildbeerenmus, Baba Ganoush (Auberginenpaste der Beduinen) oder Lachs vom Schneeschuhgrill.

Die mit vielen anregenden Farbaufnahmen illustrierten Rezepte werden unterfüttert mit Gedichten oder kurzen Feuergeschichten und so atmosphärisch in den Rahmen der Handlung eingebunden.
Ein starkes Buch für Outdoorfans mit der Bereitschaft, auch mal etwas mehr Aufwand zu betreiben, als es bei einer üblichen Trekkingtour oder einem Zeltcamping sinnvoll ist. Vielleicht lädt man einfach mal Freunde zu einem Abenteuer-Abend an einem nahegelegenen Fluss statt zum Grillen auf der Terasse ein und verschafft so allen Beteiligten ein unvergessliches Erlebnis.

© 8/2010, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

18 von 19 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.08.2010
Teufelssohn
Kastner, Jörg

Teufelssohn


sehr gut

Römische Verschwörung, mystische Zusammenhänge und offene Familienplanung

Die römische Ermittlerin Claudia Bianchi soll mit ihrem Kollegen Aldo einen doppelten Mordanschlag verhindern. Trotz der Vorabinformation gelingt ihr das nicht – zwei Personen sterben spektakulär vor aller Augen bei der Großveranstaltung im Forum Romanum, indem ein Redner einen weiteren Mann mit den Tod nimmt. Schon wenig später gerät auch die selbstbewusste Polizistin erneut in Gefahr.
Dazu kommt ihr privater Zweifel, ob die Beziehung zu ihrem Geliebten, dem ehemaligen Jesuit Paul Kadrell richtig war und ob dieser aufgrund dessen Vermutung, eventuell ein Nachfahre eines Dämons - des Teufels (!) - zu sein, tatsächlich Selbstmord begangen hat. Die ohnehin sehr mystische Glaubensprobe wird noch unterfüttert, als ein altes Dokument auf die Wiederkehr des „dunklen Gottes“ Janus hinweist und die Frage aufkeimt, ob das werdende Leben in Claudias Bauch dieses Wesen sein könnte.

Spannungsreich und detailfreudig erzählt der Autor in flotten Abläufen die Geschichte. Es gibt keine Längen in dem durch verschwörerische Machenschaften, alten Prophezeiungen, Entführungen und Gewaltakte durchsetzten Geschehen im Vatikanstaat und der römischen Metropole. Die mysteriöse Kultsekte der Anhängerschaft besagter Janus-Gottheit agieren kriminell und Gefahr bringend im Hintergrund und die Situation spitzt sich dramatisch zu, als der Tod eines Vatikan-Angehörigen angekündigt wird. Wer sollte das sein … und kann dieser Mord verhindert werden?

Erneut ist es dem Autor Jörg Kastner gelungen, eine aufregende Geschichte um Religion, Mystik, kultischer Glaubensinhalte und antiker Mythologie zu stricken. Sie unterhält sehr bildhaft trotz der einen oder anderen Verwirrung flüssig und gut, wenngleich die Charaktere der Protagonistinnen und Protagonisten eher etwas unscharf bleiben.

© 8/2010, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

16 von 18 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.08.2010
Unschuldslämmer
Blunt, Giles

Unschuldslämmer


gut

Kriminelles Vorbild wird schwierig

Der 18jährige Owen wird nach dem Tod seiner Eltern von seinem Onkel Max, einem über Jahrzehnte hinweg erfahrenen Gauner, aufgenommen. Wie sollte es anders sein, führt ihn dieser auch die Welt die Kunst des Diebstahls ein, nimmt ihn zu seinen grundsätzlich gewaltfreien Raubzügen in der „High Society“ mit, wo sich Owen auch gut bewährt. Geradezu touristisch scheint bisweilen das Programm von Max zu gerieren, wenn er durch die Staaten der USA tourt.
In letzter Zeit jedoch plagen Owen die „Aussetzer“ seines Onkels, der davon nicht nur nichts bemerkt, sondern auch nichts wissen will. Erst recht nicht von der Idee, sich zur Ruhe zu setzen. Doch eine Mitbewerber-Gaunertruppe, die so genannten „Subtrahierer“, tritt auf den Plan, sowie die von dem jungen Helden aus den Fängen eines gewalttätigen „Verehrers“ befreite, gut aussehende Sabrina machen dem eingespielten „Fremde-Wertsachen-Einsammel-Paar“ den Alltag schwer …

Die Geschichte ist letztlich sehr einfach „gestrickt“, gewinnt aber durch den spontanen Humor, welchen der Autor in Form von Wortwitz und Situationskomik für seine beiden Protagonisten formuliert und unterhält auf amüsante Weise. Ein „Knaller“ ist das Buch allerdings nicht.

© 8/2010, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

14 von 15 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.08.2010
Der Vogelbrunnen
Richardson, Paddy

Der Vogelbrunnen


ausgezeichnet

Gefährlicher Auftrag schafft bedrückende Gefahr

Wie kann man einen Thriller mit so einer fesselnden Kraft, so vielschichtig beschriebenen Charakteren, einer so mitnehmenden Geschichte und so unblutig und „actionfrei“ und doch so spannend schreiben? Keine Ahnung, aber Paddy Richardson ist das mit „Der Vogelbrunnen“ in ausgezeichneter Weise gelungen.

Claire soll vermittelt durch dessen Anwalt Alistair Downes eine Biographie über den Serienmörder Travis Crill verfassen, was zunächst eine willkommene Geldeinnahmequelle scheint, sich aber im Verlauf der immer mehr Tiefe gewinnenden Recherche und aufgrund der Befragungen von Opfern sowie der Gespräche mit dem im Gefängnis einsitzenden Täters zu einem Kräftezehrenden Alptraum entwickelt.

Es ist ein sehr emotionales Buch, denn die Gefühle der Protagonistin Claire, welche sehr unter dem plötzlichen Herzinfarkt-Tod ihres in sehr jungen Jahren geheirateten Mann Alex leidet und nun in Gefühlsschwankungen verunsichert hin- und hergerissen ist, sind einem schnell nahe und nachvollziehbar. Dazu bewegen eine/n auch die Probleme und emotionalen Wellen im Umgang mit der pubertierenden Tochter Annie oder dem sich anbahnenden möglichen neuen Partner, dem Polizisten Max Williams. Die Entfremdung von ihrer Tochter, welche beeinflusst von der undurchsichtigen Klassenkameradin Savannah die Distanz zu Claire, ihrer Mutter, ständig vergrößert, sorgt bei der Schriftstellerin und Journalistin für ein sie schwer belastendes Gefühlschaos.

Die absolute Nähe zu den die Handlung bestimmenden Personen in Denken, Fühlen und Handeln erzeugt eine unglaubliche und anhaltende Spannung, welche sich durch die nicht unerwünschte Aktionslosigkeit und vor allem gegen Ende enorm anzieht. Die Autorin spielt in lebendiger Weise mit den Ahnungen der Lesenden, lässt sie selbst mitdenken, vermuten, interpretieren, urteilen und schafft damit eine subtile und im Schluss wirklich Atem raubende Dramatik. Absolut empfehlenswert.

© 8/2010, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

14 von 14 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.