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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Xirxe
Wohnort: 
Hannover
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 869 Bewertungen
Bewertung vom 05.08.2015
28 Tage lang
Safier, David

28 Tage lang


sehr gut

Mira, 16 Jahre alt, riskiert täglich ihr Leben, indem sie für ihre Familie Lebensmittel ins Warschauer Ghetto schmuggelt. Ihre Mutter hat keine Kraft mehr, sich um die Kinder zu kümmern und so ist Mira die Versorgerin für ihre Mutter und ihre über alles geliebte 12jährige Schwester Hannah. Doch die Gefahr steigt täglich, die Nazis beginnen die Juden abzutransportieren und die Lage wird immer kritischer.
Erzählt wird das Alles von Mira, die gezwungenermaßen für ihr Alter sehr erwachsen ist. Sie sieht und erlebt selbst so viele entsetzliche Dinge, die Menschen anderen Menschen antun, dass es mir beim Zuhören buchstäblich den Magen zusammengezogen hat. Zwar erlebt sie auch glückliche Momente, doch die sind derart selten und kurz, dass ich mich immer wieder fragte: Wie kann das ein Mensch überhaupt aushalten? Dass das Warschauer Ghetto das Grauen pur war, dürfte nichts Neues sein, doch letzten Endes war es auch 'nur' eine von vielen Grausamkeiten dieser Zeit. Aber durch die Art und Weise wie David Safier hier Mira ihr Erleben schildern lässt, wird diese Vergangenheit ausserordentlich konkret und realistisch. Es ist nun nicht nur eine der vielen entsetzlichen Episoden aus der Historie, sondern besitzt stattdessen nun so etwas wie ein Gesicht: Miras Gesicht, Amos', Hannahs undundund. Auch wenn es nur fiktive Gestalten sein mögen: Ich werde dieses geschichtliche Ereignis sicherlich nicht mehr so schnell vergessen.
David Safier, den ich bisher nur als Autor von diversen Ulk- und Unterhaltungsromanen wahrgenommen habe, hat einem barbarischen Abschnitt unserer jüngeren Geschichte seine Anonymität genommen und wieder in unser Bewusstsein gerufen. Zwar hatte ich immer mal wieder das Gefühl, dass bei manchen Szenen vielleicht doch etwas zu sehr an eine mögliche Verfilmung als an das Buch gedacht wurde, aber es ist zu ertragen ;-)
Zuguterletzt: Auch die Erzählerin passt gut. Ihre rauchige, etwas kehlige Stimme fand ich zu Beginn fast etwas zu erwachsen für die 16jährige Mira, doch spätestens bei der zweiten CD konnte ich sie mir nicht mehr anders vorstellen. Ein gelungenes Hörbuch, gerade für die Jugend, das so manch trockenem Geschichtsunterricht sicherlich viel Farbe verleihen könnte ;-)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.07.2015
Die souveräne Leserin
Bennett, Alan

Die souveräne Leserin


ausgezeichnet

Die Queen, der Inbegriff von Verantwortungsbewusstsein und Pflichterfüllung! Doch dann lernt sie das Lesen lieben - und zwar das Lesen von Büchern, nicht von Regierungserklärungen oder anderen drögen Vorlagen. Je mehr sie liest umso intensiver beschäftigt sie sich mit Büchern, sodass ihre Umgebung nach und nach zu spüren beginnt, wie ihr ihre Aufgabe als Repräsentantin des British Empire immer mehr zur Last wird. Undenkbar, die Queen hat keine Lust mehr! Während das Oberhaupt der Royals in seiner neuen Leidenschaft völlig aufgeht, werden von anderer Seite Pläne geschmiedet, wie man ihr das Lesen verleiden kann.
Gerade mal 111 zu lesende Seiten hat dieses feine Büchlein, dass in einem edlen, leuchtend roten Leineneinband mit Silberaufdruck daherkommt. Leicht zu lesen ist es, aber dennoch so viel mehr als eine seichte Unterhaltungslektüre. Lesen bildet, das wusste die Queen schon zuvor. Doch dass auch Romane nicht nur reiner Zeitvertreib sind, erkennt sie erst nach und nach. Ihr Blickfeld weitet sich, sie beginnt die Menschen um sich herum mit anderen Augen wahrzunehmen, erkennt ihre Beweggründe und Motivationen. Allmählich wird ihr bewusst, was wichtig und unwichtig ist und hinterfragt ihr eigenes Handeln: Ist Pflichterfüllung wirklich das Wichtigste im Leben?
Ein schöneres Plädoyer für's Lesen kann es kaum geben, das dazu noch wie gewohnt von Alan Bennett in wundervoll britischer Art und Weise formuliert wurde. Ein Buch, dass BücherliebhaberInnen lieben werden - aber auch die Anderen werden ihre Freude daran haben. Einfach schön!

Bewertung vom 21.07.2015
World's End
Boyle, T. C.

World's End


ausgezeichnet

Dies ist mein zweites Buch von T.C. Boyle nach Wassermusik und wieder bin ich völlig begeistert, obwohl World's End deutlich anstrengender zu lesen ist. Neinnein, keine Angst! Es geht nicht um Schachtel- oder Bandwurmsätze, überdurchschnittlich viele Fremdworte (obwohl, wenn ich so überlege... - naja, vielleicht doch ein bisschen) oder hochgeistige Gedankengänge. Die Sprache ist gut verständlich und überaus bildhaft, sodass bestimmte Szenen einem wohl für länger (wenn nicht sogar immer) im Gedächtnis bleiben werden. Was die Lektüre anstrengend macht, ist die Vielzahl von Personen und die steten Zeitsprünge.
Boyle beschreibt die Geschichte zweier Familien in einem Abstand von rund 300 Jahren, sodass es vier verschiedene Erzählstränge gibt, die sich jedoch immer wieder überschneiden. Dass die Personen teils über die Jahrhunderte hinweg die gleichen Namen aufweisen, erschwert das Ganze noch etwas. Doch das Alles ist so herrlich lebhaft und bunt erzählt, dass ich mir gerne die Mühe machte, wiederholt im Stammbaum nachzuschauen, der glücklicherweise im hinteren Teil abgedruckt ist. Da die Geschichte zudem immer wieder auf realen Begebenheiten beruht, die ich selbst aber nur unvollständig (oder kaum) kannte, habe ich mich auch wiederholt über die tatsächlichen Vorgänge informiert, da Manches schlicht kaum zu glauben ist. Somit ist die Lektüre dieses Buches nicht nur unterhaltsam, sondern ganz nebenbei erfährt man noch eine Menge über die Anfänge der Besiedlung in den USA ebenso wie über die Hippiezeit. Dennoch ist es kein wirklich realistisches Buch wie es auch schon 'Wassermusik' nicht war. Vieles ist stark überzeichnet und/oder ins Groteske gezogen, doch nie so, dass es unglaubwürdig wirkt. Boyle beherrscht es wie kein Zweiter, Dinge auf die Spitze zu treiben und sie dennoch überzeugend wirken zu lassen.
Wer lieber einer geradlinig verlaufenden Geschichte folgt, die nah an der Realität bleibt, wird sich mit diesem Buch wohl schwer tun. Allen Anderen aber kann ich dieses Buch nur empfehlen!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.06.2015
Heilige Mädchen
O'Connell, Mary

Heilige Mädchen


sehr gut

Der Titel dieses Buches ist nicht im übertragenen Sinne zu verstehen - es geht hier in irgendeiner Form tatsächlich um wahre heilige Mädchen. Doch ganz anders, als man sich Heilige so vorstellen mag. Zehn Geschichten sind es, die von der jeweils heiligen Dymphna, Ursula, Thérèse, Veronika, Martha undundund handeln. Teilweise erzählen sie selbst ihre Geschichten, teilweise sind es Mädchen und/oder junge Frauen, die aufgrund ihrer Lebensgeschichten eng mit den jeweiligen Heiligen verbunden sind.
Die Sprache ist alles andere als fromm ;-) - Agnes, Schutzheilige junger Mädchen und Frauen, nimmt beispielsweise kein Blatt vor den Mund, als sie ihren Schutzbefohlenen Ratschläge für's Leben erteilt ebenso wie die heilige Anna und all die anderen. So wirken diese historischen Figuren überaus real und mir wurde klar, wie ähnlich sich die jungen Frauen und die Heiligen doch sind. Beide befinden sich meist in schwierigen Situationen (die sich trotz des Zeitabstandes nicht einmal so sehr unterscheiden), und es gelingt ihnen mit neuem Mut, weiter voran zu gehen.
Ein bisschen ein Mutmachbuch mit ungewöhnlichen Geschichten und aussergewöhnlichen Heldinnen.

Bewertung vom 13.06.2015
Totengleich / Mordkommission Dublin Bd.2
French, Tana

Totengleich / Mordkommission Dublin Bd.2


ausgezeichnet

Eine Frau wird tot aufgefunden - und sie gleicht der Ermittlerin Cassie Maddox wie eine Zwillingsschwester. Obwohl Cassie nach ihrer Zeit im Morddezernat nun im Dezernat für Häusliche Gewalt tätig ist, wird sie in diesen Fall im wahrsten Sinne des Wortes hineingezogen. Und zwar so tief, wie sie es sich wohl nie hätte träumen lassen...
Dieses Buch nur einen Krimi zu nennen, würde ihm einerseits ungerecht, zum Anderen wären passionierte KrimiliebhaberInnen eventuell von der Lektüre enttäuscht. Denn die Aufklärung eines Mordes ist nur ein Teil der Geschichte; mindestens ebensoviel Raum nimmt die Beziehung der FreundInnen der Getöteten untereinander ein, die auf eine besondere Weise einmalig war. Was für die meisten Menschen die Familie bedeutet, das waren sie sich als Freunde. Gemeinsam studierten sie an der selben Uni und lebten im selben Haus, gegenüber ihrer Umwelt waren sie eine verschworene Gemeinschaft. Cassie wird im Zuge der Ermittlungen unter besonderen Umständen Teil dieser Gemeinschaft und der Autorin gelingt es, diese intensive Zusammengehörigkeit so deutlich zu machen, dass ich beim Lesen Cassies Hin- und Hergerissensein zwischen Pflicht und dem Zauber dieser Verbundenheit voll und ganz nachvollziehen konnte. Ich konnte nicht anders als diese Gruppe zu beneiden und litt buchstäblich mit, als dieses Verbrechen einen Keil in diese Einheit trieb. Auch ist diese Geschichte nicht nur die Suche nach der Lösung eines Falles, sondern wirft auch Fragen auf wie: Sind Freunde das Wichtigste im Leben? Was macht das Leben schön? Die Autorin gibt keine Antworten darauf, aber es regt zum Nachdenken an. Mich zumindest ;-)
Und nicht zuletzt sind diese 770 Seiten in einen wunderbaren Stil geschrieben, der mich beim Lesen manchmal weniger an einen Krimi denken ließ als an schöne, zum Teil sogar poetische Literatur. Wer glaubt, so etwas passe nicht zusammen: Einfach mal lesen!

Bewertung vom 07.06.2015
Blaue Blumen
Saavedra, Carola

Blaue Blumen


sehr gut

Eine Unbekannte, genannt A., schreibt intensive, sehr gefühlvolle Briefe an ihren ehemaligen Geliebten. Doch diese gelangen in die Hände von Marco, der mittlerweile in dessen Wohnung lebt. Statt die Zeilen an den richtigen Adressaten weiterzuleiten, liest er sie selbst und fühlt sich von der Schreiberin immer stärker angezogen.
Wer sich von diesen Zeilen wie auch dem Umschlagtext und dem Cover des Buches nun eine romantische Liebesgeschichte verspricht, wird böse enttäuscht werden. Die Handlung bleibt bescheiden, doch dafür liefert die Briefeschreiberin eine extrem detaillierte, introspektive Analyse des Geschehenen, das scheinbar zur Trennung führte. Wieder und wieder führt sie das Erlebte auf's Neue aus - um so den Verlorenen zurückzugewinnen?
Was die Unbekannte im Übermaß zu besitzen scheint, fehlt Marco hingegen fast völlig. Seiner Ex-Frau und seiner dreijährigen Tochter scheint er nur Gleichgültigkeit entgegenzubringen, wenn nicht sogar Abneigung. Auch seiner aktuellen Freundin steht er eher unbeteiligt gegenüber ebenso wie dem Rest seines Lebens. Doch die Briefe lösen in ihm etwas aus, was sein Denken und Verhalten wandelt. Immer stärker ergreift die Unbekannte Besitz von seinen Gedanken und beginnt, sein Leben zu verändern. Und wie bei ihr stehen zusehends die Gedanken Marcos im Mittelpunkt des Erzählten, weniger das äußere Erleben.
Es liest sich nicht ganz leicht, insbesondere gleich zu Beginn die Briefe. Doch je mehr ich mich auf das Buch eingelassen habe, wurde ich von dieser intensiven Art des Geschriebenen gefangen genommen. Obwohl mir dieses Empfinden von A. fern liegt, kam sie mir recht nahe und ich habe mit ihr und ihrem Schmerz und ihren Zweifeln mitgelitten. Ein außergewöhnliches, ein ungewöhnliches Buch, nichts für zwischendurch!

Bewertung vom 04.06.2015
30 Tage und ein ganzes Leben
Ream, Ashley

30 Tage und ein ganzes Leben


gut

Clementine, eine recht erfolgreiche Künstlerin, leidet chronisch unter schweren manisch-depressiven Phasen, die sie mit verschiedensten Medikamenten zu bekämpfen versucht. Doch sie helfen nicht wirklich, die Nebenwirkungen sind beträchtlich und schränken ihre Lebensqualität erheblich ein. So entschließt sie sich zu sterben und möchte im Gegensatz zu ihrem chaotischen Leben alles wohl geordnet hinterlassen. Aber es kommt so Manches anders als geplant...
Eigentlich keine leichte Kost, die die Autorin Ashley Ream mit diesem Buch liefert. Doch trotz mehrmaliger Versuche, das Wesen der Depression eindringlich zu beschreiben ('das schwarze Monster...'), verdrängt der flapsig-humorige Tonfall stets die Schwere und Grausamkeit dieser Krankheit. Clementine, die in Ich-Form von ihrem letzten Monat vor ihrem geplanten Selbstmord erzählt, ist zwar in ihren schlechten Tagen so weit unten, dass sie sich völlig hilflos sogar vollpinkelt (ohne betrunken zu sein!), doch in der darauf folgenden Zeit pflegt sie einen solch schnurrig-unterhaltsamen Schreibstil, dass mir das Vorhergehende fast nur als nebensächlich auftauchendes Unwohlsein in Erinnerung geblieben ist.
So bleibt das Ganze ein netter, unterhaltsamer Roman, der die Chance verschenkt, sich mit diesem Thema etwas intensiver auseinanderzusetzen, das wohl derzeit so aktuell ist wie nie zuvor. Schade drum!

Bewertung vom 27.05.2015
Böse Absichten
Higashino, Keigo

Böse Absichten


sehr gut

Die Zusammenfassung des Inhalts dieses Buches fällt denkbar knapp aus, denn jedes Wort mehr verrät zu viel. Ein erfolgreicher Autor wird von seiner Frau und einem Freund ermordet aufgefunden - und bereits nach einem Viertel des Buches ist klar, wer dafür verantwortlich ist. Denn die eigentliche Frage dieses Krimis lautet: Warum?
Was zu Beginn noch einleuchtend wirkt, stellt sich im Laufe der Lektüre immer wieder als falsch heraus und irgendwann fing ich in den Lesepausen an, selbst alles in Frage zu stellen und nach einer möglichen Lösung zu suchen. Liest man sehr! aufmerksam mit (oder das Ganze ein zweites Mal), wird man vielleicht zu den gleichen Schlussfolgerungen kommen wie der Kommissar, aus dessen Perspektive der überwiegende Teil des Buches erzählt wird.
Es ist ein wirklich überraschendes und komplexes Konstrukt, das in sich jedoch absolut logisch aufgebaut ist und nichts offen lässt. Ungewohnt empfand ich jedoch die sehr nüchterne Schreibweise des Autors: Die Figuren lassen keine Emotionen erkennen bzw. es wird nichts dergleichen beschrieben, sodass ich zeitweise das Gefühl hatte, eher einen Bericht als einen Roman zu lesen. Doch im Nachhinein schätze ich, dass ein Abweichen von diesem Stil bei den Lesenden zu noch mehr Verwirrung beim Lösen des Falles beigetragen hätte.
Nicht falsch auffassen: Das Buch liest sich leicht weg und ist einfach zu verstehen. Doch die Aufklärung des Ganzen hat es in sich ;-)

Bewertung vom 20.05.2015
Grabesgrün / Mordkommission Dublin Bd.1
French, Tana

Grabesgrün / Mordkommission Dublin Bd.1


ausgezeichnet

Ich muss gestehen, dass mich Bücher auf der Bestsellerliste eher abschrecken als anziehen. Zu oft habe ich schon festgestellt, dass die dort Genannten kaum das Papier wert sind, auf dem sie gedruckt wurden (wie ich finde). Doch ab und zu gibt es auch Ausnahmen: dieser Kriminalroman ist einer davon.
Erzählt wird das Ganze in Ichform von der Hauptfigur Detective Rob, der als Kind mit zwei Freunden verschwand und alleine mit blutigen Füßen wieder auftauchte. Niemand weiß, was geschah und Rob kann sich an nichts erinnern. Alle Ermittlungen verliefen ins Leere und so muss er mit dieser ständigen Ungewissheit weiterleben. Als an dem Ort des damaligen Verbrechens ein totes Mädchen aufgefunden wird, gerät Rob in Bedrängnis. Zum einen weiß ausser seiner Kollegin niemand von seiner Vergangenheit und zum andern drängt Vieles von früher zurück ins Bewusstsein - nur das Entscheidende nicht: Was geschah damals?
Rob und seine Befindlichkeiten stehen klar im Mittelpunkt dieser Geschichte. Seine Ängste, die wiederkehrenden Erinnerungen, seine Gefühle zu seiner Kollegin und der Umgang mit ihr werden derart überdeutlich und intensiv dargestellt, dass man förmlich mit ihm lebt. Die Sprache mag nicht so ganz der Vorstellung eines Detectives der Mordkommission entsprechen, bildhaft, gefühlvoll und teilweise sogar poetisch, doch umso mehr der eines Menschen mit einem tiefen Empfinden, der seine innere Zerrissenheit kennt und zeitweise nicht mehr ein noch aus weiß. Genau wie er wollte ich wissen, wer der Täter ist und warum, doch das Handeln seiner Figur interessierte mich ebenso.
Ist das Alles nun ein richtiger Kriminalroman oder nicht? Gut, es geht um ein ermordetes Kind und die Suche nach dem Mörder und den Hinterleuten. Es gibt ja sogar dieses zweite Verbrechen, dass vor langer, langer Zeit geschah und immer wieder in die aktuellen Geschehnisse hineinreicht. Doch so eine richtige Mörderjagd mit womöglich noch weiteren Untaten ist diese Lektüre definitiv nicht.
Alles in allem meine ich eher, es ist das Psychogramm eines Detectives mit einer grausamen Vergangenheit, der einen Mord aufzuklären hat. Wie man so ein Genre nennen sollte? Hm, tja, da bin ich auch gerade überfragt ;-) Aber an alle KrimiliebhaberInnen: Wer lieber 'reine' Krimis liest, könnte bei diesem Buch vielleicht nicht auf ihre/seine Kosten kommen.

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Bewertung vom 30.04.2015
Die Suche
Louth, Nick

Die Suche


gut

Dieser Thriller ließ mich etwas ratlos zurück. War er jetzt richtig gut oder einfach nur haarsträubender Blödsinn? Irgendwie trifft wohl Beides zu. Fakt ist, die Geschichte, nein, die Geschichten, denn es sind mehrere, die parallel erzählt werden, sind durchweg spannend. Man fiebert beim Lesen der Tagebucheinträge von Erica mit (die entführte Wissenschaftlerin), die sie während ihres Aufenthaltes in Afrika verfasste, als sie von einer Rebellengruppe als Geisel genommen wurde. Ebenso spannend ist die Suche der Wissenschaftler nach den unbekannten Erregern der plötzlich aufgetauchten Malaria und einem Heilmittel dagegen und natürlich auch die Nachforschungen von Max, dem Freund Ericas, nach seiner verschwundenen Freundin.
Doch gerade Max‘ Suche wurde teilweise für mich zu einer Lachnummer. Da gibt es einen Mann, der ein Motorrad zwar mit etwas Anstrengung in die Höhe hebt, um sie auf ein Auto zu werfen. Doch das ist nichts im Vergleich zu dem wahren Unhold, der mich eher an Terminator erinnerte als an einen realen Menschen. Praktisch unbesiegbar, superschlau und gegen alles gewappnet, selbst der CIA zittert vor ihm. Superman in böse. Oder die Amsterdamer Polizei. Offenbar durchweg korrupt und nur darauf aus, diesem Amerikaner Max eins über die Rübe zu ziehen. Himmel, was hat der Autor nur für ein Bild von der niederländischen Polizei?
Ebenfalls nicht so richtig glücklich sind manche Sätze in diesem Thriller geraten, die ich eher in einer Liebesschmonzette vermutet hätte wie beispielsweise: „Wie unerbittlich der Tod doch die Blume der Liebe zwischen seine schweren Seiten presste.“
Dennoch – die Geschichten sind bis zum Ende hin spannend, das wie manch anderes etwas überzogen wirkt. Da es das erste Buch dieses Autors ist, hoffe ich einfach mal, dass es sich hier um sogenannte ‚Kinderkrankheiten‘ handelt, die sich beim nächsten Buch dann ausgewachsen haben. Ich würde es auf jeden Fall nochmal ausprobieren ;-)

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