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melange
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Bonn
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 866 Bewertungen
Bewertung vom 17.11.2019
Das Imperium aus Asche / Draconis Memoria Bd.3
Ryan, Anthony

Das Imperium aus Asche / Draconis Memoria Bd.3


gut

Schlachtgetümmel en gros

Zum Inhalt:
Getrieben von Zerstörungswut und mit Unterstützung eines Drachenheeres hat der weiße Drache auch viele Menschen unter seinen Willen gezwungen und zu „Verderbten“ gemacht. Diese Armee soll ihm dabei helfen, auch den Rest der Welt zu unterjochen. Doch er sieht sich einigen Gegnern gegenüber, die sich nicht klaglos in ihr Schicksal ergeben wollen. Und so kommt es zu einer großen Schlacht….

Mein Eindruck:
… und mit dem letzten Satz ist eigentlich schon alles gesagt. Denn außer immer neuen Waffen, immer neuem Kampfgetümmel, immer neuen Toten, immer neuen Ortsnamen gibt es eigentlich nicht viel Neues. Das ist unendlich schade, denn in den beiden ersten Bänden seiner Trilogie hat Ryan bewiesen, dass er nicht nur zerstören, sondern auch erschaffen kann. Doch im letzten Band führt er zwar noch ein paar neue Charaktere ein bzw. holt ein paar alte auf die Bühne zurück, großartige charakterliche Tiefe oder auch nur eine Beschreibung der äußerlichen Erscheinung gönnt er ihnen jedoch nicht mehr. Zu sehr schwelgt er in Waffen und Blut, in Gemetzel und Todesschreien. Unterweisung in Kriegsführung statt Landschaftsbeschreibung, Mordlust statt Diplomatie. Ja, bestimmt alles sehr wohlüberlegt und absolut gut recherchiert, aber letztendlich zum Querlesen verleitend.
Doch an einer Stelle blitzt doch die alte Kunst Ryans bravourös hervor: Die Umbenennungen der eroberten Schiffe durch die verdorbenen Generäle glänzen durch einen gewissen boshaften Charme.
Trotzdem: Ryan schreibt bildhaft, seine Charaktere sind (über alle drei Bücher gesehen) gut und vielschichtig angelegt und bieten deshalb – bei allen fantastischen Möglichkeiten – genügend Projektionsfläche für die Leser. Außerdem beherrscht der Autor die Kunst, eine groß angelegte Geschichte zu einem vollständigen Ende zu bringen. Etwas, das andere Schriftsteller von Fantasy-Epen noch beweisen müssen.

Mein Fazit:
Viel Kampf, viel zu viel Kampf

Bewertung vom 17.11.2019
Ein unerledigter Mord / Jessica Campbell Bd.6
Granger, Ann

Ein unerledigter Mord / Jessica Campbell Bd.6


gut

Etikettenschwindel

Zum Inhalt:
Vor zwanzig Jahren verschwand eine Studentin aus Bamford, ihre Leiche wurde jedoch nie gefunden. Einer der wenigen Fehlschläge – wenn auch nur mittelbar – die Alan Markbys Laufbahn als Polizist verunzieren. Doch jetzt verrät ihm sein Hilfsgärtner Josh, dass er und seine Schwester als Kinder Rebeccas Leiche fanden und zeigt Alan als Beweis für diese Aussage ein Armband der jungen Frau. Alan verständigt die zuständige Polizei und nach Ausgrabungen in einem Wäldchen findet man die Leiche und rollt den Fall wieder auf – mit Alan Markby als Sachverständigem.

Mein Eindruck:
Dieses Buch wird als Mitchell und Markbys sechzehnter Fall beworben, - und das ist ein ärgerlicher Etikettenschwindel. Denn beide sind nur Randfiguren und Stichwortgeber in einem Krimi, der daran kränkelt, dass Granger ihren Superintendenten nicht vollends dämlich darstellen will und deshalb zwei Schauplätze inklusiver beteiligter Polizeikräfte erdacht hat, - Bamford ist dabei nur Nebensache. So bleibt kein Platz – weder für Mitchell und Markby, noch für genügend Tatverdächtige, um wirklich Raum für Spekulationen zu bieten. Nur wenige ihrer Figuren hatten einen Bezug zu Rebecca und wenn dann noch der übliche sozialkritische Pathos mit vernachlässigten und unverstandenen Kindern Seiten verschlingt, schrumpft die Ermittlung immer weiter in sich zusammen. Das ist insbesondere deshalb schade, weil der Roman wirklich gut durchdacht ist und die meisten Beteiligten fast schon vom Schicksal getrieben agieren. Auch die – leider nur kleinen – Einschübe von Humor und einige Nebenfiguren wissen zu gefallen und der Showdown ist absolut gelungen und unerwartet. Vielleicht hätte Granger einfach auf das Verkaufsargument „Mitchell & Markby“ verzichten und beherzt einige Ermittler für mehr Verdächtige streichen sollen. So vergrätzt sie alte Fans, ohne neue dazuzugewinnen.

Mein Fazit:
Ein guter Krimi, aber kein Fall von Mitchell & Markby

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.11.2019
Winteraustern / Luc Verlain Bd.3
Oetker, Alexander

Winteraustern / Luc Verlain Bd.3


sehr gut

Tragisch

Zum Inhalt:
Luc Verlain ist zufällig auf einem Boot der Polizeieinheit, die die Austernbänke überwachen und vor Dieben schützen soll, als ein Notruf eines Fischers eintrifft. Dieser wurde hilflos auf einer Sandbank nach einem Überfall zurückgelassen, als die Flut beginnt. Doch das ist nicht das einzige Verbrechen in dieser Nacht, - kurze Zeit später finden die Polizisten zwei weitere Austernfischer, die tot an Pfählen angebunden sind. Luc beginnt in einer Welt zu ermitteln, die vom Klimawandel und Existenzängsten geprägt ist, - denn auch in der Austernfischerei fressen die großen Fische die kleinen.

Mein Eindruck:
Der dritte Fall Luc Verlains spielt in Aquitanien zur Weihnachtszeit und man meint Kälte, Wind und Wasser, die den Austernfischern bei ihrer schweren Arbeit zusetzen, am eigenen Leib zu spüren. Die Landschaftsbeschreibungen von Alexander Oetker sind ein großes Pfund in diesem Kriminalroman, das andere zeigt sich in den Beziehungen im Kollegium. Über Probleme wird geredet und die Zusammenarbeit gestaltet sich zielgerichtet, ein Kompetenzgerangel fehlt glücklicherweise. Auch die sonstigen Charaktere wirken lebensecht, insbesondere dann, wenn sie nicht aus ihrer eigenen Haut können und von selbst verursachten Vorkommnissen überwältigt werden. Die Schauplätze sind schön gewählt: Provinz, in der jeder jeden kennt und quirlige Hauptstadt, wo die Anonymität der Großstadt ihre Kinder frisst. Sprachlich ist dieser Kriminalroman eher einfach gehalten. Schnörkellos und mit einer Wortwahl, die auch bei leichter Müdigkeit am Abend gut intellektuell zu verkraften ist.
Der Fall an sich mutet fast wie eine griechische Tragödie an, die alle Beteiligten unter einer tiefschwarzen Decke begräbt. Nur Luc und seine Partnerin Anouk schweben auf einer Wolke des Glücks, die durch einen geschickten Cliffhanger im Epilog jedoch vom Schäfchentyp in den Gewittermodus wechselt.

Mein Fazit:
Ein gut ausgearbeiteter Krimi in schöner, kalter Kulisse

Bewertung vom 03.11.2019
Die Ewigkeit in einem Glas
Kidd, Jess

Die Ewigkeit in einem Glas


gut

Zu viel geraucht

Zum Inhalt:
Bridie Devine hat sich von ihrer Vergangenheit als Helferin eines Grabräubers zu einer gelöst und ist zu einer Detektivin geworden. Im viktorianischen England eine Seltenheit, denn nicht nur in der medizinischen Zunft werden Frauen nicht für voll genommen. Doch ein Baronet setzt all seine Hoffnungen in ihr Können, als seine Tochter entführt wird. Ein seltsames Kind, und Bridie ist eine Spezialistin für seltsame Fälle.

Mein Eindruck:
Ein Freund von Bridie ist Spezialist für Blends mit besonderen Eigenschaften, - und leider scheint ein bisschen zu viel davon in dieses Buch geflossen zu sein. Für meinen Geschmack hat Jess Kidd mit ihrer Geschichte den Bogen überspannt. War „Der Freund der Toten“ eine gute Mischung aus Roman und Geschichte mit ein paar Geister-Elementen, lebt „Die Ewigkeit in einem Glas“ fast ausschließlich von Skurrilitäten: Geister, Meerjungfrauen, Hausmädchen mit Backenbart sind nur einige davon. Und dieses Buch lebt von brutalster Gewalt und ekelerregenden Szenen. Es wird zusammengeschlagen, enthauptet, Gliedmaßen werden amputiert und in Eingeweiden gewühlt, - sehr oft hat man dabei das Gefühl, es geht einfach nur um das widerwärtige Gefühl, was dadurch beim Leser erzeugt wird. Denn voran bringt es die Geschichte nicht. Gut, es soll gezeigt werden, wie verkommen und bösartig Bridies Gegenspieler sind, aber hier herrscht ein moralischer Overkill.
Zum Glück gibt es wenigstens Ruby – Bridies Hausgeist – plötzlich aufgetaucht und mit wunderlichen Tätowierungen versehen. Hier ist die überbordende Fantasie der Autorin am richtigen Platz, denn hier kann man wenigstens ein bisschen schmunzeln. Der Rest der Story ist bis zum Schluss tragisch, böse, gemein und fast hoffnungslos, - wie die ganze Charakter-Schar.
Die dennoch nicht ganz schlechte Wertung bekommt das Buch von mir für seinen Schreibstil, denn die Sprache ist wieder einmal wunderbar wohlgeformt und bildhaft, - selbst, wenn die Bilder nicht gefallen.

Mein Fazit:
Ein probater Weg zur Novemberdepression

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.11.2019
Der zehnte Gast
Lapena, Shari

Der zehnte Gast


ausgezeichnet

Eisig

Zum Inhalt:
Ruhige Tage in einem abgeschiedenen Hotel verbringen, - das ist der Plan, den zehn Gäste verfolgen, als sie im Mitchell’s Inn, geführt von James Harwood und seinem Sohn Bradley, einchecken. Aber dann kommt ein Schneesturm auf, der Strom fällt aus und eine Leiche liegt an der Treppe. Und die Tage werden alles andere als ruhig, denn diese Leiche soll nicht die einzige bleiben.

Mein Eindruck:
Im Stil von Agatha Christie nimmt Shari Lapena ihre Leser mit auf die Reise in die Catskill Mountains, eine Reise ohne Wiederkehr für einige ihrer Charaktere, aber eine interessante Reise für die Menschen, die sich auf der Couch beim Lesen bequem zurücklehnen können. Und eine angenehme Reise, denn ihr Buch kommt zwar nicht ohne Mord, aber ohne allzu brutale Begleitumstände aus. Statt auf spritzende Blutfontänen setzt die Autorin auf Charakterzeichnungen, statt auf Gemetzel auf Überlegungen und statt oberflächlichen Dialogen bekommen die Leser tiefen Einblick in Gedanken und Seele ihrer Figuren. Trotz der zu Beginn ein bisschen angsteinflößenden Anzahl von zwölf relativ gleichberechtigten Personen schafft es Lapena, dass man nicht nur den Überblick behält, sondern über Täter und Opfer sinniert. Denn genau die Gleichberechtigung lässt viele Theorien zu und führt bravourös selbst geübte Krimi-Leser in die Irre oder lässt sie zumindest zweifeln. Lapenas Schreibstil und das gelungene Setting in einem romantischen, abgeschiedenen Hotel im Schneesturm beschert den Lesern einige sehr vergnügliche Zeit. Einen weiteren Pluspunkt erhält sie für eine stringent ermittelnde Polizei, die ohne Schnickschnack zwar ein bisschen durch einen glücklichen Umstand, aber auch durch die gute Beobachtungsgabe seitens eines Hotelinsassen die verantwortliche Person findet. Einen weiteren für ein Bonmot zum Schluss.

Mein Fazit:
Ein nicht allzu brutaler Krimi zum Mitraten mit leicht schwarzem Humor. Brillant

Bewertung vom 27.10.2019
Der Verein der Linkshänder
Nesser, Hakan

Der Verein der Linkshänder


ausgezeichnet

Niemand ist unfehlbar

Zum Inhalt:
Vor etwa zwanzig Jahren fand in einem Hotel ein Treffen von fünf Mitgliedern des „Vereins der Linkshänder“ statt, welcher seinerseits vor weiteren zwanzig Jahren von norwegischen Teenagern gegründet wurde. Das Hotel brannte durch Brandstiftung ab, man fand vier Leichen und verdächtigte Teilnehmer Nummer Fünf, der Mörder zu sein. Doch jetzt wird eine weitere Leiche ausgegraben, die ohne Zweifel der Vermisste ist. Der pensionierte Kommissar Van Veeteren war an den Ermittlungen beteiligt und fühlt sich deshalb bemüßigt, trotz Ruhestand die Hintergründe aufzudecken und den wahren Mörder zu finden. Dabei unterstützt ihn nicht nur seine Lebensgefährtin, sondern auch der schwedische Inspektor Barbarotti, in dessen Verantwortung eine Mordermittlung fällt, die mit dem Verbrechen in Zusammenhang steht.

Mein Eindruck:
Dieser Roman ist ein kriminalistisches Meisterwerk, da er nicht nur zwei beliebte Protagonisten aus Nessers Kosmos zusammenbringt, sondern zusätzlich drei Zeitebenen bespielt. Neben Gegenwart und Vergangenheit des Hotelbrandes gibt es noch eine Zeit, in der die Gründung des Vereins der Linkshänder und die Vorkommnisse beschrieben werden, die letztendlich zu allen weiteren Begebenheiten geführt haben. Der Flügelschlag des Schmetterlings in einer bösen, mutwilligen Version.
Seine Personen sind Getriebene, vom Leben gezeichnete Menschen. Allen ist eine Vergangenheit gemein, die – nordisch by nature – von Stolpersteinen und schlechten Voraussetzungen geprägt ist. Selbst wenn „Gott ein Fenster öffnet“, muss das keine liebevolle, göttliche Fügung sein, sondern ist oft nur der Durchgang in ein weiteres Zimmer des Irrgartens, der sich Weiterleben schimpft. Die philosophischen Tendenzen der beiden (Ex-)Polizisten sind gut zu verkraften, zeigen sie doch eine gewisse Altersmilde, die wohl langsam auch den Autoren ergreift.
Die für die Morde verantwortliche Person ist mit ein bisschen Spürsinn schnell identifiziert, doch der Weg, der hier das Ziel ist, zeigt sich mit vielen guten Ideen, Gesprächen und interessanten Nebenfiguren gepflastert. Und so ist der Roman trotz seiner vielen Seiten an keiner Stelle langweilig.

Mein Fazit:
Auch große Kommissare machen Fehler, - das beruhigt!

Bewertung vom 20.10.2019
Last Shot
Frost, Hazel

Last Shot


weniger gut

Zu übertrieben

Zum Inhalt:
Fast die gesamte Familie eines Clan-Oberhaupts wird auf einem Rastplatz ausgelöscht, als sein Sohn Dima das Auto kurz verlassen hatte. Dieser flieht aus zwei Gründen vom Tatort, bevor die Polizei eintrifft: Er hat Angst um sein Leben und sucht das kleine Mädchen, das verschont geblieben ist. Bei dieser Flucht trifft er auf ein Gangsterpärchen, welches eigene Ziele verfolgt und wird vom Mörder seiner Familie gejagt. Und hinter allen ist die Polizei her – auch hier als Paar.

Mein Eindruck:
Hazel Frost wollte wohl Quentin Tarantino mit ihrem Roman nacheifern, - geglückt ist ihr dieser Versuch jedoch ganz und gar nicht. Denn sie schießt mit der bizarren, unglaubwürdigen Handlung, den völlig überzeichneten Figuren und den zu gewollten Konstellationen weit über ein wie auch immer geartetes Ziel hinaus.
Überraschungen beinhaltet der Thriller, - das kann niemand ihm absprechen. Aber diese Überraschungen nutzen sich ab, da sie mehr als Stilmittel an sich eingesetzt werden, als um die Geschichte voran zu bringen. Und noch ein „Merkmal“ des Buches nervt irgendwann kolossal: Andauernd geht es ums Pinkeln, hauptsächlich in der Öffentlichkeit und/oder vor anderen Menschen. Ja, das gehört zum Leben, trotzdem braucht das keiner in dieser epischen Breite.
Doch zwei Sachen sind der Autorin wirklich gelungen. Das Erste ist die Einführung ihrer Hauptcharaktere. Diese erhalten nach ihrer ersten Erwähnung einen Steckbrief für die Leser, welcher erklärt, wie diese Person zu dem wurde, was sie ist und was sie ausmacht. Das Zweite ist das Ende, welches nach dem ganzen Gemetzel und der vielen gestörten Menschen, die darin verwickelt sind ein wenig versöhnlich ist.


Mein Fazit:
Nur ein guter Anfang und ein gutes Ende reichen nicht zum guten Buch

Bewertung vom 20.10.2019
Südlichter / Monsieur Perdu Bd.2
George, Nina

Südlichter / Monsieur Perdu Bd.2


ausgezeichnet

Wohlfühlbuch

Zum Inhalt:
Die Liebe schenkt den Menschen durch ihre Berührung ein Leuchten, welches seine Entsprechung bei einem anderen Menschen findet: Das Südlicht. Manche haben es am Kopf, andere an den Fingern, aber jeder sucht sein Pendant. Und die meisten haben Glück bei ihrer Suche in der Geschichte, die man dazu aber selbst lesen sollte. Denn dieses Buch ist wirklich so strahlend leuchtend, wie der Titel suggeriert, - ein Südlicht in Papier.

Mein Eindruck:
Nur ein hartherziger oder emotionsloser Charakter wird von diesem Buch nicht verzaubert werden. Denn die Liebe selbst ergreift das Wort und schildert, wie sie die Menschen durch Berührung miteinander verbindet und zum Leuchten bringt: Als Südlichter, die das zu ihnen passende Pendant suchen. Aber nicht nur die Liebe wirkt als Persönlichkeit, auch Schicksal, Tod und einige andere sonst eher schwammige Begriffe treten auf und beeinflussen den Lauf der Welt und die Charaktere in dem Buch von Nina George. Damit wirken sie fast menschlich, wenn dem Schicksal keine Bosheit fremd ist und der Tod wie ein Autist fokussiert nur seiner Bestimmung nachgeht. Die Darstellung von Gefühlen gelingt der Autorin überhaupt fantastisch gut (möglicherweise weil sie durch ihre Protagonistin „die Liebe“ spricht): Egal ob die eigene Verzweiflung, weil sie Marie-Jeanne nicht berühren kann oder die Wünsche der menschlichen Charaktere, mit denen die Liebe zu tun hat, - alles ist wunderbar echt und sehr, sehr romantisch.
Und ein weiterer Aspekt sollte noch Erwähnung finden, da er garantiert die Buchhändler-Herzen zum Leuchten bringt: In der Geschichte verhelfen vor allen Dingen Bücher, die Liebe dazu und Buchhandlungen den Charakteren zum Finden der Lieblingsmenschen. Das ist doch echtes Win-Win!

Mein Fazit:
Dieses Buch ist reine Poesie!

Bewertung vom 13.10.2019
Rapunzel, mein / Grall und Wyler Bd.2
Schütz, Lars

Rapunzel, mein / Grall und Wyler Bd.2


weniger gut

Nicht nur einen Ticken zu viel

Zum Inhalt:
Rabea hat nach ihrem ersten Fall den Job beim LKA in Rheinland-Pfalz von ihrem Vorgänger Jan übernommen, der wegen eigenmächtigen Verhaltens suspendiert wurde. Als sie von einer Frauenleiche mit abgeschnittenen Händen hört, wird sie an das Schicksal ihrer Schwester Marie erinnert, die vor 20 Jahren aus dem Kindergarten verschwand. Das Einzige, was von Marie bis jetzt gefunden wurde, war eine abgeschnittene Hand…

Mein Eindruck:
Gut gewollt ist nicht immer gut gemacht. Beim Lesen von „Rapunzel“ fühlt man sich oft an James Bond oder Mission Impossible erinnert, - leider ist die Geschichte noch nicht einmal halb so gut wie ihre Vorbilder, und dass, was an Witz fehlt, wird durch Alkohol und Rauschgift wettgemacht.
Logikloch (die Protagonistin lässt die ganze Zeit ihr Handy an, aber keiner auf der Dienststelle kommt auf die Idee, sie dadurch zu orten?) reiht sich an Zufall (wundersame Rettungen, immer das Richtige im Gepäck in einem Notfall) und die Polizei glänzt durch Desinteresse und/oder Kompetenzüberschreitung. Ja, kriminelle Unterhaltung lebt von Verbrechen, aber muss es so viele unterschiedliche böse Buben (Sadisten, Clan- und Rockerchefs, Racheengel) in einem Buch geben? Protagonist – Antagonist, auf der zweiten Seite verliert man komplett den Überblick.
Lars Schütz nutzt als Kunstgriff seiner zumeist sehr kurzen Kapitel (immer aus unterschiedlicher Sicht geschrieben) Dauercliffhanger… und nutzt sie damit ab. Denn die Situationen sind irgendwann viel zu absurd, als dass man an echte Gefahr für die Hauptpersonen glaubt. Zusätzlich stört der nicht nur dauernde, sondern vor allen Dingen beiläufige Konsum von Marihuana und Haschisch; für jemanden, der als besonders empfindsam beschrieben wird, finde ich das doppelt seltsam und bedenklich.
Das Einzige, was aus meiner Sicht wirklich gelungen ist, ist das Ende. Denn das ist folgerichtig, ohne Schmus, die Konsequenzen sind nachvollziehbar und damit „echt“, - etwas, das in diesem Thriller oft fehlt.

Mein Fazit:
Überfrachtet und unglaubwürdig