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Isabel von Belles Leseinsel
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Mainz
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Bewertungen

Insgesamt 585 Bewertungen
Bewertung vom 25.10.2011
Schneller als der Tod / Pietro-Reihe Bd.1
Bazell, Josh

Schneller als der Tod / Pietro-Reihe Bd.1


gut

Zur falschen Zeit am falschen Ort

Dr. Peter Brown arbeitet als Assistenzarzt in der Notaufnahme eines Manhattaner Krankenhauses. Was niemand weiß, früher war Peter Mitglied der Mafia und lebt heute in einem Zeugenschutzprogramm. Dummerweise wird eines Tages ein ehemaliges Mobster-Kollege eingeliefert und Peter ist der behandelnde Arzt. Seine neue Identität ist somit aufgeflogen und Peter muss alles unternehmen, damit der krebskranke Mafia-Kollege überlebt, denn nur dann wahrt er sein Geheimnis.

Nach und nach erzählt Josh Bazell, der seinen Protagonisten selbst seine Geschichte erzählen lässt, wie Peter erst zum Mafia-Mitglied und anschließend zum Assistenzarzt wurde. Dies ist in die laufende Geschichte durch unterschiedlich lange Rückblenden eingefügt. Die Wechsel sind gut gelegt und sorgen auch für eine gewisse Spannung.

Der Sprachstil von Josh Bazell ist sehr direkt, bissig, schonungslos offen und durchweg mit richtig schwarzem Humor und medizinischen Begriffen durchsetzt. Diese medizinischen Fachausdrücke wie auch andere Informationen erklärt der Autor mit reichlich Fußnoten, die jedoch mit der Zeit den Lesefluss etwas hemmen, mit dem Ergebnis, dass ich sie teilweise überhaupt nicht mehr gelesen habe. Und seine Beschreibungen des Alltags eines Arztes in einem amerikanischen Krankenhaus lässt einen nur wünschen, niemals dort eingeliefert zu werden.

Sein Protagonist Peter wirkt stellenweise ziemlich gefühlskalt und abgebrüht, wenn er beispielsweise über die verschiedenen Morde während seiner „Mafia-Karriere“ berichtet, zeigt aber auch einen durchaus zu Gefühlen neigenden Menschen. Um seinen stressigen Alltag im Krankenhaus durchzustehen, schiebt sich Peter auch immer mal wieder Tabletten ein, um dem ganzen Druck standzuhalten. Dies fand ich dann doch etwas klischeehaft.

Fazit: Ein durchaus gelungenes Debüt und wenn man einen direkten, zynischen Schreibstil mag, liegt man bei der unterhaltsamen und auch recht spannenden Story genau richtig.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.10.2011
Tabu
Hill, Casey

Tabu


sehr gut

Ockhams Rasiermesser

Reilly Steel ist CSI-Spezialistin und lebt seit einigen Monaten in Irland, dem Heimatland ihres Vaters, um in Dublin bei der hiesigen Polizei in der kriminaltechnischen Abteilung zu arbeiten. Durch Zufall stellt sie eine Tages Verbindungen zwischen einem scheinbaren Selbstmord und einem Doppelmord her. Bei Detective Kennedy stößt hiermit zwar noch auf Widerstand, doch dessen Partner Chris Delaney kann sie mit ihren ungewöhnlichen Ermittlungsmethoden schnell davon überzeugen, da bei beiden Morden ein Hinweis auf Sigmund Freud hinterlassen wurde. Zudem lässt der Mörder jedes seiner Opfer ein Tabu brechen bevor er sie tötet und die drei Morde sollen auch nicht die Letzten bleiben. Und schon bald gerät Reilly selbst in das Visier des Tabu-Mörders.

Das Autorenduo Casey Hill erzählt die Story fast ausschließlich aus Sicht von Reilly, nur ganz selten wechseln sie auch einmal zu Chris Delaney, wodurch man den Detective ebenfalls recht schnell kennenlernt. Zusätzlich kehrt das Autorenpaar immer mal wieder in die Vergangenheit von Reilly zurück und man ahnt bereits im Prolog, dass mit ihrer jüngeren Schwester Jess etwas Schreckliches geschehen sein muss, über das Reilly bis heute nicht hinweg ist. So entwickelt sich der Thriller, der in meinen Augen jedoch eher ein Krimi ist, äußerst spannend und rätselhaft.

Da das Buch zumeist die Sicht von Reilly erzählt, liegt der Schwerpunkt auch hauptsächlich bei der Spurensuche zu den verschiedenen Fällen, die Ermittlungsarbeit der Detectives läuft mehr so nebenbei ab. Allerdings verstehen es Casey Hill, dies in einer verständlichen Sprache und in keiner Weise zu technisch zu vermitteln. So ist auch der Schreibstil des Duos durchweg sehr fesselnd, einnehmend und flüssig, dennoch aber eher ruhig gehalten. Auf reißerische Szenen oder gar nähere, ausführliche Beschreibungen der Todesursachen verzichten sie fast vollkommen.

So legen Casey Hill gleich viel Wert auf eine komplex aufgebaute Handlung wie auch auf überzeugend und realistisch beschriebene Charaktere. Hinzu kommt auch, dass sie das Privatleben von Reilly immer wieder in die Story mit einbeziehen und man so schnell eine Vorstellung von ihr erhält. Interessant ist auch, dass das Autorenpaar nicht einmal den Serienmörder zu Wort kommen lässt. Dadurch tappt man genau wie Reilly und die beiden Detectives fast bis zum Schluss völlig im Dunkeln, hat absolut keine Ahnung um wen es sich handelt, geschweige denn, warum der Täter die Morde begeht.

Fazit: Ein gelungener Serienstart mit einer sympathischen Protagonistin und einer komplex und spannend erzählten Story.

Bewertung vom 24.10.2011
Liebe auf den zweiten Klick
Rowell, Rainbow

Liebe auf den zweiten Klick


gut

Heimliche Liebe

Im Jahr 1999 nimmt der 29-jährige Lincoln einen Job als Sicherheitsexperte bei einer amerikanischen Zeitung an. Er ist u.a. dafür zuständig, Emails der Mitarbeiter auf private Inhalte zu durchforsten und dies der Geschäftsleitung zu melden. Eines Nachts landet eine Mail von Jennifer und Beth im Überprüfungsprogramm, doch anstelle dieses sofort zu melden, liest Lincoln ab da den Mailverkehr der beiden Freundinnen. Je mehr er im Laufe der Monate über die jungen Frauen erfährt, umso mehr verliebt er sich in Beth. Doch Lincoln plagt das schlechte Gewissen gegenüber Beth, denn mittlerweile kennt er ihre intimsten Geheimnisse.

Die Geschichte erzählt voranging das Leben von Lincoln, die Mails der beiden Freundinnen Beth und Jennifer werden immer wieder eingestreut, wenn Lincoln diese liest. Und so erfährt man schon bald recht viel von seinem Leben und wie sich seine Gefühle für Beth auch auf sein Privatleben auswirken. Aus dem Muttersöhnchen, der sich mehr oder weniger die ganze Zeit hat treiben lassen, wird nach und nach ein Mann, der Wert auf sein Äußeres legt und den Kontakt zu Anderen sucht.

Gleichzeitig erfährt man durch die Mails aber auch viel über das Leben von Beth und Jennifer. Die eine ist verheiratet, ihr Mann möchte unbedingt ein Kind, doch Jennifer kann sich mit dem Gedanken absolut nicht anfreunden. Jennifer dagegen ist mit einem Gitarristen befreundet, der eigentlich nur für seine Musik lebt und von Heiraten so gar nichts wissen will.

Der Schreibstil von Rainbow Rowell ist durchweg locker, leicht und ohne sonderlichen Tiefgang. Gerade die Passagen mit den Emails regen schon des Öfteren mal zum Schmunzeln an und sind zumeist erfrischend spritzig geschrieben. Und auch die Geschichte von Lincoln lässt sich flüssig und unterhaltsam lesen. Allerdings fängt die Story mit der Zeit auch an, immer mal wieder etwas dahinzuplätschern, zumal man schon bald weiß, wie sie enden wird und so überrascht sie dann auch nicht mehr sonderlich.

Die Charaktere sind recht gut herausgearbeitet, besonders die Figur von Lincoln hat mir gut gefallen, da er sich im Lauf der Story weiterentwickelt und bald immer mehr anfängt, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Jennifer und Beth lernt man mit der Zeit auch recht gut kennen, die Autorin beschreibt ihre beiden Charaktere sehr warmherzig.

Fazit: Ein zumeist unterhaltsamer Roman mit einer witzig umgesetzten Story, der sich ideal mal so für zwischendurch lesen lässt.

Bewertung vom 22.10.2011
Halt, stehenbleiben! Polizei!
Thiess, Richard

Halt, stehenbleiben! Polizei!


sehr gut

Die tägliche Arbeit eines Ermittlers

In seinem zweiten Buch beginnt Richard Thiess mit seinen Anfängen bei der Polizei. 1977 fing er die Ausbildung bei der Polizei an und wechselte danach schon bald als Ermittler zum Kriminaldauerdienst bevor er dann 2011 letztendlich zur Mordkommission ging. Während dieser Zeit bearbeitete Richard Thiess die unterschiedlichsten Fälle von Betrug, Diebstahl, Erpressung und organisierter Kriminalität unter Jugendlichen, aber auch Bagatellfälle gehörten dazu.

Richard Thiess gibt dem Leser mithilfe der rund 40 unterschiedlichen Fälle einen guten und realistischen Einblick in den Alltag und vor allem in die Arbeit eines Ermittlers. Seinen Sprachstil passt er den Fällen an und so ist er mal nüchtern und sachlich, dann wiederum humoristisch und unterhaltsam. Und manche seiner Fälle bezeichnet er selbst auch als Anekdoten, denn es sind teilweise wirklich einige sehr kuriose und witzige, aber auch anrührige Fälle dabei.

So spricht Richard Thiess in einem Fall sogar scheinbar mit dem KGB, nur um einer alten Dame ihre Angst vor Atomraketen zu nehmen oder aber er erzählt, wie ein Einbrecherduo sein Glück kaum fassen kann und vor lauter Ungeduld so Kommissar Zufall auf den Plan ruft. Richard Thies zeigt aber auch Fälle auf, die nachdenklich und traurig stimmen, als er beispielsweise über den Fall zweier kleiner Jungen berichtet, deren Verwahrlosung fast unentdeckt geblieben wäre oder wo ein vermeintlich wasserdichter Fall eine junge Frau beinahe in den Selbstmord treibt. Er berichtet aber auch von gefährlichen Einsätzen bei Hausdurchsuchungen, wo eigentlich nur die eigene Intuition und langjährige Erfahrung Schlimmes verhindert oder wie langwierig und akribisch die Ermittlungsarbeit bei der Aufdeckung krimineller Handlungen einer Jugendbande sein kann.

So sind die 40 authentischen Fälle von Richard Thies ein gelungener Mix von Fällen, die den abwechslungsreichen, aber auch gefahrvollen Alltag eines Polizeibeamten widerspiegeln und einem hierdurch einen realistischen Einblick in deren Ermittlungsarbeit gibt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.10.2011
Maria, Mord und Mandelplätzchen

Maria, Mord und Mandelplätzchen


sehr gut

Einmal quer durch Deutschland mit 24 Weihnachtskrimis
Bei der Mischung der 24 Kurzkrimis ist mit Sicherheit für jeden Geschmack etwas dabei, so sind manche Kurzgeschichten etwas skurril, dann wieder eher ruhig angelegt, andere überaus spannend, rätselhaft und auch des Öfteren einfach nur sehr humorvoll geschrieben und sie spielen natürlich alle in der Weihnachtszeit.
Als Autoren vertreten sind u.a. Gisa Pauly, die eine Silbermöwe auf humorvolle, unterhaltsame Weise auf Futtersuche schickt, die nicht unbedingt so verläuft, wie sich die Möwe dies vorstellt. Zoe Beck schildert auf einfühlsame und spannende Weise die Geschichte einer Obdachlosen, die ihr Gedächtnis verloren hat und durch Zufall eine Frau trifft, die ihr sehr bekannt vorkommt. Fesselnd, spannend und atmosphärisch dicht erzählt Gisa Klönne ihren Krimi über vier Frauen, die Weihnachten in einer kleinen Fischerkate verbringen.
Bei Nicola Förg passiert einem Sprengmeister beim Weihnachtsbaumfällen ein Missgeschick und fortan hat er das Problem, eine Leiche zu beseitigen. Dies beschreibt sie ein wenig zynisch, wunderbar skurril und humorvoll. Susanne Mischke erzählt über eine Rentner-WG an Heiligabend. Karlo eröffnet seinen Mitbewohnern, dass sie ihn umbringen und anschließend beerben sollen, da er unheilbar erkrankt ist. Eine witzige Idee, die ruhig und unvorhersehbar umgesetzt wurde. Fast schon ein Thriller ist die Kurzgeschichte von Romy Fölck, deren Protagonistin ein grausames Erlebnis in ihrer Kindheit hatte und dies bis heute nicht überwunden hat. Und doch trifft sie sich bereitwillig mit einem Fremden, der sie in die Dresdner Semperoper einlädt.
Witzig und detailliert erzählt Wolfgang Burger die Geschichte eines verzweifelten Vaters, der einen Einbruch in einer Heidelberger Villengegend begeht, um seinen Kids etwas zu Weihnachten schenken zu können. Hier erlebt der Einbrecher wider Willen eine Überraschung. Bei Volker Klüpfel und Michael Kobr trifft man auf einen alten Bekanten: Für Kluftinger geht die Besorgung eines Weihnachtsbaums etwas anders vonstatten, als er sich dies vorgestellt hat. In gewohnt unterhaltsamer, humorvoller Art kommt dieser Krimi daher. Und auch bei Andreas Föhr spielt ein alter Bekannter aus seinen Krimis mit: Polizeiobermeister Kreuthner. Spannend und überaus fesselnd berichtet der Autor von einer verhängnisvollen Verwechslung.
Dies sind nur einige der 24 Weihnachtskrimis, die überwiegend wirklich sehr gut geschrieben sind und wunderbar unterhalten. Nur zwei, drei Kurzkrimis waren dabei, die mir weniger gut gefallen haben, da sie mir entweder viel zu kurz waren, um Spannung oder gar einen Bezug zur Protagonistin aufzubauen oder aber absolut unrealistisch und übertrieben dargestellt wurden.
Weitere Autoren sind: Helga Beyersdörfer, Regine Kölpin, Christiane Franke, Richard Birkefeld, Ingrid Noll, Sandra Lüpkes, Cornelia Kuhnert, Sabine Trinkaus, Judith Merchant, Doris Belzer, Tatjana Kruse, Marita Erfurth, Petra Busch, und Friedrich Ani.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.10.2011
Jemand anders
Kabelka, Franz

Jemand anders


sehr gut

Ein etwas anderer Krimi

Innerhalb von 2 Wochen verunglücken im Fitnessstudio „New Life“ in einem kleinen Ort in Österreich Otto Bell und Johannes Reichert. Edgar, Besitzer des Fitnessstudios und Ex-Pater hat kurz vor diesen Unfällen selbst einen Unfall, bei dem er ein Hirn-Schädel-Trauma erleidet. Dies hat zur Folge, dass Edgar sich an die letzten 3 Wochen seines Lebens nicht mehr erinnern kann. Trotz der Gedächtnislücken bereiten ihm die Todesfälle von Reichert und Bell Kopfzerbrechen und irgendwie wird er das Gefühl nicht los, dass diese etwas mit seiner Vergangenheit zu tun haben. Früher war Edgar Franziskanerpater im Konvikt Rosenkranz und so reist er dorthin zurück.

Edgar ist ein 62-jähriger Ex-Pater, der mit seiner sieben Jahre jüngeren Lebensgefährtin Regina das Fitnessstudio betreibt. Das Management des Studios überlässt er zum größten Teil Regina und beugt sich zumeist ihren Vorschlägen, um das Studio mit den neuesten Gerätschaften auszustatten. Er selbst bezeichnet sich als Spätzünder in den meisten Lebenslagen, leidet zwar unter dem Gedächtnisverlust, ist aber Realist genug, um sich keine großen Hoffnungen darauf zu machen, dass die Erinnerungslücken sich wieder schließen. Ansonsten ist Edgar eher ein ruhiger, in seinem Handeln bedächtiger Vertreter, der für Veränderungen etwas länger benötigt und nach einem Vorfall aus der Vergangenheit mit der Kirche abgeschlossen hat.

Franz Kabelka wechselt kapitelweise zwischen Vergangenheit und Gegenwart und so erschließen sich einem nach und nach die Zusammenhänge des Krimis. Hierbei wechselt er in den Erzählsträngen zwischen Edgar, die in der Ich-Form erzählt werden, rätselhaften Tonbandaufnahmen und Szenen, bei denen man ein wenig Einblick in das Leben des pensionierten Lehrers Otto Bell erhält.

Auffällig ist, dass der Autor ständig winzige Hinweise mit einfließen lässt. Durch konzentriertes Lesen fallen diese zumeist auf und so langsam setzen sich für einen dann auch die scheinbar unzusammenhängenden Puzzleteilchen zu einer schlüssigen Geschichte zusammen. Und dennoch bleibt die komplex aufgebaute, sozialkritische Story bis kurz vor Schluss nicht vorhersehbar und überrascht in der Auflösung.

Der Schreibstil ist seinem Protagonisten angepasst und hierdurch eher nachdenklich und tiefgründig. Spannung erzeugt der Autor durch den ungewöhnlichen Aufbau seines Krimis, denn anfangs geben einige Kapitel einem doch ziemlich Rätsel auf, wodurch die Neugier geweckt wird auf den Ausgang der Geschichte. Überraschend ist auch, dass in dem gesamten Krimi weder Kommissare noch Privatdetektive auftauchen und somit auch keine Ermittlungsarbeit oder gar Verbrecherjagd stattfindet. Dies ist einmal etwas anderes und wenn man bereit ist, sich hierauf einzulassen, wird man mit einem intelligent aufgebauten und ruhig angelegten Krimi belohnt.

Fazit: Ein Krimi, der durch seine etwas andere Erzählweise, einer komplexen und sozialkritischen Story und den klar herausgearbeiteten Charakteren überzeugt.

Bewertung vom 12.10.2011
Ein Herzschlag bis zum Tod
Henry, Sara J.

Ein Herzschlag bis zum Tod


sehr gut

Das Geheimnis um Paul

Beim Überqueren des Lake Champlain sieht die Sportreporterin Troy durch Zufall, wie etwas von der Fähre ins Wasser fällt. Fest davon überzeugt, dass es sich um ein Kind handelt, denkt Troy nicht lange nach und springt hinterher. Troy gelingt es unter größter Anstrengung den kleinen, französisch sprechenden Jungen zu retten. Kaum hat Troy den Kleinen gerettet, ist ihr auch schon klar, dass er nicht durch Zufall ins Wasser gefallen sein kann. Denn am Anleger sind weder die verzweifelten Eltern, noch Polizei oder Rettungskräfte zu finden und das Schlimmste ist, dem kleinen Paul sind die Ärmel seines viel zu großen Sweatshirts um den Körper gebunden worden, wie bei einer Zwangsjacke.

Ohne groß nachzudenken, nimmt Troy den Jungen mit zu sich nach Hause nach Lake Placid. Bedingt mag diese etwas unlogische Handlungsweise wohl durch ein Erlebnis aus ihrer Vergangenheit sein. Da die Autorin die Ich-Form gewählt hat, lernt man hierdurch schnell die ziemlich unkonventionell lebende Sportlerin kennen, die eine ausgeprägte soziale Ader hat und kann ihr Verhalten somit besser nachvollziehen.

Sara J. Henry gelingt es wirklich mühelos durch ihre ruhige, fesselnde, sehr eindringliche und einfühlsame Schreibweise eine atmosphärische Dichte aufzubauen. Die Story ist in drei Teile aufgeteilt, entwickelt sich nicht vorhersehbar und überrascht somit auch durch interessante Wendungen. Die Spannung ist gleich zu Anfang auf einem hohen Niveau, die sich jedoch im Mittelteil ziemlich verliert, da Sara J. Henry hier der Story viel Platz für einen privaten Teil gibt. Jedoch ist dies auch für die Geschichte wichtig und dank dem flüssigen Schreibstil der Autorin jederzeit unterhaltsam. Allerdings zieht die Spannung im letzten Drittel wieder an und präsentiert schlussendlich eine Auflösung, die ich so nicht erwartet hatte.

Die Charaktere nehmen sehr schnell Konturen an und dadurch hat man nach kurzer Zeit auch eine gute Vorstellung von der freiberuflich arbeitenden Reporterin. Troy genießt ihr unabhängiges Leben in vollen Zügen. So vermietet sie die Zimmer ihres Hauses regelmäßig an Studenten, führt eine eher lockere Beziehung zu ihrem Freund Tom, ist ziemlich anspruchslos und eine begeisterte Radfahrerin. Durch die Rettung des kleinen Paul ändert sich ihr Leben jedoch grundlegend. Weitere Figuren möchte ich hier nicht beschreiben, da man dadurch zu viel von der Story verrät, aber auch diese sind bis in die kleinste Nebenrolle facettenreich und überzeugend beschrieben.

Fazit: Ein eher ruhig angelegter, durchaus aber spannender Thriller, der durch seine wunderbar beschriebenen Charaktere und der einfühlsamen Schreibweise von Sara J. Henry überzeugt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.10.2011
Die Seelen der Nacht / All Souls Bd.1
Harkness, Deborah

Die Seelen der Nacht / All Souls Bd.1


ausgezeichnet

Ashmole 782

Eines vorneweg: Bei dem vorliegenden Fantasy-Roman scheint es sich offensichtlich um den ersten Teil einer Reihe zu handeln, zumindest lässt dies das Ende vermuten und auch der Verlag weist daraufhin, dass weitere Bücher der Autorin in Vorbereitung seien.

Der Story merkt man praktisch von der ersten Zeile an, dass die Autorin Professorin für europäische Geschichte ist. Immer wieder flechtet Deborah Harkness historische Ereignisse, Informationen zur Alchemie, Hexenverfolgung, literarische Auszüge verschiedener Schriftsteller aus der Vergangenheit, aber auch wissenschaftliche Informationen zum Beispiel zu DNA-Analysen mit ein. Dies ist alles schlüssig und gut dosiert in die Geschichte eingewoben und durchweg informativ und kurzweilig. Zusammen mit der komplexen, intelligenten Story, den Schilderungen von Oxford und der Auvergne wie auch den hervorragend beschriebenen Charaktere sorgt dies für eine atmosphärische Dichte und man fühlt sich die kompletten 800 Seiten wunderbar unterhalten.

Deborah Harkness lässt ihre Protagonistin Deborah selbst ihre Geschichte erzählen, nur ganz selten schiebt sie einen kurzen Handlungsstrang von Matthew mit ein, indem man seine Sicht der Dinge erfährt. Das Leben von Dämonen, Vampiren und Hexen beschreibt die Autorin durchaus realistisch, absolut überzeugend und lässt so diese magischen Wesen wie selbstverständlich unter uns Menschen leben. Ihr Schreibstil ist einfühlsam, bildhaft, geheimnisvoll, fast durchweg spannend, stellenweise herrlich humorvoll und jederzeit fesselnd.

Deborah Harkness gelingt es, die Beziehung zwischen Diana und Matthew nicht zu schnulzig darzustellen. Diana hat anfangs riesige Probleme mit dem extremen Beschützerinstinkt von Matthew, doch je mehr sie über ihn und über Vampire erfährt, umso mehr akzeptiert sie diese auch. Was Diana jedoch nicht davon abhält, sich des Öfteren gegen Matthew aufzulehnen, denn die Hexe ist eine ziemlich sture, moderne und selbstbewusste Frau, womit der geheimnisvolle, leicht in Zorn geratene und so charismatische Vampir so seine Probleme hat. Die Freundschaft der Beiden steckt somit voller Emotionen und so gibt es auch immer mal wieder heftige Diskussionen und Reibereien zwischen Diana und Matthew, welche die Autorin oftmals herrlich humorvoll beschreibt.

Fazit: Ein fast durchweg sehr spannender und durchaus auch realistisch angelegter Fantasyroman, der durch hervorragend herausgearbeitete Charaktere bis in die kleinste Nebenrolle und einer intelligenten, komplexen Story absolut überzeugt.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.10.2011
Herrscherin des Lichts
Armintrout, Jennifer

Herrscherin des Lichts


gut

Eine uralte Prophezeiung

Elfen, Dämonen, Drachen und Vampire wurden vor langer Zeit von den Menschen tief unter die Städte verbannt. Hier herrschen nun die Elfen in der Lightworld, alle anderen Kreaturen leben in der Darkworld. Als die Halbelfe Ayla in der Darkworld einen Auftrag erfüllt, wird sie vom Todesengel Malachi angegriffen. Malachi ist auf der Jagd nach Seelen und sieht in Ayla leichte Beute. Doch der Angriff geht anders aus als erwartet, denn durch das Menschenblut, welches in Ayla fliest, verwandelt sich Malachi in einen Sterblichen. Nun zum Ausgestoßenen verdammt, sinnt er auf Rache. Doch bei ihrer nächsten Begegnung ist es Ayla, die ihm das Leben rettet und eine alte Prophezeiung scheint sich zu erfüllen.

Jennifer Armintrout hat mit dem 1. Band ihrer Trilogie einen action- und temporeichen Fantasyroman abgeliefert. Sie beginnt sofort mit der ersten Begegnung von Ayla und Malachi, bei der dieser versucht, die junge Halbelfe zu töten und selbst als gefallener Engel endet. Stellenweise überschlagen sich danach regelrecht die Ereignisse und die Story entwickelt sich durchaus unvorhersehbar und gut durchdacht. Allerdings hat mich das Tempo nach einiger Zeit doch ein wenig gestört.

Die Story hat in jedem Fall viel Potential und auch die Charaktere sind durchaus interessant beschrieben. Jedoch fehlte mir ein wenig Tiefgang. Ich hätte mir gerne 50 – 100 Seiten mehr gewünscht, damit die Charaktere etwas detaillierter hätten beschrieben werden können und man so eine bessere Vorstellung von ihnen erhält. Die Anlagen hierzu haben sie definitiv. Und auch der Story hätte es durchaus gut getan, etwas langsamer in der Abfolge der Ereignisse erzählt zu werden, spannungsreich und unterhaltsam wäre sie dennoch immer noch gewesen.

Gerade die Beziehung zwischen Ayla und Malachi ging viel zu schnell voran. Eben haben Beide sich noch als Feinde gesehen, im nächsten Moment liegen sie sich küssend in den Armen. Klar, als Todesengel kannte Malachi keine Emotionen, ist mit den Eigenarten der Menschen nicht vertraut, muss vieles lernen und ist somit auch von seinen Gefühlen gegenüber Ayla überwältigt. Und auch Ayla als Halbelfe hatte bisher ihre Menschlichkeit verdrängt und ist eher gefühlsarm ihren Aufgaben gefolgt. So sind ihre Empfindungen gegenüber Malachi für sie völlig neu. Dennoch und eigentlich gerade deswegen, hätte ich mir hier etwas mehr Zeit zum Kennen lernen gewünscht. Dies lässt aber wiederum der Verlauf der Story nicht zu, denn Ayla wird schon bald in eine mächtige Intrige verwickelt, der eine uralte Prophezeiung zugrunde liegt.

Der Schreibstil von Jennifer Armintrout ist fesselnd, flüssig und durchaus auch bildhaft. Schnell erhält man eine Vorstellung vom gefahrvollen, unstrukturierten Leben in der Darkworld und dem königlich geführten Leben in der Lightworld. Wobei jeder der beiden Welten durchaus auch seine Vor- und Nachteile aufweist, welche die Autorin überzeugend beschreibt.

Ayla selbst kennt als Halbelfe beide Welten, lebt sie doch erst seit 5 Jahren in der Lightworld und gehört dort der Gilde der Assassine an. Ihr Mentor ist der königliche Bruder, der ein ganz bestimmtes Interesse an Ayla hat. Sein Charakter ist für mich auch der facettenreichste in der Story, wobei Ayla in ihrer geradlienigen, offenen Art in ihren Handlungen zumeist vorhersehbar ist. Was jedoch keinesfalls negativ zu verstehen ist. Sie selbst leidet unter dem Makel eine Halbelfe zu sein, empfindet sich als unansehnlich und hat dementsprechend auch nicht unbedingt das Selbstbewusstsein, welches sie nach außen hin zur Schau trägt. Malachi dagegen konnte ich nicht so richtig einordnen. Anfangs völlig emotionslos, überfluten ihn schon bald regelrecht die menschlichen Gefühle und er benötigt etwas, um diese entsprechend einordnen zu können. Sein Charakter ist definitiv noch ausbaufähig und hier hoffe ich mal auf den 2. Band, den ich in jedem Fall auch lesen werde.

Bewertung vom 06.10.2011
Feuer / Lady-Thriller Bd.11
Rose, Karen

Feuer / Lady-Thriller Bd.11


sehr gut

Buh-Bye

Bevor man den vorliegenden Thriller liest, wäre es ratsam, zuerst „Todesstoß“ zu lesen. „Feuer“ spielt 7 Monate nach den Vorfällen von „Todesstoß“, bezieht sich mehrfach und auch detailliert darauf und auch viele Beteiligte sind wieder vertreten, wenn auch zumeist in Nebenrollen. Die Hauptprotagonisten sind dieses Mal der beste Freund von Evie und deren Freundin Olivia. David Hunter ist zwischenzeitlich nach Minneapolis gezogen, hat das Haus von Evie übernommen und arbeitet bei der hiesigen Feuerwehr. Olivia war mit dem damaligen Serienmörderfall befasst und hat dies alles noch nicht richtig verarbeitet.

Zwar beginnt der Thriller sofort mit dem ersten Brandanschlag der Studenten, geht sofort über in die Ermittlungsarbeit von Olivia und ihrem Kollegen Kane und auch den Erpresser lernt man früh kennen, doch eine richtige Spannung kommt anfangs kaum auf. Selbst wenn man „Todesstoß“ gelesen hat, dauert es doch ein wenig, bis man die vielen Mitwirkenden wieder entsprechend zuordnen kann und auch die Liebesgeschichte zwischen Olivia und David nervt anfangs ziemlich durch ihr ständiges Hin und Her und dem teilweise doch recht albernen, unreifen Verhalten der Beiden.

Aber durchhalten lohn sicht in jedem Fall, denn die Story entwickelt sich mit der Zeit wirklich zu einem äußerst spannenden, rasanten Thriller, der immer wieder mit unvorhersehbaren Wendungen überrascht. Zwar kennt man von Anfang an das Motiv des Erpressers, doch seine Identität bleibt einem sehr lange verborgen. Zudem geschehen Morde, die eindeutig nicht dem Erpresser zuzuordnen sind. Somit muss es noch einem weiteren Mörder geben. Tja, und der flüssige Schreibstil von Karen Rose sorgt mal wieder dafür, dass man sich nach dem etwas zähen Einstieg anschließend bestens unterhalten fühlt und natürlich darf auch die gewohnte Portion Erotik nicht fehlen.

Die Charaktere sind gewohnt sauber herausgearbeitet und detailliert beschrieben und einige entwickeln sich auch wieder in eine Richtung, die vorher nicht absehbar war. Stellenweise ging mir aber David in seiner absolut selbstlosen, hilfsbereiten Art etwas auf die Nerven. Zwar beschreibt die Autorin genau, warum David so handelt, dennoch war mir das ein wenig zu viel des Guten. Olivia ist ihm zudem mit ihrem Bedürfnis zu helfen und andere selbstlos zu unterstützen, zu ähnlich angelegt. Und dieses anfangs ständige Gefühlschaos zwischen den Beiden empfand ich als störend und hatte für mich etwas von heimlich schmachtender Teenagerliebe. Zum Glück legt sich dies aber mit der Zeit. Ganz anders dagegen ist der Erpresser beschrieben. Dieser Soziopath mordet eiskalt und gibt nach außen hin perfekt den unscheinbaren, netten Menschen. Diese Darstellung seines Charakters ist Karen Rose wirklich gut gelungen.

Fazit: Wer über die ersten 150 Seiten bei dem um rund 600 Seiten umfassenden Thriller hinwegsieht, wird mit einer temporeichen, spannenden und nicht vorhersehbaren Story belohnt.

3 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.