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urmeli

Bewertungen

Insgesamt 497 Bewertungen
Bewertung vom 28.06.2015
STRAFE  (Restauflage)
Polanski, Paula; Nesser, Hakan

STRAFE (Restauflage)


ausgezeichnet

Max Schmeling, ein erfolgreicher Autor, erhält einen Brief, der ihn an seine Jugendzeit erinnert. Sein Schulkamerad von damals, Tibor Schittkowski, bittet ihm um Hilfe. Er leidet an ALS und hat nur noch kurze Zeit zu leben, doch vorher möchte er Frieden mit seiner Tochter schließen. Da er Max zweimal das Leben gerettet hat, meint er, dass Max ihm diesen Gefallen schuldet. Er gibt ihn ein Manuskript mit, in dem er beschreibt, wie er die Mutter kennengelernt hat und unter welchen Umständen er den Kontakt zu Mutter und Tochter nicht aufrecht erhalten konnte. Dies ist alles sehr glaubhaft und da Max mit Kristiana, der Mutter, seine ersten sexuellen Erfahrungen gemacht hatte und ihm nun die Erinnerung daran packt will er gerne helfen. Ein weiterer Teil der Handlung bezieht sich auf das Leben von Max. Er hatte mehrere Beziehungen und ebenfalls eine Tochter, doch die Frauen in seinem Leben haben ihn verlassen, zu seiner Tochter wurde der Kontakt immer weniger, er merkt, dass ihm inzwischen auch sein Gedächtnis verlässt. Doch er sonnt sich immer noch ihm Ruhm seiner schriftstellerischen Fähigkeiten.
Die beiden Handlungsebenen sind sehr interessant ineinander verflochten, alles ist sehr schlüssig geschildert und erst so langsam kommen einem beim Lesen Zweifel das vielleicht doch nicht alles der Wahrheit entspricht. Doch wem soll man glauben. Auf jeden Fall ist das Ende überaus überraschend. Der Schreibstil ist ganz anders als das was ich bereits von Hakan Nesser kannte.

Bewertung vom 28.06.2015
Das Kartell / Art Keller Bd.2
Winslow, Don

Das Kartell / Art Keller Bd.2


gut

Der Drogenfahnder Art Keller hatte vor einiger Zeit den Drogenboss Adan Barrera mit einer List hinter Gittern gebracht, seitdem denkt Adan darüber nach, wie er Art Keller töten kann. Er "organisiert" die Verlegung aus dem amerikanischen Gefängnis in ein mexikanisches und anschließend seinen Ausbruch daraus. Mit dabei ist Magda, eine sehr selbstbewusste und geschäftstüchtige junge Frau, der er im Gefängnis das Leben erleichtert hat. Von dem Ausbruch erfährt Art Keller während er als Bienenzüchter in einem Kloster zurückgezogen, aber als Sonderling, bei den Mönchen lebt. Mit der Ruhe ist es nun vorbei, er wird gejagt und er jagt selber. Zudem entbrennt ein Machtkampf zwischen den verschiedenen Drogenbossen über die Vorherrschaft, über Zugangswege und das Geschäft mit Europa. Eine wesentliche Rolle übernehmen angeheuerte Exsoldaten und gut ausgebildete Kämpfer, die mit einer extremen Brutalität vorgehen. Tausende Menschen, teils schuldige, teils Mittäter, aber größtenteils Unschuldige werden getötet. Frauen werden vergewaltigt und mit einer erschreckenden Brutalität wird geschildert, wie Menschen gefoltert werden. Der Staat, die Presse, die Regierung wie die Polizei werden bestochen und wer sich nicht bestechen lässt wird ermordet, die Familien werden als Druckmittel eingesetzt. Die Macht in Mexiko wie in Guatemala hat das Drogenkartell.
Als neutraler Leser fragt man sich selbst, wie man sich in dieser Situation verhalten hätte. Gewalt und Gegengewalt bestimmen die Handlung des Thrillers, der nichts für schwache Nerven ist. Don Winslow beschreibt sehr detailliert über Vergewaltigungen und Sexpraktiken wie auch die Folterungen und Tötungen. Aber auch, wie junge Männer und teilweise noch Kinder zu Mördern gemacht werden. Die vielen Namen, Kartelle und Zugehörigkeiten der Personen ist sehr verwirrend geschildert, mir über 800 Seiten und den immer wieder neu geschilderten Gräueltaten ist der Thriller eindeutig zu lang geraten. Ab der Hälfte verliert er an Spannung.

Bewertung vom 17.05.2015
Der Augenjäger
Fitzek, Sebastian

Der Augenjäger


ausgezeichnet

Der bekannte Augenchirurg Dr. Zarin Suker wird aus der Untersuchungshaft entlassen, obwohl die Berliner Polizei überzeugt davon ist, dass er als Arzt zuerst Frauen die Augenlider operativ entfernte und sie anschließend vergewaltigte. Die einzige Kronzeugin ist spurlos verschwunden und die anderen Frauen haben sich nach langem Martyrium selbst das Leben genommen. Die Polizei erhofft sich Hilfe von der blinden Physiotherapeutin Alina, doch sie ahnt nicht, wie sehr sie in diesen Fall hinein gezogen wird.
Zu Beginn des Thrillers warnt Sebastian Fitzek davor, dieses Buch vor dem „Augensammler“ zu lesen. Der Augenjäger hat zwar eine eigene Handlung, doch es gibt immer wieder Bezüge zum Augensammler und auch ein nicht abgeschlossener Fall wird im Augenjäger geklärt, sodass dieser Hinweis durchaus sinnvoll ist.
Sebastian Fitzek hat eine ganz besondere Schreibweise, sehr spannend aber auch teilweise sehr brutal. Der Thriller ist nichts für schwache Nerven. Mehrere Handlungsstränge, immer wieder wechselnde Perspektiven und neue Spuren sorgen dafür, dass man das Buch nicht aus der Hand legen kann.

Bewertung vom 17.05.2015
Teo
Gentile, Lorenza

Teo


sehr gut

Der 8-jährige Teo erlebt mit, wie sich seine Eltern zuerst streiten, dann anschweigen und schließlich sein Vater zu einer längeren Arbeitsreise aufbricht. Er erkennt, dass sie sich wohl bald scheiden lassen werden. Das kann er nicht zulassen, doch was kann er, ein kleines Kind, dagegen machen. Als ihm sein Geburtstagsgeschenk - ein Buch über Napoleon - in die Hände fällt und er über Napoleon erfährt, dass er alle Schlachten gewonnen hat, hat er die Lösung seines Problems. Er will Napoleon um Rat fragen. Leider ist dieser bereits tot und so beschließt Teo sich selbst umzubringen. Doch wo hält sich Napoleon auf, im Paradies in der Hölle, wurde er wiedergeboren oder ist er gar eine negative Zahl, die Meinung seines chinesischen Klassenkameraden?
Ein sehr schön aufgemachtes kleines Buch über das Leben und die Probleme des Lebens. Was würden wir für die Menschen, die wir lieben machen, was ist Gott, gibt es ein Leben nach dem Tod. Dieses aus der Sicht eines Kindes mit einer erfrischenden Herangehensweise machen den Roman lesenswert. Ein paar mehr an Hintergründen, ein wenig ausführlicher hätten der Handlung gutgetan. Und der Hinweis: in China wird nicht, wie im Buch geschrieben, mit Yen gezahlt.

Bewertung vom 18.04.2015
Voran, voran, immer weiter voran
Bartelmay, Ryan

Voran, voran, immer weiter voran


gut

Die Geschichte von Chic Waldbeeser beginnt 1950 bei seiner Hochzeit mit Diana. Sie kennen sich bereits seit der Highschool in der Kleinstadt Peoria, Illinois und für Chic kam keine andere Frau in Frage. Er träumt von einem ruhigen normalen Leben mit Kindern, Eigenheim und Hund. Doch sein Leben verläuft nicht nach Wunsch. Die indisch-stämmige Ehefrau seines Bruders Buddy bringt ihn aus dem Gleichgewicht. Bereits auf seiner eigenen Hochzeitsfeier kommt Lijy auf ihn zu und massiert ihn den Rücken. Ab sofort kreisen Chics Gedanken um Lijy. Auch sein neugeborener Sohn Lomak kann ihn nicht davon abhalten, Lijy weiterhin geheim zu beobachten und sich in das Haus seines Bruders zu schleichen. Diese Liebe bleibt zwar platonisch, doch als Lijy schwanger ist und Buddy nicht der Vater, wird Chic als leiblicher Vater ausgegeben. Diese Lüge soll die Ehe von Lijy und Buddy retten, doch Chics eigenen Leben gerät aus den Fugen. Die Ehe mit Diana war von Beginn an nicht gut, durch diese vermeintliche Vaterschaft verschlechtert sie sich zusehens. Als Lomak dann auch noch verunglückt lebt jeder nur noch in seiner eigenen Welt.
Der Roman schildert das Leben zweier Brüder und deren Familien über einen Zeitraum von 50 Jahren. Ein frustrierendes Leben, aus dem jedoch keiner auszubrechen vermag. Die Handlung springt in verschiedene Zeitzonen, welche das Lesen der Familiengeschichte interessant gestaltet. Im Grunde ist es ein negatives Buch, der Verlust, der Umgang mit den Schwierigkeiten des Lebens und den Umgang mit Mitmenschen, nichts davon sollte so gelebt werden.

Bewertung vom 18.04.2015
Der Architekt des Sultans
Shafak, Elif

Der Architekt des Sultans


ausgezeichnet

Als ein sehr alter Mann schreibt Jahan die Geschichte seines Lebens auf und vergräbt diese Schriften unter einem Stein. Als Kind wurde er von seinem Stiefvater geschlagen und schlecht behandelt, als dann auch noch seine Mutter durch Schläge seines Stiefvaters stirbt, nutzt er die Gelegenheit mit seinem jungen, weißen Elefantenbullen Chota (der als Geschenk für den Sultan in Istanbul vorgesehen ist) mit auf die Reise zu gehen. Mit Mühen, Umwegen und völlig entkräftet kommen sie an ihr Ziel, doch im Palast des Sultans ist das Leben auch nicht einfach. Chota wie auch Jahan müssen sich unter all den anderen Tieren und ihren Pflegern ihren Platz erkämpfen. Jahan blüht auf, als er die 13-jährige Tochter des Sultans, Mihrimah kennenlernt. Doch eine Sultanstochter ist für ihn unerreichbar - und will sie ihn überhaupt? Jahre später wird der Hofarchitekt Sinan bei einem Kampfeinsatz, an dem Chota als Kriegselefant teilnimmt, auf Jahan aufmerksam und macht ihn zu einem seiner Schüler. Er lernt viel, sogar eine Reise nach Rom zur Besichtigung der dortigen Gebäude gehört zu seiner Ausbildung. Doch viele Intrigen und Machtwechsel und die Verheiratung Mihramahs erschweren sein Leben. Die Freude über die Planung und den Bau von Moscheen, Brücken, Aquädukte und sogar eines Observatoriums werden getrübt durch verordnete Abrisse derselben. Er findet Freunde unter Menschen, bei denen er es gar nicht gedacht hatte und Feinde unter den vermeintlichen Freunden. Vieles ist anders, als es scheint.
Elif Shafak lässt Istanbul im Jahr 1574 vor dem geistigen Auge wieder auferstehen. Sehr detailgenau doch nie langatmig oder gar langweilig werden die Stadt und Landschaft und die darin lebenden Menschen beschrieben. Besonders interessant wird der Roman durch die tatsächlich lebenden Personen der Sultane und des Hofarchitekten Sinan. Mit Jahan und auch dem Elefanten Chota lebt und leidet man förmlich mit.

Bewertung vom 18.03.2015
Drei auf Reisen  (Restauflage)
Nicholls, David

Drei auf Reisen (Restauflage)


ausgezeichnet

Es sollte eine harmonische Reise quer durch Europa werden. So hatte es sich Douglas vorgestellt. Doch kurz vor Reisebeginn teilt ihm seine Frau Connie mit, dass sie sich - möglicherweise - von ihm trennen will. Auch der 17-jährige Sohn Albie ist nicht begeistert, er wollte lieber mit Freunden nach Ibiza. Sie fahren dann aber doch alle gemeinsam los, um der Ehe und dem schlechten Verhältnis Vater-Sohn noch eine Chance zu geben. Der Wissenschaftler Douglas hat alles bis ins kleinste geplant. Für jede Reiseroute, Besichtigungspunkte und Unterkünfte hat er eine Mappe angefertigt. Die Künstlerin Connie und der ebenfalls künstlerisch begabte Sohn können mit diesen Plänen wenig anfangen. Durch immer wieder neue Gegebenheiten verläuft diese Reise denn auch ganz anders als vorgesehen.
Der Roman springt in den Erzählungen Douglas' immer wieder von der Reise in die Vergangenheit, wie er Connie kennengelernt hat, wie das Leben verlaufen ist, die Probleme in der Ehe durch sehr unterschiedliche Lebensauffassungen, die Geburt, das Heranwachsen Albies. Bei den Reisebeschreibungen fühlt man sich direkt an diese Orte versetzt. Auch die Probleme in dieser Familie sind nach zu vollziehen, sehr glaubhaft und direkt beschrieben.

Bewertung vom 18.03.2015
Sündenbock / Schöffin Ruth Holländer Bd.2
Arendt, Judith

Sündenbock / Schöffin Ruth Holländer Bd.2


sehr gut

Der Rentner Jürgen Dombroschke lebt weiter als wenn nichts passiert wäre. Doch der seltsame Geruch macht die Bewohner im Mehrfamilienhaus stutzig. Seit nunmehr 3 Wochen liegt die tote Margit in der Wohnung. Wie sich herausstellt wurde sie vergiftet und alles deutet auf ihren Mann als Täter. Margit litt seit Jahren an Parkinson und verfiel immer mehr, ihre Leidenschaft als Tänzerin, die gemeinsamen Erfolge mit Jürgen auf diversen Tanzturnieren sind für immer vorbei. Sie wurden mit der Zeit immer schwieriger im Umgang, somit spricht alles für Mord oder Tötung auf Verlangen. Diesem Gerichtsverfahren wurde die seit einem Jahr als ehrenamtliche Schöffin fungierende Ruth Holländer zugeteilt.
Es ist weniger ein Krimi als ein Porträt über Menschen, was ist zumutbar, wie schnell werden Rückschlüsse gefällt. Die privaten Probleme Ruths nehmen einen großen Teil des Romans ein. Die Beziehung zu dem Staatsanwalt Hannes Eisenrauch muss geheim bleiben, ihr studierenden Sohn ist unzufrieden und möchte die Uni schmeißen, ihre Tochter nimmt die Schule nicht mehr ernst. Neben dem Amt als Schöffin hat Ruth noch ein kleines Restaurant zu leiten und immer wieder für Aushilfen zu sorgen. Der schwierige Spagat zwischen Berufstätigkeit und Mutterrolle wird thematisiert.
Insgesamt ein interessanter und unterhaltsamer Roman, richtig Fahrt und Spannung nimmt er jedoch erst gegen Ende auf.

Bewertung vom 01.03.2015
Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek
Whitehouse, David

Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek


ausgezeichnet

Bobby lebt bei seinem alkoholabhängigen und gewalttätigem Vater und dessen Freundin. Er vermisst seine Mutter und versucht alles um die Erinnerung an sie zu behalten. Seine Schatztruhe ist voller Andenken an sie. Auch in der Schule hat es Bobby mit streitsüchtigen Mitschülern zu tun. Sein einziger Freund Sunny versucht ihn so weit es geht vor Prügelattacken zu schützen. Er will sich für Bobby in einen Cyborg, einen Roboter, verwandeln. Um dieses zu erreichen, bricht er sich alle möglichen Knochen damit diese mit Metallteilen zusammen gehalten werden. Doch nachdem er bei einem Sturz schwer auf den Kopf gefallen ist und sehr lange Zeit im Krankenhaus verbringen musste, ist er plötzlich aus Bobbys Leben verschwunden. Als er einige Zeit später auf dem Nachhauseweg die kleine Rosa und anschließend deren Mutter Valerie traf, gibt es wieder Freude in seinem Leben. Seinem Vater gefällt es nicht, dass Bobby die meiste Zeit dort verbringt und beschuldigt Val sich an Bobby sexuell zu vergehen. Zusätzlich zu dieser Anschuldigung verliert sie auch noch ihren Job, die Reinigung des Bücherbusses. Um auf ihre Situation aufmerksam zu machen, verschwinden sie alle für eine Zeit mit diesem Bücherbus. Auf der Fahrt durch Großbritannien erleben sie so einiges.
Was ist Familie, was zeichnet das Miteinander unter verschiedenen Menschen aus. Was ist wichtig im Leben. Wie kann eine Kinderseele zerstört werden. Nichts ist so wie es scheint. Ein Roman, der sich mit vielen Fragen im Zwischenmenschlichen Bereich beschäftigt, und dieses auf eine sehr interessante Art und Weise. Dadurch, dass die Reise in einem Bücherbus geschieht werden auch immer wieder literarische Werke zitiert.

Bewertung vom 01.03.2015
Aufs Brot
Schacht, Maik

Aufs Brot


ausgezeichnet

Ein sehr liebevoll gemachtes Kochbuch mit kleinen Zeichnungen und vielen Fotos, schönes Papier, künstlerisch sehr anspruchsvoll. Bei einigen Rezepten werden außergewöhnliche Zutaten und Gewürze benötigt. Die Thunfisch-Rillette gehört zu den Cremes mit gängigen Produkten und ich habe mich gleich an die Zubereitung gemacht. Sehr einfach und sehr lecker! Schön ist auch der Mix aus süßen und herzhaften Rezepten, belegten Sandwiches und Party-Häppchen. Die Brotbeläge kommen aus vielen verschiedenen Ländern, die asiatische, mediterrane und auch deutsche Küche sind stark vertreten. Eine große Vielfalt, für jeden Geschmack ist etwas dabei. Das gute deutsche Butterbrot kommt somit zu neuen Ehren und die Rezepte schlagen Burger und Co. um Längen. Ein kleiner Negativpunkt sind die teilweise fehlenden Hinweise auf die Portionen, eine Angabe über Kalorien und Nährwerte ist gar nicht vorhanden.