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Benutzername: 
Igelmanu
Wohnort: 
Mülheim

Bewertungen

Insgesamt 990 Bewertungen
Bewertung vom 30.12.2018
Kluftinger / Kommissar Kluftinger Bd.10
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Kluftinger / Kommissar Kluftinger Bd.10


ausgezeichnet

Als großer Klufti-Fan hatte ich das Erscheinen dieses Buchs herbeigesehnt. Der Lesespaß setzte dann auch wie erhofft gleich auf der ersten Seite ein. Im Jubiläumsband dreht sich wirklich alles um den Allgäuer Kultkommissar, immer wieder gibt es ganze Kapitel, die in Kluftis Vergangenheit spielen. In erster Linie wird dabei natürlich nach einem Grund gesucht, weshalb jemand ihn aktuell bedroht, nebenbei erfährt man aber auch viel Persönliches über ihn. Wie er mit seiner Erika zusammenkam beispielsweise, wie er zur Kripo kam oder wie sein erstes Zusammentreffen mit dem späteren Lieblingsfeind Dr. Langhammer ablief.
In der Gegenwart erfreuten mich besonders die Episoden mit Klufti und Langhammers Hund und ein herrlich komisches Kapitel, in dem Klufti sich als Babysitter seines Enkels betätigen muss. Was habe ich gelacht!

Dieser Band ist wirklich enorm witzig, aber nicht nur. Vor allem im letzten Drittel wird es spannend und die Auflösung leitet schon über zum hoffentlich bald erscheinenden nächsten Fall. Zuvor muss aber reichlich Ermittlungsarbeit betrieben werden und Kluftis gesamtes Team ist gefordert. Erschwert wird die Arbeit durch Probleme mit einem Teammitglied und das Auftauchen des kriminellen Protagonisten aus einem früheren Band. Bei so einem Jubiläum zieht man eben alle Register!

Nur eins fand ich schade. Ich kenne jetzt Kluftis Vornamen. Natürlich habe ich mich immer gefragt, wie er wohl heißt, ich hatte mich aber auch immer königlich amüsiert, weil so ein Geheimnis darum gemacht wurde. Das ist jetzt gelüftet. Schade.

Fazit: Der Jubiläumsband ist für Fans ein Muss und ein großer Spaß. Ich warte schon auf Band 11!

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.12.2018
Die Frauen am Fluss
Webb, Katherine

Die Frauen am Fluss


sehr gut

»An jenem Tag, an dem der Mord geschah, hing der Himmel tief über Slaughterford, so tief, dass er fast die Baumkronen berührte, und es regnete in Strömen. Ein satter Sommerregen, der erste seit Wochen. Die Dorfbewohner behaupteten später, als sie morgens bei diesem Wetter erwacht seien, hätten sie sofort gewusst, dass irgendetwas nicht in Ordnung sei.«

1922, in einem kleinen Dorf in England. Der erste Weltkrieg ist vorbei und hat in der Bevölkerung seine Spuren hinterlassen. Mancher, der in den Krieg zog, kam nicht zurück oder nur mit enormen körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen. Puddings Bruder beispielsweise hat keine Chance mehr, seine Lebensplanung aus der Zeit vor dem Krieg zu verwirklichen. Seine schwere Verletzung sorgte dafür, dass Puddings Mutter psychisch erkrankte und nicht mehr ohne Hilfe zurechtkommt. So trägt Pudding, obwohl sie noch ein junges Mädchen ist, die Verantwortung für ihre Familie.

Neben Pudding stehen zwei weitere junge Frauen im Mittelpunkt der Handlung. Sie sind grundverschieden, sowohl charakterlich als auch von ihrer gesellschaftlichen Herkunft her. Und trotzdem sind ihre Schicksale auf eine gewisse Weise miteinander verwoben. Als ein furchtbarer Mord geschieht, ändern sich ihre Lebenswege dramatisch. Die Suche nach dem Mörder wird gleichzeitig zu der Suche nach der eigenen Identität, nach dem eigenen Weg.

Dieses Buch liest sich sehr schön und leicht und man bleibt gerne dran. Die verschiedenen Frauenschicksale zeigen die gesellschaftliche Ordnung des damaligen Englands auf, die Normen und herrschenden Vorurteile. Beim Lesen stellt man zwangsläufig fest, wie hoch die (Mit-)Schuld der Gesellschaft an gewissen Dingen zu bewerten ist.
Abwechselnd wird aus den Perspektiven der Protagonistinnen berichtet, so ist man immer nah dran an ihren Gedanken und Empfindungen, man fühlt und leidet mit. Und man ermittelt mit, denn die Suche nach dem Mörder wird zu einem zentralen Punkt in der Handlung.

Die Auflösung erscheint zunächst verwirrend, ist aber stimmig. Ich war anfangs irritiert und wollte mich schon über Logikfehler aufregen, dann habe ich ein paar Stellen noch mal nachgelesen und festgestellt, dass alles passt. Raffiniert gemacht!
Nicht so raffiniert fand ich die Charaktere selbst, sie zeigen einfache Muster, sind nicht sehr vielschichtig. Mir stand von Anfang an klar vor Augen, wer wie tickt – und bis zum Ende gab es diesbezüglich keine Überraschungen.

Fazit: Drei Frauenschicksale und die Suche nach einem Mörder. Die Charaktere sind nicht sehr anspruchsvoll angelegt, aber Handlung und Auflösung durchaus raffiniert.

Bewertung vom 30.12.2018
Attic - Gefahr aus der Tiefe / Pendergast Bd.2
Preston, Douglas; Child, Lincoln

Attic - Gefahr aus der Tiefe / Pendergast Bd.2


sehr gut

»Einen Moment mal … Wollen Sie damit etwa sagen, daß es dort unten Kannibalen gibt, die Menschen töten, ihnen die Köpfe abschneiden und sie dann verspeisen?«

Als aus einem der Abwasserkanäle zwei Leichen ohne Kopf geborgen werden, ahnt Lieutenant D’Agosta noch nicht, dass er nicht nur zwei Mordfälle bearbeiten muss, sondern dass eine grauenhafte Mordserie auf ihn und die ganze Stadt zukommt. Die Spuren führen unter die Erde, in ein weit verzweigtes Tunnelsystem unter New York City.
Da die Leichen gewisse Besonderheiten aufweisen, soll die Biologin Margo Green vom Naturhistorischen Museum die Untersuchungen des Gerichtsmediziners unterstützen. Was sie herausfindet, weckt böse Erinnerungen…

Wer den ersten Band „Relic“ gelesen hat, der weiß, dass die dort erzählte Geschichte noch nicht abgeschlossen war. Ich war daher auch sehr neugierig, wie es hier in „Attic“ weitergeht.
Zum Beginn der Handlung sind 18 Monate seit den vorherigen, furchtbaren Ereignissen vergangen. Sehr schön erzählt das Buch, wie die überlebenden Protagonisten versuchen, ihr Leben weiterzuführen.
Die Geschichte wird (sofern man das von einer Horrorstory sagen kann) logisch weitergeführt. Ich war damit sehr zufrieden und fand sie spannend und gut umgesetzt. Besonders fasziniert haben mich die Schilderungen zu den gewaltigen Tunnelsystemen unter der Stadt und den vielen Menschen, die dort leben. Wahnsinn, da gibt es eine ganze Stadt unterhalb der Stadt! Ich mochte es kaum glauben und habe mich erst mal schlaugemacht. Wenn man mit diesem Wissen im Hinterkopf die Beschreibungen zu Dunkelheit, Dreck und Gestank liest, wird einem ganz anders.

Was mir auch gefiel, waren die vielen gesellschaftlichen Vorurteile, die deutlich aufgezeigt wurden. Wer solch furchtbare Taten verübt, muss zwangsläufig aus den Reihen der Obdachlosen stammen, nicht wahr? D’Agosta und Agent Pendergast, der zur Unterstützung gekommen ist, müssen es wieder mit diversen an den Schalthebeln der Macht sitzenden Personen aufnehmen, die durch ihre Ignoranz viele Menschenleben gefährden.
Eine junge Kollegin von D’Agosta hat fundierte Kenntnisse über das Leben der Tunnelmenschen, doch muss sie erfahren, dass man einer jungen Frau nichts zutraut.

Bis zum Showdown wird es reichlich blutig werden, für Ekel ist gesorgt. Dazwischen gibt es immer wieder Passagen, in denen wissenschaftlich diskutiert und erörtert wird, auch das ist ein Punkt, der mir sehr gefiel. Gut, zum Ende hin fühlte ich mich ein wenig wie im Actionfilm, diesen Abschnitt fand ich auch nicht überraschend, hatte schon früh geahnt, worauf alles hinauslief. Da alles spannend geschrieben war, minderte das aber nicht den Unterhaltungswert.
Ich habe dieses Buch bei strahlendem Sonnenschein gelesen. Ich mag mir nicht vorstellen, ich hätte damit in der U-Bahn gesessen…

Fazit: Gute Unterhaltung, actionreich und blutig, mit ein paar kritischen Untertönen. Da die Handlung an den ersten Band anschließt, sollte beim Lesen die Reihenfolge eingehalten werden. Man versteht „Attic“ zwar sicher, wenn man „Relic“ nicht kennt, hätte aber viel Spannung verloren, wenn man den ersten Band nach dem zweiten lesen würde.

Bewertung vom 30.12.2018
Das Stille Nacht Geheimnis
Baumann, Manfred

Das Stille Nacht Geheimnis


sehr gut

»Mein Sohn ist bei der Einlieferung ins Krankenhaus noch einmal kurz zur Besinnung gekommen. Einer der Sanitäter gibt an, Bernardo hätte etwas geflüstert, das sich anhörte wie lockiges Haar.«

Bernado, portugiesischer Journalist, ist für Recherchen anlässlich des 200jährigen Jubiläums des Liedes »Stille Nacht« nach Oberndorf gereist. Eines Nachts wird er mit schweren Verletzungen aufgefunden, sein Überleben ist fraglich. Im Gegensatz zur Polizei glaubt seine Mutter nicht an einen Unfall und versucht herauszufinden, womit Bernardo in den letzten Tagen beschäftigt war. Die Konfrontation mit Weihnachten und dem berühmten Lied führt sie zurück in Zeiten und an Erinnerungen, die sie seit Jahrzehnten zu verdrängen suchte.

Währenddessen konzentriert sich die Polizei auf die aktuelle Sicherheitslage, terroristische Anschlagsdrohungen fordern stetigen Einsatz. Die Hauptermittlerin hat eine kleine Tochter mit geistiger Behinderung, die sie sehr liebt und mit der zusammen sie sich eigentlich auf ein schönes Weihnachtsfest freuen möchte.
Als ob das nicht schon reichen würde, wird dann auch noch die originale Gitarre gestohlen, auf der Joseph Mohr an Weihnachten 1818 spielte. Angesichts der geplanten Feiern und des weltweiten Interesses einschließlich geplanter Fernsehübertragungen ein Fiasko.

Schon ziemlich viel Handlung? Es gibt noch mehr. Ein Handlungsstrang erzählt von einem kleinen Jungen, der um seine kürzlich verstorbene Oma trauert. Und in einem weiteren taucht eine junge Frau auf, die offenbar in einer gefährlichen Lage steckt, die der Leser erst spät versteht.
Lange Zeit habe ich mich gefragt, wie all diese Handlungen vernünftig zusammenlaufen können, habe es offen gestanden bezweifelt. Das Ende hat mich dann positiv überrascht, die Auflösung führt tatsächlich alles stimmig zusammen. Darüber hinaus ist am Ende alles sehr weihnachtlich, alle privaten Probleme glücklich beigelegt.

Das Weihnachtliche steht auch ganz klar im Mittelpunkt dieses Buchs, der Krimi wird zur Nebenhandlung. Insbesondere zum Stille Nacht Thema gibt es viele Infos, was dieses Buch zur interessanten Alternative für solche Leser macht, die Näheres wissen wollen, aber nicht gerne ein Sachbuch zur Hand nehmen.

Fazit: Ruhiger, sehr weihnachtlicher Krimi. Interessant und schlüssig, mit vielen Infos zum Jubiläumslied.

Bewertung vom 29.12.2018
Zorn - Blut und Strafe / Hauptkommissar Claudius Zorn Bd.8
Ludwig, Stephan

Zorn - Blut und Strafe / Hauptkommissar Claudius Zorn Bd.8


ausgezeichnet

»Der Alte schlief nicht.
Definitiv nicht, denn zum Schlafen, dachte Claudius Zorn, da hätte er sich irgendwo hingelegt, auf das Sofa mit den albernen Kissen zum Beispiel oder von mir aus auch auf den Teppich. Er steht, keine drei Meter von mir entfernt, da drüben, direkt vor dem Bücherschrank. Und im Stehen kann niemand schlafen. Elefanten, die können das. Pferde auch. Aber Menschen, dachte Zorn, die können das nicht. Menschen kippen um, wenn sie schlafen.
Oder tot sind.«

Der grausam ermordete alte Mann steht nur am Anfang einer Kette unglaublich brutaler Morde. Immer wieder verschwinden Menschen, tauchen entsetzlich zugerichtete Leichen auf. Während Zorn und Schröder unter Hochdruck ermitteln, geschieht etwas, was Zorn an den Rand des Wahnsinns bringen wird…

Bei diesem Thriller ist Hochspannung angesagt, ein Buch, das man nicht aus der Hand legen möchte. Während des Lesens geht man durch ein Wechselbad der Gefühle. Stephan Ludwig zieht mal wieder alle Register, was Grausamkeiten angeht, da entstehen Entsetzen, Ekel und eine immer größer werdende Spannung, während man sich fragt, was wohl noch kommen wird.

Dazwischen sind sie natürlich da, die von mir so heißgeliebten Wortgefechte zwischen Zorn und Schröder, diese Neckereien und Auseinandersetzungen, kreatives Geplänkel voller Wortwitz, das aus der einfachen Tatsache resultiert, dass die beiden der jeweils beste Freund des anderen sind, das aber niemals zugeben würden. Gut, es gab Vorgängerbände, in denen ich mehr gelacht habe, das hängt aber schlicht mit dem Ernst der Lage zusammen, in der sich die beiden Ermittler hier befinden. Wer die beiden kennt, ihre Beziehung verfolgt hat, der kann schön beobachten, welche Entwicklung sie durchmachen, wieviel umgänglicher Zorn bereits geworden ist, wenn man ihn mit dem Zorn aus Band 1 vergleicht. Allerdings ist auch ein Neueinstieg in die Reihe mit diesem Band problemlos möglich.

Ich werde an dieser Stelle nichts weiter zur Handlung sagen. Ein paar Ahnungen hatte ich frühzeitig, die wurden auch bestätigt, ohne dass das die Spannung gemindert hätte. Und erst zum Schluss hin wurde alles komplett aufgelöst, wurden letzte Dinge, die mir zunächst nicht einleuchteten, stimmig. Das hat mir sehr gefallen! Ich hoffe, dass Stephan Ludwig bereits dabei ist, den neunten Fall für Zorn und Schröder zu schreiben.

Fazit: Hart und brutal, gleichzeitig mitreißend und unterhaltsam. Zorn und Schröder sind für mich Kult!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.12.2018
Edison / Mäuseabenteuer Bd.3
Kuhlmann, Torben

Edison / Mäuseabenteuer Bd.3


ausgezeichnet

Ich bin ein großer Fan von Torben Kuhlmann, habe auch begeistert die Vorgängerbände Lindbergh und Armstrong verschlungen. Nun also Edison… was der Erfinder der Glühbirne mit einer Reise auf den Meeresgrund zu tun hat, wird sich natürlich aufklären. Ebenso wie die nicht unerwartete Feststellung, dass der eigentliche Erfinder klein und grau war und über Nagezähne verfügte ;-)

Neben dieser großen fantasievollen Erzählung gibt es wieder grandiose Zeichnungen zu bewundern. Wie ein Kind sitze ich gefesselt vor den aufgeschlagenen Seiten und staune über die ungeheure Präzision und Akribie, mit der z.B. Baupläne, die Fertigung des U-Boots und die Reise in die Tiefe dargestellt werden. Da fehlt nichts, auch die Tauchanzüge der Mäuse sind perfekt bis hin zu den Bleigewichten und der am Schwanz befestigten Rückholleine. Herrlich! Dazu die liebevolle Darstellung der Mäuse, jede einzelne ist ein Individuum, das sieht man ganz deutlich.

Ich genieße jede Seite. Freue mich über die witzigen Texte und versinke in den Bildern. Farben und Aufmachung des Buches erwecken den Eindruck, ein altes, historisches Buch in Händen zu halten. Für mich wieder ein großes Highlight! Der Anhang bringt ebenfalls mit Illustrationen versehene Infos zur tatsächlichen Erfindung des elektrischen Lichts und eine Kurzbiographie zu Thomas Alva Edison.

Das Buch eignet sich für Kinder jeden Alters. Kleinen kann man sie vorlesen, je älter die Kinder werden, desto mehr werden sie sich an den vielen Details erfreuen können. Und für die erwachsenen Kinder im Geiste gilt dies in noch verstärktem Maße.
Ich hoffe, Torben Kuhlmann arbeitet schon wieder an einem neuen Werk. Es gibt doch noch so manche Pioniertat, die man sicher bislang fälschlich einem Menschen zurechnet…

Fazit: Liebevoll, voller Fantasie und grandioser Illustrationen. Ein Riesenspaß für Kinder und Kinder im Herzen!

»Und wer ist der Mensch auf dem Bild?«, fragte Pete staunend.
»Das ist ein großer Erfinder der Menschen. Einer, der anscheinend bei seiner größten Erfindung etwas Hilfe von einer Maus hatte…«

Bewertung vom 22.12.2018
Weihnachten, so schön, wie es früher einmal war

Weihnachten, so schön, wie es früher einmal war


sehr gut

Schließlich war es doch dämmrig geworden. Wir warteten so lange, bis in irgendeinem Fenster der erste Baum brannte, dann stürzten wir nach Haus mit dem Geschrei: »Die Weihnachtsbäume brennen schon überall! Warum geht’s denn bei uns noch nicht los?!«

Weihnachten – das ist auch immer eine Zeit der Erinnerungen. Kaum einer wird sich davon freimachen können, an Weihnachten denkt man „an früher“, selbst, wenn man ansonsten mit beiden Beinen fest in der Realität steht. Manches wird in der Erinnerung verklärt, nicht selten drängt sich aber tatsächlich ein Gefühl der Wehmut auf, vermisst man die Unbefangenheit der Kindheit, die (je nach Alter) größere Ruhe, die in der Vergangenheit rund um das Weihnachtsfest herrschte.

Dieses Buch bedient exakt diesen Nostalgiewunsch nach Erinnerungen. In 28 meist recht kurzen Geschichten erzählen Autoren, wie es war »als wir noch auf das Christkind warteten«, vom »Glockengeläut und Bratapfelduft« oder stellen schlicht fest »bei uns war es am allerschönsten«. Es finden sich bekannte Namen wie Fallada, Ringelnatz oder Karl Valentin, aber auch unbekanntere, sie kommen aus Deutschland, der Schweiz, Italien, Frankreich oder England, die ältesten Geschichten wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts geschrieben, die meisten datieren aus dem 20. Jahrhundert.

Die Stile der Autoren sind sehr verschieden, dadurch spricht einen zwangsläufig nicht jede Geschichte gleich an. Wie immer bei solchen Sammlungen habe ich jede Erzählung einzeln gewertet und daraus einen Schnitt gebildet. Neunmal konnte ich 5 Sterne vergeben, elfmal 4 Sterne und in acht Fällen 3 Sterne. Im Schnitt ergibt das saubere 4,0 Sterne und somit eine klare weihnachtliche Leseempfehlung für jeden, der einen nostalgischen Ausflug in die Vergangenheit machen möchte.

Fazit: Nostalgisch, zauberhaft, gemütlich – ein weihnachtlicher Ausflug in die Vergangenheit.

Bewertung vom 21.12.2018
Keinmal werden wir noch wach
Aswald, Sanne

Keinmal werden wir noch wach


sehr gut

»Panik zerstörte funkenschnell die köstliche Vorweihnachtsstimmung. Wo eben noch Glückrufe über den Platz wehten, gellten nun verzweifelte Schreie durch die eisige Luft.«

Mit dem Weihnachtswunderland-Erlebnispark hat Franziska Fellinger einen Lebenstraum realisiert. Ganzjährig können die Besucher sich in einer perfekt durchgestylten Weihnachtswelt verzaubern lassen, köstliche Leckereien naschen und sich umgeben von Rentieren, Engeln und Weihnachtsmann wieder wie ein Kind fühlen. Der Park ist enorm erfolgreich, der größte Andrang besteht aber natürlich in der Vorweihnachtszeit. Genau diese Zeit hat sich ein Attentäter ausgesucht, um in der Glitzerwelt Angst und Schrecken zu verbreiten. Und nach dem ersten Anschlag ist die Bedrohung nicht vorbei…

Als bekennender Weihnachtsfan reizte mich das Szenario in einem Weihnachtserlebnispark ungemein. Tatsächlich würde ich dorthin, wenn es ihn denn geben würde, auch gerne einen Ausflug machen. Die Wunderwelt wird ausführlich beschrieben, wem beim Gedanken an ein kitschig-süßes Fest die Haare zu Berge stehen, der kann sich sicher nicht zur Zielgruppe zählen.

Besagte Zielgruppe wird gut nachvollziehen können, wie geschockt Franziska schon nach dem ersten Anschlag ist. In ihrem Park sollte es nur strahlende Augen und glückliches Lächeln geben! Der Sicherheitschef des Parks, ein ehemaliger Polizist, nimmt zusammen mit einem noch aktiven Kommissar die Ermittlungen auf. Schnell stellen sie fest, dass es gar nicht so wenige Verdächtige gibt. Und dass dem Täter offenbar alles zuzutrauen ist.

Ich fand dieses Buch ausgesprochen kurzweilig. Die Krimihandlung ist (abgesehen vom Schauplatz) nicht besonders ausgefallen und wenn man Krimierfahrung hat, kommt man recht fix auf den Täter. Trotzdem ist alles unterhaltsam geschrieben, es gibt spannende Momente, viel Weihnachtsgefühl und auch noch was fürs Herz. Letzteres brauche ich normalerweise nicht unbedingt, aber zu Weihnachten darf es ruhig ein wenig mehr Gefühl sein. Der Anhang bringt dann noch ein paar sehr interessante Punschrezepte, auf die man zuvor beim Lesen schon Appetit bekommen hatte.

Fazit: Unterhaltsamer Krimi für Weihnachtsfans.

Bewertung vom 17.12.2018
Weihnachtsmorde

Weihnachtsmorde


sehr gut

»Kafka schaute in den Hof hinab, in dem Fahrräder, ein alter Kinderwagen und ausrangierte Felgen Rost ansetzten. … Die Hoftür des Nachbarhauses öffnete sich und ein Herr in einem seltsam anmutenden Weihnachtsmannkostüm trat an die Tonnen. Doch statt eines der Müllbehältnisse zu öffnen, stellte er eilig einen prall gefüllten blauen Sack daneben und verschwand rasch wieder.«

Was hat der seltsame Weihnachtsmann da wohl so eilig entsorgt? Wer jetzt ein Verbrechen erwartet, der liegt natürlich richtig, auf insgesamt 14 Geschichten voller unnatürlicher Todesfälle rund um das Fest der Liebe darf der Leser sich hier freuen.

Die Geschichten sind sehr verschieden, einige Fälle zeichnen sich durch große Kreativität und Einfallsreichtum aus. Ein paar haben zudem eine durchaus anspruchsvolle Thematik, die mich mehrfach nachdenken ließ. Meist war es spannend und unterhaltsam, lediglich eine Geschichte konnte mich gar nicht erreichen.

Egal, ob man gerne liest, wie ein Berufskiller sich auf die Festtage vorbereitet oder ob man es vorzieht, sich mit ernsten Themen wie alten Schuldfragen zu beschäftigen, ob man es spannend findet, einem Rächer zu folgen oder es creepy mag – für jeden Geschmack ist etwas dabei. Und wie auch im wahren Leben geht nicht jeder Plan auf, so mancher erlebt eine wirklich böse Überraschung! So vielfältig wie die Themen sind auch die Stile, witzig, spannend, skurril, es sind halt sehr verschiedene Autoren, die hier etwas zu einem mörderisch unterhaltsamen Weihnachtsfest beigesteuert haben.

Wie immer bei Anthologien habe ich jede Geschichte einzeln bewertet und daraus einen Schnitt ermittelt. Für vier Geschichten konnte ich 5 Sterne vergeben, fünfmal notierte ich 4 Sterne, viermal 3 Sterne und einmal 2 Sterne. Im Schnitt komme ich so auf 3,8 Sterne, die ich auf klare 4 Sterne aufrunde.

Fazit: Gelungener Krimi-Mix, für jeden Geschmack ist etwas dabei.

Bewertung vom 15.12.2018
Das letzte Schaf
Hub, Ulrich

Das letzte Schaf


ausgezeichnet

»Unsere Geschichte spielt in einem trüben Winter im Jahr eins oder vier während der Herrschaft eines bösen Königs, der in diesem Buch aber nicht auftaucht. Er versteckt sich nämlich die ganze Zeit in seinem Palast auf dem Dachboden aus Angst, ein anderer König könnte kommen und ihm die Krone klauen. Dafür gibt es in dieser Geschichte Schafe, und zwar jede Menge. Ein Schaf mit Seitenscheitel, ein Schaf mit Gipsbein, ein Schaf mit einer Zahnspange, und noch viele mehr. Wie viele es genau sind, wissen nur die Hirten. Sie zählen ihre Herde jeden Tag mehrmals durch. Dazu braucht man unheimlich gute Nerven. Kein einziges Schaf darf nämlich verloren gehen.
Noch nicht einmal das letzte Schaf.«

Diese Schafherde ist wirklich ungewöhnlich. Und außergewöhnlich ist, was sie in dieser speziellen Nacht erlebt…
Die Weihnachtsgeschichte wird hier aus einer ganz anderen Perspektive erzählt. Die Schafe wachen in der Nacht von dem plötzlich hell erleuchteten Himmel auf. Eine Ziege berichtet ihnen von dem neugeborenen Kind, das die Welt retten soll, wenn es groß ist. Ein Baby? Das begeistert die Schafe und sie machen sich auf, es zu besuchen.

Die Reise ist nicht ohne Schwierigkeiten und Gefahren. Vor allem darf kein Schaf verloren gehen – und das ist alles andere als einfach. Sie müssen Flüsse überqueren und Wölfen trotzen, aber vor allem müssen sie sich einigen und miteinander klarkommen. Und da die Schafe charakterlich grundverschieden sind, sind Probleme vorprogrammiert.
Jeder wird einen Menschen kennen, der den jeweiligen Schafen ähnelt. Vielleicht erkennt man sich auch selber in einem der wolligen Vierbeiner wieder. Die Schafe haben liebenswerte und positive Eigenschaften, aber auch negative Seiten. Und in der Herde gibt es Neid und Eifersucht, man zankt und ärgert sich. Aber – man verträgt sich auch wieder. Wenn es drauf ankommt, ist jedes Schaf für die anderen da. Man vertraut einander und sorgt für die anderen, selbst für das letzte Schaf.
Und somit kommen wir zum weihnachtlichsten und wichtigsten Kern der Geschichte, der Besinnung darauf, was eigentlich im Leben wirklich wichtig ist.

Die Geschichte eignet sich für Kinder jeden Alters, man kann sie schön vorlesen, sie ist aber auch für Leseanfänger gut geeignet. Etwas ältere Kinder haben sicher Spaß an eingebauten Gags, so tragen beispielsweise die Wölfe verspiegelte Sonnenbrillen und vor dem Stall ist des großen Andrangs wegen ein Wartebereich aufgebaut, den man so aus Freizeitparks kennt. Überhaupt sind die Zeichnungen wieder große Klasse, ich musste regelmäßig schmunzeln. Selber zähle ich mich übrigens zur Zielgruppe „Kinder im Herzen“ und werde dieses Buch künftig vor Weihnachten sicher häufig hervorholen.

Fazit: Die Weihnachtsgeschichte mal aus einer ganz anderen Perspektive. Witzig, toll gezeichnet und mit einem Blick auf das, was wirklich wichtig ist.