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solveig

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Insgesamt 471 Bewertungen
Bewertung vom 07.09.2014
Alles kein Problem / Penny Pepper Bd.1
Rylance, Ulrike

Alles kein Problem / Penny Pepper Bd.1


sehr gut

Pfiffige Nachwuchs-Detektivin


Was schmuggelt Herr Klumpe von nebenan in seinen Paketen? Hat Frau Weber etwas unter ihrem Rosenbusch vergraben? Und wer hat Dschastin entführt?
Für Penny Pepper, die 10 Jahre alte Protagonistin des Romans, ist das „alles kein Problem“; denn sie ist eine talentierte Hobby-Detektivin.
Selbst verdächtigt, den kleinen Hund Dschastin der „Angeberzicke“ Flora während ihrer Geburtstagsfeier gestohlen zu haben, begibt sie sich umgehend mit ihren Freundinnen Ida und Marie auf Spurensuche. Und reichlich Spuren finden sie: Kaugummi mit Erdbeergeschmack, eine Haarspange und - Fingerabdrücke! Gemeinsam entwickeln sie einen Plan. Ob sie dem Hundedieb auf die Schliche kommen?

Ganz unkonventionell wie eine rosa Schul-Kladde, als Tagebuch umfunktioniert, birgt dieses Kinderbuch zahlreiche Überraschungen.
In Tagebucheintragungen erfahren wir von Penny selbst täglich Neuigkeiten von ihren Mitmenschen, deren (möglichen) Geheimnissen und ihren eigenen Bemühungen, den Dingen auf den Grund zu gehen. Ihre Beobachtungen bringen die Kinder oft zum Lachen: etwa die Schilderung von Popel-Ole oder die Geschichte mit Omas Gebiss.

Locker und flott geschrieben, „packt“ die Geschichte die jungen Leser sofort und animiert sie, gemeinsam mit Penny zu rätseln. Aber auch die Spannung kommt nicht zu kurz.
Ebenso locker und witzig passen sich die schwarz-weißen Illustrationen von Lisa Hänsch ein, die teilweise Comic-Charakter haben. Genauso, stellen wir uns vor, hat Penny ihr Tagebuch gestaltet, in unterschiedlichen Schriftarten, Ausstreichungen, Verbesserungen und vielen Zeichnungen, die das Geschriebene zusätzlich verdeutlichen, mit Liebe zum Detail und ganz individuell. Sogar das Vorsatzblatt wurde nicht ausgelassen: hier sieht man einen von Penny entworfenen Stadtplan, auf dem sie die Wohnungen der wichtigsten Personen verzeichnet hat.

Ein junges, fröhliches Buch für Entdecker ab 8 Jahren. Ob bald ein zweiter Band mit dem pfiffigen Detektiv-Nachwuchs folgt?

Bewertung vom 03.09.2014
Bis ich 21 war
Angerer, Ela

Bis ich 21 war


sehr gut

Auf der Suche


Worin besteht der Sinn meiner Existenz?
Diese Frage beschäftigt die Protagonistin des Romans das ganze Buch hindurch. Bereits in ihrer Kindheit ist sie davon überzeugt, „ein schlechtes Kind“ zu sein, den Anforderungen ihrer Mutter nicht zu genügen, ein „Fehler“ zu sein. Dieses Gefühl bleibt auch ihre ganze Jugend hindurch präsent.

Packend und aufrüttelnd schreibt Ela Angerer vom Leben der Tochter aus reichem Hause, deren Eltern geschieden sind. Als Ich-Erzählerin gibt sie Episoden aus ihrer frühen Kindheit wieder, schreibt von ihren Erlebnissen der 60er bis in die 80er Jahre, also „bis ich 21 war“.

Nach der Scheidung ihrer Eltern lebt sie mit Mutter und Schwester bei einem Stiefvater, der für sie aber nur Geldgeber und „der Cadillacfahrer“ ist. Die Mutter ist mit ihrem eigenen gesellschaftlichen Leben so beschäftigt, dass sie kaum Zeit für ihre Kinder hat.
Die Nähe und Zuwendung, die das Mädchen in seiner Familie so schmerzlich vermisst, sucht es schließlich bei Freunden, flüchtet sich in Drogen und sexuelle Experimente.
Während sie die Pubertät durchlebt, dreht sich diese Spirale immer schneller. Der Leser fühlt mit ihr, bangt und hofft, dass endlich jemand ihre wahren Probleme erkennt und sich ihrer annimmt. Kindheit und Jugend der Protagonistin erleben wir in raschem Erzähltempo, wie im Zeitraffer.

Angerer will mahnen und aufrütteln, dabei aber auch unterhalten. Ein schwieriges Unterfangen, aber es ist ihr gelungen, meiner Meinung nach.

Die Autorin gibt dem Mädchen und seiner Familie keine Namen. Es bleibt anonym für den Leser, doch durch die Erzählform wird eine mögliche Distanz aufgehoben.
Die grundlegenden Fragen, die sie quälen, hat sich jeder schon einmal gestellt; ihre Probleme, kann auch so mancher nachvollziehen. Aber sie bleibt allein damit, hat keinen wirklichen Halt – das ist es, was den Leser berührt.
Diese Einsamkeit wird schon im Buchcover ausgedrückt: das Schwarz-Weiß-Porträt eines Teenagers, in nachdenklicher und verletzlicher Pose, auf der Suche nach einem Sinn.

Bewertung vom 30.08.2014
Die Unbarmherzigen
Vega, Danielle

Die Unbarmherzigen


weniger gut

Was ist böse?


Harmlos pink, so erscheint das Buchcover auf den ersten Blick. Doch das Pentagramm in der Mitte, das auf den Kopf gestellte Kreuz im Namen der Autorin und der leicht verwischte blutige Fingerabdruck deuten bereits an, dass es sich hier nicht um einen fröhlichen Jungmädchenroman handelt.

Harmlos beginnt auch der Roman um Sofia, die „Neue“ in der Adams High School in dem kleinen Ort Friends, Mississippi. Auf der Suche nach Freunden wird sie in die Clique der hübschen, von ihrer religiösen Bestimmung überzeugten Riley aufgenommen. Aber sie verbringt auch einen Teil ihrer Freizeit mit Brooklyn, Rileys Kontrahentin, und deren Freundeskreis. Schon bald jedoch wird sie in Rileys Plan, Brooklyn zu läutern und ihre Seele zu retten, einbezogen. Sie gerät in einen Strudel von Ereignissen, über die sie keinerlei Kontrolle hat. Erlebnisse aus ihrer eigenen Vergangenheit belasten sie zunehmend, Stück für Stück wird ein dunkles Geheimnis aufgerollt.

Zweifellos spannend geschrieben, in rasantem Tempo voller Action, ein Thriller. So gelingt es Danielle Vega, den Leser bis zum Ende der Geschichte in Atem zu halten.
Leider geraten die Charaktere eher oberflächlich und psychologische Hintergründe werden nur angerissen. Was tut eine neue Mitschülerin, um Anschluss zu finden? Wozu ist sie bereit?
Wenn die Autorin in ihrem Roman möglicherweise auch fragwürdige Methoden der Kirche anprangern wollte (wie den Exorzismus), gerät ihr Vorhaben jedoch zusehends ins Abseits; denn ein sehr hoher Prozentsatz des Geschehens besteht schlicht aus Gewalt. Der Thriller wird zur Horrorstory, die blutigen und brutalen Details von Verletzungen und Folter steigern sich. Die Grausamkeit und Unbarmherzigkeit, mit der die Mädchen zu Werke gehen, ist unvorstellbar. Ein echter „Schocker“!
Die Leseempfehlung für Jugendliche ab 14 Jahre empfinde ich aufgrund der hohen Brutalität als nicht gerechtfertigt.

Bewertung vom 27.08.2014
Eis
Lundberg, Ulla-Lena

Eis


ausgezeichnet

Leben und Tod auf den Schären



„Es gibt eine Tages- und eine Nachtseite, sie sind offen wie ein Buch und voller Heimlichkeiten … sind gut und boshaft. Nie bloß das eine oder das andere.“

Wer hier beschrieben wird, das sind die Bewohner der Örar, der in der Eiszeit geformten Inseln zwischen Finnland und Schweden, die so weit ab im Meer liegen, dass sie im Atlas nicht mehr verzeichnet sind.
Die Beschreibung der Autorin trifft allerdings genauso auf jeden von uns zu. Was mich an diesem Roman so gefesselt hat, ist Lundgrens Kunst, menschliche Eigenschaften und Handlungen wunderbar genau und liebevoll zu beobachten und auf sehr sensible Art zu erzählen.

Der junge Pfarrer Kummel, der in den Nachkriegsjahren auf diesen abgelegenen Inseln mit Ehefrau Mona und Töchterchen Sanna seine erste Stelle antritt, ist ein offener, einfühlsamer Mann, der sich mit dem ruhigen, eigenwilligen Menschenschlag der Schären arrangiert und gut auskommt. Mit Elan und voll Freude erarbeiten sich beide die Achtung der Einwohner: Mona als praktische, kluge Haus- und Bauersfrau, der Pfarrer in teilnehmender Gemeindearbeit und aktiver Hilfe bei der Landarbeit. Ein zweites Kind wird geboren, die Pfarrersleute haben sich eingerichtet in ihrem neuen Leben und sind zufrieden. Aber dann geschieht ein schreckliches Unglück.

Lundbergs Erzählton wirkt etwas spröde und sachlich, zurückhaltend, dem Wesen der Schärenbewohner angepasst. Gemächlich und ruhig entwickelt sich die Handlung, ähnlich dem Tagesablauf der Öraer, die in ihrem eigenen Rhythmus leben, dem Rhythmus, den ihnen die Jahreszeiten vorgeben. Die Existenz im Einklang mit der Natur ist hier überlebenswichtig; auf die Stimme der Natur zu hören, sich der Jahreszeit und dem Wetter anzupassen und auch den „uralten unsichtbaren Wesen“ die angemessene Achtung zu zollen.

Detailliert bekommt der Leser Einblick in die geheimsten Gedanken einzelner Bewohner, lernt ihre Zweifel und Kümmernisse kennen, aber auch liebevolle Betrachtungen, die keine der Personen je offen aussprechen würde.

Die Autorin hat keine Eile, lässt den Leser am Arbeitsalltag teilnehmen, der das Inselleben prägt. Der ruhige Erzählfluss zieht ihn unwiderstehlich mit sich. Lundgrens lebhafte Schilderungen lassen farbige Bilder im Leser entstehen; man hört förmlich die Wäsche im Wind auf der Leine knattern, sieht die Kühe zufrieden auf der Wiese wiederkäuen, riecht die kuhwarme Milch und das Heu - kann aber auch die unbarmherzige Kälte des nordischen Winters und die Konsistenz von Eis spüren.

Wenn man sich darauf einlässt, ist der Roman tatsächlich ein Genießen mit allen Sinnen!

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.08.2014
Das Jahr, nachdem die Welt stehen blieb
Furniss, Clare

Das Jahr, nachdem die Welt stehen blieb


ausgezeichnet

"In einem anderen Leben" ...



… war Pearls Dasein das eines ganz normalen Teenagers, der mitten in der Pubertät steckt.
Aber plötzlich hat ihre heile Welt aufgehört zu existieren; denn ihre Mutter ist ganz unerwartet an Schwangerschaftskomplikationen gestorben. Dennoch, die Welt um sie herum dreht sich weiter, das Baby überlebt.
Pearl ist überzeugt, dass ihr Stiefvater, der sich das Baby wünschte und sich nun hauptsächlich um seine Versorgung kümmern muss , Schuld am Tod der Mutter ist. Vor allem aber macht sie die "Ratte", wie sie ihre kleine Stiefschwester böse nennt, dafür verantwortlich und kann ihr nicht verzeihen.

Pearls Verzweiflung drückt sich hauptsächlich in Form von Wut der kleinen Schwester und dem Stiefvater gegenüber aus, Gesprächen ist sie nicht zugänglich. In ihrer Trauer kapselt sich die 15jährige immer mehr von der Außenwelt ab. Während sie sich zunehmend in sich selbst zurückzieht, trägt sie ihre Konflikte in Gesprächen mit ihrer toten Mutter aus, die sie so schmerzlich vermisst. Ein ganzes Jahr lang begleitet der Leser das Mädchen auf ihrem Weg durch die Wirren ihrer Trauer und leidet mit ihm. Wird Pearl zu ihrer Familie zurückfinden?

In einem angenehm natürlichen Stil schreibt Clare Furniss aus Pearls Sicht über zwei bedeutende Themen. Sehr einfühlsam und ehrlich wird einmal das Problem der „Patchwork“-Familie angesprochen, die Beziehung zwischen Pearl und ihrem Stiefvater. Ein anderes schwieriges Thema bezieht sich auf den Tod eines Familienmitglieds und die Bewältigung tiefer Trauer.
Pearl und auch die anderen Personen des Romans werden absolut authentisch wiedergegeben. Mit all ihren Schwächen aber auch liebenswerten Seiten wirken sie durchaus real und berühren den Leser.

Mein Fazit: ein sehr emotionaler Roman, der nicht nur für Jugendliche lesenswert ist!

Bewertung vom 24.07.2014
Glück gehabt! Zwölf Gründe, warum es uns überhaupt gibt, m. 1 Buch, m. 1 E-Book
Fritsche, Olaf

Glück gehabt! Zwölf Gründe, warum es uns überhaupt gibt, m. 1 Buch, m. 1 E-Book


ausgezeichnet

Nichts auf der Welt erscheint uns alltäglicher als unser 24-Stunden-Rhythmus: tagsüber von Licht und Wärme der Sonne zu profitieren und abends den Mond und die Sterne zu bewundern. Dabei ist es alles andere als selbstverständlich, ja, wir sind geradezu vom Glück begünstigt.

Warum ist das so? Warum gibt es überhaupt Menschen?
Fragen, die uns ins Grübeln bringen und deren Beantwortung uns oft genug Probleme bereitet.
Einem, dem die Erklärung aber gar nicht schwer fällt, ist Olaf Fritsche, Naturwissenschaftler und Journalist.
Er schafft es mit Leichtigkeit, hoch komplizierte Theorien in einem klaren und leicht verständlichen Stil auf einem Niveau zu erklären, bei dem jeder interessierte Laie problemlos die geschilderten Vorgänge nachvollziehen kann.
Mit Beispielen aus unserer Erfahrung und unserem Alltag erleichtert er das Verstehen. So lässt er etwa den kaum vorstellbaren Zeitraum von 13,8 Milliarden Jahren (vom Urknall bis zum heutigen Tag) „schrumpfen“, indem er sämtliche relevanten Fakten in den für uns gut fassbaren Zeitrahmen von einem Jahr einpasst.
In 12 Kapiteln, die wiederum übersichtlich gegliedert sind, erzählt der Autor die wichtigsten Ereignisse wie eine spannende Geschichte, von der Entstehung des Universums bis hin zum Auftauchen des modernen Menschen. Unterhaltung und Wissenschaft halten sich dabei die Waage. Es gelingt Fritsche lehrreich zu schreiben, ohne belehrend zu wirken.

Der Text bietet ein erfrischendes Miteinander von Theorie und Lebenswirklichkeit: interessante Anekdoten aus dem Leben berühmter Wissenschaftler werden eingeflochten, und bodenständige Beispiele aus unserem Alltag geben dem Leser das Gefühl, nach Ausflügen in wissenschaftliche Themen wieder „geerdet“ zu werden. Grafiken verdeutlichen Fritsches Erklärungen zusätzlich.
Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Im Anschluss an jedes Kapitel lockert ein Cartoon zum jeweiligen Thema den Text auf.
Für die Leser, die neugierig geworden sind und mehr erfahren möchten, ergänzt Fritsche die Kapitel um ausgewählte Literatur, die er ebenfalls kommentiert.

Gewissermaßen mit einem Augenzwinkern erklärt uns Fritsche, warum wir auf der Erde existieren können und erinnert uns daran, wieviel Glück wir doch dabei gehabt haben.
Aber Glück ist keine Konstante. Der Autor kritisiert daher auch die unbekümmerte Art, in der wir Menschen mit unserer Umwelt umgehen. Womöglich riskieren wir, dass unser Glück sich eines Tages von uns abkehrt!

Bewertung vom 20.07.2014
Die Nacht, in der ich supercool wurde / Martin und Karli Bd.2
Kliebenstein, Juma

Die Nacht, in der ich supercool wurde / Martin und Karli Bd.2


ausgezeichnet

"Fehler sind nichts Falsches"



Das ist eine der wichtigsten Botschaften dieses schwungvoll geschriebenen Kinderbuches.
Wer Martin, den Erzähler dieser Geschichte, bereits aus dem ersten Band („Der Tag, an dem ich cool wurde“) kennt, weiß, dass er seit seinem Schulwechsel auf das Gymnasium mit vielen Problemen zu kämpfen hat.
Die „Fab Five“, eine Clique aus seiner Klasse, bereiten ihm und seinem Freund Karli auch in der 7. Klasse noch Schwierigkeiten. Außerdem setzt die komplizierte Phase der Pubertät ein, neue Unsicherheiten kommen hinzu. Für einen Jungen wie Martin, dessen Selbstbewusstsein noch sehr schwankt, ist das eine Achterbahnfahrt - bis er die Musik für sich entdeckt. Gemeinsam mit Karli beschließt er, eine Rock-Band zu gründen mit dem Ziel, am Wettbewerb zur neuen Schulband teilzunehmen. Zielstrebig nimmt er Schlagzeugunterricht und findet andere „Freaks“, gleichgesinnte musikbegeisterte Jungen, die sich Karli und ihm anschließen. Doch trotz ihres fleißigen, intensiven Probens scheint das Aus bevorzustehen: Karli, der begabte Sänger, ist im Stimmbruch!

Sensibel und wiederum humorvoll lässt Juma Kliebenstein ihren Protagonisten in mehreren „Tracks“ von seinen Erlebnissen berichten. Sehr lebendig, offen und selbstkritisch berichtet er in Teenager-Sprache von seinen Zukunftsträumen und Hoffnungen, von Freundschaft und Verliebtsein, aber auch von Erfolgen und Misserfolgen, die ihn prägen.

Ebenso dynamisch sind die ausdrucksstarken Illustrationen von Alexander Bux. Eindrucksvoll begleiten und ergänzen sie den Text.

Die optimistischen Töne in Martins Geschichte machen jungen Lesern, die sich mit ähnlichen Problemen plagen, Mut; ermuntern sie, auch nach Fehlern und Fehlschlägen nicht aufzugeben; sich in ihrem Selbstvertrauen nicht beeinträchtigen zu lassen. Oder wie es die „Freaks“ formulieren:

„Es gibt nichts, nichts, nichts
Was dich besser macht als mich
Denn auch du hast deine Fehler
Deine Fehler, so wie ich“.

Bewertung vom 18.07.2014
Die Rache des Chamäleons
Edwardson, Åke

Die Rache des Chamäleons


ausgezeichnet

Gefährliche Geheimnisse


Mysteriöse Kisten werden an einem Strand im Süden Europas abgeliefert und in Eile fortgebracht, aber etwas läuft schief: ein grelles Licht, ein Schrei. Was ist passiert?

Bereits ganz zu Anfang der Geschichte wird deutlich, dass Peter Mattéus, Manager einer Werbeagentur in Schweden, ein dunkles Vorleben hat, das auch seine Frau nicht kennt. Doch nun holt ihn seine Vergangenheit ein, Stück für Stück, in Gestalt ehemaliger Freunde und früherer Aktionen der ETA.

Edwardson schildert aus der Sicht seines Protagonisten, psychologisch geschickt aufbereitet, wie sehr dieser tatsächlich in alte Machenschaften verstrickt und wie verwundbar er ist.
Peters Wesen hat etwas Distanziertes, das seine Mitmenschen auf Abstand hält und eine Identifikation mit seiner Person sehr schwer macht. Aber die ist vermutlich auch gar nicht beabsichtigt, es entspricht eher Peters Natur, nicht mehr als nötig von sich selbst preis zu geben. Denn wer steckt tatsächlich hinter Peters Identität?

Immer wieder unterbricht der Autor den gegenwärtigen Verlauf, um die Handlung durch Rückblenden zu verdeutlichen. Flüssig und sehr spannend geschrieben, nimmt der Krimi unerwartete Wendungen und es gelingt Edwardson spielend, den Leser bis zum Schluss in Atem zu halten. Dennoch bleiben rätselhafte Andeutungen, Lücken in der Vergangenheit. Wer ist Freund, wer ist Feind? Ergreift das „Chamäleon“ die Initiative?

Jeder, der bereits Bücher von Edwardson kennt, weiß, dass seine Romane recht anspruchsvoll sind. Auch das „Chamäleon“ ist eine Lektüre, die das Mitdenken des Lesers erfordert. Aber gerade das macht sie ja so interessant…

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.07.2014
Minnesota Winter
Radinger, Elli H.

Minnesota Winter


sehr gut

Sehnsucht


"Die Wildnis ist nicht ein Ort, den wir besuchen - sie ist unsere Heimat" (Gary Snyder).

So empfindet der Aussteiger Greg sein abgeschiedenes Dasein in den Wäldern Nord Minnesotas. Und ebenso fühlt sich Elli Radinger, die Autorin dieses autobiographischen Romans, zu Greg und seiner Lebensweise in der Wildnis hingezogen.
Schon nach kurzer Zeit des Kennenlernens zieht sie zu ihm in die Cabin, um mit ihm sein Leben zu teilen.

Sehr offen und ehrlich und mit einem Schuss Humor schildert sie ihre Erlebnisse mit Greg: die romantischen Seiten des abgeschiedenen Lebens in der Wildnis mit ihm, aber auch die Probleme, die sich in ihrer Beziehung ergeben.
Denn sehr bald wird ihr klar, wie groß der Verzicht auf viele Annehmlichkeiten der Zivilisation ist und welche Entbehrungen sie auf sich nehmen muss. Ihre innere Zerrissenheit ist für den Leser durchaus nachfühlbar; das Überleben in den Wäldern erweist sich als äußerst beschwerlich und hart, aber es beschert ihr auch zahlreiche schöne, neue Erfahrungen und das Gefühl, im Einklang mit der Natur zu sein. Aber wie gut kennt sie Greg wirklich? Was muss sie für ihre Liebe aufgeben?

In ihren farbigen, bildhaften Beschreibungen führt die Autorin den Leser in die stille, unberührte Landschaft Nordamerikas und lässt ihn teilhaben an ihren eindrucksvollen Beobachtungen der Tierwelt. In jeder Zeile des Buches spürt man ihre Liebe zur Natur und den wilden Tieren.
Radingers Roman ist mehr als eine Liebesgeschichte. Er erzählt von der Suche nach einem erfüllten, intensiven Leben in Harmonie mit der Natur und es gelingt ihm, auch im Leser eine gewisse Sehnsucht zu wecken ...

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.07.2014
Windermere Grove
Neumann, Gerda M.

Windermere Grove


sehr gut

Who´s done it?



Alte Landhäuser aus Naturstein im parkähnlichen Gelände, unter einem bedrohlich dunkel blau-grauen Himmel: schon das Buchcover stimmt den Leser auf einen mysteriösen englischen Krimi ein.
Und geheimnisvoll wird es!
Who´s done it? Undercover soll die Journalistin Olivia Lawrence den brutalen Mord an der liebenswerten, allseits geachteten Arztgattin Charlotte Hewitt aufklären, für den es scheinbar kein Motiv gibt. Es gilt Pierre Hobart, den einzigen Verdächtigen, zu entlasten und aus der Untersuchungshaft zu befreien. Pierre, der eigentlich in Afrika lebt, ist während eines Besuches bei seinem Onkel auf dem englischen Landsitz in Windermere Grove in diese prekäre Lage geraten. Auf der Suche nach dem wahren Mörder ist Olivia ganz Gentlewoman; sie wahrt die englischen Traditionen, achtet stets auf Höflichkeit und tritt den Einwohnern des Ortes - ganz gleich welcher Gesellschaftsschicht sie angehören - mit Respekt gegenüber. Klug und einfühlsam zieht sie ihre Schlussfolgerungen, wobei ihr guter Freund Leonard sie zeitweilig in ihren Bemühungen unterstützt und berät.

Während Olivias Reise in das idyllische Örtchen Windermere Grove in der Grafschaft Norfolk und ihr Zusammentreffen mit den unterschiedlichen Dorfbewohnern wird der Leser mit vielen bekannten englischen Traditionen konfrontiert: so erleben wir die sprichwörtliche Gastfreundschaft, aber auch das Zurückziehen ins Private „My home is my castle“.
All das schildert die Autorin im klassisch-englischen Krimistil. Ihre ruhige, gepflegte Sprache und die farbigen Beschreibungen von der weiten, offenen Landschaft und ihren Bewohnern geben einen authentischen Eindruck des typisch Englischen wieder.

Obwohl nur wenig „Action“ stattfindet und der Fall auf intelligente Weise in Gesprächen und Überlegungen erörtert wird, ist die Geschichte dennoch sehr spannend erzählt und bleibt es auch bis zum Schluss.
Immer wieder wird der Leser zwischen den Zeilen aufgefordert mitzudenken und mitzuraten. Wer war es? Ein wirklich lesenswerter Krimi!