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leseratte1310
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Niederrhein
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Bewertungen

Insgesamt 3486 Bewertungen
Bewertung vom 21.03.2022
Unser kostbares Leben
Fuchs, Katharina

Unser kostbares Leben


gut

Dieser Roman beginnt im Jahr 1972 in Mainheim. Wir lernen dabei die Freundinnen Minka und Caro kennen, ihren Klassenkameraden Guy und das vietnamesische Waisenkind Claire. Doch in dem kleinen Ort geschehen Dinge, die nicht in Ordnung sind.
Ich habe auch die anderen Bücher der Autorin Katharina Fuchs gelesen, die mir gut gefallen haben. Doch dieses Mal schafft es die Autorin nicht, mich zu packen. Ich fand, dass die Geschichte mit Themen überfrachtet war. Hinzu kamen die häufig wechselnden Perspektiven, die es mir nicht leicht gemacht haben. Der Schreibstil ist detailliert, fast schon ausschweifend.
Die Freunde wachsen in einem kleinen Ort auf, wo eine Chemiefabrik Arbeitsplätze schafft, aber auch das Wasser im Fluss verschmutzt und wo Tierversuche durchgeführt werden. Aber auch im Kinderheim, in dem Claire zunächst unterkommt, werden Medikamente an Kindern ausprobiert. Die Mädchen freunden sich an und wollen etwas gegen das alles unternehmen. Dieses Engagement hat mir einerseits gefallen, aber ich fand es nicht so realistisch, dass sie in jener Zeit in dem Alter überhaupt so wussten, was vor sich geht, denn ich kann mich noch gut erinnern, wie es damals so war.
Zu den Protagonistinnen konnte ich keine richtige Nähe aufbauen. Für mich blieben sie recht farblos und ihre Geschichten, verliefen auch größtenteils nebeneinander her.
Es ist eigentlich ganz interessant, in die Vergangenheit einzutauchen und sich zu erinnern, doch dieses Mal hat mich die Autorin nicht packen können

Bewertung vom 19.03.2022
Wo die Wölfe sind (eBook, ePUB)
McConaghy, Charlotte

Wo die Wölfe sind (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Nachdem mich die Autorin Charlotte McConaghy mit ihrem Roman „Zugvögel“ begeistert hatte, wollte ich auch diesen Roman lesen, auch wenn ich das Thema schwierig finde. Auch in unserer Gegend sind schon wieder Wölfe gesichtet worden und ich kann verstehen, wenn Menschen Angst haben oder wenn sich Landwirte und Tierzüchter um ihre Tiere sorgen. Natürlich hat der Wolf seine Daseinsberechtigung, aber in dichtbesiedelten Gebieten ist er auch ein Problem.
Der Schreibstil der Autorin ist bildgewaltig und einfühlsam. Es ist schwierig, der Natur ihren Raum zu lassen, wenn menschliche Interessen dagegenstehen. Charlotte McConaghy versucht beide Seiten zu beleuchten.
In diesem Roman geht es um die Wolfsbiologin Inti Flynn, die Schmerzen bei anderen Lebewesen körperlich nachempfinden kann (Mirror-Touch-Synästhesie). Sie hat in ihrer Vergangenheit auch schon Schlimmes erlebt und sich daher zurückgezogen. Mit ihrer Zwillingsschwester Aggie, die sie unterstützt, lebt sie zusammen. Inti will mit einem Team von Wissenschaftlern in den schottischen Highlands wieder Wölfe ansiedeln, um die zerstörte Landschaft zu retten. Sie will die Menschen in der Gegend überzeugen, doch die sind nicht begeistert und als ein Farmer mit eindeutigen Verletzungen tot aufgefunden wird, beginnt eine Hetzjagd. Bei ihrer Arbeit erkennt Inti mehr und mehr die individuellen Züge der einzelnen Wölfe und verliert die Distanz zu ihnen, welche sie als Wissenschaftlerin behalten wollte. Man kann ihre innere Zerrissenheit spüren.
Wie wird das Projekt weitegehen? Wird Inti wieder menschliche Nähe zulassen können?
Es ist eine Geschichte, die einen zum Nachdenken bringt. Wie viel Raum wollen wir der Natur überlassen? Wieviel müssen wir ihr geben, damit wir selbst leben können? Können wir es uns überhaupt leisten, die Natur erbarmungslos auszubeuten?
Es ist ein großartiger und lesenswerter Roman.

Bewertung vom 18.03.2022
Dschinns
Aydemir, Fatma

Dschinns


ausgezeichnet

All die Jahre hat Hüseyin Yilmaz daraufhin gearbeitet, dass er seiner Familie etwas bieten konnte. Das war nicht einfach für ihn, denn in der Türkei reichte das Geld kaum. Also ist er als Gastarbeiter nach Deutschland gegangen und hat malocht und ständig Geld zurückgelegt für später. Doch nun steht die Rente bevor und er hat sich eine Eigentumswohnung in Istanbul geleistet. Er ist zunächst alleine nach Istanbul gekommen, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist. Doch dann stirbt er gleich am ersten Tag in der neuen Wohnung am Herzinfarkt. Die Familie kommt zusammen, um ihn zu Grabe zu tragen. Doch jeder von ihnen hat seine eigenen Probleme, Verletzungen und Träume.
Fatma Aydemirs Roman „Dschinns“ ist so ganz anders, als ich es erwartet habe. Wir erleben mit, wie glücklich Hüseyin ist, aber nur für einen Moment, denn dann stirbt er auch schon. Die Familie will den Toten gemeinsam beerdigen, doch Sevda vermasst mit ihren Kindern den Flug und Hakan wird auf seiner Anreise aufgehalten. Peri und Ümit müssen erleben, wie ihre Mutter vor lauter Trauer nicht mehr ansprechbar ist.
Jedem Familienmitglied ist ein Abschnitt gewidmet. Die Kinder Ümit, Sevda, Peri und Hakan sind sehr unterschiedlich. Sevda ist bei den Großeltern in der Türkei aufgewachsen und kam erst als Jugendliche nach Deutschland. Sie wurde von der Mutter in eine Rolle gedrängt, die nicht die war, die sie sich erträumt hat. Ihre jüngere Schwester Peri hatte viel mehr Freiheiten, sie studiert und ist immer noch auf der Suche – nach was, weiß sie wohl selbst nicht so genau. Hakan wollte seinen Vater nicht enttäuschen, aber er wollte auch nicht so werden wie er. Er hat zwar Träume, doch überall sieht er Schwierigkeiten, die ihn hemmen. Der jüngste Sohn Ümit muss seine sexuelle Orientierung verbergen. Am Ende erfahren wir, was Emine zu der Frau gemacht hat, die sie ist.
Es ist eine bewegende und erschütternde Geschichte. In der Familie ist jeder für sich alleine. Man erfüllt Erwartungen und ist unglücklich. Da ist eine Sprachlosigkeit in der Familie, die keinem guttut.
Ich konnte miterleben, wie es sich anfühlt, zwischen den Kulturen zu leben, nirgendwo wirklich zu Hause zu sein. Wie kann man sich unter solchen Umständen selber finden?
Ein wirklich lesenswerter Roman, der mich sehr beeindruckt hat.

Bewertung vom 18.03.2022
Hafenmörder (eBook, ePUB)
Elbern, Christoph

Hafenmörder (eBook, ePUB)


sehr gut

Im Hamburger Hafengebiet werden 1904 werden mehrere Morde an gut situierten Männern verübt. Alle hatten ein Zeichen in die Stirn geritzt. Da es bei einem der Toten Anzeichen von Cholera gibt, zieht Kriminalassistent Martin Bucher seinen Freund Carl-Jakob Melcher hinzu, der Bakteriologe am Hamburger Tropeninstitut ist. Gemeinsam stürzen sich die freunde in die Ermittlungen, die sie sowohl in Hamburger Villen führt, aber auch in die unschönen Ecken von Hamburg.
Ich mag historische Romane und auch historische Krimis. Dieser Hamburger Krimi wird aus der Sicht von Carl-Jakob Melcher erzählt. Es dauert eine ganze Weile bis es spannend wurde, dennoch wurde ich nicht enttäuscht, denn die Atmosphäre im damaligen Hamburg, die politischen Hintergründe sowie die Arbeit am Tropeninstitut wurden sehr authentisch beschrieben und sind entsprechend interessant. Der Schreibstil lässt sich gut und flüssig lesen.
Carl Jakob Melcher ist ein sympathischer junger Mann, der von seinem Onkel und seiner Tante aufgenommen wurde, als er die Stellung am Tropeninstitut bekam. Aber auch Martin Bucher mochte ich, der ehrgeizig ist und auch unkonventionell vorgeht, um die Fälle zu klären. Die Freunde ergänzen sich gut und bringen sich mit ihren Ermittlungen aber auch in Gefahr. Auch die anderen Charaktere wurden gut dargestellt.
Mir hat es gut gefallen, in die damalige Zeit in meiner Lieblingsstadt Hamburg einzutauchen. Bei den Ermittlungen gab es auch immer mal wieder unerwartete Wendungen. Am Ende klärt sich alles schlüssig auf.
Ich würde dieses Ermittler-Duo gerne noch bei weiteren Fällen begleiten, denn mir hat dieser historische Krimi gut gefallen.

Bewertung vom 17.03.2022
Ostfriesischer Hass. Ostfrieslandkrimi (eBook, ePUB)
Kriminalinski, Andreas

Ostfriesischer Hass. Ostfrieslandkrimi (eBook, ePUB)


sehr gut

Der Wettkampf im Boßeln steht bevor und Johann Hagena will mit seinen Kollegen aus Pewsum den Oldenburgern zeigen, dass sie die Besseren sind. Doch bevor der Wettkampf starten kann, wird Hagena in seinem Büro tot aufgefunden. Er wurde mit seiner eigenen Boßelkugel aus Pockholz brutal erschlagen. Auf dem Boden ist noch ein „F“ zu sehen, mit dem der Tote anscheinend noch einen Hinweis auf den Täter geben wollte. Das macht es den Ermittlern aber auch nicht leichter, denn zufällig gibt es da einige Tatverdächtige, deren Vor- oder Nachname mit dem Buchstaben beginnt.
Dies ist bereits der sechste Band aus der „Krummhörn-Cops“-Reihe, für mich allerdings der erste. Der Autor schreibt humorvoll und dennoch spannend.
Die „Krummhörn-Cops“, das sind Polizeihauptkommissar Ferdi Morthorst und sein Kollege Kalle Petersen. Die beiden sind sehr unterschiedlich, aber ergänzen sich gut. Sie haben oft einen lockeren Spruch drauf, nehmen ihren Job aber ernst. Doch dieses Mal haben sie es mit reichlich Verdächtigen zu tun. Um Hagenas Ehe stand es nicht zum Besten und mit dem Autohändler Otto Cohrs, genannt Flamingo, lag er auch im Clinch. Doch auch die Kollegen Aiko Eilers, Harda Freese und Fenna Tiemens haben ihre Probleme mit dem arroganten und unkollegialen Vorgesetzten. Eilers sollte eigentlich die Versicherungsagentur in Pewsum leiten, doch dann wurde ihm in der Zentrale gut vernetzte Hagena vor die Nase gesetzt. Als wenn das nicht schon schlimm genug wäre, reibt das Aiko auch seine Mutter, bei der er nach der Trennung untergekrochen ist, ständig unter die Nase. Toll fand ich auch Oma Schwidden, die ihre eigene Soko bildet, um Struppi zu finden. Sie ist clever und weiß Leute einzuspannen, dabei ist sie aber auch aufmerksam und bemerkt, dass bei ihrem Nachbarn etwas nicht stimmt.
Auch wenn ich sehr früh wusste, wer den unsympathischen Hagena erboßelt hatte, so hat mich dieser Krimi doch sehr unterhalten.
Ein spannender und unterhaltsamer Ostfrieslandkrimi.

Bewertung vom 16.03.2022
Schallplattensommer
Bronsky, Alina

Schallplattensommer


ausgezeichnet

Maserati hilft ihrer Oma und bedient die Gäste, während die Oma in der Küche werkelt. Aufmerksamkeit ist das letzte, was Maserati will. Sie redet nicht viel und zählt die Tage bis zu ihrer Volljährigkeit. Doch dann sitzt eine Familie im Gastraum, die das Haus am Ende der Hauptstraße gekauft haben. Maserati will keine Aufmerksamkeit, doch sie ist das einzige Mädchen im Umkreis von dreizehn Kilometern und so ergibt sich doch, dass sie Kontakt zu den Jungen Caspar und Theo bekommt. Caspar sitzt allmorgendlich auf den Steg am See, wo Maserati früh morgens – wenn noch keine Touristen da sind – schwimmt. Als Theo sie auf ein Schallplattencover anspricht, ist das Maserati sehr unangenehm, denn sie möchte nichts von sich preisgeben. Dennoch gerät sie zunehmend in ein Gefühlschaos
Alina Bronsky hat einen tollen Schreibstil, der mich immer wieder begeistert.
Wer aufgrund des Covers eine leichte Sommer-Liebesgeschichte erwartet, wird wahrscheinlich enttäuscht sein, denn die Geschichte ist sehr tiefgründig.
Maserati hat eine Verantwortung auf sich geladen, die für ein Mädchen in ihrem Alter kaum zu tragen ist. Doch sie möchte, dass es ihrer Großmutter gutgeht. Was sie auf keinen Fall will, dass an der Vergangenheit gerührt wird, denn das macht es ihr schwer und ihrer Großmutter. Sie nimmt sogar in Kauf, dass sie die Schule nicht mehr besuchen kann, obwohl ihr dort alles leichtgefallen ist. Caspar und Theo stellen Fragen, die Maserati nicht beantworten will. Dabei haben auch die beiden Jungen ihre Probleme und Verletzungen. Doch was früher geschehen ist, kommt erst so nach und nach heraus. Dass Gefühle ins Spiel kommen, macht alles nicht leichter.
Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen.

Bewertung vom 15.03.2022
Die Frauen vom Inselsalon / Norderney-Saga Bd.1 (eBook, ePUB)
Lott, Sylvia

Die Frauen vom Inselsalon / Norderney-Saga Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der Friseursalon Fisser auf Norderney ist sehr beliebt und selbst prominente Urlauber kommen gerne zu den Fissers. Die Fischertochter Frieda Dirks würde zu gerne in dem Salon arbeiten und ist überglücklich, als sie eine Zusage bekommt. Dort lernt sie auch den charmanten Joseph Graf Ritz zu Gartenstein kennen. Doch Die Familie des Grafen ist verarmt und so muss er unbedingt eine gute Partie machen. Frieda muss eine folgenreiche Entscheidung treffen. Die Berlinerin Margarete-Viktoria Lehmann, genannt Grete, ist mit ihrer Familie auf Norderney, um etwas gegen ihre Ekzeme und den Husten zu tun. Sie freundet sich mit Frieda an und will auf Norderney eine Ausbildung machen, was ihren Eltern nicht gefällt. Doch Grete ist entschlossen, ihren weg zu gehen, vor allem weil da auch noch der junge Arzt Max Lubinus ist, der ihr zuredet. Jahre später bricht der Erste Weltkrieg aus und die Männer werden eingezogen. Sie glauben, dass der Spuk bald vorbei ist und sie Weihnachten zurück sind. Welche ein Irrtum!
Dies ist er erste Band aus der Reihe „Die Norderney Saga“ von Sylvia Lott. Mich hat diese Geschichte von Anfang an gepackt. Die Inselatmosphäre ist wunderbar eingefangen und auch die historischen Umstände sind gut beschrieben. Interessant fand ich vor allem die Reformbestrebungen. Der Schreibstil lässt sich sehr angenehm lesen.
Die Freundinnen Frieda und Grete kommen aus sehr unterschiedlichen Schichten. Frieda hat es nicht leicht und muss schon früh mitarbeiten, damit ihre Familie ein Auskommen hat. Dagegen kommt Grete aus wohlhabenden Verhältnissen und soll eine gute Partie machen, doch ihr von Ekzemen entstelltes Gesicht und ihr Husten machen ihr zu schaffen. Ich mochte diese beiden jungen Frauen von Anfang an. Sie sind stark und gehen ihren Weg, auch wenn es nicht einfach ist. Man kann gut mitverfolgen, wie sie sich mit der Zeit weiterentwickeln. Aber auch die anderen Charaktere sind individuell und lebendig dargestellt.
Es ist schade, dass es nun eine Weile dauert, bis ich miterleben kann, wie es weitergeht.
Mit hat dieser Roman sehr gut gefallen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.03.2022
Stürzen Liegen Stehen
McGregor, Jon

Stürzen Liegen Stehen


ausgezeichnet

Drei Männer wollen in der Antarktis nur ein paar besondere Fotos machen. Doch die Antarktis ist unberechenbar und es kommt zu einer Katastrophe. Die drei werden getrennt und verlieren im dichten Schneetreiben den Sichtkontakt und auch der Funk fällt immer wieder aus. Der Stationsleiter Robert Wright schafft es zurück zur Station, aber er reagiert nicht auf die Funksprüche von Luke und Thomas und setzt auch keinen Hilferuf zur Basisstation ab. Robert wird gerettet, doch er ist nicht mehr der Alte. Er kann sich auch nicht verständlich machen. Was ist da in der Antarktis geschehen?
Ich war mir aufgrund des Klappentextes nicht ganz sicher, was mich bei diesem Roman erwarten würde. Doch ich hatte auf einen Abenteuerroman getippt, denn die Antarktis ist ein ganz besonderer Erdteil, der es den dort Beschäftigten bestimmt nicht leicht macht. Doch dann geschieht etwas, dass dem Roman eine ganz neue Richtung gibt. Auch wenn meine Erwartungen sich nur teilweise erfüllt haben, so hat mich dieser Roman doch überzeugt. Die Sprache ist einfach grandios. Dem Autor Jon McGregor ist es zudem hervorragend gelungen, nicht nur die schwierigen Bedingungen in der Antarktis darzustellen, sondern auch die unterschiedlichen Probleme von Robert und seiner Frau Anna nach der Rückkehr aus der Antarktis. Ausdrücklich erwähnen möchte ich aber auch die geniale Übersetzung von Anke Caroline Burger.
Robert hat langjährige Erfahrung mit dem Leben in der Antarktis, denn immer wieder hat es ihn dorthin gezogen. Daher fühlt er sich verantwortlich für das, was geschehen ist, denn er hätte es besser wissen müssen. Als er zurück zur Station kommt, ist er nicht mehr er selbst. Er wird gerettet, doch ihm steht ein langer Kampf bevor, bei dem er auf die Hilfe seiner Frau Anna angewiesen ist. Viele Jahr hat Anna ihr Leben eigenverantwortlich gestaltet, da ihr Mann nur sporadisch zu Hause war. Sie hat die Kinder großgezogen, Haus und Garten in Ordnung gehalten und hat sich einen Namen als Wissenschaftlerin gemacht. Doch das soll sich nun alles ändern und sie muss Robert pflegen. Damit ist sie total überfordert, denn ihr bleibt keine Minute zum Verschnaufen. Robert dagegen kämpft für seine Rückkehr ins Leben. Er hat nicht nur motorische Probleme, sondern kann sich auch kaum verständlich machen. Dass nicht alles immer so geht, wie er es möchte, macht ihn oft verzweifelt und wütend.
Mich hat dieser außergewöhnliche und tiefgründige Roman total beeindruckt. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 13.03.2022
Boy meets Girl (eBook, ePUB)
Holbe, Julia

Boy meets Girl (eBook, ePUB)


sehr gut

Nora ist Anfang fünfzig und erfolgreiche Paartherapeutin. Sie berät nicht nur Menschen, die in einer Krise stecken, sondern ist auch als Autorin zu dem Thema erfolgreich. Eigentlich sollte sie es also wissen, doch in ihrer eigenen Ehe läuft nicht also so, wie man es sich in einer glücklichen Beziehung vorstellt. Als sie dann einen fremden Slip in der Reisetasche ihres Mannes findet, ist der Punkt erreicht, an dem sie sich eingestehen muss, dass ihre Ehe am Ende ist. Sie will Veränderungen in Ihrem Leben und sich endlich frei fühlen. Als sie einem jungen Mann begegnet und einem alten Freund von früher, muss sie sich entscheiden, was sie wirklich will.
Diese Geschichte wird aus der Sicht von Nora erzählt und so ist man sehr nahe an der Protagonistin dran. Sie ist irgendwie betriebsblind, denn sie berät erfolgreiche Paare und übersieht in ihrer eigenen Beziehung, was dort nicht in Ordnung ist. Es braucht den berühmten Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt, damit sie den ersten Schritt in ein neues zufriedenstellendes Leben macht. Dabei können wir ihre Gefühle gut verfolgen, denn natürlich plagen auch sie Ängste und Zweifel. Die Gespräche mit ihrer Freundin Lou helfen ihr, sich klarzumachen, was sie will. Nicht immer konnte ich Noras Gedanken und Handlungen nachvollziehen.
Es ist ein tiefgründiger Roman über das Leben, Beziehungen und Schritte, die der Anfang zu einem neuen Leben sind.

Bewertung vom 12.03.2022
Für diesen Sommer
Klönne, Gisa

Für diesen Sommer


ausgezeichnet

Franziska hatte früher immer eine ganz besondere Beziehung zu ihrem Vater. Doch dann zerbrach etwas und sie ist lange nicht mehr nach Hause gekommen. Nun ist sie Mitte 50 und steht vor der Tür ihres Elternhauses, um ihren Vater, der nun alleine und alt ist und Hilfe braucht, zu unterstützen. Ihr Leben ist auch nicht immer so verlaufen, wie sie sich das erträumt hatte. Widerstrebend lassen sie sich auf das erzwungene Zusammensein ein. Es bleibt nicht aus, dass alte Wunden aufbrechen und Unausgesprochenes zwischen ihnen steht. Daneben gibt es aber auch die Erinnerungen an frühere glückliche Tage.
Dies ist mein erstes Buch der Autorin Gisa Klönne, aber sicherlich nicht mein letztes. Das Cover lässt auf eine leichte Sommerlektüre schließen, doch seicht ist diese Geschichte kein bisschen. Der Schreibstil ist nicht einfach zu lesen und erfordert Aufmerksamkeit, da zwischen den Perspektiven und Zeiten hin und her gesprungen wird.
Im Gegensatz zu ihrer ehrgeizigen und immer funktionierenden Schwester Monika war Franziska immer ein rebellischer Typ. Als sie sich einer Gruppe Naturschützer anschließt, findet sie in der Familie wenig Verständnis, und so verlässt sie nicht einmal volljährig ihr Elternhaus. Auch jetzt noch findet Franziska nicht die Ruhe und den Frieden, den sie sich erhofft. Selbst Yoga hilft ihr nichts. Nun also soll sie sich um ihren Vater kümmern und den Umbau seines Hauses überwachen, da ihre Schwester derzeit dazu nicht in der Lage ist. Doch ihr Vater Heinrich macht es ihr nicht leicht, denn er weiß, dass er alleine nicht mehr zurechtkommt, kann es aber auch nicht wirklich akzeptieren. Außerdem stehen ihnen die alten Konflikte im Weg. Werden sie diese überwinden können? Und welche Rolle spielte ihre Mutter Johanne dabei?
Es ist eine berührende und sehr tiefgründige Familiengeschichte, die nach und nach die Vergangenheit und Traumata, das Unausgesprochene und die Missverständnisse hervorholt. Nicht einfach zu lesen, aber sehr packend.