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wampy
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Issum

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Insgesamt 501 Bewertungen
Bewertung vom 22.06.2019
Die Nickel Boys
Whitehead, Colson

Die Nickel Boys


ausgezeichnet

Elwood - ein unfreiwilliger Held

„Die Nickel Boys“ ist ein Roman von Colson Whitehead, der 2019 im Carl Hanser Verlag in der Übersetzung von Henning Ahrens erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet „The Nickel Boys“ und ist 2019 erschienen. Die ungekürzte Hörfassung wird von Torben Kessler gelesen und ist 2019 bei Hörbuch Hamburg erschienen.

Zum Autor:
Colson Whitehead, 1969 in New York geboren, studierte an der Harvard University und arbeitete für die New York Times, Harper’s und Granta. Er gehört zu den wichtigsten Autoren der neuen amerikanischen Literatur. Seine zahlreichen Veröffentlichungen wurden hochgelobt, für seinen Roman Underground Railroad erhielt er 2016 den National Book Award und 2017 den Pulitzer-Preis. Heute lebt Whitehead in Brooklyn.

Klappentext:
Florida, Anfang der 1960er-Jahre. Der sechzehnjährige Elwood lebt mit seiner Großmutter im schwarzen Ghetto von Tallahassee und ist ein Bewunderer Martin Luther Kings. Als er einen Platz am College bekommt, scheint sein Traum von gesellschaftlicher Veränderung in Erfüllung zu gehen. Doch durch einen Zufall gerät er in ein gestohlenes Auto und wird ohne gerechtes Verfahren in die Besserungsanstalt Nickel Academy gesperrt. Dort werden die Jungen missbraucht, gepeinigt und ausgenutzt. Elwood freundet sich mit dem angepassten Turner an und will ihn überzeugen, gegen die Zustände zu kämpfen. Doch das ist lebensgefährlich.

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich durch seine ruhige Art Unfassbares zu schildern überzeugt. Elwood ist jung, intelligent und von den Ideen Martin Luther Kings fasziniert. Seine Großmutter hat ihn geprägt und ihn zu bedachtsamen Handeln erzogen. Ohne etwas falsch gemacht zu haben, findet er sich in der Besserungsanstalt Nickel Akademie wieder. Schon der Weg dorthin ist darauf ausgelegt, ihn zu brechen. Stundenlang wird er angekettet im Auto transportiert. Dort angekommen erfolgt die Aufteilung nach der Hautfarbe. Die Zustände bei den Weißen sind schon schlimm, aber noch immer weitaus besser als im anderen Teil. Ein Versuch, einen Streit zu schlichten, bringt Elwood in höchste Not. Er wird gnadenlos ausgepeitscht und überlebt nur knapp. Danach wird er zum Beobachter. Er schildert das Leben in der Anstalt einfach so wie es ist. Wer sich angepasst verhält, kommt relativ ungeschoren davon, aber Fehlverhalten oder gar Widerstand führt zur Öffnung weiterer Höllentüren. Dabei ist die Anstalt in der Öffentlichkeit hoch angesehen. Vor allem im direkten Umfeld profitieren viele Bewohner des nächsten Ortes von Unregelmäßigkeiten in der Anstalt.
Fast emotionslos beschreibt der Autor die unmenschlichen Zustände in der Anstalt. Das System der Unterdrückung funktioniert wie eine gut geölte Maschine, weil alle mitmachen. Den Insassen wird jede Hoffnung genommen und doch keimt ein zartes Pflänzchen des Widerstands, weil Elwood mit seinem unbändigen Willen alles dokumentiert, was er erlebt.
Die schlichte Beschreibung der Erfahrungen des Elwood Curtis, der eigentlich nie etwas falsch gemacht hat, wirkt auf Dauer nachhaltig. Elwood ist ein stiller Kämpfer mit einem sehr starken Willen, dessen Schicksal bewegt.
Die Erzählung bewegt sich auf mehreren Zeitebenen und springt zwischen diesen hin und her, meist wird aber der Weg Elwoods chronologisch begleitet. Einige besondere Ereignisse lockern das tägliche Einerlei auf. Zum Ende hat der Autor für den Leser noch eine Überraschung bereit.

Sprecher:
Torben Kessler liest dieses Hörbuch ganz ausgezeichnet. Er liest technisch einwandfrei und trifft die Atmosphäre. Unaufgeregt und doch engagiert interpretiert er das Werk von Colson Whitehead – einfach großartig.

Fazit:
Eine bewegende Erzählung über das Schicksal eines besonderen Menschen, dessen Willen nicht gebrochen werden konnte. Der ruhige Erzählton lässt den Leser das Unfassbare noch eindringlicher erleben. Deshalb fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und eine unbedingte Leseempfehlung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.06.2019
Klausentod (eBook, ePUB)
Fleischer, Nicki

Klausentod (eBook, ePUB)


weniger gut

Ein Klamaukkrimi

Buchmeinung zu Nicki Fleischer – Klausentod

„Klausentod“ ist ein Kriminalroman von Nicki Fleischer, der 2018 bei Midnight erschienen ist. Dies ist der dritte Band um Polizeihauptkommissar Egi Huber, der in Oberstdorf ermittelt.

Zum Autor:
Nicki Fleischer wurde in den 1970er Jahren geboren und hat in Essen und Bamberg Informatik studiert. Ihre Masterarbeit zum Thema IT-Forensik hat sie der Polizeiarbeit näher gebracht, dies war der Anstoß für ihre Romane. Heute arbeitet sie für ein Beratungsunternehmen der Umweltbranche und als Autorin. In ihrer Freizeit tanzt sie - auch auf der Bühne. Sie lebt mit ihrer Familie bei Frankfurt am Main und schreibt Allgäukrimis, Thriller und Sience-Fiction.

Klappentext:
Gerade Vater geworden hat PHK (Polizeihauptkommissar) Egi Huber eigentlich ganz andere Dinge im Kopf als die verbrecherischen Machenschaften im Allgäu. Und Zeit hat er für solchen Unfug sowieso nicht, es ist schließlich bald Weihnachten. Wie alle Oberstdorfer will er sich auch dieses Jahr das Klausentreiben nicht entgehen lassen. Blöd nur, dass nach dem Schabernack einer der verkleideten Männer samt Klausenkostüm tot im Brunnen liegt. Direkt vor Egis Nase! Und schon hat der PHK wider Willen nicht nur einen Mordfall, sondern auch wieder die Kripo Kempten am Hals. A Graus is des! Egi stürzt sich wie immer halbwegs motiviert in die Ermittlungen. Bald wird klar, dass sowohl Opfer als auch Täter unter den vielen verkleideten Klausen zu suchen sein müssen, aber auch, dass kein Klaus im richtigen Kostüm steckte. Egi ahnt, das wird sein härtester Fall…

Meine Meinung:
Mein erster Eindruck war ganz positiv, es begann recht lustig und ich fühlte mich wohl. Aber mit fortschreitender Dauer gefiel mir der Humor der Autorin immer weniger, weil er kaum Variationen bot. Dann noch ein seltsamer Zweikampf der Polizisten mit jenen aus der Hauptinspektion Kempten. Da war es mit dem Lesevergnügen endgültig vorbei. Die Figuren waren alle auf klamaukartigen Humor gebürstet und hatten ihren Verstand vor Benutzung geschützt. Den Figuren fehlte jede Tiefe und die Ermittlungen werden durch Zufälle getrieben. Die Art des Humors empfand ich als flach und nicht ansprechend, vielleicht empfinden es andere Leute anders.

Fazit:
Ein Klamaukkrimi aus dem Allgäu, dessen Humor mir schon bald nicht mehr zusagte. So gibt es knappe zwei von fünf Sternen (40 von 100 Punkten).

Bewertung vom 13.06.2019
Agatha Raisin und der tote Richter / Agatha Raisin Bd.1 (eBook, ePUB)
Beaton, M. C.

Agatha Raisin und der tote Richter / Agatha Raisin Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Ruhiges Landleben - nicht mit Agatha

Buchmeinung zu M. C. Beaton – Agatha Raisin und der tote Richter

„Agatha Raisin und der tote Richter“ ist ein Kriminalroman von M. C. Beaton, der 2013 bei Bastei Entertainment in der Übersetzung von Sabine Schilasky erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet „Agatha Raisin and the Quiche of Death“ und ist 1992 erschienen.

Meine Meinung:
Dieses Buch ist ein Cosy, auch wenn die Hauptfigur Agatha Raisin zuerst alles andere als sympathisch wirkt. Sie vertraut der Anziehungskraft des Geldes und so hat sie ein klischeehaft eingerichtetes Cottage erworben. Die Putzfrau wird von der Nachbarin abgeworben und der Wettbewerb um die beste Quiche soll durch ein in London erworbenes Exemplar gewonnen worden.
Doch es funktioniert nicht und der Richter über die Quiches stirbt nach dem Genuss ihrer Quiche.
Es dauerte etwas, aber dann hat mich die Figur Agatha Raisin gefangen genommen. Sie ist es gewohnt sich durchzusetzen, auch wenn die Methoden manchmal zweifelhaft sind. Sie ist eine einsame Frau, die in eine Gemeinschaft aufgenommen werden will. Dabei eckt sie immer wieder an, bis sie sich aufmacht, einfach als normale Dorfbewohnerin aufzutreten. Agatha ist einfach erfrischend gezeichnet mit ihren reichlich Ecken und Kanten, aber ihr Wille macht sie trotzdem sympathisch. Es gibt faszinierende Nebenfiguren wie den halbchinesischen Polizisten, ihren ehemaligen Assistenten aus der PR-Agentur oder das ältere Ehepaar aus der Siedlung im Nachbarort. Vieles ist etwas überzeichnet, aber doch macht es Spaß, der Geschichte zu folgen. Das ruhige Dorfleben wird enttarnt und es gibt etliche Unruhestifter, die an das Tageslicht gezerrt werden. Und natürlich macht sich Agatha auf, den Mörder des Preisrichters zu finden.
Der Schreibstil ist erfrischend, die Geschichte voller Humor und auch ernste Themen werden angesprochen. Der Spannungsbogen flacht zwischendurch schon mal ab, aber am Ende wird eine plausible Lösung präsentiert.

Fazit:
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, auch wenn es stellenweise wie eine Parodie auf das friedliche Landleben wirkt. Die Gestaltung der Figuren ist das große Plus, der Kriminalfall rückt schon mal in die zweite Reihe. Von mir gibt es vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und eine klare Leseempfehlung für die Freunde ruhiger und humorvoller Geschichten.

Bewertung vom 12.06.2019
Provenzalischer Rosenkrieg / Pierre Durand Bd.6
Bonnet, Sophie

Provenzalischer Rosenkrieg / Pierre Durand Bd.6


gut

Buchmeinung zu Sophie Bonnet – Provenzalischer Rosenkrieg

„Provenzalischer Rosenkrieg“ ist ein Kriminalroman von Sophie Bonnet, der 2019 bei Blanvalet erschienen ist. Dies ist bereits der sechste Band um den Polizisten Pierre Durand.

Zum Autor:
Sophie Bonnet ist das Pseudonym einer erfolgreichen deutschen Autorin. Mit ihrem Frankreich-Krimi "Provenzalische Verwicklungen" startete sie eine Reihe, in die sie sowohl ihre Liebe zur Provence als auch ihre Leidenschaft für die französische Küche einbezieht.

Klappentext:
Es ist Mitte Mai in der Provence. Pierre Durand genießt das Zusammenleben mit Charlotte, doch als deren Jugendfreundin Anouk auftaucht, ist es mit der Idylle vorbei. Die Rosenzüchterin steht unter Mordverdacht – ihr Nachbar wurde tot in seinem »Archiv der Düfte« aufgefunden, wertvolle Dokumente fehlen. Charlotte ist von der Unschuld ihrer Freundin überzeugt. Die Beweislage ist alles andere als eindeutig, und so macht Pierre sich auf die Suche nach der Wahrheit. Seine Ermittlungen führen ihn über Grasse bis ans Mittelmeer, wo drei Wochen zuvor bereits ein Parfümeur unter verdächtigen Umständen ums Leben kam …

Meine Meinung:
Dies ist mein erster Band aus der Serie. Pierre Durand und sein Team arbeiten bei der Police Municipale, sind also Dorfpolizisten. Durch die Bank wirken sie sympathisch und haben ein Gemeinschaftsgefühl entwickelt. Eine alte Freundin seiner Lebensgefährtin Charlotte braucht Hilfe und Pierre übernimmt etwas widerwillig diesen Job, gemeinsam mit dem Anwalt der Verdächtigen. Düfte und Parfüms sind ein wichtiges Thema. Viele der Stoffe in Parfums wurden früher auf Feldern angebaut und die Region Grasse war das Zentrum des Anbaus. Doch kontinuierlich werden natürliche durch künstlich gewonnene Stoffe ersetzt, manchmal wegen der besseren Verträglichkeit, meist aber wegen des geringeren Preises. In diesem Bereich wird deutlich, wie gründlich die Autorin recherchiert hat. Die Verdächtigen sind komplexer gestrickt als die Hauptfiguren, selbst als Pierre Durand. Pierre hat Probleme mit dem neuen Bürgermeister, der ja sein Chef ist, und sehr bürokratisch agiert. Anscheinend will dieser klarstellen, wer hier das Sagen hat. Aber bei den Ermittlungen hilft dem Kommissar sein Bauchgefühl und er verfolgt seinen Ansatz konsequent, auch wenn er dazu schon mal Gesetze überschreiten muss.
Für mich hat das Verhältnis zwischen Ermittlungen und sonstigen Informationen nicht gestimmt, zu viel Nebeninformationen. Natürlich wurde auch ordentlich gespeist, wobei dem Leser schon das Wasser im Mund zusammen laufen kann, aber auch dies ist Nebenhandlung.
Gegen Ende nimmt die Krimihandlung dann doch das Zepter in die Hand. Die Auflösung ist überraschend, aber auch nachvollziehbar.

Fazit:
Ein gut lesbarer Krimi aus dem Süden Frankreichs, der sich lange Zeit etwas in Nebenhandlungen verzettelt. So vergebe ich nur drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten). Interessant dürfte das Buch aber für die Leser sein, die sich für Düfte, ihre Geschichte und ihre Herstellung interessieren.

Bewertung vom 10.06.2019
Spreewaldwölfe / Klaudia Wagner Bd.4
Dieckerhoff, Christiane

Spreewaldwölfe / Klaudia Wagner Bd.4


ausgezeichnet

Ein Krimi der leisen Töne

Buchmeinung zu Christiane Dieckerhoff – Spreewaldwölfe

„Spreewaldwölfe“ ist ein Kriminalroman von Christiane Dieckerhoff, der 2019 bei Ullstein Taschenbuch erschienen ist. Dies ist der vierte Fall in der Serie um die Kommissarin Klaudia Wagner.

Zum Autor:
Christiane Dieckerhoff lebt und arbeitet am nördlichen Rand des Ruhrgebiets. Sie ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder und weil sie sowieso kein Leben hat, schreibt sie Bücher.
Und weil das sehr einsam sein kann, ist sie Mitglied im Syndikat, der Vereinigung deutschsprachiger Krimiautoren, bei den Bücherfrauen und bei den mörderischen Schwestern, der Vereinigung krimibegeisterter Frauen.

Klappentext:
Im sonst so idyllischen Spreewald herrscht Unruhe. Schon seit Monaten tobt ein erbitterter Streit zwischen Wolfsgegnern und Tierschützern. Die Emotionen kochen hoch, als auf einer Weide die von Bisswunden entstellte Leiche eines Jungen entdeckt wird. Die Wolfsgegner machen sich den Vorfall zunutze, doch Polizeiobermeisterin Klaudia Wagner ahnt, dass die Todesursache eine andere war. Kann es sein, dass es auch an einem so beschaulichen Ort wie Lübbenau Wölfe im Schafspelz gibt?

Meine Meinung:
In diesem Buch lernen wir viele Menschen mit psychischen Problemen kennen. Dadurch wird eine dunkle Grundstimmung erzeugt, die sich durch das gesamte Buch zieht. Der Spreewald ist zurecht eine beliebte Urlaubsgegend und ein naturbelassenes Idyll. Wie passen da Wölfe hinein? Darüber bricht ein erbitterter Streit in der Bevölkerung aus. Wolfsschutz gegen Wirtschaftsinteressen, aber was hat dies mit dem Toten zu tun?
Langsam und gemächlich nimmt dieser Krimi der leisen Töne Fahrt auf. Persönliche Schicksale bestimmen die Handlungen der Beteiligten, die alle positive, aber auch negative Seiten zeigen. Manche wirken sympathisch, aber ihr Handeln weckt Zweifel. Manche wirken weniger sympathisch, agieren aber solide. Einzelne Schicksale werden ausführlicher betrachtet und es sind häufig schwere Schicksalsschläge, von denen zu lesen ist. Karola Wagner tut was sie kann, muss sich aber auch um persönliche Belange kümmern. Zufälle spielen bei der Entwicklung der Geschichte eine Rolle, aber die Figuren handeln nachvollziehbar. Auch die Spannung entwickelt sich erst langsam, aber das Lesevergnügen ist von Anfang an gegeben. Durch häufige Perspektivwechsel erhält der Leser den Eindruck, mehr als die Kommissarin zu wissen. So überrascht die ein oder andere Entwicklung die Polizei mehr als den Leser. So ganz nebenbei wird eine wunderschöne Region in vielen Facetten dargestellt ohne jemals aufdringlich zu wirken. Aber auch die Schattenseiten des vermeintlichen Idylls werden deutlich.

Fazit:
Ein sehr gelungener Krimi der leisen Töne mit dunkler Grundstimmung vor wunderschöner Landschaft. Da kann es nur fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) geben. Für die Freunde ruhiger, psychologisch geprägter Krimis ist dieses Werk ein Muss!

Bewertung vom 10.06.2019
Dünenblut / Tjark Wolf und Femke Folkmer Bd.6
Koch, Sven

Dünenblut / Tjark Wolf und Femke Folkmer Bd.6


ausgezeichnet

Der einsame Wolf
Buchmeinung zu Sven Koch – Dünenblut

„Dünenblut“ ist ein Kriminalroman von Sven Koch, der 2019 bei Knaur TB und bei Knaur eBook erschienen ist. Dies ist der sechste Band der Serie um Femke Folkmer und Tjark Wolf.

Zum Autor:
Sven Koch, geboren 1969, lebt und arbeitet als Tageszeitungsredakteur in Detmold.
Nach der Aufnahmeprüfung an den Filmhochschulen München und Berlin entschied er sich für eine journalistische Laufbahn und ist als Redakteur mit dem Schwerpunkt Nachrichten und Kultur tätig. Daneben ist Sven Koch in der künstlerischen Fotografie aktiv und hat in mehreren regionalen Ausstellungen seine Bilder präsentiert. Seit vielen Jahren steht er zudem als Rockmusiker auf der Bühne.

Klappentext:
Kommissar Tjark Wolf vom LKA Niedersachsen ist geschockt, als er aus seinem Dänemark-Urlaub in die niedersächsische Heimat zurückkehrt - und wegen dringenden Mordverdachts verhaftet wird. Seine dänische Kollegin Anne Madsen, mit der Tjark eine leidenschaftliche Nacht in seinem Ferienhaus verbracht hat, ist verschwunden. Im Haus: alles voller Blut. Der Kommissar ahnt, wer dahintersteckt. Doch dieser Kriminalfall zieht große Kreise. Zuletzt hatte Anne im Fall des Runen-Killers ermittelt, der Prominente ermordet und ihnen Zitate aus der Edda in die Haut ritzt. Tjark entzieht sich seiner Verhaftung und setzt sich nach Dänemark ab, wo er unter dem Radar der Behörden die Jagd auf den Runen-Killer eröffnet.

Meine Meinung:
Tjark Wolf ist ein eigenwilliger Charakter, aber trotzdem wirkt er sympathisch. Er stammt aus schwierigen Verhältnissen und tut sich in Beziehungen schwer. Als er nach seinem Dänemarkurlaub die Arbeit aufnimmt, sollen ihn seine Kollegen in Haft nehmen. Tjark weiß nicht wie ihm geschieht, aber er ergreift die Flucht und gibt fortan den einsamen Wolf. Die Geschichte wird weitgehend aus seiner Sicht beschrieben und deshalb kann der Leser seine Motive nachvollziehen. Er handelt bei weitem nicht gesetzeskonform, aber er geht planvoll vor. Der Autor überrascht mit vielen Wendungen und bleibt dabei für einen Thriller recht glaubwürdig. Viele kurze Kapitel helfen die Spannung hochzuhalten und einige Perspektivwechsel in die Sicht des Täters, des Opfers und der Polizisten unterstützen dabei. Wohltuend empfand ich, dass weitgehend auf Gewaltdarstellungen verzichtet wurde. Auch Actionszenen sind relativ selten. Trotzdem wurde ich von der Handlung gefesselt. Die Figur Tjark Wolf hat mich in ihren Bann gezogen und auch sein Gegenspieler ist ein beachtliches Kaliber. An manchen Stellen blitzt ein trockener Humor auf, insbesondere wenn der Autor mit genrespezifischen Erwartungen spielt. Der Plot ist gelungen und der Showdown erfüllt die Erwartungen. Das Team um Femke Folkmer spielt meist nur eine kleine Rolle und kann Tjark Wolf nur wenig unterstützen. Der Bezug zur Hauptfigur ist für das Lesevergnügen wesentlich.

Fazit:
Mir hat dieser Thriller ausgezeichnet gefallen, auch weil mich die Hauptfigur überzeugt hat. Es ist auch ohne ausufernde Gewaltdarstellungen sehr fesselnd. Deshalb vergebe ich fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 01.06.2019
Mörderisches Lavandou / Leon Ritter Bd.5
Eyssen, Remy

Mörderisches Lavandou / Leon Ritter Bd.5


sehr gut

Etwas schwächer, aber immer noch sehr gut

Buchmeinung zu Remy Eyssen – Mörderisches Lavandou

„Mörderisches Lavandou“ ist ein Kriminalroman von Remy Eyssen, der 2019 bei Ullstein Taschenbuch erschienen ist. Dies ist der fünfte Band um den Gerichtsmediziner Leon Ritter.

Zum Autor:
Remy Eyssen (Jahrgang 1955) geboren in Frankfurt am Main, studierte Kommunikationswissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität und besuchte die Deutsche Journalistenschule in München. Er verbrachte schon als Schüler viele Sommer mit Eltern und Geschwistern in der Provence. Auch später war er immer wieder in Südfrankreich, wohnte in Le Lavandou und in Bormes les Mimosas.
Remy Eyssen arbeitete als Redakteur bei der Münchner Abendzeitung, später als freier Autor für Tageszeitungen und Magazine. Schwerpunkte seiner Arbeit waren immer wieder Reportagen über große Kriminalfälle.
In den der 90er Jahre entstanden erste Drehbücher für eine Serie des Hessischen Rundfunks. Bis heute folgten mehr als 100 weitere Stücke für alle großen deutschen Fernsehsender im Genre Krimi und Thriller.

Meine Meinung:
Dieser Band hat wieder alle Komponenten, die mich zum Fan der Serie gemacht haben. Figuren mit Ecken und Kanten, südländisches Flair, einen ausgeklügelten Plot und viel Spannung. Und doch hat er mir nicht so gut gefallen wie die Vorgänger. Lag es daran, dass der Autor wieder eine Prise mehr der erfolgreichen Zutaten verwenden wollte? Ich weiß es nicht, aber diesmal war die Atmosphäre wieder etwas dunkler und Leon Ritter wirkte noch etwas mehr wie der einsame Ritter, der trotz aller Schwierigkeiten den Fall im Alleingang lösen will. Auch Szenen aus der Sicht des Täters und der Opfer waren wie gewohnt enthalten, aber diesmal waren sie erneut etwas grausamer und brutaler. Auch gerät wieder ein Familienmitglied in den Fokus des Täters. Die Serie entwickelt sich in einer Richtung, die mir nicht zusagt. Es gibt mehr Gewalt und mehr Leon, aber darunter leidet die südfranzösische Atmosphäre. Gerade den Gegenspielern Leons geht diesmal etwas die Komplexität ab. Leon selbst gibt seiner Lebensgefährtin Anlass zur Eifersucht und das Verhältnis der beiden Figuren wirkt etwas abgekühlt. Positiv fällt mir die Entwicklung Momas auf, der von Folge zu Folge selbstständiger und selbstbewusster wird. Dies ist aber Jammern auf hohem Niveau, denn immer noch schreibt der Autor einen weit überdurchschnittlichen Krimi. Gerade im Bereich Spannung glänzt der Autor.

Fazit:
Auch wenn der Krimi nicht ganz das Niveau der Vorgänger erreicht, bleibt er überdurchschnittlich mit großer Spannung. Weil mir aber die Entwicklungsrichtung nicht zusagt, gibt es diesmal nur vier von fünf Sternen (85 von 100 Punkten). Es bleibt aber bei der Leseempfehlung.

Bewertung vom 20.05.2019
Schatten der Provence / Commissaire Leclerc Bd.4
Lagrange, Pierre

Schatten der Provence / Commissaire Leclerc Bd.4


sehr gut

Verbindungen in eine dunkle Zeit

Buchmeinung zu Pierre Lagrange – Schatten der Provence

„Schatten der Provence“ ist ein Kriminalroman von Pierre Lagrange, der 2019 bei Fischer Scherz erschienen ist. Dies ist der vierte Fall in der Serie um den pensionierten Kommissar Albin Leclerc.

Zum Autor:
Pierre Lagrange ist das Pseudonym eines bekannten deutschen Autors, der bereits mehrere Krimis und Thriller veröffentlicht hat. In der Gegend von Avignon führte seine Mutter ein kleines Hotel auf einem alten Landgut, das berühmt für seine provenzalische Küche war.

Klappentext:
Commissaire Albin Leclerc kommt nicht zu seinem wohlverdienten Ruhestand. Denn der Überfall auf einen Kunsttransport mit wertvollen Gemälden findet ausgerechnet kurz vor Carpentras statt. Der Coup geht schief, die Polizei entdeckt im Versteck der Räuber einen unbekannten Cézanne und einen Van Gogh. Alles weist darauf hin, dass sie aus einem geheimen Depot mit Nazi-Raubkunst stammen. Zum Ärger der beiden Polizisten Theroux und Castel mischt sich Albin mit seinem Mops Tyson in ihre Ermittlungen ein. Dabei ist er ihnen immer einen Schritt voraus. Als es Tote gibt, gerät Albin ins Visier der Täter. Plötzlich geht es für ihn um Leben und Tod…

Meine Meinung:
Dieses Buch lebt vor allem von der Atmosphäre und von der Hauptfigur. Albin Leclerc war Kommissar und ist nun Pensionär im Unruhestand. Eigentlich will er ja seine Hobbys pflegen bzw. sich überhaupt Hobbys zulegen, aber dann erfährt er von neuen Fällen und da kann er sich nicht heraushalten. Etwas skurril sind seine Zwiegespräche mit seinem Mops Tyson, die oft die Gedanken Albins offenbaren. Seine Exkollegen Castel und Theroux sind von seinen Einmischungen meist genervt, weil Albin denkt und anregt, während die Laufarbeit bei ihnen hängen bleibt. Albins Freundin hat seine Ermittlungen akzeptiert, denn so ist er nun mal. Der Autor vermittelt das südländische Flair der Provence und erzählt auch aus einer eher unrühmlichen Phase französischer Geschichte. Albin ist gut vernetzt und weiß im Zweifelsfall, wer ihm Auskunft geben kann. Manchmal ist Albin so im Flow, dass er Risiken kaum oder gar nicht bemerkt.
Der Schreibstil ist fesselnd und leicht verdaulich. Kurze Kapitel aus wechselnden Perspektiven sorgen für zusätzliche Spannung. Auch Actionelemente mit viel Gewalt kommen vor, ohne den eher ruhigen Grundton zu widersprechen. Die meisten Figuren sind recht grob charakterisiert aber durchaus mit Grautönen versehen. Auch einige Klischees werden bedient, aber mir hat es gut gefallen. Albin Leclerc agiert forsch, spürt aber auch den Zahn der Zeit. Er lebt und lässt leben, auch wenn er die Ansichten seiner Bekannten nicht immer teilt. Und seine Spürnase weist ihm immer noch den Weg.

Fazit:
Ein spannender Krimi mit Südfrankreich-Flair, der vor allem durch seine Hauptfigur getragen wird, gerade auch weil diese nicht perfekt ist. Gerne vergebe ich vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.