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Glüxklaus
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Franken

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Insgesamt 576 Bewertungen
Bewertung vom 24.11.2020
Lehrerin einer neuen Zeit / Bedeutende Frauen, die die Welt verändern Bd.1
Baldini, Laura

Lehrerin einer neuen Zeit / Bedeutende Frauen, die die Welt verändern Bd.1


ausgezeichnet

Wie Maria Montessori ihre eigene Pädagogik entwickelte - fesselnder Roman über eine bemerkenswerte Frau

„Die Kinder haben sich selbst geholfen“.(..) „Wenn die Sinne schwach sind, dann müssen sie geweckt werden. Das ist alles“.

Als die junge Medizinerin Maria Montessori Ende des 19. Jahrhunderts eine Assistentenstelle in einer Psychiatrie in Rom annimmt, ist sie entsetzt, wie dort mit „schwachsinnigen“ Kindern umgegangen wird. Die völlig vernachlässigten kleinen Patienten verbringen den ganzen Tag untätig im Zimmer. Maria ist davon überzeugt, dass es möglich ist, die Kinder zu fördern. Sie bringt ihnen verschiedene Spielzeug mit und stellt daraufhin unglaubliche Entwicklungen bei ihren Schützlingen fest. Auch für ihr Privatleben hat Marias berufliches Engagement Folgen, bald verbindet die junge Frau mit einem Kollegen nämlich mehr als nur die gemeinsame Arbeit. Doch Liebe und Karriere vertragen sich in diesen Zeiten nicht besonders...

Autorin Laura Baldini schreibt gut verständlich, klar und flüssig aus der Sicht von Maria Montessori. Ihr lebendiger, angenehmer Sprachstil macht es den Lesern einfach, sofort einen Bezug zur Geschichte aufzubauen.

Maria Montessori, die berühmte Pädagogin, die zunächst in der Medizin tätig war, nimmt die Hauptrolle in „Lehrerin einer neuen Zeit“ ein. Sie ist eine überaus interessante Persönlichkeit, die hier sehr nachvollziehbar und plastisch dargestellt wird. Für die intelligente, willensstarke, ehrgeizige Frau aus dem teils-konservativ bürgerlichen Milieu bedeutet ihr Beruf, ihr Plan, benachteiligte Kinder zum Lernen zu bringen, alles. Sie geht dabei keine Kompromisse ein, wirkt mitunter etwas stur und starrsinnig und ordnet sogar ihr privates Glück dem beruflichen Erfolg komplett unter. Zweifelsohne eine sehr faszinierende Frau, deren Karriere zu ihrer Zeit alles andere als selbstverständlich ist und die sich von Widerständen nicht bremsen lässt. Im Roman erklärt sie ihr großes Ziel: „Ich werde eine Methode entwickeln, die sich von allen grundlegend unterscheidet. Ich werde der Welt zeigen, wie man mit Kindern umzugehen hat, und ich werde Respekt gegenüber allen Kindern einfordern“. „Ich werde Schulen zu Orten machen, an denen Freude herrscht“. Zum Erreichen dieses Ziels hat sie zweifelsohne einen großen Beitrag geleistet.

Mir als Lehrerin war Maria Montessori mit ihrem ohne Frage wirkungsvollem, aber sehr striktem pädagogischen Konzept selbstverständlich ein Begriff. Ihr verdanken Schüler noch heute viele spezielle, effektive und anschauliche Fördermaterialen. Die Frau hinter dem Konzept kannte ich bisher aber noch nicht näher. Dieses Buch hat mir diese außergewöhnliche Persönlichkeit, die die Pädagogik reformierte, auf eine ganz neue Weise vorgestellt. Ein informativer, packender unterhaltsamer Roman über eine große Frau, die stets für einen respektvollen Umgang mit Kindern kämpfte. Wirklich lesenswert!

Bewertung vom 23.11.2020
Madame Curie und die Kraft zu träumen / Ikonen ihrer Zeit Bd.1
Leonard, Susanna

Madame Curie und die Kraft zu träumen / Ikonen ihrer Zeit Bd.1


ausgezeichnet

Packende, sehr gelungene Romanbiographie einer außergewöhnlichen Frau

„Ich habe gelernt, dass der Weg des Fortschritts weder kurz noch unbeschwerlich ist“. (Marie Curie)

Ein einfaches, unbeschwerliches Leben hat Maria Sklodoswka, später bekannt als Marie Curie wahrlich nicht. Sie wird 1867 im von Russland unterdrückten Polen als Tochter eines Lehrerehepaars geboren. Während ihrer Schulzeit muss sie stets ihre polnische Identität verleugnen. Da in ihrer Heimat Frauen nicht studieren dürfen, zieht Marie 1891 nach Paris, wo sie an der Sorbonne überaus erfolgreich Mathematik und Physik studiert. Sie lernt dort ihren späteren Ehemann Pierre kennen. Gemeinsam beginnen sie mit ihren weltberühmten Forschungen zur Radioaktivität...

Susanna Leonards Romanbiographie lässt sich leicht, flüssig und sehr angenehm lesen. Die Autorin schildert entscheidende Lebensabschnitte der genialen Wissenschaftlerin. In Gesprächen z.B. mit einer ehemaligen Schülerin oder ihrer Tochter blickt Marie Curie im Roman auf wichtige Stationen ihrer Karriere und ihres Lebens zurück und erzählt von diesen besonderen Begebenheiten. Die Erzählweise, der Wechsel zwischen den Zeiten gestaltet das Ganze lebendig und abwechslungsreich. Ich war vom Erzählstil und der Handlung derart mitgerissen, dass ich das Buch in einem Rutsch verschlungen habe.

Was für eine beeindruckende Biographie! Was für eine beeindruckende, starke Frau: In Polen aufgewachsen, Studentin in Paris, wo sie während ihrer Forschung zur Radioaktivität neue chemische Elemente entdeckt, befreundet mit Albert Einstein, gleich doppelte Nobelpreisträgerin. Eine hochbegabt, ehrgeizige, engagierte, willensstarke, einzigartige Frau bringt Susanna Leonard da ihren Lesern näher. Eine Frau, mit der man mitfühlen und die man nur bewundern muss.
Maries erste Begegnung mit Pierre Curie macht ihr klar „Monsieur Curie ist einfach anders“. Anders genug, um der eine Mann an Maries Seite zu werden. Und wenn im Roman Maries Tochter Irène ausruft: „Schau her Mama, ich trete in deine Fußstapfen“ weiß sie noch gar nicht, wie recht sie damit hat, denn auch sie wird als erfolgreiche Forscherin eines Tages ebenfalls gemeinsam mit ihrem Mann den Nobelpreis erringen. Die Curies sind wirklich eine außergewöhnliche Familie, allen voran Marie, die mit ihren bahnbrechenden Forschungsergebnissen eindrucksvoll bewiesen hat, zu was Frauen auch in einer von Männern dominierten Welt in der Lage sind.

„Es geht darum aus dem Leben ein Traum und aus dem Traum eine Wirklichkeit zu machen“.
Marie Curie hat genau das geschafft. Dies beweist dieser hochinteressante, packende, sehr gelungene Schmöker, der den Lesern das beeindruckende Leben der Nobelpreisträgerin emotional und mitreißend schildert. Absolut empfehlenswert!

Bewertung vom 23.11.2020
Das Weihnachtsmannprojekt
Lambeck, Silke

Das Weihnachtsmannprojekt


ausgezeichnet

Alles anders und trotzdem wunderbar weihnachtlich

Dieses Jahr steht Weihnachten unter keinem guten Stern. Erst ist Mama die alljährliche stressige Weihnachtsplanung, die schon im August beginnt, so leid, dass sie beschließt, Weihnachten ohne Oma, Opa und sonstige Verwandtschaft zu feiern. Das verärgert Oma natürlich sehr. Und dann verkündet die Klassenlehrerin von Pauls kleiner Schwester Frida auch noch öffentlich in der Klasse, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt, was Frida wiederum sehr unglücklich macht. Paul möchte Frida beweisen, dass der Weihnachtsmann real und keine Erfindung ist und setzt dafür alle Hebel in Bewegung. Ob es ihm gelingt? Und schafft er es dabei ganz nebenbei, den Familienfrieden wiederherzustellen?

Autorin Silke Lambeck schreibt sehr angenehm, flüssig und kindgerecht nicht in Ich-Form, aber aus Pauls Perspektive. Die Geschichte ist für Leser ab neun Jahren, zum Vorlesen schon für jüngere Kinder ab sieben geeignet. Barbara Jung hat das Buch mit passenden, originellen Bildern illustriert, die motivieren, auflockern und großen Spaß machen.

Sehr vielfältig und verschiedenen sind die Charaktere, die in „Das Weihnachtsmannprojekt“ mitwirken. Paul ist ein großer Bruder, wie man ihn sich nur wünschen kann. Er setzt alles daran, damit Frieda weiterhin an den Weihnachtsmann glauben kann und riskiert dabei auch die eine oder andere Blamage für sich selbst. Paul ist ein toller, grundanständiger, sensibler Junge, der seine Mitmenschen am liebsten glücklich sehen möchte. Auch seine Schwester Frida muss man einfach gern haben. Wenn sie etwas macht, dann aber richtig, halbe Sachen gibt es bei ihr nicht. Daher muss für sie der Weihnachtsmannbeweis auch ausgesprochen gründlich und nachvollziehbar dargelegt werden.
Über Oma, die so einige bekannte, sehr realistische Züge hat, lässt sich herrlich schmunzeln und verzogene Kinder wie Florian gibt es wohl auch in jeder Familie. Und dann tauchen noch allerhand andere überraschende Figuren auf: gemeine Schönlinge, weihnachtsverrückte Familien, lustige Onkel, nette Klassenkameradinnen. Vielleicht ist sogar der echte Weihnachtsmann dabei?

Wird Pauls Weihnachten trotz allem schön werden? Gewinnt Frida den Glauben an den Weihnachtsmann zurück? Geht Pauls geheimer größter Wunsch in Erfüllung?
So ein Weihnachten kann wirklich ganz schön spannend sein. Meine kleinen Mitleser und ich haben uns über manche Ereignisse gewundert, haben mit Paul intensiv mitgelitten und ihm ganz kräftig die Daumen gedrückt für ein wunderbar weihnachtliches Happy End. Viele der beschriebenen weihnachtliche Stressfaktoren treffen den Nagel auf den Kopf, genauso werden das viele Leser - uns eingeschlossen- schon oft erlebt und empfunden haben. Gerade dass manches so alltäglich und bekannt vorkommt, macht die Geschichte so unterhaltsam und oft witzig. Pauls Weihnachten ist ein Weihnachten, das auf den ersten Blick ganz untypisch scheint, aber eigentlich ganz haargenau so sein sollte. Eine perfekte Einstimmung auf unsere schönste Zeit des Jahres. Für alle, die Weihnachten bereits mögen oder auch nicht, sich aber gerne noch vom Gegenteil überzeugen lassen.

Bewertung vom 23.11.2020
Der geheime Garten
Burnett, Frances H.

Der geheime Garten


ausgezeichnet

Von einem geheimen Garten und der magischen Kraft der Natur - ein kleiner, wertvoller Hörbuchschatz

„Ich werde nicht mehr sonderbar sein, wenn ich jeden Tag in den Garten gehe. Dort ist Magie am Werk, gute Magie“.

Die Geschichte ist schnell erzählt: Die kleine Mary Lennox wächst in Indien auf. Ihre Eltern kümmern sich nicht um sie, sondern überlassen sie der Obhut ihrer Aja, ihrem Kindermädchen. Mary entwickelt sich deshalb zu einem mürrischen, unsympathischen und herrischen Kind, das sich selbst nicht richtig leiden kann. Als beide Eltern an der Cholera sterben, wird Mary nach England gebracht, nach Misselthwaite, ins Schloss ihres Onkels. Anfangs fühlt sie sich dort überhaupt nicht wohl, doch dann entdeckt sie einen schlafenden geheimen Garten auf dem Anwesen und plötzlich ändert sich alles.

Die Geschichte ist über hundert Jahre alt, also alles andere als modern. Doch Sprecher Rainer Strecker liest das Ganze so lebendig, so mitreißend, dass die Zuhörer ab acht Jahren dem Geschehen trotz der zweifelsohne sprachlich schönen, aber vielleicht etwas angestaubten Formulierungen problemlos folgen können. Den einzelnen Figuren wie beispielsweise dem Gärtner Ben Weatherstaff verleiht Rainer Strecker eine eigene Stimme und dadurch besonderen Charakter, ihre Gefühle waren für mich förmlich spürbar. Ich hatte beim Hören sofort ein Bild der Personen und des Schauplatzes vor Augen und war direkt in der Geschichte gefangen.

Die Hauptperson Mary kann einem am Anfang nur Leid tun. Niemand hat sie gern. Sie weiß selbst nicht, was es bedeutet, andere zu mögen, mag sie sich doch selbst kaum. Als Mary das Dienstmädchen von Misselthwaite, Martha, kennenlernt, hat das Folgen. Martha gelingt es mit ihrer ehrlichen, unverstellten, bodenständigen Art und ihrer Beharrlichkeit, das Mädchen aus seinem Schneckenhaus zu locken und ermuntert es, sich seine Umgebung, die Natur, näher anzuschauen. Auch Marthas Bruder Dickon und ihre Mutter, grundehrliche, liebenswerte Menschen, die stets in jedem das Beste sehen und sich für ihre Umwelt interessieren, leisten ihren Teil zu Marys Verwandlung. Marthas und ihre Familie leben in einfachen, ärmlichen Verhältnissen. Trotzdem sind sie „reich“, sie kennen die die Bedeutung von Liebe und Zuwendung und stehen damit im kompletten Gegensatz zu Marys wohlhabender, aber emotional völlig verkorkster, unglücklicher Familie.

Die Botschaft des Romans ist ganz klar und einfach und doch so klug: Natur ist Magie und kann heilen, wenn man sich auf sie einlässt. Gesundheit bedeutet nicht nur, körperlich gesund zu sein, sondern auch, sich gesund zu fühlen. Manche menschlichen Schwächen sind nicht real, sondern nur eingeredet. Jeder hat es häufig selbst in der Hand, der Mensch zu sein, der er möchte, wenn er nur aufhört, sich über vermeintliche Schwächen zu definieren und lernt, sich selbst zu mögen.

Manche Geschichten machen einfach glücklich, ohne dass man genau erklären könnte, warum. Manchmal ist einfach ein bisschen Magie am Werk. „Der geheime Garten“ ist so eine Geschichte und ich bedauere, dass ich dieses einzigartige Kinderbuch erst jetzt kennengelernt habe, da ich schon längst erwachsen bin. Für mich ein besonderer Klassiker, den man gelesen oder noch besser gehört haben muss. Ein wunderbares, kluges, tröstliches Märchen voller Zuversicht, nicht nur für Kinder, sondern gerade auch für Erwachsene, die oftmals viel mehr in ihren eigenen festgefahrenen Vorstellungen gefangen sind als Kinder.

Bewertung vom 21.11.2020
Teatime mit Lilibet
Holden, Wendy

Teatime mit Lilibet


sehr gut

Eindrucksvolle, aber auch etwas steife britische Teestunde

England zu Beginn der 30er Jahre: Eigentlich möchte die angehenden Lehrerin Marion Crawford benachteiligte Kinder unterrichten, doch dann wird sie die Gouvernante der Prinzessinnen Elizabeth und Margaret. Die engagierte Sozialistin setzt alles daran, ihren beiden Schülerinnen das wahre Leben fernab von Palast und königlicher Etikette zu zeigen. Doch das ist angesichts der Umstände ein schwieriges Unterfangen. Erst im Laufe der Zeit stellt sich heraus, dass Marions Arbeit auch ihr eigenes Leben unwiederbringlich beeinflusst und es für sie kein Zurück gibt...

Wendy Holden schreibt klar und gut verständlich, aber auch ein wenig steif. Der etwas trockene Schreibstil der Autorin passt hervorragend zur spröden, unnahbaren Atmosphäre des Königshauses, richtig emotional einnehmend ist er aber nicht. Als Leserin spielte ich eher die Rolle einer neutralen Beobachterin des Geschehens, fühlte mich aber nicht mittendrin in der Geschichte.

Protagonistin Marion Crawford, von ihren Schülerinnen liebevoll Crawfie genannt, ist eine überaus interessante, reale Persönlichkeit. Sie hat 17 Jahre ihres Lebens mit der britischen königlichen Familie verbracht. Diese bemerkenswerte, aufsehenerregende Biografie macht natürlich neugierig. So richtig warm wurde ich mit Marion allerdings nicht. Sie wirkt nicht unsympathisch, recht authentisch und ehrlich, bemüht sich sehr engagiert, für ihre Schützlinge stets das Beste zu erreichen, gibt sich aber gleichzeitig manchmal recht spröde und reserviert, nicht wirklich herzlich oder emotional.
Uneingeschränkt sympathisch und angenehm war für mich keine der dargestellten Figuren, am ehesten noch Marions Bekannte Ivy, die mit Herzblut Evakuierte unterrichtet. Eine Tätigkeit, die auch Marions Wunschvorstellung entspricht.
Vielleicht ist die Distanz zu den Figuren von der Autorin aber auch genauso beabsichtigt. Es geht in ihrem Roman schließlich nicht um das Leben von Hinz und Kunz, sondern um die Welt der königlichen Hohheiten, zu der Normalsterbliche keinen Zugang haben. Das ist keine Welt, in der ich leben möchte, kein gesundes Umfeld. Aber ein Umfeld, das Menschen ganz entscheidend prägt und das macht Holden sehr deutlich.

„Teatime mit Lilibet“ erzählt eine außergewöhnliche und sehr interessante Geschichte. Das Königshaus, die dort herrschende Atmosphäre wird eindringlich und beeindruckend klar dargestellt. Richtig emotional gefangen und gefesselt war ich von diesem Roman nicht, dazu blieben mir die Figuren zu unnahbar und fremd. Dies ist allerdings stimmig und korrespondiert mit der steifen, speziellen Lebensart des Königshauses. Schließlich sind doch gerade die Majestäten gefangen in ihrer Rolle, verfügen kaum über individuelle Entfaltungsmöglichkeiten. Der gute Ruf ist für sie wichtiger als eigene Gefühle und persönliche Verbindungen.
Der zweifelsohne unterhaltsame Roman ist nicht durchgehend spannend zu lesen, stellenweise empfand ich ihn als etwas langatmig, die Handlung plätscherte teils zu ruhig dahin. Ein Buch wie eine recht steife, königliche Teestunde mit etwas sprödem, aber durchaus schmackhaften Gebäck. Eindrucksvoll, faszinierend und nachhaltig in Erinnerung bleibend, aber so richtig wohl fühlt man sich dabei nicht.

Bewertung vom 16.11.2020
Die Zahnlücke des Grauens / Luis und Lena Bd.1
Winkler, Thomas

Die Zahnlücke des Grauens / Luis und Lena Bd.1


ausgezeichnet

Ein ausgeschlagener Zahn und eine stalkende Fee: herrlich absurd und extrem witzig

Luis ist ein Wissenschaftsnerd, der mehr an Naturgesetze und Physik glaubt als an Magie. Als er mit seiner Mutter in ein kleines Kaff in Alpennähe zieht, läuft es an der neuen Schule erstmal suboptimal. Um bei seinen eher bodenständigen Mitschülern beliebt zu werden, versucht Luis diese beim Eishockeyspielen zu beeindrucken. Doch leider verliert er beim ersten Puckkontakt sofort einen Schneidezahn. Seine „Zahnlücke des Grauens“ hat ungeahnte Folgen. Luis wird nun von einer penetranten Zahnfee gestalkt, die ihn immer wieder in extrem peinliche Situationen bringt.

„Luis und Lena- Die Zahnlücke des Grauens“ lässt sich wunderbar flüssig lesen. Autor Thomas Winkler schreibt klar, gut verständlich, lebendig und vor allem extrem komisch aus der Sicht von Luis. Er richtet sich immer wieder direkt an die Leser, stellt Fragen, erlaubt sich auch mal phantasievolle, schräge Späße mit ihnen und liefert unterhaltsame kreative Wortneuschöpfungen. Das Buch „flutscht“ einfach. Leser ab acht, neun Jahren können die Geschichte sicher problemlos selbstständig bewältigen, die Schrift mit etwas größerem Zeilenabstand ist recht leicht und angenehm zu lesen. Zum Vorlesen ist das Abenteuer auch schon für jüngere Kinder ab sechs Jahren geeignet.
Daniel Stieglitz wunderbare, wirklich witzige comicartige Illustrationen bereichern die Geschichte zusätzlich. Herrlich, die immer wieder sehr treffenden Gesichtsausdrücke der Figuren! Stieglitz Bilder können zweifelsohne klar und deutlich sprechen.

In diesem Buch tummeln sich ziemlich unterschiedliche originelle Charaktere: Der wissenschaftsgläubige Nerd Luis mit seinem saustarken Humor, seiner Ungeschicklichkeit und seinem Wunsch, einfach nur cool zu wirken, die abgehobene, verträumte und sehr phantasievolle Außenseiterin Lena, die derben, draufgängerischen Jungs vom Eishockeyteam „Wildschweine“ und natürlich die nervigste, penetranteste, feenungleichste Fee ever. Diese besondere Figurentruppe sorgt für unzählige extrem absurde und irre komische Situationen.

Luis und Lena erleben nicht nur ein völlig abgedrehtes, actionreiches Abenteuer, sie erobern auch die Herzen der Leser im Sturm. Meine Kinder, Jungen und Mädchen im Alter von fünf bis neun Jahren, waren komplett begeistert. Anfangs wurde hier hemmungslos gelacht und gekichert, über das schöne, etwas ernstere Ende haben sich aber alle mindestens genauso intensiv gefreut. Ein witziges, spannendes, originelles, abgedrehtes, aber zum Schluss hin auch etwas nachdenkliches Buch für Jungen und Mädchen, das unbedingt nach einer Fortsetzung verlangt. Und diese lassen wir uns unter keinen Umständen entgehen. Ein absolutes Lesehighlight!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.11.2020
Asterix - Der Goldene Hinkelstein
Uderzo, Albert;Goscinny, René

Asterix - Der Goldene Hinkelstein


gut

Asterix als Bildergeschichte: für Kinder als Einstieg geeignet, für Kenner gewöhnungsbedürftig

Troubadix hat es satt, er möchte endlich alle Kritiker seiner einzigartigen Sangeskunst mundtot machen und beweisen, dass er der beste Barde weit und breit ist. Deshalb hofft er, den gallischen Bardenwettstreit für sich zu entscheiden und den Siegerpreis, den goldenen Hinkelstein, zu erringen. Asterix und Obelix begleiten den Sänger, um ihn vor Prügel zu bewahren. Doch als sich die Römer einmischen, kommt alles doch ein bisschen anders als erwartet....

Kein Comic, eine Bildergeschichte ist dieser Asterixband, der eigentlich schon 1967 in Frankreich als Schallplattenbuch erschien und nun erstmals auf Deutsch erhältlich ist. Viel weniger, dafür größere detaillierte, typische, schöne Bilder und eine deutlich kürzere Geschichte als sonst.
Der Text ist wie ein Drehbuch formuliert, es geht nur darum, was die Figuren sagen, zum Vorlesen ist das recht eintönig und eher weniger geeignet.
Daran muss man sich als Asterixkenner natürlich erstmal gewöhnen. Ein etwas anderes Leseerlebnis: Gewohnter Humor, gewohnte Anspielungen, gewohnte Figuren, gewohnt witziges originelles Ende, aber trotzdem anders. Die Geschichte ist ein wenig dünn, kurz und einfach, durch die fehlenden vielen kleinen Bilder und Sprechblasen nicht richtig dynamisch. Bevor die Handlung richtig anfängt, ist sie auch schon wieder vorbei. Schön, dass es möglich ist, den ungewöhnlichen Band nun auch auf Deutsch lesen zu können, trotzdem hoffe ich, dass Asterix und Co weiterhin in Comics ihr Unwesen treiben und dieser Band eine Ausnahme bleibt.

Für meine Kinder war es der erste Band der Serie. Sie haben sich das Buch angeschaut und gleichzeitig das im Internet erhältliche Hörbuch dazu gehört. Diese Kombination funktioniert prima und hat auch meinen Kinder gut gefallen. Für Neueinsteiger und Kinder ab fünf, sechs Jahren eine gute Einführung in die Welt von Asterix, für Fans eher ein kurzer Zwischenstopp, ein kleiner Teil ihrer Sammlung, aber vermutlich kein Highlight.

Bewertung vom 13.11.2020
Wo dich das Leben anlächelt / Happy Ever After Bd.2 (eBook, ePUB)
Colgan, Jenny

Wo dich das Leben anlächelt / Happy Ever After Bd.2 (eBook, ePUB)


sehr gut

Klassischer Colgan: unterhaltsam, aufmunternd und nebenher eine Liebeserklärung an die Kraft von Büchern

„Manche Entscheidungen trifft das Leben für uns, manche pirschen sich langsam an, aber bei manchen weiß man noch ganz genau, in welchem Moment man sie getroffen hat“.

Zoe trifft eine besondere, lebensverändernde Entscheidung: Sie steht nicht gerade auf der Sonnenseite des Lebens. Das Geld ist knapp und reicht kaum für die Wohnung, ihr vierjähriger Sohn Hari spricht nicht und Haris Vater entzieht sich seiner Verantwortung. Letzter Ausweg: ein, bzw. zwei neue Jobs. Die junge Frau zieht nach Schottland, übernimmt dort den fahrenden Buchladen, da Eigentümerin Nina demnächst in Mutterschutz gehen wird, außerdem betreut sie als Au-pair die drei Kinder eines Schlossbesitzers. Doch mit der für Schottland bekannten Postkartenidylle hat Zoes neues Leben anfangs überhaupt nichts gemeinsam.

Jenny Colgan schreibt flüssig, angenehm und klar. Ohne Umschweife versetzte ich mich dadurch sofort in Zoes Geschichte und ihr neues Leben hinein.

Eine ganze Menge Personen spielen in „Wo dich das Leben anlächelt“ entscheidende Rollen. Da ist natürlich zunächst Protagonistin Zoe. Es fällt leicht, sich mit der sympathischen, netten Frau zu identifizieren. Sie ist ein sehr sozialer, ruhiger, geduldiger Mensch, der stets für alle das Beste will und daher wollte ich als Leserin das auch für sie. Ihr neuer Arbeitgeber, der ungelenke Schlossher Ramsey wirkt zwar ähnlich unnahbar wie Mr Rochester aus Jane Eyre, aber trotzdem auf ganz andere Art. Seine verschlossene, zutiefst unglückliche Tochter Mary scheint verloren und steht im völligen Gegensatz zu ihrem Bruder dem aufgeweckten, fröhlichen, ständig plappernden Patrick. Und dann ist da auch noch Zoes stummer Sohn Hari, der Zoe solche Sorgen bereitet. Eine sehr vielfältige Mischung, die verschiedenen Charaktere des Romans. Für Colgan-Fans eine nette Überraschung, dass Nina und Surinder aus dem ersten Band der Reihe zwar keine Hauptrollen spielen, aber doch Gastauftritte haben und mit den Figuren verbunden sind.

Jenny Colgan steht für Eskapismus-Romane, „rosa“ Bücher zum Wegträumen, Frauen, die einen kompletten Neuanfang wagen, um ihr Glück zu finden. Genau darum geht es auch in „Happy Ever After- Wo dich das Leben anlächelt“. Anfangs lächelt das Leben Protagonistin Zoe sehr selten an, es streckt ihr vielmehr immer wieder die Zunge heraus. Manche Ereignisse, die ihr widerfahren, vor allem auch im Zusammenhang mit Mary, sind wirklich ziemlich traurig und bedrückend. Doch Zoe gibt nicht auf. Als Leser muss man da einfach mitgehen, ihr mit vollem Einsatz die Daumen drücken, dass für sie und die anderen alles gut wird, ganz im Sinne des märchenhaften „Happy Ever After“. Die Geschichte ist zwar vorhersehbar und wenig tiefgründig - Probleme klingen kurz an und werden dann viel zu schnell gelöst- aber genau das gehört einfach zu Jenny Colgan. Eine unterhaltsame, aufmunternde Gute- Laune- Geschichte voller positiver Energie. Und nebenher geht es immer wieder um besondere, manchmal magische Seelenretter: Bücher! Für Buchliebhaberinnen und alle, die sich nach sonnigen Happy Ends sehnen.

Bewertung vom 12.11.2020
Aller guten Dinge sind zwei
McFarlane, Mhairi

Aller guten Dinge sind zwei


sehr gut

Von falschen Beziehungen und echten Gefühlen: britische Romantikkomödie zum Lesen

Aus heiterem Himmel wird Laurie von ihrem langjährigen Freund Dan verlassen. Sie versteht die Welt nicht mehr. Als sie mit Kanzleicasanova Jamie im Aufzug steckenbleibt, entwickeln die beiden einen Plan: Sie geben vor, ein Paar zu sein, um Dans Eifersucht zu wecken und Jamies Ruf und seine Aufstiegschancen in der Kanzlei zu verbessern. Schließlich gilt Laurie als äußerst integer und beliebt bei den Partnern. Doch Pläne sind dazu da, zunichte gemacht zu werden, vor allem wenn das Leben dazwischenfunkt...

Autorin Mhairi McFarlane pflegt einen locker-leichten, witzigen und angenehmen Schreibstil. Sie schildert klar und anschaulich Lauries Perspektive der Geschichte, rasch versetzte ich mich in Lauries Situation hinein und konnte mich recht gut mit der Figur identifizieren .

Mhairi Mc Farlane kennt sich aus mit Menschen, ihrem Verhalten, ihren Gefühlen, ihren Wünschen, ihren Beziehungen, ihren seelischen Verletzungen. Zwar sind ihre Figuren mitunter recht klischeebeladen und werden teilweise etwas oberflächlich und einseitig dargestellt, aber sehr oft erkennt man sich und andere auch wieder in den Charakteren, hat dabei das Gefühl, die Autorin beobachtet ihre Umgebung exakt und weiß genau, wovon sie schreibt. Bei ihren Protagonisten treten einige ziemlich tiefe, ehrliche, realistische Gefühle und erstaunlich treffende Beziehungs- und Verhaltensmuster auf. Mit Laurie, die so sympathisch, tief verletzt, authentisch und im Beruf sehr professionell rüberkommt, musste ich einfach mitfiebern und- leiden. Und unangenehme Charaktere wie Claire oder Michael gehören zu einem McFarlane-Roman immer dazu, ohne Gegenwind wäre die Geschichte ja auch langweilig.

Finden Laurie und Dan wieder zueinander? Kann eine Fake-Beziehung wirklich funktionieren?
Und kommt es für Laurie schließlich zum Happy End?
McFarlanes neuester Roman hat mich mitgenommen: Gefühlvoll, unterhaltsam und witzig wie eine typisch britische Liebeskomödie zum Lesen, Kino im Kopf. Am Ende wird zwar etwas dick aufgetragen, aber die große Liebe ist nun mal zweifelsohne sehr süß.

Bewertung vom 11.11.2020
Escape Room Adventskalender. Die drei unheimlichen Geschenke
Eich, Eva

Escape Room Adventskalender. Die drei unheimlichen Geschenke


ausgezeichnet

Abwechslungsreicher, motivierender und spannender Adventskalender für kleine Knobelfreunde

Kurz vor Weihnachten finden Toni und Luka drei merkwürdige Geschenke in ihrem Zimmer, in ihnen ist eine mysteriöse Nachricht vom Weihnachtsmann versteckt. Dieser wurde entführt und bittet die Geschwister um Hilfe. Die Spinne Melitta und Rentier Rudolph begleiten die Kinder auf ihrer abenteuerliche Suche. Was ist bloß genau passiert? Und wird es Toni und Luka gelingen, Weihnachten zu retten?
Um ans Ziel zu gelangen, müssen die Kinder einige knifflige Rätsel bewältigen, aber ohne die aktive Mithilfe der Leser geht es natürlich nicht. Da sind die grauen Zellen der Leser oft ganz schön gefordert. Wenn sie Toni und Luka nicht auf die richtige Spur bringen, werden die kleinen Helden mit ihrer Mission scheitern und der Geist von Weihnachten bleibt ihnen verwehrt.

Der kreative Rätseladventskalender ist in eine spannende, weihnachtliche Geschichte eingebunden. Diese ist kindgemäß und unterhaltsam formuliert und angenehm flüssig zu lesen. Es macht Spaß, die neugierige, aufgeweckte Toni und ihren zurückhaltenden, skeptischen Bruder Luka bei ihrem Abenteuer zu begleiten. Die lustigen, aber manchmal auch durchaus besinnlichen Illustrationen passen sehr gut zur Handlung. Da kommt rasch weihnachtliche Stimmung auf.

Ganz unterschiedliche Schwierigkeitsgrade haben die vielfältigen Rätsel - von recht einfach bis ziemlich verzwickt. Da finden sich Geheimschriften, unterschiedliche Bilderrätsel, Tüftel- und Wissensfragen, Rebusse, verschiedene Labyrinthe, Codes, Worträtsel und Rechenaufgaben. Hier ist sicherlich für jeden Geschmack etwas dabei. Der Altersempfehlung ab acht, neun Jahren würde ich zustimmen, meine neunjährige Tochter kam mit den Rätselaufgaben überwiegend alleine und selbstständig zurecht.
Der Kalender ist recht handlich und kompakt aufgemacht, im Querformat, etwas größer als DIN A 5.

Adventskalender, Rätselbuch und Weihnachtsgeschichte in einem: eine wirklich tolle Idee! Meine Tochter war durchgehend mit großer Freude dabei. Wie bei Adventskalendern üblich, lässt sich das Ganze eigentlich nur einmal lösen, es sei denn, man bearbeitet die Rätsel ganz vorsichtig mit Bleistift. Aber immerhin bleibt am Ende das Buch ganz und so die Geschichte komplett zum nochmal Lesen erhalten. Für uns eine besondere Schwierigkeit, die große Selbstbeherrschung erfordert, täglich nur ein Rätsel zu bearbeiten. Die Rätsel machen leider ganz schnell süchtig. Unterm Strich ein sehr motivierendes Buch voller Vorfreude: Kreativ, knifflig, eine schöne Herausforderung für Rätsel- und Weihnachtsfreunde. Uneingeschränkt empfehlenswert!