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Midnight-Girl
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NRW

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Insgesamt 853 Bewertungen
Bewertung vom 29.10.2017
Das Verbrechen / Kommissarin Lund Bd.1 (2 MP3-CDs)
Hewson, David

Das Verbrechen / Kommissarin Lund Bd.1 (2 MP3-CDs)


sehr gut

Niemals würde Sarah Lund von sich behaupten ängstlich zu sein, schon gar nicht in der Ausübung ihres Jobs als Kommissarin, vielmehr geht sie mit Kampfgeist und Köpfchen in jede Ermittlung. Als jedoch die Leiche einer 19-Jährigen aus dem Kanal gezogen wird, gerät auch Sarahs Beherrschung ins Wanken. Sie ahnt, dass dieses grausame Verbrechen viel mehr verbirgt als auf den ersten Blick sichtbar. Doch in welches Netz aus Intrigen und Macht sie geraten würde, war nicht einmal der unerschrockenen Kommissarin klar...

Nanna Birk Larsen wird brutal ermordet und schlussendlich einfach weggeworfen. Selbst durch die rein erzählerische Darstellung ergibt sich für den Hörer ein Bild des Schreckens, das ihn so schnell nicht mehr loslassen wird. Man setzt entsprechend alle Hoffnung auf Kommissarin Lund, die sich emotional ebenfalls nicht so ganz von den Vorkommnissen lösen kann. Vielleicht liegt aber auch genau da ihre Stärke. Nicht immer wählt Sarah Lund den geraden oder konventionellen Weg, manchmal ist man als Hörer auch überhaupt nicht auf ihrer Seite, und doch ahnt man, dass sie genau die Richtige ist, um diesen Fall aufzuklären. Niemand sonst würde sich so darin verbeißen wie sie es tut, wohlgemeinte Ratschläge oder gar Anordnungen in den Wind schlagen.

Auf ihrem Weg gerät Sarah Lund dem ein oder anderen Charakter in die Quere, doch bis zuletzt ahnt weder sie noch der Hörer in wessen Gegenwart sie wirklich in Gefahr schwebt. Viele Theorien werden angeführt, noch mehr wieder verworfen, man ist gefangen in einem Labyrinth, das mit der Zeit immer mehr Abgründe preis gibt. Einziges Manko, das anzuführen jedoch sinnvoll erscheint, ist die Vielzahl der Figuren, die mitunter nicht tiefgründig genug in Erscheinung treten. So hat man einige schnell wieder vergessen, obwohl sie eine zentrale Rolle im Geschehen spielen, und muss sie erst wieder neu kennenlernen. Dadurch wird das Hörvergnügen minimal geschwächt, denn ab einem gewissen Zeitpunkt möchte man sich einfach nur noch durch die Geschichte treiben lassen, um zu sehen wohin sie führt.

Anneke Kim Sarnau gelingt es die angespannte Atmosphäre aufzugreifen und dem Hörer zu übermitteln. So verschafft sie dem Inhalt mit ihrer Sprecherleistung eine fulminante Spannungskurve, die zwar hin und wieder leicht absinkt, aber niemals komplett einbricht. Gleichzeitig bringt sie vor allem Sarah Lunds Emotionen gekonnt ins Spiel, so dass diese dem Hörer noch präsenter erscheinen.

„Das Verbrechen – Kommissarin Lunds 1. Fall“ hält diverse Überraschungen und Wendungen bereit, die im Vorfeld nicht einmal angedeutet werden. Trotz sehr bildhafter Darstellung der vorherrschenden Brutalität, ist der Hörer gewillt den Weg der Ermittlungen von Anfang bis Ende zu verfolgen, denn es steht außer Frage, dass die Tat aufgeklärt werden muss. Im Idealfall gelingt dies, bevor es noch weitere Opfer gibt.

Bewertung vom 29.10.2017
Hamstersaurus Rex
O'Donnell, Tom

Hamstersaurus Rex


sehr gut

Eines Tages bekommt Sams Klasse überraschend einen Hamster. Von dem kleinen Nager ist der 12-Jährige sofort angetan, doch das Glück währt nicht lange, denn der Hamster reißt aus. Auf seiner Tour durch die Schule, bis hin zur Turnhalle, nimmt er plötzlich Proteinpulver zu sich, das eine eigenartige Wirkung auf den kleinen Körper hat – er mutiert. Hinzu kommt, dass er nun, neben messerscharfen Zähnen und einem reptilienartigen Schwanz, einen beinahe unersättlichen Hunger besitzt. Sam versucht alles in seiner Macht stehende, um dem Racker das Leben so annehmlich wie möglich zu gestalten. Einer jedoch sinnt auf Rache, und der kommt Hammy immer näher...

Ein Klassenhamster als solches kann eine gute Idee sein, kann aber auch zu unliebsamen Episoden führen, egal ob mutiert oder nicht, denn eine große Verantwortung ist es allemal. Hier wirkt natürlich alles um einiges brisanter, schließlich hat man es mit einer Spezies zu tun, die bisher so nicht in Erscheinung getreten ist. Sam scheint mit seinen 12 Jahren bereits einige richtige Ansichten zu vertreten, ob er in deren Umsetzung wirklich immer geschickt agiert, sei dahingestellt. Dadurch ergeben sich jedoch zahlreiche humorvolle Ereignisse, die den Leser mehr als nur zum Schmunzeln bringen.

Des Weiteren wird ein spannender Handlungsstrang gesponnen, denn nicht jeder ist dem Hamster wohlgesinnt. Natürlich hofft man inständig, dass Hammy niemals den falschen Personen in die Hände fallen wird, doch hat man darauf natürlich keinen Einfluss. Entsprechend gebannt verfolgt man den Verlauf des Geschehens, der dem kleinen Nager mal mehr mal weniger Sicherheit zugesteht. Ein tatsächliches Vorhersehen welchen Ausgang die Ereignisse nehmen werden, gibt es nicht.

Gleichzeitig wird die Geschichte mit wundervollen Illustrationen untermalt, wodurch die bereits im Kopf entstandenen Bilder noch konkretere Züge erhalten. Mit zahlreichen Feinheiten gespickt erzählen sie beinahe selbst nochmals eine ganz eigene Geschichte, der man sich gerne intensiver widmen würde, doch die Neugierde treibt dem Leser an schnell weiterzublättern.

Der erste Band rund um Hamstersaurus Rex macht nicht nur Lesern innerhalb der Zielgruppe Spaß. Wie gut, dass der Nachfolgeband bereits zeitgleich erschienen ist.

Bewertung vom 29.10.2017
Schritte im Dunkeln (eBook, ePUB)
Heyer, Georgette

Schritte im Dunkeln (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die Geschwister Peter, Celia und Margaret lassen sich von dem Gerede und den Spukgeschichten nicht abschrecken und beziehen kurzerhand, und mit jeweiligem Anhang, das geerbte Klostergebäude. Als sie jedoch bereits in der ersten Nacht eher unsanft geweckt werden, durch ein Stöhnen wie es kein Mensch zustande bringen kann, scheinen die hartnäckig gestreuten Gerüchte sich zu bestätigen. Von Aufbruchstimmung allerdings ist nichts zu spüren, vielmehr wollen sie gemeinsam der Ursache auf den Grund gehen, um bald wieder bedenkenlos schlafen zu können. Die angestellten Nachforschungen werden jedoch plötzlich von einem Mord überschattet. Sollte es zwischen den Ereignissen einen Zusammenhang geben?

Obwohl ursprünglich vor mehreren Jahrzehnten erschienen, hat Georgette Heyers Krimi keinesfalls Staub angesetzt. Der ein oder andere Protagonist mag etwas antiquiert wirken, dies jedoch ist der Zeit geschuldet, in der das Werk entstanden ist. Außerdem wirken die Figuren gleichzeitig modern genug, um auch in der heutigen Zeit, vermutlich nach anfänglichen Startschwierigkeiten, durchaus bestehen zu können. So oder so, nichts davon kann den Leser abhalten emotionale Bindungen zu entwickeln oder sich von dem Geschehen in den Bann ziehen zu lassen.

Georgette Heyer versteht es exzellent Spannung aufzubauen und vor allem auf hohem Niveau zu halten. Obwohl lange Zeit nicht klar ist, ob es tatsächlich spukt oder den Geschwistern ein perfider Scherz gespielt wird, niemals wirkt das Geschehen unglaubwürdig oder abwegig. Auf der Suche nach der Ursache, um den unliebsamen Störungen ein Ende zu bereiten, gehen die Charaktere mal mehr mal weniger strukturiert vor, mal auf der Hut, mal abenteuerlustig, niemals jedoch lassen sie den Leser im Regen stehen. Man ist nah dran an den Ereignissen, spürt die Anspannung der Personen und die aufgeladene Atmosphäre.

So ganz sicher ist man bis zum Ende nicht worauf das Ganze hinauslaufen wird. Einige Theorien haben sich bereits in den Gehirnwindungen manifestiert, konnten jedoch noch nicht auf einen Nenner gebracht werden. Die ein oder andere Ungereimtheit beziehungsweise deren Auflösung wird bis zum Schluss aufgeschoben, um die Spannung nochmals gekonnt zu erhöhen. Egal mit welcher Erwartungshaltung der Leser sich der Lektüre widmet, man wird sicherlich überrascht werden und sich an den Gegebenheiten, trotz allem, erfreuen.

Bewertung vom 21.10.2017
Brandmal
Benecke, Mark;Hilleberg, Florian

Brandmal


sehr gut

Nachdem es in mehreren Ländern zu spontanen Selbstentzündungen kommt, dauert es nicht lange, bis klar ist, dass es sich hier um einen Fall für John Sinclair handelt. Die betreffenden Personen klagten im Vorfeld vor allem über Lichtempfindlichkeit, bei Tageslicht hatten sie ständig das Gefühl von innen heraus zu verbrennen – was schlussendlich auch passiert ist. In Berlin versuchen Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke und seine Mitarbeiterin Tina dasselbe Problem von der wissenschaftlichen Seite aus zu betrachten und im besten Fall zu bekämpfen. Nachforschungen ergeben, dass sämtliche Personen in der Slowakei Urlaub gemacht haben. Dort treffen das Londoner und das Berliner Team aufeinander, um dem Geheimnis des Ortes auf die Spur zu kommen und idealerweise den Kern des Bösen zu vernichten...

Wer kennt sie nicht – die John-Sinclair-Heftromane sind absoluter Kult, die Hörspielreihe(n) geradezu legendär. Ist es möglich mit einer Romanreihe nun noch einen draufzusetzen? Der Versuch ist in jedem Fall gestartet. Der Herausforderung stellen sich Mark Benecke, der nicht nur Autor sondern auch Protagonist ist, sowie Florian Hilleberg, der bereits diverse Heftromane Sinclairs verfasst hat.

Auch wenn der Leser bei den recht früh beschriebenen Symptomen sofort an Vampire denkt, ist das vorherrschende Problem etwas anderer Natur. Die Wechsel zwischen Orten und Sichtweisen, John Sinclair erzählt bekanntermaßen aus der Ich-Perspektive, sind an sich keine allzu große Sache, doch erhält man als Leser immer nur einen Bruchteil notwendiger Informationen, so dass man den einen Gedankengang noch nicht zu Ende denken konnte, bevor bereits der nächste in vollem Gange ist. Dadurch wirkt der Einstieg verwirrend, es scheint mehrere lose anstatt einen roten Faden zu geben, wodurch eine gewisse Struktur fehlt. Erst nach etwa einem Drittel stellt sich das Gefühl ein endlich angekommen zu sein, im Geschehen und an der Seite der Figuren.

Dann aber kommt es knüppeldick und hart auf hart. Das Tempo wird merklich angezogen, die Spannung steigt und auch der Anteil an Horrorelementen nimmt nochmals zu. Fern ab der Heimat und ohne eigene Waffen müssen sich John, Jane, Mark und Tina einem Gegner stellen, der mächtiger und hinterhältiger ist als erwartet. Zeit zum Pläne schmieden bleibt nicht, der Kampf ums nackte Überleben hat schon lange begonnen. Im Idealfall können noch einige Menschen gerettet werden. Der Leser fiebert regelrecht mit, würde sogar eingreifen, wenn möglich, denn es kann alles passieren, man ist vor unliebsamen und unvorhersehbaren Überraschungen nicht sicher, hinter jeder Ecke kann das Grauen lauern.

Das nun entstandene Niveau kann bis zum Schluss durchgehalten werden, der für sich genommen den Hinweis enthält, dass die Geschichte noch nicht unbedingt fertig erzählt ist, obwohl es sich um kein komplett offenes Ende handelt. Man darf also gespannt sein, ob Wissenschaft und Übernatürliches sich nochmals zusammenschließen werden.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.10.2017
Mord in Serie - Im Netz der Spinne
Topf, Markus

Mord in Serie - Im Netz der Spinne


ausgezeichnet

Per Mausklick einen tödlichen Autounfall provozieren? Geht das? Auf Grund der Recherchen und sonstigen Ermittlungsergebnisse ist Marina Forster sicher, dass ihr Gegenspieler in der Hackerszene zu finden ist. Schnell scheint auch die Scheinidentität des Gesuchten bekannt, doch einen Klarnamen gibt es nicht. Dennoch muss das Phantom schnellstmöglich gestoppt werden, denn es wird zu weiteren Opfern kommen. Aber wie findet man jemanden, für den Untertauchen kein Problem und der sowieso immer einen Schritt voraus ist?

Man hat bereits allerhand gehört was die technischen Möglichkeiten allgemein, und das Hacken im Speziellen, angeht. Doch möchte man sich eigentlich gar nicht vorstellen, dass ein solches Szenario, wie bereits zu Beginn der Folge zu hören, tatsächlich möglich ist. Wie kann man sich dann noch schützen? Woher weiß man, dass die eigene Software sicher ist? Natürlich keimen Ängste auf, die bei genauerer Betrachtung meist nicht nötig sind, doch hundertprozentig sicher kann und darf man sich niemals fühlen.

Auf Grund dieser schwierigen Situation, die zwar rational erklärbar, aber dennoch nicht in ihrer Gänze greifbar, ist, fügt der Hörer sich schnell ins Geschehen ein. Bald schon sieht man hinter jeder Figur den Feind, ahnt, dass es jemanden gibt, der mit gezinkten Karten spielt. Doch wer sollte das sein und wo liegt sein Motiv? Oder wird man schlichtweg paranoid, da die Aufklärung des Falls sich immer weiter zieht, konkrete Ergebnisse auf sich warten lassen?

Mit „Im Netz der Spinne“ ist dem gesamten Team wieder einmal eine absolut spannende Folge gelungen, die den Hörer richtiggehend in den Bann zieht. Egal ob Sprecher, Produzent, Autor oder, oder, oder, alle machen einen grandiosen Job, so dass man schon fast glauben könnte einen wahrheitsgetreuen Fall zu verfolgen. Am Schluss ist klar: Es ist noch lange nicht zu Ende. Gut, dass es noch einen zweiten Teil gibt, denn die Geschichte bietet ordentlich Potential, das es auszuschöpfen gilt.

Bewertung vom 15.10.2017
Der blinde Banker / Sherlock Bd.2
Jay.;Moffat, Steven;Gatiss, Mark

Der blinde Banker / Sherlock Bd.2


ausgezeichnet

Ein ehemaliger Studienfreund Sherlock Holmes' tritt an den berühmt-berüchtigten Detektiv heran und bittet ihn in einer delikaten Angelegenheit um Hilfe. Da ahnt Holmes noch nicht, dass Watson und er es mit einem chinesischen Schmugglerring zu tun bekommen werden, der keinerlei Gnade kennt. Es wird ein Wettlauf mit der Zeit, denn die Zahl der Opfer steigt, und noch weiß das Duo überhaupt nicht welche Wertsache überhaupt den Stein ins Rollen gebracht hat.

Egal ob bekannt oder nicht, auch diese zweite Story rund um den eigensinnigen Detektiv zieht den Leser sofort in den Bann. Fieberhaft versucht man den deduktiven Gedankengängen zu folgen, um das Rätsel möglichst schnell auflösen zu können. Doch natürlich werden Hürden, auch für die Protagonisten, eingebaut, die sich überraschend geschmeidig ins Gesamtgeschehen einfügen und doch gleichzeitig für Verwirrung sorgen. Es ist nicht nur ein Wettlauf gegen die Zeit, denn ihre Gegner sind stark, sehr stark, und scheinbar den ein oder anderen Schritt voraus.

Erneut gelingt es wunderbar die Serie zeichnerisch auf Papier zu bannen, fast schon als realistisches Abbild. Umso schneller freundet sich der geneigte Leser mit der Darstellung an, schließlich sind ihm die Charaktere in weiten Teilen geläufig, man bekommt schneller das Gefühl von einem Wiedersehen mit „alten Bekannten“. Es ist selbstverständlich, dass nicht jede Sekunde in den Bildern festgehalten werden kann und die Erzählung somit leicht eingekürzt werden muss, dennoch hat man nicht das Gefühl, dass gravierende Elemente ausgelassen wurden. Ein bisschen Fantasie ist immer gefragt, schadet aber definitiv nicht, lässt man sich so doch noch weiter auf die Geschichte ein.

Erfreulich, dass der zweite Teil niveautechnisch absolut an den ersten anknüpfen konnte. Da wird man sich wohl beruhigt zurücklehnen und auf den bereits angekündigten dritten Band warten können, der schon bald erscheinen wird. Vielleicht gibt es ja sogar eine weitere Fortsetzung der Reihe – wünschen würde man es sich zumindest.

Bewertung vom 15.10.2017
Blutzeuge / Jane Rizzoli Bd.12
Gerritsen, Tess

Blutzeuge / Jane Rizzoli Bd.12


ausgezeichnet

Eine junge Frau, ermordet, ihre Augäpfel in der offenen Hand. Ein junger Mann, durchbohrt von Pfeilen, die in seinem Brustkorb stecken. Doch beide Verletzungen wurden den Opfern erst post mortem beigebracht, die tatsächliche Todesursache bleibt im Dunkeln. Gerichtsmedizinerin Maura Isles ist schnell klar, dass hier ein- und derselbe Täter am Werk war, eine Verbindung zwischen den verstümmelten Personen ist allerdings weder auf den ersten noch den zweiten Blick zu erkennen. Jane Rizzoli und ihr Team ermitteln fieberhaft in sämtliche Richtungen, denn es ist nicht auszuschließen, dass der Täter nur darauf wartet erneut zuzuschlagen. Dass nach dem Motiv allerdings in der Vergangenheit, die mehrere Jahrzehnte zurückliegt, gesucht werden muss, hätte wohl niemand erwartet...

In ihrem zwölften Fall wird es knifflig für Ermittler und Gerichtsmediziner, denn nicht nur das Motiv hält sich versteckt, auch der tatsächliche Tathergang ist nicht auf Anhieb zu rekonstruieren. Da man als Leser ebenfalls keine gewinnbringende Theorie beisteuern kann, bleibt einem nichts anderes übrig als sich an die Fersen der erprobten Schnüffler zu heften, um auch den kleinsten Hinweis schnellstmöglich zu entlarven. Dabei hilft es ungemein, dass man auf Grund des fesselnden Schreibstils der Autorin sofort im Geschehen gefangen ist, das, sei es noch so grausam, einen erst wieder los lässt, sobald das Rätsel vollständig gelöst ist. Die Spannung ist von Beginn an auf einem hohen Niveau, kann aber im weiteren Verlauf noch gesteigert werden, gespickt mit diversen Überraschungsmomenten. Die ein oder andere Wendung lässt sich bereits im Vorfeld erahnen, mindert aber keineswegs die Lesefreude oder den Spannungsbogen.

Mit den Figuren wird man schnell warm, egal ob man bereits Vorkenntnisse besitzt oder nicht. Sicherlich findet keine umfassende Vorstellung oder Einführung mehr statt, aber innerhalb der Erzählung ergeben sich konkrete Darstellungen der jeweiligen Charaktereigenschaften, so dass sich auch für Neueinsteiger ein recht reales Bild ergibt. Vorsichtig sein sollte man allerdings, wenn man ausschließlich die Fernsehserie rund um Rizzoli und Isles kennt. Sicherlich tauchen Ähnlichkeiten auf, doch genauso gibt es auch gravierende Abweichungen. Entsprechend sollte man im Hinterkopf halten, dass die Serie natürlich in gewisser Weise auf Tess Gerritsens Figuren basiert, dennoch nicht 1:1 übertragbar ist. Am besten ist es daher sich neutral auf das jeweilige Medium einzulassen, ohne direkt tiefgründige Vergleiche anzustellen.

Ein Fall äußerster Brutalität, der seelische Abgründe offenbart, die häufig vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen bleiben. Ein Fall, der emotional berührt und zugleich aufzeigt, welcher Machtlosigkeit und Willkür der Mensch manches Mal ausgesetzt ist. Ein neuer Fall für Rizzoli und Isles, der dem Leser auch nach der Lektüre noch im Kopf bleiben wird.

Bewertung vom 07.10.2017
Sieh nichts Böses / Kommissar Dühnfort Bd.8
Löhnig, Inge

Sieh nichts Böses / Kommissar Dühnfort Bd.8


sehr gut

Kaum von seiner Hochzeitsreise zurückgekehrt, hat der Arbeitsalltag Kommissar Dühnfort bereits wieder voll im Griff. Die halbverweste Leiche einer seit langem vermissten Frau wird gefunden, neben ihr eine Affenfigur, der zunächst keine großartige Bedeutung beigemessen wird. Doch als die tiefergehenden Nachforschungen zum Thema und ein weiterer unaufgeklärter Mord darauf hindeuten, dass ein Zusammenhang besteht, muss Dühnfort schnell handeln, denn schon bald könnte es ein weiteres Verbrechen geben. Außerdem darf er sein Privatleben nicht vernachlässigen, denn Gina erwartet ihr gemeinsames Kind.

Inge Löhnig geht mit „Sieh nichts Böses“ und Kommissar Dühnfort in die achte Runde und schafft es noch immer die Leser abzuholen. Auf Grund ihres ruhigen, gleichzeitig flüssigen, Schreibstils ergibt sich eine Atmosphäre, in der man sich wohlfühlt, zugleich aber auch die Anspannung der Protagonisten spürt, also entsprechend nah am Geschehen ist. Egal ob man Dühnfort und Gina bereits in einem oder mehreren ihrer früheren Fälle erlebt hat oder nicht, das Gefühl des Wiedererkennens setzt fast sofort ein. Wichtige Hintergrundinformationen und vergangene Ereignisse werden kurz angeführt, um Brücken zu schlagen und Zusammenhänge deutlich zu machen. Als Neuling fühlt man sich daher auch zu keiner Zeit benachteiligt. Im Gegenteil, man ist gewillt sich auch in die Lektüre der Vorgänger zu vertiefen, von denen es bereits einige gibt.

Die Ermittlungen im vorliegenden Fall gestalten sich als schwierig, da das Verschwinden der jungen Frau bereits einige Jahre zurück liegt. Alte Verbindungen müssen ausgegraben und neue Schlüsse gezogen werden, damit endlich Klarheit herrscht und vor allem die Eltern mit diesem Kapitel auf gewisse Weise abschließen können. Bei seinen Recherchen gerät Dühnfort immer tiefer in ein kurioses Geflecht, das noch die ein oder andere Überraschung bereit halten soll, auch für den Leser. Obwohl man sich erstaunlich selten auf dem Holzweg befindet, sondern im Kopf beharrlich an seiner eigenen Theorie festhält, versuchen immer wieder Momente des Skepsis an die Oberfläche zu dringen.

Ist man gewillt den Hinweisen konsequent zu folgen und sich nicht einschüchtern zu lassen, so bleibt im Grunde nur eine mögliche Lösung übrig, die jedoch noch verifiziert werden muss. Zum Ende hin sinkt somit leider ein wenig die Spannungskurve, da auch kaum noch mögliche Wendungen eingebaut werden, wodurch die Marschrichtung schnell deutlich wird.

Dem Lesefluss und -vergnügen steht dies allerdings nicht im Wege, auch der achte Band der Reihe hat durchaus seinen Reiz. Vor allem im Hinblick auf Ginas und Dühnforts privates Glück, erst die Hochzeit, jetzt die freudige Erwartung. Logisch, dass hier ein genauerer Blick riskiert und die Gefühls- und Gedankenwelt der Protagonisten eingehender betrachtet wird als in so manchem Vorgänger. Alles in allem also erneut ein spannender Fall für Kommissar Dühnfort, der natürlich tatkräftige Unterstützung erhält, um dem Chaos Herr werden zu können.