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Lesendes Federvieh
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München
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Hinter dem Namen Lesendes Federvieh verbirgt sich das Blogger-Duo kathiduck und Zwerghuhn. Wir lesen querbeet alles, was uns zwischen die Finger kommt und veröffentlichen die Rezensionen dazu auf unserem Blog (lesendes-federvieh.de). Dort gibt es übrigens noch viele weitere Beiträge rund ums Thema Buch. :)

Bewertungen

Insgesamt 539 Bewertungen
Bewertung vom 18.09.2018
Mit der Faust in die Welt schlagen
Rietzschel, Lukas

Mit der Faust in die Welt schlagen


sehr gut

Philipp und Tobias wachsen in einem kleinen Dorf in Sachsen auf. Sie ziehen mit ihren Eltern ins eigene Haus, alles scheint gut zu werden. Doch allzu bald bekommt die vermeintliche Idylle die ersten Risse. Die miserablen Zukunftsaussichten und die Angst vor dem Verlust der Heimat werden für die beiden immer größer. Genau zu diesem Zeitpunkt kommt auch noch die Flüchtlingskrise dazu, die auch vor ihrem Dorf nicht halt macht. Beide Brüder reagieren auf ihre Weise. Während sich der eine absondert, findet der andere ein gefährliches Ventil für seine Wut...

Lukas Rietzschel hat mit seinem Debütroman "Mit der Faust in die Welt schlagen" ein gelungenes Porträt über zwei Brüder vorgelegt, die mit der rechten Szene in Berührung kommen. Die Enge und die Perspektivlosigkeit in dem kleinen sächsischen Dorf sind sehr gut beschrieben. Das Umfeld von Tobi und Philipp ist geprägt von geringen Zukunftsaussichten, Alkohol, Vorurteilen gegenüber Ausländern auf der einen Seite und gleichzeitig von Eltern, die mit ihren eigenen persönlichen Problemen zu tun habe. Man kann als Konsequenz dieser Umstände durchaus erahnen, wie die Brüder ins rechtsradikale Milieu abrutschen.

Durch die distanzierte Sichtweise, aus der der Autor die Geschichte der beiden erzählt, wirkt alles noch kraftvoller und authentischer. Ich musste mich erst an den kargen Schreibstil gewöhnen, aber ich finde gerade diese Art zu schreiben, passt perfekt, um die Problematik dieses schwierigen Themas in seiner Vielschichtigkeit dem Leser näherzubringen. Das liegt für mich auch an den kurzen, prägnanten Sätzen mit Tiefgang. Das gefällt sicher nicht jedem, aber für mich ist das ein großer Pluspunkt des Buches. Auch die Charaktere sind präzise und stimmig skizziert und absolut überzeugend.

Dieses Buch ist keine leichte Kost, es ist eine hochaktuelle Lektüre zur Lage in unserer Gesellschaft. Ich habe noch lange über das Gelesene nachgedacht. So intensiv habe ich mich bisher noch nie mit dieser Problematik beschäftigt. Ich hoffe, Lukas Rietzschel erreicht mit seinem Buch viele interessierte Leser, es lohnt sich wirklich.

Bewertung vom 18.09.2018
Die Tote im Wannsee / Kommissar Wolf Heller Bd.1
Kellerhoff, Lutz W.

Die Tote im Wannsee / Kommissar Wolf Heller Bd.1


ausgezeichnet

Es ist das Jahr 1968. Die politische Stimmung ist aufgeheizt. Radikale Studentenunruhen, Nazi-Seilschaften und Stasi Agenten prägen das Geschehen. Genau in diesem explosiven Spannungsfeld ermittelt Wolf Heller in einem Mordfall. Eine junge Mutter wird tot aus dem Wannsee geborgen. Den Mörder zu finden ist schwer, denn alsbald wird er von seinem Chef zurückgehalten. Doch Heller lässt sich nicht beirren...

"Die Tote im Wannsee" ist ein toller Krimi, den ich von der ersten bis zur letzten Seite verschlungen habe. Der flüssige, fesselnde Schreibstil zog mich förmlich durch die Handlung. Neben einem stimmigen, logisch aufgebauten und fesselndem Kriminalfall, fand ich die geschichtlichen Hintergründe mindestens ebenso spannend. Man merkt sofort, dass dem Buch eine präzise und aufwendige Recherche zugrunde liegt, denn die Atmosphäre des Jahres 1968 mit all seinen Strömungen und Spannungen ist hervorragend eingefangen und beschrieben. Zwischen den Buchseiten verbirgt sich hier nicht nur ein Mordfall, der es in sich hat, sondern auch ein großes Stück deutscher Nachkriegsgeschichte. Sehr interessant finde ich auch die damals doch sehr eingeschränkten Ermittlungsmethoden, das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen.

Die detailliert und authentisch ausgearbeiteten Charaktere runden diesen besonderen Kriminalroman wunderbar ab.
Das Buch zu lesen, war für mich fast so wie im Kino zu sitzen. Ich war dabei im Berlin der wilden 68-er Zeit. Die Charaktere und der Schauplatz Berlin sind so lebendig beschrieben, dass vor meinem geistigen Auge der gesamte Krimi ablief. Das finde ich super. Dem Autorentrio Lutz, Wilhelm und Kellerhoff ist ein absolut unterhaltsamer, mitreißender Krimi gelungen, den ich mit großem Vergnügen gelesen habe.

Bewertung vom 04.09.2018
You make my heart race
Kenneally, Miranda

You make my heart race


sehr gut

Nach dem plötzlichen Tod ihrer großen Liebe Kyle wird Annie von ihren Schuldgefühlen förmlich zerfressen. Wäre er noch am Leben, wenn sie sich nicht getrennt hätten? Obwohl sie den Sportunterricht nie gerne gemocht hat, bereitet sie sich auf den Marathon vor, den eigentlich er laufen wollte. Das Training wird von Woche zu Woche härter und wird Annie lediglich durch den attraktiven Jeremiah in ihrer Laufgruppe versüßt. Das Knistern zwischen den beiden ist nicht zu leugnen, doch Annie ist noch nicht bereit ihr Herz erneut zu öffnen, schon gar nicht für einen Draufgänger und Adrenalinjunkie wie Jeremiah.

Da ich mich selbst gerade auf einen Langstreckenlauf vorbereite, war "You make my heart race" natürlich genau die richtige Lektüre, zumal mir bis jetzt noch kein Jugendroman mit dieser Thematik untergekommen ist. Die Protagonistin Annie war mir mit ihrer ehrlichen, direkten Art sofort sympathisch. Sie war noch nie ein großer Fan vom Laufen, in der Schule stets die Langsamste und doch trainiert sie für einen Marathon. Alle damit verbundenen Strapazen nimmt sie auf sich, um den Lauf zu beenden, den ihr Freund Kyle vor seinem Tod nicht mehr laufen konnte. Auch wenn ihr ursprünglicher Beweggrund von absolut unbegründeten aber nachvollziehbaren Schuldgefühlen initiiert wurde, ist es zugleich eine Form der Therapie, denn das regelmäßige Training bringt eine Konstanz in Annies Leben. Wollte sie zu Beginn von ihren Problemen und vor allem vor ihren mit dem Verlust ihrer großen Liebe einhergehenden Gefühlen weglaufen, so findet sie mithilfe des Laufens zurück ins Leben und lernt dabei ihr Herz erneut zu öffnen. Deshalb finde ich den Originaltitel "Breathe, Annie, Breathe" wirklich genial gewählt, denn darin spiegelt sich sowohl Annies Kampf mit ihren Gefühlen ob der alles zu verschlingen drohenden Trauer, aber auch das Thema Marathonlauf wider, während die deutsche Variante "You make my heart race" eher eine kitschige Liebesgeschichte verspricht. Die Romanze, die sich zwischen Annie und Jeremiah, dem Bruder ihres Laufcoaches Matt und selbst Teilnehmer der Laufgruppe, entwickelt, ist weder platt noch wird sie von übermäßigem Herzschmerz begleitet, was ich sehr angenehm zu lesen fand. Die Figur des Jeremiah finde ich generell ziemlich spannend, denn er ist ein Adrenalinjunkie wie er im Buche steht. Auf eine botenstoffproduzierende Herausforderung muss sogleich die Nächste folgen. Obgleich dieses Extrem mir persönlich fremd ist, konnte ich dank des einfühlsamen Schreibstils dennoch nachvollziehen, warum er das alles macht. Die Geschichte, die komplett aus Annies Sichtweise erzählt wird und dadurch nicht an Komplexität und Tiefe einbüßt, ist zwischen einigen Kapiteln mit Annies Laufplan gespickt, wodurch man selbst aufgeregt auf den Tag des großen Rennens hinzufiebern beginnt.

"You make my heart race" ist ein absolut empfehlenswertes Jugendbuch, das nach dem tragischen Verlust der großen Liebe von Kampfgeist, Familie, Freundschaft und neuen Chancen erzählt und dabei besonders durch die schlagfertige und wortgewandten Dialoge zwischen den Protagonisten beeindruckt.

Bewertung vom 23.08.2018
Schmälzle und die Kräuter des Todes
Graze, Linda

Schmälzle und die Kräuter des Todes


sehr gut

Der Polizeiposten von Bad Wildbad bekommt Verstärkung durch den neuen Kommissar aus Karlsruhe. Justin Schmälzle ist schwarz, konsequenter Veganer und ohne seinen Reismilch-Macchiato geht gar nichts. Bei seinem Amtsantritt begrüßt ihn die Putzperle der Polizeistation, die ihn zuerst für einen Asylbewerber hält, mit "Im Lebe net." Für Schmälzle ist es doch eine große Umstellung im beschaulichen Bad Wildbad weitgehend harmlose Fälle zu bearbeiten, wo er doch in Karlsruhe einen Drogenring zerschlagen hat.
Doch kaum ist er hier, treibt ein Toter im Fluss, eine junge Frau verschwindet und ungewöhnliche Kräutertütchen machen die Runde. Justin Schmälzle startet sofort seine Ermittlungen...

Linda Graze hat mit "Schmälzle und die Kräuter des Todes" ein gelungenes Krimidebüt vorgelegt. Die beiden Ermittler Scholz und Schmälzle bilden ein super Team. Sie ergänzen sich gegenseitig, obwohl die beiden grundverschieden sind. Leonie, die flotte Polizeisekretärin, komplettiert den Bad Wildbader Polizeiposten.

Der Kriminalfall ist spannend und authentisch. Es geht eben nicht nur um Mord und Totschlag, nein, die Autorin behandelt mit dem Thema Kräuterdrogen ein top aktuelles und brisantes Thema. Der Krimi liest sich durch eine ordentliche Portion Lokalkolorit und einem flotten, klaren und rasanten Schreibstil absolut kurzweilig. Die herrlichen Dialoge im Originalton Schwäbisch sind ein Genuss - und das auch für einen Nichtschwaben. Das macht den ganz besonderen Ton dieses Buches aus.

Aber auch bei der Gestaltung ihrer Charaktere hat Linda Graze ganze Arbeit geleistet. Ich konnte mir jeden bildlich vorstellen, so detailliert und echt sind sie, gerade auch die Bösewichte. Hier bot vor allem der etwas vertrottelte Schwabe eine herrlich komische Vorstellung.

Ich habe dieses Debüt sehr gerne gelesen. Es ist unterhaltsam und humorvoll. Ich freue mich schon auf die weiteren Fälle von Schmälzle und Co.

Fazit: Gelungenes Krimidebüt mit ganz persönlichem Charme

Bewertung vom 16.08.2018
Die Liebe schreibt die schönsten Geschichten
Platt, Jo

Die Liebe schreibt die schönsten Geschichten


ausgezeichnet

Die Bestsellerautorin Gracie schreibt Liebesromane, die eine breite Leserschaft gefunden haben. Doch seit ihrer Scheidung schafft sie es einfach nicht mehr, heitere Zeilen aufs Papier zu bekommen. Ihr Literaturagent und guter Freund Neil verordnet ihr eine Auszeit. Da passt es genau, dass ihre Putzfee Rose für einige Wochen Urlaub bei ihrer Schwester in Spanien verbringt. Kurzentschlossen vertritt Gracie sie, inkognito versteht sich. So tritt sie alsbald ihre Putzstelle im Haushalt des attraktiven James an. Das Abenteuer kann beginnen...

Jo Platt ist mit "Die Liebe schreibt die schönsten Geschichten" ein wunderschöner Roman gelungen, bei dem man den Alltag in "Null Komma Nichts" hinter sich lassen kann. Das Buch ist frisch, unkompliziert und richtig kurzweilig zu lesen, wie ein schöner lauer Sommerwind. Die Geschichte wird getragen von der sympathischen Gracie, mit der man sofort Freundschaft schließen könnte. Sie ist nicht perfekt und gibt ihre Unzulänglichkeiten auch zu. Ist irgendwo ein Fettnäpfen, Gracie findet es mit schlafwandlerischer Sicherheit. Durch die Erzählung in der Ich-Form war ich noch näher bei ihren Gedanken und Gefühlen dabei, man ist als Leser fast schon Gracie. Das macht das Buch für mich sehr lebendig. Es hat mir super gefallen, zu sehen wie sie Stück für Stück, manchmal auch mit Hindernissen, auf die Sonnenseite des Lebens zurückfindet.

Dieses moderne Märchen ist geprägt von einer ordentlichen Portion Romantik, unschlagbarer Situationskomik, herrlichen Dialogen und genialem englischen Humor. Dazu bietet die Autorin noch liebevoll ausgearbeitete Charaktere, die allesamt charismatisch und leicht schrullig sind. Eine meiner Lieblinge ist Percy, der Inbegriff einer charmanten englischen Lady. Durch den flotten, fluffigen Schreibstil und dem heiteren Ton, in dem das Buch geschrieben ist, flogen die Buchseiten nur so dahin.

Das Lesen dieses Buches bereitete mir großes Vergnügen. Es ist unterhaltsam, witzig und gehört zu meiner Wohlfühlkategorie.

Bewertung vom 16.08.2018
High Dive
Lee, Jonathan

High Dive


sehr gut

Brighton, Südengland 1984: Der ehemalige Spitzensportler Moose, der nun als Hotelmanager im hiesigen Grand Hotel arbeitet, kann sein Glück kaum fassen, als das Grand nach seinen Bemühungen tatsächlich ausgewählt wurde die Regierungschefin Margaret Thatcher mitsamt ihrem Kabinett für ein paar Tage zu beherbergen. Bis zur Ankunft der eisernen Lady in 24 Tagen soll alles perfekt sein: Seine aufblühende Tochter Freya, die an der Rezeption arbeitet bis sie sich über ihre Zukunft endlich im Klaren ist, wird den Ausdruck von Langeweile durch Manieren ersetzt, der Portier seinen Bourbonkonsum in Griff bekommen und der Koch ein paar angesagte und nicht minder exquisite französische Gerichte auf die Speisekarte gesetzt haben. Das zumindest hofft Moose. Was er allerdings nicht ahnt: Soeben hat ein junger Mann unter dem Namen Roy Walsh in Zimmer 629 eingecheckt und als Andenken an seinen Besuch und seine Wertschätzung für die Lady eine Bombe platziert, die genau dann detonieren soll, wenn das gesamte Kabinett anwesend ist.

"High Dive" ist mir aufgrund der düsteren, bedrückenden Ausstrahlung des relativ schlicht gehaltenen Covers sowie dem spannend klingenden Klappentext ins Auge gefallen, wobei ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, dass diese Erzählung auf einer wahren Begebenheit beruht und Jonathan Lee die Fakten geschickt mit Fiktion verwoben hat. Zur Regierungszeit von Margaret Thatcher, der eisernen Lady, war ich noch gar nicht auf der Welt, weshalb mir die politischen Hintergründe zu Thatchers Nordirland-Politik sowie der Vorgehensweise der IRA ziemlich unbekannt waren. Das tat dem Lesegenuss allerdings kaum einen Abbruch, denn das Unabhängigkeitsstreben Nordirlands nach Thatchers grausamer Politik der Ungerechtigkeit und das IRA-Bombenattentat auf das Grand Hotel, das am 12. Oktober 1984 stattfand, bilden die gesellschaftspolitische Kulisse für die eigentliche Geschichte, die sich vielmehr mit dem Sinn des Lebens in der damaligen Zeit aus dem Blickwinkel dreier unterschiedlicher Menschen beschäftigt. Diese Charaktere sind mit außerordentlicher Präzision und Detailstärke geschaffen worden, sodass sie neben Jonathan Lees ungeheurer Sprachgewalt nicht zu leeren Silhouetten verblassen. Der spätere Bombenleger Dan alias Roy Walsh ist einer von ihnen, dessen Lebens- und Leidensweg man von seiner Initiation in der IRA bis hin zum Ausharren ob des erfolgreichen Anschlages miterlebt, nicht ohne dabei einen Blick unter die scheinbar so emotionslose Fassade zu werfen, unter der sich ein junger intelligenter Mann verbirgt, der seine ganze Existenz der Sache verschrieben hat und fernab der Gruppenzugehörigkeit kaum selbstwertschätzend leben kann. Nicht minder faszinierend zu beobachten ist die Figur des Moose, der wohl dem heutigen Bild eines Überlebenskünstlers entsprechen dürfte, denn nach dem Ende seiner vielversprechenden Sportlerkarriere übte er mehrere Berufe aus, um schließlich als Hotelmanager das Grand Hotel in Abwesenheit des altersbedingt kürzertretenden Direktors zu leiten. Aus niederen Verhältnissen stammend, strebte er stets nach etwas Größerem, bildete sich weiter und verfing sich nie im Netz der Frustration, an dessen Rand sich momentan seine Tochter Freya zu befinden scheint. Nach ihrem bravourösen Schulabschluss stehen ihr viele Wege offen, doch die junge Frau weiß noch nichts mit ihrer neu erlangten Freiheit anzufangen und widerstrebt sich den Drängen ihres Vaters, eine Universität zu besuchen, was ihm stets verweigert blieb.

"High Dive" ist ein Roman immenser Sprachgewalt basierend auf den gesellschaftspolitischen Hintergründen zur strengen Regierungszeit Margaret Thatchers und der Unabhängigkeitsbewegung Nordirlands, in dessen Mittelpunkt die drei scharf gezeichneten Protagonisten stehen, die sich eindringlich ihren Ängsten und den Herausforderungen des Lebens zu stellen versuchen.

Bewertung vom 15.08.2018
Ein Himmel voller Bücher
Meyerson, Amy

Ein Himmel voller Bücher


ausgezeichnet

Miranda Brooks geht ihrem normalen Leben als Geschichtslehrerin einer achten Klasse nach, bis sie eines Tages eine alte Ausgabe von William Shakespeares "Der Sturm" und eine bunte Postkarte aus Malibu mit einer rätselhaften Botschaft darauf per Post erhält. Kurz darauf erreicht sie die Nachricht des Todes ihres Onkels Billy, der sich vor knapp 16 Jahren nach einer Auseinandersetzung mit Mirandas Mutter von der Familie abgewandt hatte, und von dem sie seitdem kein Sterbenswörtchen mehr gehört hat. Als sie klein war, hat er Miranda Rätsel stets aufgegeben und mit ihr die tollsten Abenteuer erlebt. Nun scheint er eine letzte Schnitzeljagd für Miranda vorbereitet zu haben, die ihr das sagen soll, was er ihr zu Lebzeiten aus vielerlei Gründen nicht selbst erzählen konnte. Miranda folgt den Botschaften und der Spur der Bücher, die sie in die ihr vermachte Buchhandlung "Prospero Books" führt und ihr Leben dabei von Grund auf ändert.

"Ein Himmel voller Bücher" ist wohl der Traum eines jeden Buchliebhabers, den Amy Meyerson in ihrem Buch mit selbigem Titel auf knapp 300 Seiten auf mitreißende Art Wirklichkeit werden lässt. Allerdings waren die ersten Seiten alles andere als fröhlich, denn sie erzählen von Mirandas glücklichen Momenten mit ihrem Onkel Billy auf einer seiner zahlreich für sie ausgedachten Schatzsuchen, die jäh enden, als er von einem Tag auf den anderen aus ihrem Leben verschwindet. Besonders für ein zwölfjähriges Mädchen, das solch ein inniges Verhältnis zu ihrem Onkel hatte, muss dieser Verlust absolut schrecklich gewesen sein, zumal ihr keiner eine Antwort auf sein plötzliche Verschwinden geben will und man Billy stattdessen mit keinem Wort mehr erwähnt. Miranda hat diesen schweren Verlust nie ganz verwunden, wie sie insgeheim auch weiß, deshalb lässt sie in ihrer neuen Heimat Philadelphia alles stehen und liegen, um nach Los Angeles zur Beerdigung ihres Onkels zu fliegen und seinen Hinweisen zu folgen. Spätestens als Billys Buchhandlung "Prospero Books", die er Miranda vererbt hat, zunehmend den Handlungsmittelpunkt der Erzählung bildet, habe ich mich in dem Buch pudelwohl gefühlt und saß buchstäblich in dem kleinen, gemütlichen Café in dem Buchladen und habe bei der ein oder anderen heißen Schokolade das Buch genossen. Manche Leser würden vielleicht kritisieren, die Handlung plätschere so vor sich dahin, doch in meinen Augen macht genau diese Tatsache das Buch so authentisch und lesenswert. Ich hätte es als ziemlich unrealistisch empfunden, wenn Miranda von einem Hinweis zum nächsten gehetzt wäre, denn das wäre entgegen Billys Absicht gewesen. Jedes Rätsel verweist auf einen Klassiker der Weltliteratur, der Miranda teils ohne ihr Wissen, positiv in ihrem Denken und Handeln beeinflusst und ihr gleichzeitig aufzeigt, wie man mit dem Gefühl des Verlusts, mit Trauer und vor allem mit neuen Herausforderungen umgehen kann. Das große, düstere Familiengeheimnis habe ich zwar ab einem gewissen Punkt geahnt, aber ich finde dennoch, dass es sehr schön aufgelöst wurde und die zugrunde liegende Tragödie nicht dem häufig verwendeten Autounfall-Klischee entspricht, bei dem der Fahrer als Einziger überlebt. Erwähnenswert sind auch die detailliert ausgearbeiteten Nebencharaktere, die der Erzählung mit ihren individuellen Geschichten und ihren herzerwärmenden Charakterzügen den besonderen Glanz verleihen. Speziell vor den Mitarbeitern der Buchhandlung habe ich großen Respekt, denn sie bemühen sich mit jeder Menge Kreativität und tatkräftigem Einsatz zu verhindern, dass "Prospero Books" wie so viele Läden zuvor dem Aussterben der kleinen Buchhandlungen zum Opfer fällt.

"Ein Himmel voller Bücher" ist eine Liebeserklärung an die Welt der Bücher, der Buchhandlungen und des Lesens, das besonders durch die zahlreichen Verweise auf klassische Werke wie beispielsweise William Shakespeare, Mary Shelley und Jane Austen sowie die originellen Charaktere die optimale Grundlage für angenehme Lesestunden zum Dahinschwelgen schafft.

Bewertung vom 10.08.2018
Falling - Ich kann dich nicht vergessen
Maskame, Estelle

Falling - Ich kann dich nicht vergessen


sehr gut

MacKenzie hat nach außen hin das, was sich die meisten Menschen in der Highschool wünschen: tolle Freunde, gute Noten und ihr gutaussehender Exfreund Darren tut alles, um sie zurückzuerobern. Aber innerlich leidet Kenzie am Verlust ihrer Freundschaft und aufkeimender Liebe zu Jaden. Ein Jahr ist es her, dass sie sich unsterblich in ihn und sei schiefes Lächeln verliebt hat. Aber beinahe genauso lange liegt auch der Schicksalsschlag zurück, der alles zerstören und sie von einem Tag auf den anderen Abstand zu Jaden suchen ließ. Jetzt ist der alte Jaden wieder da und kämpft erneut um Kenzie, doch damit es etwas Ernstes zwischen ihnen werden kann, muss Kenzie sich vollkommen öffnen und Jaden an ihrem Geheimnis teilhaben lassen.

Estelle Maskame ist gerade einmal zwanzig Jahre alt und wird schon von Königinnen des New-Adult-Genres, wie Anna Todd, hochgelobt, deshalb war ich natürlich umso neugieriger auf ihr neueste Buch, "Falling - Ich kann dich nicht vergessen". Der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht, nicht zuletzt aufgrund der authentischen, liebenswürdigen Nebencharaktere - allen voran der herzliche und offene Will, der glücklicherweise nicht dem gerne gebrauchten Schwuler-bester-Freund-Klischee entspricht, sondern durch seine Originalität, sein Feingespür für Stimmungen und seine charmante Art begeistert. Dahingegen bin ich mit der weiblichen Protagonistin Kenzie lange Zeit nicht richtig warm geworden, weil ich ihre Denkweise einfach nicht verstehen konnte. Man erfährt zwar gleich in den ersten Szenen, dass in ihrer Familie etwas nicht in Ordnung sein kann, denn das unübersehbare Alkoholproblem ihrer Mutter wird geflissentlich totgeschwiegen und Kenzie um Mitternacht von selbiger mit ihrem Ausweis in einen Shop geschickt, um in einer miserablen Verkleidung Nachschub zu holen. Mir ist klar, dass das natürlich nur die Spitze des Eisberges ist, welche den unter der Oberfläche verborgenen Schmerz überstrahlt und Kenzie zu leiden hat. Trotzdem kann ich einfach nicht verstehen, wie sie die Hunter-Zwillinge Dani und vor allem Jaden, mit dem sie zu diesem Zeitpunkt schon mehr oder weniger offiziell zusammen war, nach dem Unfalltod ihrer Eltern einfach hat hängen lassen, indem sie die beiden vollkommen geschnitten hat. Außerdem hat sie ihre Freunde Will und Holden um das Gleiche gebeten, mit der Begründung, dass sie es nicht ertragen könne, wenn Jaden sich verändert hätte. Dieses Position finde ich mehr als egoistisch, denn schließlich haben Jaden und Dani ihre Eltern verloren, aber Kenzie braucht Abstand? Ehrlich gesagt kann ich bis jetzt nicht wirklich nachvollziehen, warum Jaden ihr so schnell vergeben hat und ihr wieder vollkommen vertraut, denn mit Liebe kann man meiner Meinung nach nicht alles entschuldigen. Da konnte ich mich weitaus besser mit seiner Zwillingsschwester Dani identifizieren, die weiterhin eine gesunde Portion an Skepsis aufrecht erhält und sich zurecht wundert, wieso Kenzie nach einem Jahr Funkstille plötzlich wieder den Kontakt sucht. Ich verstehe warum Kenzie es getan hat, aber ich kann es nicht nachempfinden. Davon abgesehen habe ich das Buch innerhalb eines Tages verschlungen, denn die stellenweise tiefgründige Erzählung wird durch einen lockeren, angenehmen Schreibstil getragen. "Falling" ist zwar als Einzelband angelegt, aber nach diesem Ende der gespaltenen Gefühle würde es mich natürlich brennend interessieren, wie es weitergeht, beispielsweise aus der Sicht von Holden.

"Falling - Ich kann dich nicht vergessen" ist ein angenehm zu lesender New Adult Roman, der von Verlust, Trauer und dem Vergeben erzählt.

Bewertung vom 06.08.2018
Himmelfahrtskommando / Klara Himmel Bd.2
Moeller, Cathrin

Himmelfahrtskommando / Klara Himmel Bd.2


sehr gut

In dem sonst eher ruhigen Dorf Mordsacker gibt es für Klara Himmel eine Menge zu tun. Eine alte Dame sitzt tot an ihrem Kaffeetisch. Ein Abschiedsbrief liegt daneben. Doch kann es wirklich sein, dass die Regisseurin und Autorin des Dorftheaterstückes wirklich Selbstmord beging oder steckt etwa die junge, neu zugezogene Schamanin dahinter oder welches Geheimnis verbirgt sich hinter diesem Todesfall. Da Klaras Ehemann, der Dorfpolizist, gerade Urlaub genommen hat und mit seinem Bauernhof stark beschäftigt ist, beschließt sie der Sache selbst auf den Grund zu gehen - heimlich versteht sich...

Ein Mordfall inmitten beschaulicher ländlicher Idylle, also versehen mit einer ordentlichen Portion Lokalkolorit, das ist genau die richtige Ferienlektüre. "Himmelfahrtskommando" habe ich mit großem Vergnügen im Urlaub gelesen, denn es muss nicht immer ein düsterer Thriller sein, ein schöner Krimi lässt mein Ermittlerherz ebenso höher schlagen. Zumal der Fall klar und logisch aufgebaut und spannend bis zum Schluss ist.

Neben dem Entwickeln eines guten Kriminalfalles hat sich Cathrin Möller ganz besondere Mühe mit ihren Charakteren gegeben. Ein extra Leckerbissen sind hier natürlich die Dorfbewohner, denn jeder ist auf seine Art und Weise eine spezielle Erscheinung. Das peppt den Krimi auf und verleiht ihm eine ganz persönliche Note. Einfach köstlich.

Durch den lockeren, flüssigen und witzigen Schreibstil der Autorin und den herrlichen Dialogen (ich denke hier insbesondere an Klaras Generalüberholung im Friseursalon) ist es ein Vergnügen, Klara Himmel bei ihren heimlichen Nachforschungen zu begleiten.

Fazit: Unterhaltsamer Krimi mit Charme und Witz

Bewertung vom 06.08.2018
A Stranger in the House
Lapena, Shari

A Stranger in the House


ausgezeichnet

Karen bereitet, wie jeden Abend, das Abendessen für sich und ihren Ehemann Tom vor. Doch plötzlich klingelt das Telefon. Karen ist total durcheinander. Sie verlässt überstürzt das Haus, ohne Tom eine Nachricht zu hinterlassen. Als dieser nach Hause kommt, erhält er Besuch von Officer Fleming, der ihm mitteilt, dass seine Frau einen schweren Autounfall hatte. Karen kann sich an nichts mehr erinnern. Als dann auch noch in der Nähe der Unfallstelle ein Toter entdeckt wird, vermutet die Polizei einen Zusammenhang. Plötzlich steht Karen unter Mordverdacht und angesichts der vielen Ungereimtheiten weiß Tom nicht mehr, wem er nun glauben soll, auch Karen selbst beginnt zu zweifeln...

"A Stranger in the House" ist für mich ein Thriller der Extraklasse. Ich fand die Story so spannend und faszinierend, dass ich das Buch in kürzester Zeit ausgelesen habe. Ich wollte unbedingt wissen, wie es mit Karen weitergeht. Die Autorin schreibt mitreißend von der ersten Zeile an, dazu gibt es immer wieder neue Wendungen, sodass man als Leser wirklich erst ganz zum Schluss erfährt, wer für den Mord verantwortlich ist. Durch die grandios geschaffene Stimmung, die von Zweifeln, Verdächtigungen und Lügen geprägt ist, spürt man förmlich, wie schnell die sogenannte bürgerliche Idylle Risse bekommen kann.

Auch der glasklare, schnörkellose Schreibstil von Shari Lapena verstärkt die Wirkung dieses Thrillers. Man merkt, dass sie als Rechtsanwältin Fakten neutral schildern kann. Diese Sachlichkeit und Kühle passt hier einfach perfekt.

Die Charaktere sind ebenfalls detailliert und authentisch geschildert, man traut eigentlich fast jedem den Mord zu (ausgenommen natürlich der Cops). Karen ist wie ein menschliches Chamäleon, die einem in einem Augenblick leid tut, im nächsten Moment traut man ihr die Tat doch zu. Aber auch die Ermittler, allen voran Detective Rasbach, wirken absolut realitätsnah. Man spürt seinen unbedingten Willen Gerechtigkeit walten zu lassen.

Shari Lapena kann mit ihrem zweiten Werk nahtlos an den Erfolg von "The Couple next Door" anknüpfen. Auch diesmal ist ihr wieder ein fulminanter Thriller gelungen.

Fazit: Einfach genial!