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CM94
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Bielefeld

Bewertungen

Insgesamt 885 Bewertungen
Bewertung vom 01.03.2023
Mit den Augen des Opfers / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.3
Strobel, Arno

Mit den Augen des Opfers / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.3


sehr gut

Arno Strobel ist ja immer ein Garant für spannende Kriminalfälle und "Mit den Augen des Opfers" bildet da keine Ausnahme. Es handelt sich um den dritten Band der Mörderfinder-Reihe über den Ermittler Max Bischoff, die Teile sind aber unabhängig voneinander gut lesbar, da die Fälle in sich abgeschlossen sind. In diesem Buch untersucht Bischoff einen Cold Case, der plötzlich wieder sehr warm geworden ist, nachdem eine neue Spur auftaucht. Von Beginn an sehr spannend und mit hohem Tempo deckt Bischoff in diesem Buch alte Sünden auf- wieder ein sehr gelungener Thriller aus der Feder von Arno Strobel.

Zum Inhalt: Die Leiterin des KK11 persönlich beordert Max Bischoff trotz aller Differenzen nach Klotten an der Mosel, damit er in einem Fall ermitteln kann. Eine kürzlich verstorbene Freundin hat ein Tagebuch hinterlassen, dass auf eine längst vergangene Straftat hindeutet, die in Zusammenhang mit einem alten Vermisstenfall stehen könnte. Bischoff versucht den längst begrabenen Geheimnissen auf den Grund zu gehen- aber das Dorf schweigt sich aus. Und dann geschieht ein Mord.

Was ich absolut bemerkenswert finde: Das Buch kommt ohne großartige Beschreibungen und ausschweifende szenische Schilderungen aus. Stattdessen besteht es zu einem Großteil aus Dialogen, was erheblich zum Tempo beiträgt und die Handlung schnell voranbringt. Die gesamte Atmosphäre im Buch ergibt sich also hauptsächlich aus dem was gesagt, oder eben verschwiegen wird und wie sich die Charaktere einander gegenüber Verhalten.

Es gibt auch eine Täterperspektive im Buch, die aber sehr vage und undurchsichtig gehalten wird, wodurch sie so ziemlich auf jeden im Dorf zutreffen könnte. Zudem tauchen auch darin immer Aspekte auf, dass man der geistigen Verfassung des Urhebers zweifeln könnte, was ich einen sehr interessanten Kniff finde. Generell schwankt die Geschichte insgesamt sehr stark zwischen Realität und Einbildung, da es sehr viele Untertöne in den Gesprächen gibt. Auf jeden Fall ist in Klotten sehr vieles nicht so, wie es auf den ersten Blick scheint.

Neben dem Fall stehen auch persönliche Rivalitäten und sich anbahnende Freundschaften im Fokus der Handlung, was ihr einen sehr angenehmen Touch verleiht. Besonders der etwas verschrobene Dr. Wagner ist immer für einen Lacher gut und bereichert die Handlung ungemein. Für mich ein rundum gelungener Fall im Stile eines "Tatorts".

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.02.2023
Roxy
Bülow, Johann von

Roxy


sehr gut

Ich habe „Roxy“ als Hörbuch gehört, gelesen vom Autor selbst. Und ich muss sagen: der kann einfach richtig gut vorlesen. Johann von Bülow hat eine wahnsinnig angenehme Stimme und erzählt sein Buch sehr flüssig und mit einer Leichtigkeit, die es wie eine nette Anekdote unter Freunden wirken lässt. Und obwohl es so leicht wirkt, lässt das Buch nicht an Tiefgang und Emotionalität missen. Die Thematik rangiert irgendwo zwischen der Euphorie und Melancholie des Lebens und Erwachsenwerdens- was für ein Buch!

Zum Inhalt: Marc und Roy sind alte Schulfreunde, sie wachsen im München der 80er Jahre auf und obwohl ihre Voraussetzungen für das weitere Leben sehr unterschiedlich sind- Roy ist Industriellensohn, Marc wachst eher kleinbürgerlich auf, spüren sie eine tiefe Verbundenheit. Sie wachsen aneinander, konkurrieren miteinander. Bis ihre unterschiedlichen Lebenswege sie zwangsläufig auseinanderreißen. Doch immer treffen sie wieder aufeinander, finden einander. Bis zu ihrem letzten Treffen, das auf einem Friedhof stattfindet.

Die Geschichte wird aus Marcs Perspektive erzählt, der getrieben vom Konkurrenzkampf mit seinem Kindheitsfreund Roy und seiner eigenen Planlosigkeit durchs Leben treibt. Marc weiß nicht was er will, weiß nicht wo sein Platz ist, weiß nicht wie man sich festlegt. Es ist eine Geschichte über Freundschaft, Liebe, über das Erwachsenwerden und die Sinnfindung des Lebens.
Natürlich kommt das Buch, in dem Versuch ein Coming-of-Age Roman zu sein nicht ohne einige Klischees der Jugend aus. Diese passen aber hervorragend ins Bild. Das München der 80er und Marcs Station in Wiesbaden werden sehr greifbar geschildert, die Probleme, denen sich der junge Mann stellen muss, sind herrlich menschlich und erzeugen eine Art Nostalgie-Stimmung z.B. als er über die Schwierigkeiten des Telefonierens und des Anrufbeantworters erklärt. Als jemand, der diese Zeit nicht selbst erlebt hat, kommen mir diese Erinnerungen gleichwohl skurril wie unterhaltsam vor.

Es ist schwer mit diesem unsteten Protagonisten warm zu werden, der sich so durchs Leben treiben lässt, ohne jemals wirklich anzukommen. Am meisten nachvollziehen und mit ihm mitfühlen konnte ich wohl ganz am Ende. Für mich war dieses Buch eine Geschichte, der ich gerne gelauscht habe und die voll war von den Fantastereien der Jugend und der Suche nach sich selbst.

Bewertung vom 27.02.2023
No Longer Lost / Mulberry Mansion Bd.2
Niemeitz, Merit

No Longer Lost / Mulberry Mansion Bd.2


ausgezeichnet

„No longer lost“ ist der zweite Teil der Mulberry-Mansion Reihe und auch wenn ich Band 1 aufgrund der Thematik nicht ganz so gespürt habe, habe ich dafür diesen band umso mehr geliebt. Die Bände sind unabhängig voneinander lesbar, das sie den Fokus auf verschiedene Protagonisten legen, die aber alle in der Mulberry Mansion wohnen. Dieser Band trifft mitten ins Herz und war ein echter Lesegenuss.

Zum Inhalt: Ein neues Semester an WU beginnt, aber da die Fördergelder für die Mulberry Mansion gekürzt wurden, muss die WG den Gürtel etwas enger schnallen. May beschließt daher, sich an Weston zu wenden, den Sohn der Studiendekanin. Doch für seine Hilfe erwartet er eine entsprechende Gegenleistung: May soll mit ihm an einem psychologischen Experiment zum Thema Intimität teilnehmen. Beide sind sich sicher, dass sie sich nie ineinander verlieben würde. May willigt also ein, denn was soll schon schiefgehen?

Ich liebe May und Wes als Protagonisten und ihre Liebesgeschichte, die man schon fast als „from enemies to lovers“ bezeichnen könnte, hat mir richtig gut gefallen. Vor allem, da sie sich sehr natürlich und aus der Situation heraus entwickelt. Mir ist Slow burn immer lieber als Hals-über-Kopf. Und obwohl beide aus sehr verschiedenen Welten kommen, entdecken sie doch erstaunlich viele Gemeinsamkeiten. In diesem Buch spielt Vertrauen eine zentrale Rolle und macht die Handlung sehr nahbar und nachvollziehbar.

May ist einfach eine fantastische Protagonistin. Ich mochte sie schon in band 1 richtig gerne aber nach diesem Buch wünschte ich mir ich könnte sie in den Arm nehmen und ihre Freundin sein. Ich liebe einfach Bücher, die dieses Gefühl erzeugen, man würde die Charaktere kennen und greifen können. Ein bisschen schade ich es, dass die anderen Bewohner der Mulberry Mansion diesmal sehr kurz gekommen sind, dafür stehen Wes Freunde mehr im Fokus der Handlung und verdeutlichen nochmal, wie unterschiedlich Freundschaften aussehen können.

Das Buch ist sehr feinfühlig geschrieben und transportiert die schwierigen und teils zwiegespaltenen Emotionen zwischen Was und May wirklich gut. Ich fand vor allem auch die Familiengeschichten der beiden sehr emotional ergreifend, weshalb sich die Szenen in der Mansion auch immer wie heimkommen angefühlt haben. Trotzdem hat das Buch auch ein paar herrlich leichte Szenen, die die Schwermut der Situation auflockern. Besonders hervorheben möchte ich nochmal, wie sehr May in sich geruht und mit sich selbst im reinen war. Das fand ich sehr inspirierend und ermutigend und hat mir wirklich gut gefallen.

Eine richtig schöne Geschichte, die mich mitten ins Herz getroffen hat.

Bewertung vom 27.02.2023
STONE BLIND - Der Blick der Medusa
Haynes, Natalie

STONE BLIND - Der Blick der Medusa


gut

Ich war auf dieses Buch schon besonders gespannt, da ich gerne Geschichten über griechische Mythologie lese und mir die modernen Retellings, die aktuell viel erscheinen bisher immer gut gefallen haben. Medusa ist eine diese Mythengestalten, die ich vorrangig als Feindbild eines Helden aus Film und Fernsehen kenne, über die aber eigentlich nicht viel bekannt ist. Umso neugieriger war ich, da sie nun eine Stimme erhalten soll. Allerdings war das Buch inhaltlich dann doch anders, als von mir erwartet.

Zum Inhalt: Medusa wächst als menschliches Kind zweier Götter bei ihren Schwestern den Gorgonen auf. Und obwohl sie so anders ist, lieben die beiden sie, wie ein eigenes Kind. Medusa wächst zu einer schönen jungen Frau heran, die das Interesse des Gottes Poseidon auf sich zieht. Als diese sie im Tempel der Athene vergewaltigt, zieht Medusa damit den Zorn der Gottheit auf sich, die Medusa mit einer Abscheulichen Gestalt und der Fähigkeit alles was sie betrachtet in Stein zu verwandeln straft. Und als wäre dies nicht genug bekommt ein Sohn Zeus die Aufgabe, den Kopf einer Gorgone zu beschaffen.

Zuallererst vielleicht einmal so viel: Das Buch wird aus sehr vielen unterschiedlichen Blickwinkeln erzählt. Nicht mit allen Namen und Mythengestalten konnte ich von vornherein etwas anfangen, sodass ich zwischendurch auch mal Google konsultieren musste. Es gibt hinten im Buch auch eine Übersicht, aber beim Ebook finde ich das immer unpraktisch. Tatsächlich kam Medusas eigene Perspektive sogar ziemlich kurz in dieser Geschichte, vielmehr melden sich diverse Gottheiten und Personen zu Wort, die im weitesten Sinne mit dem Medusa-Mythos zu tun haben. In einigen der Passagen wird sogar der Leser direkt adressiert, was mich immer wieder kurz verwirrt hat, weil es für mich den Lesefluss gestört hat. Diese Art des Erzählens habe ich in letzter Zeit gehäuft festgestellt- mich begeistert das eher nicht.

Ansonsten lehrt die Geschichte vor allem, dass Monster in verschiedenen Facetten und Gestalten auftreten können. In dieser Geschichte sind die Übergänge zwischen gut und Böse sehr fließend, vermeintliche Helden entpuppen sich als Mörder und auch Götter entwickeln ein Gewissen. Die Geschichte insgesamt hat mir gut gefallen, vor allem wie ich die einzelnen Handlungsstränge zu einer Gesamterzählung verflochten, auch wenn ich sie aufgrund der vielen Perspektivwechsel etwas unübersichtlich fand.

Für mich war einfach schade, dass man von Medusa selbst und ihren Gefühlen und Gedanken so wenig mitbekommt. Viele Kapitel zielen darauf ab, wie sie von anderen fälschlicherweise wahrgenommen wird. So wird sie in ihrer eigenen Geschichte in die stumme Opferrolle gedrängt. Erst gegen Ende, im Zwiegespräch mit Athene, schwingt endlich Persönlichkeit mit, da war die Geschichte dann aber auch schon vorbei.

Bewertung vom 23.02.2023
Stigma
Adam, Lea

Stigma


gut

„Stigma“ fällt direkt durch das dunkle, unheimliche Cover mit dem gelben Schriftzug auf. Ich finde das springt direkt ins Auge und macht neugierig. Was ich toll fand und zum ersten Mal bei einem Thriller gesehen habe, ist die Triggerwarnung am Anfang des Buches. Mag man bei einem Thriller überflüssig finden, ich fand sie aufgrund der Thematik sehr angebracht. Beim Lesen habe ich festgestellt, dass ich mich das Buch sehr stark an einen anderen Thriller erinnert, den ich kürzlich gelesen habe und der sich mit einem ähnlichen Thema beschäftigt. Klar, neue Themen fallen nicht vom Himmel, aber sowas hinterlässt immer einen faden Beigeschmack bei mir.

Zum Inhalt: eine entstellte Männerleiche in Hamburg. Dem Opfer wurden die Augen entfernt und neben dem Körper drapiert. Ein Mafiaritual? Die Ermittler Jagoda Milosevic und Vincent Frey tappen im Dunkeln. Als eine zweite Leiche gefunden wird, der die Ohren entfernt wurden, geht man von einem Serientäter aus. Die Ermittlungen führen die Polizei in einen Strudel aus sexualisierter Gewalt gegen Frauen und doch scheint es keinen Verdächtigen zu geben, der alle Opfer kannte. Gleichzeitig beginnt Jagoda Drohungen des unbekannten Täters zu bekommen.

Zuerst einmal: das Buch ist keine leichte Kost. Neben den Abschnitten, die die Ermittlungen aus Sicht von Milo schildern, werden immer wieder Zwischenkapitel eingestreut, die sich als Rückblenden um verschiedene, namentlich genannte Frauen drehen, die sexuelle Übergriffe und Gewalt erfahren. Beim Lesen dieser Abschnitte ist mir regelrecht schlecht geworden. Nicht weil ich so zart besaitet bin, sondern weil mich diese Selbstverständlichkeit, mit der die Täter vorgehen, einfach krank und wütend macht. Diese Kapitel gehen echt unter die Haut und waren für mich gleichzeitig das schlimmste und beste an diesem Buch.

In der Buchbeschreibung findet sich die Widmung „Für alle, die es leid sind, immer wieder dieselbe Geschichte über ermordete Frauen zu lesen: Dieses Buch ist für Euch.“ und genauso wird diese Geschichte erzählt. Dieses Buch ist für mich ein Racheroman, quasi ein Aufruf, sich gegen die Peiniger zu stellen und ihnen ihre Taten zu vergelten, wo das Justizsystem versagt- immer noch ein brandaktuelles Thema! In diesem Buch werden Monster zu Opfern.
Es gab ein paar Wendungen innerhalb der Geschichte, mit denen ich nicht gerechnet habe, aber insgesamt fand ich die Geschichte ca. ab der Hälfte etwas vorhersehbar. Da stoßen auch die Ermittler auf entscheidende Hinweise, können sie nur noch nicht mit den Taten verknüpfen. Die Ermittler selbst sind ziemlich blass geblieben, Vincent ist sehr eindimensional dargestellt, im Zentrum steht ganz klar Milo. Männerfiguren scheinen in diesem Buch allgemein nur Mittel zum Zweck zu sein, alle Schlüsselpositionen sind mit Frauen besetzt, sowohl im Ermittlerteam, als auch in Milos Umfeld.

Ich muss sagen, dass das Spannungslevel für meinen Geschmack noch ausbaufähig war, die Ermittlungen kommen lange nicht so recht in Gang. Erst auf den letzten Seiten kam für mich atemlose Spannung auf und da ward er Fall dann auch schon gelöst. Insgesamt solide, konnte mich aber nicht mitreißen.

Bewertung vom 23.02.2023
Uns bleibt immer New York
Miller, Mark

Uns bleibt immer New York


ausgezeichnet

„Und bleibt immer New York“ hat einfach einen wahnsinnig spannenden Klappentext und macht total neugierig. Besonders ist, dass es quasi untermalt von Musik ist, die eine Ode an New York darstellt, denn jede Kapitelüberschrift beinhaltet ein Songzitat- sowas habe ich bisher noch bei keinem Buch in ähnlicher Form gesehen. Inhaltlich vereint es Elemente eines Thrillers mit einem Liebesroman. Eine gelungene Kombination, die schnell ihre Sogwirkung entwickelt.

Zum Inhalt: Lorraine bekommt Drohungen von einem unbekannten Stalker. Ein Job bei einer Werbeagentur in New York bietet ihr einen scheinbar einfachen Ausweg aus dieser Situation. Doch schon an ihrem ersten Abend wird sie angegriffen. Zu Hilfe eilt ihr Leo, ein ehemaliger Kunstfälscher, der sich direkt zu der schönen Pariserin hingezogen fühlt. Aber auch er verbirgt Geheimnisse. Können sie sich gemeinsam ihren Dämonen stellen?

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. In diesem Buch geht es viel um Kultur- um urbanes Leben, Kunst und Musik. Das Buch ist dadurch einfach fantastisch zu lesen und fühlt sich direkt kosmopolitisch an. Aufgrund der Lebensumstände der Protagonisten taucht der Leser in das Leben der High Society ein, ohne dass es pietätlos wirkt und die Autorin bewegt sich geschickt auf dem schmalen Grad, der elitären Wohlstand von verschwenderischem Glamour trennt. Die beiden Protagonisten wirken durchweg bodenständig und liebenswert und die sehr unterschiedlichen Nebencharaktere erhöhen den Unterhaltunswert der Geschichte.

Ich fand es klasse, wie diese Geschichte immer wieder zwischen Liebesgeschichte und Thriller switcht und so durchweg spannend bleibt. Außerdem gibt es durchaus auch Element, die man aus klassischen Ganoven/Mafiafilmen kennt. also ein sehr interessanter Genremix, der gut zu unterhalten weiß. Es war einfach fesselnd den Begegnungen zu folgen und aufzudecken, welche Geheimnisse die Charaktere und die ihnen nahestehenden Personen verbergen.

Das Buch war einfach ganz anders, als von mir erwartet und konnte mich wirklich überraschen. Die Zusammenstellung von Themen mit Schwerpunkt auf Kunst hat mich wirklich gecatcht und dafür gesorgt, dass ich unbedingt weiterlesen wollte und die Playlist, die das Buch begleitet macht es zu einem echt spektakulären Erlebnis für Musik- oder NewYork Liebhaber. Für mich hat dieses Buch voll funktioniert, sodass ich es gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 22.02.2023
Der Paria / Der stählerne Bund Bd.1
Ryan, Anthony

Der Paria / Der stählerne Bund Bd.1


sehr gut

„Der Paria“ ist der Auftaktband einer Fantasy-Trilogie von Autor Anthony Ryan und spielt in einer fiktiven mittelalterlichen Welt, durch die wir den Gesetzlosen Alwyn begleiten. Ryan nimmt den Leser mit in eine stürmische Zeit und den Kampf um eine ungewisse Zukunft für ein Königreich, das sich im Umbruch befindet.

Zum Inhalt: der junge Alwyn Scribe wächst unter den Gesetzlosen und aufgrund seiner guten Beobachtungsgabe und Fähigkeit Menschen zu lesen als Protegé von Banditenkönig Deckin Scarl auf. Als ein Verrat die Bande zerschlägt ist Alwyn auf sich gestellt und muss sich neue Verbündete suchen. Er gerät an Evadine und verliert sich in einem Strudel aus Krieg, Gewalt und Rachedurst.

Auf verschiedenen Etappen seines Lebensweges begleiten wir Protagonist Alwyn durch die Geschichte. Dieser erzählt quasi selbst seine Lebensgeschichte und spricht auch immer wieder den Leser direkt an, was ich interessant aber nicht immer wirklich passend fand. Das Worldbuilding ist denkbar simpel und erinnert an einen typischen Mittelalterroman. Fantasy-Elemente sind eher dünn gestreut und könnten auch gut zum altertümlichen Volksglauben passen. Erst zum Ende des Buches hin treten diese verstärkter auf.

Worüber ich sehr überrascht war ist, welche zentrale Rolle Religiosität und Ketzerei in dieser Geschichte einnehmen. Dabei wird das Glaubenskonzept und Märtyrertum gar nicht tiefgreifend erläutert, trotzdem ist es Dreh- und Angelpunkt von Alwyns Geschichte und gemeinsam mit den politischen Entwicklungen im Land für die Haupthandlung von entscheidender Rolle.

Ein Highlight waren für mich die vielfältigen Frauenfiguren, die abwechselnd berechnend und intelligent, verräterisch und selbstsüchtig, aber auch schwach und abhängig sind. Oft sind Frauenfiguren in Mittelalterromanen ja nur schmückendes Beiwerk oder werden in Opferrollen gepresst, hier spielen sie eine zentrale Rolle und werden von Alwyn aktiv und auf eine anerkennende Weise wahngenommen, was mir gut gefallen hat.

Das Buch selbst hat sich toll lesen lassen und auf den knapp 800 Seiten kam nie Langeweile auf, da die sich Heldentruppe um Alwyn in immer neue Gefahren und Abenteuer stürzt. Ein bisschen kam bei mir Robin-Hood-Feeling bei Lesen auf. Alwyn selbst ist in meinen Augen ein eher unsteter Protagonist, der erst noch seine Bestimmung finden muss. Trotzdem lässt er ein großes Herz und einen wachen Geist erahnen. Ich hatte hier auf mehr charakterliche Entwicklung gehofft, vielleicht passiert das ja noch in den Folgebänden, denn besonders in Bezug auf seine Loyalitäten und mögliche Rachemotive ist noch keine klare Linie erkennbar.

Als Auftakt hat mir das Buch gut gefallen, trotzdem finde ich, dass die kommenden Bände noch nachlegen müssen, um mich fesseln zu können. Ryan hat hier einen guten Grundstein gelegt, der definitiv weiter ausbaufähig ist.

Bewertung vom 20.02.2023
Storchenherzen / Die Hebammen vom Storchennest Bd.1
Teichert, Fritzi

Storchenherzen / Die Hebammen vom Storchennest Bd.1


sehr gut

„Storchenherzen“ ist ein klassischer Frauenroman, in dem es um unterschiedliche weibliche Charaktere, die Themen Liebe und Familie und eine außergewöhnliche Freundschaft unter besonderen Umständen geht. Das Buch der ist der Auftakt einer Reihe und lässt sich sehr entspannt und einfach lesen. Die Geschichte ist einfach schön, ein bisschen chaotisch und geht ans Herz.

Zum Inhalt: Madita hat schon in jungen Jahren gelernt, dass sie Hebamme werden will. Als sie ihren ersten richtigen Job in der Hebammenpraxis Storchennest antritt, ist die gestandene Angestellte Helga nicht sonderlich begeistert von dem Neuzugang mit den bunten Haaren und ausschweifenden Ideen. Doch Madita bringt nicht kur frischen Wind in die Praxis, sondern auch in Helgas eingestaubtes Leben.

Das Thema Schwangerschaft mit allen angrenzenden Themenbereichen bezüglich Vorsorge, Geburt und Nachsorge steht hier sehr im Zentrum und wird von unterschiedlichen Seiten beleuchtet. Mit natürlicher Offenheit und etwas spitzen Zungen vonseiten Helgas begleiten wir den Alltag der Hebammen. Die Szenarien werden lebhaft und realistisch dargestellt, beleuchten nicht nur die Sonnenseiten und haben mich ab und zu zum Schmunzeln gebracht.

Das Buch bringt eine gewisse Leichtigkeit, sowie viel Witz und Charme mit und lässt sich einfach toll lesen. Ich mochte die zwei Protagonistinnen wirklich gerne, die sich in so unterschiedlichen Stadien ihres Lebens befinden und trotzdem schnell einen Draht zueinander entwickeln. Im Fokus steht hier vorrangig das Thema Freundschaft, was ich richtig toll fand. Ich lese einfach gerne Geschichte über starke weibliche Charaktere, die sich gegenseitig unterstützen und füreinander einstehen.

Tatsächlich wäre die Geschichte in meinen Augen auch bestens komplett ohne männliche Charaktere ausgekommen, denn sowohl Helgas (Ex)mann, also auch Maditas Schwarm zählen in meinen Augen jetzt nicht in die Kategorie Traummann und waren mir stattdessen fast schon unsympathisch, weil sie diese herzensguten, engagierten Frauen nicht gebührend zu schätzen wussten. Besonders über Silas konnte ich eigentlich nur den Kopf schütteln. Ich bin gespannt, wie sich diese Beziehungen in Band 2 weiterentwickeln.

Für mich ein echtes Wohlfühlbuch, das ich gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 20.02.2023
We don't lie anymore / Anymore-Duet Bd.2
Johnson, Julie

We don't lie anymore / Anymore-Duet Bd.2


gut

Ich fand die Forbidden-Royals Reihe von Autorin Julie Johnson wirklich stark und wollte daher noch was anderes von ihr lesen. „We don‘t lie anymore“ ist der zweite Band einer Dilogie, die Bände sind aber unabhängig voneinander lesbar, da die Vorgeschichte der Figuren ausreichend umrissen wird. Das Buch ist eine Mischung aus Kleinstadt-Romance und Gangster-Drama, die mich letztendlich nicht so ganz abholen konnte.

Zum Inhalt: Josephine braucht eine Auszeit von ihrem Leben und ihrem Job in Genf und kehrt deshalb in ihre Heimatstadt zurück, um sich über ihre weiteren Schritte klarzuwerden. Dort trifft sie auf Archer, ihre Jugendliebe, der ihr vor einem Jahr das Herz gebrochen hat. Und als die beiden aufeinandertreffen, spüren sie, dass ihre Geschichte noch nicht vorbei ist.

Ich bin jetzt nicht unbedingt der größte Fan von Second-Chances-Geschichten, aber die Slow Burn Romance in diesem Buch hat mir gut gefallen. Neben der Liebesgeschichte gibt es in dieser Geschichte sehr viele Nebenschauplätze der Handlung, wodurch aber alle Handlungsstränge für sich sehr kurz gekommen sind. Daher wurde keiner der Aspekte so richtig vertieft, wobei sie an sich alle Potential für Spannung und Konflikte gehabt hätten. Weniger wäre hier vielleicht mehr gewesen.

Die Gefühle der Protagonisten drehen sich auch eine ganze Weile im Kreis bis von externer Stelle der glorreiche Hinweis kommt, doch mal miteinander zu reden. Danach ist es fast, als wäre kein Jahr vergangen und die Charaktere knüpfen an ihre vorherige Beziehung wieder an und die Erkenntnisse, die sie über sich und ihre Beziehung erlangen, sind interessant zu verfolgen.

Das Finale im Buch fand ich dann tatsächlich ziemlich übertrieben für einen Liebesroman. Es wirkte so als müsste hier auf Teufel komm raus nochmal Spannung erzeugt werden, für mein Empfinden hat das aber einfach nicht so in die Geschichte gepasst.

Insgesamt eine Solide Geschichte, die sich nett lesen lässt. Der Funke ist aber nicht so ganz zu mir übergesprungen.

Bewertung vom 16.02.2023
Das Sanatorium / Ein Fall für Elin Warner Bd.1 (eBook, ePUB)
Pearse, Sarah

Das Sanatorium / Ein Fall für Elin Warner Bd.1 (eBook, ePUB)


weniger gut

"Das Sanatorium" hat eigentlich alles, was es für einen gelungenen Thriller braucht: ein abgelegenes, interessantes Setting, ein dunkles Geheimnis und einen bis zum Schluss unerkannten Mörder. Doch leider hat das Buch es nicht geschafft, bei mir die entsprechende Spannung aufzubauen.

Zum Inhalt: ein altes Sanatorium in Österreich. Ein Bauprojekt soll aus dem geschlossenen Gebäude ein neues Luxushotel entstehen lassen. Kurz nach der Eröffnung reist die beurlaubte Polizistin Elin zur Hochzeit ihres Bruders an. Doch dann schneidet das Wetter das Hotel von der Außenwelt ab und die zukünftige Braut wird vermisst.

Für meinen Geschmack zog sich der Anfang der Geschichte ziemlich in die Länge, bis die Handlung selbst so richtig in Gang kam und ein bisschen Spannung erzeugt wurde. Im Fokus steht ganz klar Elin, die gefühlt einen Berg an persönlichen Problemen mit sich herumschleppt, der auch bereits zu Beginn der Handlung schon sehr ausführlich erläutert wird. Das fand ich ziemlich anstrengend und hat nicht unbedingt dazu beigetreten Elin sympathisch zu finden.

So richtig war das Konzept in meinen Augen nicht in sich stimmig. Es wird an vielen Stellen versucht falsche Fährten zu legen, aber für mich hat das einfach nicht funktioniert. Ich fand Elins Erklärungsversuche und Gedankengänge oft nicht nachvollziehbar, da sie sich allein auf Annahmen statt Fakten stützen und stark von ihren eigenen Vorurteilen beeinflusst sind.

Zwischendurch werden immer mal wieder die Nebenschauplätze der Handlung beleuchtet, das bleibt aber alles sehr vage und eindimensional. Der Aspekt, dass es sich um ein ehemaliges Sanatorium handelt, hätte für meinen Geschmack auch intensiver aufgegriffen und stimmungsvoller umgesetzt werden können. Generell war mir der Stimmungsbogen zu flach und flaute durch Elins eigenmächtige Ermittlungsversuche und wüste Anschuldigungen immer wieder ab.

Mich hat das Buch einfach nicht richtig abholen und überzeugen können. Für mich ist es eins dieser Bücher, bei denen ich froh war, als es vorbei war. schwanke zwischen zwei und drei Sternen.